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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Sesshoumaru kehrte innerhalb der nächsten Tage nach Shimonoseki zurück und atmete prüfend die Luft in den Räumen ein, die er durchschritt, wobei ihm ganz leicht Ayashis Duft nach Jasmin- und Kirschblüten in die Nase stieg. Sein Herz sprang einige Male heftig und die Hoffnung machte sich in ihm breit, dass sie noch immer im Schloss war, doch er wusste, dass dafür der Duft zu undeutlich war.

„War Ayashi-Hime vor kurzem hier?“ fragte er einen seiner Diener, der ihn in seinen Gemächern erwartete, damit er ihm die Waffen und die getragenen Kleider abnehmen konnte.

„Ja, Herr.“ entgegnete er und verneigte sich tief, als er das Schwert entgegen nahm.

„Besaß Totosai genug Anstand, sie nicht warten zu lassen?“ fragte er, da er den Grund ihrer Anwesenheit auf dem Schloss seines Vaters… seinem Schloss kannte.

„Er traf einen Morgen nach der Hime ein, Herr.“ antwortete der Diener und Sesshoumaru entließ ihn mit einer Handbewegung, worauf er sich sofort zurückzog.

Sesshoumaru nickte bei sich und schloss für einen Moment die Augen. Ihr Duft drang gegen seine Sinne und er konnte nicht anders, als sie sich vorzustellen. Er verfluchte sich selbst, dass er sie verpasst hatte, obwohl er wusste, dass es besser so war. Er wollte sie in seine Arme schließen. Er wollte sie an sich drücken. Er wollte, dass sie wusste, dass er sie liebte – und immer lieben würde – ganz gleich, was er gesagt oder getan hatte.

Langsam legte er seine Kleidung ab und trat zu dem Bad, das man ihm eingelassen hatte. Das heiße Wasser brannte etwas auf seiner Haut, doch er kümmerte sich nicht darum. Er stellte sich vor, dass es Ayashis Hände waren, die ihn mit ihren Berührungen immer verbrannt hatten. Und er liebte diese Hitze und die Wellen von leidenschaftlichem Feuer, die sie in ihm geweckt hatte.

Sesshoumaru glitt ganz in das Badewasser hinein und ließ es seinen müden und erschöpften Körper umspülen. Die Kämpfe, die er in den letzten Tagen hatte führen müssen, waren hart und verbissen gewesen, doch er hatte seine Pflicht erfüllt und wichtige Youkai wieder für sich gewonnen, indem er seinen Machtanspruch, seine Herkunft und seine Stärke bewiesen hatte.

Trotzdem war seine Aufgabe noch lange nicht beendet und er wusste, dass es noch lange dauern würde, bis endlich wieder die Ruhe herrschte, die sein Vater erschaffen hatte, bevor er seine Liebe zu dieser sterblichen Izayoi entdeckt hatte. Sesshoumaru schloss die Augen und schluckte den Ärger, der in ihm heftig aufstieg, eisern hinunter. Er wollte sich nicht ärgern, zumal sein Ärger nichts änderte und ihn nur dazu verleitete, sich schwach zu fühlen.

Die Dinge waren gekommen, wie sie gekommen waren. Daran konnte nun niemand etwas ändern. Niemand hatte sie genau voraussehen können… Nein, auch er nicht, denn hätte er gesehen, dass Ayashi einem Sohn des Kaisers gefallen würde, hätte er sie niemals um ihre Unterstützung gebeten. Niemals. Er wäre eher gestorben, als Ayashi so zu verlieren.

Sesshoumaru öffnete langsam die Augen wieder und beruhigte seinem Atem. Er wäre gestorben, ja, wenn das eine Möglichkeit gewesen wäre, doch hätte er sie wirklich dieser Gefahr ausgesetzt? Nachdenklich schüttelte er den Kopf und wusste, dass ihre Sicherheit und ihr Leben über alles gingen. Er stellte sie, ihr Leben, ihre Sicherheit und ihre Zukunft und ihren Ruf über sich und sein eigenes Wohl. Deshalb war er gegangen. Nur deshalb.
 

