Zum Inhalt der Seite

Closing my eyes

...for the one, I love...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

One and only

Vorwort: Ich stecke (wieder mal) in einer ziemlichen Schreibblockade und komme bei meinen Geschichten absolut nicht weiter. Deshalb hab ich mir gedacht, schreibe ich wieder einmal einen One-Shot. Und da es eh so wenige von dem Pairing gibt, habe ich mich für James/Sirius entschlossen. Obwohl’s ja eigentlich kein richtiges Pairing ist... Wie man’s nimmt...

Die Textzeilen sind nicht der Refrain des Liedes, sondern die letzte Strophe und die Fic ist auch nicht nach dem Lied benannt.

Achja, wenn der One-Shot etwas sinnlos sein sollte, dann darf man das nicht allzu ernst nehmen. Wie schon gesagt, ich stecke in ’ner Schaffenskriese xD

Rating: Ich würd sagen, ab zwölf sollte man das ohne bleibende Schäden schon lesen können ;D

Pairings: Lasst euch überraschen ^^

Disclaimer: Die Figuren der Story gehören nicht mir. Ich leihe sie mir nur für diese Geschichte aus (bla, bla...)

Claimer: Die Story an sich gehört aber schon mir, deshalb bitte ich euch, sie nicht auf anderen Websites als eure hinzustellen oder zu veröffentlichen, ohne mich vorher gefragt zu haben.
 

So, dann wünsche ich euch viel Spaß, bei meinem neuesten Werk.

Glg

Eure Dark.
 

Closing my eyes
 

Should it hurt to love you?

Should I feel like I do?

Should I lock the last open door?

My ghosts are gaining on me.
 

(All that I’m living for – Evanescence)
 

Vielleicht war es vom Laufe der Zeit bestimmt, dass es so kommt. Vielleicht war es unser Schicksal. Ich weiß es nicht. Wenn ich ehrlich sein soll, dann will ich es nicht einmal wissen.

Denn wahrscheinlich würde mir so bewusst werden, dass wir uns selber ins Verderben geritten haben. Ich würde erkennen, dass wir unsere Welt eigenhändig in Scherben geschlagen haben.

Ob wir es wahr haben wollen, oder nicht; die Zeit hat sich gewendet.

Ich sitze hier auf dem kalten Steinboden, an die Hausmauer gelehnt, und frage mich, wie so oft in letzter Zeit, warum all diese schrecklichen Dinge geschehen mussten. Warum konnte mein Glück nicht einmal länger als ein paar wertlose Jahre halten? Und warum, zum Teufel, kann mir niemand auf diese Fragen antworten?

Solche Gedanken veranlassen mich wieder einmal dazu, an dich zu denken, James. Die Frage nach dem Warum geistert schon lange in meinem Kopf herum. Ich bin sicher, dass du das weißt.

Aber wir sprechen nicht darüber. Wir reden nicht über Dinge, die vorherbestimmt sind, oder die man nicht mehr ändern kann. Lassen es einfach darauf beruhen.

Doch vielleicht wäre es gar nicht mal so schlecht, wenn wir uns mal aussprechen würden. Es gibt so viele Sachen zwischen uns, die ungeklärt sind. So viele Dinge, die mich bedrücken und die ich so gerne jemandem berichten würde.

Nur bin ich mir nicht ganz so sicher, ob du der Richtige wärst. Denkst du überhaupt an mich? Verschwendest du überhaupt Gedanken daran, wie ich mich bei unserer jetzigen Situation fühle?

Die Antwort kenne ich, ohne sie gehört zu haben. Aber es ist nicht schwer. Du hast jetzt Menschen, die dir mehr bedeuten als ich. Mit denen du dein ganzes Leben verbringen willst.

Und erneut wird mir schmerzlich bewusst, dass nicht ich der Mann bin, den du liebst. Den du vor allem beschützen würdest. Für den du dein Leben geben würdest.

Ich weiß es zwar nicht, doch ich bin mir ziemlich sicher, dass du, solltest du dich zwischen mir und Lily und deinem Sohn Harry entscheiden müssen, würdest du Lily und Harry wählen.

Es klingt jetzt sicher so, als würde ich Lily dafür verachten. Aber das tue ich nicht. Im Lauf der Zeit habe ich sie richtig gern gewonnen. Es ist nur...

Wann immer ich sie glücklich Arm in Arm mit dir, James, sehe, keimt in mir der Kern der Eifersucht und wird immer größer.

Ich lache kalt auf.

Wie theatralisch ich mich doch wieder mal ausdrücke. Irgendwie bin ich ein richtiges Weichei geworden. Zumindest in solchen Sachen wie Gefühlen. Oder wenn es um dich geht.

Langsam blicke ich auf. Du bist zu spät – wieder einmal. In letzter Zeit schaffst du es einfach nie pünktlich zu sein. Moody würde dir jetzt bestimmt eine runter hauen, hätte er so lange auf dich warten müssen.

Ich sehe, wie du deine Hand zu mir auf den Boden streckst und darauf wartest, dass ich sie ergreife. Dabei sehe ich kurz in deine Augen, die mir nun so ernst erscheinen, wie ich sie noch niemals gesehen habe. Ich muss mich natürlich gleich fragen, was denn passiert ist. Aber dann komme ich zu dem Entschluss, dass die rauen Zeiten dich wohl so... kalt... gemacht haben.

Ich bin mir nicht sicher, ob das der richtige Ausdruck für deinen Zustand gerade ist. Aber mir kommt es doch passend vor.

Ohne weitere Worte ergreife ich deine Hand, lasse mich hochziehen.

Wortlos stehen wir uns gegenüber und blicken uns direkt in die Augen. Mir fällt auf, dass wir immer wortkarger geworden sind, seit unserem letzten Schultag. Wieder einmal frage ich mich, warum das wohl so ist.

Warum wir nicht mehr reden können.

Aber wenn ich ehrlich bin, habe ich Angst. Davor, was du mir sagen wirst. Davor, was ich sagen werde. Doch als sich ein Funken in deine Augen schleicht, weiß ich, dass heute der Tag gekommen ist, an dem wir alles klären werden.

„Du bist spät.“

Die Worte verlassen wie von selbst meinen Mund.

Als Antwort erhalte ich nur ein Nicken deinerseits. Du bist mit deinen Gedanken schon ganz woanders, das kann ich sehen. Nur weiß ich leider, wie so oft, nicht wo. Doch irgendwo in meinem Kopf flüstert eine Stimme, dass es Lily ist, an die du denkst. An die du immer denkst. Selbst, wenn du mir in die Augen siehst, oder mit mir sprichst.

