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Herrscher der Nacht

Yami x Atemu x Yugi
von

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Ein neues Leben

Chapter 03- Ein neues Leben
 

"Na Kleiner, wie war es?," fragte Atemu lächelnd und nahm wieder die Hand seines Schützlings.
 

"Der Herr ist wirklich sehr nett und er war auch sehr vorsichtig," antwortete Yugi selig.
 

"Hab ich dir doch gesagt! Er ist nicht so übel wie die Menschen draußen sagen, er ist eben nur anders und daß sind wir doch irgendwo alle," bemerkte Ati.
 

"Da hast du Recht," nickte der Jüngere, schweigend lief er neben dem anderen her in ihren Flügel zurück. Jetzt war er hier zu Hause und dieses Gefühl was er bei diesem Gedanken hatte, war warm und kribbelte ein wenig. Genauso hatte er es sich immer vorgestellt, dieses zu- Hause- Gefühl! Noch vor einigen Stunden hatte er sich nicht im geringsten so gefühlt, viel eher wurde ihm immer wieder vermittelt, daß er eigentlich unerwünscht war.
 

"An was denkst du denn so angestrengt?," fragte Atemu lächelnd.
 

Yugi hatte nicht bemerkt wie sie ihr Gemach erreicht hatten und er einmal mehr an diesem Tag nackt da stand.

"Daran das ich mich hier zu Hause fühle," antwortete der Gefragte ehrlich.
 

"Das ist ja sehr schön, aber du könntest dich trotzdem in die Wanne setzten, dann kann ich dir die Anstrengung von der Haut waschen," stupste der Ältere mit dem Zeigefinger auf Yugis Nasenspitze.
 

Der nickte noch einmal und kletterte in das warme duftende Wasser. Wohlig aufseufzend sank er bis zum Hals hinein und schloß genüßlich die Augen, hier konnte er noch eine Weile bleiben.
 

"War es denn für dich auch schön?," fragte Atemu nach und begann mit einem Schwamm über den angestrengten, verschwitzten Körper zu waschen.
 

"Ja, daß war es, ich hätte zu Beginn niemals geglaubt, daß Yami so zärtlich sein kann. Und seine Flügel, die finde ich toll," schwärmte der Gefragte.
 

"Na da ist aber jemand heftig verliebt," lachte der andere.

"Ich kann dich gut verstehen, ich würde ihn niemals eintauschen wollen. Yami ist alles was ich habe und du gehörst jetzt zu ihm und mir dazu. Also sind wir so was wie eine Familie," sagte der Ältere lieb.
 

"Das klingt schön," lächelte Yugi und ließ etwas Schaum von seiner Hand gleiten.
 

"Du bleibst jetzt noch ein bißchen hier sitzen und ich mache dir etwas Vernünftiges zu essen, dein Magen knurrt mich so gefährlich an," grinste der andere und war auch schon verschwunden.
 

Yugi hatte gar nicht bemerkt das er Hunger hatte, daß alles war so neu und aufregend, daß er sich selbst völlig vergaß. Doch nun, als er erinnert wurde, bemerkte er das sein Magen wirklich laut meckerte. Mit roten Wangen kletterte er aus der Wanne, trocknete sich halbwegs ab und ließ sich nackt vor dem Kamin im Nebenzimmer nieder. Seine Scheu mußte er schließlich ablegen, also wollte er es quasi üben, Mut zu haben.
 

Ati kam mit einem vollen Tablett wieder zurück und fühlte sich wie in einem Märchen. Leise stellte er das Tablett auf einem niedrigen Tisch ab und betrachtete die schlafenden Gestalt vor dem Kamin. In aller Ruhe konnte er den zierlichen Jungen ansehen, jedes Detail aufnehmen und sich tief einprägen.
 

Yugi war einfach vor dem warmen Feuer eingeschlafen, die züngelnden Flammen wärmten ihn so angenehm und die Anstrengung der vergangenen Stunden und des letzten Tages, ließen ihn bald in einen tiefen traumlosen Schlaf fallen. So merkte er auch nicht, daß ihm eine mollige Decke übergelegt wurde und sich sein neuer Freund, ebenfalls nackt, an ihn kuschelte. Der Körper war bekanntlich die beste Wärmflasche die es gab.
 

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So verging ein halbes Jahr, in dem Yugi nicht nur lesen, schreiben und rechnen lernte, sondern auch wie er im Bett die Regie führte. Er hatte schnell begriffen wie er seine beiden Partner zusammen oder getrennt in den Wahnsinn treiben konnte, wußte ihnen geschickt die Sinne zu vernebeln und so jeden Wunsch erfüllt zu bekommen.
 

Dieses zu- Hause- Gefühl wurde mit jedem Tag stärker und auch der erste Flug mit seinem Yami, in einer schönen Vollmondnacht, gab ihm die Sicherheit, daß er hier her gehörte.

Seit diesem Erlebnis, begleitet er den Vampir öfters auf seinen Streifzügen nach frischem Blut und nach einiger Zeit, begann er ihm sogar die passenden Opfer zu suchen. Er kannte die Vorlieben, die sein Herr pflegte, traf immer den richtigen Nerv und fand das süßeste Blut der Nacht.
 

Atemu hatte nicht minder seine Freude mit dem Jüngsten. Zusammen vertrieben sie sich die Zeit mit den verrücktesten Spielchen, testen neue Stellungen im Bett, probierten die verrücktesten Kreationen in der Küche und begannen ihre Bettabenteuer aufzuschreiben, damit sie sich immer daran zurückerinnern konnten.

