Eine Überraschung kommt selten allein
~Searching for the Rainbow's End~
Epilog
Eine Überraschung kommt selten allein
Der Wagen in dem Juudai und Johan fuhren kam leise vor dem weißen Haus der Marufujis zum Stehen. Es war ein sommerlich, freundlicher Tag mitten im Juli und die Sonne schien so heiß, dass man das Gefühl bekam keinen kühlen Ort mehr auf der Welt auffinden zu können. Juudai streckte sich genüsslich, er hatte die Autofahrt über geschlafen, obwohl diese gar nicht so lange gedauert hatte. Mittlerweile hatte Johan seinen Führerschein gemacht und war nun in der Lage sich leichter von einem Ort zum Anderen fortzubewegen, ganz besonders an einem Tag wie diesem war es sehr nützlich nicht ständig mit dem Bus oder der Bahn fahren zu müssen.
Die beiden Jungen hatten erst vor einer Woche eine Nachricht von Ryou erhalten, der ihnen über einen Anruf vermittelte, dass sie sich alle mal wieder zusammenfinden wollten um ein Gartenfest zu veranstalten. Sowohl Johan als auch Juudai waren erfreut über diese Einladung, immerhin war es nun schon über fünf Jahre her, da sich die ganze Gruppe gesehen hatte. Juudai dachte scharf nach, es war tatsächlich schon fünf Jahr her, seit er sich eines Abends mit Johan auf den Weg gemacht hatte und bei ihm einzog.
Ob Rei auch kommen würde?
Mit einem Klacken schnallte Johan sich ab und stieg aus seinem Suzuki Jimny, einem kleinen Jeep. Auch Juudai fiel aus dem großen Auto heraus, er war die Höhe des Autos noch immer nicht gewöhnt und verschätzte sich immer wieder. Johan konnte sich ein Lachen kaum verkneifen und verriegelte seinen Wagen indem er auf einen kleinen Knopf auf seinem Schlüssel drückte. Der Brünette warf ihm einen beleidigten Blick zu: "Du bist gemein! Manchmal frag ich mich ob du mich überhaupt noch magst oder dich einfach nur über mich lustig machen willst."
Johan lächelte, griff geschwind nach der Hand seines Freundes und zog ihn in seine Arme: "Spätestens heute Abend kann ich dich wieder von den eindeutigen Fakten überzeugen, mein Lieber! Lass dich nicht immer Ärgern."
Er stubste Juudai's Nase leicht mit seiner eigenen an und ging dann schon mal ein paar Schritte vor.
"Aber dass du mir nicht wieder in den Teich fällst!", fügte Johan noch einmal scherzhaft hinzu und klingelte schließlich an der Tür.
Aus dem Inneren des Hauses waren Kinderstimmen zu hören und kurz darauf war die kleine Gestalt eines Kindes zu erkennen, das aufgeregt versuchte die Türklinke zu erreichen. Juudai sah Johan mit einem Lächeln an, sie hatten Ryou's Nachwuchs erst ein einziges Mal kurz nach der Geburt gesehen.
"Masaru-kun jetzt gedulde dich doch noch ein bisschen", die dunkle Stimme des Vater's drang aus der Tür, worauf diese schnell geöffnet wurde. Vor den beiden Gästen standen nun Kaiser Ryou, er wirkte wie immer stolz und seine große schlanke Gestalt imponierte nicht nur Johan und Juudai, sondern auch seinen kleinen Sohn Masaru, der seinem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten war. Nicht nur das schulterlange, türkise Haar wirkten wie Ryou, sondern auch seine Gesichtszüge waren ähnlich, obwohl er noch so klein war. Nur die Augen hatte er von seiner Mutter geerbt. Die bernsteinfarbenen Augen des Kleinen, blickten die beiden jungen Männer begeistert an und seine helle Stimme erkundigte sich aufgeregt:
"Seid ihr auch Mama's Freunde? Wie heißt ihr?"
