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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Obwohl Ayashi sich nur ganz langsam näherte, schreckte Inuyasha herum und blickte sie ängstlich an. Die Blätter und Zweige, die er gesammelt hatte, glitten ihm vor Schreck aus den Händen. Unwillkürlich wich er einige Schritte zurück und machte sich kleiner, als er ohnehin schon war.

„Hab’ keine Angst, Inuyasha.“ bat Ayashi, doch er wich immer noch vor ihr zurück.

„Woher kennst du meinen Namen?“ fragte er und zitterte am ganzen Körper.

„Ich habe von dir gehört. Und ich habe dich gesucht.“ sagte sie und blieb stehen.

„Warum?“ fragte er wieder.

Ayashi hob beschwichtigend die Hände und zeigte ihm ihre Handflächen, um ihm zu zeigen, dass sie keine Waffen trug. Wieso hatte er nur so viel Angst? Natürlich hatte sie sich dazu entschieden, ihm nicht zu verheimlichen, dass sie kein Mensch war, aber Furcht einflößend konnte sie wirklich nicht aussehen. Ihr schwarzes langes Haar konnte ihn nicht an Sesshoumarus silberne Haare erinnern, wie auch ihre dunkelgrünen Augen überhaupt nicht Sesshoumarus bernsteinfarbenen Augen glichen.

„Ich habe nichts getan!“ rief Inuyasha beinahe verzweifelt und Tränen traten ihm in die Augen.

Ayashi zögerte einen Moment und fragte sich, worauf sie sich da nur eingelassen hatte, und überlegte, ob sie einfach gehen sollte, doch besann sich schnell eines Besseren, denn immerhin versuchte sie für Sesshoumaru, Inuyasha davon zu überzeugen, dass sie nicht die Ungeheuer waren, die die Menschen ihn glauben machen wollten.

„Ich weiß, dass du nichts getan hast. Und ich bin nicht hier, um dich zu bestrafen oder dir in irgendeiner Weise weh zu tun.“ versicherte sie und wartete eine Weile ab, bis die Worte in Inuyashas Bewusstsein sanken.

Inuyasha beäugte sie zwar immer noch misstrauisch, blieb aber schließlich stehen und zog sich nicht mehr von ihr zurück.

„Was willst du dann?“ wollte er schließlich wissen und Ayashi lächelte.

„Ich möchte mit dir sprechen, Inuyasha.“ entgegnete sie und er schüttelte den Kopf.

„Worüber?“

„Über dich. Ich möchte wissen, wie es dir geht.“ antwortete Ayashi und trat wieder einen Schritt auf Inuyasha zu, weshalb dieser gleich mehrere Schritte vor ihr davon lief.

„Nein, warte! Inuyasha, warte!“ rief sie ihm hinterher und streckte die Hand nach ihm aus, obwohl sie wusste, dass sie ihn nicht fassen konnte.

Inuyasha hielt tatsächlich inne, doch er stand weit von ihr entfernt. Ayashis Herz klopfte laut und sie verfluchte sich in Gedanken dafür, dass eine unbedachte Bewegung ihrerseits ihn ohne weiteres wieder zurück zur Burg treiben konnte. Was hatten die Menschen nur mit ihm gemacht?

„Es ist alles in Ordnung. Sieh’ her! Ich setze mich genau hier auf den Boden, in Ordnung?“ begann Ayashi wieder und ließ sich ganz langsam und vorsichtig auf den Boden nieder, obwohl ihr der Sinn wirklich nicht danach stand, der der Waldboden war nass und kalt und schmutzig.

Inuyasha betrachtete sie neugierig und blickte sie auch noch an, als sie schon eine ganze Zeit lang still auf dem Boden saß. Immer wieder zuckte er, als wolle er zu ihr herüber kommen, doch immer wieder hielt er sich selbst davon auch zurück.

Ayashi konnte sehen, dass er sich sehr dafür interessierte, wer sie war, was sie von ihm wollte, doch sie sah auch, dass die Angst ihn noch in sicherer Entfernung hielt. Sie zwang sich dazu, still sitzen zu bleiben, da sie wusste, dass er zu ihr kommen musste. Also wartete sie ab und hoffte, dass Inuyashas Neugier möglichst bald über seine Angst siegen würde.
 

Sie wusste nicht genau, wie viel Zeit verstrichen war, doch es war Nachmittag, als Inuyasha sich schließlich entschloss, wieder einige Schritte auf sie zuzugehen. Ayashi hatte mit geschlossenen Augen gewartet und seine Gegenwart einfach durch ihre Sinne wahrgenommen und verfolgt.

Nun kam er langsam näher und sie öffnete vorsichtig ihre Augen wieder, damit er nicht wieder verschreckt verschwand.

„Ich werde dir nichts tun, Inuyasha.“ versprach Ayashi noch einmal und er nickte leicht.

„Wer bist du?“ fragte er schließlich und Ayashi lächelte.

„Mein Name ist Ayashi, aber du kannst mich auch Aya nennen, wenn du möchtest.“

„Aya… Nein, ich nenne dich Ayashi. Woher kennst du mich? Wer hat von mir erzählt?“ fragte er weiter.

„Du bist aber sehr neugierig, Inuyasha.“ lachte sie leise und beobachtete, wie er sich in normaler Entfernung zu ihr setzte.

„In der Burg schlagen sie mich immer, wenn ich etwas wissen will. Sie sagen immer, dass mich das nichts angeht… und so… andere Dinge.“

„Das ist nicht schön, nein, wirklich nicht. Du darfst mich alles fragen, Inuyasha, aber ich habe auch ein paar Fragen. Beantwortest du mir meine Fragen auch?“

Inuyasha nickte und rückte ein Stück näher, ehe er meinte:

„Aber meine Fragen zuerst.“

Ayashi lachte erneut und nickte.

