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Irrgarten des Schicksals

Zusammenarbeit mit Trixi_82, denn wir sind Phai8287
von

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"Wirst du auch nicht, wenn wir einmal drinnen sind...", lachte Levanah und dachte dabei an den im Wasser gebannten Torae. "Ich musste halt doch auf dich warten!"

„Wie nett von dir.“ Ivar erwiderte das Lachen ehrlich. Mit dem Geschick einer Frau umschmeichelte sie den Mann vor sich und während sie seinen Nacken von hinten zu küssen begann, knöpfte sie gekonnte Ivars Hemd auf. "Lass uns den Rest des Tages entspannen...", raunte Levanah. Sie vernahm sehr wohl den herzzerreißenden Schrei von Torae, als sie die Haut des Räubers zärtlich berührte. Doch außer ihr, würde das niemand können. Dessen war sie sich sicher! Trotz seiner anfänglichen Schüchternheit war Torae sexuell regelrecht aufgeblüht seit ihrem ersten Mal und es war keine Seltenheit, dass er mal so die Initiative ergriff, dennoch konnte Ivar sich das Gefühl nicht verkneifen, dass irgendwas nicht stimmte. „Wollten wir nicht schwimmen gehen?“

"Das können wir später immer noch!", Levanah ließ ihre Stimme erotisch klingen, wobei sie das Hemd von Ivars Schultern gleiten ließ. Dann begann sie ihn weiterhin zärtlich auszuziehen. Immer darauf bedacht, das Torae es mitbekam. Dieser wollte mit aller Kraft aus dem Wasser. "Bitte... Ivar... Sie ist nicht ich, ich bin hier!!!" Seine Gefühle verwirrten ihn und Ivar wusste nicht, wie er reagieren sollte. „Ich hätte aber jetzt Lust auf eine Runde im Wasser.“ Beherzt griff die verwandelte Frau an des Räubers Front. "Wir können uns auch gern im Wasser entspannen, Ivar. Die letzten Tage waren so stressig und hier ist es so schön. Fast genau so wie zu Hause..." Hier unterlief Levanah ein kleiner Fehler, der hoffentlich nicht auffallen würde. Denn auch wenn Torae sich bei Ivar wohlfühlte, hatte er das Dorf und dessen Haus noch nie sein Heim genannt. Doch Ivars Unterbewusstsein speichert diesen Fehler ab und das ungute Gefühl in seiner Magengegend wuchs. Sanft entfernte Ivar die scheinbar bekannte Hand von seiner intimen Zone. „Du hast Recht, es waren lange Tage, aber ich fürchte die Reiterei war für dein Vorhaben etwas kontraproduktiv.“ Mit einer arrogant hochgezogenen Augenbraue trat der vermeidliche Torae vor ihn. "Du willst nicht?" ~Diese miese Ratte, na warte, dich bekomme ich klein! Ich werde euch trennen und zerbrechen!~ Mit einem erregten Lächeln begann Levanah sich schließlich selbst zu streicheln. "Bist du sicher?"

„Ich bin sicher, vielleicht später.“ Das kam Ivar nun mehr als seltsam vor, Torae würde sich ihm doch sonst nie derart aufdrängen. Der männliche Körper vor ihm seufzte und küsste Ivar, dieses Mal jedoch bewusst ganz anders als Torae es getan hätte. "Wenn du sein Leben retten willst, gib ihn auf und geh fort!", flüsterte dann Toraes Körper mit einer Ivar bekannten weiblichen Stimme und fing dann herzlich und kalt an zu lachen. Völlig weiblich und ungeniert hielt sie sich dabei die Hand vor den Mund und einen Wimpernschlag später war sie wieder Levanah in ihrem langen, eleganten roten Kleid. "Es ist eure einzige Chance!"

„Was??“ Erschrocken wich Ivar zurück und Entsetzen durchfuhr ihn, als er begriff, was vor sich ging. „Wo ist er?? Wo ist Torae!? Wenn du ihm auch nur ein Haar gekrümmt hast…!!“ Genau so wie bei Grid, sah Levanah den jungen Mann scharf an und er konnte sich erneut keinen Millimeter rühren. "Er ist da, wo ich ihn mir jederzeit holen kann. Aber zuerst werde ich ihn brechen mit dir... Du hättest gehen sollen, als ich es dir gerade gnädiger weise angeboten habe!" Die Frau löste ein paar wenige Schnüre an ihrem Dekollete und ihr Kleid fiel komplett zu boden. "Es ist eh viel schöner, wenn er sieht, dass ich dich nehme, als wenn er sich selbst beobachtet!"

„Vielen Dank auch, aber ich mag Frauen mit weniger Fett an den Hüften.“ Da er sein Gesicht noch bewegen konnte nutze Ivar das, um eine angewiderte Miene zu ziehen. „Und seinen wir ehrlich, gegen Torae könntest du eh nicht mithalten.“ Unbeeindruck hob Levanah ihre Rechte und wedelte mit ihrem Zeigefinger in der Luft. Wurzeln lösten sich aus der Erde und umschlangen die Hand- und Fußgelenke Ivars. "Uninteressant, ich bekomme von dir was ich will!" Dann löste sie seine Bewegungsunfähigkeit. Ein zappelnder Mann in Fesseln bereitete ihr mehr Spaß und so begann sie ihn weiterhin, doch vorerst nur über die Brust zu streicheln. Voller Wut und Verzweiflung hatte Torae schon vor einiger Zeit begonnen unter Wasser zu Kämpfen. Es musste doch irgendwie möglich sein, dort hinaus zu kommen. "Das lasse ich nicht zu!", rief er dabei immer wieder. Ivar war bewusst, was auf ihn zukommen würde und mit eiserner Hand unterdrückte er die Panik, die in ihm aufsteigen wollte. Er hatte schließlich schon schlimmeres erlebt. „Schon klar, dass du es dir so besorgen musst, will wohl keiner freiwillig über dich rüber steigen.“ Mit aller Kraft drückte Torae indessen gegen die Wasseroberfläche und Tränen stiegen in seinen Augen auf. "Ivar..." Er schluckte und nahm allen Mut in sich zusammen. "Ich hab es versprochen, ich schütze dich mit allem was ich habe!" Just in diesem Augenblick wurden seine langen Haare wieder weiß und er trug seine übliche Kleidung. Außerdem durchbrach er mit einem tosendem Lärm die Grenze von Luft und Nässe. "Lass deine dreckigen Finger von ihm!" Sagte der junge Mann schließlich erhaben über dem Wasser schwebend. "Sonst wirst du die Macht die du begehrst schneller erleben, als dir lieb ist!" Levanah wirbelte herum und auch Ivars Blick war sofort auf Torae gerichtet und ein Schauer lief ihm, beim Anblick dieser schieren Kraft, den Rücken runter.