Und Yugi schrieb gerne die Erlebnisse seiner Ausflüge mit Yami auf, damit weckte er ihn Atemu eine ungeahnte Neugier, die diesen dazu verleitete, sich ebenfalls in die Lüfte entführen zu lassen.

Begeistert kehrte er zurück und bedankte sich sehr ausgiebig bei Yugi, dafür daß er ihn so neugierig gemacht hatte.
 

"Sag mal Ati," begann der Jüngere eines Abends als sie vor dem Kamin saßen und auf ihren Herrn warteten.
 

"Was denn?," fragte dieser zurück und kuschelte sich noch etwas näher an den anderen, legte sein Buch zur Seite und lauschte.
 

"Seit einigen Tagen frage ich mich, ob es möglichst, als Mensch, die Lust am Blut zu empfinden! Es ist nicht so das ich es trinken möchte, aber irgendwie verspüre ich Lust bei der Vorstellung, daß Yami mir nicht nur einen Knutschfleck macht, sondern einmal richtig zubeißt.

Ati, bin ich komisch?," fragte Yugi leise.
 

"Nein, komisch bist du nicht! Allerdings kann ich deine Lust nicht nachvollziehen. Ich weiß nicht ob es mir Lust bereiten würde, wenn Yami mir das Blut aussaugt. Abgesehen davon, daß währe wohl das einzige Mal das er das tun könnte," sagte der Liegende.
 

"Nein, er kann steuern wieviel Blut er nimmt," schüttelte der Kleinere den Kopf.
 

"Du hast dich ja richtig schlau gemacht," guckte Atemu nach oben und bekam einen lieben Blick.
 

"Das hat er mir nur erzählt, weil ich es wissen wollte! Ich habe danach gefragt, weil er einmal sein Opfer lebend zurückgelassen hat," lächelte der andere.
 

"Lebend?," wunderte sich der Ältere.
 

"Er hat es nicht geschafft. Es war reine Spielerei ihn langsam sterben zu lassen. Manchmal will er es eben so," beruhigte der Jüngere. Noch nie hatte ein Opfer überlebt, wenn sein Herr zugebissen hatte. Atemu und er waren wirklich eine große Ausnahme.
 

"Na dann, aber trotzdem kann ich deine Gelüste nicht verstehen. Wie bist du darauf gekommen?," fraget Ati lieb, hob die Hand und ließ seine Fingerspitzen über die Lippen des anderen wandern.
 

Der hauchte einen Kuß darauf und lächelte wieder.

"Ich weiß das es nicht normal ist, aber wenn ich darüber nachdenke, daß Yami es ohne weiteres tun könnte, seine Zähne meine Haut durchbohren und er mir langsam das Blut aussaugt, dann bekomme ich... na toll... nen Ständer," knurrte der Kleinere.
 

"Und was gedenkst du jetzt damit zu tun?," grinste Atemu, der das ganz praktisch fand.
 

"Nichts! Ich hab keinen Bock, solange ich nicht weiß ob ich noch normal bin!," zischte der Gefragte säuerlich auf sich selbst.
 

"Bist du jetzt böse auf mich?," fragte Atemu traurig nach oben.
 

"Ach quatsch! Ich bin sauer auf mich, weil ich nicht damit umgehen kann," seufzte Yugi schwer. Es machte ihn irre nicht zu wissen was das alles zu bedeuten hatte, würde er wirklich Lust empfinden wenn Yami ihm das Blut aussaugte?
 

"Warum bittest du ihn nicht einfach darum?," fiel dem Größeren ein.

"Mehr als ablehnen kann er das nicht!"
 

"Ja, aber ich trau mich nicht, immerhin tötet er jede Nacht, damit er lebt und ich komme dann eines schönen Tages daher und verlange etwas von ihm, was er nicht mal gerne zu tun scheint," versuchte Yugi seine Bedenken zu erklären.
 

"Aber wenn du ihn nicht fragst und nicht mit ihm darüber sprichst, dann erfährst du auch nicht ob er es vielleicht doch macht," warf Ati ein und richtet sich auf. Liebevoll blickte er den Kleineren an und hauchte ihm einen Kuß auf die Lippen.

"Na komm, gibt dir einen Ruck und rede mit ihm! Geh am besten in die Wanne und mach ihn verrückt nach dir, dann wird sich zeigen ob er es macht oder nicht," schlug er vor.
 

"Ok, aber überlaß es mir, wann ich ihn darum bitte, ja," bat der andere und bekam ein bestätigendes Nicken.

"Lieb von dir!"
 

"Was machen wir eigentlich heute noch? Lange dürfte Yami ja nicht mehr unterwegs sein, so weit wollte er ja nicht fliegen," schaute Yugi auf die große Pendeluhr.
 

Ich weiß es nicht. Hast du auf etwas bestimmtes Lust?," guckte Atemu. Er wurde von seiner schönen Position verdrängt, da der Sitzende unbedingt aufstehen wollte. Neugierig sah er zu wie er sich an eines der Fenster stellte und in die Dunkelheit starrte.

"Was ist denn? Bedrückt dich noch etwas?"
 

"Warum blühen die Blumen hier nicht? Der Garten ist voll mit Blumen, die immer nur blühen, wenn die Sonne am Himmel steht, aber Nachts reckt sich keine Blüte dem blassen Mond entgegen," seufzte Yugi. Er hatte die Blumen immer gemocht und auch in ihren Gemächern standen viele Vasen mit bunten Blüten. Allerdings fand er sie noch schöner, wenn sie draußen blühten.
 

"Doch, es gibt eine die nur im Mondlicht blüht," sagte Ati lieb und stellte sich hinter den Kleineren.