"Masaru-kun", mahnte sein Vater streng, "Lass Johan-kun und Juudai erst einmal rein kommen."
Die beiden traten ein als Ryou ihnen den Weg freigab und seinen Sohn zu Asuka in das Kinderzimmer schickte. Er schüttelte lächelnd den Kopf: "Er hat meistens nichts als Flausen im Kopf. Wie schön dass ihr gekommen seid. Und dieses Mal ist Juudai nicht der letzte!"
Johan grinste: "Ja, ich wollte dafür sorgen, dass wir dieses Mal auf jeden fall nicht als letztes erscheinen."
"Tja, also Kaiser, dein Sohn ist ja ganz schön gewachsen. Wie alt ist er jetzt eigentlich?", fragte Juudai, der sich nach Ryou's Ansprache verlegen am Hinterkopf kratzte.
"Er ist fünf Jahre alt. Kannst du dich denn nicht mehr an das Jahr erinnern?", entgegnete Kaiser und musste leise lachen als er bemerkte, dass sowohl Johan als auch Juudai rot anliefen, "Übrigens gibt es noch jemanden in diesem Hause, den ihr noch nicht kennen gelernt habt."
Neugierig folgten die beiden ihrem Gastgeber in das Wohnzimmer und dann in das Kinderzimmer, in dem Asuka mit Masaru und einem weiteren kleinen Kind saß, dass ebenfalls dem Vater ähnelte. Johan war etwas erleichtert, ein gemütliches Zimmer vorzufinden, das beruhigende Farben an den Wänden und in der Einrichtung aufwies. Kein schreiendes Pink, kein Babyrosa oder gar himmlisches Babyblau waren zu sehen, lediglich zartbläuliche Tapete, die beinahe weiß erschien. An den Wänden waren Poster von verschiedenen Monstern aus dem Duel Monsters Kartenspiel zu sehen, offenbar war Masaru schon jetzt ein kleiner Fan und auch ein paar Pro-League Duellanten waren auf einigen Plakaten zu sehen.
Zunächst begrüßte Asuka ihre Besucher und auch Juudai und Johan machten eine höfliche Verbeugung vor ihr. Die Überraschung stand nicht nur ihm ins Gesicht geschrieben, sicher es war eine lange Zeit hergewesen und Ryou traf man nur selten in der Pro-League an, da er sein eigenes Zimmer hatte und sich sehr oft dorthin zurück zog.
Johan sah nun abwechselnd von Ryou zu Asuka: "Ihr habt noch ein Kind?"
"Ja", antwortete Asuka, "ihr Name ist Emiko."
"Ein Mädchen?", fragte Juudai lächelnd, der durch die verdeckten Haare und die neutrale Farbgebung der Kleidung, bestehend aus einem dunkelroten Pullover und einer dunkelblauen Latzhose nicht erraten wollte, ob es sich nun um einen Jungen oder ein Mädchen handelte. Er gesellte sich zu Asuka ins Zimmer um sich die beiden Kinder einmal genau anzusehen.
"Ich denke mal die beiden werden sich ein wirklich gutes Beispiel an euch beide nehmen", meinte Johan und setzte sich ebenfalls zu Asuka. Er betrachtete die Szene zufrieden, während er seinen Kopf auf beide Hände stützte und Juudai beobachtete wie er sich über Masarus Duellkünste hermachte und ein bisschen mit ihm spielte. Sicher würde ihm so eine Rolle auch gut stehen. Ryou stand mit verschränkten Armen in der Tür und schüttelte grinsend den Kopf: "Manche Leute die man kennt, verändern sich nie."
"Das will ich doch hoffen! Sag mal Ryou, wie alt ist Emiko-chan?", wollte Johan wissen.
"Sie ist erst ein einhalb Jahre alt", entgegnete Kaiser, "Tut mir leid, dass ihr es noch nicht erfahren habt. In letzter Zeit haben wir uns viel zu wenig gesprochen. Nun, ich bin gespannt wer als nächstes den Weg zu uns findet."
