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Familienbande

Ich glaube an die Möglichkeit, auch wenn es nicht möglich ist, daran zu glauben
von

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Das Angebot

Meine Wahrheit ist, ich wusste nicht, was ich fühlte. Vielleicht war es Schockiertheit, vielleicht Angst. Vielleicht Erleichterung, weil ich endlich eine Antwort hatte. Eventuell war es Verzweiflung. Wahrscheinlich war es aber ein Mix aus allem.

Atemlos lauschte ich Carlisle, als er mir von ihnen erzählte. Er erzählte mir, er wäre schon sehr alt und Edward wäre der erste gewesen, den er verwandelt hatte. Danach kamen nach und nach die anderen hinzu. Zu ihrer Familie gehörten noch Rosalie und Emmett. Sie lebten momentan jedoch nicht bei der Familie. Offiziell gingen sie auf ein College.

Sie alle ernährten sich von Tierblut und nannten sich selbst Vegetarier. Dadurch seien ihre Augen topasfarben und nicht rot, wie es bei Vampiren normal wäre, die sich von Menschenblut ernährten.

Er erzählte noch viel mehr, aber ich behielt kaum etwas. Die ganze Zeit über dachte ich nur: ‚Da sitzen Vampire. Vampire ernähren sich von Blut.’ Gedanken rauschten durch meinen Kopf und irgendwann kam Carlisle dann zu einem Thema, bei dem ich jedes Wort aufsaugte. Verwandlung.

Victoria war scheinbar eine der Bösen gewesen. Sie trank Menschenblut und vor geraumer Zeit waren sie und zwei andere Vampire in der Nähe gewesen. Einer von ihnen, James, hatte auf Bella Jagd gemacht. Sie wurde sofort von Alice und Jasper fortgebracht, während der Rest der Familie versuchte James zu jagen beziehungsweise ihn von ihrer Fährte abzulenken. James hatte Bella jedoch aufgespürt und in eine Falle gelockt. Sie wurde gebissen und Edward konnte sie noch retten, indem er das Gift aus ihr heraus saugte. Indes töteten Emmett und Jasper James. Victoria, deren Gefährte James gewesen war (ich verstand nicht hundertprozentig genau, was das hieß, glaubte aber die ungefähre Bedeutung zu kennen), hatte nun einen unvorstellbaren Hass auf Edward entwickelt und hatte ihm seine Gefährtin nehmen wollen, so wie er ihren Gefährten genommen hatte. Bella.

An meinem ersten Tag in Forks war Victoria dann in die Stadt gekommen und hatte Bella aufgelauert und überfallen. Sie hatte sie töten wollen, aber Edward hätte sie gerade noch vor dem Tod retten können. Aber die Verwandlung hatte bereits begonnen.

Carlisle sagte, die Verwandlung wäre ein schmerzhafter Prozess. Er beschrieb es mir, als stände der ganze Körper in Flammen. Deshalb schreie Bella so sehr. Dieser Prozess würde unterschiedlich lange dauern. Es käme ganz drauf an, wie man vergiftet wurde.

„Wir haben Victoria gestern getötet und müssen nun weiterziehen. Bella wird bereits vermisst. Bisher konnten wir Chief Swan glauben lassen, sie wäre bei ihrer Mutter, die momentan im Urlaub und somit nicht erreichbar ist. Aber sie kehrt bald zurück und dann wird man ihr Verschwinden bemerken.“

Ich fühlte mich, als zerreiße er mein Herz. Als er begonnen hatte, mir von dieser Frau aus Chicago zu erzählen, hatte ich an die Möglichkeit geglaubt und ich glaubte auch jetzt noch daran, doch wenn die Cullens von hier fortgehen würden, dann würden all meine Hoffnungen zerfallen und zerspringen wie ein Spiegel, den man auf den Boden warf. Ohne, dass ich es irgendwie unter Kontrolle hätte bringen können, begann meine Hand zu zittern.

