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Private Lessons

SS/HG; Snamione; wie ihr's auch immer bezeichnen mögt ;)
von

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Kapitel 15: Traumata

Hermine schlurfte erschöpft und geknickt durch die dunklen Gänge Hogwarts‘ und schlich sich die Treppen hoch. Dann stieg sie durch das Portrait der fetten Dame und betrat so den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

Warm und kuschelig war es vielleicht vor ein oder zwei Stunden hier gewesen. Jetzt war der Raum dunkel und leer. Die einzige Licht- und Wärmequelle waren die letzten Glutrestchen, die gerade im Kamin vor sich hin glühten.

Gesellschaft… angenehme Gesellschaft… Gesellschaft, die nicht aus Snape oder anderen Slytherins bestand… wäre jetzt vielleicht genau das richtige für Hermine gewesen.
 

Nach dem Schlammblut-Konflikt, der vermutlich noch heftig hätte eskalieren können, hatte Snape Hermine furchtbar hart gemaßregelt. Schlimmer als je zuvor.

Er fragte sie willkürlich Dinge ab. Er prüfte ihr Wissen auf Gebieten aus dem ersten Schuljahr, aber auch Sachen, die noch nie im Zaubertrankunterricht dran gekommen waren und erst Stoff des siebten Schuljahres waren – oder auch niemals in Hogwarts besprochen werden sollten, da sie viel zu speziell waren. Zunächst hatte Snape noch in seinen Büchern geblättert, um zumindest den Anschein zu erwecken, er würde sich irgendwie an den Lehrplan halten. Er blickte zwar jeweils nur kurz in eines der Notizbücher, die er vor sich aufgestapelt hatte, aber immerhin nutzte er sie. Später ging er einfach beliebig sein Fachwissen durch und erwartete quasi von Hermine, dass sie genauso viel wusste wie er.

Seine Fragen wurden trickreicher, gemeiner, hinterhältiger. Manchmal verrannte sich Hermine in falschen Lösungsansätzen und wollte am liebsten ganz kapitulieren. Dann ließ sie den Kopf hängen und hoffte, dass es einfach möglichst schnell vorbeigehen würde. Daraufhin regte sich Snape über Hermines Unwissen auf und beschimpfte sie und die ganze Gemeinschaft an Gryffindors.
 

Doch jetzt war es ja vorbei… es war endlich vorbei. Nun, zumindest für diesen Abend. Denn nach dieser stundenlangen Tortur beschloss Snape, die „Nachhilfe“ damit zu beenden, dass er schon gleich die nächste Nachhilfestunde ankündigte. Und dass gleich übermorgen.
 

„…gleich übermorgen?“, frug Hermine verunsichert.

„Gleich übermorgen“, antwortete Snape kühl.

„Aber… aber…“, stammelte Hermine, „…da ist doch das Quidditch-Spiel… und überhaupt… zweimal in einer Woche?“

„Miss Granger. Ich wüsste nicht, inwiefern ein ordinäres Quidditch-Spiel Vorrang vor ihren schulischen Leistungen haben sollte. Und ja, zwei Mal in einer Woche. Besondere Maßnahmen für besonders lernresistente Schüler.“

Snape war ihr bedrohlich näher gekommen und Hermine konnte seinen beißenden Atem spüren. Früher hätte sie sich vermutlich über seine Nähe gefreut – wäre davon berauscht gewesen, dieselbe Luft mit ihm zu teilen. Doch zu dem Zeitpunkt… war es ihr furchtbar unangenehm gewesen. Die Bedrohlichkeit, die Snape ausstrahlte, ließ sie zurückschrecken.
 

Inzwischen hatte Hermine sich in ihr Bett fallen lassen. Es war ekelerregend kalt und überhaupt nicht einladend, doch trotzdem freute sich Hermine, endlich in ihrem eigenen Refugium angekommen zu sein. Hier konnte ihr Snape nichts anhaben. Hier war sie sicher. Das war zumindest das, was sie vermutete. Was sie sich wünschte.
 