"Schau mal, siehst du den Baum dort unten? Zwischen seinen knorrigen Wurzeln steht eine Blume deren Blüte von vollkommener Schönheit sein soll, allerdings hat sie noch niemand blühen sehen. Sie bringt uns Blütenknospen, die dann ungeöffnet wieder verschwinden, selbst Yami hat sie noch nie blühen sehen," deutet er in den weitläufigen Garten.
 

"Wie heißt sie denn? Kümmert sich denn jemand um sie?," fragte Yugi neugierig nach.
 

"Um diesen Garten hat sich schon Jahre niemand mehr gekümmert und für uns ist es zu gefährlich. Wir brauchen Yamis Schutz um am Leben zu bleiben.

Tja, und wie diese Blume heißt kann ich dir gerne sagen! Ihr Name ist, Liebe der Nacht, sehr passend wie ich finde," lächelte Atemu in das helle Mondlicht.
 

"Nur wenn sie blüht und sich dem Mond zuwendet," flüsterte der Kleinere. Er stützte sich mit den Händen nach vorn auf den Fenstersims, schloß die Augen und atmete tief die frische Nachtluft ein.
 

Atemu drehte sich um und setze sich wieder, er spürte das Yugi gerade einen Moment alleine dort stehen wollte. Vielleicht dachte er erneut an sein seltsames Verlangen nach, daß er sich nicht einmal selbst erklären konnte.
 

"Yami will uns heute nicht mehr sehen," sagte der Kleinere in die herrschende Stille.
 

"Wie kommst du denn darauf?," wunderte sich der Sitzende.
 

"Weil er gerade in sein Turmzimmerfenster geflogen ist. Wenn er das tut, will er alleine sein," antwortete der Gefragte.
 

"Dann ist seine Jagd heute schlecht ausgefallen! Das kommt selten vor, passiert aber," seufzte Ati schwer. Ihm war klar das ihr Herr heute schlecht gelaunt war und deswegen sollten sie es vermeiden in seine Nähe zu kommen.
 

"Ich möchte noch mal in die Bibliothek, mein Buch habe ich bereits ausgelesen," meldete sich der Jüngere, drehte sich vom Fenster ab und ging langsam auf die Tür zu.
 

"Warte, ich komme mit, dann mußt du nicht allein gehen," lächelte Atemu lieb und folgte seinem Freund. Zwar lag die Bibliothek in ihrem Flügel, aber man konnte ja nie wissen. Gemeinsam gingen sie durch die hell erleuchteten Gänge und standen wenig später vor einer riesigen Holztür. Mit etwas Kraft, öffneten sie gemeinsam die großen Flügeltüren und ließen viel Licht hinein, daß die Fackeln im Gang spendeten.
 

Yugi holte die beiden kleinen Laternen, entzündete deren Dochte, gab eine davon Atemu und lief gemütlich zwischen den Bücherregalen hindurch. Nicht alles was hier zu finden war interessierte den Jungen, allerdings hatte er sich noch nicht festgelegt, welche Art Bücher er nun am liebsten hatte. Gelangweilt schob er den dicken Wälzer in das Regal zurück und überlegte was er als nächstes lesen wollte.
 

"Du Yugi, ich glaube wenn du dich hier hinten einmal umsiehst, dann wirst du garantiert fündig werden," rief Ati aus einer der hintersten Ecken der Bibliothek.
 

Schnell gesellte sich der andere hinzu und hob die Laterne an um besser sehen zu können.
 

"Hier stehen die Mythen und Sagen, Märchen aus längst vergangener Zeit oder ferner Zukunft," meinte der Größere ruhig. Lächelnd sah er zu, wie die Augen des anderen immer größer wurden und gierig jeden Buchtitel verschlangen, langsam zog er sich zurück und ließ den Jüngeren allein.
 

Der suchte sich ein dickes staubiges Buch heraus, zog es aus dem Regal und mußte kräftig niesen, als er es aufschlug. Die Seiten waren vergilbt, aber die Schrift noch gut lesbar. In freudiger Erwartung auf den Inhalt, ging er in ihre Gemächer zurück und ließ sich vor dem Kamin nieder.
 

Atemu hatte sich auch ein neues Buch ausgesucht und folgte seinem Freund nur wenig später.

"Sag mal, warum interessiert dich das alles? Das ist doch nur reine Erfindung, Geschichten, Märchen, Fabeln und Sagen," wunderte er sich, setzte sich neben Yugi und schaute neugierig auf den Kleineren.
 

"In jedem Märchen, in jeder Fabel und Sage steckt ein bißchen Wahrheit, glaub mir! Vielleicht... vielleicht erfahre ich so... wie... na ja... wie Yami so geworden ist. Er will ja nicht darüber sprechen," sagte der Gefragte ohne aufzublicken.
 

"Er wird schon wissen warum er sich kleinem von uns in dieser Hinsicht anvertrauen will. Ich nehme an das es für ihn schrecklich war, immerhin ist er nicht als Vampir geboren," überlegte Ati. Auch ihn interessierte die Geschichte, wie Yami einst zum Blutsauger wurde, was in jener Nacht geschehen war und wie er sich gefühlt hatte. Aber der Ältere schwieg beharrlich und hütete dieses Wissen wie einen geheimen Schatz.
 

Es verging ein weiteres knappes halbes Jahr, draußen fror es noch immer, länger als es eigentlich normal war und der Wind pfiff bitterkalt um die Schloßmauern. In dieser Zeit wagte sich kaum eine Kreatur nach draußen, kein Mensch und kein Tier wollte dieser eisigen Witterung ausgesetzt sein, doch Yami liebte diese Jahreszeit!
 

