Die Sache mit dem Ast und der Situation, die keiner versteht...
Diese Situation war natürlich nicht wirklich geplant.
Wäre ja auch irgendwie sinnlos, wenn ja…
Da stand er.
Ein junger Mann mit pechschwarzen Haaren und ebenso dunkeln, hasserfüllten Augen.
Und ihm gegenüber der große Bruder mit etwas schwärzeren pechschwarzen Haaren und etwas schöneren, ebenso schwarzen Augen.
Schweigen.
Eisiges Schweigen.
Eisiges, kaltes, liebloses Schweigen.
Eisiges, kaltes, liebloses, hasserfülltes Schweigen.
Ja, zu jedem Schweigen gab es noch eine Steigerung, so fand auf jedenfalls Sakura.
Doch zu diesem nicht.
Dieses Schweigen war anders als alles Schweigen, was sie bisher ‚gehört’ hatte.
Sie hassten sich…
Obwohl…
Hasste Itachi Sasuke eigentlich wirklich?
Eine sehr gute frage, wie Sakura überlegte, schließlich hatte Sasuke überlebt, bei ihr-wisst-schon-was.
Wo wir ja mal wieder bei der Frage ‚wer ist Itachi eigentlich???’ angekommen wären.
„Sakura?“
Diese leise Frage ließ Sakura aufschauen und alle Überlegungen über Nichtiges und noch Nichtigeres verwerfen.
Sasukes Blick ruhte auf ihr.
Nicht auf Itachi, nicht auf Kisame.
Nur auf ihr.
Und Sakura sah zurück.
Was hätte sie auch sagen wollen?
‚He Sasuke, altes Haus! Lange nicht gesehen, wie war es denn so bei Orochimaru? Und du kannst dich wirklich daran erinnern, wie ich heiße, große Leistung! Aber ganz nebenbei… ich habe gerade keine Zeit für dich, wie du sehen kannst halte ich gerade mit deinem großen Bruder Händchen...’
Toll!
Einmal mehr verfluchte Sakura ihre vorlaute innere Stimme und war froh, dass sie immer erst dachte, bevor sie etwas sagte.
Und so sagte sie das wohl kreativste, was sie in einer solchen Situation sagen konnte:
„Sasuke?“
Gleicher Tonfall, gleicher Blick, gleiche Aussage.
'Was machst du hier? Du solltest woanders sein!"
Itachi sah sie an.
Kisame auch.
Und dieser Unbekannte auch.
Sakura sah sie der Reihe nach nervös an.
Was war denn jetzt schon wieder?
„Äh… warum starrt ihr mich jetzt alle an?“
Schweigen.
Gute Frage, nächste Frage…
Sie hatte beinahe vergessen, dass Sasuke ebenfalls Maximus Schweigus hatte.
Nun wandte sich der Blick des jungen Uchiha auf den älteren Bruder, der neben ihr stand und ihre Hand hielt.
Als wäre es das normalste auf der Welt.
„Itachi!“
Sakura musste sich zurückhalten um nicht aufzuseufzen.
Das klang ja schon mal anders.
Aber wie hatte sich ihre Meinung eigentlich so geändert?
Hatte sie dieses Individuum nicht mit ganzem Herzen geliebt und alles dafür getan?
„Sasuke! Lass uns gehen… der Auftrag!“, murmelte die fremde Person.
Sasuke sah zur Seite, beinahe wie beleidigt.
„Die Sache mit dem Ast tut mir Leid!“, fügte der andere hinzu.
Sakura verstand nur noch Bahnhof.
Wie war das gleich mit:
Ich-töte-meinen-großen-Bruder-wenn-ich-ihn-sehe??
Und jetzt standen sie da und es ging um einen Ast?
Da fiel Sakura auf einmal ein, dass sie Unbekannt-Person doch kannte.
Was man so kennen nennt.
Kabuto.
So war der Name gewesen.
Auch irgendein Orochimaru-Mensch, den man nun wirklich nicht mögen brauchte!
„Wir gehen!“, murmelte Itachi leise neben ihr.
Bizarre Situation.
Allbekanntes Schweigen.
~> Action!
„He, Itachi! Endlich sehen wir uns!“, rief Sasuke wütend, als hätte er den Älteren, den er nun beinahe eine Viertelstunde lang hasserfüllt anstarrte, erst jetzt richtig realisiert.
„Was?“, fragte Itachi im Großen-Bruder-Tonfall.
Sasuke sah ihn wieder wütend an und zog ein Kunai aus seiner Tasche.
Itachi seufzte.
Ein eindeutiges Zeichen dafür, das sie nicht einfach gehen würden, sondern der Aufenthalt etwas länger dauern würde.
„Halt mal!“, meinte er und schubste Sakura zu Kisame herüber, der ihr eine Hand auf die Schulter legte.
Itachi stand nun alleine auf der Kreuzung vor Sasuke, denn auch Kabuto hatte still und heimlich den Rückzug angetreten.
Uchiha-Brüdern steht man NIE freiwillig im Weg.