Er entfernte sich aus dem Kinderzimmer und begab sich erst einmal in die Küche um noch ein paar Dinge für das Abendessen, das später folgen sollte, zu organisieren. Johan und Juudai verweilten derweil bei Asuka und ihren Kindern. Juudai wandte sich nun an die junge Mutter: "Wer kommt denn eigentlich?"
"Wir haben wirklich ausnahmslos alle eingeladen, Juudai-kun", entgegnete sie und setzte Emiko in ihr Laufgitter zurück.
"Dann hast du auch Rei-chan eingeladen?", hakte er nach.
Einen Augenblick lang wirkte Asuka ein wenig als ob sie eine Antwort abschätzen musste. Juudai meinte diesen Blick gut zu kennen, vielleicht dachte sie gerade über das Für und Wider einer wahrheitsgemäßen Antwort nach, so dass Juudai sich gezwungen sah noch etwas zu erklären: "Ich hätte sie gern mal wieder gesprochen."
"Tja, Juudai-kun, ich weiß schon, dass du dich bestimmt sehr darauf freust. Rei ist eingeladen und ich bin mir sicher, sie wird auch auftauchen", entgegnete sie.
Juudai wurde das Gefühl nicht los als ob sie ihm etwas verschwieg und auch Johan fand Asuka's Verhalten ein wenig merkwürdig. Sie versuchte wohl auch vom Thema abzulenken und bat die beiden ein paar Stühle nach draußen in den Garten zu stellen. Auch Masaru half ein bisschen mit als Juudai einen der Stühle nach draußen Stellte. Johan betrachtete die Situation mit einem Lächeln und hockte sich schließlich vor den Kleinen: "Na, du magst Juudai wohl?"
"Ja! Ich hab ihn schon im Fernsehen gesehen! Ich will auch toll duellieren!!", antwortete der kleine Junge aufgeregt.
"Aber Masaru... dein Vater ist doch viel besser als ich!", meinte Juudai grinsend und zerwuschelte das widerspenstige Haar des Jungen.
"Ja. Papa ist gut, aber ich will auch mal gut werden und versuchen ihn zu besiegen!", antwortete er, "Dann muss ich bestimmt wie Juudai-san werden."
Johan lachte und klopfte Juudai leicht auf den Rücken: "Du hast einen kleinen Fan, Juudai."
"Hallo ihr beiden", eine weibliche Stimme begrüßte die beiden Jungen und Masaru. Johan und Juudai sahen auf und erkannten eine Gruppe von alten Freunden wieder. Momoe war zusammen mit Fubuki, Junko und Manjoume angekommen und auch Shou war im Hausflur um sich die Schuhe auszuziehen.
"Wie geht's euch?", erkundigte sich Juudai grinsend und nun trafen nach und nach die restlichen Gäste ein. Kenzan und Jim waren nach Shou eingetroffen, O'Brian hatte sich zunächst verfahren und wurde von Daichi mitgenommen, der den dunkelhäutigen Mann in der Stadt aufgelesen hatte. Nur zwei Personen waren nicht zu sehen.
"Martin-kun und Rei-chan fehlen noch", murmelte Asuka leise vor sich hin, "Ich war mir aber ganz sicher, dass die beiden zugestimmt haben."
"Ach, Asuka da mach dir mal keine Sorgen, ich denke die beiden haben nur ein bisschen zutun", meinte Fubuki und zwinkerte seiner kleinen Schwester vielsagend zu. Juudai wurde hellhörig, er fasste Fubuki's Reaktion ganz falsch auf, ahnte allerdings nicht wie falsch er mit seiner Vermutung lag.
"Rei und Martin? Leben sie jetzt etwa auch zusammen?", wollte er wissen.
Asuka nickte: "Ja. Ich glaube sie ist vor zwei Jahren zu ihm gezogen."