Doch kaum war Hermine, nach langem Hin- und Herwälzen, ins Reich der Träume geglitten, wartete dort schon – wer auch sonst – Professor Snape auf sie.
 

Die Szenerie ihres Traumes war ihr nur allzu gut bekannt. Die steinigen Wände. Der kalte Boden. Leistes Tropfen von der Kerkerdecke. Die karge, hölzerne Tür vor ihr. Ihre zum Klopfen ausgestreckte Hand.

Es handelte sich um den Tag. Um DEN Tag. Ihr war sofort bewusst gewesen, wo sie sich befand. Jeden Moment würde sie klopfen, um dann von Snape auf’s Übelste fertig gemacht zu werden.
 

Erneut hörte sie das dumpfe Klopfen, das ihre Hand auf dem Holz verursachte. Erneut wurde die Tür von einem schlechtgelaunt dreinschauenden Snape geöffnet. Erneut trat Hermine eingeschüchtert ein.

Sie war sich sicher zu wissen, was als nächstes passieren würde – es würde sich alles wieder ganz genauso zutragen wie zuvor; und es würde eine unglaubliche Tortur werden. Sie hasste ihr Unterbewusstsein nun schon dafür, ihr so einen Traum einzuimpfen.
 

Doch als Snape sie erblickte, mit seinen tiefschwarzen Käferaugen, da erhellte sich plötzlich sein Gesicht. Es nahm weichere Züge an. Die durch Jahre voller Griesgram eingebügelten Falten strafften sich. Er rang sich zu einem warmen Lächeln durch. Er öffnete die Tür weiter – von einem kleinen Spalt hin zu einer einladenden Geste. zartes, flammendes Licht drang aus seinem Kerker. Ein schummriger, süßlicher Duft wehte zu Hermine herüber. Plötzlich empfand sie es als viel schlimmer, nicht zu wissen, was als nächstes passieren würde, als dass sie alles noch einmal durchleben sollte.
 

Die plötzliche Güte und Zärtlichkeit in Snapes Gesicht war überwältigend – sie ließ Snape richtig strahlender. Ein strahlender kleiner Zaubertrankmeister in seinem Kerker.

Wie Hermine so in der Kerkertür stand, war sie unsicher, was als nächstes geschehen sollte. Sollte sie einfach wegrennen oder sich darauf einlassen? Sie war wie gelähmt vor Scheu und Furcht. Dieser neue Snape war fast so beängstigend wie der normale, grummelnde Sadist, der er sonst war.
 

Bevor Hermine eine Entscheidung fällen konnte, fasste Snape sie liebevoll an die Hüfte, hob sie einen Moment in die Lüfte und wirbelte sie umher, sodass sie sich, als ihre Füße das nächste Mal den Boden berührten, schon im Kerker befand. Snape hatte sie behutsam abgesetzt und lächelte ihr nun beseelt entgegen. Er war so… ganz anders. So unberechenbar. Das war ein Snape, wie ihn Hermine noch nie gesehen hatte. Wie Hermine ihn nie erleben wollte… oder? Als sie ihm so unschlüssig und unsicher gegenüber stand und er langsam mit seiner Hand nach ihrer griff, wusste sie nicht so recht, ob sie sich ein Zusammensein mit ihm in etwa so vorgestellt hatte. Er war sanft, zärtlich, liebevoll, ruhig, nicht aufbrausend noch bösartig…
 

Hermine fühlte sich ohnmächtig. Sie wusste nicht, wie sie agieren oder reagieren sollte… also ließ sie, zunächst wie ein unbeteiligter Zuschauer, Snape einfach machen… um zu sehen, wo das wohl hinführen sollte. Was dieser seltsame, fremde, charmante Snape mit ihr vorhatte.
 

Seine Hand schloss sich sanft um Hermines und ein warmes Gefühl durchschoss sie. Er streichelte langsam und behutsam mit seinem Daumen über Hermines Handrücken. Es war nicht einmal unangenehm. Es war einfach nur ungewohnt. Unvorstellbar.

