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Der Kellner

von

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Entschuldigungsversuche

Knurrend kam der sonst so freundliche Braunhaarige an seinem Ziel - Rowens Schule - an, wo sein Freund schon auf ihn wartete.

Glücklich wollte der Kleine ihm einen Kuss geben, hielt aber in seinem Tun inne, als er dessen miesepetrigen Gesichtsausdruck bemerkte.

„Hast du irgendwas?“

„Kure“, lautete die knappe Antwort, während Kanji die Hand des Jüngeren nahm und ihn mit sich in Richtung seiner Wohnung fortführte.

„Was hat er denn gemacht, dass du so mies drauf bist. Ich hab dich noch nie so schlecht gelaunt erlebt.“

„Dann gewöhn dich besser schnell daran.“

„Stopp mal!“

Rowen blieb stehen und zog den Älteren näher zu sich ran: „Ich hab keine Lust mit zu dir zu kommen, wenn du mich die ganze Zeit so anbluffst. Ich hab mich so darauf gefreut deine Wohnung zu sehen und jetzt vermiest du uns alles, nur weil Kure-san sich mal wieder daneben benommen hat.“

Vorwurfsvoll schaute er dem Größeren in die Augen und zog einen Schmollmund.

„Du hast ja recht“, seufzte dieser, schlang die Arme um den zierlichen Körper seines Kleinen und zog ihn eng an seine Brust.

„Gut, dass du das einsiehst. Dann können wir ja jetzt zu dir gehen und du erzählst mir, was vorgefallen ist.“

„Einverstanden.“
 

Bei Kanji angekommen, erkundete der Grünhaarige erst einmal neugierig die Wohnung, bevor er sich daran machte Tee zu kochen.

„Hey, fragt man nicht, bevor man in fremden Küchen Tee kocht“, fragte der Ältere mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnend.

„Du bist mein Freund und kein Fremder, deshalb dachte ich dürfte ich das. Willst du lieber einen Kaffee?“

Schmunzelnd umarmte der Braunhaarige seinen Kleinen von hinten: „Nein, Tee ist okay. Fühl dich ruhig, wie zu Hause.“

„Mach ich schon.“

Er hängte die Teebeutel in die Kanne und fragte: „Und erzählst du mir jetzt, was passiert ist?“

Seufzend legte der Ältere den Kopf auf Rowens Schulter ab: „Er hat mich vorhin abgepasst, als ich auf dem Weg zu dir war.“

„Und?“

„Er war sau wütend auf mich, weil ich Tailin etwas auf die Sprünge geholfen habe.“

„Inwiefern?“

„Das ist eine lange Geschichte.“

„Und ich habe Zeit“, erklärte der Grünhaarige, drehte sich um und gab dem Älteren einen innigen Kuss.

„Also gut, du hast mich überredet.“

„Das will ich auch meinen“, schnurrte Rowen leicht grinsend.
 

Nachdem Kanji seinem Liebling die ganze Geschichte von Kure und Tailin erklärt hatte, schaute der ihn baff an.

„Die Beiden kennen sich schon so lange? Und Kure-san liebt Tai wirklich schon seit der Grundschule? Ich kann das alles kaum glauben.“

„Es ist aber wahr.“

„Ich finde es aber echt nicht in Ordnung von Kure-san dich so zu beschimpfen, du wolltest ihm doch nur helfen. Eure Freundschaft einfach so in Frage zu stellen… ich weiß schon warum er mir unsympathisch ist. Schade, dass ich ihn nicht so kenne, wie du.“

„Sei froh, sonst wärst du genauso enttäuscht wie ich jetzt.“

Traurig seufzend kuschelte der Braunhaarige sich an die schmale Brust seines Freundes, der bereits halb auf der Couch lag und seinen Freund sofort aufmunternd durch die Haare krauelte.

„Vielleicht erkennt er ja jetzt, dass er sich falsch verhält.“

„Hoffentlich, ich werde dieses Mal jedenfalls nicht mehr so tun, als würde es mir nichts ausmachen von ihm wie der letzte Dreck behandelt zu werden.“

„So schlimm war er doch nun auch nicht zu dir.“

„Hast du eine Ahnung, seid er sich ständig bei Tailin im Café aufhält und ihn bedrängt, ist er wie ausgewechselt. Er schnarrt mich nur noch an, bettelt aber zeitgleich um Hilfe und wenn ich dann was mache, ist es auch wieder falsch. Ich weiß echt nicht mehr ob diese Freundschaft noch einen Sinn hat, wenn ich dabei immer nur den Kürzeren ziehe und als Prügelknabe herhalten muss.“

„So darfst du nicht reden. Wen hat er denn schon noch außer dich. Wie soll er alleine mit seinen Gefühlen klar kommen, wenn du ihn auch noch allein lässt?“

„Ist mir doch egal, genauso wie ich ihm.“

„Du weißt, dass das nicht wahr ist.“

„Und woher willst gerade du wissen, ob ich ihm was bedeute? Du kennst ihn doch gar nicht richtig.“

„Das nicht, aber ihr seid schon so lange Freunde und er würde dich sicher nicht um Hilfe bitten, wenn du ihm egal wärst und er dir nicht vertrauen würde.“

Der Braunhaarige knurrte leise zur Antwort.