Juudai nickte zufrieden. Offenbar war sie über ihn hinweg gekommen und ihre Sympathie war auf Martin über gegangen. Er griff nach Johan's Hand, der seinen glücklichen Blick erwiderte. Juudai hatte eigentlich schon etwas Angst gehabt Rei wieder zu sehen, obwohl er es sich auch gewünscht hatte, allerdings befürchtete er noch, dass sie ihm die Wahl zu Johan zu gehen noch immer übel nehmen könnte.
Lange musste die Clique nicht mehr auf die Ankunft der beiden warten. Eine schwarze Limousine fuhr vor dem Haus vor, es war eindeutig ein Wagen aus dem Hause der Kanou's. Ryou und Asuka machten sich auf den Weg zur Tür und noch bevor Rei und der schüchtern wirkende Martin aus dem Auto gestiegen waren, öffneten sie die Tür um die beiden sofort zu begrüßen. Rei stieg als erste aus dem großen Auto und schien noch etwas heraus holen zu wollen, denn anstatt sofort in das Haus zu gehen beugte sie sich noch einmal in das schwarze Fahrzeug hinein.
"Aua...", jammerte eine junge Stimme aus dem Auto heraus.
"Tut mir leid, du hast dich schon wieder im Gurt verhakt", sagte Rei etwas ungeduldig und ließ dann ein kleines Mädchen mit schwarzen, etwas längeren Haaren aussteigen. Das Kind hatte tief schokoladenbraune Augen und ihre Frisur schien unbändig zu sein, denn ihr Haar stand wild nach hinten hin ab. Sie trug eine weiße Bluse, die am Kragen und an den Ärmeln mit Rüschen abgesetzt war und einen schwarzen Rock mit Trägern, die ihr über die Schultern gingen. Sie machte schon jetzt den Eindruck einer kleinen Schülerin und ihr frecher Gesichtsausdruck ließ jeden sofort wissen, dass sie ein kleiner Naseweis war. Kaum als die kleinen Füße des Mädchens den Asphalt berührten, begann sie auch schon quirlig auf die Haustür zu zulaufen.
"Aijouko!", mahnte Rei, doch es war schon zu spät, das kleine Mädchen hatte sich an Asuka und Ryou vorbei geschoben und rannte fröhlich kichernd hinein um sich umzusehen, Rei verbeugte sich tief vor Ryou und Asuka, "Es tut mir leid, sie kann einfach nicht hören."
"War das eben deine Tochter?", wollte Kaiser nüchtern wissen, der das Mädchen noch nicht gesehen hatte.
"Ja und im Moment hab ich alle Hände voll mit ihr zutun", erklärte sie, wobei sie ihre Hände in die Hüften gestemmt hatte, "Ich glaube ich muss jemandem dringend Hausarrest geben."
"Lass sie doch, sie ist eben neugierig", meinte Asuka lächelnd, dann begrüßte sie auch Martin mit einer kleinen Verbeugung, die er erwiderte.
"Wartet ab bis sie die anderen Gäste zu sehen bekommt, dann wird sie ganz anders", meinte der braunhaarige Junge, "Sie fremdelt sehr stark."
"Na da bin ich ja mal gespannt", lachte Ryou und brachte seine Gäste zusammen mit Asuka ins Haus.
Aijouko stand regungslos vor der Terrassentür und wie Martin es bereits vorrausgesehen hatte, traute sie sich nicht allein raus zu gehen.
"Na Aijou-chan? Magst du nicht die anderen begrüßen?", fragte er leise und gab ihr einen kleinen Klaps auf den Rücken.
"Ich mag nicht alleine, Onkel Martin...", antwortete das Mädchen kleinlaut.
Rei lachte leise und ergriff die Hand ihrer Tochter: "Das musst du auch nicht, ich stelle dich meinen Freunden vor. Du musst keine Angst haben, sie sind alle sehr nett!"