Dann führte er ihre Hand langsam zu seinem Mund heran. Strähnen fettigen Haares fielen auf ihre weiche Haut und es kitzelte sie, sodass sie sich ein dümmliches Grinsen nicht verkneifen konnte und ein leises Kichern nicht unterdrücken konnte. Snape sah sie aus großen dunklen Augen an. Es war ein … befremdliches Gefühl so von ihm angesehen zu werden. Als würde es direkt in ihre Seele sehen.

Seine Lippen berührten kurz ihre Hand und er hauchte einen sanften Kuss.
 

Hermine spürte förmlich, wie sie errötete. Das Blut pulsierte heiß in ihren Wangen.

„Ich bin froh, dass Sie hergekommen sind, Miss Granger“, sagte Snape mit einem süffisanten Lächeln und ließ sich in einen dick gepolsterten, grünen Sessel, der an einem Kamin, in dem ein spärliches Feuer prasselte, stand, fallen. Es kam ihr äußerst seltsam vor, derartig begrüßt zu werden und dann trotzdem nur „Miss Granger“ zu sein… andererseits wäre es auch seltsam, von ihm Hermine genannt zu werden. Genauso, wie sie sich nie vorstellen konnte, ihn Severus zu nennen… das waren Dinge, über die sie sich zuvor kaum oder nie Gedanken gemacht hatte.

Severus. Severus. Severus Snape. Snape. Snape. Severus Snape. Seltsam. Sev. Sevi. Schatz. Nein, irgendwie klang alles falsch. Vielleicht könnte sie ja einfach bei ‚Sir‘ oder ‚Professor‘ bleiben.

Moment, warum machte sie sich ausgerechnet jetzt darüber Gedanken? Das hier war sowieso nur ein Traum. Ein blöder, schnöder Traum. Das hatte überhaupt nichts zu bedeuten.
 

Hermine schaute sich nach einem zweiten Sessel oder Stuhl oder irgendeiner anderen Sitzgelegenheit um. Nichts. In einer Ecke stand ein zertrümmerter Haufen Holz, der vielleicht früher mal ein Hocker gewesen war. Hermine wollte sich gar nicht ausmalen, in was für einem Wutanfall Snape diesen Hocker wohl zertrümmert hatte… bestimmt hatte es etwas mit Gryffindors zu tun.
 

Es gab also keinen weiteren Sitzplatz. Nur einen großen, grünen Ohrensessel. Hermine schwankte. Snape sah sie herausfordernd an. Vielleicht missdeutete er seinen Blick auch nur, und er sollte eigentlich einladend sein. Sie… sie könnte sich auf seinen Schoß setzen. Oder einfach vor seinen Sessel hocken. Da es ihr ziemlich unverfroren schien, sich ungefragt zu ihm zu setzen – und dann auch noch mit solch einem Körperkontakt -, entschloss sie sich, sich nur davor zu setzen. Dann konnte sie immerhin leichter Blickkontakt zu ihm halten… sie würde ihn zwar devoterweise aus der Froschperspektive ansehen, aber… meine Güte, es war doch nach wie vor nur ein Traum, oder?!
 

Unsicher bewegte sich Hermine auf den Sessel zu, auf dem Snape es sich gemütlich gemacht hatte Er hatte sich zurückgelehnt und sah genüsslich zu, wie sich Hermine über so etwas Einfaches wie einen Sitzplatz ihren braungelockten Kopf zerbrach.

Jeder ihrer Schritte war wohlüberlegt – auch wenn es nur vier oder fünf waren. Gerade wollte sie vor dem Sessel Platz nehmen, als Snape sie behutsam auf seinen Schoß zog. Dafür musste er weniger Gewalt anwenden, als Hermine erwartet hatte. Es war, als wollte sie gezogen werden.
 

