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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Ayame verstand allerdings nicht, dass Ayashi schon gehen wollte. Sie war traurig, doch Ayashi versprach ihr, in nicht allzu ferner Zeit wieder nach Kochi zu kommen, und erinnerte sie daran, dass nun auch Ninshiki in Kochi war und noch eine Weile bleiben würde. Sie wäre also nicht einsam, sondern hätte eine gute Freundin, mit der sie sich austauschen konnte.

„Vater wird auch noch eine Weile hier sein.“ fügte sie ihren Worten hinzu und Ayame zog eine Grimasse.

„Er wird die meiste Zeit mit seinen Verbündeten und Inu-no-taishou reden.“ entgegnete Ayame und Ayashi nickte.

„Und das ist sehr gut so. Vergiss’ nicht, was du Soba und Satori hast sagen hören. Satori soll Einfluss auf Katsumoto nehmen… Wenn das geschieht und wenn es im falschen Zusammenhang passiert, wäre das schrecklich.“

„Ich weiß.“ versicherte Ayame ihrer älteren Schwester und fragte: „Solltest du nicht hier sein, wenn es um politische Themen geht?“

„Nein, das ist in Ordnung. Ich habe meinen Teil erfüllt und einen anderen Teil, der mehr von mir erwarten würde, habe ich noch nicht übernommen. Unser Vater wird keinen Schaden nehmen, wenn ich nicht dabei bin.“ meinte Ayashi und überlegte, ob Sesshoumaru dann so einfach Kochi verlassen konnte.

Musste er nicht hier bleiben und demonstrieren, dass er sich mit seinem Vater einig war, auf einer Seite stand und zu ihm hielt? Sie wusste es nicht genau, doch sie hoffte, dass er wusste, was er tat.

„Ich habe gehört, dass Vater auch Satori näher kennen lernen möchte.“

„Sie ist die Gefährtin seines Bruders. Das halte ich für normal.“ erwiderte Ayashi, worauf Ayame den Kopf schüttelte.

„Hast du ihm nichts von dem gesagt, was ich gehört habe?“

„Nein, ich habe nichts gesagt.“

„Wolltest du mich schützen? Immerhin ist es nicht schicklich zu lauschen.“

„Nein, ich habe nichts gesagt, da es mir noch nicht nötig erschien.“ widersprach Ayashi und strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Wenn ich etwas sage, werde ich dich außerdem aus der ganzen Sache heraushalten.“

„Wie ein kleines Mädchen.“ flüsterte Ayame, worauf Ayashi die Hand sinken ließ.

„Nein, nicht wie ein kleines Mädchen. Wie meine jüngere Schwester, die ich über alles liebe und deshalb beschützen will… vielleicht ein wenig zu sehr, aber sieh’s mir nach!“ stellte Ayashi richtig, worauf Ayame lachen musste.

„Du drehst dir die Tatsachen, wie du sie haben möchtest.“

„Nein, ich bin ehrlich zu dir.“ versicherte Ayashi und Ayame gab sich damit zufrieden.

„Wann wirst du gehen?“ fragte sie und Ayashi überlegte kurz, ehe sie meinte:

„Ich werde mich noch von Ninshiki, Taido und Ishiki und den anderen verabschieden… Zu Satori und Soba muss ich auch noch. Inu-no-taishou werde ich auch kurz noch sehen.“

„Dann hast du noch viel vor dir.“

„Ja, aber das geht schnell. Ich werde wahrscheinlich noch vor dem Nachmittag aufbrechen können.“ vermutete Ayashi und machte sich dann gemeinsam mit Ayame auf die Suche nach ihren Freunden, um sich von ihnen zu verabschieden.
 

Die Nachmittagssonne wärmte Ayashis Haut, als sie über die Hügel wanderte, doch der Wind kühlte sie und wehte angenehm um sie herum, zerrte verspielt an den Bändern und am Stoff ihres dünnen Yukatas und zupfte Strähnen aus ihren Haaren, die sie locker im Nacken zusammengebunden hatte.

Sie überlegte, wann Sesshoumaru sie einholen würde, ob sein Vater ihn überhaupt gehen lassen würde, und mit wie viel Verspätung er von Kochi aufbrechen konnte, wenn er nur ansatzweise so aufgehalten würde wie Ayashi, die erst nach dem höchsten Stand der Sonne das Schloss hinter sich gelassen hatte.

Ayashi schätzte, dass sie ihm am späten Abend begegnen würde. Er würde wahrscheinlich versuchen, sie vor der Dunkelheit der Nacht zu erreichen. Sie seufzte. Es war schwer vorstellbar, dass sie nur noch wenige Stunden von ihm trennten, da sie wusste, dass er im Moment noch nicht einmal von dort aufbrach. Und sie entfernte sich auch noch von ihm!

Unwillig zwang sie sich dazu, an etwas anderes zu denken als Sesshoumaru, fand das aber sehr schwierig, da ihre Gedanken mit Sesshoumaru immer irgendetwas zu tun hatten. Sie betrachtete die Vögel, das im Wind bewegte Gras, die Baumwipfel und die Wolken, die vereinzelt und wie winzige Schleier über den dunkelblauen Himmel zogen. Die Luft duftete nach feuchter Erde und Holz. Sesshoumaru.

Ayashi lächelte und schüttelte den Kopf. Sie war glücklich, obwohl sie traurig hätte sein sollen. Ihre Verbindung zu Sesshoumaru hatte genauso wenig eine Zukunft wie die Verbindung zwischen Inu-no-taishou zu Izayoi. Handelten sie so viel anders? Natürlich hielten sie ihre Liebe geheim. Natürlich versuchten sie, niemandem zu schaden, doch würde alles nicht viel schlimmer sein, wenn es irgendwann bekannt würde?