Sesshoumaru trat nach dem Bad in leichter Kleidung in sein Arbeitszimmer, um zu sehen, ob er etwas erledigen musste, ehe er wieder das Schloss verließ. Auf dem niedrigen Tisch lagen einige Stapel von Papieren, doch als er sie durchsah, bemerkte er, dass die meisten davon noch warten konnten, bis er von seiner nächsten Reise zurückkommen würde.

Nur die Antwort auf eine Nachricht von einem hohen Herrn des Rats von Kyoto duldete keinen Aufschub, weshalb er sich an seien Tisch setzte und seine Teilnahme an der nächsten Ratssitzung mit schnellen und klaren Worten bestätigte. Das Schicksal der Verräter würde diskutiert und entschieden werden. Der Platz seines Vaters im Rat gehörte nun ihm, weshalb seine Anwesenheit sogar unerlässlich war, obwohl er auch schon zu Lebzeiten seines Vaters an den Sitzungen teilgenommen hatte.

Nun aber hatte er wirkliche Entscheidungsgewalt und teilte sich mit wenigen Fürsten, unter denen auch Kataga und Katsumoto waren, die höchste Machtposition innerhalb ganz Japans. Er wusste, dass unglaublich viel geredet würde, doch das konnte er nicht ändern. Und wenn er ehrlich war, dann schätzte er die diplomatische Haltung, die die Youkai-Fürsten seit langer Zeit und mit wenigen Unterbrechungen untereinander aufrechterhielten.

Er hatte genug von den Kämpfen, die sein Vater ihm durch seine unüberlegten Handlungen vererbt hatte. Er hatte genug von Staub und Dreck, von den Reisen und den Wanderschaften, die ihm nur verdeutlichten, dass er ohne Ayashi wirklich einsam war.

Früher hatte er sich frei gefühlt, wenn er monatelang durch die Gegend gezogen war, doch die Last und Verantwortung der Regierung hatte auch nicht auf seinen Schultern gelastet. Nun wusste er, dass er regieren musste – und auch seine Kämpfe und Duelle waren nur eine Pflicht, die er erfüllen musste. Und er wusste, dass er wirklich an einen bestimmten Ort gehören wollte, wobei er Ayashi an seiner Seite sah.

Sesshoumaru stützte den Kopf in die Handflächen und schüttelte den Kopf. Er musste von ihr ablassen. Sie gehörte ihm nicht. Sie würde ihm niemals gehören. Wenn sie klug war, nahm sie den Antrag des Kaisersohns möglichst schnell an – ohne noch einen weiteren Gedanken an ihn zu verschwenden.

Ihre Zukunft hing von ihrer Entscheidung ab – vielleicht die Zukunft von ihnen allen, wobei sich Sesshoumaru nicht vorstellen konnte, dass der Kaiser im Falle einer Weigerung Japan mit Krieg überziehen würde. Er würde sich wahrscheinlich mit einem anderen Bündnis zufrieden geben, doch Ayashi würde schon annehmen. Sesshoumaru wusste, dass sie musste.
 

Sesshoumaru hörte die Schritte von Yaken, bevor er ihn sah, und richtete sich auf, um mit Haltung auf sein Eintreten zu warten. Tatsächlich kam der kleine Dämon wenig später durch die Tür und verneigte sich tief.

„Sesshoumaru-Sama…“ begann er zögerlich und umklammerte seinen Stab fest.

„Sprich!“ entgegnete Sesshoumaru und legte die Antwort für den Rat von Kyoto zur Seite.

„Der Schmied Totosai hat Euer Schwert hier gelassen, Sesshoumaru-Sama. Er ließ es an der Rüstung Eures ehrenwerten Vaters niederlegen.“ meinte Yaken und hielt sich immer noch demutsvoll geneigt.