Mit einem zufriedenen Lächeln drehte er eine Pirouette und absolvierte einen Halsbrecherischen Sturzflug, der jedem Zuschauer das Blut hätte gefrieren lassen. Den Vampir störte es nicht! Er glitt lautlos durch die kalte Nacht, spielte mit dem Wind und den Schneeflocken, die langsam vom Himmel segelten. Yugi begleitete ihn schon lange nicht mehr, er mochte dieses kalte Wetter nicht, lieber lag er mit Atemu vor dem Kamin und schmökerte in diesen alten Sagenbüchern.
 

Schon vernahm er das kräftige schlagen eines Knabenherzens, daß noch nicht lange auf der Welt verweilte. Vielleicht zehn oder zwölf Jahre, schätzte der Vampir und schon lief ihm das Wasser im Mund zusammen. Dieses Blut wollte er haben, dieses und kein anderes, sollte ihn in dieser klirrenden Kälte wärmen. Schon steuerte er eine kleine halb verfallene Hütte an, landete und öffnete leise die Tür.
 

Ein wärmendes Feuer prasselte in der provisorischen Feuerstelle, wahrscheinlich würde ein kleiner Windstoß genügen, um die alten Holzbretter der Wände in Brand zu setzten. Zielsicher ging Yami auf das einzige Bett im Raum zu, fand es aber leer vor.

>Wo bist du? Ich kann dein Herz hören, wie es vor Angst schlägt, dein Zittern spüren und deine Furcht riechen<
 

Langsam bewegte sich der Lord durch das kleine Zimmer und sah im Augenwinkel, eine Gestalt aus der Tür huschen. Mit einem bösen Lächeln ging er hinterher, er hatte keine Eile, denn das angstvolle Schlagen war für ihn weithin hörbar. Es dauerte auch nicht lange, da hatte er sein Opfer gefunden, unter einem kleinen Felsvorsprung, nicht weit von der Behausung entfernt, hockte ein Junge von etwa dreizehn Jahren.
 

"Da bist du ja," grinste Yami siegessicher, griff nach dem Arm des Kindes und holte es hervor. Ängstliche Augen blickten ihm entgegen, wissend das jetzt etwas Schreckliches geschehen würde.
 

Der Vampir breitete seine Flügel zu voller Größe auf, schlug sie beinahe schützend über dem Knaben zusammen und schlug seine Zähne in dessen Hals. Gierig saugte er das warme Blut aus den Adern, spürte wie die Beine des Kindes versagten und es immer mehr in seine Armen zusammensank und schließlich starb. Zufrieden ließ er von dem toten Körper ab, trug ihn noch in die Hütte zurück, ehe er sich aufmachte, ein weiteres Opfer zu suchen.
 

Auf seiner Suche fiel ihm ein, daß Yugis am nächsten Tag Geburtstag hatte und noch wußte er nicht, was er ihm schenken konnte, allerdings sah er den Jüngeren plötzlich, vor seinem inneren Auge am Kamin sitzen und lesen.

"Ich schenke ihm ein solches Sagenbuch, daß wird ihn freuen," lächelte er verliebt und schlug einen Purzelbaum in der Luft.
 

Dieser Junge hatte ihn verändert, daß war auch Atemu aufgefallen, aber die Veränderung war zum Guten geschehen und so bestand kein Grund zur Sorge. Lächelnd überflog er eine Kleinstadt in der er schnell zwei weitere Opfer gefunden hatte und satt und zufrieden zu Hause einkehren konnte.
 

