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One and a half Lovesong

Wie alles begann
von

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Es war das letzte Mal, dass Reita Yune in diesem Zusammenhang erwähnte. Die kommenden Wochen waren überschattet vom Ausstieg des Schlagzeugers und die Promotion der Single gestaltete sich durch Auftritte anfangs schwer. Zwei Mal schon mussten sie mit einem Aushilfsschlagzeuger auftreten und ihren Auftritt daher so kurz wie möglich halten. Denn oft fand sich nur kurzfristig ein Ersatz und dieser konnte die Songs nicht in so kurzer Zeit mit dieser Formation einstudieren.
 

„Vielleicht hätte ich warten sollen bis ich meine Ausbildung schmeiße. Wenn wir nicht bald einen geeigneten Schlagzeuger finden drehe ich noch durch“, tat Ruki seinen Unmut in aller Öffentlichkeit kund.
 

Reita warf einen Seitenblick auf Uruha. Dieser lächelte allerdings nur müde und Reita schwieg zu dem Umstand, dass Uruha mehr als sie alle aufgegeben hatte, um einen Traum zu Leben, der auf wackligen Stelzen stand. Und auch Aoi schien ratlos. Lustlos stocherte er mit den Stäbchen in seiner Misosuppe und blickte abwesend vor sich hin.
 

„Schmeckt es Ihnen nicht?“
 

„Könnte würziger sein“, brummte Aoi geistesabwesend. Vier Augenpaare richteten sich auf ihn und als Aoi die Blicke auf sich ruhen spürte, hob er missmutig den Kopf. Sein Blick streifte den Koch, der mit verschränkten Armen vor ihm stand. Er schluckte trocken als ihm klar wurde wem er die Frage gerade beantwortet hatte.
 

„Aber das tut der Sache keinen Abbruch! Im Gegenteil, zuviel Salz ist ungesund!“
 

Aoi rutschte nervös auf seinem Hocker hin und her und blickte abwechselnd zwischen seiner Suppe und dem jungen Koch hin und her bis dessen Gesicht schließlich ein grübchenreiches Lächeln zierte. Erleichtert atmete Aoi aus, rieb sich verlegen den Nacken.
 

„Ich kann das trotzdem nicht auf mir sitzen lassen“, lächelte der Koch und zupfte seine Schürze zurecht. Augenblicklich spannten sich Aois Gesichtszüge erneut an. Der Rest der Truppe verfolgte das Szenario gespannt und gerade der, vor wenigen Minuten noch so schlecht gelaunte, Sänger schien seinen Spaß zu haben.
 

„Ich habe dafür Sorge zu tragen, dass meinen Gästen das Essen schmeckt. Ich lade sie morgen auf ein und dasselbe Essen ein, so lange bis sie mir sagen, dass ihnen die Suppe schmeckt“, lächelte er vergnügt. Aoi war nicht der Einzige, der in diesem Moment verblüfft aussah. Noch eher hätte er mit einem geschäftsschädigenden Rausschmiss gerechnet als mit einer solchen Einladung!
 

„In Ordnung“, stotterte er perplex und schien seinem Gegenüber damit eine große Freude bereitet zu haben, denn dieser machte sich hinter der Theke mit frischer Energie daran den Fisch auf der heißen Platte zu braten. Reita beobachtete den muskulösen Japaner mit der weißen Kochmütze aufmerksam. Geschickt hantierte er mit den Kochstäbchen, wendete den Fisch und das Gemüse. Der Bassist spürte wie er erneut Hunger bekam und sah auf seinen leeren Teller. Es roch einfach zu gut. Einen Moment spielte er mit dem Gedanken es so wie Aoi zu machen und das Sushi zu kritisieren. Vielleicht würde er ebenfalls eine kostenlose Möglichkeit bekommen das Sushi umsonst einzuheimsen. Doch er wollte nicht unverschämt werden und so begnügte er sich mit dem feinen Geruch, der das kleine Lokal erfüllte.
 

