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Leben lernen

-the life of G-
von

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Tina

Prolog
 

Es war ein gewöhnlicher Tag; Ich saß wie immer zu hause rum und hatte all die zu erledigenden Aufgaben bereits getan und langweilte mich fast zu Tode. Zu allem Überfluss spinnte mal wieder das Internet und so konnte ich nicht einmal dort mein Unwesen treiben.

Daher war ich nun seit fünf Stunden damit beschäftigt meine Festplatte zu ordnen und zu entrümpeln, doch auch das langweilte mich gehörig und so lenkte ich mich selbst immer wieder mit diversen Spielen auf meinem PC ab. Dann klingelte ungewöhnlicher Weise punkt 22 Uhr mein Handy. Überstürzt eilte ich hin, in dem Glauben einen Anruf zu bekommen, dabei war es eigentlich nur eine Sms. In meinem Gesicht zeichnete sich ein leicht genervt und gelangweilter Gesichtsausdruck ab, doch als ich den Absender las wechselte dies schnell zu einem freundlichen Grinsen über.

„Hab ne riesen Sehnsucht…darf ich dich anrufen? Vermisse dich unheimlich…“

Und wer sollte es anderes sein…es war Tina. Natürlich schrieb ich ihr sofort das sie mich anrufen kann und keine fünf Minuten später tat sie es auch.
 

Doch irgendetwas war anders. Natürlich tauschten wir uns wie immer über unsere vergangenen Tagesabläufe aus, aber bereits als ich aufgelegt hatte wüsste ich kaum noch tiefere Details des Gespräches. Sie hatte mich von Anfang an in einen unbeschreibbaren Bann gezogen. Mit allem was sie sagte und vor allem mit ihrer erotischen Tonlage machte sie mich wahnsinnig. Ich wollte sie noch nie so sehr bei einem Telefonat wie bei diesem. Ich wollte ihre Haut, ihre Küsse und ihren Atem auf meiner Haut spüren. Ich war wie besessen von diesem Gedanken sie bei mir zu haben und in meinem Kopf herrschten Bilder diverser Nächte vor, die ich bisher mit ihr erlebt hatte. Zu allem Überfluss ließ sie sich es jedoch auch nicht nehmen ihre Reize voll auszukosten.

Sie versuchte mich tatsächlich immer mal wieder nebenbei etwas anzumachen und ich wusste, dass ich keineswegs geschickt darin war zu verbergen, dass sie es auch schaffte.

Als sie letztendlich auch noch anfing gekonnt in den Hörer zu stöhnen war es um mich geschehen. Meine Hände bahnten sich völlig und wie unkontrollierbar ihren Weg zu meinem Unterkörper und ich ließ mich von ihrem Gestöhne so hinreißen, dass ich gar nicht anders konnte als meine Fantasien weiter auszubauen und mich selbst zu verwöhnen.

Und natürlich wie es so ihre Art war neckte sie mich dabei ununterbrochen, bis sie letztendlich einfach nur darüber triumphierte, dass sie es mal wieder geschafft hatte mich wahnsinnig vor Lust zu machen und das Telefonat wie für sie typisch, mit der Ausrede sie sei so furchtbar müde, beendete.
 

Tja was soll ich sagen; Ich lag nun da mit hunderten von ausgereiften Sexfantasien die nur Tina und mich beinhalteten. Seit unserem letzten Wiedersehen war ich nicht mal annähernd so erregt wie an diesem Abend. Und jegliche, fast schon verzweifelnd wirkende Anstrengungen, brachten nicht den Erfolg, den ich mir gern erhofft hätte, aber das taten sie nie.

Nur sie besaß die Gabe in mir ein unaufhaltsames Feuer zum lodern zu bringen, dass am Ende wie ein Vulkan in mir explodierte und genau zu diesem Zeitpunkt wünschte ich mir nichts sehnlicheres als von ihr mit allen Sinnen verführt zu werden.
 