„Mach nicht auf störrisches Kind und verzeih ihm noch mal, wenn er sich entschuldigen kommt.“

„Das muss ich mir noch überlegen, dieses Mal bin ich echt wütend.“

„Ich weiß, aber bitte versuch ihn doch zu verstehen. Ich stelle es mir ziemlich hart vor so lange unglücklich verliebt zu sein. Das muss richtig weh tun.“

„Natürlich und das verstehe ich auch, was ich aber nicht verstehe ist, dass er alles an mir auslassen muss.“

„Vielleicht macht er das ja nur unbewusst und ohne böse Absicht. Wenn er sich wieder mit Tailin vertragen hat solltest du mal mit ihm reden, dich mit ihm aussprechen.“

„Vielleicht.“

„K-chan… ich hab dich lieb.“

Zärtlich strich er dem Älteren durchs Haar.

„Du bist echt genauso stur, wie Kure-san. Ein Wunder, dass ihr es schon so lange miteinander aushaltet.“

„Lass uns nicht mehr über ihn sprechen, ich möchte viel lieber ein paar Streicheleinheiten“, grinste Kanji und rieb seine Wange an der warmen Brust seines kleinen Lieblings.

„Du bist echt unverbesserlich“, schmunzelte dieser nur, legte die rechte Hand unter das Kinn des Größeren und hob es sanft an, um ihm einen Kuss auf die Lippen zu hauchen.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Völlig fertig mit den Nerven saß der Grünhaarige am Tisch, im Hinterzimmer des Cafés und nippte an einer Tasse heißem Tee.

Mia saß ihm gegenüber und leistete ihm Gesellschaft, nachdem Kanna sich bereit erklärt hatte den Laden für eine Weile alleine zu schmeißen.

„Magst du mir was erzählen“, fragte die Freundin behutsam.

„Was meinst du soll ich dir denn noch erzählen?“

„Vielleicht warum du so heftig reagiert hast?“

Der Kleinere keuchte auf: „Warum ich so heftig reagiert habe?! Fragst du das ehrlich? Ist doch klar warum! Er hat mich belogen!“

„Na ja, eigentlich hat er ja nicht direkt gelogen.“

„Er hat so getan als wären wir uns fremd, als würden wir uns nicht kennen, dabei ist er doch mein Yama!“

Dein Yama? Er gehört dir doch nicht.“

„Natürlich nicht. Du weißt sehr genau, dass das so nicht gemeint war.“

„Ja, ich weiß. … Bist du so wütend, weil er dir nicht die Wahrheit gesagt hat, oder steckt da vielleicht noch was anderes dahinter?“

„Was denn noch, reicht doch, oder“, fragte der Jüngere betrübt.

„Nicht nach deiner ungewöhnlich emotionsgeladenen Reaktion.“

„Soll das heißen sonst reagiere ich eher kalt?“

„Nein…“

Gedankenverloren drehte der Grünhaarige die inzwischen halbleere Tasse in seinen Händen, bis er nach einigen Minuten schließlich leise zugab: „Ich habe Gefühle für Kure entwickelt, deshalb hat es mich so sehr verletzt. Dieser Mistkerl hat sich über Monate total daneben benommen und mich bis zum umfallen getriezt und trotzdem habe ich angefangen ihn zu mögen. Wieso mache ich so was Mia? Wieso bin ich so blöd?“

Leise Tränen bahnten sich ihren Weg über die blassen Wangen des Jüngeren.