Es war ein seltsames Gefühl und noch ein seltsameres Bild. Sie saß tatsächlich auf dem Schoß ihres geliebten, aber auch gefürchteten Zaubertränkeprofessors. Sie fühlte seine unmittelbare Wärme, seine Nähe durchdrang jede ihrer Körperzellen. Er legte einen Arm um ihre Schulter und drückte sie so an sich. Nach den ersten Sekunden des Schrecks und der Hilflosigkeit eintspannte sich Hermine. Ihre Anspannung löste sich auf und sie schmiegte sich etwas an Snapes Körper Sie spürte seinen festen Umhang unter sich und vergrub die Finger ihrer rechten Hand darin. Langsam winkelte sie die Knie an und setzte ihre Füße auf die rechte Lehne des Sessels. Die Hand, die zu dem Arm gehörte, die Snape um Hermine gelegt hatte, strich ihr sanft die Haare aus dem Gesicht, während er mit der anderen Hand nach etwas neben sich tastete. Von einem kleinen Tischchen, das direkt neben dem Sessel stand, fischte Snape ein kleines Buch mit schwarzem Einband und hielt es vor sich und Hermine. Er hielt es auf einer solchen Höhe, dass sowohl Hermine als auch er gut darin lesen konnten. Hermine erhaschte einen kurzen Einblick auf den Titel des Buches. Geil Naiman. Niemalsland. Fiktion.
 

Da saßen sie nun. An einem Kamin, bei romantischem Feuerschein, zu zweit in einem gemütlichen Sessel, lesend, während sie sich an ihn schmiegte und seine Körpernähe genoss. So sollte ihre Abendgestaltung aussehen? Einfach nur zu zweit dasitzen und lesen? Jeder für sich?

… es war herrlich.
 

Eine Zeit lang huschten Hermines Augen unersättlich über das Papier, verschlangen jedes einzelne Wort, während sie Snapes Atem lauschte und auf den Rhythmus seines Herzschlags horchte. Gelegnetlich spürte sie seinen warmen, rasselnden Atem an ihren Ohren oder ihrem Gesicht. Bevor Snapes dünne Finger umblätterten, sah er jedes Mal zu Hermine, ob sie bereits so weit gelesen hatte, dass er weiter blättern konnte. Nach einer Weile fielen ihr langsam die Augen zu und sie schmiegte sich weiter an Snape und fiel schließlich kuschelnderweise in den Schlaf.
 

Als sie wieder erwachte, befand sie sich in ihrem Bett. Alleine. Mit einigen Sabberspuren auf dem Kopfkissen. Die Kissen waren zerwühlt und anscheinend hatte sie sich wild im Bett herumgeworfen. Nichtsdestotrotz war sie allein. Allein. Es war eben doch alles nur ein Traum gewesen. Sie hatte es ja gewusst. Trotzdem… trotzdem. Was sie in der Nacht erlebt hatte… es hätte… ja, es hätte ruhig echt sein können. Hermine war fast ein wenig enttäuscht.
 

„Hermine?“

Hermine schreckte auf. Sie saß plötzlich kerzengerade im Bett und schaute sich verwirrt nach der Quelle der Stimme um.

„Hermine, bist du wach?“

Es war Lavender Brown, die neben ihrem eigenen Bett stand und sich gerade ihren Umhang anlegte.

Hermine antwortete mit einem Grunzlaut als Zeichen dafür, dass sie wach war.

„Du hast vorhin die ganze Zeit in dein Kissen gemurmelt… ich dachte schon, du schlafwandelst.“

Hermine war wie vom Donner gerührt.

„Oh… äh…“

„Na ja, wie auch immer, der Unterricht fängt gleich an, wenn Du also vorher noch was frühstücken willst, solltest Du Dich auch bald fertig machen.“

Lavender erhielt ein stummes Nicken aus dem Dunklen von Hermines Himmelbett als Antwort.
 


 


 

(Geil Naiman ist natürlich eine nicht besonders gut versteckte Anspielung auf einen von mir sehr geschätzten Autoren ;)



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