Einige Minuten vergingen in denen ich mich selbst bemitleidete, doch dann entschied ich, mich anderweitig abzulenken. Ich las und war wie gefangen. Dieses Buch fesselte mich von Anfang an, sodass ich innerhalb der nächsten zwei Stunden komplette 110 Seiten verschlang und nur meine Müdigkeit hinderte mich daran das Buch komplett auszulesen.

Es war nicht einmal meins, es war ein Geschenk für Tina weil sie dieses Buch unbedingt wollte, es aber nirgends finden konnte, machte ich mich letztendlich auf die Suche und fand es auch. Erst lag es eine Woche lang hier rum und ich las nur spärliche fünf Zeilen der Zusammenfassung auf dem Buchrücken.

Als ich dann endlich zum Schlafen kam war es bereits 02:16 Uhr.

Amanda

Amanda – oder die Kunst der freien Entfaltung
 

Tina war immer noch in der Schweiz. Sie arbeitete als Köchin und ihr Chef verlangte mindestens einmal im Jahr, dass sie einen Auslandsaufenthalt von bis zu drei Monaten absolvierten. Seit drei Jahren ging das nun schon so und ich habe mich immer noch nicht daran gewöhnt. Ich würde nicht behaupten, dass diese drei Monate unsere Beziehung ins wanken bringen würden, eher schweißen sie uns weiter zusammen. Dennoch sind es unerträgliche Monate, da ich es gewohnt bin Tina immer um mich herum zu haben.

Wir sind zwar erst seit zehn Monaten ein Paar, kennen uns jedoch bereits seit fünf Jahren und die letzten drei Jahre waren wir auch freundschaftlich schon unzertrennlich.

Sicher waren wir uns am Anfang nie, ob es die richtige Entscheidung war unsere freundschaftliche Basis in eine Beziehung auszuweiten. Heute weiß ich, dass ich noch nie so sehr geliebt habe wie diese Frau.

Tina war wie eine Göttin, wenn sie den Raum betrat konnte man sicher gehen, dass sich mindestens die Hälfte der Leute nach ihr umdrehten. Sie war keine Diva oder Tussi, sie war einfach nur natürlich und genau das verlieh ihr einen unheimlichen Glanz und machte sie so unwiderstehlich sexy.

Abgesehen davon, dass ich sie damals als ich sie kennen lernte keineswegs leiden konnte, kann ich mich noch genau an den Augenblick erinnern, als sie unser heutiges lieblings Restaurant betrat und sämtliche Frauen sich nach ihr umschauten. Auch ich tat es, doch Amanda, meine damalige Freundin, boxte mir mit einem so starken Hieb in die Seite, dass ich gar nicht anders konnte als meine Blicke wieder von Tina abzulassen.

Ach ja Amanda war doch auch ein Kapitel für sich…
 

Sie lernte ich vor circa 8 Jahren beim Abschlussball der Abiturjahrgangsstufe kennen. Sie fiel mir sofort durch ihre quirlige Art und ihren unheimlich süßen Locken auf. Doch ich war damals 19 und befand mich mitten in meinem sehr schwierigen Outing meiner Familie und den Freunden gegenüber, denn nicht von allen Seiten sprach man mir Mut zu mich so zu präsentieren wie ich auch war.

Nun ja anfangs beobachtete ich Amanda nur zögerlich und ich hatte natürlich auch keinerlei Ahnung davon ob sie einen Freund hatte oder auch nur ansatzweise lesbisch sein könnte. Aber im laufe des Abends trank ich mir etwas Mut an und nahm diesen dann auch kurz gegen Ende der Veranstaltung zusammen und sprach sie an.

