Verspätung
Wir erreichten die offene Grasebene schnell, auf der wir uns mit den anderen treffen wollten und die von Wald umschlossen war. Als wir ausstiegen, trugen die Volturi zwar keine Kutten mehr, doch ich fand Glenn immer noch nicht. Ich wusste nicht, ob ich enttäuscht oder froh darüber sein sollte. Andrew nahm meine Hand und zog mich rüber zu Emmett und Bella. Bella sah sich skeptisch zu uns um, doch als sie immer noch an einen Platz hinter uns starrte, als wir direkt vor ihr standen, ahnten wir, dass wir nicht gemeint waren. „Was ist los?“, fragte ich sie, aber sie reagierte gar nicht. „Bella?“ Ich folgte ihrem Blick, aber er heftete lediglich auf einigen Volturi. Vielleicht sechs oder sieben Stück. An denen war nichts großartig Besonderes.
Ich fuchtelte vor ihrem Gesicht herum und widerwillig riss sie den Blick los. „Was ist los?“ „Wo hast du denn eben so hingestarrt?“, fragte ich irritiert, doch sie antwortete mir nicht. Ich hasste es, dass ich ihre Gedanken nicht lesen konnte.
Rosalie kam auf uns zu und gemeinsam gingen wir zu Caius, Markus und Aro, die mit Jasper auf uns warteten. „Wisst ihr, wann Carlisle und die anderen eintreffen?“, fragte Jasper beunruhigt. „Nein, der Flieger hat Verspätung“, erklärte Emmett. „Warum?“ „Weil die Wölfe ganz in der Nähe sind“, flüsterte Andrew und rümpfte die Nase. „Aber solange sie nicht wissen, wie viele wir sind, werden sie sich nicht nähern“, murmelte ich und nahm leise Stimmen in weiter Entfernung war.
‚Dieser süße Geruch ist widerlich…’
‚Wie haben die es geschafft, sich so schnell zu vermehren? Ist hier irgendwo ein Nest oder so?’
‚Wie viele sind das wohl?’
‚Ich will kotzen… die stinken ja…’
‚Ich glaub, mir wird schlecht.’
‚So viele Vampire…’
‚Das ist doch nicht möglich! Eben waren sie noch zu zehnt! Das sind mindestens doppelt so viele!’
„Hör ihnen weiter zu, Faye“, sagte Aro ruhig und ich sah ihn scharf an. „Hatte ich vor, Aro.“ Er rollte mit den Augen und lächelte. Ich erwiderte das Lächeln. Das ewige Spiel, wenn wir damals Caius belauscht hatten. Aro war wie ein kleines Kind. Furchtbar neugierig und musste immer alles wissen. Zudem war er viel zu fasziniert von meiner Gabe gewesen, um sie nicht für seine Zwecke zu nutzen.
Ich nutzte die Chance, um ihn ein wenig zu mustern. Er wirkte seltsam dürr und kraftlos. Nahezu kränklich. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass Vampire keine Altersschwäche vorweisen, hätte ich es glatt für möglich gehalten. Schließlich hatte Aro schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.
Bella erschien wie aus dem Nichts zwischen mir und Andrew. Ich zuckte kaum merklich zusammen. „Wie oft hab ich dir schon gesagt, du sollst dich nicht immer so komisch verhalten?“, fluchte ich leise und sie sah mich groß an. „Tut mir Leid…“ „Sagst du mir jetzt, wo du eben so fasziniert hingestarrt hast?“ Sie öffnete schon den Mund, um etwas zu antworten, als eine kleine Hand auf meine Schulter tippte. Ich drehte mich um und musste den Blick senken, damit ich das kleine Mädchen sah. „Jane“, lächelte ich gequält. Sie lächelte auch, aber es war das freundliche und ungefährliche Lächeln. Alles andere hätte ich ihr übel genommen. Sie umarmte mich. „Wie schön dich wieder zu sehen, Faye“, sagte sie und ich nickte. „Freut mich ebenfalls. Ist ja schon ein Weilchen her.“ Sie nickte auch. „Viel zu lange, wenn du mich fragst. Wie geht es dir?“
Die Unterhaltung war so simpel, dass es fast schon wehtat. So simpel, dass ich mir beinah die täglichen Gespräche mit ihr zurückwünschte.
„Lass uns ein Stückchen gehen, ja?“, schlug sie vor und langsam gingen wir in Wald. „Passt auf euch auf!“, rief Andrew uns noch hinterher, aber ich winkte ab.
Plötzlich bemerkte ich einen Schatten hinter einen Baum und als ich mich zu Jane umdrehen wollte, um ihr zu sagen, dass wir umkehren sollten, war sie verschwunden. „Jane?“, fragte ich verwundert und langsam dämmerte es mir, wieso ich zwar einen menschlichen Schatten sah, aber nichts hörte. Es gab nur ein Wesen, dass es so perfekt beherrschte, seine Gedanken zu verbergen. Nur ein Wesen, das mir vormachen konnte, dass ich allein war, obwohl das Wesen im Raum war, wenn man von Bella absah - und Bella stand noch bei den anderen.
„Widerliche Sadistin“, zischte ich in die Dunkelheit hinein und schloss die Augen.
„Sei ihr nicht böse, ich habe sie darum gebeten“, erklang eine samtig dunkle Stimme hinter mir und strich mir das Haar nach hinten auf den Rücken. Schauer liefen mir über den Rücken. Ob gut oder schlecht wusste ich nicht.
„Es ist nicht ihre Schuld“, beteuerte die Stimme wieder und legte die Hände auf meine Hüfte, roch an meinem Hals. In tiefen Zügen atmete der Vampir ein.
„Es ist meine Schuld.“
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Ein bisschen kurz, ich weiß, aber dafür kann ich mir vorstellen, dass das nächste Kapitel recht spannend wird. ;) Das hat auch mindestens 1000 Wörter! Versprochen! *hofft, dass ihr genug einfällt* xD Also schön fleißig Kommis schreiben, dann geb ich mir ganz viel Mühe, bis Samstag fertig zu sein. =)