Darüber kann ich einfach nur den Kopf schütteln. Jetzt, wo du schon mal hier bist, könntest du mir doch auch mal erklären, was das soll.

Du warst es schließlich, der mich zu so später Stunde noch raus bestellt hat.

Ich kann förmlich sehen, wie du nach den richtigen Worten suchst.

Deshalb warte ich. Es war noch nie gut, wenn man dich zu etwas gedrängt hat. Doch als du minutenlang nur dastehst und mich schweigend anstarrst, wird es mir zuviel.

„Weswegen bist du hier?“

Ich weiß, wie abwertend diese Worte für dich klingen müssen, aber ich habe jetzt keine Lust auf freundschaftliches Getue. Du hast doch auch noch nichts zu mir gesagt, was nett geklungen hatte. Eigentlich hast du noch überhaupt nichts mit mir geredet.

„Ich komme gerade von Dumbledore“, erklärst du mir.

Dein Blick ändert sich plötzlich von kalt und ernst zu besorgt und irgendwie... misstrauisch? Hab ich was verpasst? Du wirkst auf einmal, als müsstest du mir die Nachricht überbringen, dass jemand von unseren Freunden gestorben ist.

Sofort hoffe ich, dass dem nicht so ist und du mir nur etwas Unwichtiges zu sagen hast. Doch ich habe so eine Ahnung, dass das nicht der Fall ist.

Du sprichst nicht weiter und so muss ich dir einen auffordernden Blick zuwerfen.

„Ja, und weiter?“, sage ich nachdrücklich und ungeduldig.

Du hast die blöde Angewohnheit mit der schlimmen Nachricht immer erst zum Schluss rauszurücken. Das habe ich immer schon gehasst. Schon allein, weil meine Geduld gleich Null ist und ich ein verdammt neugieriger Mensch bin.

Das Dumme ist nur, dass du das weißt und trotzdem nicht zur Sache kommst.

„Können wir ein Stück gehen... bitte?“, fragst du und senkst deine Stimme.

Gerade so, als hättest du Angst, dass uns jemand hören oder beobachten könnte. Ich reagiere nicht sofort und das ist anscheinend für dich der Anlass, mich beim Handgelenk zu packen und einfach mitzuziehen. Du scheinst es ziemlich eilig zu haben.

Nach wenigen Minuten aber haben wir ein recht normales Schritttempo gefunden, schweigen uns aber wieder an. Ich habe das Gefühl, du willst gar nicht mit mir über – nun, was auch immer – sprechen.

„James, was ist denn passiert?“

Ich spreche in derselben Lautstärke, wie du zuvor. Langsam drehe ich meinen Kopf zu dir hinüber und sehe dich fragend an. Ich muss zugeben ich bin verwirrt. So verwirrt wie schon lange nicht mehr.

„Wir sind Freunde, oder?!“

Deine Frage trifft mich aus heiterem Himmel. Ich bleibe abrupt stehen und sehe dich perplex an. Eigentlich dachte ich immer, das stünde außer Frage. Doch du siehst das anscheinend anders. Mindestens schon zum dritten Mal an diesem Abend, frage ich was bloß passiert ist.

„Sirius?“

Du siehst mich unsicher an, bist ebenfalls stehen geblieben. Ich kann erkennen, dass dein Körper leicht zittert.

Aber ich kann nicht sagen, ob es wegen der Angespanntheit oder der kühlen Luft ist.

„Natürlich sind wir Freunde! Was ist das denn für eine blöde Frage?!“, platzt es nun endlich aus mir heraus.

Du scheinst erleichtert zu sein, doch deine Angespanntheit ist nicht gewichen.

Bei mir drängt sich nun aber die Angst in den Vordergrund. Dieses Gespräch fängt nicht gut an. Jetzt kann nur irgendeine schlechte Nachricht kommen. Ich kenne dich.

Wenn es etwas Unangenehmes zu regeln gibt, beginnst du immer so zu sprechen. Langsam wird es mir richtig unheimlich, wie gut ich dich eigentlich schon kenne. Aber eigentlich ist das auch kein Wunder. Wir sind die besten Freunde. Gehen durch dick und durch dünn.

Zumindest habe ich das immer gedacht.

„Egal, was auch passiert?“

Deine Stimme zittert, während du sprichst. Ich unterdrücke das Verlangen, dich einfach in die Arme zu schließen. Schlicht und einfach aus dem Grund, da ich nicht weiß, ob ich mich danach noch beherrschen könnte.

Du bist nicht mehr nur einfacher Freund für mich. Du bist viel mehr. Doch ich habe keine Ahnung, ob du das weißt. Ob du jemals etwas von meinen Gefühlen für dich mitbekommen hast. Aber ich denke eher nicht. Denn dann hättest du mich wahrscheinlich nicht gefragt, ob ich nicht dein Trauzeuge werden wolle...

„Ja.“

Das ist alles, was ich über die Lippen bringe. Und selbst dieses eine Wort klingt seltsam gepresst und rau. Ich weiß auch nicht, woher diese plötzliche Unsicherheit gekommen ist. Vielleicht, weil ich wieder einmal an die Vergangenheit gedacht haben.

Du sprichst nicht weiter. Wendest einfach deinen Blick wieder nach vorne und setzt dich erneut in Bewegung. Doch ich kann dich nicht gehen lassen, nicht so.

Deshalb greife ich nach deinem Handgelenk. Halte dich fest, sodass du genauso abrupt stehen bleibst wie ich zuvor.

Seltsam, unser Verhältnis kommt mir heute irgendwie gezwungen vor.

„Was ist denn los? Und was hat Dumbledore damit zu tun? James, sag doch was!“

Ich habe das Gefühl, dass meine Stimme versagt. Meine Hände sind taub und auch den Rest von meinem Körper kann ich schon nicht mehr fühlen. Diese Ungewissheit macht mich schier wahnsinnig. Und du machst es nur noch unerträglicher für mich.

Du stehst einfach mit dem Rücken zu mir und findest den Boden scheinbar weitaus interessanter anzusehen als mich.

Ich weiß nicht was ich tun soll. Alles erscheint mit in diesem Moment so falsch.

„Wir haben ein Problem“, kommt es leise von dir und ich schlucke meine drängende Forderung, mir endlich zu sagen, was Sache ist, hinunter.

Das ist wieder einmal so typisch für dich. Immer schön umschreiben, nie auf den Punkt kommen und mir ein verdammt schlechtes Gefühl verpassen.

Wenn es nicht so eine ernste Antwort gewesen wäre, hätte ich wohl gedacht, es macht dir Spaß, mich so zu beunruhigen. Was natürlich totaler Quatsch ist, wie ich mich selbst sofort wieder schalte.