„Du bist nicht blöd“, versicherte die Braunhaarige ihm liebevoll: „Kure ist ja kein schlechter Mensch. Er hat nur ein paar unliebsame Charakterzüge, die du ihm abgewöhnen musst.“

„Ich will ihn nie wieder sehen.“

„Aber du hast doch gesagt, dass er dir was bedeutet.“

„Das war einmal, er hat mich viel zu sehr enttäuscht, als dass ich ihm verzeihen könnte. Ich bin fertig mit Kure-ich-bin-ja-so-toll-und-verarsch-Tailin-Yamaguchi.“

„Bist du dir dabei sicher? Willst du wirklich so weit gehen? Willst du nicht erst mal abwarten, bis er sich entschuldigt und dann noch mal mit ihm von vorne anfangen?“

„Nein und wenn du meine Freundin, meine große Schwester bist, dann unterstützt du mich in meiner Entscheidung. Bitte Mia, meine Nee-chan.“

Sachte nahm die Freundin Tailins Hand und beugte sich etwas weiter vor, bevor sie sanft erklärte: „Natürlich stehe ich hinter dir, aber ganz ehrlich, ich verstehe deine Entscheidung nicht. Wieso willst du ihn von dir stoßen? Bist du denn nicht einmal neugierig, warum er sich so verhalten hat?“

„Nein, ich will nicht noch mehr verletzt werden. Ich habe endgültig genug von ihm und möchte ihn nur noch vergessen.“

„Hoffentlich bereust du das nicht Brüderchen.“
 

„Mia?“

Erschöpft und nahezu bettelnd schaute der Kleine die Braunhaarige an, die nur milde Lächelte: „Na dann geh schon, pack dich zu Hause aufs Ohr und ruh dich aus. Erhol dich erst mal von diesem Schock.“

„Danke.“
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Wütend kam der Braunhaarige in seinem Appartement an und knallte die Tür hinter sich zu.

Fahrig strich er sich durch die Haare und lief nervös im Wohnzimmer auf und ab, wobei er angestrengt nachdachte.
 

Was sollte er nur tun?

Wie kam er nun am besten an sein Kätzchen ran, um sich zu entschuldigen?

Das Ladenverbot war ja im Prinzip Quatsch, da sein Großvater der Besitzer war, doch würde er trotzdem lieber keinen Fuß ins Café setzen.

Er wollte nicht riskieren seinen Kleinen noch mehr zu verärgern.

Doch wenn er nicht rein konnte, wie sollte er dann an Tailin rankommen?

Kure konnte ja zu ihm nach Hause gehen, doch würde ihm sicher niemand die Tür öffnen.

Was also dann?

Das Beste war wohl er würde vor dem Café auf ihn warten und sich dann entschuldigen.

Ja, genauso würde der Braunhaarige es versuchen.
 

Fertig mit den Nerven ließ er sich auf der Couch nieder.
 

Und was machte er jetzt wegen seinem besten Freund?

Bei dem müsste Kure sich wohl auch noch entschuldigen.

Hoffentlich war er nicht so nachtragend.

Verstehen würde der jüngere Braunhaarige es jedenfalls sehr gut.

Kanji hatte ja recht, er hatte sich ziemlich verändert, aber sicher nicht mit böser Absicht.

Es tat ihm ja leid seinen Freund so anzuschnauzen, was er in letzter Zeit häufiger getan hatte, doch konnte er es ja schlecht ungeschehen machen.

Außerdem war der Ältere der einzige Freund, der ihm noch geblieben war, er wollte ihn auf keinen Fall auch noch verlieren.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Immer noch müde, da er übernacht nicht geschlafen, sondern eher geweint hatte, kam Tailin am nächsten Tag zur Arbeit.

„Morgen.“

„Morgen mein Kleiner.“

‚mein Kleiner’? Mia hatte wohl wirklich ihre schwesterliche Seite entdeckt.

Liebevoll lächelte sie ihn an, während Rowen lieber gar nichts sagte und gleich die Arme um den schlanken Brustkorb des Älteren legte, bevor er sich eng an seinen Körper schmiegte.

Dankbar nahm der größere Grünhaarige die Nähe an und drückte seinen Schützling fest an sich.

„Ich hab dich lieb“, hauchte ihm daraufhin dieser ins Ohr, drängte sich gleichzeitig noch dichter an ihn.

Nach ein paar Minuten lösten die Beiden sich schließlich voneinander und gaben sich einen hauchzarten Kuss auf die Lippen.