Hinter Sakuras Hirnvorderwand, die man allgemein bekannt auch Stirn nennt, arbeitete es schwer.
Zum einen musste die ganze Situation erfassen, analysieren und auswerten und zum anderen war es einfach nur unmöglich.
Seit wann kommt ein Konohaninja freiwillig in die Gewalt eines Nuke-nin, um dann im Wald einem Ex-Konoha-nin und Nuke zu begegnen, der nur Namen sagen kann????
Richtig: N-I-E
Auch ihre Einstellung hatte sich geändert.
Sie himmelte Sasuke nicht an, weil er sie vor böse Itachi rettete.
Sie empfand seine Anwesenheit als störend.
Und das allein war schon ein Grund zur Sorge.
Man empfindet die Anwesenheit des Schwarms NIE als störend.
Was schließen ließ, dass sich ihre Interessen verschoben hatten, in eine ganz bestimmte Richtung, die gerade Sasuke gegenüberstand und weiter schweigend anstarrte.
„Wir gehen vor!“, meinte Kisame leise und Sakura nickte.
Dann drehten sie den beiden Brüdern den Rücken zu und gingen in den Wald hinein.
„Was will der hier?… und was ist das für ein Ast über den Kabuto da redet?“, fragte Sakura.
Kisame zuckte mit den Schultern.
„Ich denke mal Sasuke hat den Ast ins Gesicht gekriegt… womit er selbiger Idiot wäre, der vorhin geflucht hat!“
„Sasuke ein Ast ins Gesicht? Ist das nicht irgendwie… unmöglich?“
Kisame sah sie erstaunt an.
„Und wieso?“
Sakura begann wieder zu grübeln.
Ja… wieso eigentlich?
Was störte sie so an der Vorstellung, dass Sasuke nichts ahnend durch den Wald ging und Kabuto einen Ast zur Seite bog, los ließ und dieser dem allseits beliebten Sasuke die Fresse einschlug?
Aber sie kannte die Antwort:
„Sasuke ist perfekt. Ich kann mir das einfach nicht vorstellen!“
Kisame kicherte hinterhältig.
„Ganz ehrlich: Wenn Sasuke perfekt ist, was ist Itachi dann?“
Sakura starrte den blaugesichtigen Akatsuki an.
Das war jetzt natürlich ein Problem.
In ihrem Herzen hatte sie die Antwort natürlich bereit stehen, obwohl sie sie nicht wirklich zugestehen wollte:
Itachi war mehr als nur perfekt.
Und sie hatte sich bis über beide Ohren in ihren schweigenden Feind verknallt.
„Schweigsam?“
Sakura hoffte, dass sich ihr Gegenüber mit dieser –zugegeben recht lahmen- Antwort zufrieden geben würde, was aber nicht danach aussah.
„Was ist jetzt mit Itachi und Sasuke?“, fügte sie hinzu um das Thema leicht in eine andere Richtung zu schieben.
Kisames Blick huschte zu den Bäumen, hinter denen die beiden Brüder stehen mussten.
Man hörte...
...nichts.
Kein Wort, kein Geräusch.
Schweigen.
Sie lauschten angestrengt, weil wenn solche Menschen auf engem Raum waren, dann… dann…
Konnte einfach nicht nichts passieren.
Schweigen.
„Maximus Schweigus…“, murmelte Kisame, „Das ist etwas für den visuellen Eindruck!“
Sakura nickte.
„Wollen wir?“, fragte sie dann und am liebsten hätte sie sich dafür geohrfeigt.
Kleine Konoha-nins gehen nicht spicken, wenn zwei Nuke-nins sich schweigend gegenüber stehen und nichts tun...
...
Egal.
Erschreckend egal.
„Ok, lass machen!“, murmelte Kisame und sie schlichen wieder zur Lichtung zurück.
Was sie sahen, vereinfachte die Situation natürlich... gar nicht.
Denn Itachi stand immer noch genau da, wo sie ihn zurückgelassen hatten, ebenso Sasuke.
Aber sie waren nicht mehr allein.
Dazugesellt hatten sich:
Naruto, Ino, Hinata, Neji, Shikamaru und Tenten.
Natürlich alle schweigend, was aber verschiedene Gründe zu haben schien:
Sasuke, Itachi und Neji litten ja bekanntlich an einem gewissen Syndrom, dass unsere allerliebste Autorin einem spontanen Einfall folgend Maximus Schweigus genannt hatte.
Andere (also so ziemlich alle anderen) litten an extremer Überraschung.
Und in diesem Moment kam jemand von hinten auf Kisame und Sakura zugesprungen.
Die Rosahaarige konnte nicht schnell genug reagieren, doch zu diesem Zweck hatte sie ja Kisame.
Mit einer schnellen Bewegung hatte er sich aus der Reichweite selbiger Person, die sich als Kabuto herausstellte, gestoßen, was aber die Situation nicht vereinfachte.
Denn Kisame war bei dieser Stoßaktion ausgerutscht und hingefallen, hatte Kabuto mit sich gerissen und Sakura stand jetzt unversteckt ebenfalls auf der Lichtung und alle Blick wandten sich ihr zu…