Sie reagierte äußerst positiv auf mich, wir stellten uns einander vor und sie verwickelte mich gekonnt in ein Gespräch. Amanda hatte eine Ausstrahlung mit der hätte sie den kompletten Raum überfluten können. Ich hingegen wirkte wohl eher wie ein Stock mit der Ausstrahlung eines Luftballons. Doch wir unterhielten uns so angeregt, dass wir alles um uns herum vergaßen und somit nicht einmal mitbekamen, dass wir die einzigen waren, die überhaupt noch auf dem Abschlussball waren. Verdutzt schaute ich mich um und verlor durch die Schnelligkeit meiner Bewegungen den Halt unter den Füßen und stolperte direkt auf Amanda zu und landete in ihrem Schoß. Sie schien sehr angetan von diesem Anblick und irgendwie schaffte sie es anschließend auch mich so sehr in den Bann zu ziehen, dass ich bereit war mit ihr noch weiter um die Häuser zu ziehen. Ich war zu dem Zeitpunkt eh allein, denn meine Familie war wohl schon vor Stunden gegangen. Doch wie wir schon nach spärlichen fünf Minuten auf dem Weg zur nächsten Kneipe feststellten, waren wir beide kaum noch in der Lage uns auf den Beinen zu halten. So beschlossen ich für mich dann doch lieber den Heimweg anzutreten, doch Amanda hatte andere Pläne.

Mit ihrem unglaublich süßen und verschmitzen Lächeln und ihrer Beharrlichkeit, brachte sie mich dann doch dazu mit ihr auf einen Kaffee mitzugehen. Angekommen in ihrer Wohnung, die wie das Schicksal es so wollte nur zehn Minuten entfernt war, machte Amanda sich sofort auf in die Küche um uns einen Kaffee zu kochen. Ich hingegen stand wie angewurzelt im Flur rum und schaute mir die unzähligen Fotos an der Wand an. Sie zeigten Amanda in vielerlei Variationen, vom Kleinkind an bis zum heutigen Alter. Es musste wohl doch einige zeit vergangen sein ohne das ich einen Ton von mir gab und so stürmte sie aus der Küche um zu schauen, was mit mir los sei. In meinem Kopf hingegen machte sich nur eine einzige Frage breit. ‚Was zum Teufel mach ich hier’ So tat ich doch sehr beschäftigt mit ihren Fotos an der Wand und torkelte anschließend erst einmal ins Badezimmer.

Amanda wartete währenddessen bereits in der Küche mit dem fertigen Kaffee und es schien als hätte sie sich riesig gefreut, als ich endlich bei ihr auftauchte und am Tisch platz nahm.

Schweigend schlürften wir unseren Kaffee bis sie plötzlich und unerwartet aufstand und auf mich zukam. Entschlossen stand ich auf in dem glauben sie wollte mir wohl ihre Wohnung zeigen, doch da täuschte ich mich gewaltig. Sie kam nahm mich in den Arm und begann mich sinnlich und leidenschaftlich zu küssen…
 

Tja so begann unsere Geschichte damals und auch wenn es das erste Jahr schien als sei es der Himmel auf Erde musste ich später bittere Erfahrungen aus dieser Beziehung davon tragen.

Amanda und ich waren zwei Jahre zusammen, das erste Jahr war für mich so aufregend, denn immerhin war sie meine erste feste Freundin und alles war so neu. Sie brachte mir viel bei und zeigte mir vor allem auch einen Großteil der lesbischen Szene. Für vieles war ich ihr unendlich dankbar, vor allem weil sie mir bei meinem Outing half und mir zeigte, dass auch ich zu dem stehen sollte wie ich bin. Doch danach änderte sie sich schlagartig. Ich lernte ihr wahres Gesicht kennen und das gesamte zweite Jahr unserer Beziehung bestand aus Lügen und Betrügereien ihrerseits. Immer und immer wieder schaute ich weg und wäre Tina zu dem Zeitpunkt nicht in mein Leben getreten, dann würde ich mir diese Spielchen von Amanda wohl heute noch antun, denn egal wie sehr ich es wollte ich kam allein nicht von ihr los.
 