„Wie geht’s dir?“

„Muss ja. Mach dir keine Sorgen, das wird schon wieder. Du weißt es von Mia?“

„Nein, von Kanji. Er hat sich gestern deswegen mit Kure gestritten.“

„Sie haben sich wegen mir gestritten?“

„Ja. Kure-san hat ihm die Schuld daran gegeben, dass du es auf diese Weise erfahren hast.“

„Idiot, immer sind bloß die Anderen an allem schuld, dabei hat er mir doch die Wahrheit verschwiegen. Mistkerl… hat.. hat Kanji dir irgendwas erzählt? Warum Kure sich so verändert hat?“

„Tai.. ich.. vielleicht solltest du noch mal mit Kure-san sprechen, um von ihm selbst zu erfahren, warum er sich so verhalten hat. K-chan kann darüber auch nur spekulieren.“

Sanft streichelte der Ältere dem jüngeren Grünhaarigen über die Wange: „Schon gut, ich bin dir nicht böse, also schau nicht so bedrückt. Es wäre wahrscheinlich wirklich am sinnvollsten mit ihm direkt zu sprechen, aber ich will das nicht. Ich will seine Lügen und Ausreden nicht hören und ihn erst recht nie wieder sehen.“

„Bist du dir da sicher Tai-chan?“

„Ja und jetzt lass uns dieses leidige Thema vergessen und an die Arbeit gehen. Je schneller wieder Normalität einkehrt, desto besser.“
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

„Ich gehe dann jetzt, gute Nacht ihr Beiden“, verabschiedete sich Tailin am Abend von seinen Kollegen und besten Freunden.

„Soll ich dich begleiten und heute Nacht bei dir bleiben“, fragte der Jüngere vorsichtig zur Antwort, erhielt aber nur ein mildes Lächeln und ein Kopfschütteln.

„Aber wenn du dich umentscheidest, rufst du an, ja? Egal um welche Uhrzeit.“

„Na klar Mia. Macht euch doch nicht so viele Gedanken um mich, ich bin ja nicht krank.“

Er gab Beiden noch einen Kuss auf die Wange und verließ schließlich das Café.
 

„Mia?“

„Ich weiß, ich mache mir auch Sorgen um ihn.

„Er tut zwar die ganze Zeit so als würde ihn das alles nichts ausmachen, aber seine traurigen Katzenaugen sprechen Bände.“

„Was sollen wir jetzt nur tun? Ich würde ihm so gerne helfen.“

„Ich auch, ich befürchte nur er wird niemanden an sich ran lassen.“

„Dass er aber auch nie Hilfe annehmen kann.“

„Hilfe an sich ja schon, nur würde er lieber ewig still und leise vor sich hin leiden…“

„Als seine Freunde mitzubelasten“, ergänzte die braunhaarige Freundin.

„Ja, genauso hab ich ihn kennen gelernt und das ist auch leider seine schlechteste Eigenschaft. Wozu hat man denn Freunde, wenn man sich ihnen nicht anvertraut und von ihnen beistehen lässt?“

Der Grünhaarige zuckte nur Hilflos mit den Schultern, während Mia ihn genauso ratlos anschaute.

„Hoffentlich verträgt er sich wieder mit Kure-san“, erklärte der Kleinere schließlich nach einigen Minuten der Stille.

„Ja, die Beiden sollten noch einmal ganz von vorne anfangen.“

„Das denke ich auch.“
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Der Grünhaarige war erst wenige Meter gekommen, als plötzlich Kure vor ihm stand.

„Tailin bitte lass uns reden. Ich möchte mich bei dir entschuldigen und dir erkläre, wieso ich mich so verhalten habe.“

Hart schluckte der Jüngere, bevor er all seine Willenskraft aufbot und den Braunhaarigen einfach stehen ließ.

Dieser wollte und konnte sich jedoch nicht damit abfinden und lief ihm nach.

„Bitte Tailin, es tut mir leid! Lass es mich dir doch erklären!“

„Lass mich in Ruhe! Ich hab dir gesagt, dass ich dich nie wieder sehen will und das war mein voller Ernst!“

Er beschleunigte seine Schritte, wurde aber wenige Meter weiter wieder eingeholt und am Arm festgehalten.

„Lass mich los! Ich hasse dich! Ich will nichts mehr mit dir zutun haben und auch keine von deinen Ausreden hören!“

Der Grünhaarige spürte, wie die Tränen erneut in ihm aufstiegen, weshalb er verzweifelt versuchte sich aus dem Griff zu befreien.

„Red keinen Blödsinn! Hör mir doch einfach mal zu, nur fünf Minuten! Bitte! Danach kannst du doch immer noch wütend auf mich sein und mich zum Teufel jagen!“

„Wozu Zeit verschwenden?! Und jetzt lass mich los, oder ich schreie um Hilfe!“

„Das hast du mir schon mal angedroht und am Ende nichts getan.“

„Dieses Mal ist es aber anders, heute würde ich es tun! .. Kure Yamaguchi, lass mich endlich los!“

Wehmütig gab der Ältere schließlich auf und ließ sein Kätzchen los.

„Tailin bitte“, begann er erneut, doch der Angesprochene hörte gar nicht zu, sondern lief davon.