Gemeinsam gingen sie in den Garten hinaus wo die anderen saßen und angeregt miteinander plauderten. Juudai und Johan waren die ersten, die den drei Neuankömmlingen Aufmerksamkeiten schenkten.
"Hallo Rei-chan! Martin-kun!", rief Juudai heiter und winkte ihnen zu.
Sein Gruß wurde freundlich entgegen genommen und erwidert. Sowohl Martin als auch Rei gingen zu den anderen, Aijouko versteckte sich etwas schüchtern hinter ihrer Mutter und warf nur schüchterne Blicke in die Runde. Juudai hatte das kleine Mädchen ebenso wenig bemerkt wie die anderen, erst Jim bekam die Kleine zu sehen als Rei sich neben ihn stellte.
"Hello, little girl", sagte er lächelnd an Aijouko gewandt.
Sie blieb still, da sie seine englischen Worte nicht verstand und krallte sich noch fester in Rei's Rock.
"Aijou-chan, jetzt sei doch nicht so schüchtern, du bist doch sonst ganz anders", meinte die dunkelhaarige Frau und schob ihre Tochter vor sich her. Diese sah leicht benommen von einem Gesicht ins andere. Johan und Juudai sahen sich erstaunt an. Keiner von ihnen hatte erwartet das Rei ein Kind hatte.
"Das ist... deine Tochter?", wollte Johan überrascht wissen, Rei antwortete ihm nur mit einem Nicken, sie lächelte dabei, "Sie ist wunderschön."
Er wusste nicht ganz, was er sagen sollte, das schüchterne Mädchen das mit allen Mitteln versuchte den vielen Blicken zu entkommen war wirklich süß und hatte große Ähnlichkeit, doch auch noch mit jemand anderen. Johan warf Juudai einen forschenden Blick zu, er sah abwechselnd seinen Freund und das Kind an. Juudai war ebenfalls wie in Gedanken als er das Mädchen betrachtete.
"Juudai, sie sieht aus wie...", brachte Johan leise an ihn gewandt hervor.
Aijouko sah zu ihrer Mutter hinauf, ihre großen braunen Augen sahen sie unschuldig, beinahe naiv an und dann drang ihre leise Stimme, die zuvor aufgeweckt und wild geklungen hatte an das Ohr ihrer Mutter: "Kaasan, ist das da mein Papa?"
Sie hatte leise gesprochen, sie sah noch immer nur ihre Mutter an. Rei hockte sich neben ihre kleine Tochter und lächelte: "Ja, meine Kleine. Das ist dein Vater, von dem ich dir erzählt habe."
Sie gab Aijouko einen kleinen Klaps als Aufmunterung zu ihm zu gehen. Das schwarzhaarige Mädchen nickte, plötzlich schien sie etwas mehr Mut aufzubringen und tat ein paar Schritte auf Juudai und Johan zu. Ihre dunklen Augen waren nun fest auf Juudai gerichtet und dieser erwiderte ihn mit den selben dunkelbraunen Augen.
"Juudai!?", brach es erschrocken aus Johan heraus.
Der Brünette selbst brachte keinen Ton heraus. Er betrachtete das Mädchen stumm, in seinen Augen war Verwirrung zu erkennen.
"Das...das da soll meine...", Juudai verfiel in Gestammel und brachte es kaum fertig sich auf etwas anderes als das Mädchen zu konzentrieren, er hatte gleich das Gefühl gehabt, das sie etwas Vertrautes an sich hatte, doch jetzt wo er aus Rei's Munde gehört hatte wer dieses Mädchen sein sollte erkannte er es noch besser. Sie hatte die selben braunen Augen wie er, ihre Frisur war ebenso wild sein eigenes Haar, das einzige was sie beide sehr von einander unterschied war die Haarfarbe und die Gesichtszüge. Auf einmal verkrampfte sich sein Magen, dieses Kind war schon groß, es war schon mindestens drei Jahre alt und konnte schon einigermaßen sprechen, noch immer betrachtete er sie: "Warum weiß ich dann nicht... dass ich eine Tochter habe?"