Yugi hingegen, wurde von einem Alptraum gequält! Einen Traum den er schon öfters gehabt hatte.
 

~~~~ Yugis Traum ~~~~
 

Es war dunkel, die Bäume raschelten leise im leichten Wind, Zweige knackten und Äste knarrten. Kein Tier war zu hören, keine Eule die ihren unheimlichen Schrei ausstieß, keine kleinen Tiere die durch das Unterholz huschten, nicht einmal die Sterne hatten sich hervorgetraut. Nur der blasse Vollmond stand hoch am Himmel und leuchtete schwach durch das Geäst, warf unheimliche Schatten auf den Boden und ließ die Bäume wie riesige Ungeheuer erscheinen.
 

Yugi drehte sich in alle Richtungen, aber außer dem kleinen schmalen Pfad, war kein Durchkommen, der Wald mit seinem Unterholz zu dicht. Diese Umgebung machte ihm Angst, ließ ein ungutes Gefühl in ihm aufsteigen, auch wenn er sich schon öfters an diesem Ort wiedergefunden hatte. Doch diesmal war alles sehr viel Realer, die Bäume säuselten lauter und den Wind spürte er auch auf seiner Haut.
 

Langsam ging er den Weg entlang, der ihn wieder auf diese dunkle Lichtung auf der nicht einmal der Mond scheinen wollte. Doch auch das war heute anders! Diesmal warf er einen großen hellen Schein auf das dürre Gras, der Wind wiegte es sanft hin und her und doch lud sie nicht zum Verweilen ein.
 

Zögerlich trat der Junge auf die Lichtung, sofort verschloß sich der Weg hinter ihm und auch das war neu! Jetzt wurde es Yugi noch unheimlicher, er wußte, gleich würden wieder diese Schatten auftauchen, ein grausames Spiel zeigen und allmählich in vollkommener Finsternis verschwinden.
 

Plötzlich, ein Schrei, der Schrei einer Eule und die flog dicht über dem zitternden Jungen hinfort, in den nachtschwarzen Wald. Ein Reh erschien am Waldrand und war einen Augenblick später wieder weg.

Irritiert schüttelte Yugi den Kopf, rieb sich die Schläfen und schaute sich noch einmal um. In dieser Nacht war alles anders, nicht einmal die Stille die hier sonst immer geherrscht hatte, war noch vorhanden. Alles änderte sich von einem Moment auf den anderen, es blieb keine Zeit sich an das Neue zu gewöhnen und doch war es auf irgendeine erschreckend Art und Weise gleich.
 

Yugi wartete darauf, daß die beiden Gestallten erscheinen, aber lange Zeit geschah überhaupt nichts, kein Ton drang zu ihm durch, nur der Wind strich leise durch das Gras und über sein Gesicht. Da er eh keine Möglichkeit hatte von diesem Ort zu fliehen, weil sich der Wald völlig geschlossen hatte und kein Durchkommen war, ließ er sich nieder und wartete. Irgend etwas würde schon geschehen und wenn er wieder aufwachte!
 

Es dauerte wirklich sehr lange bis er wieder etwas anderes hörte als den Wind. Ein leises Rascheln erregte seine Aufmerksamkeit, ein Geräusch das er kannte und welches ihm doch im Augenblick fremd war. Nur kurz dauerte es, bis er wußte das es Schritte waren, eilige Schritte, die vor etwas zu fliehen versuchten.

Rasch trugen sie den Fremden durch das dichte Gestrüpp, hielten kurz an und ertönten abermals. Gedämpft hallten sie vom Waldboden wieder, näherten sich, hielten erneut an und brachten eine schlanke Gestalt am Rand des Waldes zum Vorschein.
 

Für einen Moment hielt der Sitzende den Atmen an, als er erkannte wer da vor einer, noch unsichtbaren, Gefahr floh, wer auf ihn zukam, ihn eigentlich hätte sehen müssen und dennoch durch ihn hindurchlief, als währe er ein Geist! Ein Geist der hier nichts zu suchen hatte!

Schnell war Yugi auf den Beinen und folgte Yami, der völlig fertig hinter einem dicken Stamm auf den Boden sank und schwer atmete.
 

Er mußte mit ansehen, wie sich sein Freund immer wieder angstvoll umsah, den Atmen anhielt und rasch weiter Sauerstoff in seine ausgebrannten Lungen pumpte. Er sah fürchterlich aus, abgemagert, übermüdet, geschafft und doch so ruhelos auf der Flucht.

"Yami," flüsterte Yugi leise und wußte doch das der andere ihn nicht hören konnte, denn so wie es aussah, war er hier in der Vergangenheit gelandet wo er augenscheinlich Zeuge von etwas sehr Wichtigem werden sollte.
 

Keuchend blickte sich der Junge um, spähte vorsichtig auf die Lichtung, griff in seine halb zerfetzte Tasche und holte ein Stück trocken Brot hervor, daß er gierig verschlang. Seinen Durst wußte er nicht zu stillen, also mußte er ohne Wasser durchhalten. Wieder und wieder sah er hinauf zum Himmel, auf die Lichtung oder starrte in den dunklen Wald, aber nichts und niemand erschein. Beinahe erleichtert holte er noch einmal tief Luft und entspannte sich etwas, er schien in Sicherheit zu sein, wenn auch in einer trügerischen.
 

Abermals war es eine ganzen Weile still und nichts rührte sich, bis ein schwarzer Schatten über den Bäumen auftauchte, einmal um die Lichtung flog und schließlich in der Mitte landete.

"Ich kann dich hören," ertönte eine gefährlich tiefe Stimme und Schritte kamen näher auf das Versteck des Jungen zu.
 

Der schreckte auf und preßte sich automatisch näher an den dicken Stamm. Beinahe lautlos atmete er die nötige Luft, sein Herz schlug ihm bis zum Hals und das Blut schien in seinen Adern langsam zu gefrieren. Die Angst lähmte seine Beine, machte es ihm unmöglich auch nur einen Schritt weiterzulaufen. Dabei war er schon so weit gekommen, Tage und Nächte geflohen, doch jetzt konnte er einfach nicht mehr und hoffte, daß er unentdeckt blieb.
 

"Ich folge dir schon seit Tagen und du weißt das ich dich finde, egal wo du bist," sagte die dunkle Gestalt und blieb vor der Eiche stehen, die den anderen verdeckte.

"Bist du es nicht Leid ständig vor mir davon zulaufen? Vor deinem Schicksal zu fliegen?," fragte die tiefe Stimme weiter.
 