„Es tut mir leid!!“

Fluchend schaute der Braunhaarige dem Jüngeren nach, er hatte ihn offensichtlich tiefer verletzt, als angenommen und seine Entschuldigung hatte er auch noch vollkommen versaut.

Er brauchte dringend Hilfe.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Kanji hatte es sich gerade mit seinem kleinen Liebling auf der Couch gemütlich gemacht und fütterte ihn mit Pralinen, als es plötzlich an der Tür klingelte.

Leise maulend löste er sich unwillig von Rowen und ging dem Gast öffnen, hätte jedoch am liebsten die Tür gleich wieder zugeschlagen.

„Was willst du noch? Hast unsere Freundschaft doch aufgekündigt.“

„Kann ich erst mal reinkommen?“

„Wenn es sein muss.“

Angesäuert führte der Ältere Kure ins Wohnzimmer, wo der den Grünhaarigen mit einem Nicken begrüßte.

Dieser hatte sich inzwischen in eine Decke eingekuschelt und fragte: „Soll ich euch alleine lassen?“

„Nein, was er zu sagen hat, kann er auch vor dir sagen.“

Betrübt stellte der jüngere Braunhaarige fest, dass sein Freund dieses Mal wirklich sauer auf ihn war und das zurecht, wie er selbst fand.

„Kanji, es tut mir leid, dass ich so blöd zu dir war. Es war nicht fair dir die Schuld daran zu geben, dass Tailin jetzt sauer auf mich ist.“

„Schön, dass du das auch mal merkst.“

„Bitte Kanji.“

„Was bitte? Jetzt brauchst du auch nicht mehr angekrochen kommen.“

„Ich weiß, dass ich mich scheiße verhalten hab und du mir helfen wolltest! Bitte lass du mich nicht auch noch im Stich!“

„Ach daher weht der Wind, du kommst mal wieder nicht alleine klar und wenn ich dir dann geholfen habe schnauzt du mich wieder an und lässt mich fallen! Ich interessiere dich doch einen Dreck!“

„Das stimmt nicht, du warst schon immer mein bester Freund. Du bedeutest mir unglaublich viel.“

„Davon merke ich aber nichts.“

„Verzeih mir noch mal, ich werde mich wieder…“

„Bessern“, ergänzte der Ältere fragend: „Wieder der Alte werden? Kannst du mir das versprechen?“

„Ich werde es versuchen, das versichere ich dir.“

„Blödmann, du bist echt so ein riesen Blödmann.“

Seufzend umarmte Kanji seinen Freund kurz fest und hauchte ihm zum Schluss noch einen kleinen Kuss auf die Stirn.

„Heißt das du gibst mir noch eine Chance?“

„Eine allerletzte Chance, damit das gleich klar ist.“

„Ich hab verstanden“, erwiderte der Jüngere und lächelte seinen besten Freund dankbar an.
 

„Wenn ihr euch endlich vertragen habt, dann setzt euch und wir kommen zu dem eigentlich Streitpunkt: Tailin.“

Folgsam setzten die beiden Braunhaarigen sich - Kanji zu seinem kleinen Schatz - und schauten Rowen aufmerksam an.
 

Der wandte sich nun speziell an Kure: „Hast du versucht dich zu entschuldigen?“

„Ja, aber er wollte mir nicht zuhören.“

„Hast du ihm etwa wieder seltsame Kosenamen verpasst?“

„Nein, ich hab ihn beim Vornamen genannt.“

„Hast du gesagt, dass es dir leid tut?“

„Natürlich, mehrfach sogar“, antwortete der Größere langsam ungeduldig.

„Du bist ihm nachgelaufen und hast ihn festgehalten, stimmt’s?“

„Ja“, entgegnete Kure zerknirscht.

„K-chan hat recht, du bist ein Blödmann.“

„Was?!“

„Reg dich ab Kure, mein Kleiner hat recht, so wird Tailin dir sicher nicht zuhören.“

„Und dir erst recht nicht verzeihen“, ergänzte Rowen.