Du drehst dich zu mir um, sodass wir uns nun genau gegenüber stehen. Deine Hand lasse ich trotzdem nicht los.

Ich weiß genau, dass in meinem Gesicht jetzt die Frage steht, was zum Teufel unser Problem sein sollte. Außer die viel zu vielen Todesser und die Bedrohung durch Voldemort.

Eine so unangenehme Stille hat sich zwischen uns ausgebreitet, wie sie noch nie da gewesen war, und ich weiß nicht einmal, was der Anlass dafür ist.

Deine forschenden Augen scheinen mich durchbohren zu wollen und ich fühle mich angesichts dieser Tatsache nur noch unwohler in meiner Haut. Merlin, was ist bloß los mit mir?

Ich warte und warte, doch du fährst einfach nicht fort. Siehst mich nur mit diesen ernsten und besorgten Blick an, als würdest du auf eine bestimmte Reaktion von mir warten. Kann es sein, dass sich so etwas wie Misstrauen in deinen Augen widerspiegelt? Ist es wirklich so? Vertraust du mir nicht mehr?

„Welches Problem?“

Ich frage so leise, wie es mir nur irgendwie möglich ist, ehe ich deine Hand etwas fester drücke. Ich brauche einfach wieder mal die Nähe eines anderen Menschen. Zu lange ist es her.

Ich sehe, wie du damit ringst, mir die Wahrheit zu sagen. Doch lass dir gesagt sein, James. Ich kann dazwischen entscheiden, ob du mich anlügst oder nicht.

„Wie schon gesagt, ich war eben bei Dumbledore. Er hat mir Neuigkeiten gesagt, die nicht unbedingt erfreulich sind.“

Beginnst du und trittst dabei einen Schritt auf mich zu. Ich weiß nicht, ob du es bewusst machst, oder einfach nur aus einem Reflex heraus. Aber das verschafft mir ein Gefühl der Unsicherheit.

„Was für Neuigkeiten?“

Ich sehe dir starr ins Gesicht. Weiß nicht, welche Gefühle man aus meinem Blick lesen kann. Aber es ist mir im Moment egal. Du sagtest keine guten Nachrichten. Und wenn du, der ewige Optimist, schon einmal sagst, dass es keine guten Nachrichten sind, werde ich mich warm anziehen müssen.

„Du weißt, dass Voldemort hinter mir und Lily her ist?“

Es klang mehr wie eine Frage, obwohl es wohl eher eine Feststellung sein sollte. Alles, was ich tun kann, ist nicken. Was jetzt wohl kommen wird?

„Naja, sagen wir es so. Voldemort weiß immer, wo wir uns aufhalten. Er weiß, was wir planen. Er weiß, was in unserer Nähe passiert. Was wäre die einzige Erklärung, die dir dazu einfällt?“

Deine Augen sehen mich herausfordernd an. Ich verstehe nicht wieso. Trotzdem antworte ich dir.

„Das heißt er hat einen-“

„Spion auf seiner Seite, richtig. Aber das ist ja noch nicht einmal das Schlimmste, weißt du, Sirius. Dumbledore sagte, es muss jemand sein, der mich gut kennt. Der verdammt gut mit mir befreundet ist. Der nahezu alles über mich weiß.“

Du wählst deine Worte mit Bedacht, das merke ich. Beinahe schon sanft löst du dich aus meinem Griff und wendest dich etwas von mir ab. Als würdest du erwarten, dass ich jeden Moment den Zauberstab zücken und auf dich losgehen könnte. Ich kann mir vorstellen, was du mit deinen Worten und deinen Handlungen andeuten wolltest – und es versetzt mir einen Stich ins Herz.

„James. Denkst du wirklich Peter oder Remus hätten dich verraten?“

Ich klinge verletzt, das ist mir bewusst. Aber das ist auch beabsichtigt. Schließlich sind es unsere Freunde, die du da gerade beschuldigst Verräter zu sein. Ich merke, wie du kaum sichtbar eine Augenbraue hebst und sanft den Kopf schüttelst.

„Nein, Sirius.“

Du siehst mich mit seltsamem Blick an. Schlingst deine Arme um deinen Körper, der, wie mir gerade aufgefallen ist, stärker als zuvor zittert.

Ein kühler Wind ist aufgekommen, der nun meine Haare umspielt.

„Ich denke du...“

Du sprichst nicht zu Ende. Das musst du auch gar nicht. Ich weiß auch so genau, was du sagen wolltest.

Ungläubig reiße ich meine Augen auf, bin so verletzt, wie schon lange nicht mehr. Doch nicht nur dieses Gefühl herrscht nun in mir. Ich bin wütend. Unendlich wütend, dass du die vielen Jahre unserer Freundschaft einfach so vergessen, übersehen, kannst und denkst, ich wäre wirklich in der Lage dazu, dich an Voldemort zu verkaufen.

Ich balle meine Hände, die bis jetzt schlaff an meiner Seite gehangen hatten, zu Fäusten und funkle dich sauer an.

Danach gehe ich gemäßigt einige Schritte auf mich zu, bis unsere Gesichter nur noch Zentimeter trennen.

Hast du jetzt Angst vor mir? Denkst du wirklich, ich würde dir etwas antun?

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, hebe ich die Hand und verpasse dir eine schallende Ohrfeige.

Du starrst mich perplex an, bist nicht fähig irgendwie anders zu reagieren.

„Danke. Danke, dass du soviel Vertrauen in mich hast!“, zische ich dir ins Ohr.

Ich drehe mich abrupt um und gehe in die entgegengesetzte Richtung. Meine Schritte hallen in der leeren Gasse laut wieder. Etwas zu laut, so kommt es mir zumindest vor. Am liebsten hätte ich wieder umgedreht, dich umarmt und wäre in Tränen ausgebrochen.

Aber das würde nicht zu mir passen. Ich weine nicht. Ich habe seit meinem fünfzehnten Lebensjahr nicht mehr geweint.

Nein, korrigiere ich mich. Ich habe geweint. Vor etwa zwei Jahren. Doch das hat niemand mitbekommen. Das war der Tag, an dem ich von Regulus’ Tod erfahren hatte. Das war wohl die schlimmste Nachricht, die ich jemals in meinem Leben erhalten hatte.

Heute bereue ich, dass ich nie mit ihm gesprochen habe. Dass ich niemals versucht habe, ihm Voldemort auszureden. Dass ich einfach daneben gestanden und zugesehen habe, wie er zum Todesser geworden ist.