Als auch Aoi seine Suppe endlich geleert hatte, bezahlten sie und Aoi bedankte sich zum Abschied noch einmal für die morgige Einladung. Ganz im Gegensatz zu sonst verhielt er sich dabei eher zurückhaltend und Reita beschlich der Verdacht, dass sich der Gitarrist innerlich dafür schalt den jungen Koch gekränkt zu haben. Die Sonne schien noch immer als sie aus der Gaststätte traten. Reita knöpfte seinen Mantel zu, denn trotz der wärmenden Strahlen war es recht frisch. Es war keine unangenehme Kälte. Vielmehr erfrischte den Bassisten die Mischung aus kühler Luft und wärmender Sonne. Er schloss einen Moment die Augen und atmete durch. Dabei spürte er wie eine Hand zu der seinen in die Manteltasche schlüpfte. Er blinzelte, erblickte Uruha neben sich und ein sanftes Lächeln legte sich auf seine Züge.
 

„Und was machen wir nun?“, seufzte Ruki und rieb sich den Bauch. Er hatte von allen am meisten zugeschlagen. Die Probe für den morgigen Clubauftritt hatten sie mit einem Aushilfsschlagzeuger schon hinter sich gebracht und so hatten sie den restlichen Nachmittag Zeit für sich. Sie tauschten ratlose Blick aus bis Ruki sich seine Frage selbst beantwortete.
 

„Zeigt uns doch den Musikladen in dem ihr gearbeitet habt.“
 

Uruha sah überrascht aus während Aoi eher den Eindruck erweckte auf eine scharfe Peperoni gebissen zu haben. Ruki grinste triumphierend.
 

„Hast du Lust? Mich würde es auch interessieren.“
 

Reita sah den anderen erwatungsvoll an und schenkte Aois finsterer Mine keine Aufmerksamkeit. Bemerkt hatte dies allem Anschein nach sowieso nur der kleine Sänger. Uruha nickte lächelnd. Immerhin hatte er diesen kleinen Laden in sein Herz geschlossen. Überstimmt trotte Aoi hinter dem eingeschworenen Team hinter her.
 

„Willst du, dass ihm noch etwas einfällt was ich abarbeiten könnte Ruki?“, knurrte er.
 

Ruki wandte sich im Gehen zu ihm um.
 

„Sag nicht, du hast noch mehr Inventar demoliert!“
 

„Nein, habe ich nicht!“, gab Aoi patzig zurück und augenblicklich kühlte die Atmosphäre merklich ab. Reita konnte sich nicht erklären, weshalb sich Aois Laune dermaßen verschlechterte. Sicherlich hatte er schon zuvor nicht vor Fröhlichkeit gesprüht, doch dass ein Besuch in dem Musikladen, in den er Uruhas und seinen Erzählungen nach zu urteilen, gerne gegangen war, so auf seine Stimmung drücken würde, damit hatte der Bassist beim besten Willen nicht gerechnet. Ruki, der nur beschwichtigend die Hände gehoben hatte, setzte seinen Weg kommentarlos neben Uruha und Reita fort. Es dauerte nicht lange und der Laden rückte an der nächsten Straßenecke in ihr Blickfeld.
 

„Das ist er?“, fragte Ruki und steuerte geradewegs auf den Eingang zu.
 

„Das ist er“, sagte Uruha als er neben dem Sänger zum Stehen kam.
 

Mit einem Seitenblick auf Aoi, drückte Ruki die Glastür an der dafür vorgesehen Halterung auf, die sich bronzefarben, wie ein Rechteck von einem bis zum anderen Ende der Tür zog. Nacheinander betraten sie unter dem Klingeln eines Windspiels den Laden, der von außen gar nicht so geräumig ausgesehen hatte, wie er in Wirklichkeit war. Wenige Meter vor ihnen erstreckte sich eine breite Theke, hinter der sich eine Kasse befand und auf der neben Programmheften und Flyern, auch eine Halterung mit verschiedenen Plektren ihren Platz fand. Rechts von ihnen führte sogleich ein Raum ins Reich der Percussion. Becken in unterschiedlichen Größen und Handtrommeln füllten den Raum und erinnerten Reita schmerzlich daran, dass ihnen noch immer ein Drummer fehlte.
 