„Nun, da du alles weißt“, meinte Carlisle, „möchte ich dir noch über eine Vermutung von mir erzählen. Ich habe dir zu Beginn von der Frau erzählt. Sie lag im Sterben, als sie mir gegenüber ihren letzten Willen äußerte. Ich sollte mich um ihren Sohn kümmern, der jedoch selbst am sterben war. Trotzdem konnte ich ihr den Wunsch nicht abschlagen, als sie mich mit ihren ausdrucksstarken, grünen Augen ansah. Ich ging zu ihm und musste feststellen, dass er beinah tot war. Ich rang lange mit mir. Ich hatte noch nie einen Menschen in einen Vampir verwandelt, aber schließlich entschloss ich mich dafür. Ich sagte, er wäre tot und unter all den Toten im Krankenhaus fiel es nicht auf, dass einer von ihnen noch atmete. Dann verwandelte ich ihn. Heute sitzt er hier bei uns. Edward.“

Ich sah unweigerlich Edward an und war den Tränen nahe. Ein Wort bohrte sich in meine Gedanken und ich wusste, dass es auch in seinen Gedanken war, denn so, wie er mich ansah, hörte er mir zu. Er nickte schwach, wie zur Bestätigung meiner Gedanken. Das Wort lautete Familie.

„Ich habe lange nachgedacht und heute Morgen ein wenig telefoniert. Diese Frau hatte eine Schwester, die auch in Chicago lebte. Die Schwester hatte einen Sohn und dieser Sohn eine Tochter, die ihrer Großtante aufs Haar ähnelte. Die Tochter starb vor mehr als zehn Jahren bei einem Autounfall und hinterließ ein Kind. Eine Tochter.“

Mein Blickfeld verschwamm, als mir die Tränen in die Augen schließen. Mein Herz begann zu rasen, aber ich sah Edward klar und deutlich und konnte nun nicht mehr leugnen, dass er meinem Großvater sehr ähnlich sah. Er sah aus wie mein Großvater als junger Mann. Das gleiche bronzefarbene Haar. Großvater hatte früher grüne Augen gehabt. Hatte Edward früher auch grüne Augen gehabt? Früher, bevor er zum Vampir wurde?

Wieder ein Nicken.

Im Raum wurde es still, ohne dass ich es bemerkt hatte. Alle Blicke waren auf mich und Edward gerichtet, wie wir uns fixierten.

Es gab tatsächlich noch jemanden, zu dem ich gehören konnte. Immer weniger wollte ich, dass die Cullens gingen. Immer weniger wollte ich, dass die einzige Person, die mich faszinierte und die ich in meiner Nähe haben wollte, ging. Immer weniger wollte ich, dass Edward ging.

Für einen Moment sah ich klar und deutlich die Jahre bis zu meiner Volljährigkeit vor mir. Trostlos, allein und familienlos in einer kleinen Stadt, in der es immer nur regnete und die sich Forks nannte. Ich würde bei meinen Pflegeeltern verkümmern und so schnell wie möglich aufs College verschwinden, um einen erneuten Neustart durchzuführen. Der Neustart würde so hart werden, dass es mich alle Kraft kosten wurde, aber ich war Realistin und ich müsse es schaffen. Ich musste es einfach schaffen…

Carlisle sagte etwas, aber ich verstand es nicht. Ich verstand gar nichts mehr.

Warum taten sie mir so weh? Warum sagten sie mir, dass es jemandem gab, einen Verwandten, und entrissen ihn mir dann wieder? Warum taten sie mir das an? Warum hatte Edward, wenn er meine Gedanken lesen konnte und meine Gefühle kannte, ihnen nicht gesagt, dass ich das nicht wollen würde? Warum verletzte man mich immer wieder? Warum hatte Alice nicht gesagt, dass ich es kaum schaffen würde, wenn sie doch – wie ich erfahren hatte – in die Zukunft sehen konnte? Warum waren sie so kaltherzig?

„Faye… Hey, Faye!“ Carlisle sah mich besorgt an. Langsam wanderte mein Blick von Edward fort zu ihm. Jemand reichte mir ein Taschentuch und erst jetzt bemerkte ich, dass ich weinte. Ich nahm das Taschentuch und wischte mir die Tränen weg. Sie versiegten allmählich.