Doch das ist Vergangenheit. Vielleicht sollte ich mich lieber um die Gegenwart kümmern, was schon anstrengend genug ist.

Plötzlich schlingen sich Arme um meinen Oberkörper, du drückst dich eng an mich. Sofort bleibe ich stehen und bewege mich kein bisschen.

Du bist zu nahe. Viel zu nahe.

Aber es fühlt sich so gut an. So richtig. Ich verdamme mich für meine Gefühle, wünsche ich mir doch schon wieder, dass die Zeit stehen bleiben könnte. Dass alles, was uns trennt, verschwinden und diese Welt nur noch für uns existieren könnte.

„Sirius“, flüsterst du leise.

Ich weiß, dass es dir Leid tut. Genauso wie ich weiß, dass dir nun bewusst worden ist, dass ich kein Spion bin. Dass ich dir weder etwas antun, noch dich verraten könnte. Wahrscheinlich hast du das auch schon vorher gewusst, wolltest aber nur ganz sicher gehen.

Ich bin im Moment nicht wirklich fähig mich zu bewegen. Verfluche mich erneut für meine verdammte Unsicherheit. Das bist nur du! James, mein bester Freund den ich schon zehn Jahre lang kenne. Ich kann mich in deiner Nähe doch sicher fühlen, oder?

Warum tue ich es dann nicht?

Sind daran wirklich nur diese Gefühle für dich schuld, die so viel mehr sind, als sie eigentlich sein dürften.

Wie würdest du reagieren, wenn du es wüsstest? Das habe ich mich schon oft gefragt. Doch die Antwort werde ich niemals erfahren. Denn ich werde dir meine... Liebe... für dich nicht offenbaren. Liebe. Schon seltsam. Wann ist aus unserer festen Freundschaft eigentlich Liebe geworden?

Ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Aber vielleicht liegt es daran, dass ich mich bei dir immer sicher gefühlt habe. Oder, dass du mir einen Weg aus dieser schleppenden Dunkelheit, die die Blacks mit sich tragen, gezeigt hast. Dass du mich nie aufgegeben hast, egal, wie schlecht es jemals um mich gestanden hat. Oder es ist einfach nur die Tatsache, dass mich kein anderer Mensch auf dieser Erde so gut kennt wie du. Weder Remus, noch Peter. Nicht einmal mein Bruder, Regulus, kannte mich so gut wie du.

Ein Seufzen verlässt meine Lippen, ehe ich meine Hände sanft auf deine lege und mich aus deiner Umarmung befreie.

Ich sehe dir direkt in deine wunderschönen, haselnussbrauen Augen. Verliere mich beinahe in ihnen.

Du erwiderst den Blick, hebst deine Hand langsam und streichst mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich genieße solche Berührungen. Sind sie doch selten, und in der letzten Zeit eigentlich gar nicht mehr vorhanden gewesen.

„Verzeihst du mir?“, durchdringt deine Stimme erneut die Stille zwischen uns.

Du reißt mich brutal aus meiner Gedankenwelt, meiner Traumwelt. Aus der Welt, in der noch alles gut ist, zwischen uns beiden. Und Remus und Peter. In der wir alle noch ein unbeschwertes Leben führen. Frei, von jeglicher Gewalt, und dem Druck besser als jeder andere zu sein, um in einem Kampf nicht vielleicht doch noch jemandem zu unterliegen.

Ich nicke kurz, setze dann eines meiner Lächeln auf, das du so sehr liebst. Das hast du mir selbst einmal gesagt.

„Natürlich, wie könnte ich nicht. Du machst dir Gedanken, wer der Spion sein könnte. Schon klar, dass dir da ich als erster einfalle.“

Meine Stimme trieft nur so vor Sarkasmus, doch das fällt mir nicht einmal auf. Ich habe einfach das ausgesprochen, was mir zuerst in den Sinn gekommen ist. War vielleicht nicht die feine englische Art, aber wenigstens rede ich nicht lange um den heißen Brei herum, wie ein gewisser anderer Jemand.

„Dumbledore sagte, soviel könnte eigentlich nur mein bester Freund von mir wissen. Und da wollte ich mich eben versichern...“

„...ob ich der Verräter bin. Alles klar. Nur bist du nicht eine Sekunde lang auf den Gedanken gekommen, dass ich Harry und Lily genauso gern habe wie du, und ich eher sterben würde, als ihnen Leid zuzufügen? Hast du eigentlich eine Sekunde lang nachgedacht?!“

Meine beiden Hände sind zu Fäusten geballt, ich schreie meinen Frust aus mir heraus. Endlich habe ich mal einen Grund, dich anzuschreien, bei dem ich dir nicht viel erklären muss.

Es ist nicht so, dass ich unbedingt mit dir streiten will, aber wenn ich meine Eifersucht die ganze Zeit nur in mich hineinfresse und niemals etwas davon ans Tageslicht dringt, ist das nicht gut für mich, bin ich doch schon immer ein emotioneller Mensch gewesen. Wenn ich sauer bin, dann sage ich das. Ohne großes Herumreden.

„Sirius, versteh das doch. Ich muss jeden von euch in Erwägung ziehen, der Verräter zu sein. Lily und Harry sind in großer Gefahr, und ich werde nicht zulassen, dass ihnen etwas passiert!“

Ich sehe, dass dein Blick leicht angestrengt wird. Du hast wohl damit gerechnet, dass ich dich sofort verstehen und danach alles wieder gut sein würde. Doch du hast falsch gedacht. In diesem Fall gebe ich dir nicht Recht. Immer kann ich nicht zu dir halten.

„Lily... Hast du eigentlich nur noch sie im Kopf? Verdammt, James. Es gibt auch noch andere Leute, die vielleicht deine Unterstützung oder Nähe gebrauchen könnten!“

Die Worte haben meinen Mund verlassen, bevor ich noch länger darüber nachdenken konnte. Sofort muss ich dem Drang widerstehen, mir die die Hand vor den Mund zu schlagen. Stattdessen starre ich dich einfach nur weiterhin sauer an.

Du verstehst anscheinend nicht wirklich, was auf einmal in mich gefahren ist. Aber das musst du auch nicht.

Niemand hat mich jemals verstanden. Niemand muss mich jemals verstehen. Du am wenigsten. Du, der du immer schon alles bekommen hast, was du wolltest.

Weißt du überhaupt, was gerade in mir vorgeht? Weißt du, wie es ist, immer nur der Zweite zu sein, dem du dich zuwendest. Ich hab immer schon gewusst, dass ich gegen Lily niemals eine Chance haben würde, aber ich habe es mit Fassung getragen, weil du immer noch mein bester Freund warst. Weil sich nichts zwischen uns veränderte, außer, dass du öfter mit ihr etwas alleine unternommen hast.