Ich hasste Tina anfangs weil ich dachte sie würde mir Amanda streitig machen, denn immerhin sind auch sie zusammen im Bett gewesen. Doch nach etwaigen Sticheleien und Zickereien zwischen uns beiden, merkten wir bald, dass wir für mehr bestimmt waren und im laufe der Zeit entwickelte sich eine tiefe Freundschaft.

Tina war für mich da, sie half mir aus meinem Loch heraus doch das schönste was sie mir schenkte war das Lächeln auf meinem Gesicht. Wie lange gab es das schon nicht mehr und wie lange lief ich dem Wunsch hinterher einfach alles hinter mich zu lassen. Zu gehen und nie wieder zurück zu kommen. Ich hatte keine Kraft mehr, ließ mich fallen und lebte nur noch vor mir hin. Mit jedem Tag wünschte ich mir nichts Sehnlicheres als einfach nie wieder aufzuwachen nachdem ich abends ins Bett ging, doch dem war nicht so.
 

Tina hatte es immer gewusst ohne, dass ich es ihr sagte und sie war die einzige, die je meine Narben sah auch wenn ich sie immer versuchte zu verstecken, doch sie schwieg. Sie erhoffte sich, dass es einen Tag geben würde, an dem ich von allein anfing und redete, doch das tat ich nicht und so sprach sie mich darauf an und genau dieser Tag entschied über alles was folgen sollte.

Der Abschied

Der Abschied
 

Es war mal wieder so ein Tag, an dem wir ununterbrochen stritten. Von Harmonie und Liebe war gar keine Rede denn es flogen mal wieder sämtliche Kissen durch die Wohnung. Wie immer, wenn Amandas Temperament in solchen Situationen mit ihr durch ging.Wie jedes Mal rechnete ich mir auch bei diesem Streit keine Chancen auf eine schnelle friedliche Einigung aus und nahm die erst beste Möglichkeit war um schleunigst zu verschwinden. Sie hatte es mal wieder geschafft mich mit ihren Worten so nieder zu machen, dass ich keine andere Alternative zur Flucht sah.
 

Ich beschloss in mein altes Stammcafé zu gehen und bestellte mir erst einmal eine heiße Schokolade. Lange saß ich einfach nur allein in der hintersten Ecke am Fenster und beobachtete die Menschen auf dem Gehweg. Mit der Zeit begann es zu regnen, die Menschen eilten nun hastig durch die Straßen, die Regentropfen zeichneten sich am Fenster ab und ich saß bereits geschlagene drei Stunden im Café und hatte keinen einzigen Schluck meiner heißen Schokolade zu mir genommen. Immer und immer wieder kam mir nur der eine Gedanke – Beziehungsende. Doch ich konnte doch nicht die Frau die ich über alles liebte einfach so verlassen. Ich hing so sehr an Amanda, dass ich die Augen davor verschloss das sie mich bereits Monatelang belog und betrog. Es war egal was ich tat es würde mir das Herz brechen, ich konnte nicht bei ihr bleiben, aber auch nicht die Initiative ergreifen und gehen.
 

Während ich meine Jacke anzog und den Kellner großzügiges Trinkgeld gab überkam mich kurzzeitig der Gedanke an Sarah. Sie war damals meine beste Freundin und in genau solchen Momenten wie jetzt immer für mich da. Doch Sarah starb vor einem dreiviertel Jahr bei einem Autounfall und seitdem hatte ich es nicht geschafft mich je wieder jemanden außer Amanda anzuvertrauen. Ich kam mir so allein und verlassen vor, während ich in den leeren Gassen durch die Stadt lief. Mich störte der Regen nicht sonderlich. Mir war es egal, dass ich vollkommen durchweicht durch die Straßen schlenderte, denn bei all dem Übel war mir das nur recht. Ich liebte es durch den Regen zu spazieren, man fühlte sich frei und sorglos zugleich. Es war ein so unbeschreiblich schönes Gefühl, dass ich für Sekundenbruchteile all meine Sorgen und den Kummer vergessen konnte. Vollkommen gedankenfrei taumelte ich leichtsinnig und unachtsam weiter durch die Gassen, bis ich es plötzlich nur noch Schreie hörte.
 