Ein schier plötzlich aufkommender Wind wirbelte durch das seidige Haar und Torae schritt langsam auf die Frau zu. Als er das Ufer erreicht hatte, erbebte sogar die Erde bei jedem Schritt. "Du magst meine Kräfte haben wollen. Doch kampflos gebe ich nicht auf und erst recht werde ich um meine Familie, den Mann den ich liebe Kämpfen!" Alles was er tat, wirkte bedrohlich und Levanah wurde bleich. Doch Ivar konnte sehen, dass ein Unterschied zu früher bestand, denn diese Magie beherrschte den jungen Mann nicht mehr, sondern er beherrschte sie. Die Hexe hingegen suchte nach einem Ausweg, doch sie fand vorerst keinen. Gott sei dank, hatte sie das Lederarmband noch, es würde sie später zum Sieg führen. "Sei dir deiner Macht nicht zu sicher, Torae!", grollte sie wütend und verschwand im Nichts. Die Fesseln, die Ivar hielten verschwanden und etwas holprig stand er wieder auf den Füßen, Schnell war er an Toraes Seite und zog den jungen Mann fest in seine Arme. „Gott sei dank ist dir nichts passiert!“ Zärtlich legten sich auch Toraes Arme um den Räuber. "Ich war schon wieder zu spät... Bitte verzeih mir! Geht es dir gut?" Sorgsam tastete er bei der Umarmung den geliebten Körper ab und seinen Fingern folgte weicher Stoff, der Ivar nun bedeckte. „Mach dir keinen Kopf um mich, ich bin in Ordnung. Aber was ist mit dir? Hat sie dir was getan?“ Fest drückte Ivar den kleineren Körper an sich, sodass Toraes Kopf unter seinem Kinn zu liegen kam. Ein erleichtertes Seufzen erklang, als Torae hörte, dass es Ivar gut ging. Jegliche Anspannung und auch der Grund, warum er seinen Kräften vertraute fiel von ihm an. So wurde auch sein Haar wieder schwarz und er hielt sich an dem Räuber fest. "Mir geht es gut. Sie hatte mich im Spiegel des Wassers eingesperrt... Es tut mir leid!"

„Hör auf damit!“ Warf Ivar mit harschem Unterton ein. „Du konntest nicht ahnen was passieren würde, also fühl dich nicht für alles verantwortlich.“ Nickend löste sich der Jüngere von dem Räuber. Tief und vertrauensvoll sah er ihm in die Augen. "Doch, sie tat es um mich zu bekommen. Aber...", verlegen senkte Torae den Blick. "...als ich das sah, ich hatte nicht nur Angst um dich und war wütend. Auf einmal war meine Kraft wieder da... und ICH konnte sie lenken... sie hat gemacht, was ich wollte... und sie hat mich nicht beherrscht. Ich habe gesehen, dass sie dich töten wird, wenn ich nichts unternehme und es wird im Land schreckliches geschehen. Möchtest du trotzdem an meiner Seite bleiben?" Er war etwas ängstlich, aber der junge Mann begann einen festen Entschluss zu fassen. „Glaubst du so ne schwabbelige Hexe reicht aus, um mich los zu werden?“ Lachend strich er Torae durchs Haar, dann sah er ihn fest an. „Ich bleib bei dir, egal was passiert.“ Den Ausdruck, den Ivar jetzt zu sehen bekam war unschuldig kindlich und zugleich frech. "Und dafür liebe ich dich! Niemand gibt mir diese Geborgenheit und fängt mich auf. Aber ich möchte dich auch beschützen! Ich werde zu Levanah gehen und ich werde mir das Armband zurückholen! Es war für mich bestimmt und auch wenn ich nicht weiß, warum, ich werde es annehmen. Außerdem werde ich nicht zulassen, dass sie dich tötet um mich zu bekommen!" Noch nie hatte man einen so festen Klang bei ihm gehört. Doch das gerade Erlebte hatte ihm gezeigt, wenn er jemals normal und glücklich leben wollte, musste er sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Überwältigt drückte der dunkelhaarige Räuber den magischen Jungen an sich und Küsste ihn stürmisch. „Ich weiß, dass du das kannst, deshalb hat man auch dir diese Kräfte gegeben. Ich vertraue dir!“ hauchte er, nachdem er sich dazu durchgerungen hatte, Toraes Lippen zu entlassen. Er lächelte. "Noch hab ich sie nicht zurück. Das eben war nur ein Bruchteil dessen, was ich sonst gespürt habe, doch es war ein Anfang..."

„Nur ein Anfang...“ lachte Ivar kopfschütteln. „Du bist mir schon einer.“
 

Dieses gemeinsame Erlebnis und was es mit ihnen gemacht hatte, beflügelte Torae. So kamen sie sehr schnell voran und erreichten nun endlich die Straße, welche in sein Heimatdorf führte. "Erwarte bitte nicht soviel. Das letzte Mal als ich hier war, wollten sie mich töten..."

„Die Gegend wird mir immer sympathischer“ murmelte Ivar in seinen nicht vorhandenen Bart. Mit einer gespielten Empörung blieb der Jüngere stehen. "Das meinst du nicht ernst??"

