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Scherben

von

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Zerbrochen

Hi ^^

So, da hab ich mal wieder was verbrochen...

Fragt lieber nicht, was der Auslöser dafür war, ihr würdet 1. es nicht glauben und 2. mich in die Geschlossene einweisen lassen...

Hoffe euch gefällts, wenn nicht... auch gut. Bin über jeden Kommi dankbar ^^

Viel Spaß beim Lesen

Eure Naoko ^^
 


 

Kapitel 1
 

Zerbrochen
 

„Ich weiß nicht, was sie hat. Ich meine, was ist gegen Wäsche aus dem Trockner einzuwenden?“

„Keine Ahnung“, antwortete ich.

„Ach ja, man muss sie bügeln. Aber wer bügelt schon T-Shirts? Natürlich meine Freundin…“

Da waren wir wieder mal, mitten in der Stadt, mitten am Nachmittag und mitten in einem seiner Monologe über Marie. Marie war die Freundin meines besten Freundes Elias, genannt Li. Er liebte sie, keine Frage. Wäre es nicht so, würde er sich nicht aufregen sondern Schluss machen. In solchen Dingen war er konsequent.

Sie waren seit fünf Jahren zusammen, seit unserem Abiball.

Es war ein merkwürdiger Abend gewesen. In einer Ecke des Saales machte ich mit meiner bis heute letzten Freundin Schluss und in der anderen Ecke knutschten die alkoholisierten, frisch Verliebten. Hätte nie gedacht, dass es so lange hält mit den beiden…
 

Wir sind seit der Grundschule befreundet, Li und ich. Seine Eltern sind in die Nachbarwohnung gezogen und unsere Mütter waren der Meinung, wir würden auf jeden Fall Freunde fürs Leben. Ich glaube, nicht nur ich zweifelte stark daran. Immer öfter haben sie uns gegen unseren Willen zusammen gesteckt. Mir war dieser große, dünne Junge immer zu aufgeweckt, zu hibbelig. Und ich war ihm zu ruhig, wie ich mittlerweile weiß. Aber das war unseren Müttern egal. Wir mussten zusammen sein. Ich hatte kaum Freunde, er war noch zu neu in der Stadt um welche zu haben, also fehlten uns auch die Ausreden. Irgendwann fingen wir dann Wohl oder Übel an zu reden, hauptsächlich gegen unsere Mütter und unsere Lehrer, die obwohl wir in verschiedene Klassen gingen, im Großen und Ganzen dieselben waren. Letztendlich ging die Rechnung auf.

Als wir in der zweiten Klasse waren, zogen sie nebenan ein, in der Vierten waren wir unzertrennlich. Bei ihm konnte ich mich ausheulen, wenn ich mich wieder einmal mit meiner Mutter gestritten hatte, ohne dass es mir peinlich gewesen wäre. Und er schlich sich immer zu mir, wenn seine Eltern sich stritten. (Praktischer Weise waren die Zweitschlüssel unserer Wohnungen in der des jeweils anderen deponiert gewesen.)
 

Mittlerweile studierte er Medizin, ich Jura. Marie hatte vor kurzem ihr Studium abgeschlossen und war nun die einzige Nicht-Studentin in unserer Dreier-WG. Als wir mit dem Studium begonnen haben, zogen Li und ich zusammen. Ein Jahr später kam Marie dazu, weil sich ihre WG auflöste. Seit dem stapelte sich das schmutzige Geschirr nicht mehr in der Spüle, die Wäsche wurde regelmäßig gewaschen und die Staubschicht auch an nicht unmittelbar sichtbaren Stellen war bald Geschichte. Wir waren von freien Studenten zu hart arbeitenden Sklaven geworden, aber uns blieb nichts weiter übrig, wenn wir nicht weiter von Tiefkühlpizza und BicMäcs leben wollten. Und nicht erst seit damals war ich zum Seelsorger aufgestiegen, nur war ich es nun für beide.
 

„Hörst du mir noch zu?“

Plötzlich wedelte eine Hand vor meinem Gesicht und riss mich aus meinen Gedanken.

„Ähm… ja klar, Wäsche waschen…“, brachte ich hervor.

„Gut, du hast nicht zugehört“, meinte Li grinsend.

„Wieso? Hast du nicht grad was von Wäsche gesagt?“

„Das ist eine Viertelstunde her. Echt, manchmal mache ich mir wirklich Sorgen um dich, Mäxchen.“ Er grinste immer noch und verwuschelte mir die Haare. Manchmal habe ich das unwiderstehliche Bedürfnis, ihm für so was eine rein zuhauen.