Juudai kniete sich auf den Boden, um auf Augenhöhe des Mädchens zu sein. Er konnte es im Moment nicht fassen, einen Augenblick hatte er vermutet, dass Rei sich doch auf Martin eingelassen hatte und aus dieser Liebe nun ein Kind entstanden war, doch anscheinend lag er damit völlig falsch. Seine Hand bewegte sich fast automatisch zu Aijouko's Haar und sanft berührte er es. Juudai bemerkte es kaum, aber ihm rollten ein paar Tränen über die Wangen. Aijouko betrachtete ihren Vater mit kindlichen Augen, ihre Gedanken waren ihm für einen Moment noch schleierhaft, doch ihre zarte Kinderstimme fragte: "Bist du traurig?"
Um sie herum versank alles in Stille, niemand wagte es die beiden zu unterbrechen. Nicht einmal Johan versuchte Juudai's Tränen zu trocknen. Er schüttelte den Kopf und wischte sich die Tränen aus den Augen: "Nein... nein ich bin ...glücklich."
Juudai nahm Aijouko auf den Arm und richtete sich auf. Sei Herz schlug wild gegen seine Brust, er konnte es noch immer nicht ganz begreifen, dieses kleine Wesen auf seinen Armen, das er noch nie zuvor in seinem Leben gesehen hatte, sollte sein eigen Fleisch und Blut sein.
Seine Tochter.
"Sag ihm wie du heißt", forderte Martin, der die Szene ebenso wie alle anderen mit gerührter Miene betrachtete.
"Aijouko", sagte sie wieder ziemlich schüchtern und erschrak ziemlich, als Juudai sie nahe an sich drückte.
"Aijouko? Er klingt nach Rei's Wahl", meinte er leise und wandte sich dann direkt an sie, "Warum erfahre ich erst jetzt davon. Wie alt ist sie?"
"Sie ist vier Jahre alt. Juudai-san ich hab mich nicht getraut sie dir eher vorzustellen. Ich hatte es eigentlich vorgehabt und ich weiß dass es eigentlich dein Recht gewesen wäre, aber ich wollte nicht...", erklärte sie, "Es tut mir leid."
"Rei-chan... du sagst sie ist vier Jahre alt? Das würde ja ...", Johan schien etwas nachzurechnen, denn ihn hatte die Nachricht ebenso hart getroffen wie Juudai.
Rei nickte: "Richtig. Du hast es schon erkannt nicht wahr? Als ich damals plötzlich zu Hause war, wollte ich Juudai-san mitteilen, dass er Vater wird."
"Warum hast du es mir nicht gesagt, Rei!? Warum hast du mir verschwiegen, dass du ein Kind von mir bekommst!?", fragte Juudai ein bisschen ungehalten, doch er atmete tief durch als Johan ihm eine Hand auf die Schulter legte:
"Juudai, du machst der Kleinen ja Angst."
"Tut mir leid", Juudai streichelte ihr beruhigend über den Rücken, doch anstatt sie wieder auf den Boden zu setzen behielt er sie fest im Arm, ein unbekanntes Gefühl für ihn.
"Ich wollte es dir damals nicht sagen, weil ich Angst hatte es würde deine Entscheidung beeinflussen. Als ich erfuhr, dass du in Johan-kun verliebt bist und ihr ... als ich euch in der Wohnung gesehen habe, da dachte ich alles sei zu spät. Es war ja auch so gesehen zu spät. Ich wusste ganz genau, dass du ihn liebst, dass habe ich schon immer gespürt, aber nie wahrhaben wollen", meinte sie.
"Was meinst du damit, du wolltest meine Entscheidung nicht beeinflussen?", wollte Juudai nun wissen und setzte sich mit seiner Tochter auf den Boden, die nicht ganz verstand worüber ihre Eltern nun diskutierten.
