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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
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Innerhalb der nächsten beiden Jahre entwickelte sich eine Freundschaft zwischen Ayashi und Ninshiki, und auch deren Schwester Satori hatte sich bei Katsumoto gut eingelebt und sich bei Ayashi für ihr seltsames Verhalten am ersten Tag entschuldigt, sodass Ayashi den Vorfall gern vergaß.

Während Satori allerdings nur so wenig Zeit wie nötig im Freien und in Gesellschaft verbrachte, schlossen sich Ayashi und Ninshiki bald der Gruppe um Ishiki und Taido an. Taido übernahm gern den Unterricht für Ninshiki, die noch niemals zuvor eine Waffe geführt hatte, und behandelte sie mit Sanftheit und Vorsicht, obwohl er ihr durchaus auch etwas beibrachte.

„Ich lerne diese Drehung nie!“ rief Ninshiki eines Tages und schüttelte wild den Kopf.

Ayashi und Ishiki saßen auf dem Boden und machten gerade eine Pause, um Taido und Ninshiki zu beobachten, während die anderen Kämpfer etwas weiter weg trainierten. Ayashi lächelte, als sie Ninshiki sah, die erneut das Gleichgewicht verlor und sich mit zwei langen Schritten vor einem Sturz bewahren musste.

„Das ist nicht so einfach, wie es bei ihm aussieht!“ beschwerte sich Ninshiki, als sie Ayashis amüsiertes Gesicht entdeckte, und wies auf Taido, der ihr die Drehung mit einem nachfolgenden Angriff in den Rücken des Gegners immer wieder vormachte.

Ayashi blickte zu Ishiki, der seinen Bruder mit wachsamen Augen verfolgte. Sein Gesicht schien angespannt, doch er schien auch nachdenklich.

„Stimmt etwas nicht?“ fragte Ayashi vorsichtig.

„Ich vermute, Taido würde ihr die Drehung gerne mit einer anderen Übung zeigen, aber will ihr auch nicht zu nahe treten. Ich überlege, ob es eine andere Übung gibt, die nicht so… engen Körperkontakt mit Ninshiki erfordert.“ erklärte Ishiki und vermied es, Ayashi anzusehen.

Ayashi nickte und betrachtete ihn. Ishiki und sein Bruder Taido waren in den letzten Monaten ebenfalls zu guten Freunden für sie geworden. Die meiste Zeit hatte sie mit ihnen und ihren Gefährten verbracht, wenn Ayame den Unterricht bei Katsumoto oder anderen erfahrenen Kriegern genossen hatte. Ishiki hatte Ayashi bereits mit einigen jüngeren Wolfsyoukai aus angesehenen Familien der Gegend bekannt gemacht. So hatte sie Ogawa, Hanashiai, Eda, Take, Shonin, Meishin und Sesshoku kennen gelernt. Als sie Sesshokus Namen das erste Mal gehört hatte, hatte ihr Herz gestockt – nur anhand des ähnlichen Klangs. Ayashi vertraute Ishiki und seinem Verstand, denn er hatte wieder einmal Recht: obwohl Ninshiki das Kämpfen lernte, musste unnötig viel Körperkontakt, der sich nun einmal nicht für eine Hime ziemte, vermieden werden.

„Ich finde nicht, dass das ein unnötiger Körperkontakt wäre.“ meinte Ayashi und blickte wieder zu Taido und Ninshiki.

Ishiki lachte leise und schaute Ayashi von der Seite an. Sie begegnete ihm mit einem fragenden Blick, den sie allerdings nicht lange hielt, da sie Taidos Versuche, Ninshiki diese Technik ohne Körperkontakt beizubringen, zu sehr fesselten.

„Du bist außergewöhnlich, Ayashi.“ murmelte Ishiki.

Ehe Ayashi etwas erwidern konnte, erhob er sich schnell und geschmeidig, um seinem Bruder zuzureden, Ninshiki um Erlaubnis zu bitten, eine andere Übung mit ihr zu versuchen. Ayashi war froh, denn sie hatte auch keine Ahnung, was sie hätte erwidern sollen. Taido sprach mit Ishiki, während Ninshiki skeptisch zuhörte und schließlich zaghaft nickte. Ayashi lächelte, doch dann winkte Ninshiki sie zu sich und rief:

„Ayashi, du musst mir beistehen!“

„Wobei?“ fragte Ayashi, obwohl sie schon auf dem Weg zu der kleinen Gruppe war.

„Bei dieser Übung. Kannst du sie mit Ishiki vormachen? Ich will lieber wissen, was mich erwartet.“ entgegnete Ninshiki und trat einige Schritte zurück.

„Ich weiß nicht. Ich…“ begann Ayashi und ließ den restlichen Satz unausgesprochen.

Ihr Blick begegnete Ishikis Augen und plötzlich fühlte sie sich unwohl in ihrer Haut. Er streckte seine Hand aus, die sie nur zögerlich ergriff. Sie hatte sich so gut mit ihm verstanden. Sie hatte oft stundenlang mit ihm geredet oder trainiert. Und nun hatte er ihr ein Kompliment gemacht und sie fühlte sich nicht mehr wohl…

„Bist du bereit? Ich will dich nicht verletzen, weil du unaufmerksam bist.“ meinte Ishiki, doch Ayashi nickte.