„Oh, aber natürlich, ich bau mir hier gleich meine Sommerresidenz!“ Beleidigt fiel Torae die Kinnlade runter. "Ich kann dich ja gleich meinen Eltern vorstellen, die wären begeistert!" Dann wurde er mucksmäuschen still und er bekam traurige Augen. Ein ganzes Stück weiter vorn sah er Marinda und sie lachte. Ivar folgte Toraes Blick und erblickte ein rothaariges Mädchen. „Du kennst sie?“

"Marinda!!!", rief er freudig und alle Vorsicht vergessen. Die Sehnsucht nach vergangenen Tagen und Freunden war einfach zu groß. „Torae!“ Wollte Ivar ihn noch warnen, doch es war zu spät, sie waren bereits erblickt worden. Strahlend kam der junge Mann seiner alten Freundin entgegen. "Marinda... Wie geht es dir?" Erschrocken schrie die junge Frau auf und rannte mit ihren Freundinnen, die bei ihr gestanden hatten ins Dorf hinein. Abrupt blieb Torae stehen und senkte den Kopf. Er hatte für einen Augenblick vergessen, warum er nicht mehr hier war. Ein hartes Schlucken war zu hören. "Wir sollten vorsichtig sein!" Ivar war vom Pferd gestiegen und zu Torae getreten. „Kopf hoch, sie sind die jenigen, die einen Verlust gemacht haben, indem sie dich von sich stießen.“ Geborgenheit suchend sah der Kleinere auf. "Hier bin ich trotzdem groß geworden..."

„Darum muss es ja noch lange nicht dein zu Hause sein.“ Ivar legte einen Arm um den verstörten Jungen und küsste seine Stirn. "Nein, mein zu Hause hab ich bei einem ungehobeltem Raufbold gefunden und ich gebe ihn nie wieder her!" Stolz küsste Torae ihn, noch bevor Ivar schmollen konnte. "Dann lass uns ihnen mal Furcht und Schrecken einjagen!", lachte er schließlich. Mit einem Klaps auf den Hintern scheuchte Ivar Torae zurück zu seinem Ross. „Ab aufs Pferd mit dir du Frechdachs!“ Hocherhobenen Hauptes, ritt der junge Mann, gefolgt von seinem Liebhaber in das Dorf. Er versuchte so wenig wie möglich zu sehen und wahrzunehmen. Doch das Getuschel der Dorfbewohner war kaum auszublenden, die Leute hatten nicht einmal den Anstand es zu unterlassen, mit dem Finger auf Torae zu deuten. All das konnte Ivar nicht verhindern, aber er hatte seine finsterste Miene aufgesetzt, die schon manchen Soldaten in Schrecken versetzt hatte, und sah damit alle an, die Torae auch nur schief anblickten. Der Schwarzhaarige atmete tief durch und stieg dann mitten auf dem Markt von seinem Pferd ab. "Soll ich dir zuerst zeigen, wo ich aufgewachsen bin?" Er versuchte wirklich mit aller Kraft äußere Einflüsse auszublenden. Ivar folgte seinem Beispiel und sah ihn dann lächelnd an. „Das wäre wundervoll.“ Das ‚Schatz’, das er anhängen wollte, verkniff er sich vorerst noch. Doch vorerst sollten sie nicht weiter kommen. Marinda hatte ihrem, inzwischen, Ehemann bescheid gegeben, wer zurück war und dieser warf gezielt einen Stein auf Torae. "Du solltest nie wieder zurück kommen!" Instinktiv griff Ivar ein und wehrte den Stein ab, der hart gegen seine Hand prallte. „Pass auf was du sagst, wenn du deinen Kopf auf den Schultern behalten willst!“ Bei diesen Worten ließ er sein Schwert aufblitzen. Mit einem tödlichen Blick wich Franco etwas zurück. "Leute wie euch wollen wir hier nicht, verschwindet! Er hat seiner Familie nichts als Ärger bereitet und auch noch Soldaten ermordet. Torae gehört bei lebendigem Leib verbrannt!" Der Schwarzhaarige zuckte dabei heftig zusammen. Es begann das Gleiche wie damals. „Halt dein vorlautes Maul oder du wirst dir wünschen langsam über einem Feuer geröstet zu werden!!“ Die Ignoranz dieser Menschen machten ihn unsagbar wütend.

Wie hätte es auch anders sein können, betrat auch noch Sankara den Marktplatz. Es war die übliche Zeit zu der sie einkaufen ging. Schreiend ließ sie ihren Korb fallen. Als Torae ihr Gesicht erblickte, mit wie viel Abscheu und Furcht sie ihn ansah, schüttelte er den Kopf. Brennende Tränen bildeten sich in seinen Augen. So schnell es seine Beine zuließen, drehte er sich weg und lief davon. „Torae!!“ Noch bevor er seinem Liebsten nachlief zog Ivar sein Schwert vor der johlenden Menge und brachte sie so zum verstummen. Erst dann schwang er sich wieder auf sein Pferd und eilte mit Toraes Tier im Schlepptau dem Jüngeren nach.

Hier war er aufgewachsen und hier kannte sich der junge Mann sehr gut aus. So lief er flink durch die Straßen, weit in den Wald hinein. Hinter einer großen Eiche ließ er sich dann am Stamm gelehnt auf dem Boden nieder. Torae schlang seine Arme um die angewinkelten Beine und weinte still vor sich hin. Er hatte mit genau so einer Situation gerechnet, wie sie jetzt im Dorf geschehen war. Doch es tat unvorstellbar weh. Ivar war ein geschickter Fährtenleser und so kam es, das er in der Lage war der Richtung, in die Torae gelaufen war, zu folgen, auch wenn er kaum Kenntnis über die Gegend hatte. An Rande des Waldes ließ Ivar die Pferde stehen und ging zu Fuß weiter. Es schien, als würde ihn sein Herz den Weg zeigen und schon nach einiger Zeit vernahm er leises Schluchzen. Alles zog sich in Torae zusammen und das, obwohl er sich vorgenommen hatte, alles Abweisende an sich abprallen zu lassen. Doch es ging einfach nicht. Stumm ließ sich Ivar neben Torae auf die Knie sinken und zog ihn in seine Arme. Immer wieder von Krämpfen geschüttelt machte sich der Weißhaarige in der Wärme und Geborgenheit noch kleiner. "Es tut weh...", war das einzige, was er zu stande brachte. „Ich weiß“ hauchte Ivar gegen sein Ohr. „Aber sie sind deiner Tränen nicht wert.“ Der Jüngere machte sich noch kleiner. "Aber... aber..." Er wollte sich verteidigen und sagen, das er hier aufgewachsen sei und das es mal seine Freunde waren. Das seine Eltern, auch wenn sein Vater ihm keine Zuwendung gegeben hatte, doch auch hier waren und und und... Doch er war einfach zu zerrissen, zwischen Trauer und Schmerz, sowie leiser aufsteigender Wut. Ivar begann Torae in einem eigenen innerlichen ruhigen Rhythmus zu wiegen. „Vergiss sie.“ Schniefend sah der Kleinere auf. "Ich habs versucht..."