Innerlich völlig aufgewühlt stand der jüngere Braunhaarige auf und lief ruhelos neben der Couch auf und ab: „Das weiß ich doch alles selbst! Rowen, du kennst ihn doch“, er biss sich auf die Unterlippe, „besser als ich. Wie komm ich an ihn ran?“

„Ich weiß nicht, ich stehe Tailin zwar sehr nahe, aber so durcheinander hab ich ihn noch nie erlebt.“

„Verdammt, was tue ich jetzt bloß?“

„Liebst du ihn?“

„Was soll denn jetzt diese Scheißfrage?!“

Ganz automatisch rückte Kanji näher an den Grünhaarigen heran und knurrte: „Schrei ihn nicht an. Ist doch kein Wunder, dass er Zweifel hat, so wie er dich kennen gelernt hat.“

„Schon gut, tut mir leid Kleiner.“

„Und meine Antwort?“

„Ja, ich liebe ihn. Wie oft soll ich das noch sagen?!“

„Solange, bis du kapiert hast, wem du es sagen musst.“

„Ich weiß selbst, dass Tailin der jenige ist, aber so etwas wichtiges sagt man nicht zwischen Tür und Angel.“

„Das stimmt, aber dann musst du es ihm eben zeigen, indem du um ihn kämpfst. Sei hartnäckig und versuch weiter dich zu entschuldigen.“

„Das hatte ich auch so vor.“

Für einen kurzen Moment herrschte Stille, bis der ältere Braunhaarige schließlich das Wort ergriff: „Und wenn du mal Mia und ihren Verlobten…“ „Sota“, ergänzte Rowen schnell. „... fragst? Vielleicht wissen die Beiden, wie du Tailin zum zuhören bringen kannst.“

„Ja, vielleicht sollte ich das wirklich machen. Am besten ich geh gleich mal bei ihnen vorbei. Rowen, kannst du mir ihre Adresse geben?“

„Klar.“

Der Kleine holte sich Stift und Papier aus einer der Schrankschubladen und schrieb dem Älteren die Adresse auf, bevor er ihm den Zettel reichte.

„Danke.“

Kure wollte sich gerade auf den Weg machen, als er sich noch einmal zu dem Jüngeren umdrehte: „Ach Rowen, steht dir gut die neue Frisur.“

Lächelnd zwinkerte er dem Kleinen zu, bevor er seinem Freund noch mal auf die Schulter klopfte und die Wohnung anschließend verließ.
 

„Diese Bemerkung war echt komisch“, stellte der Grünhaarige leicht irritiert fest.

„Das war ein Vorgeschmack auf den echten Kure.“

„Interessant dieses warme Lächeln, da war keine Spur mehr von dem sonst so überheblichen Getue.“

Beinahe schnurrend ließ der Ältere sich auf Rowens Schoß nieder und genoss es sanft von diesem gekrauelt zu werden.

„Ich hab dir doch gesagt, dass er eigentlich total lieb und kein bisschen arrogant ist. In Wahrheit ist er ein guter Kerl.“

„Das glaube ich dir ja, aber er muss sich langsam echt mal ins Zeug legen, wenn er eine Chance bei Tai haben will.“

„Stimmt. Ich befürchte nur, dass es längst zu spät ist.“

„So darfst du nicht denken, du musst Kure unterstützen und ich werde versuchen meinen Onii-chan zurück auf den richtigen Kurs zu bringen. Ich bin nämlich der festen Überzeugung, dass die Beiden zusammen gehören.“

„Vor wenigen Wochen hättest du ganz sicher noch anders über die Beziehung der Beiden gesprochen.“

„Hätte ich, aber Ansichten können sich schließlich ändern.“

Lächelnd umfasste Kanji den Nacken seines Lieblings und zog ihn zu einem innigen Kuss zu sich herunter.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Mit den Nerven runter wartete der Braunhaarige mit einer roten Rose bewaffnet am nächsten Abend vor dem Café.

Hoffentlich würde sein Kätzchen ihm dieses Mal zuhören.

Doch der dachte gar nicht daran, tat so als würde er niemanden sehen und schritt an Kure vorbei.

„Tailin, warte doch mal. Bitte nur ganz kurz“, versuchte der Ältere Tailin zum stehen bleiben zu bewegen und lief rückwärts vor ihm her.

Als es dem Grünhaarigen schließlich zu bunt wurde, blieb er abrupt stehen und fragte patzig: „Ist die Rose für mich?“

„Ja!“

Hoffnung schöpfend überreichte er dem Kleineren die Rose, der sie im nächsten Moment fallen ließ und drauf trat.