"Ich dachte, wenn ich dir damals gesagt hätte, dass ich schwanger bin würdest du Johan vielleicht verlassen nur um mich zu unterstützen und nur um deine Pflichten als Familienvater zu erfüllen. Das wollte ich auf jeden Fall verhindern, denn damit hätte ich nicht nur dein Glück zerstört sondern auch Johan's", erklärte sie schließlich.
"Und als Aijouko geboren war? Hättest du mir nicht wenigstens sagen können, dass ich eine Tochter habe? Jetzt habe ich vier Jahre ihres Lebens verpasst", meinte er.
"Das weiß ich, Juudai-san", antwortete Rei, "Du hast allen Grund wütend auf mich zu sein, aber so lange Aijou-chan noch so klein war, wollte ich dich nicht darüber aufklären. Bitte verzeih mir."
Es wurde wieder still, bis Ryou seine Stimme erhob: "Ich denke nicht, dass es durch die gegebenen Umstände etwas zu verzeihen gibt. In eurer Vergangenheit gab es viele Unklarheiten die doch aber jetzt bei Seite gelegt sind. Jetzt könnt ihr versuchen, eine richtige Familie zu werden."
Juudai nickte: "Natürlich werden wir das. Na, Johan? Was sagst du, ich bin auf einmal Vater!"
Johan grinste seinem Freund an und wandte sich dann an dessen Tochter: "Also Aijou-chan, ich hoffe du bist ein wenig umsichtiger als dein Vater."
"Vergiss es Johan-kun", meinte Rei mit Scherz in der Stimme, "Vor dir steht Juudai-san in Kleinformat. Der Apfel fällt eben nicht weit vom Stamm. Wenn ihr wollt, lernt euch drei ein bisschen besser kennen und spielt ein bisschen. Sie spielt auch schon ein bisschen Duel Monsters, aber ohne Trap und Magic Karten."
"Jetzt weiß ich, dass sie nur Juudai's Tochter sein kann...", meinte Johan mit einem gespielten Kopfschütteln und alles um sie herum verfiel in lautes aber heiteres Gelächter. Nur Juudai und Aijouko schienen dies nicht ganz nachvollziehen zu können und stimmten erst ein Weilchen später mit ein.
~Ende von Searching for the Rainbow's End~
Nachwort:
Wie ich schon gesagt habe, kommt jetzt ein bisschen mehr als Nachwort. Es ist vollbracht, die Geschichte ist nun endgültig abgeschlossen. Ich hoffe dieser kleine Nachtrag hat euch gefallen und ihr fandet die Geschichte alles in allem interessant zu lesen.
Hier sind also die letzten "Geheimnisse" offenbart worden. Asuka's erstes Kind ist also Masaru, ein Junge geworden und gleich darauf hat sie noch eine Tochter bekommen. Ich weiß nicht warum, aber ich finde zu Ryou passt beides und wenn seine Tochter noch einen großen Bruder wie Masaru hat, dann kann ich mir gut vorstellen, dass sie doppelt geschützt ist, denn im Gegensatz zu ihrem Bruder, so hab ich's mir auf jeden fall gedacht, spielt sie kein Duel Monsters.
Aijouko, ihr Name hat eine Doppelbedeutung, das habe ich bewusst gewählt. Das Wort nachdem sie eigentlich benannt ist, heißt nur Aijou, dessen Bedeutung mich Anfangs verwirrt hatte, doch Yuberu benutzte es am Anfang der 155. Episode also wollte ich dieses Wort benutzen weil es gut zu Situation passte. 愛情 ist eine Variante ihres Namens und bedeutet "Liebe" (das was Yuberu mit dem Wort gemeint hat). Die andere Form des Namens ist 哀情 und bedeutet "Traurigkeit". Aijouko's Name wird mit der zweiten Variante "Traurigkeit" geschrieben, doch weil die Worte gleich ausgesprochen werden, kann man es auch als Liebe verstehen.