„Ich helfe dir.“ Langsam ließ Ivar seinen Kopf sinken, bis seine Lippen auf Toraes lagen. Mit letzten Tränen die an seinen Wangen herunter liefen, schloss der Geküsste seine Augen und ließ sich in dem Kuss fallen. Dabei legte auch er seine Arme um den Räuber. Er fragte sich dabei, was Ivar wohl für ihn fühlte, denn er konnte den Tod bringen und war nicht nur geächtet wie der Hauptmann, sondern auch vertrieben und man respektierte sein Selbst nicht. Doch er hatte keinen Mut nachzufragen und hoffte ganz tief das Ivar es ehrlich meinte. "Danke...", sagte er schließlich, als der Kuss sich löste, unter geröteten Augen. "Wie oft ich dir wohl noch danken muss?"

„Du musst mir gar nicht danken.“ Torae bekam einen Kuss auf die Stirn. „Ich tu das gerne.“ Der junge Mann genoss diese Geborgenheit noch ein paar Minuten und beruhigte sich immer mehr. "Aber was machen wir denn jetzt?", fragte er schließlich. „Wir könnten den Laden ordentlich aufmischen!“ Ein teuflisches Grinsend breitete sich auf Ivars Gesicht aus. Aufgrund der Aussage, die Torae überhaupt nicht verstand, blinzelte er verwirrt. "Was meinst du?"

„Na ja, dem Kerl, der den Stein geworfen hat würde ich schon gern eine rein hauen.“ Der Stein... Den Schwarzhaarigen durchzog ein heftiges Zucken. "Deine Hand!", schnell packte er die, mit welche Ivar den Stein abgefangen hatte und besah sie sich ganz vorsichtig. "Tut es weh?"

„Ist nicht weiter wild.“ Trotz seiner Aussage zuckten Ivars Brauen zusammen, als Torae seine Hand berührte. Das nicht glaubend, schüttelte der Jüngere den Kopf. "Ich sehe doch das es weh tut!", sagte er sanft und schloss seine beiden Hände sanft um die Größere. Sein Haar wurde wieder weiß und in dem Hohlraum, um Ivars Hand glühte es hell auf. Dann war wieder alles normal und sein Haar dunkel, als er die Hand los lies. "Ist es so besser?"

„Wow.“ Staunend ballte Ivar eine Faust und öffnete die Hand dann wieder. Torae lächelte. "Du kannst ruhig ehrlich zu mir sein!"

„Du bist erstaunlich und das meine ich ganz ehrlich!“ Grinsend zwinkerte er Torae zu. Der Angesprochene wurde vor Verlegenheit etwas rötlich um die Nase und stand auf. "D... danke..." Ruhig sah er sich um. "Wir sollten Levanah suchen!"

„Stimmt, je schneller wir die Schnepfe los sind, desto besser.“ Er erhob sich und streckte sich. Torae nickte und sah sich um. "Nur... Wo sollen wir sie suchen oder besser gesagt, wo soll ich sie suchen? Ich möchte nämlich nicht, dass du da mit reingezogen wirst!", wiederholte er sich noch einmal mit Nachdruck. „Ich steck doch schon längst mit drinnen!“ sagte Ivar ebenfalls mit Nachdruck. Der Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. "Ja, aber ab jetzt wird es richtig gefährlich!" Er sah Ivar bittend an. "Ich weiß nicht, ob ich uns beide beschützen kann und ich will nicht, dass das was ich gesehen habe... das sie dich tötet... wahr wird!"

„Ich pass schon auf mich auf.“ Schwörend hob Ivar eine Hand. „Räuberehrenwort!“ Etwas belustigt ob der Aussage und dieser äußerst ernsten Haltung, fing Torae an zu kichern. "Das ehrt dich ja... Aber..." Er brach mitten im Satz ab, denn Ivar machte einen verletzten Eindruck und der Jüngere küsste ihn sanft. "Ist ja gut. Ich möchte auch nicht alleine gehen! Aber pass bitte auf dich auf, besonders wenn du Wind spürst. Ich möchte dich nicht verlieren!"

„Das wirst du nicht, der Tod soll ruhig versuchen sich mit mir anzulegen, im Notfall geh ich ihm solange auf die Nerven, bis er mich freiwillig zurück bring!“ Melancholisch strich Torae dem Älteren über die Wange und sah ihm tief in die Augen. "Das ist kein Spiel. Als ich dich und Levanah sah und als meine Kraft kurz zurück kam, hab ich auch gesehen, was in Zukunft geschieht. Es war schrecklich! Du hast sie angegriffen, weil ich nichts machen konnte und ein Windwirbel entstand. Du kamst aus ihm nicht heraus und er hat dich weggeschleudert...", der Schwarzhaarige wurde ganz blass, während er erzählte. Als er die Bilder sah, war er viel zu sehr damit beschäftig gewesen, Ivar zu befreien. Aber jetzt breitete sich die Trauer um seinen Freund in ihm aus. "...und dann... dann hat dich ein Ast aufgesp..." Torae war nicht in der Lage zu ende zu sprechen. Ivar packte Toraes Gesicht und zwang ihn so ihn anzusehen. „Sieh mich an! Ich bin hier und ich gehe auch nicht weg!“ Geknickt schloss der Jüngere seine Augen und nickte. "Ich bitte dich nur, sei vorsichtig, pass auf und misch dich nicht ein, egal was geschehen wird!"

„Ich pass auf mich auf!“ wiederholte Ivar nachdrücklich. Torae war erleichtert. Sein Partner schien ihn verstanden zu haben und das beruhigte ihn ungemein. "Danke, ich verlass mich auf dich!" Tief sah er ihm dann in die Augen. "Vielleicht ist sie in der Höhle... in der alles begann..."