Blitzschnell drehte ich mich um. Wie konnte denn das passieren, ich musste wohl so arg mit der Person am Boden zusammengestoßen sein, dass sie sich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Als ich der fluchenden Frau meine Hand reichte und sie sich zu mir drehte erschrak ich für einen Augenblick. Es war Tina. Dieses Gesicht hätte ich wohl nie vergessen, denn sie war die Erste mit der mich Amanda damals betrogen hatte. In meinem Kopf brauten sich im gleichen Augenblick meiner Hilfe gegenüber Tina auch Rachegelüste zusammen. Doch warum sollte ich mir etwas vor machen. Es lag nicht an Tina, im Gegenteil sie war damals diejenige, die mir die Wahrheit sagte nicht Amanda, der es eigentlich gebührte dies zu tun.
 

Ich konnte mich noch daran erinnern als sei es gestern gewesen. Amanda und ich saßen im Restaurant, und feierten unser Jubiläum, als Tina plötzlich zu uns an den Tisch kam und Amanda, für mich fast schon viel zu vertraut, in den Arm nahm. Sie stellte sich mir vor und anfangs hatte ich den Eindruck sie seien wohl alte Bekannte, bis Tina schließlich fragte wer ich sei. Amanda antwortete mit leicht gesenktem Blick, dass ich ihre Freundin sei und Tina konnte man förmlich ansehen, dass ihr jegliche Gesichtszüge entglitten.

Etwas apathisch wirkend fragte sie, was das alles zu bedeuten hatte. Anscheinend wusste Tina wohl nicht, dass Amanda mit mir liiert war. Aufgrund der apathisch und leicht verzweifelt wirkenden Haltung von Tina, begann nun auch ich nachzuhacken und fragte Amanda ebenfalls was das hier zu bedeuten hatte. Sie geriet leicht ins stocken und man sah die Schweißperlen auf ihrer Stirn, doch Tina ließ es sich nicht nehmen das Wort zu ergreifen.

Sie fragte Amanda warum sie so verantwortungslos und verletzend sein kann und was ihr einfallen würde nicht zu erzählen, dass sie eine Freundin hat. Und genau bei diesem Satz ließ ich meine Gabel fallen und es schien wie ein Gedankenblitz. In diesem Augenblick begriff ich, warum sie die letzten zwei Tage so abwesend war und kaum mit mir redete. Ich weiß nicht was mich überkam, aber ich verließ nach dieser so klar erscheinenden Erkenntnis fluchtartig das Restaurant und lies die beiden allein zurück. Aus den Augenwinkeln sah ich, dass Tina mir sofort folgte und Amanda allein zurück lies.
 

Mit einer fast schon geflüsterten Entschuldigung half ich Tina letztendlich hoch, fragte sie noch ob sie verletzt sei und drehte mich schon wieder in die andere Richtung, um möglichst schnell wieder weg zu kommen. Doch dazu kam es nicht. Tina hielt mich fest und als ich sie ansah, erblickte ich die Tränen auf ihrer Wange. Vielleicht sagte sie es nur einmal, aber es kam mir vor als würde sie sich Minuten lang immer und immer wieder entschuldigen.

Ich wollte das alles irgendwie gar nicht hören und wollte mich mit einem kühlen „bye“ einfach nur aus ihrem Griff befreien, aber ich konnte nicht. Sie saß wie ein Häufchen Elend am Straßenrand und sah mich mit ihren stahlblauen verheulten Augen an.

Keinesfalls wollte ich länger als notwendig Zeit mit dieser Frau verbringen, doch irgendetwas trieb mich dazu sie in den Arm zu nehmen.