Sie gingen an dem Raum vorbei und Reita blickte erstaunt auf die klassischen Gitarren, die sich in einem großen Erker neben der Theke an Wänden und in Ständern reihten. Uruha hingegen sah sich augenscheinlich nach jemandem um. Es war nicht sonderlich voll und neben einer Verkäuferin, die gerade ein Kundengespräch führte und einigen Schülern, die sie an ihrer Uniform erkannten, waren sie so ziemlich die Einzigen. Plötzlich setzte sich Uruha abrupt in Bewegung.
 

„Shunpei!“, strahlte er und Reita vernahm ein gedehntes Seufzen seitens Aoi.
 

Mit dem Blick folgte er Uruha, der auf einen gut gebauten Japaner im Muskelshirt zuging. Der Mann trug eine Brille, ein Lippenpiercing und einen schmalen Bart an seinem Kinn. Reita runzelte die Stirn als er die tatoowierten Oberarme bemerkte. Wenn er ehrlich sein sollte, hatte er sich einen älteren Musikalienhändler vorgestellt und keinen zweiten Travis Barker. Sein Blick schweifte über einige Keyboards bis hin zu den elektrischen Gitarren und Bässe, die die andere Seite des Raumes säumten. Eine weitere Türe führte in einen Hinterraum, in dem er klassische und E-Drums vermutete. Aus den Augenwinkeln bekam er mit wie Uruha zu ihnen hinüber deutete und Shunpei wenige Sekunden später zu ihnen führte.
 

„Aoi, altes Haus“, begrüßte Shunpei den Gitarristen kaum bei ihnen angekommen und klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. Dieser gab ein mürrisches Brummen von sich, was Shunpei ein schiefes Lächeln auf die Lippen zauberte. Uruha schenkte dem ganzen keine besondere Beachtung und auch Shunpei ging mit Aois Reaktion so um als wäre es das normalste von der Welt. Irritiert blickte Reita zu Ruki, der ebenso ratlos aussah wie der Bassist selbst. Zeit sich weiter darüber Gedanken zu machen hatten sie keine, denn schon begann die allgemeine Vorstellungsrunde. So erfuhren sie auch, dass Shunpei der Sohn des eigentlichen Besitzers war, der zu Aois Zeiten im Laden noch regelmäßig nach dem Rechten gesehen hatte bis er schwer erkrankte und seinem Sohn die Aufgabe gänzlich überlies. Ruki zeigte sich überaus begeistert und ließ sich mit Reita den Laden zeigen. Uruha lief hinter ihnen und gab hier und da einige Erläuterungen ab, was nicht nur Reita zum Schmunzeln brachte. In einem unbemerkten Moment drückte er ihm einen Kuss auf den Hals bevor er sich wieder umwendete und sich von Shunpei einige Verstärker zeigen ließ. Aoi hatte sich die ganze Zeit über bei den Gitarren verschanzt und seine Laune schien sich seit ihrem Ankommen nicht verbessert.
 

„Steht noch alles“, vergewisserte Ruki sich grinsend als er zu dem Gitarristen trat.
 

„Sehr witzig“, brummte dieser und stellte eine schwarze Ibanez zurück in den Ständer.
 

„Hei, was ist denn los?“, lenkte der Sänger ein. Er wollte nicht Schuld sein, wenn Aoi das Publikum morgen mit seiner griesgrämigen Miene vertreiben sollte.
 

„Nichts“, raunzte Aoi, „Ich will einfach nach Hause.“
 

Ausweichend machte Ruki einen Schritt zurück und hob zum zweiten Mal an diesem Tag beschwichtigend die Hände.
 

„Ich hab dir nichts getan, also lass deine schlechte Laune nicht an mir aus.“
 

Betreten senkte Aoi den Blick.
 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht so angehen“, sagte er und sprach dabei so leise, dass Ruki zwei Mal hinhören musste, um ihn zu verstehen. Und langsam begann ihm Aoi Sorgen zu bereiten.
 