Aber jetzt? Jetzt scheine ich dich einen feuchten Dreck zu interessieren, werde als Verräter beschimpft und bin nicht mal mehr so wichtig für dich, dass du etwas Zeit mit mir verbringst.

Am liebsten würde ich dir ins Gesicht schreien, dass mich das ankotzt. Dass ich das alles so satt habe.

Doch das geht nicht. Ich will nicht, dass du erfährst, was ich für dich fühle. Ich weiß ja noch nicht einmal wie du zu dem Thema Männerliebe stehst. Würdest du mich verstoßen? Wahrscheinlich nicht, aber wissen kann man es schließlich nie und ich will kein Risiko eingehen. Ich will dich nicht verlieren.

„Ich bin dir doch komplett egal geworden... Alles, was dich noch interessiert, sind Lily und Harry...“, wispere ich mit gesenktem Kopf.

Ich will jetzt nicht in dein Gesicht schauen müssen. Am liebsten würde ich hier und jetzt im Boden versinken. Für solche Gespräche bin ich einfach nicht geschaffen. Dieses Gefühlszeug ist nichts für mich. Trotzdem fühlt es sich gut an, endlich mal das loszuwerden, was mich schon so viele Monate bedrückt.

Ich erwarte ja gar nicht von dir, dass du dich jetzt rechtfertigst, oder gar Mitleid mit mir hast. Das wäre wohl zuviel verlangt, was?

Langsam hebe ich meinen Kopf wieder, weil du nichts sagst. Du stehst einfach nur schweigend da und siehst mich mit seltsamem Blick an. Ist er ernst, kalt oder vielleicht sogar abwertend? Ich kann es einfach nicht deuten.

„Ist das deine Bestätigung?“

Meine Stimme zittert, ich kann nur mit Anstrengung sprechen.

Als du auch darauf nichts erwiderst, drehe ich mich abrupt von dir weg und laufe. Laufe so schnell, wie ich noch nie in meinem Leben gelaufen bin. Alles was ich noch will, ist weg von dir. Ich kann die Ablehnung in deinen Augen nicht länger ertragen. Ich halte das alles einfach nicht mehr aus.

Wieso? Wieso läuft in meinem Leben immer alles schief?

Und warum kommt es mir manchmal so vor, dass ich der Einzige bin, der alles verloren hat oder eher alles verliert?

Ganz schön egoistisch von mir, angesichts der düsteren Zeiten...

Ich drehe mich nicht um, weiß ich doch auch so, dass du mir nicht nachläufst. Für dich ist es vorbei. Wir sind keine Freunde mehr. Schon gar keine besten Freunde. Im Prinzip, sind wir das schon lange nicht mehr – ich hab es nur erst heute erkannt.

Aber kann ich das auch akzeptieren? Nein, wohl eher nicht. Ich kann ohne dich nicht überleben, das weiß ich.

Ich brauche dich, wie die Luft zum Atmen. Klingt klischeehaft, ist aber schlicht und einfach so.

Mittlerweile laufe ich schon so schnell, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass es viel zu schnell ist. Meine Lunge brennt bereits und meine Beine drohen nachzugeben. Mein Körper hält das schnelle Tempo wohl nicht mehr lange durch.

Aber das spornt mich nur umso mehr an. Ich erhöhe mein Tempo und augenblicklich wird mir schwarz vor den Augen.

Ich strauchle und mache auf unsanfte Weise Bekanntschaft mit dem Boden. Verzweifelt versuche ich wieder aufzustehen, doch weil ich es nicht schaffe, bleibe ich einfach knien, die Hände am Boden abgestützt.

Verbissen kämpfe ich gegen die Tränen an, die nun meine Wangen runter zu rinnen drohen. Wenn ich eines gelernt habe, dann ist das niemals Schwäche zu zeigen. Schon gar nicht in Form von Tränen.

Und schon gar nicht wegen so etwas albernem wie Liebe...

Scheiße!

Meine Faust schlägt hart auf dem Steinboden auf. Nach etlichen Wiederholungen dieses Vorganges sind meine Knöchel blutig geschlagen. Aber das interessiert mich weniger.

Kraftlos lasse ich mich gänzlich auf den kalten Boden fallen, schließe resignierend die Augen, ehe mir die Tränen übers Gesicht rinnen. Ich versuche gar nicht, sie zurück zu beißen. Niemand kann mich hier sehen. Es ist egal.

Alles, was ich will, ist endlich vergessen. Dich vergessen. Ihn, meinen Bruder, vergessen.

Ich will dich nicht mehr lieben müssen, James. Denn, auch wenn Liebe manchmal das Schönste auf der Welt ist, in meinem Fall ist dieses Gefühl eher eine Folter.

Weil ich weiß, dass ich dich niemals haben werde. Unter anderen Umständen würde ich ja kämpfen. Aber das geht nicht. Ich habe schon alles verloren, da muss ich dich wenigstens ganz fest bei mir halten.

Langsam rapple ich mich wieder vom Boden auf, stütze mich aber an einer Hausmauer ab. Zögerlich drehe ich mich in die Richtung aus der ich gekommen bin. Ich erwarte nicht, dass du mir gefolgt bist.

Aber da stehst du. Direkt vor mir. Blickst mir unverwandt in die Augen.

Schnell schaue ich zur Seite. Ich will nicht, dass du mich mit meinem verheulten Gesicht siehst.

Sirius Black weint nicht.

Ich bin mir nicht sicher, ob du mich jemals wirklich weinen gesehen hast.

„Sirius?“

Deine Stimme dringt nur leise zu mir durch.

Trotzdem veranlasst mich das, den Kopf zu heben. Ich erwidere deinen forschen Blick. Widerstehe den Drang, mich einfach um deinen Hals fallen zu lassen.

Ich beschließe, einfach mal nichts zu sagen. Ich will mich nicht vor dir rechtfertigen müssen. Ich will einfach nur allein gelassen werden... oder?

„Hast du geweint?!“, fragst du mich plötzlich und gehst einen Schritt auf mich zu.

Reflexartig weiche ich zurück. Leider bin ich schon längst an der Hausmauer angekommen, was mich dazu veranlasst, stehen zu bleiben. Weil ich sowieso nur noch auf den Boden schauen könnte, sehe ich dir direkt in deine Augen. Warte darauf, was du jetzt wohl tust.

Antworten brauche ich dir nicht. Schließlich sind die Tränenspuren auf meinen Wangen bestimmt Beweis genug dafür, dass ich geweint habe.