So saßen wir Arm in Arm fast zwanzig Minuten im strömenden Regen, hielten uns fest und sagten kein einziges Wort. Bis sie schließlich aufstand sich von mir löste und mich fragte ob ich sie nicht begleiten wolle, denn wir hätten doch einiges zu bereden. Ich versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mir das alles zuwider war und folgte ihr.
 

Angekommen in ihrer Wohnung, die nur fünf Meter Fußweg entfernt war duschten wir beide erst einmal ausgiebig. Tina gab mir neue Sachen und wir setzten uns in ihre Küche und tranken die ersten zehn Minuten stillschweigend unseren heißen Tee, bis sie schließlich das Wort ergriff. Sie versicherte mir nie gewusst zu haben, dass ich Amandas Freundin sei, denn dann hätte sie nie etwas mit ihr angefangen. Mein Kopf wehrte sich strickt dagegen diese Worte anzunehmen, während ich innerlich gleichzeitig gegen meine Gefühle ankämpfte um nicht sofort in Tränen auszubrechen bei der Erinnerung daran, dass Amanda mit dieser mir äußerst suspekten Person zusammen im Bett war.

Tina redete zwanzig Minuten auf mich ein und versuchte sich immer wieder zu erklären und sich zu entschuldigen, aber ich war geistig keineswegs anwesend. Immer wieder quälten mich diese Bilder in meinem Kopf. Ich sah es als wäre es real, Tina und Amanda.

An alles was danach kam, konnte ich mich nicht mehr erinnern. Das erste was ich wieder wusste, dass ich total erschöpft und verheult in Tinas Bett aufwachte. Sie saß neben mir und hielt meine Hand. Ich wollte sie weg ziehen, doch ich fühlte mich plötzlich so geborgen wie nie zuvor und so genoss ich für einen Augenblick die führsorgliche Haltung die mir Tina entgegenbrachte.
 

Ich musste wieder eingeschlafen sein, denn am nächsten Morgen lag ich immer noch in ihrem Bett, doch von Tina war weit und breit keine Spur. So stolperte ich etwas hilflos durch den Flur bis ins Bad. Ein Blick in den Spiegel verriet mir, dass man mir auch äußerlich ansehen konnte, dass es mir schlecht ging und ich es wohl vorziehen würde schnellstmöglich zu verschwinden. Doch in diesem Augenblick ging die Tür auf und Tina schaute verlegen herein. Im Flur legte sich der Duft frischer Brötchen nieder, die sie eben vom Bäcker holte. Sie bat mich zum Frühstück zu bleiben und so saßen wir wieder einmal stillschweigend am Küchentisch. Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich dieser Frau hätte sagen sollen. Plötzlich streckte sie mir ihre Hand entgegen. „Lass uns noch einmal anfangen“ waren ihre Worte und wie erschrocken ließ ich mein Brötchen aus der Hand fallen. Ich hatte ja mit vielem gerechnet, aber nicht damit. Ich willigte ein, doch begab ich mich direkt nach dem Frühstück auf den Weg heim und meldete mich 3 Wochen bei niemanden. Es war alles wie immer ich sah über Amandas Eskapaden hinweg und kämpfte innerlich damit nicht dem Drang zu gehen nachzugeben. Meine Narben wurden immer tiefer, mein Schmerz immer größer doch all das störte Amanda überhaupt nicht. Sie ignorierte es gekonnt, so wie ich ihre unzähligen Affären einfach ausblendete.
 

Es kam der Tag vor dem ich immer am meisten Angst hatte, dass er Realität werden könnte. Verzweifelt und mit einer gähnenden Leere in mir schrieb ich den Brief, der der Letzte meines Lebens werden sollte. Ich ließ all meine Sachen und Erinnerungen bei ihr zurück, ich wollte nichts mitnehmen ich wollte einfach nur gehen, sie nie wieder sehen und mir nie wieder so weh tun lassen. Auf dem Weg durch die Stadt nahm ich keinerlei Dinge wahr, all die Menschen um mich herum waren nur Schall und Rauch. Ich konnte diesen Weg mit geschlossenen Augen gehen, denn es war eines von so vielen Malen, dass ich diesen Weg nahm. Doch heute wusste ich, es würde der letzte Gang sein. Kein Mensch würde merken wenn ich nicht mehr da bin, kein Mensch würde mitbekommen, dass ich gehe.