„Willst du mir wirklich nicht sagen was los ist?“, fragte er noch einmal ohne Nachdruck, sondern fast so leise wie Aoi zuvor. Es war als hätte er damit eine unsichtbare Mauer durchbrochen.
 

„Er hat’s mit meiner Mutter getan“, sagte er mit gesenktem Blick zwischen Standwänden und besaiteten Instrumenten und Ruki glaubte ihm würde der Boden unter den Füßen weggerissen werden als er die Bedeutung der Worte realisierte. Er wusste nicht was er sagen sollte, doch Aoi begann zu erklären. Ihm selbst schien klar zu sein, dass er diese Fragen aufwerfende Aussage nicht so stehen lassen konnte.
 

„Offiziell arbeitet sie als Hostess.“ Er machte eine kurze Pause bevor er fort fuhr. „Aber genau genommen ist sie nichts anderes als eine Edelhure.“ Seine Lippen pressten sich zu einem schmalen Strich zusammen und schon jetzt war Ruki klar, dass er diesen Laden nie wieder betreten konnte ohne Aois Bild vor seinen Augen zu sehen. Er sah ihm den Schmerz an, dem das Dasein seiner Mutter ihm bereitet hatte, auf welche Art und Weise auch immer. Das es nicht einfach für ihn war, konnte Ruki erahnen. Er machte einen Schritt auf ihn zu und legte ihm die Hand auf die Schulter. Mehr konnte er nicht tun und das wusste er.
 

„Reita kommst du? Du wolltest den Bass doch testen“, winkte Uruha den Bassisten zu sich.
 

Reita stieß sich mit den Händen leicht vom Rücken der Gitarrenholzwand ab. Er hatte sich lange gefragt wieso Aoi bei den Worten des ex-Artia Sängers so in Rage geraten war und hätte auf die unverhoffte Erklärung gerne verzichtet, jetzt da er sie kannte. Es gab so vieles was sie nicht voneinander wussten und gerade gab ihm das Gespräch zwischen Aoi und Ruki das Gefühl außen vor zu sein. Uruha wusste, seiner vorherigen Reaktion nach zu urteilen, darüber Bescheid, nur er hatte sich in die Lage gebracht es ohne Aois Einverständnis zu erfahren. Es war der Grund weshalb er sich aus dem Leben anderer heraushielt so gut es ging. Es kostete ihn seine Kraft weil er ein Mensch war, der nicht tatenlos zusehen wollte, weil er ein Mensch war, der eine Lösung für alles finden musste, damit sich wichtige Menschen um ihn herum gut fühlen konnten. Er versuchte das eben Gehörte auszublenden, denn die Situation verwirrte ihn und seine Gedanken kreisten schon jetzt strudelförmig in seinem Kopf während er die Saiten des Basses zupfte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  babam
2008-10-08T20:03:54+00:00 08.10.2008 22:03
jaaa, ich finds toll, dass die Story nicht zu Ende ist *__*
Und das mit dem "Wie alles begann" im Titel ist doch neu, oder irre ich mich da @@??
Auf jeden Fall macht mich das noch gespannter, auf das was folgen wird hehe
Und Uru und Rei find ich ja eh total toll zusammen, vorallem, wie sie in deiner Story sind
*mit Lob überschütt*^^

gruß

TERU
Von:  kaei
2008-09-29T18:15:42+00:00 29.09.2008 20:15
>.< Aoi... die arme... nya... Socke oô~
Das ist echt scheiße sowas zu erfahren und dann noch da zu arbeiten <.<~
wenn er das equitment zerdebbert kann ich ihn da gut verstehen u.u
wird das was mit ruki und aoi? o.ô

un rei is ja goldig <3 drückt uru mal eben nen kuss auf xDD
und uru mit der hand in der manteltasche =3~

hach und zu allerletzt: der koch X3 *freuz*
Von: abgemeldet
2008-09-29T13:20:16+00:00 29.09.2008 15:20
ich mag die geschichte mach schnell weiter^^


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