"Es ist nicht mein Schicksal und wenn, dann kann ich es vielleicht noch verändern," sagte Yami trotzig und voller Angst. Er versuchte aufzustehen, versagte aber kläglich, seine Beine waren einfach zu müde und wollten ihm nicht mehr gehorchen.
 

"Du willst dien Schicksal verändern? Nein, daß kann niemand! Du bist dazu bestimmt zu sterben und zwar noch heute Nacht, durch meine Hand. Ich werde dir das Licht des Lebens auslöschen und es wird mir eine Freunde sein dies zu tun," lachte die schwarze Gestalt zufrieden auf.
 

"Warum ich? Warum verfolgt ihr mich so hartnäckig? Ich habe nichts Unrechtes getan! Nichts verbrochen was euren Zorn auf mich hätte ziehen können. Ich verstehe das nicht," rief Yami hinter der Eiche hervor.
 

"Oh nein, es hat nichts mit dir zu tun, dein Vater war es, der mich um sein Leben angebettelt hat! Dein Vater hat mir seine drei Söhne versprochen, wenn ich ihn verschone. Die Aussicht auf junges Blut vernebelte mir den Sinn für das Eigentliche und so habe ich ihm das Versprechen abgenommen, daß er mir seine Söhne überläßt, sobald sie achtzehn Jahre sind. Er sollte sie in den Wald schicken, bei Nacht, um Holz zu holen.
 

Bei deinen Brüdern hat das auch sehr schön geklappt, aber du hast dich gewehrt, du wusstest, dass für dich nur der Tod in dieser Nacht gelauert hätte. Also bist du am Morgen deines Geburtstages geflohen, aber ich habe dich gehört! Ich habe das angstvolle Schlagen deines Herzens gehört, wie es dich immer weiter in die Fremde getragen hat und doch konntest du mir letztlich nicht entfliehen!
 

Ich werde dich töten, ob du noch eine Nacht und einen Tag wegläufst oder ob du dich freiwillig stellst. Es ist völlig gleich, du wirst sterben, durch meine Hand, weil es mein Wille ist!," erklärte der andere und ein böses Lächeln glitt über seine schmalen Lippen. Sein schneeweißes Haar wehte leicht im Wind und umspielte das zarte Gesicht, eine boshafte Schönheit die sich in diesen Augen spiegelte.
 

"Wer seid Ihr überhaupt? Wie ist Euerer Name?," forderte Yami nun zu wissen. Noch immer war es ihm nicht möglich aufzustehen und zu fliehen.
 

"Mein Name ist für dich nicht von Belang, aber wenn du es wünschst, dann werde ich ihn dir ins Ohr flüstern, ehe ich dich sterben lasse. Du vergißt, daß auch ein Vampir leben will," grinste der Weißhaarige, so das seine beinahe roten Augen gefährlich aufblitzten.
 

"Wenn ich aber nicht will," kam es trotzig hinter dem Baum hervor.
 

"Du wirst!," fuhr der Vampir auf, langsam wurde ihm dieses Katz und Maus Spiel zu dumm. Seit mehr als vier Wochen schon folgte er diesem Jungen, hatte in jeder Nacht seine Spur neu aufnehmen müssen, um ihn zu finden. Der Jüngere wußte seine Spuren zu verwischen, aber nicht gut genug, denn ein Vampir verfügte über besondere Kräfte und er, als Herr über alle tödlichen Geschöpfe der Nacht, besaß eine Macht, die sonst niemand hatte, doch die hielt er geheim.
 

Ungläubig starrte Yugi von einem zum anderen, glaubte das ihn die leuchtenden Augen des Vampirs sehen konnten und trat noch etwas weiter neben Yami hinter den Stamm. Er fühlte sich unbehaglich in der Gegenwart des Weißhaarigen Mannes, der eine so gefährlich Aura ausstrahlte, daß die Welt den Atmen anhielt.
 

Ein letztes Mal nahm Yami all seine verbliebene Kraft zusammen und schaffte es aufzustehen, doch in diesem Augenblick, spürte er einen Windhauch und den festen Griff des Vampirs um seinen Hals. Bösartige Augen leuchteten ihm entgegen und schienen ihn zu durchbohren.

"Laß mich los," krächzte er schwach, da ihm die Luft ein weiteres Mal knapp wurde.
 

"Ich denke gar nicht daran! Jetzt wirst du mich entlohnen, für all die vielen Stunden die du mich gekostet hast, dich aufzufinden und zu bändigen. Keiner deiner Brüder hat so ein Aufsehen gemacht, sie haben sich schnell und einfach töten lassen, aber du... du wirst mir besonders gut schmecken, dein Blut ist noch in Aufruhr, dein Herz schlägt so herrlich vor Angst und treibt den roten Lebenssaft schnell durch deine pulsierenden Adern.
 

Du bist nicht wie deine Geschwister! Du bist etwas Besonderes und verdienst es das ich dich langsam töte, daß ich dein Blut genieße, wie keines zuvor. Dein warmes süßes Blut, daß langsam meine Lippen benetzte und meine Kehle hinabfließt. Dein Blut, daß mich mit neuem Leben erfüllt und mir eine weitere Nacht des Lebens schenkt. Ein Leben in dem ich Herr über Leben und Tod bin," flüsterte der Ältere dicht am Ohr seines Opfers und leckte genüßlich darüber.
 

"Laß mich los," bettelte Yami mit erstickender Stimme und heiße Tränen begannen sich ihren Weg zu bahnen, tropften auf den weichen Boden und versickerten unbeachtet.
 

"Nicht weinen, ich werde mich auch lange an dich erinnern," versprach der Vampir mit dem weißen Haar und den leuchtend roten Augen.
 

"Ich will nicht sterben," hauchte der Kleinere noch einmal beinahe bewußtlos.
 

"Dir wird nichts anderes übrig bleiben," grinste der Obere gemein.
 

Yugi mußte mit ansehen wie die blitzenden scharfen Eckzähne erschienen, wie sich zwei riesige pechschwarze Schwingen ausbreiteten und das Licht des Mondes verdeckten. Der erstickte Schrei in seinen Ohren klang noch lange nach, als sich die Zähne in den Hals seines Opfers bohrten und die Lippen nicht einen Tropfen der kostbaren Flüssigkeit vergeudetet ließen. Er hielt sich die Ohren zu, wollte das Schlucken des Vampirs nicht hören, wie er seinen Yami immer weiter in den Tod trieb, ihm mehr und mehr seiner Lebensenergie nahm und sich zu eigen machte.
 

Ein plötzliches Geräusch ließ das schwarze Geschöpf aufschrecken. Kurz ließ er von seinem Opfer ab, hob hastig den Kopf um zu sehen wer es wagte ihn zu stören. Das hatte zur Folge, daß er sich beim Aufschauen den Kopf stieß und ein kleiner Zweig eine schmale Wunde unter sein rechtes Auge riß, aus der ein einziger Tropfen Blut heraustrat.
 