Angekommen stockte ich einen Augenblick, begab mich dann aber auf direktem Wege zu meinem Ziel.



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Kommentare zu dieser Fanfic (19)
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Von:  PrincessLia
2008-08-25T17:31:02+00:00 25.08.2008 19:31
Toll toll toll toll
hoffe schreibst bld weiter
*sich vorn pc setzt und auf neues Kapi wart*
Von: abgemeldet
2008-02-15T22:10:56+00:00 15.02.2008 23:10
wahh traurig
ich hoffe du hast bald wieder die zeit weiter daran zu schreiben
Von: abgemeldet
2008-02-15T22:10:25+00:00 15.02.2008 23:10
ich bin ein schlechter kommi-schreiber sorry
ich finde du schreibst klasse
awww sehr schön
Von: abgemeldet
2008-02-15T22:09:24+00:00 15.02.2008 23:09
das macht lust auf mehr^^
Von: abgemeldet
2007-12-10T16:13:46+00:00 10.12.2007 17:13
Hier wie versprochen mein Kommi

Die Geschichte hat mir richtig gut gefallen dewegen favo..xDD~
Jedes Kapitel ist genial geschriebn *will auch so gut schreiben können*
*das leider nicht kann*
*snif*
Das ist auch mein erster Shojo-Ai-FF die ich je gelesen hab gefällt mir echt ;3~
Hast Talent dazu xD

peace
LG
Melody
Von:  Aspis
2007-09-05T18:59:23+00:00 05.09.2007 20:59
Den Prolog fand ich nicht so berauschend, weil ich direkt davor "Freitod ertrunken in Liebe" gelesen hatte, also noch in einer anderen Stimmung war ^^".
Danach fing der Text (ich sage bewusst den Text und nicht nur den Inhalt) aber an, mich in seinen Bann zu ziehen, bis er mich irgendwann gefangen hatte ^^.
Mir gfällt vor allem die Leichtigkeit des Erzählflusses und wie die einzelnen Ereignisse ineinander übergehen.
Den Übergang in Selbstmordthematik gefällt mir jedoch nicht so sehr, weil ich persönlich zum einen gewisse Probleme habe, mir "Überreaktionen" vorzustellen und zum anderen Selbstmord oder Mord im Allgemeinen viel zu oft eingebaut werden, um eine an sich langweilige Geschichte künstlich "interessant" zu gestalten. Dein Text hat das meiner Meinung nach nicht nötig, ich wäre vollkommen zufrieden gewesen, würde er so weitergehen wie zuvor. Aber vermutlich hast du dir mehr Gedanken gemacht als ich und mich erwartet eine flüssige und fesselnde Fortsetzung.
Auf jeden Fall freue ich mich darauf
Von:  knoedelchen
2007-09-04T17:57:46+00:00 04.09.2007 19:57
...ich zähle zu den leuten, die irgendwie nie hinterher kommen, wenn was neues zu ihrem LieblingsFFs von on ist und es dann irgendwie verschnarchen bis sie darüber stolpern, dass bereits zwei Kapitel dann on sind. Dann lesen sie es voller erwartung, werden völlig überschüttet mit solch genialen Kram und sind dann nicht in der Lage ein ordentliches Kommi zu hinterlassen, weil sie irgendwie viel zu viele Infos jetzt haben und nicht recht mehr wissen als dass es ihnen gefällt... ´tschuldigung .____.
Aber mir gefällt es sehr. Aber...dass Amanda die Narben ignoriert...da könnt ihr eine scheuern. *Amanada böse anfunkel*
wie dem auch immer sei, entschuldige dieses verspätete Kommentar ohne Sinn und danke fürs Bescheid sagen.
lg knoedelchen
Von: abgemeldet
2007-09-02T15:19:47+00:00 02.09.2007 17:19
Das Kapi war wieder fantastisch.
Wenn ich das lese, kommt es mir vor, als würde ich einen echten Roman lesen. Du solltest das mal an einen Verlag schicken.
Nun aber weiter.
Was mir besonders auffiel: die Gefühle sind wirklich hervorragend beschrieben. Als ich das las, war es, als würde ich selbst diese Gefühle... äh... fühlen.

