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Ayashi - Der Weg zur Wahrheit

(überarbeitet)
von

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„Ayashi, Ajisai-Sama wurde getötet. Sesshoumaru-Sama ist in den Palast seines Vaters zurückgekehrt, als er es erfahren hat. Seine Trauer scheint sehr groß zu sein, doch Inu-no-taishou sagte auch, dass die Wut seinen Sohn ergriffen hat und Sesshoumaru-Sama Vorbereitung für einen Vergeltungsschlag trifft.“

„Sie war seine Mutter.“ entgegnete Ayashi, doch empfand Rache als den falschen Weg, mit dem Verlust umzugehen.

„Sie hätte niemals zugelassen, dass das politische Gleichgewicht leichtfertig gefährdet wird.“

„Leichtfertig? Sollte der Mörder einer solchen Youkai-Fürstin nicht die gerechte Strafe erlangen?“ fragte Ayashi und sah ihren Vater prüfend an.

„Es waren Menschen, Ayashi.“ sagte Kataga gepresst.

„Wie bitte? Wie können Menschen… Weshalb? Und… Ist das sicher?“ stammelte Ayashi, da sie sich das nicht erklären konnte.

Ajisai-Sama war keineswegs ungeübt im Umgang mit Waffen gewesen, wenn sie es auch vorgezogen hatte, keine zu benutzen. Ayashi konnte sich nicht vorstellen, dass Menschen die Kraft aufbringen konnten, Ajisai-Sama zu überwältigen.

„Es ist sicher, Ayashi, doch die Umstände scheinen etwas komplexer zu sein, als Sesshoumaru-Sama es sehen will. Ajisai-Sama muss durch mehrere Youkai verletzt worden sein. Wer immer es war… er wusste, wer Ajisai-Sama war und welches Verbrechen er beging. Er hat sie nicht getötet, doch schwer verletzt, sodass sie ihre Heimat und ihre Familie im Norden nicht mehr erreicht hat. Sie muss zu geschwächt gewesen sein, um sich in Sicherheit zu bringen. Menschen haben sie gefunden und getötet.“

„Das ist furchtbar.“ flüsterte Ayashi tonlos und versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. „Sie war wehrlos und sie… bedeutete keine Gefahr.“ fuhr sie fort und kämpfte mit den Tränen.

„Es ist ein großer Verlust für unsere Welt. Sie war eine wunderbare Frau und eine große Herrscherin.“

„Weshalb hat sie Inu-no-taishou damals verlassen?“ fragte Ayashi nach einer Weile.

„Das ist lange her, Ayashi. Du weißt ja, dass Ajisai-Samas Familie seit Generationen das Nordland, die Insel Hokkaido, beherrscht. Inu-no-taishou einigte viele kleinere Hundeyoukai-Stämme der Westlichen Länder und dehnte so seinen Herrschaftsbereich von der Insel Kyushu bis über das Hidagebirge zum Dorf Edo aus. Ajisai-Samas Familie sah in Inu-no-taishou den fähigen Verbündeten und Herrscher, der er war, und boten ihm die älteste Tochter als Gemahlin an. Ajisai-Sama fügte sich ihrem Vater und Inu-no-taishou konnte nicht ablehnen, ohne die ehrenwerte Familie zu beleidigen, also heirateten sie und Sesshoumaru kam zur Welt. Kurz darauf plante allerdings Yari, der Gemahl von Ajisai-Samas jüngerer Schwester Yume-Sama, einen Umsturz, der allerdings fehlschlug. Yari wurde gejagt und hat Japan wohl verlassen. Niemand hat ihn je wieder gesehen. Die unschuldige Yume-Sama blieb allein zurück, kümmerte sich aufopferungsvoll um den tödlich verletzten Vater Naminokaze, der schließlich, als sein Ende nahte, nach seiner ältesten Tochter riefen ließ und sie als seine Nachfolgerin einsetzte. Damals warst du noch nicht geboren und selbst Sesshoumaru war noch ein kleiner Junge. Ajisai-Sama folgte dem Ruf, trennte sich von Inu-no-taishou, der sie natürlich gehen ließ, und regierte seitdem das Nordland.“

„Sie erfüllte ihre heilige Pflicht und ließ Gemahl und Sohn hinter sich.“

„Inu-no-taishou und Ajisai-Sama waren aus politischem Kalkül eine Verbindung eingegangen, die beiden kaum etwas bedeutet hatte. Sie brachen sie und gingen getrennte Wege. Ihr Sohn… Nun, wie du sagtest: auch ihn ließ sie hinter sich, was nicht bedeutet, dass sie ihn nicht geliebt hat. Sie hatte keinen Anspruch auf ihn. Du weißt, dass in unserer Gesellschaft die Kinder dem Vater zugesprochen werden – vor allem, wenn es sich um die Nachfolger eines Fürsten handelt. Ajisai-Sama wusste es.“

„Hat sie Sesshoumaru-Sama noch einmal gesehen?“ fragte Ayashi und blickte ihren Vater an.

„Das weiß ich nicht, Kind.“ gab Kataga zu und strich seiner Tochter über die Wange.

„Ich frage mich, wie es war, die Mutter zu verlieren, obwohl diese noch am Leben war… Und wie es nun ist, da alles endgültig ist.“ murmelte Ayashi.

Um zu verhindern, dass ihr Vater ihre aufsteigenden Tränen sah, schloss sie die Augen und lehnte die Stirn gegen seine Schulter.