„Das wollte ich nicht“, murmelst du und wirfst mir einen besorgten Blick zu.

Ich lache bitter auf.

„Das wolltest du also nicht? Weißt du was, verpiss dich einfach! Hau doch ab zu deiner verdammten Frau und lass mich zufrieden!“

Ich weiß gar nicht, warum ich das gesagt habe. Eigentlich hatte ich nicht vor, dich zu verlieren. Aber mit solchen Worten wird wohl genau das eintreffen.

Doch im Moment ist mir, wie so oft in letzter Zeit, alles egal. Nur meine Wut muss ich aus mir herausschreien, bevor sie mich von innen her auffrisst.

„Sirius...“

Willst du beruhigend klingen? Wenn ja, dann solltest du wirklich noch üben. Ich kann deine unterdrückte Wut fühlen. Ich weiß, dass du es hasst, wenn ich von Lily so abwertend spreche.

Was mich deshalb wundert ist, dass du überhaupt noch hier bist. Ich bedeute dir doch einen Scheißdreck, das hast du mir wunderbar gezeigt. Alles, was du jetzt noch zu tun hast, ist zu verschwinden.

„Spar’s dir!“, fahre ich dir dazwischen.

Ich will mich schon abwenden und wieder davonlaufen, als du plötzlich deine beiden Arme, neben meinem Gesicht, an der Mauer abstützt.

Verwirrt blicke ich in dein Gesicht, das von meinem nur noch wenige Millimeter entfernt ist.

Wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, was ich jetzt tun soll. So nah warst du mir schon lange nicht mehr.

„Lass mich doch wenigstens erklären, bevor du schon wieder wegläufst“, versuchst du es noch einmal.

Mit intensivem Blick scheinst du mich durchbohren zu wollen, doch ich gebe nicht nach. ich starre dich nur an, lasse deine Worte in meinem Gehirn verarbeiten.

„Du brauchst nichts zu erklären, James. Lily ist dir wichtiger als unsere Freundschaft. Punkt. Aus. Ende. Mehr gibt’s dazu nicht zu sagen. Verschon mich also damit“, fauche ich dir das Erste, das mir in den Sinn kommt entgegen.

Doch dir scheint es nicht zu passen, was ich dir an den Kopf werfe. Dein Gesicht verzieht sich zu einer ärgerlichen Miene und ich merke, wie du kurz davor stehst, mir eine runter zu hauen. Aber trotzdem weiß ich, dass ich die Wahrheit sage.

Auch wenn du mir das natürlich niemals sagen würdest. Ich weiß doch, wie sehr du sie liebst. Für Lily würdest du alles tun. Womöglich würdest du mich für sie sogar töten.

Ich presse meine Hände gegen deinen Brustkorb, will dich wegstoßen. Doch du schnappst sie dir geschickt und nagelst sie neben meinem Kopf mit deinen eigenen Händen fest.

„Was?“, keuche ich erschrocken.

Die ganze Situation kommt mir so irreal vor. Alles was hier passiert, gleicht mehr einem Traum von mir. Dumm nur, dass das die bittere Realität ist.

Obwohl, so dumm ist’s dann doch wieder nicht.

„Jetzt hör mir mal ganz genau zu, Black!“, beginnst du und deine Stimme hört sich schneidend an.

Anscheinend hab ich dich vorhin wütend gemacht, sonst würdest du wohl kaum meinen Nachnamen benutzen. Aber ich hab kein Problem damit.

Du verdienst es doch gereizt zu werden.

„Ich höre...“, gebe ich also etwas gelangweilt zurück. Naja, sagen wir, ich stelle mich so, als ob es mir egal wäre.

Aber das ist es ganz und gar nicht.

Ich sehe, wie in deine Augen ein Funkeln tritt, das ich aber beim besten Willen nicht deuten kann.

„Was denkst du eigentlich von mir? Dass ich nur noch Augen für Lily habe? Dass ich jeden für sie töten würde? Sogar dich? Dass du mir vollkommen egal geworden bist, als ich Lily geheiratet habe? Ist es das, was du denkst?“, du zischt es mir förmlich entgegen.

Ich kann deinen warmen Atem auf meinen Lippen spüren. Ich schlucke hart und zwinge mich dazu, standhaft zu bleiben. Dir nicht nachzugeben.

Doch das ist nicht so einfach, wie ich mir das vorgestellt habe.

„Vielleicht...“, murmle ich leise. Blicke dich weiterhin mit intensivem Blick an.

„Du bist so ein Idiot. Ich liebe dich. Mehr, als ich jeden anderen zuvor geliebt habe...“, flüsterst du und ich erröte augenblicklich.

Natürlich weiß ich, dass du es anders gemeint hast, als es sich vielleicht angehört hat. Du liebst mich, wie einen Bruder. Einen Bruder, den du niemals gehabt hast.

Verzweifelt schließe ich meine Augen. Ich kann dich jetzt nicht ansehen.

Nicht jetzt, wo du doch so nahe bist und das sagst, was ich immer schon von dir hören wollte. Nur stimmt das alles nicht. Ich werde nie mehr für dich sein, als dein bester Freund.

Eigentlich habe ich gedacht, dass ich mich schon damit abgefunden hätte. Aber jetzt droht der Schmerz über diese Erkenntnis mich von innen heraus aufzufressen. Gerade jetzt bräuchte ich deine rettende Hand, die mich wieder in die Realität zurückführt. Die mir zeigt, dass die Welt nicht komplett schlecht ist.

Vorsichtig öffne ich die Augen wieder. Starre dich hilflos an.

Ich traue mich nicht, etwas zu sagen, weil ich weiß, dass es das Falsche sein würde.

„Du bist mein bester Freund und daran wird sich auch nichts ändern“, murmelst du und siehst mich an.

Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr diese Worte mich verletzen. Natürlich, die Erkenntnis hatte ich schon vor Jahren, dass zwischen uns nie mehr sein wird. Aber jetzt, wo du es mir auch noch so direkt an den Kopf wirft, schmerzt es doch mehr, als ich jemals vermutet hätte.

Ich merke gar nicht, wie die Tränen sich in meinen Augen sammeln und anschließend meine Wangen hinunterlaufen.

Erst, als ich in dein geschocktes und zugleich verwirrtes Gesicht sehe, erkenne ich, dass ich angefangen habe, zu weinen.

Du traust dich anscheinend nichts zu tun, aber meine Hände lässt du trotzdem nicht los. Wahrscheinlich glaubst du, dass ich, sobald du mich loslässt, wieder einmal weglaufe. Ich würde es auch ohne Zweifel tun.