„Dann zeig mir mal, wo diese Höhle ist.“ Ivar grinste ihm aufmuntern zu und legte dann einen Arm um seine Schultern. Bestimmt führte der Jünger ihn und man konnte deutlich merken, dass er den Weg selbst mit verbundenen Augen gefunden hätte. "Hier ist es!", sagte er, als sie an der Stelle angekommen waren, wo er damals wiederholt in sie hineingefallen war. Doch es war nichts zu hören, zu sehen und auch nicht zu fühlen, dass etwas unter der Erde war. „Ähm, ich will ja nichts sagen, aber…“ er ließ seinen Blick schweifen, „…hier ist nichts.“ Besserwisserisch zog Torae eine Augenbraue hoch. "Stell dich hinten an! Das haben meine Mutter und Marinda auch schon gesagt!" Er lachte und stampfte einmal kräftig mit seinem Fuß auf den Boden. „Und was soll das br…“ Weiter kam Ivar nicht mehr, denn er verlor den Boden unter den Füßen. Während des Fall hielt Torae den Räuber fest und im Gegensatz zu seinen ersten beiden Stürzen, landeten sie sicher mit beiden Füßen auf dem Boden. "Alles Ok?"

„Eine kleine Warnung wäre nett gewesen“ grollte Ivar halbherzig. Zarte Küsse bedeckten sein Gesicht. "Tschuldigung..."

„Schon gut.“ Lächelnd verzieh er dem Kleineren und stibitzte ihm noch einen Kuss. Doch in diesem Augenblick wurde Toraes Gesichtsausdruck tot ernst. "Pass auf dich auf!", sagte er bestimmt und drehte sich um. Im selben Moment wurden seine Haare wieder weiß. "Sie ist hier!" Ivars Adrenalinspiegel stieg und sein Körper machte sich kampfbereit.

Ein kaltes und helles Lachen hallte von den Wänden wieder. "Du hast mich also gefunden! Dein Leben und das Seine, scheint dir nicht viel zu bedeuten, Torae!" Die Umgebung fest im Blick behaltend trat Ivar zu Torae.

"Ich bin hier um mir mein Eigentum zurück zu holen!" Der junge Mann wirkte entschlossen. Dabei sah er zu dem kleinen See in der Höhle und dieser leuchtete genau so wie damals. Diese Kraft übertrug sich auf Torae. Sein weißes Haar wurde noch heller und bekam einen silbernen Touch. Die dunklen Augen hingegen wurden noch etwas schwärzer. Dann trat die Hexe auf sie zu. "Du hast es nicht verdient. Du hast Angst, vor allem und du stehst allein. Gib auf, das ist das Beste! Dann werde ich dich nicht leiden lassen!"

„Glaubst du man hat ihm diese Kräfte ohne Grund gegeben? Er hat sie im Gegensatz zu dir verdient!“ Ivar wollte sich zwar nicht so richtig einmischen, aber diese Frau machte ihn einfach wütend, wenn er sie nur ansah. „Man kann sie sich nicht verdienen, nur wer sie beherrscht darf sie besitzen!“, grollte sie dem Räuber zurück und schleuderte ihn mit einer lässigen Handbewegung weg. „So mein Junge, jetzt sind wir allein!“ Schnell blinzelnd versuchte Ivar seine Sicht wieder zu fokussieren, seine Rippen schmerzten und er fürchtete, dass was gebrochen war.

Geschockt sah Torae seinem Liebsten hinterher. „Ivar...“ Doch er stand wie angewurzelt da und konnte sich nicht einen Millimeter rühren um zu ihm zu gelangen. Grinsend trat Levanah ganz zu dem jungen Weißhaarigen und packte sein Kinn fest mit ihren schlanken Fingern. „Lass ihn liegen, hier geht es nur um dich! Das hast du dir doch immer gewünscht, dass du nicht immer nur von außen zugucken musst, sondern, dass du mal der Mittelpunkt sein darfst... Ich muss dir schon danken, in deinem Heimatdorf habe ich viel über dich erfahren können. Ein Vater, der dich mehr als einmal fast totgeschlagen hätte. Eine Mutter, die brav kuscht und dir nicht wirklich helfen konnte, weil sie in Wahrheit lieber einen anderen Mann geheiratet hätte und nur wegen dir so ein Dasein fristen muss. Freunde, welche dich verbrennen wollten. Und zum krönenden Abschluss, hast du dir, gotteslästerlich einen Bettgefährten gesucht, bist geächtet und auch noch auf der Flucht. Torae, du hast wirklich ein wunderschönes Leben!“ Sie lachte erneut herzhaft und das Widerhallen in der Höhle brannte sich tief in Torae. Er war nicht in der Lage sich zur Wehr zu setzen. Der Blick der Hexe bohrte sich tief in seine Augen und fesselte ihn, trieb ihm den unwiderruflichen Gedanken in den Kopf, dass er nichts weiter, als eine Last war. Eine Last, die man besser beseitigte, damit der Rest in ruhe leben konnte.

Während sie so gebannt in die Augen des Jungen sah, las sie, genau so wie bei Ivar, dessen Erinnerungen und sprach weiter: „Du weißt noch nicht einmal, was dieser Mann für dich empfindet. Aber ich kann es dir sagen! Was will ein Räuberhauptmann schon von einem unerfahrenen Jungen wie dir, da er es noch nicht einmal ausgesprochen hat? Nichts was dir etwas bedeuten würde. Er hat dich gebraucht um sich zu befriedigen und jetzt da du ihm vertraust, wird er warten bis du deine Kräfte zurückbekommst. Danach wird er dich noch mehr um den Finger wickeln, damit du es den Räubern leichter machst auf ihren Beutezügen. Das wollte er von Anfang an. Denn noch bevor er merkte, wie schnell du ihm hörig wirst, hat er gesehen, was du kannst und wie naiv du bist!“ Mit einem zufriedenen Glanz in den Augen ließ Levanah das Kinn wieder los. Sie hatte gehofft, dass sie Torae kampflos erreichen würde, weshalb sie ihn auch bewegungsunfähig machte, um auf ihn einreden zu können. Denn auch, wenn dieser nicht mehr vollständig Herr über diese sagenumwobenen Kräfte war, hatte sie am Wasserfall gemerkt, dass er das, was er noch besaß hervorragend beherrschte. Und sie war erfolgreich gewesen. Leblos blieb der Weißhaarige auch weiterhin an derselben Stelle stehen. Seine dunklen Augen waren trüb geworden und das Einzige was noch zeigte, dass er lebendig war, war ein langsames heben und senken seiner Brust zum Atmen. „Gib mir, was ich von dir verlange, danach bist du frei und wirst niemandem mehr eine Last sein!“ Levanah hatte erreicht, was sie wollte und die Trance um Torae hob sich auf. Dennoch sah man, wie gebrochen er war.