Die Inspiration zur Geschichte hat mir wie gesagt ein Lied von Schandmaul geliefert, der Grund warum ich aber überhaupt eine Spiritshipping schreiben wollte:
Nachdem ich ein bisschen Ärger und Krach hatte und es mir nicht gut ging, hatte ich weder die Lust noch das Durchhaltevermögen wieder eine Royalshipping zu schreiben und wie gesagt, sobald Buschwindröschen abgeschlossen ist, werde ich wohl nie wieder eine Geschichte mit dem Hauptfokus auf Royalshipping haben.
Mir ging es damals wirklich richtig mies, ich hab mich ähnlich gefühlt wie Juudai sich wohl hier in der Story gefühlt hat, ja selbst Schuld, aber trotzdem, ich musste aus mir heraus kommen und habe mich an etwas "neuem" probiert. Ich hatte zwar zuvor eine kleine Spiritshipping geschrieben, aber nie eine längere. Und eigentlich sollten die Kapitel ja auch kleiner werden *g*
Die Geschichte... wie soll ich sagen, am Anfang habe ich gedacht, dass jedes Kapitel so lang sein würde wie das 1. Kapitel, doch als ich das zweite geschrieben habe, waren es bereits 6000 Wörter und im Durchschnitt sind sie auch so in dem Dreh geblieben.
Das kürzeste Kapitel ist das Kapitel 1, das längste Kapitel ist Kapitel 8.
Wenn ich ein Kapitel nennen soll, das mir besonders viel Freude gemacht hat zu schreiben: definitiv das vierte Kapitel! Gewittersturm ist toll XD Gleich darauf folgen Kapitel 6 & 7.
Kapitel die mir schwer fielen: das 5. Kapitel war schrecklich!
Zudem habe ich für eine längere Story noch nie so wenig Zeit gebraucht! Ein knappes halbes Jahr ist wirklich Rekord!
Wahrscheinlich liegt es daran, dass ich mit der Story eigentlich ganz zufrieden bin. Ich habe sie wirklich lieb gewonnen, so dass ich sie eigentlich gar nicht wirklich beenden wollte, aber was soll man machen, eines Tages geht sie eben zu Ende! Ich hatte wirklich Spaß dabei Juudai und Johan zu quälen und sie am Ende doch zusammen zu führen. An dieser Geschichte sehe ich eigentlich meinen eigenen Fortschritt, ich finde hier erkennt man, dass die Story am Anfang noch wirklich schwermütig und dunkel ist, aber dann im Laufe von Kapitel 5 und 6 lockerer und fröhlicher wird obwohl ich nicht weiß, ob das jeder so sieht.
Ich bin froh, dass ich nur 2 Adultkapitel geschrieben habe und nicht wie ich es eigentlich vor hatte 3 um die Beziehung von Juudai und Rei Anfangs zu veranschaulichen. Sonst hättet ihr im 2. Kapitel noch einen Adult part gehabt.
Nun möchte ich mich ganz besonders bei Lain-chan (Elaine-chan) für's Betalesen ab Kapitel 6 bedanken, wer weiß wie viele Fehler sich sonst durch die Texte gewandert wären?
Außerdem möchte ich mich bei Jim_Crocodile_Cook bedanken, die als aller erste einen Kommentar geschrieben hat, hinzu kommen BlackSoul-Ruby (LadySherra), Garnet, Aysa, Nanami16 und Midori-chan für die vielen lieben Kommentare bedanken!
Zum Schluss möchte ich euch noch die Geschichte "You are (not) alone" von mir an's Herz legen, die ich bald so richtig beginnen werde zu schreiben. Wenn ihr Dramatik und Dunkelheit mögt kann ich sie euch nur empfehlen, es werden aber auch humorvolle Szenen darin folgen und natürlich gibt es auch wieder Shounen Ai, das darf ja nicht fehlen.
Ich hoffe euch bald mal wieder zu sehen ^-^
Eure Ruky