Der Vampir mit den weißen Haaren, hatte das nicht bemerkt, aber die Unruhe die sich in ihm ausbreitete, ließ erahnen, daß er sofort verschwinden würde. Er bemerkte nicht wie dieser einzelne Tropfen seines Blutes auf die fahlen Lippen seines Opfers fiel, bevor er dieses achtlos auf den Boden fallen ließ und verschwand.
 

Der Blutstropfen aber, suchte sich seinen eigenen Weg, hinein in den leicht geöffneten Mund aus dem die letzten Atemzüge drangen. In die Kehle des Sterbenden und von dort direkt in das schwach schlagende Herz.
 

Weinend war Yugi auf die Knie gebrochen und begriff erst jetzt, daß es vorbei war, sein Liebster war gestorben ohne das er ihm hatte helfen können. Schluchzend barg er sein Gesicht in den Händen und klagte laut sein Leid in die Nacht. Erst ein tiefes einatmeten zog seine Aufmerksamkeit wieder auf den sterbenden Jungen.
 

Erneut holte dieser tief Luft, pumpte seine leeren Lungen voll mit Sauerstoff, atmete tief ein und keuchte schmerzvoll auf. Der ganze Körper verkrampfte sich, zog sich leidend zusammen und begann sich zu verändern!
 

Schwarze ledige Flügen stießen zwischen den Schulterblättern hervor und rissen tiefe Wunden, die aber nicht bluteten. Wo kein Blut war, konnte auch keines fließen! Nur langsam breiteten sie sich aus, lagen schließlich schlaff und kraftlos am Boden, ebenso wie ihr Träger.

Weiße spitzte Eckzähne wuchsen aus dem Kiefer des geöffneten Mundes und lautes Stöhnen klang in den Himmel.
 

Der hatte sich verdunkelt, schwarze Wolken schoben sich vor den blassen Vollmond, unheimlich erklangen die Mitternachtsglocken und der heißere Schrei eines Uhus ertönte zwischen den Bäumen. Der Wind spielte mit den Blättern, unheimliche Schatten huschten über den Boden und fremde Geräusche mischten sich in die Geschehnisse.
 

Yugi sah zu wie sich sein Freund langsam verwandelte, wie sein Körper, vom Schmerz umhüllt, immer wieder verkrampfte und nur für Sekunden locker ließ um sich erneut seiner Pein hinzugeben. Beinahe glaubte er die Schmerzen selbst fühlen zu können, als sich die Flügel ihren Weg bahnten, die Zähne wuchsen und sicher auch im Inneren etwas veränderte.
 

Es erschien Yami als währen Stunden vergangen, bis sich sein Körper langsam beruhigte und die Schmerzen nachließen. Keuchend lag er am Boden, atmete hastig die nötige Luft ein und versuchte seine Gedankenwelt in Ordnung zu bringen.

Er war nicht tot! Er lebte! Er atmete! Er konnte den Duft des Waldes riechen! Den Wind hören und die leisen Schreie der Eule!
 

Es dauerte noch einige Augenblicke bis er versuchte sich zu erheben, schwer atmend stützte er sich an der Eiche ab und starrte auf den schwarzen Boden. Er hatte das Gefühl sein Rücken würde bersten, etwas Schweres hing an ihm und versuchte ihn mit aller Kraft wieder nach unten zu ziehen. Seine Zähne schmerzten etwas und er war müde, sehr müde!
 

Und da war noch etwas was er nicht ganz verstand. Er verspürte den unbändigen Durst nach Blut, er wollte und brauchte frisches warmes Blut. Seine Beine konnten ihn noch immer nicht tragen, also versuchte er, mehr schlecht als recht, über den Boden zu kriechen und etwas Nahrhaftes zu finden oder wenigstens Wasser um seinen Durst zu stillen.
 

Am Rand der Lichtung fand er ein junges Kitz, nicht mehr als drei Wochen alt. Ängstlich duckte es sich in das Gras und hoffte unentdeckt zu bleiben. Doch Yami hatte es gefunden, er hatte das Schlagen des kleinen Herzens gehört und war ihm instinktiv gefolgt. Jetzt kniete er vor den zitternden Tier und starrte es an, ebenso wie es ihn anstarrte.
 

Yugi hielt den Atem an. Er hatte die Geburt eines außergewöhnlichen Vampirs mit angesehen, er hatte gesehen wie Yami zu dem geworden war, was er nun verkörperte, was er jede Nacht auslebte und scheinbar nicht richtig glücklich schien. Er sah den selbstbewußten Herrn der Vampire im Gras knien, vor ihm ein Rehkitz, daß seinen Blutdurst langsam immer weiter anstachelte, je ängstlicher es wurde.
 

Wenn er jetzt zuschlug, konnte niemand dieses Schicksal rückgängig machen. Wenn er jetzt zubiß und seinem Durst nachgab, würde er nie wieder ein Mensch werden können! Es würde ihn keiner mehr erlösen oder zurückverwandeln können.

"Tu es nicht," wisperte Yugi, auch wenn er wußte das es sinnlos war, denn Yami trank schon seit 579 Jahren das Blut der Menschen und Tiere, je nachdem wie es ihm in den Sinn kam und er wußte das er dieses unschuldige Kitz reißen würde, wie ein wildes Tier!
 

Yami erhob sich in eine aufrecht kniende Position, sah das kleine Wesen an und dann war es auch schon zu spät für jede Rettung! Gierig beugte er sich nach unten, brach dem Tier das Genick und labte sich an dem frischen Blut, daß ihn nur langsam auf die Beine brachte.
 

"Nein," flüsterte Yugi. Eine letzte Träne lief einsam seine Wange hinab und tropfte in das schwarze Gras. Er hörte wieder dieses Schlucken, doch längst empfand er es nicht als so erschreckend wie zuvor. Er kannte dieses Geräusch und er mußte zugeben das er es liebte.
 

Ganz langsam trank der neugeborene Vampir das warme Blut, achtete darauf das kein Tropfen verloren ging und ließ den leblosen Körper schließlich liegen. Vorsichtig erhob er sich auf seine wackligen Beine und schleppte sich in den schwarzen Wald. Nur der blasse Mond und Yugi blieben zurück. Sie beide hatten zugesehen wie Yami sein erstes Blut getrunken, wie er sein erstes Opfer gefunden und getötet hatte.
 

Yugi blicke noch eine ganze Weile hinter seinem Freund her, bis dieser in der Dunkelheit verschwand und um ihn alles verschwamm, die Welt in der er sich gerade befand verschwand ebenso wie der Vampir zuvor und war bald nicht mehr existent.
 