Ja, wahrscheinlich. Ja, sicherlich. Es war unverständlich für Ayashi, wie Inu-no-taishou annehmen konnte, dass seine Zuneigung für Izayoi akzeptiert werden konnte, denn selbst wenn man außer Acht ließe, dass Ayashi und Sesshoumaru beide einmal die Nachfolge ihrer Väter antreten würden und allein aus diesem Grund keinen Bund eingehen konnten, war da immer noch die Tatsache, dass er Hundeyoukai und sie Wolfsyoukai war.

Selbst das wurde nicht gern gesehen, da diese Verbindungen meist kinderlos blieben. Das Blut, das bei der Zeugung des Kindes vermischt wurde, passte nur in Ausnahmefällen so gut zueinander, dass ein Kind daraus wachsen konnte. Ayashi schüttelte den Kopf, da sich bei diesen Gedanken unwillkürlich das Bild eines gemeinsamen Kindes mit Sesshoumaru aufdrängte.

Wäre es ein Mädchen oder ein Junge? Ayashi wusste nicht, was ihr lieber wäre, und kam schließlich zu dem Schluss, dass ihr das gleichgültig war, solange Sesshoumaru der Vater war. Hätte es wohl seine Augen? Und vielleicht ihr Haar? Wie würde Sesshoumaru mit seinem Kind umgehen? Wie würden sie es erziehen? Wo würden sie leben? Was konnten sie ihrem Kind mit auf den Weg geben?

Ayashi blickte in den Himmel, an dem die Sonne ein gutes Stück gesunken war und beinahe die bewaldeten Hügel berührte. Nachdenklich beobachtete sie im Gehen, wie sich der Himmel mit dem Sinken der Sonne erst rötlich, dann rosafarben und schließlich graublau färbte.
 

Dann – endlich – hörte sie Schritte, die nicht ihre waren und sich schnell näherten, weshalb sie anhielt und zurückblickte. Er war es, da war sie sich sicher, als er nahe genug war, dass sie seine Gegenwart spüren konnte. Sie erblickte ihn nur wenig später, sah seine Gestalt näher kommen und spürte das prickelnde Gefühl auf ihrer Haut, die sich nach seinen Berührungen und seiner Nähe sehnte. Ihr Herz klopfte.

Sesshoumaru kam mit großen, kraftvollen Schritten näher und blieb vor ihr stehen.

„Du warst schnell.“ bemerkte er lächelnd, worauf sie den Kopf schüttelte.

„Ich habe mir so viel Zeit gelassen wie möglich.“ widersprach sie.

Die Dunkelheit hatte sich inzwischen ausgebreitet und sich schützend um sie gelegt. Ayashi blickte zu ihm auf und lächelte ihn an. Sie waren allein und ungestört und für einen Augenblick war es, als seien alle Probleme und Sorgen über die Zukunft verschwunden.

„Es schien mir eine Ewigkeit, Liebste.“ flüsterte er und blickte sie ehrlich an.

Zärtlich streichelte er ihre Wange und beugte sich zu ihr herunter, um ihr einen liebevollen Kuss zu geben. Ihre Lippen waren so süß, dass er sie lange liebkoste, ehe er sich von ihr löste und sie nur ansah.

„Möchtest du rasten?“ fragte er und Ayashi nickte, obwohl sie nicht müde oder erschöpft war. „Ich kenne einen wunderschönen Ort.“ flüsterte er und ergriff ihre Hand, um sie mit sich fortzuführen.

Ayashi wusste, dass sie ihm überallhin folgen würde. Sie fühlte sich sicher. Sie fühlte sich vollständig. Sie fühlte sich zu Hause angekommen, obwohl sie irgendwo waren. Sie lächelte und genoss das zärtliche Schweigen, das zwischen ihren herrschte, spürte, wie Sesshoumaru seine Finger sacht immer wieder über ihren Handrücken streichen ließ, während er sie durch die Nacht führte, die ihre volle Schönheit entfaltet hatte.

Der leichte Wind hatte sich gelegt und angenehm warme Luft umgab sie. Die Geräusche der Tiere durchbrachen immer wieder die Stille, das Zirpen der Grillen wurde zum ständigen Begleiter. Die Sterne glitzerten hell. Sesshoumaru blickte Ayashi öfter von der Seite an und schien einfach nur froh zu sein, dass sie bei ihm war.

Er führte sie einen Hügel hinauf und blieb stehen, sodass sie die Aussicht genießen konnte. Sie konnte nicht gleich etwas sagen, als sie sah, wohin er sie geführt hatte. Der Mond stand hoch und tauchte das weite Land, das sich vor ihr ausbreitete, die Hügel, Wälder, Berge und Seen in silbernes Licht.

„Das ist wunderschön.“ flüsterte Ayashi tonlos und blickte nach oben zum Mond, der groß am Himmel leuchtete.

Sesshoumaru nickte und lachte leise, was Ayashi bemerkte und sich zu ihm umdrehte, um ihn fragend anzusehen. Er schüttelte nur den Kopf, tastete nach ihrem Haarband und löste es, damit ihr Haar über ihre Schultern und ihren Rücken floss.

„Der Mond ist wunderschön. Er erhellt die Dunkelheit. Er verleiht der Nacht ihren Glanz und ihre Erhabenheit. Ja, wunderschön, aber bei deinem Anblick sollte selbst er vor Neid vergehen.“ flüsterte er und Ayashi schüttelte den Kopf, umarmte ihn und versank mit ihm in einen leidenschaftlichen Kuss.



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