„Gut… Lass’ mich überlegen, was du gefragt hattest… Ah, ja, woher ich dich kenne? Und wer mir von dir erzählt hat?“ Ayashi wartete, bis Inuyasha nickte, und atmete dann tief durch, weil sie nun aufpassen musste, was sie sagte: „Als du ein ganz kleiner Junge warst, Inuyasha, ein Säugling noch, war deine Mutter mit dir auf dem Schloss meines Vaters zu Gast. Da habe ich das erste Mal gesehen und ich habe mich auch ein wenig um dich gekümmert. Du erinnerst dich bestimmt nicht, denn wie ich schon sagte, warst du noch sehr, sehr klein.“

„Nein, ich erinnere mich nicht.“ stimmte Inuyasha zu und Ayashi nickte.

„Deine Mutter kehrte irgendwann wieder zu ihrer Familie in ihre heimatliche Burg zurück und wir haben nicht mehr von ihr gehört. Da ich auch sehr lange auf einer Reise war, habe ich erst vor wenigen Tagen vom Tod deiner Mutter erfahren und wollte sofort sehen, wie es dir geht. Was ich hörte, gefiel mir überhaupt nicht, Inuyasha, denn ich hörte, dass du nicht gut behandelt wirst.“

Inuyasha sagte nichts und Ayashi wartete ebenfalls noch einen Augenblick, ehe sie meinte:

„Habe ich deine Frage beantwortet?“

„Ja, aber… warum kenne ich dich nicht, wenn du meine Mutter kanntest? War sie deine Freundin, wenn sie dein Zuhause besucht hat?“

„Freundinnen waren wir nicht, nein, aber ich habe sie in vielfacher Weise gemocht.“ entgegnete Ayashi vorsichtig und Inuyasha konnte damit in seinen jungen Jahren nicht sehr viel anfangen. „Wir dachten alle, dass es dir bei deiner Mutter und ihrer Familie an nichts fehlen würde, und … ja, weißt du, Inuyasha, ein Kind gehört doch immer zur Mutter, oder nicht?“

Inuyasha zuckte die Schultern und Ayashi schwieg, bis er bereit war, wieder mit ihr zu sprechen.

„Ich habe meine Mama sehr lieb gehabt. Ich glaube, sie hatte mich auch gern. Ich verstehe nur nicht, warum sie mich allein gelassen hat.“

„Das darfst du nicht so sehen, Inuyasha. Ich bin mir sicher, dass deine Mutter alles gegeben hätte, um bei dir bleiben zu können, doch manchmal… ist das Schicksal mächtiger. Und manchmal ist das Leben auch nicht gerecht, aber das kannst du bestimmt schon verstehen.“

„Ich weiß nicht.“ murmelte er und Ayashi nickte.

„Beantwortest du nun meine Fragen, Inuyasha?“

„Ja, warum nicht?“

„Wieso bleibst du hier?“

„Es ist mein Zuhause.“

„Inuyasha, leere Mauern sind kein Zuhause. Die Menschen hier behandeln dich schlecht. Wieso lässt du das zu? Warum gehst du nicht einfach?“

„Sie behandeln mich schlecht, weil ich es so verdient habe. Ich bin ein wertloses Wesen… nicht normal.“

„Inuyasha, das ist nicht wahr. Du bist kein wertloses Wesen…“

„Ich bin Abschaum.“

„Das sind Worte, die sie benutzen, aber du darfst ihnen nicht glauben. Du sagtest, deine Mama hätte dich sehr lieb gehabt, dann kann das doch nicht stimmen. Für sie warst du sehr viel Wert.“ meinte Ayashi.

Sie überlegte sich kurz, ob sie von Inu-no-taishou erzählen sollte, doch verwarf das gleich wieder, da es dafür noch zu früh war. Die Worte der Menschen schienen sich sehr in Inuyashas Gedächtnis gebrannt zu haben. Wenn er sich selbst für Abschaum hielt – und mit derartiger Gewissheit davon sprach, konnte sie nun nicht erwarten, dass er ihr glauben würde, dass sein Vater kein Ungeheuer war.

Inuyasha rutschte unruhig hin und her, blickte in den Himmel und erhob sich schnell. Ayashi warf ebenfalls einen Blick in den Himmel und stellte fest, dass es dämmerte.

„Ich muss jetzt gehen. Ich bekomme Ärger, wenn ich nicht rechtzeitig komme.“

„Das möchte ich natürlich nicht.“ sagte Ayashi und erhob sich ebenfalls. „Wenn du gehen musst, musst du gehen, aber… sag’, Inuyasha, darf ich dich wieder besuchen?“

Inuyasha blickte zu ihr nach oben und lächelte das erste Mal, seitdem sie sich getroffen hatten.

„Ja, du bist nett.“

„Gut, dann werde ich wieder kommen.“

„Aber ich darf keine Freunde haben. Du kannst nicht in die Burg kommen.“ meinte er traurig und Ayashi schüttelte den Kopf.

„Das macht nichts. Ich werde dich besuchen, wenn du nicht in der Burg bist.“

„Aber wie willst du mich denn dann finden?“

„Ich werde dich finden, Inuyasha. Ich verspreche es dir.“

Inuyasha nickte überrascht und Ayashi strich ihm über den Kopf, ohne dass er zusammenzuckte.

„Und bis dahin… bis wir uns wiedersehen, erinner’ dich daran, dass du nicht alleine bist, ja?“ bat sie ihn und er nickte feierlich, ehe er sich schnell umwandte und ihr zum Abschied noch einen Gruß zurief.

Ayashi blickte ihm nach und wusste, dass sie viel erreicht hatte, obwohl sie ihn gehen ließ.



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