„Faye, hast du gehört, was ich dir vorgeschlagen habe?“ Ich schüttelte den Kopf. „Es fiel uns schwer, diese Entscheidung zu treffen, weil wir dir diesen Schmerz nicht antun wollen, aber wir möchten dir anbieten zu unserer Familie zu gehören. Als Vampir.“ Schockiert sah ich ihn an. „Kein Witz?“, fragte ich. Meine Stimme klang ungewohnt dünn. „Natürlich nur, wenn du willst. Wir möchten dich auf keinen Fall dazu zwingen, immerhin würden wir den Rest der Ewigkeit miteinander verbringen und da sollten wir uns gut gesinnt sein. Wir wissen selbstverständlich nicht, wie Rose und Emmett dich finden werden, aber ich denke, sie würden dich mögen. Du hast aber auch die Möglichkeit dieses Angebot abzulehnen und nach Hause zu deinen Pflegeeltern zurückzukehren, jedoch müssen wir dich bitten, niemandem von uns zu erzählen. Du müsstest dieses Geheimnis mit ins Grab nehmen…“

Ich hatte das Gefühl, dass er noch weiter sprechen wollte, aber ich unterbrach ihn rasch. „Ich will“, sagte ich schnell und Carlisle sah mich verwundert an. Er hatte scheinbar erwartet, mich überreden zu müssen. Dann sah er Edward an. „Sie will es wirklich“, meinte er und ich nickte begierig. „Bitte, macht mich zu einem Vampir“, flehte ich. Alle Cullens tauschten viel sagende Blicke aus, dann sagte Carlisle: „Wie du wünschst. Aber wir werden bald von hier verschwinden müssen. Du hättest keine wirkliche Zeit, dich von deinen Pflegeeltern zu verabschieden. Esme und ich würden heute noch den Antrag stellen, dich adoptieren zu dürfen.“

Ich weinte fast bei dem Gedanken, in diese Familie aufgenommen zu werden. Endlich jemanden zu haben, von dem ich lernen konnte. Es war ein berauschendes Gefühl.

„Ich hoffe, du verstehst, dass ich dich nicht sofort verwandeln kann. Als erstes muss Bella aus ihrem Zustand heraus und die Adoption vom Tisch sein. Es empfiehlt sich nicht, dass du dich vor Schmerzen krümmst, wenn das Jugendamt uns einen Besuch abstattet.“ Ich nickte zustimmend. Angst vor den Schmerzen hatte ich nicht.

In meinem Kopf gab es nur noch einen Gedanken. Ich hatte tatsächlich eine Familie.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  Syanca
2007-11-16T17:00:13+00:00 16.11.2007 18:00
q.q
sry ich kann grad nich schreiben ich seh leider nix mehr
q.q

~Lost~
Von: abgemeldet
2007-09-25T20:02:48+00:00 25.09.2007 22:02
klasse story! werd gleich mal weiter lesen!
bye
Mary-Alice-Cullen
Von:  Ea
2007-08-03T10:58:22+00:00 03.08.2007 12:58
seit wann verwandeln die cullens einen so schnell? gerade carlisle besteht doch darauf einen menschen erst zu verwandeln, wenn selbiger keine wahl mehr hat OO und seit wann wohnen emmet und rosalie nicht mehr da? oder hat es was mit bellas verwandlung zu tun? rosalie konnte das mädchen ja von anfang an nicht sonderlich leiden, die arme bella
sehr schöne geschichte, auch sehr lesenswert, obwohl alles ein wenig zu schnell geht, das passt nicht so wirklich zum wirklichen charakter der cullens
du hättest das ruhig weiter hinauszögern können, es spannender machen können
Von: abgemeldet
2007-07-21T15:30:39+00:00 21.07.2007 17:30
also erstmal die ff ist echt super, nur schade, daß sie jetzt doch auf einmal abgeschlossen ist. dachte es kämen vielleicht noch einige kapitel...
bitte weiterschreiben

Von: abgemeldet
2007-07-21T09:48:44+00:00 21.07.2007 11:48
ja ich bins mal wieder...ich kann nicht verstehn warum hier noch nicht zehn andre Kommentare stehn. Ich finde deine Geschichte klasse :)
Naja...also da gabs eine Stelle im 6.Kappi bei der hab ich mich so schrott gelacht...Das Kreuz...es war schön...echt du hättest mich sehn müssen *lol*. Aber nun gut. Das 7. ist super geworden. Insgesamt wurden meine Vermutungen bestetigt :D...deine Geschichte hat Ähnlichkeit mit ner andren hier...aber ich finde deine Version wesentlich besser. Ich wirklich gespannt wie es weiter geht...Hast du vor noch viel zu schreiben? Ich hoffe schon. Faye braucht noch nen Typen ;B
naja tschö
essi


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