„Sieh hin, das halte ich von deiner Entschuldigung und jetzt hau ab!“

„Aber Tailin, sei doch nicht so herzlos zu mir, ich will es doch wieder gut machen.“

„Mir doch egal! Ich will jemanden der mich auch wie einen Mensch und nicht wie ein Spielzeug behandelt. Ich habe mit dir abgeschlossen, vergiss mich einfach.“

Ohne den Älteren eines weiteren Blickes zu würdigen stieß er ihn zur Seite und rannte in die Nacht davon.
 

~~~~~~~~~~~~~~
 

Ob es richtig war, was der Jüngere getan hatte?

Oder hatte er sich falsch entschieden?

Aber es stimmte doch, was er gesagt hatte, für Kure war er doch immer nur ein Spielzeug gewesen.

Aber das wollte er nun nicht mehr sein, längst schon nicht mehr.

Jetzt wo alles zu Ende zu sein schien, begriff der Grünhaarige erst wie viel er bereits für den Älteren empfunden hatte und wie einsam er sich in Wahrheit fühlte.

Doch der Kleine hatte ja immer noch seine Freunde, mehr brauchte er nicht.

Er würde schon mit der Zeit darüber hinweg kommen.

Bis zu Kures plötzlichem Auftauchen war es ihm ja auch gut gegangen, er hatte wunderbar ohne ihn gelebt.

Trotzdem, die ständigen Neckereien fehlten ihm jetzt schon.

Wieder und wieder stellte Tailin sich die Frage ob er zu heftig reagiert hatte, ob er sich einfach nur kindisch verhielt, zu stur als es angemessen wäre.

Das Ergebnis dieser wiederholten Fragerei blieb jedoch immer das selbe, nämlich die Entscheidung zu einem Schlussstrich.

Daran änderten weder die ständigen Nachfragen seiner Freunde ob er denn sicher über die Richtigkeit seiner Entscheidung war, noch die allabendlichen Entschuldigungsversuche des Braunhaarigen - die bereits zwei Dutzend Rosen und drei Pralinenschachteln das Leben gekostet hatten - etwas.

Wieso pochte der Ältere eigentlich so hartnäckig auf einer Aussprache?

Lag diese beharrliche Art einfach in seiner Natur, oder konnte er nur nicht verknusen, dass er einen Korb bekommen hatte?

Dem Grünhaarigen war es in einziges Rätsel.
 

Irgendwann wurde Kure schließlich zu seinem stillen Begleiter - wenn er von der Arbeit auf dem Nachhauseweg war - immer bereit für eine Aussprache, falls Tailin diese zulassen würde.

Doch damit nicht genug, oft wartete er noch stundenlang unten vor dem Wohnblock auf einer Bank sitzend, in der Hoffnung endlich erhört zu werden.
 

Nachdenklich stand Tailin am Wohnzimmerfenster und betrachtete den unten - wie immer auf einer Bank sitzenden - wartenden Braunhaarigen.

Inzwischen war bereits ein Monat seit der Enthüllung dessen wahren Identität vergangen und draußen war es bitterkalt geworden.

Ohne es verhindern zu können begann der Grünhaarige sich langsam ernsthaft Sorgen um die Gesundheit des Älteren zu machen.

Er saß oder stand Stundenlang in der Kälte, aß dabei nicht und trank auch nichts, das konnte doch nicht auf die Dauer gut sein.

Seufzend lehnte er seine Stirn gegen die kühle Fensterscheibe, Kure immer noch beobachtend.
 

~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~
 

Oh, mal ne Runde Mitleid für Kure bitte ;P

*sorry*
 

Tja, was soll ich da noch sagen?

Ah, ich weiß, es wäre interessant zu wissen ob jemand findet, dass Kure das recht geschieht! @.@
 

*alle leser knuddel*
 

Tschaui, bis zum nächsten Kapi ^-^



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Von:  Prue
2008-07-24T09:05:30+00:00 24.07.2008 11:05
Also mir tut Kure sehr leid. Immerhin hatte Er bestimmt einen guten Grund warum er Lailin nicht gesagt hat wer Er war.
mfg Prue
Von: abgemeldet
2007-12-24T14:35:26+00:00 24.12.2007 15:35
hmmm, okay n´bissel mitleid hat er schon verdient, aber nur ein bissel, er hat schließlich mist gebaut, ein bisschen ehrlichkeit hätte wohl nicht geschadet
tai ist meiner meinung nach ne echte drama-queen, gut ich wäre die ersten paar tage auch beleidigt, und die rose war wohl auch eher armselig, aber nachdem er ja nicht aufgibt und versucht sich zu erklären, könnte er ihn sich ja wenigstens mal anhören und DANN weiterzicken...