Beschämt richte ich meinen Blick zu Boden. Ich will nicht, dass du mich so schwach siehst. Für dich war ich schließlich immer der starke Sirius. Derjenige, der auf alles eine Antwort gewusst hat und niemals verzweifelt oder gar traurig war.

„Sirius?“, fragst du zaghaft.

Ich bemühe mich nicht aufzuschauen, verliere diesen Kampf aber. Zögerlich hebe ich den Kopf wieder und sehe direkt in deine Augen. Vielleicht bist du dieses Mal in der Lage, meinen Schmerz zu sehen. In einem Ausmaß, das du bei mir noch nie gesehen hast. Mir geht’s beschissener als damals, als ich von Zuhause weggelaufen bin. Und da habe ich die ganze Nacht nur durchgeheult.

Erinnerst du dich noch daran?

„Hey, was ist denn los?“, wisperst du und lässt meine Hände los.

Sanft streichst du mit deinem Finger die Tränen von meinen Wangen. Siehst mich besorgt an.

Trotzdem will ich einfach nur rennen. Doch mir wird in diesem Augenblick schmerzlich bewusst, dass ich mich keinen Zentimeter bewegen kann. Schon gar nicht laufen.

„Finger weg.“

Es ist eine klare Ansage von mir und jeder, wirklich jeder den ich kenne, hätte diesem Befehl auch Folge geleistet. Aber du musst natürlich wieder einmal aus der Reihe tanzen. Anstatt deine Hand zurückzuziehen, streichelst du nun sanft über meine Wange – was mich dazu veranlasst nur noch mehr zu heulen.

Gott, ich komme mir so gedemütigt vor. Und das alles nur wegen dir, James Potter.

„Verdammt, du sollst deine Finger von mir nehmen!“, schreie ich und stoße dich von mir.

Aber anstatt zu laufen, starre ich dich nur aus verletzten Augen an.

„Was ist denn los mit dir, Sirius? Was habe ich dir denn getan, zum Teufel?!“, rufst du mir zornig herüber.

„Ich...“, weiter komme ich nicht.

Ich habe wirklich keine Ahnung, was ich jetzt zu dir sagen soll. Ich kann das nicht. Wenn ich dir die Wahrheit sage, dann werde ich dich verlieren. Wenn ich es aber nicht tue, dann werde ich dich belügen und ich habe mir geschworen, dich niemals zu belügen.

Es ist zwar kindisch an solchen Schwüren festzuhalten, die ich im Alter von zwölf Jahren abgelegt habe, aber so bin ich nun einmal. Ich habe bis jetzt immer mein Wort gehalten.

„Du? Was? Sirius, rede mit mir. Wie soll ich dir helfen, wenn ich dein Problem nicht kenne?“

Bitteres Auflachen meinerseits. Auf einmal stoppt mein Tränenfluss und ich habe nur noch ein spöttisches Lächeln für dich übrig.

Du willst mir helfen? Ausgerechnet du? Du kannst mir nicht helfen, James. Niemand kann das. Und du am aller wenigsten!“

Meine Worte sind getränkt von Bitterkeit und ich merke, dass du das nicht übersehen hast. Natürlich willst du mir nicht glauben. Widersprichst mir sicher gleich wieder. Doch es ist die Wahrheit. Du könntest mir nur auf eine Art und Weise helfen. Aber das wird wohl niemals eintreten.

„Wieso?“

Nicht mehr als ein Wort von dir schafft es, meine Fassade endgültig bröckeln zu lassen. Ich balle meine Hände zu Fäusten. Fasse dich am Kragen. Drücke dich brutal an die kalte Steinmauer.

Es ist gut, dass ich dir überlegen bin.

„Wieso? Wieso? Verdammt, James. Immer, wenn wir etwas zusammen unternommen haben, hast du ständig nur von Lily geredet! Ich hatte doch nie eine Bedeutung für dich, seit zu mit dieser elenden Frau zusammengekommen bist. Ich hab sie gehasst, und tue es heute noch. Dafür, dass sie all das bekommen hat, was ich jemals haben wollte. Dafür, dass sie deine Aufmerksamkeit, deine Liebe hat. Dafür, dass sie glücklich ist!!“, ich schreie es dir förmlich ins Gesicht.

Mein Griff um deinen Kragen verstärkt sich und wenn ich noch fester zudrücken würde, würde ich dich womöglich sogar erwürgen.

Aber im Moment sind meine Sinne so berauscht von dieser schleppenden Wut, dass mir das schlicht und einfach nicht auffällt. Und wenn, wäre es mir sowieso egal.

Meine Augen bohren sich in deine und suchen darin nach irgendeiner Regung. Ob du verstanden hast, was ich dir damit sagen wollte.

Einige Sekunden verstreichen, in denen niemand von uns ein Wort sagt. Dann öffnest du langsam deine Lippen.

„Sirius, ich... Hör zu, das mit Lily... Ich hab doch nie... Scheiße!“, stammelst du herum.

Ich hab das Gefühl, du weißt nicht wirklich, was du darauf sagen sollst.

Gut, denke ich. Dann lass mich dir die Entscheidung abnehmen.

Ruckartig ziehe ich dich näher an mich heran. So nah, dass ich deinen Atem auf meiner Haut fühlen kann. So nah, dass sich unsere Gesichter beinahe berühren.

„Hast du es jetzt endlich verstanden?“, hauche ich dir entgegen. Sehe dich erwartungsvoll an.

Hass. Das ist wohl wirklich das Einzige, das ich Lily gegenüber noch empfinden kann. Obwohl ich weiß, dass es falsch ist.

Wie schon gesagt, ich habe nichts gegen sie. Ich hasse sie nur dafür, dass sie alles hat. Alles, was ich niemals bekommen werde.

Manchmal wünschte ich, ich wäre Lily.

„Sirius... Ist das... Meinst du das wirklich..?“, du sprichst leise. So leise, dass ich mich schon anstrengen muss, um dich überhaupt zu verstehen.

Du glaubst mir also nicht, was? Kann man es denn noch deutlicher sagen?! Verdammt, James. Wie naiv bist du eigentlich?

Einige stille Sekunden sehe ich dich einfach nur schweigend an. Gebe dir keine Antwort. Überlege, was ich jetzt tun soll.

Und dann mache ich das Einzige, das mir in dieser Situation richtig erscheint.

Langsam beuge ich mich ein Stück nach vorne. Überbrücke den kleinen Abstand, der uns noch trennt. Lege meine Lippen sanft auf deine.

Es ist mir egal, was du jetzt denkst. Es ist mir egal, ob du dich jetzt vor mir ekelst.