In freudiger Erwartung, endlich ihr Ziel zu erreichen, hob die Hexe ihre Hände flach ausgestreckt, offen nach oben gedreht, Torae entgegen. Das lederne Armband zeigte sich nun an ihrem Gelenk, weil es zuvor unter einem langen und weiten Ärmel versteckt war. Der Langhaarige tat es ihr gleich, nur das seine Handinnenflächen nach unten zeigten. Noch bevor sich die Gliedmaßen berührten, erstrahlte es blendend hell in dem Hohlraum dazwischen und die Höhle erschien in all ihrer Pracht.

Der Mann den Torae liebte und der nun gegen ihn verwendet wurde bekam auf Grund seiner Benommenheit nicht viel von Levanahs Worten mit, doch er erkannte was sie tat. Sie brachte Torae dazu, ihr freiwillig seine Kräfte zu geben und Ivar wusste, dass er das nicht geschehe lassen konnte. Sich den Brustkorb halten stand er auf und schwankte zu den beiden hell erleuchteten Gestalten. „Torae! Tu es nicht!!“ Doch der junge Magier hörte ihn nicht mehr. Er hatte sich tief in sich selbst zurückgezogen. Torae fühlte sich allein. Dann begann ganz langsam, zu Beginn noch unmerklich, die restliche Kraft die er noch besaß in Levanah über zu gehen und das Licht wurde immer schwächer. Sein Äußeres änderte dich dabei erneut. Sein silber/weißes prachtvolles Haar wurde alt und grau, genau so wie seine Haut faltig, trocken und alt wurde. Mit Schrecken sah Ivar was mit seinem Geliebten geschah und trotz Schmerzen beschleunigten seine Beine und trugen ihn vorwärts. Kaum hatte er die Quelle aller Magie in der Höhle erreicht packte er Torae an Handgelenk und Hüfte und wollte ihn von Levanah weg ziehen.

Die Hexe dachte sich noch nichts dabei. Sie wusste, wie tief sie den jungen Mann wirklich getroffen hatte. Dieser hingegen wendete seinen Kopf zu dem Räuber und sah ihn mit leeren Augen an. "Was willst du hier?", fragte er ihn tonlos ohne sein Handeln zu unterbrechen. Fest hielt Ivar dem leeren Blick stand und seine eigenen Augen funkelten nur so über mit Emotionen. „Geh weg von ihr! Bleib bei mir!“ Ein tiefer Atemzug durchströmte Toraes Lungen und man sah, dass ihn die Stimme irgendwo erreichte. "Warum? Ich bin eine Last und ich werde nie wieder bei Menschen bleiben, denen ich nicht mehr wert bin, als ein Gegenstand..."

„Was redest du da??“ Fest packte Ivar Toraes Oberarme und wollte ihn am liebsten wieder zur Besinnung rütteln. „Mir bist du keine Last!! Und für mich bist du auch mehr als ein Gegenstand!“ Langsam wurde es Levanah zu viel. Sie hatte in den Erinnerungen und Gefühle des schnell alternden Mannes gesehen, wie tief er für den Räuber empfand. Wenn dieser ihn wieder erreichen sollte, würde sie vielleicht doch noch Schwierigkeiten bekommen. "Verschwinde oder das vorhin wird dir vorkommen wie eine angenehme und laue Sommernacht!", zischte sie ihm zu. "Torae gehört mir! Er wird mir geben was ich begehre und danach endlich sterben!"

„Er gehört niemandem außer sich selbst!!“ schrie Ivar sie an. Er wusste in welcher Gefahr er schwebte und das Toraes Vision von seinem Tod in greifbarer Nähe war, aber er konnte und würde ihn nicht im Stich lassen, auch wenn es ihm sein Leben kostete. „Lass sie nicht gewinnen Torae! Ich weiß du wolltest sie nie haben, aber diese Kräfte sind dir gegeben geworden, weil nur du sie nutzen sollst und ich weiß, dass du dem gewachsen bist!!“ Aus Levanahs Augen schossen fast Pfeile vor Zorn und da geschah es, was der Langhaarige gesehen hatte. Ein Windwirbel entstand in der Höhle und zerrte bereits an den Kleidern von Ivar. "Du kannst ihn nicht mehr erreichen, Räuber!", lachte die Hexe. "Aber du kannst gern mit ihm gehen!"

Sein Herz setzte einen Schlag aus und Ivar erkannte, dass es jetzt wohl zu Ende gehen würde. Seine Lippen legten sich ein letztes Mal auf Toraes und eine einsame Träne rann über seine Wange, als er das erste Mal in seinem Leben „Ich liebe dich“, gegen die so bekannten Lippen hauchte. In diesem Moment erfasste ihn der Wind.

Diese aus tiefstem Herzen gesprochenen Worte sowie die Träne, welche während des Kusses auf seine Wange wechselte, erreichten den fast seelenlosen Torae. Bilder schossen durch seinen Kopf. Erinnerungen an Situationen, in denen Ivar ihn einfach nur festgehalten hatte oder für ihn da war. Wärme und Geborgenheit konnte er fühlen. "Liebe...", wiederholte er noch langsam aber mit eben soviel Emotion. Geschockt sah der Langhaarige dann, was um sich herum geschah und wie der Geliebte durch die Höhle geschleudert wurde. "NEIN! Ich werde nicht noch einmal zusehen, dass du stirbst!" Er schloss seine Hände und packte Levanah an der Kehle, wodurch der Wind abrupt nachließ und Ivar zu Boden fiel. Hart prallte er zu Boden und sein Kopf schlug ebenso hart gegen den steinernen Boden der Höhle. Dunkelheit schlich sich in sein Sehfeld. ‚Sollte da nicht ein licht sein?’ fragte er sich, bevor er vollständig in der Dunkelheit versank.