Sesshoumaru nickte und erhob sich, wobei er Yaken einfach stehen ließ. Er ging scheinbar gelassen die Gänge entlang, doch sein Herz und sein Geist fasste neue Kraft. Tessaiga. Das Schwert seines Vaters. Mit Tessaiga in seinen Händen würde der Sieg über die Feinde und die Erfüllung seiner Aufgabe, die der letzte Wille seines Vaters gewesen war, leichter zu erreichen sein. Mit Tessaiga in seinen Händen war der Sieg schon beinahe zum Greifen nah… und Ayashi und er…

Unwillig schüttelte er den Kopf. Seine Gedanken sollten nicht immer zu Ayashi zurückkehren, das wusste er. Er musste einsehen, dass seine Handlungen keinen Einfluss auf Ayashis Leben hatten und haben durften. Es gab keine Zukunft mehr für sie und ihn, keine gemeinsame Zukunft zumindest, und vielleicht hatte sie es auch niemals gegeben, auch wenn sie es eine Zeit lang so gerne geglaubt hatten.

Sesshoumaru trat in den Empfangssaal und blickte zur Rüstung seines Vaters, wobei ein leichter Schauer ihn erfasste. Es war, als stünde wirklich Inu-no-taishou in diesem Raum und beherrschte das Schloss und die Ländereien, da es ihm zustand. Er war der Herrscher und Sesshoumaru fühlte sich immer noch nur als sein Sohn und sein Nachfolger, der den Platz des Vaters noch nicht eingenommen hatte.

Tief in seinem Inneren musste er zugeben, dass er verletzt und wütend war, dass sein Vater den Tod in dieser Weise gefunden hatte – und verzweifelt darüber war, dass er ihm letzten Endes nicht hatte helfen können und sie sich nicht mehr miteinander versöhnt hatten, sondern immer noch die heftigen Worte der letzten Monate scheinbar laut durch den Raum hallten.

Sie hatten einander Unrecht getan. Unrecht, das nun nicht mehr aus der Welt geräumt werden konnte. Sesshoumaru bereute seine scharfen und unversöhnlichen Worte mehr als jemals zuvor und näherte sich langsam der väterlichen Rüstung

Sein Blick fiel auf das aufgebahrte Schwert und er erkannte mit Schrecken, dass es nicht Tessaiga war, das sein Vater ihm hinterlassen hatte. Sesshoumaru konnte im ersten Augenblick keinen klaren Gedanken fassen, ehe er eine feurige Wut durch sich hindurch rauschen fühlte. Tenseiga. Warum hatte ihm sein Vater ein nutzloses Schwert hinterlassen? Ein Schwert, das nicht töten konnte? Ein Schwert, das ihn nicht bei seiner Aufgabe unterstützen konnte?

Es war nutzlos! Völlig nutzlos! Hatte sein Vater seine Anschuldigungen, Sesshoumaru sei habgierig und eigennützig so ernst gemeint, dass er ihn nun auch noch verspotten wollte? Wollte er ihn nun noch lächerlich machen? Wollte er ihm zeigen, was er für ihn war? Ein nutzloses Schwert für einen nutzlosen Sohn, der nur wohl oder übel der Nachfolger war...

Sesshoumaru kontrollierte seine Wut und atmete mit fest geschlossenen Augen einige Male tief durch. Unwirsch griff er nach der Waffe und beäugte sie misstrauisch. Tenseiga. Seine Gedanken verliehen diesem Namen einen verächtlichen Klang. Tenseiga. Er hasste diese Waffe. Er hatte keine Verwendung für diese Waffe. Dennoch nahm er sie an sich und zwang sich dazu, sie als das zu sehen, was sie war: Ein Erbstück, das sein Vater ihm hinterlassen hatte – aus welchen Gründen auch immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  sess-fan
2014-04-12T06:19:31+00:00 12.04.2014 08:19
Toll
Von:  sess-fan
2014-04-12T05:59:18+00:00 12.04.2014 07:59
Toll


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