„Was wird er nun tun? Meinst du, seine Wut kommt aus der Liebe zu seiner Mutter, die ihn verlassen hat? Ich kann sie mir nicht anders erklären. Wird er seiner Wut nachgeben und die Menschen suchen, die seiner Mutter das Leben genommen haben? Vater, wird er vielleicht die Youkai suchen, die seine Mutter verwundet haben? Wird er den Ort finden, an dem Ajisai-Samas Blut vergossen wurde, und kann er dadurch ihre Attentäter finden? Weiß er vielleicht bereits, wen er töten will, Vater?“

„Du fragst viel nach Inu-no-taishous Sohn, Ayashi. Ist etwas geschehen?“

Ayashi schüttelte den Kopf und meinte:

„Nein, gar nichts.“ antwortete sie, doch sie konnte unmöglich sagen, ob ihr Vater ihr glaubte oder nicht. „Ich mache mir nur Gedanken, weil du vorhin etwas über das politische Gleichgewicht sagtest. Weißt du, wer für Ajisai-Samas Tod verantwortlich ist?“

„Nein, wir sind uns nicht sicher. Deshalb wollen wir auch nichts überstürzten.“

„Wir? Ich nehme an, du sprichst von Inu-no-taishou und dir.“ erwiderte Ayashi und ihr Vater nickte. „Ihr seid euch nicht sicher, doch was ist mit Sesshoumaru?“

Kataga blickte seine Tochter aufmerksam an und bewunderte ihren wachen Verstand. Sie lag richtig, wenn sie bei dieser Sache die Ansichten des Vaters und den Sohnes getrennt betrachtete. Sein Blick ruhte schweigend auf Ayashi und bemerkte noch etwas anderes außer ihrer Unruhe über die Konsequenzen möglicher Handlungen. Sie hatte ihm zwar versichert, dass nichts vorgefallen war, und ihr Interesse lediglich den politischen Entwicklungen galt, doch die Art, mit der sie Sesshoumaru-Samas Namen aussprach, gefiel ihm nicht und weckte ein ungutes Gefühl in ihm.

„Sesshoumaru-Sama verdächtigt einige Katzenyoukai, doch das sind alles nur Vermutungen. Inu-no-taishou wird seinen Sohn zurückhalten, bis die anfängliche rasende Wut dem ersten betäubenden Schmerz der Trauer gewichen ist, und die Klarsicht in seinem Herzen einzieht. Dann wird er zuhören und vernünftig handeln können.“

Katzenyoukai. Ayashi schloss die Augen. Sie war einigen Katzenyoukai begegnet, doch die hatten von einer Schlacht gesprochen. Konnten sie… Und konnte Sesshoumaru Recht haben? War er ihnen vor ein paar Tagen schon auf den Fersen gewesen und hatte er es deshalb so eilig gehabt?

„Keine Sorge. Es wird zu keinem Krieg kommen – wahrscheinlich nicht einmal zu einer Auseinandersetzung.“ meinte Kataga, doch Ayashi hörte ihm nicht zu.

Sie war mit ihren Gedanken bei Ajisai-Sama und der Tatsache, dass sie eine große Herrscherin gewesen war, die die Nachfolge ihres Vaters angetreten hatte, da es ihre Pflicht gewesen war. Ayashi war sich sicher, dass sie auch an Inu-no-taishous Seite als große Herrscherin und weise Frau geachtet und berühmt worden wäre.

„Kannst du dir Karasu als eine gute Herrin vorstellen?“ fragte Ayashi unvermittelt und blickte ihren Vater offen an.

„Magst du sie?“ antwortete er mit einer Gegenfrage, die Ayashi bei der Beantwortung ihrer Frage nicht im Geringsten weiterhalf.

„Das ist nicht gerecht.“ beschwerte sie sich und meinte dann: „Sie schmiedet bereits Hochzeitspläne für mich – zumindest kam es mir so vor.“

„Das kann ich mir nicht vorstellen. Karasu scheint mir sehr diskret und korrekt zu sein, Ayashi.“

„Sie hat mir von ihrem Neffen vorgeschwärmt, Vater. Ich möchte nicht, dass sie sich in mein Leben einmischt. Dieses Recht hast nur du, verstehst du?“

„Ayashi…“ begann er, doch Ayashi schüttelte den Kopf.

„Ich möchte das nicht, Vater. Sie ist nicht meine Mutter und ich werde sie niemals als Mutter betrachten. Sie kann sie nicht ersetzen und inzwischen bin ich alt genug und brauche keine Mutter mehr.“ unterbrach sie ihn.

Ihre Worte hatten Kataga verletzt. Kummer stand ihm ins Gesicht geschrieben und seine Augen wanderten in die Ferne.

„Es tut mir leid, Vater. Ich erwarte doch nicht, dass du alleine bleibst. Ich wünsche mir doch, dass du glücklich bist.“ ergriff Ayashi wieder das Wort und suchte den Blick ihres Vaters, der schließlich nickte.

„Niemand wird deine Mutter jemals ersetzen können – auch in meinem Herzen besitzt sie ihren Platz, den ich niemals einer anderen Frau schenken werde.“ gestand Kataga und legte Ayashi einen Arm um die schmalen Schultern.

Ayashi hielt die Tränen zurück und presste ihren Kopf gegen seine Schulter.

„Ich bin froh, dass du so offen mit mir bist, Vater.“

„Du bist das Wichtigste in meinem Leben, Ayashi. Die Monate, in denen du nicht hier warst, waren sehr einsam für mich.“

„Ich habe dich auch vermisst, Vater.“ entgegnete Ayashi und lächelte.

Dann schwiegen sie und sahen sich gemeinsam die schnell hereinbrechende Dämmerung an.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Kueken
2008-05-04T08:39:30+00:00 04.05.2008 10:39
Ey also ich finde die story echt super...
schade das sie schon zu ende ist^^
schreibst du was neues oder hast du keine Lust/Zeit/Idee
Ich würde mich freuen.
LG Franzi


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