nja, das klärt sich bestimmt bald mal... hoffe ich
danke für die ens, bin leider erst jetzt zum lesen gekommen
frohe weihnachten und liebe grüße
vom beddl-cat
Von: abgemeldet
2007-12-19T21:04:45+00:00 19.12.2007 22:04
KUREEEEEEEEEE~ *fan*
XDDD

NEE hat der nich verdient!
kure = geil <D *fan fan*

Tailin die sau soll ihm verzeihen ; x;""
AHHH tailin du buddhaaa!! XDDD
Kure ;_; kann der net ma essen vom fenster aus zu ihm schmeissen? XDDD LOL stellt euch vor <D
mach schnell weiter ° ^°
Von:  DMC_Monkey
2007-12-18T15:19:49+00:00 18.12.2007 16:19
Kure is toll und auf Tai-chan hab ich ne stink wut!!!!
Wie gesagt ich finde er hat ÜBERTRIEBEN!!!!
Warum muss er sich nur so sturköpfig benehmen????
(Ja ich weis hattest du mir schon versucht zu erklären ich check es trotzdem nicht ><)
Das Kapitel war spritze!!!
Schreib bittttttttttee schnell weiter ~♥
Kazuhi


Von: abgemeldet
2007-12-18T08:18:43+00:00 18.12.2007 09:18
Tailin soll sich mal nicht so haben und ihn in die warme Wohnung holen! Na klar hat Kure sich scheiße Verhalten, aber es tut ihm doch Leid, außerdem liebt er ihn doch, auch wenn ihm das nicht wirklich bewusst ist! Ich freue mich schon auf das wundervolle Happy End!

der motchi-keks mit sechs ecken
Von:  Knuddelmaus256
2007-12-17T21:51:38+00:00 17.12.2007 22:51
Oh Oh, da hat kure ja noch einiges vor, wenn er tai wieder zurück gewinnen will.
Bin gespannt was er noch alles so tut.
Ob Tai ihn raufholt, so das er nciht krank wird?
Schreib schnell weiter

Baba
Von: abgemeldet
2007-12-17T21:14:15+00:00 17.12.2007 22:14
Du Sadistin! TT_TT Hat es wenigstens Spaß gemacht Kure so leiden zu lassen? Ich meine eigentlich hat er es ja auch wirklich verdient aber so leiden zu müssen tut einem Leser schon richtig weh. Und du hast es geschafft das ich Kure noch mehr mag! Ich bin schon ganz gespannt auf den "Neuen". Ok aber ich will ja fair sein. Der arme Tailin tut mir auch leid, dem fällt dass ja auch nicht alles so leicht =(
Ach Gott das ist ja echt ein Trauer-Pitel~ Ach und Rowen ist ja so knuffig wie er sich für die beiden einsetzt >^-^< Du hast dich mal wieder selbst übertroffen! Ich weiss gar nicht was ich weiter sagen soll... du hast mich baff gemacht =) nya mach wie immer fleißig weiter so!!

P.S. Tailin ich glaub an dich dass du die richtigen Entscheidungen triffst TT_TT
Von:  ReinaDoreen
2007-12-17T21:06:01+00:00 17.12.2007 22:06
Es ist schon schwer für Kure auf die totale Ablehnung von Tai zu stoßen, aber warum hat er ihn auch so belogen. Tai ist so enttäuscht, das er sich sogar gegen sein Gefühl ( denn das er Kure sehr mag, ist ja offentsichtlich) entscheidet.
Reni
Von:  Vampire-Hero
2007-12-17T05:01:13+00:00 17.12.2007 06:01
Nun ja, Kure tut mir irgendwie leid, auch wenn er sich vorher wie ein Ar*** benommen hat. Denn das er Tai eher wie ein Spielzeug behandelt hat, ist gar nicht so weit hergeholt. Sei es nur die Art wie Kure mit seinem Kätzchen umgegangen ist. Oder sich die Freiheit nahm immer dann aufzutauchen, wenn er es wollte.
Aber Tai scheint Kure noch nicht abgeschrieben zu haben. Er kann ihn zwar nicht verzeihen, aber auch nicht einfach so vergessen. Mal sehen ob er sich aufrafft und Kure in ruhe erklären lässt, für sein merkwürdiges Verhalten. Aber schön zu sehen, das wenigstens bei Kanji und Rowan die Wogen in Ordnung sind.

So das erst mal von mir und wie immer, schreib weiter so...

LG
Vampire
Von:  Haberschnack
2007-12-17T00:48:04+00:00 17.12.2007 01:48
Menno, Tai, jetzt guck nicht die ganze Zeit durch die Scheibe sondern hol die arme Frostbeule rein!! "grmpf"
Ja, Kure ist ein Arsch...., manchmal, nicht immer, selten...okay, oft... aber er kann auc anders!! Laut Kanji zumindestens...
"seufzt" Wenigstens versuchen die anderen jetzt alles ein wenig zu bessern und Tai kann sich ja auch noch n Ruck geben, eigentlich liebt er Kure ja doch!! XD
Ich freu mich dann schon aufs Nächste!!
Yours Ev!!^^°


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