"Es stimmt, dass ich nicht das perfekte Elternhaus hatte. Ebenso gebe ich dir Recht, dass Ivar ein Mann ist und keine Frau, wie es wohl üblich ist. Aber du liegst vollkommen falsch, wenn du behauptest, dass er mich missbraucht hat, egal auf welcher Ebene!" Torae war zornig, aber er ließ sich nicht von seiner Wut leiten. Hochkonzentriert schloss er seine Augen und bündelte seine letzten Kräfte an der Kehle zwischen seinen Fingern. Zappelnd versuchte Levanah sich aus dem Griff zu befreien, denn der Langhaarige begann ihr nun die Kräfte zu entziehen. Doch sie konnte es nicht verhindern, denn Torae hatte ihr mit seiner freien Hand das Lederband vom Arm gerissen. "Ich bin nicht dafür, dass man tötet, aber ich kenne auch Ausnahmen und da dich niemand außer mir richten kann...", er beendete seinen Satz nicht. Sondern entzog der Hexe einfach nur weiter ihre Kräfte. Selbst ihr unschuldiges Flehen, welches sie schon bei ihrem ersten Treffen an der Kutsche angewandt hatte, würde ihr nicht mehr helfen. Denn wie auch er alt geworden war, begann sie genau so zu altern. Da Levanah aber auch um einiges älter war als Torae, zerfiel sie dabei zu Staub.

Den übrig gebliebenen Haufen kopfschüttelnd betrachten, war der Magier einen Bruchteil später bei Ivar und zog ihn fest in seine Arme. "Ich liebe dich auch, über alles!" Er erhielt keine Antwort, denn Ivar war in einer tiefen Bewusstlosigkeit versunken. Sein dunkles Haar war am Hinterkopf blutverklebt und seine gebrochenen Rippen drohten seine Lunge zu durchstoßen, der Räuber stand an der Schwelle des Todes, in den er Torae so bereitwillig hatte folgen wollen.

Sanft und zärtlich küsste er den schwer verletzten Räuber. Dabei ballte er eine Faust um das Leder in seiner Hand. "Ich will dich annehmen und zu mir machen, doch bitte hilf mir!" Ein letztes Mal wurde es in der Höhle blendend hell und das Armband löste sich für alle Zeiten auf. Seine unendliche Macht hingegen wurde mit seinem wahrhaftigen Besitzer eins. Müde strichen Toraes Hände über Ivars Körper und er heilte dessen schwere Verletzungen. Danach wuchs weiches Moos auf dem Boden des unter der Erde liegenden Hohlraums und er legte seinen Liebsten erschöpft darauf ab. "Du bist wieder gesund. Schlaf ruhig!" Mit einem friedlichen aber ermatteten Lächeln legte sich auch der Magier hin und zog ihn in seine Arme, um selbst Kräfte zu sammeln.

Die Zeit verstrich an diesem Ort anders und so war es weder tag noch Nacht, als Ivar endlich wieder die Augen aufschlug. Er spürte Arme, die ihn fest hielten und sein Kopf lehnte gegen eine Brust, ein Duft stieg ihm in die Nase, es roch nach Natur und nach Toraes ganz eigenem süßen und doch männlichen Geruch. Lächelnd hob Ivar den Kopf, wenn er Tod war, war das wohl der Himmel, auch wenn er nie geglaubt hätte, dass er dort hinkommen würde. Was der Räuber aber erblickte, machte ihm deutlich, dass er definitiv nicht im Himmel, sondern auf Erden war. Der Magier schlief ganz ruhig und friedlich. Jedoch war er jetzt älter als ein Greis und es war ihm deutlich ins Gesicht geschrieben. Erschrocken weiteten sich Ivars grüne Augen und er strich mit seinen Fingerspitzen zaghaft über das runzlige Gesicht. „Torae?“ fragte er vorsichtig, zum einem um ihn zu wecken und zum anderen um sich zu vergewissern, dass dies wirklich sein Geliebter war.

Mit einem Lächeln auf den Lippen, drehte sich der Angesprochene der Stimme weiter entgegen. Dann schlug er blinzelnd seine Augen auf. "Es ist überstanden!", nuschelte er noch altbekannt und schlaftrunken. Noch immer ließen Ivars Finger nicht von dem Anderen ab. „Was ist mit dir passiert?“ Gänzlich erwachend, zog Torae seine Finger von sich weg und betrachtete seine Hände. "Oh... Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt. Aber Levanah war kraftraubend!" Schnell und doch langsam, weil den Körper Altersreumahr befallen hatte, richtete der Langhaarige sich auf und befühlte Ivar. "Aber sag mir lieber, geht es dir gut?" Ivar reckte seinen Körper testend und versuchte dann in das so fremd wirkende Gesicht zu lächeln. „Alles wieder in Ordnung, das verdank ich wohl dir, was?“ Etwas geknickt, weil Torae die Zurückhaltung deutlich spüren konnte, nickte er. "Ja. Ich hab doch gesagt, ich werde nicht zulassen, dass dir etwas passiert!"

„Ich dachte für einen Moment, ich wäre tot.“ murmelte Ivar beinahe bloß für sich selbst. Zaghaft legte der Langhaarige einen Zeigefinger an sein Kinn und zog ihn näher zu sich heran. "Das hätte ich niemals zugelassen! Du bist mir wertvoller als mein Leben!"

„Sag so was nicht!“ rief Ivar ein wenig erschrocken, über seine eigenen Gefühle. Torae zog sich aufgrund des Ausbruches wieder zurück. "Stimmt etwas nicht?" Die Hände des Räubers umrahmten das alt wirkende Gesicht und grüne Augen trafen schwarze. „Dein Leben ist wichtig, was würde es mir bringen zu überleben, wenn du fort bist?“ Verliebt und gerührt hielt der eigentlich Jüngere die Hand an seiner Wange fest, wobei er mit seinen Fingern darüber strick. Dann wurden seine Augen feucht. Torae hielt Ivars Blick weiter in seinen Augen fest und verlor sich etwas in ihnen. Als sie sich wieder lösten, war er genau so jung, wie vor dem Treffen mit Levanah. "Mir ging es nicht anders!" Er war jetzt in lange Kleider aus Samt, in den Farben smaragd/grün und schwarz gehüllt. Außerdem hatten seine langen Haare ihre erhabene weiß/silberne Farbe wieder und Toraes Haut war glatt und seidig. Doch vor allem strahlten seine Augen wieder vor Leben. „Wow“ staunte Ivar. „Die hörst nicht auf mich ins Erstaunen zu versetzen.“ Torae hatte seine Unsicherheit vollkommen abgelegt und er sah kurz über seine Kleidung. "Gefällt es dir? Ich dachte, die Farben unserer Augen verbinden sich so schön..."

