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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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Tsukiyomaru und Sesshoumaru spazierten durch die Gärten und tauschten Neuigkeiten aus, die sie in der letzten Zeit gehört hatten. Irgendwann kam das Gespräch auf Kataga und seine kurze Verbindung mit Karasu.

„Sie soll gleich nach der Geburt den Palast verlassen haben.“ meinte Tsukiyomaru. „Wie lange ist das nun her?“

„Ich denke, vier Jahre. Ich bin mir nicht sicher.“ entgegnete Sesshoumaru, worauf Tsukiyomaru den Kopf schüttelte.

„Wieso weißt du das nicht? Kataga-Sama ist der Herr im angrenzenden Gebiet.“

„Ich verkehrte mich Kataga-Sama niemals privat, sondern nur auf politischer und geschäftlicher Ebene – und auch das eher selten. Mein Vater könnte dir über die Familie sicherlich mehr Auskunft geben.“ erklärte sich Sesshoumaru und fügte hinzu: „Mein Diener war vor vier Jahren ungefähr im Palast und sah Ayashi-Hime mit einem Säugling auf dem Arm. Zuerst dachte er, das kleine Mädchen sei ihr Kind, doch sie muss wohl ihre Halbschwester gewesen sein.“

„Wirklich? Was du nicht sagst! Dabei müsste doch selbst deinem Diener klar sein, dass jemand wie Ayashi-Hime nicht unbemerkt heiraten kann und auch niemals ein außereheliches Kind zur Welt bringen würde.“

„Wie meinst du das?“

„Sie ist eine Hime – eine der wenigen, die es in unserer Gesellschaft gibt. Ihre Heirat ist Politik. Ihr Vater würde bestimmt auch unter anderen Umständen darauf achten, dass sie standesgemäß und möglichst klug vermählt wird, doch vor allem auch darauf, dass alle Welt von dieser Verbindung erfährt.“

Sesshoumaru nickte und dachte an den Abend, als er sie in den Gärten ihres Vaters gesehen hatte. Er hatte ihr Gesicht nicht gesehen, nur einen kurzen Augenblick ihr Profil, doch er bezweifelte, dass er sie nur an ihrem Aussehen erkennen konnte, sollte er ihr irgendwann begegnen. Ihr Haar war ihm in Erinnerung, ihr langes, schwarzes und seidiges Haar, das bei jeder ihrer Bewegungen eine neue glänzende Welle geschlagen hatte. Ihr Duft nach Jasmin- und Kirschblüten berauschte bei dem bloßen Gedanken an sie erneut seine Sinne.

„Hast du sie schon einmal gesehen?“ fragte Sesshoumaru mit trockener Kehle.

„Nein, doch Geikijo behauptet, er habe sie einmal gesehen, als sie ihren Vater bei einem Treffen des Rates vertrat.“

„Wie bitte?“

„Ja, das war vor einigen Jahren. Ihr Vater musste kurzfristig weg, die Verbündeten waren allerdings schon bestellt und erwarteten seine Antwort. Geikijo muss sich etwas unglücklich darüber geäußert haben, doch Ayashi-Hime scheint ihn recht geschickt in seine Grenzen gewiesen zu haben.“

„Kataga-Sama scheint sie als seine Nachfolgerin zu sehen.“

„Er hat keinen Sohn. Er hat keine andere Wahl, wenn er sich nicht darauf verlassen will, dass er Ayashi-Samas zukünftigen Ehemann sein Land anvertrauen kann, muss sie ihre Möglichkeiten kennen.“

„Ich nehme an, er kann sich den Verlobten seiner Tochter aus einer großen Menge Verehrer aussuchen.“ vermutete Sesshoumaru und blickte in den Sonnenuntergang.

„Ja, wenn selbst Geikijo einen Antrag vorbringen wollte… Ich denke, Kataga-Sama kann nicht darüber klagen, dass er eine begrenzte Auswahl hat, allerdings scheint er keine Anstalten zu machen, ihr einen Ehemann zu suchen. Geikijo hat zumindest nichts mehr von seinen Plänen gesagt.“ entgegnete Tsukiyomaru leicht amüsiert.

„Weshalb warst du eigentlich nicht bei dieser Versammlung? Du bist doch der Nachfolger deines Vater Shiono-Sama.“

„Ich war anderweitig beschäftigt.“ wiederholte Tsukiyomaru Sesshoumarus Worte und verfiel dann in viel sagendes Schweigen.
 

Früh am nächsten Morgen brachen Ayashi und Ayame mit Katsumoto und seinen Begleitern nach Osten auf, um zuerst zur Küste und dann über das Meer zur Insel Shikoku der Südlichen Berge zu gelangen. Sie reisten schnell, denn so etwas wie Müdigkeit überfiel die Youkai nur selten und Ayame drängte vorwärts, da sie es kaum aushalten konnte, ihre neue Heimat zu erreichen. Bereits am ersten Abend befahl Katsumoto, ein kleines Lager für die Nacht zu erreichten.

Bald darauf saß Ayashi am Feuer und starrte in die Flammen, als sich ihr Onkel zu ihr setzte und sie fragend anblickte. Sie schüttelte nur stumm den Kopf und deckte Ayame zu, die mit dem Kopf auf Ayashis Oberschenkeln eingeschlafen war.