Mir kommt es so vor als würde sich Amanda als etwas besseres vorkommen und so ein Mensch hat es verdient allein zu sein -.-
Is toll wenn sie Amanda zeigt was ne Harke is und schlussmacht. Freu mich schon drauf, wenn sie mit Tina zusammen kommt, ich kann mir die beiden nämlich richtig gut zusammen vorstellen^^
Von:  Yu-kun
2007-09-01T23:11:17+00:00 02.09.2007 01:11
Ich hoffe es ist in Ordnung, wenn ich hier einen Gesamteindruck des Prologs und der ersten Kapitel schreibe.

Du hast, wie auch bei deiner anderen FF, die Gabe, die Gefühle der Leser in die Richtung zu lenken, die auch der Protagonist fühlt. Man spürt förmlich die Zuneigung zu Amanda und die Vorbehalte über Tina, sobald es in diese Vergangenheitsgeschichte kommt. Ein großes Lob dafür. Ebenso gefällt mir dein Ausdruck sehr gut und es ist sehr fließend, weil du keine allzu plötzlichen Sprünge machst und auch die Rechtschreibung und Zeichensetzung betreffend topfit bist - Man könnte fast neidisch werden ;D

Was für mich allerdings ein wenig gewöhnungsbedürftig war ist die Ich-Perspektive des Textes. Das liegt allerdings nicht daran, dass sie komisch geschrieben ist, sondern eher daran, dass sie so selten verwendet wird, was dem hier durchaus eine gewisse Individualität verleiht. Auch wenn ich zugegebenermaßen eher Anhänger der üblichen Erzählperspektive bin, aber darum geht es hier an sich nicht.

Was mir allerdings fehlte war ein etwas sanfterer Einstieg, denn ich fühlte mich ein wenig in die Geschichte hinein geschmissen. Frei nach dem Motto "Friss oder stirb!". Man war zwar sehr schnell im Geschehen, aber die ersten Sätze haben mich nicht ganz gefesselt. Leider kann ich dir nicht genau beschreiben warum, vielleicht deswegen, weil nichts darin steht, was die Story eingeleitet hätte. Ein Gedanke um das, was war oder ähnliches wäre eventuell schöner gewesen.
Und ich hätte mir vielleicht ein paar mehr Ausführungen gewünscht, was die Zeit mit Amanda betraf, denn diese ist doch recht kurz geraten.

Aber alles in allem eine überzeugende Story, die ich mit Sicherheit weiterhin verfolgen werde ;D
Von: abgemeldet
2007-08-31T21:44:33+00:00 31.08.2007 23:44
So, jetzt kann ich endlich auch meinen Senf dazu geben.
Also das Kapi is echt klasse und der Schreibstil wie immmer genial, wo ich Stella recht geben muss.
Es ist wirklich so geschrieben, dass man eigentlich gar nicht aufhören will zu lesen.

Nur in einem Punkt muss ich 7Nine recht geben. Die "tja"-Übergänge find ich nämlich auch nicht so gut, was aber daran liegen könnte, dass meine Schwester nach jedem zweiten Satz ein "Tja" einbaut xD

Aber im gtoßen und ganzen sind schreibstil und geschichte absolut genial und es passt auch gut zusammen. Man könnte sagen Story und Stil harmonieren miteinander (bisschen komisch ausgedrückt ^^")


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