„Lass das und beschwer dich lieber weiter über deine Freundin, obwohl es wahrscheinlich besser wäre, mit ihr zu reden und nicht mit mir.“

„Ich will sie aber behalten, und wenn ich ihr alles sagte, was ich dir sage… ich glaube, das wäre das Ende unserer Beziehung“, sagte er todernst, und wie schon oft, sah ich ihm an, dass das auch sein Ende wäre, wenigstens vorläufig.

„Ich weiß, aber wenn ihr immer nur mit anderen darüber redet… meinst du nicht, dass das irgendwann zur Katastrophe führt?“

„Im Moment habe ich aber auch keine Lust auf Katastrophen.“ Er seufzte, lehnte sich in seinem Stuhl zurück und starrte auf die halbleere Kaffeetasse vor ihm. Ich schwieg ebenfalls und nippte an meinem Milchshake.

„Weißt du, ich will sie nicht verlieren“, sagte er auf einmal leise.

„Ich weiß“, erwiderte ich.

„Aber verstehst du es auch?“

„Wie meinst du das?“

„Na ja, du hattest noch nie eine längere Beziehung…“

„Und deshalb soll ich es nicht verstehen, Angst um eine Beziehung zu haben? Oder einen Menschen zu verlieren, den ich liebe?“

„Du hast Recht. Tut mir Leid“, meinte er leise und ahnte glücklicher Weise nicht, was mir durch den Kopf ging. Als er mit Marie zusammen kam fürchtete ich, ihn zu verlieren, als sie bei uns einzog, eigentlich immer seit dem Abiball und besonders, wenn sie in der Nähe war. Bis jetzt habe ich ihn nicht verloren und mir ist klar, dass ich darüber glücklich sein sollte, aber ich war es nicht. Sobald ihr Name in Verbindung mit seinem fiel, wollte ich die Unterhaltung beenden, wenn sie zusammen waren und so total verknallt taten, wollte ich am liebsten wegrennen.
 

Ich hasste sie nicht, hatte ich nie, dafür war sie zu nett, zu sehr auf meiner Wellenlänge. Wir waren schon zu Schulzeiten befreundet, wir drei. Das fing in der elften Klasse so an und ging immer so weiter, nur dass sich zwei von uns in einander verliebten. Keine unvorhersehbare Entwicklung, zugegeben, aber dennoch überrumpelten sie mich damit, zumal nicht einmal Li etwas in diese Richtung angedeutet hatte. Und noch dazu hatte ich mich gerade von meiner Freundin getrennt, wofür es mehrere Gründe gab. Er war einer davon. Allerdings habe ich ihm das nicht erzählt, nie. Ich erzählte ihm, dass ich sie nicht mehr liebte, dass ich mich offensichtlich nur noch für Männer interessierte, aber nicht, für welchen im Besonderen…
 

„Du bist schon wieder meilenweit weg, oder?“

Wieder einmal unterbrach Li meine Gedanken.

„So offensichtlich?“, fragte ich.

„Ja, du rührst seit fünf Minuten deinen Shake mit dem Strohhalm um, ohne einen einzigen Schluck zu trinken. Das tust du nur, wenn du denkst.“

„Echt? Tu ich das? Ist mir noch gar nicht aufgefallen.“

„Seit ich dich kenne machst du das.“

„Dann kann ich ja weitermachen.“

„Nicht, wenn du mir nicht sagst, worüber du nachgedacht hast.“

„Das willst du gar nicht wissen.“

„Wieso? Denkst du darüber nach, wie der Typ, den du letzte Woche abgeschleppt hast, im Bett war?“

„Nein, ich habe darüber nachgedacht, wie du im Bett wärst.“ Ständig mache ich solche blöden Witze, die er mir nicht übel nimmt, die mir aber jedes Mal einen Stich ins Herz versetzten, weil es eben doch nur Witze sind, die nicht ernst gemeint waren und somit von ihm nicht ernst genommen wurden.

„Wäre ich jetzt im Bett, wäre ich wahrscheinlich eingeschlafen“, meinte er.

„Es ist drei Uhr nachmittags, und du bist erst um zwölf aufgestanden“, erwiderte ich.

„Du kennst mich, am Wochenende könnte ich nur schlafen.“

„Du solltest zum Arzt gehen, das kann nicht gesund sein.“

„Keine Sorge, mit meinem Gesundheitszustand ist alles in Ordnung.“

„Woher willst du das wissen?“

„Schon vergessen? Ich studiere Medizin und das schon seit Jahren. Glaub mir, ich kann so etwas beurteilen.“

„Selbstdiagnosen sind meist falsch, auch bei Ärzten.“

„Ist ja schön, dass du dir Sorgen machst, aber mir geht es gut, wie immer.“

Ich schüttelte nur den Kopf und schlürfte mein Glas leer.