War sie denn eigentlich noch zu retten? Sie reagierte eindeutig übertrieben. Wer wusste schon, ob es überhaupt als Kompliment zu verstehen war, wenn man als ‚außergewöhnlich’ betitelt wurde? Sie fühlte Ishikis Arme um ihren Oberkörper herum und seinen Oberkörper, der leicht gegen ihren Rücken presste. Doch wenn es ein Kompliment gewesen war, dann konnte Ayashi daran auch nichts Schlimmes finden. Ishiki war ein ehrenhafter Youkai, ihr Freund und vielleicht tatsächlich eine förderliche Partie nach Wunsch ihres Vaters. Sein Atem streifte leicht an ihrer Wange vorbei, als er Ninshiki erklärte, wie Ayashi nun ihr Gewicht verlagern würde. Ayashi handelte aus Gewohnheit – sie kannte die Technik schon längere Zeit und beherrschte sie.

„Siehst du, mehr ist es nicht.“ meinte Ishiki und brachte wieder mehr Abstand zwischen sich und Ayashi.

Ayashi blickte auf und erschrak leicht, da sie allen Ernstes erwartet hatte, bernsteinfarbene Augen zu sehen. Während der Übung war sie so überzeugt gewesen, dass es Sesshoumarus Körper war, den sie spürte, Sesshouamrus Stimme, die sie hörte, und Sesshoumarus Atem, der ihre Haut streichelte. Was war los mit ihr? Sie wandte den Blick ab und sah, dass Ninshiki und Taido die Übung begannen.

„Entschuldige mich bitte, ich habe Ayame versprochen, sie heute nicht warten zu lassen.“ sagte Ayashi zu Ishiki, lächelte und verließ dann die Ebene, um nach Ayame zu suchen.

Ayame wartete nicht auf sie, doch Ayashi musste gehen. Sie musste einfach nur weg und wieder klar im Kopf werden, doch Sesshoumaru ließ sich nicht so leicht aus ihren Gedanken vertreiben.
 

Ayames Unterricht war noch nicht beendet, weshalb Ayashi sich entschloss, allein in den Wald zu gehen und dann über die steilen Wege zu den Höhlen und weiter zu den Wasserfällen zu klettern. Ayashi konzentrierte sich auf den Gesang der Vögel und auf das Rauschen des Windes in den Baumwipfeln, um sich von ihren Gedanken abzulenken, doch es gelang ihr nicht recht.

„Ayashi?“ rief es hinter ihr und Ayashi wandte sich zu Satori, deren Stimme sie erkannt hatte, um.

„Was tust du hier?“ fragte Ayashi und ging langsam weiter, als Satori aufgeholt hatte. „Du ziehst doch sonst die freie Natur nicht vor.“

Ayashi biss sich auf die Lippen, da sie nicht unhöflich hatte sein wollen, doch Satori nickte. Sie schwieg und wartete darauf, dass Satori weitersprach, denn immerhin hatte sie Ayashi gerufen.

„Ich wollte mit dir sprechen.“ begann Satori.

„Worüber?“ fragte Ayashi und sprang über einen Spalt zwischen zwei Steinen.

„Ich werde das Gefühl nicht los, dass du mich lieber nicht in deiner Nähe hättest.“

„Du hast Recht: ich wollte eigentlich hierher kommen und alleine sein, aber…“

„Nein, ich meine nicht jetzt, sondern generell. In den letzten zwei Jahren hatten wir nicht viel miteinander zu tun.“

Ayashi drehte sich um und wartete, bis Satori auf Augenhöhe war.

„Deine Interessen liegen eben anders als meine. Katsumoto ist mein Onkel und ich fühle mich hier beinahe wie Zuhause, was bedeutet, dass ich mich hier frei bewege und nicht einschränke. Ich bin es gewohnt, mich draußen aufzuhalten, wenn ich hier bin. Ich habe trainiert und habe deiner Schwester bei ihrem Unterricht Gesellschaft geleistet, dass sie nicht allein mit Taido oder Ishiki ist...“ erklärte Ayashi und ging wieder weiter.

„Ich habe das Gefühl, du hast mir noch nicht verziehen.“ gab Satori zurück, doch Ayashi hob die Hand.

„Ich bitte dich! Wir hatten einen etwas schwierigen Start, aber ich hatte das wirklich vergessen.“ entgegnete Ayashi. „Worum geht es dir wirklich?“ erkundigte sich Ayashi.

Satori blieb stumm und folgte Ayashi über die steilen Wege und vorbei an den Höhlen, bevor sie sich am Rand eines Wasserfalls niederließen. Was immer Satori wollte, Ayashi wäre es lieber, sie würde es gleich sagen und ihr nicht noch mehr von ihrer Einsamkeit stehlen, nach der es sie so verlangte.

„Ich werde bald nach Fukuoka zurückkehrten.“ brach Ayashi das Schweigen und blickte über die unruhige Wasseroberfläche.

„Warum? Ich meine, warum jetzt schon?“ fragte Satori beinahe entsetzt.

„Ich sollte Ayame begleiten und bleiben, bis sie sich eingewöhnt hat. Sie fühlt sich sehr wohl hier und ich kann gehen.“

„Willst du denn gehen? Du könntest doch auch noch bleiben.“ warf Satori ein, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

„Ich vermisse mein Zuhause, Satori.“ gab Ayashi zu.

„Deinen Vater wohl vor allem, nicht wahr?“

„Ja, vor allem meinen Vater, aber auch sonst vieles.“

„Hast du einen Verlobten?“ fragte Satori so unvermittelt, dass Ayashi für einen Moment nicht reagierte.

„Nein, ich habe keinen Verlobten. Ich bin auch niemandem versprochen.“

„Vielleicht weißt du nur nicht, dass du bereits versprochen bist.“ gab Satori zu bedenken, was Ayashi überhaupt nicht gefiel.



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