Zwischenstop
"...und darum wird heute diskutiert, ob die heutige Wirtschaftslage gut genug ist oder nicht. Danke!" sprach Takaru zu Ende, nickte und ging mit Chieco vom Lehrerpult zu ihren eigenen Plätzen. Es war ruhig im Klassenzimmer.
"Gut. Ihr Vortrag war gut. Eine 1." sagte die Deutschlehrerin und ging zur Tafel.
Als sich die beiden hinsetzten, war alles wie vorher.
Takarus Klassenkameraden waren weiterhin fremd für sie. Es wurde in dieser Schule auch kein Schwerpunkt auf gutes Miteinandersein gelegt. Takaru war weiterhin nur eine mittelmäßige Schülerin.
Chieco ignorierte Takaru weiterhin im Unterricht. Takaru seufzte leise.
"Wie soll das jetzt nur weitergehen? Seit ich wieder zur Schule gehe, ist alles so merkwürdig geworden. Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich verfolgt werde. Dass Mama das wusste! Man hat ihr zum Glück Bescheid gesagt, weshalb ich erstmal von Zuhause weg bleibe. Ich habe mich immer noch nicht an diese neue Situation gewöhnen können. Und Chieco verhält sich seitdem, seit zwei Wochen, total komisch. Irgendwie versucht sie mich zu meiden und da ist immer so eine komische Spannung bei uns... I-Ich will sie um mich haben..."
Sachte sah Takaru zu Chieco. Wie es ihr wohl geht?
Plötzlich klingelte es. Es war Pause.
"Na, Takaru, wollen wir mal wieder ein bisschen quatschen, hm?" fragte Jane mit einer hochsüßen Stimme, das Takaru ein wenig misstrauisch machte.
"Okay..."
"Hey, sag mal, alles ok bei dir?" fragte Jane auf einmal.
"J-ja, wieso?" antwortete Takaru.
"Ich hab´ mich nur gewundert, weil du so ängstlich wirkst."
"Ach, quatsch. Mir geht es gut. Und bei dir alles klar?" versuchte Takaru abzulenken, denn sie hatte strikte Anweisungen bekommen nicht die kleinste Andeutung über die letzten Geschehnisse zu geben.
"Wie immer. Hab´ ein paar Jungs gedatet, bissel gemalt, nichts weiter. Wie steht´s jetzt eigentlich denn mit deiner Tischnachbarin?" fragte Jane höhnisch.
"Äh..."
Plötzlich vibrierte es Takaru in der Hosentasche.
"Entschuldige, muss mal kurz zur Toilette!" Schnell verschwand Takaru und ließ Jane alleine.
"Soso." sagte sie bedächtig.
So lief Takaru zu den Damentoiletten der Schule. Als sie den Raum betrat, sah sie auch schon Chieco vor sich.
"Du hast mich gerufen?" fragte Takaru sogleich. Im Inneren freute sie sich Chieco wieder zu sehen und mit ihr zu sprechen.
"...Halte dich von Jane fern."
"Wieso?"
"Sie ist gefährlich. Das sagt mir mein Instinkt."
"Was sagt dir dein Instinkt, Hm?" erklang plötzlich eine Stimme hinter Takaru, sodass sich diese erschreckte.
"Was willst du, Jane?!" sagte Chieco mit bedrohlicher Stimme.
"Was denn? Darf ich nicht mit euch reden?" lächelte Jane bittersüß.
Eine unangenehme Stille herrschte.
"Also, ihr habt über mich geredet?"
"Komm, Takaru!" sagte Chieco und zog Takaru mit der Hand nach draussen.
Takaru aber war verwirrt.
"Was ist denn los?!" fragte Takaru, während Chieco und sie schnell weg von den Toiletten gingen.
"Ich befürchte, sie gehört zu den schwarzen Männern." antwortete Chieco.
"Was?"
"Ich muss jetzt los. Geh in die Klasse. Aber unauffällig! Weiteres kommt später!"
"W-warte!"
Zu spät. Chieco rannte schon.
"Jane gehört also zu den schwarzen Männern..."
Irgendwie hatte Takaru aber keine Angst. Chieco war ja da.
"Sie hat mich an der Hand gehalten..." Takaru zeigte keine Reaktion, innerlich jedoch machte sie Luftsprünge.
Langsam ging Takaru dann zu ihrer Klasse zurück.
Als Takaru den Gang zum Klassenzimmer erreichte, erwartete sie Jane erneut.
Takaru versuchte ein schüchternes entschuldigendes Lächeln.
Doch plötzlich wurde sie an die Wand gedrückt! Hart und fest hielte Jane sie an den Händen fest.
"Was-?!" stieß Takaru hervor.
"Hör zu, meine Kleine..." sagte Jane bedrohlich und kam ihr gefährlich Nahe.
Takaru erwiderte vor Schreck nichts.
"Machst du das noch einmal mit mir, wie gerade eben, kriegst du großen Ärger. Haben wir uns verstanden?" flüsterte Jane und näherte sich Takarus Gesicht.
Takaru nickte zögernd.
Jane hob ihre Hand und hielte grob das Gesicht von Takaru. Langsam näherten sich ihre Lippen denen von Takaru, bis sie kurz vor ihnen stoppte. Takaru zitterte. Sie wollte das nicht und versuchte ihren Kopf wegzudrehen, was ihr aber nicht gelang.
Dann plötzlich ließ Jane sie los und wandte sich ab.
"Wir sehen uns, Schätzchen. Haha!" lachte Jane hämisch und ging in die Klasse.
Eingeschüchtert ging auch Takaru ins Klassenzimmer, wo der Unterricht schon begann.
Als die Schule endete, wartete Takaru schon draussen beim Eingang. Dort erblickte sie Chieco und sie begann sich schon vorwärts zu bewegen. Chieco würde sie einholen. Nach ca. 500 Metern begleitete Chieco sie neben ihr.
Takaru machte eine Bewegung sprechen zu wollen. Als Chieco dies bemerkte, ließ Takaru es doch sein.
Sie wollte das mit Jane doch nicht erzählen, weil Chieco vielleicht sonst noch was macht. Und Ärger war keineswegs etwas, was Takaru mit Chieco teilen wollte. Definitiv nicht.
Dann bogen beide bei einer Sackgasse nach links ab, wo auch schon ein schwarzes Auto auf sie wartete. Sie stiegen ein und fuhren zu ihrem Versteck. Takaru musste immer in diesem Auto hinfahren, weil es schwarz beschichtete Fenster hatte, sodass Takaru nichts von draussen erkennen konnte. Das Versteck muss weiterhin geheim bleiben.
Dort angekommen, brachte man Takaru auch schon wieder zu ihrem Zimmer. Dort ließ man sie alleine. Jedesmal der gleiche Vorgang. Wie an den anderen Tagen zuvor.
Seit 2 Wochen ist nichts Besonderes passiert, doch alle spürten, dass bald ein Unheil geschieht...