Niemand im Lager sprach ein Wort. Jeder wusste, dass es überflüssig war, da jeder seinen eigenen Gedanken nachhing, die er nicht unbedingt teilen wollte. Ayashi dachte an ihren Vater und an die anderen Wolfsyoukai, die in einer herrschenden Position waren, und rief sich ihre Namen erneut ins Gedächtnis. Ayashis Großvater Okami-no-dansei hatte bereits vor seinem Tod an seine drei Söhne Teile seines Gebiets gegeben. Kataga fiel das Westland zu, die Insel Kyushu. Katsumoto verwaltete das Gebiet der Südlichen Berge, die Insel Shikoku, während Kenko, den Ayashi kaum sah, über das Chugoku-Gebirge wachte. Okami-no-dansei hatte das Gebiet von der Wakasa-Bucht bis hin über das Hida-Gebirge behalten. Im Norden daran war das Gebiet unbesetzt. Seit Ayashi denken konnte, lebten dort vereinzelte Youkai-Stämme. Die meisten von ihren waren Katzenyoukai-Klans, denen Inu-no-taishou dieses Gebiet zu Verfügung gestellt hatte. Sobald sich noch weiter nördlich allerdings das Ougebirge erhob, begann das Gebiet von Komyo-Sama, das sich bis hin zur Meerstraße Tsugaru zwischen der großen Insel Honshu und Hokkaido erstreckte. Hokkaido - oder wie es von den Wolfsyoukai genannt wurde: die Nördlichen Berge – wurde von Soba-Sama, einer Verbündeten von Kataga, beherrscht. Es gab also drei selbstständige Wolfsyoukai-Klans, jedoch sechs einzelne Herrschaftsgebiete.

Die Zeit hatte es mit sich gebracht, dass das gesamte Land gleichzeitig unter Wolfsyoukai und Hundeyoukai aufgeteilt worden war. So hatte Ajisai-Sama über das Nordland, ebenfalls Hokkaido, geherrscht, erinnerte sich Ayashi schmerzlich und schloss die Augen. Inzwischen versuchte ihre Schwester, die erhabene und gutmütige Yume-Sama, ihre Leute zu führen. Das Land im Osten, das von der Tsugaru-Straße im Norden bis zu der gedachten Linie zwischen den Flüssen Shinano und Naka im Süden reichte, nannte ein Hundeyoukai-Fürst namens Kuro sein Eigen. Direkt an dessen Gebiet schloss sich Inu-no-taishous Einflussbereich an, die Westlichen Länder, die sich über das Hida-Gebirge, über das Chugoku-Gebirge und die Südlichen Berge ausdehnte. Lediglich Kyushu stand nur unter dem Einfluss eines Wolfsyoukai-Fürsten, ihres Vaters Kataga. Ayashi erinnerte sich, dass sie als Kind oftmals die beiden Begriffe verwechselt hatte: das Westland war die Insel Kyushu, die Westlichen Länder hingegen Inu-no-taishous Gebiet, das Kyushu nicht einschloss.

Ayashi griff nach einem dünnen Stock und drehte ihn zwischen ihren Fingern hin und her. Schließlich begann sie, Zeichen auf den Boden zu malen und wieder zu zerstören.

„Soba-Sama hat ihre Töchter zu mir geschickt.“ eröffnete Katsumoto das Gespräch und schreckte Ayashi aus ihren Malereien.

„Tatsächlich? Sind sie schon eingetroffen?“ fragte sie und legte den Stock weg.

„Sie dürften vor uns ankommen.“ meinte Katsumoto und blickte seine ältere Nichte an. „Wieso bist du so erschrocken?“

„Ich habe gerade an Soba gedacht – vor wenigen Augenblicken.“ erklärte Ayashi und lächelte. „Ein seltsamer Zufall, nehme ich an.“ fügte sie hinzu.

Katsumoto nickte und blickte in die Flammen.

„Wie heißen Soba-Samas Töchter? Wie alt sind sie? Kennst du sie bereits?“ fragte Ayashi und strich Ayame über das rotbraune Haar.

„Die ältere dürfte etwa in deinem Alter sein und heißt Satori. Der Name der Jüngeren ist Ninshiki.“ gab Katsumoto Auskunft.

Ayashi nickte und ließ sich die Namen durch den Kopf gehen. Satori bedeutete Erleuchtung. Ninshiki bedeutete Einsicht. Hatten die Töchter auch nur einen kleinen Teil der mütterlichen Ausstrahlung, so passten die Namen vorzüglich, fand Ayashi, als sie sich Sobas Bild vor die Augen rief.

„Warum sollen sie Zeit bei dir verbringen?“

„Sie sollen die Kampfkunst bei mir lernen und mein Gebiet kennen lernen.“

„Hat sich Soba-Sama so ausgedrückt?“ fragte Ayashi, die das nicht recht glauben konnte.

„Nein, sie sagte, ihre Töchter sollen ein anderes Gebiet kennen lernen als ihr eigenes. Und ich denke, etwas Ahnung vom Umgang mit Waffen zu haben, hat dir auch nicht geschadet.“ entgegnete ihr Onkel.

„Bis du sicher? Ich denke, Vater wäre es manchmal lieber, ich hätte nicht darauf bestanden.“ lachte Ayashi leise, doch Katsumoto schüttelte den Kopf.



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