~~~~Traum Ende~~~~
 

Schweißgebadet schreckte er hoch und atmete keuchend die Luft ein. Es dauerte einen Moment bis er sich im Klaren war, daß er wieder auf dem Schloß war und daß er geträumt hatte, wie Yami zu einem Vampir geworden war, wie er gelitten hatte und wie er zum ersten Mal getötet hatte. Starr blickte er in die Dunkelheit und entschloß sich aufzustehen, denn schlafen konnte er nicht mehr. Es waren noch mindestens zwei Stunden bis wieder Leben in das Schloß und diese Gemächer kam, aber eines war schon jetzt, nämlich sein achtzehnter Geburtstag.
 

Heute wurde er volljährig und irgendwie erschreckte ihn diese Tatsache, denn an seinem achtzehnten Geburtstag sollte Yami geopfert werden, für das Leben seines Vaters, der ja nicht sonderlich viel auf seine Söhne gehalten hatte, wenn er sie so einfach hatte in den Tod schicken können.
 

Seufzend erhob sich der Junge und schlich leise in das Badzimmer um sich zu waschen. Er wollte den Kamin anheizen und es schön warm machen, damit Atemu nicht fror, wenn er nachher aufstand. Erleichtert spürte er das kalte Wasser in seinem Gesicht, fühlte wie es seine Wangen hinunterlief und hörte das leise Plätschern, als es in die Schüssel zurücktropfte.
 

"Alles nur ein Traum," sagte er leise vor sich hin, holte sich eine große Schüssel mit frischem Obst, nahm sich das dicke Sagenbuch, welches er fast fertig gelesen hatte und machte es sich vor dem Kamin gemütlich. Gleich würde es schön mollig warm werden, er nicht mehr frieren und dank seines Buches würde er schnell diesen Traum vergessen.
 

Aber da hatte er falsch gedacht, denn dieser Traum, ließ ihn einfach nicht mehr los! Egal wie sehr er sich versuchte auch sein Buch zu konzentrieren, er schaffte es einfach nicht, die Geschehnisse kamen immer wieder, verdrängten die Buchstaben und setzten sich in seinem Kopf fest. Beleidigt schloß er das Buch und legte sich so vor den Kamin, die Früchte wollten ihm auch nicht schmecken und so ließ er auch das Frühstück sein.
 

Wieder fragte er sich, ob es normal war, daß er diese Lust versprühte das Yami ihm sein Blut aussaugte, daß er bei diesem Gedanken Erregung verspürte, die sich wieder einmal sehr deutlich bemerkbar machte und dennoch unbeachtet blieb. Darum konnte er sich kümmern, wenn Ati später wach war. Jetzt hatte er keine Lust sich zu bewegen, auch wenn seine Erektion noch so sehr bettelte, er war nur froh, daß er nicht so eine enge Hose trug, wie sie Yami immer anhatte.
 

Er liebte diese Lederhosen an den schlanken Beinen seines Freundes, die auch seinen knackigen Hintern so gut zur Geltung brachte und dazu verleitete, ihn zu berühren. Die schwarzen kräftigen Flügel, die leicht zitterten wenn er sich behutsam streichelte und seinen Liebsten so in Erregung versetzte, die scharfen Zähne die gefährlich blitzten und ihm dennoch kein Leid antaten.
 

Yugi mußte sich eingestehen, daß Yami ihn mehr als nur scharf machte. Sein ganzer Körper verlangte nach ihm, ebenso wie er nach Atemu verlangte und beide schliefen in diesen frühen Morgenstunden noch. Seufzend schon er alle Gedanken an seine zwei Freunde zur Seite und versuchte statt dessen noch etwas vor sich hinzu dösen, denn lesen konnte er ja auch nicht, als warum nicht noch mal mit einschlafen versuchen.
 

Nur eine Viertelstunde später klagen die gleichmäßigen Atemzüge durch den Raum, daß Feuer im Kanin wärmte den schlafenden Jungen und ein schöner Traum erfüllte seine Gedanken. Nichts erinnerte nun mehr an die schreckliche Ereignisse aus der Nacht, die so real erschienen waren, daß er geglaubt hatte wirklich dabei gewesen zu sein!



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  co-neko
2007-08-17T09:45:47+00:00 17.08.2007 11:45
So, jetz ma wieder unter richtigem namen ^^
Ach ich weiß gar nich mehr was ich sagen soll, außer das es wieder klasse war XDDD
Yugis Wunsch mal von yami gebissen zu werden, hast du sehr eindringlich rübergebracht, das war toll d^^
Und der Traum...moarh~ ich hab ja selber fast mitgezittert *lach*
Dein Schreibstil war wieder toll...ich weiß nich ob du früher oft märchen gelesen hast, aber dein schreibstil erinnert mich sehr an so wunderschöne alte märchen, die einen fesseln und dann nicht mehr loslassen XDD
co-neko


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