„Du siehst unglaublich aus.“ Ivar musste schlucken, denn sein Hals fühlte sich plötzlich unsagbar trocken an. Elegant stand der Magier auf und hielt ihm die Hand hin. "Lass uns rausgehen, hier drinnen geht die Zeit anders als in der Welt!" Die schöne Stirn des Räubers legte sich in Falten. „Was meinst du damit?“

"Eine Stunde hier, ist wie eine ganze Woche draußen..."

„Aber…“ Hastig atmete Ivar ein. „Wie lange waren wir hier drin??“ Entschuldigend zuckte Torae mit den Schultern. "Das weiß ich nicht. Ich war erschöpft, tut mir leid" Sorge stieg in Ivar auf, wie lange war er von zu Hause fort gewesen? Was war mit seinem Großvater und dem Dorf? „Lass uns schnell raus hier!“ Lächelnd hielt der Jüngere ihm weiterhin seine Hand entgegen. "Ja, ich bring uns hier raus!" Ohne zu zögern ergriff er die dargebotene Hand. Fest zog Torae seinen Liebsten zu sich und hob dann mit ihm ab. Die massive Decke über ihnen tat sich mit nur einem Blick von selbst auf und kurz danach hatten sie wieder festen Waldboden unter den Füßen. "Alles Ok?" Bevor Ivar auch nur antworten konnte traf ihn ein kalter Windzug und ihn klappte die Kinnlade herunter. „Es ist Winter!“ Auch Torae sah sich um, dabei zog er seinen langen, wärmenden Mantel aus und legten ihn zärtlich um Ivars Schultern. "Ja... Wir waren wohl ein paar Stunden unten..." Lächelnd quittierte Ivar die Gabe und zog Torae mit unter den Mantel. „Dann müssen wir schnell nach Haus.“ Dankbar kuschelte der Jüngere sich an. Er würde zwar in seiner Kleidung nicht frieren, aber die Nähe des Räubers tat ihm sehr gut. "Möchtest du gleich hin?", fragte er unschuldig. „Nun, es bringt wohl kaum etwas, nach unseren Pferden zu sehen, oder? Hoffentlich hat sie jemand gefunden.“ Ivar verzog das Gesicht bei dem Gedanken die schönen Tiere könnten verhungert sein. "Ihnen geht es gut!", antwortete der Kleinere, als er die Augen schloss. Dann erschienen sie beide in einem Pferdestall. Es war der Stall in dem sein Vater früher den Esel abgestellt hatte und siehe da, ihre Pferde waren wohl gepflegt worden. Ivar atmete erleichtert aus, er war immer schon Tierliebhaber gewesen und hätte es schwer verschmerzt, wäre den Pferden etwas passiert. "Ich glaub, ich muss meinem Vater doch noch zu Dank verpflichtet sein, auch wenn er sie wohl nur genommen hat, um Profit aus ihnen zu schlagen." Flink sammelte Ivar alles zusammen, was im Stall sonst noch ihnen gehörte. „Wie schade, dass er jetzt bestohlen wird.“ Keck zog Torae eine Augenbraue hoch. "Du bestiehlst mich?"

„Falsch, ich stehle für dich!“ Die Augenbraue wanderte noch etwas höher. "Du weißt, dass ich das nicht mag!" Doch der Jüngere packte bereits die von Ivar herausgesuchten Sachen auf die Pferde. „Ich sehe es!“ konterte Ivar neckisch. Torae lachte leise, er hatte kein großes Bedürfnis seinen Vater wieder zu sehen. "Würdest du mich auch noch stehlen?"

„Hab ich das nicht schon längst?“ Grinsend fuhr Ivar kurz mit seiner Zunge über Toraes Nasenspitze. Genießend schloss der seine Augen. "Mach es noch mal!"

„Dich stehlen oder…“ Seine Zunge fuhr erneut hervor und liebkoste Toraes Nase. Der Kleinere trat näher und zog des Räubers Arme um sich. "Alles... Alles was du willst!"



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Luci-Maus
2008-03-26T13:33:16+00:00 26.03.2008 14:33
Gott, die alte ging ja wiorklich aufs Ganze, aber zum Glück konnte Torae sich befreien *freu*
Und was dann alles noch danach kam, das war so dermaßen spannend gemacht, Himmel war das toll!!! O.O
Man dachte echt es ist schon alles aus und dann konnte Ivar ihn doch noch erreichen und er hat die blöde Hexe kalt gemacht und noch dazu Ivar retten können. Das war so schön, hab richtig mitgefiebert -^.^-
Super Kapi, richtig der Hammer *kriegt sich gar nicht wieder ein*

LG luci-mäuschen ^^
Von:  Allmacht
2008-02-07T18:59:06+00:00 07.02.2008 19:59
Jetzt ist wohl klar, dass die Liebe zueinander Ivar zu einem Schlüssel für Toraes Kräfte ist.
Diese doofe Hexe hätte ihn fast mit ihrem Gelaber eingwickelt.
Sie hat aber wirklich nichts ausgelassen.
Doch mit Ivar hat sie wohl nicht mehr gerechnet.

Von:  saspi
2007-11-21T10:12:33+00:00 21.11.2007 11:12
toll das er es sooo schnell erkannt hat. schon das torae seine kräfte wieder hat und sie nun vollkommen besitzt und beherscht. da bin ich ja mal gespannt was im nächsten passiert.

bye saspi
Von:  ReinaDoreen
2007-11-20T10:18:56+00:00 20.11.2007 11:18
Ich habe immer daran gelaubt, das Ivar erkennt das er nicht Torae sondern der Hexe gegenübersteht.
Als dann in der Höhle Levanah Torae fast soweit hatte, das er ihr freiwillig seine restliche Zauberkraft gibt, habe
ich schon nicht mehr gedacht das Ivar noch einmal eingreifen kann.
Zur Zeit sieht es ja ziemlich friedlich um die beiden aus.
Reni


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