Du wolltest eine Antwort, jetzt hast du sie.

Nach einiger Zeit löse ich mich wieder von dir, starre dich wortlos an. Warte auf eine Reaktion. Auf irgendwas, das mir zeigt, dass du es jetzt endlich verstanden hast. Dass du mich deswegen nicht hasst. Dass ich trotzdem dein bester Freund bin.

„Oh Gott“, murmelst du nur und schaust mich geschockt an.

Wenn ich gewusst hätte, dass du nicht mehr zu sagen hast, dann hätte ich es gleich gelassen. Aber ich hätte es wissen müssen.

Ich lache trocken auf. Sehe dich mit steinernem Blick an.

„Und, was hältst du jetzt von mir? Denkst du, ich bin eine verweichlichte Schwuchtel? Denkst du, ich bin Ekel erregend? Willst du nichts mehr mit mir zu tun haben?!“, zische ich dir wütend entgegen.

Einerseits verfluche ich mich dafür, dass ich es dir auf diese Art und Weise gesagt habe. Andererseits bin ich froh, dass du es nun endlich weißt.

Dass du weißt, dass ich nicht bin, wie alle anderen. Dass ich das auch niemals sein werde.

Aber damit hast du entweder zu leben, oder du schickst mich jetzt weg.

„Hör auf damit“, sagst du und schaust mich gefühllos an.

Zumindest kann ich keine Gefühle in deinem Blick erkennen.

„Womit?“, flüstere ich nun.

„Damit, immer so zu übertreiben. Wieso sollte ich nichts mehr mit dir zu tun haben wollen?!“

Gute Frage, eigentlich. Aber die Antwort ist doch so nahe liegend.

„Weil niemand etwas mit mir zu tun haben will, wenn er erst einmal weiß, was ich bin. Ja, ich bin von zu Hause weggerannt, weil ich nicht in das perfekte Reinblutbild meiner Eltern gepasst habe. Weil ich mir von ihnen nichts vorschreiben lassen wollte. Weil ich mein eigenes Leben haben wollte. Aber sie haben mich auch niemals akzeptiert. Sie wussten, dass ich schwul bin. Die ganze Zeit über haben sie mich deswegen gefoltert, mich bestraft, weil ich nur von meinen Freunden erzählt habe. Und alles, weil sie befürchteten, dass ich mit einem von ihnen...“

Meine Stimme versagt. Langsam lasse ich dich wieder los, wende mich von dir ab. Ich kann nicht mehr. Mir wird alles zu viel.

„Sirius. Wir haben es uns geschworen, oder nicht? Beste Freunde für immer. Egal, was da noch kommen mag. Ich habe es dir versprochen.“

Du lässt deine Hände um meinen Körper gleiten. Ziehst mich so näher an dich.

In diesem Moment weiß ich es.

Du akzeptierst es, aber ich werde dich niemals bekommen.

Und in diesem Moment ist es mir egal. Ich will einfach nur bei dir sein. Deine Nähe spüren.

„Ich werde dich beschützen, James. Vor allem. Ich werde nicht zulassen, dass irgendein Spion dich an Voldemort verkauft. Dafür... liebe ich dich viel zu sehr“, hauche ich in dein Ohr.

Zufrieden registriere ich, dass du dich enger an mich drückst. Und, obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich, dass ein Lächeln deine Lippen umspielt. Du weißt, dass ich mein Versprechen nicht brechen werde.

„Danke, Sirius... Freunde?“, flüsterst du leise.

Ich nicke nur. Schließe passend dazu meine Augen. Für einen kleinen Moment bleibt die Welt stehen. Alles existiert nur für uns beide. Und auch, wenn deine Worte wehtun, mir klar machen, dass ich nichts anderes für dich sein werde, als dein bester Freund, finde ich mich damit ab.

„Für immer und ewig“, antworte ich.
 

~*~

Keine drei Wochen später, warst du tot...



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Fairyannie
2008-07-22T16:59:41+00:00 22.07.2008 18:59
Wow...
also wow wegen deiner Wortwahl, die Art und Weise Sirius' Gefühle zu beschreiben, einfach die ganze Schreibweise..
dass wirkte so, also würde man daneben stehen.. oder es gleich selber fühlen.
Ich bin restlos begeistert.. auch wenn die FF wirklich sehr traurig war :(
Aber ich fand sie trotzdem unheimlich toll^^
Lg Tinkerbell

Von:  Daraya
2008-03-21T01:04:28+00:00 21.03.2008 02:04
*schwer seufz*
es ist wirklich keine Gute Idee, sich diese FF laut vor zu lesen~ (okay, okay, wer macht das schon, außer mir? XD")
*leise schnief*
Naja... sie ist toll *_*~..
Okay, natürlich traurig, sehr traurig, hat auch kein richtiges Happy End, dass das wieder aus gleicht.. aber gut, ich mag Happy End's sowieso nicht sonderlich *lach*
Geschrieben ist sie aber aufjedenfall wirklich wunderbar~..
Und... dieser Kommentar wird auch herlich unkonstruktiv T_T~.. tut mir leid~.. aber ich wüsste auch nicht was ich schreiben könnte, außer einem Lob nach dem anderen.. naja, um kurz nach zwei ist ja auch nicht ganz so~ viel zu erwarten u_u"~..
Nunja, ich hoffe einfach, das von dir noch mehr FF's folgen, am besten natürlich mit Sirius und Jamie <3~ und ich geh mich jetzt denk ich ausschalfen, damit ich morgen auch gescheit posten kann xP~
Von: abgemeldet
2007-10-20T16:12:28+00:00 20.10.2007 18:12
Oh Mann, ich habe geheult...... *zu dem Taschentücherberg neben mir lug*
Zu meiner Verteidigung: Ich habe einen Schnupfen! xD
*sich da rauszuretten versuch*
Menno >3<
Das ist eine sehr gefühlvolle und total gute FF, wirklich. Du hast alle Gefühle und Reaktionen toll rübergebracht, großes Lob.
*zu den Favos schieb*

LG
Mera
Von:  Sharia
2007-10-15T15:57:13+00:00 15.10.2007 17:57
traurig....*schmollmund zieh*
Ich find die FF sehr schön, hab fast geweint... Ich finde, dass du die Gefühle von Sirius sehr gut rüber gebracht hast, genauso wie die Reaktion von James.

allaes in allem: Schön *seufzt*

byby Sharia
Von: abgemeldet
2007-10-15T09:13:55+00:00 15.10.2007 11:13
Eine sehr traurige FF.
Aber sehr gut geschrieben.



Zurück