„Bist du dann fertig?“, fragte Li und ich nickte. „Gut, dann lass uns gehen. Du musst mir noch helfen, einen Anzug auszusuchen.“

„Wieso eigentlich immer ich? Und wozu brauchst du einen Anzug?“

„Du, weil du weißt was mir steht und ich ohne dich nur auf den Verkäufer hören würde, der keine Ahnung hat. Und den Anzug brauche ich, weil ich Marie überraschen will indem ich einmal seriös aussehe und sie in ein richtig gutes Restaurant einlade.“

„Bis letzten Mittwoch hast du nicht einmal daran gedacht, dass morgen euer Jahrestag ist.“

„Ein Grund mehr, sie umzuhauen.“

„Wenn du meinst.“
 

Wir bezahlten und gingen ein paar Straßen weiter, wo sich mehrere Herrenausstatter befanden, die unter normalen Umständen alles andere als unsere Preisklasse waren.

„Und du bist sicher, dass du dir das leisten kannst?“, fragte ich mit Blick auf die Preisschilder.

„Was meinst du, warum ich mich ständig von dir einladen lasse?“, grinste er, klopfte mir auf die Schulter und verzog sich mit mehreren Anzügen, die ihm der Verkäufer in die Hand gedrückt hatte, in die Umkleide. Nach einer halben Ewigkeit entschied Li sich dann endlich, oder besser gesagt, der Verkäufer verlor gegen mich, weil ich den am besten aussehenden Anzug ausgesucht hatte. Was kann ich denn dafür, dass das zufällig auch der billigste war?

„Ich wusste es“, meinte Li als wir den Laden verließen.

„Was wusstest du?“

„Dass du mich vor dem Verkäufer retten würdest. Und wie du das gemacht hast… Du bist einfach der Beste.“

„Ich weiß“, grinste ich und versuchte meinen Herzschlag zu ignorieren, der sich bei jedem noch so unschuldigen und freundschaftlichen Kompliment von ihm verstärkte und seine Frequenz erhöhte. Ich überspielte es jedes Mal, wenn er mich anlächelte, wenn er mich, zufällig oder nicht, berührte, wenn er etwas sagte, wenn er im Raum war…

Wir gingen durch einen kleinen Park in Richtung Straßenbahn, doch an einer Ecke auf der anderen Straßenseite stand ein knutschendes Pärchen, was nicht weiter interessant gewesen wäre, wäre mir nicht eine Hälfte des Pärchens irgendwie bekannt vorgekommen. Ich blieb stehen und beobachtete die beiden. Sie lösten sich von einander und von diesem Augenblick an hasste ich sie, abgrundtief und von ganzem Herzen.

„Maximilian, kommst du? Oder muss Papi dich an die Leine nehmen?“, rief Li fröhlich. Er hatte natürlich nichts mitbekommen und stand, den Anzug im Karton unter dem Arm, etwas weiter und sah mich fragend an.

„Komm ja schon“, murmelte ich und ging weiter. Ich glaube, in diesem Moment, als ich mich noch einmal kurz zu ihr umsah, hat sie mich ebenfalls gesehen.

„Was war denn?“, fragte er.

„Nichts“, log ich.

„Du solltest nicht soviel denken“, meinte er nur und zog mich weiter.
 

Am nächsten Tag brach sie ihm in einem ziemlich teuren Restaurant das Herz.

Ich war mit einem Freund im Kino gewesen und als ich nach Hause kam, fand ich ihn, wie der in seinem neuen Anzug auf meinem Bett lag und mich aus verweinten Augen ansah.

Die Wohnung selbst sah aus wie ein Schlachtfeld. Überall lagen ihre Sachen, ihre Klamotten, ihre Vasen, Zimmerpflanzen und Kaffeetassen, allesamt zerbrochen, ihre Bücher, einfach alles, verstreut auf dem Boden. Selbst wenn ich keine Ahnung gehabt hätte, so waren das eindeutige Zeichen von Liebeskummer. Und dann lief das bei uns immer gleich ab.

Ich legte mich neben ihn, sah ihn an und wartete. Er sollte anfangen. Keine blöden Fragen, keine Sätze wie „Andere Mütter haben auch schöne Töchter.“ (oder Söhne, je nach dem). Das war ungeschriebenes Gesetz. Nicht quatschen, einfach nur da sein. Diese Vorgehensweise hatte sich seit Jahren herausgebildet, seit wir überhaupt mit Beziehungen angefangen hatten. Und es war die erfolgreichste Methode.
 

Wie lange wir da lagen, wie viele einzelne Tränen über sein Gesicht rannen, ich weiß es nicht, aber nur zu gerne hätte ich jede einzelne davon weggeküsst. Ich fragte mich, ob er jemals aufhören würde, sie zu lieben, ob ich jemals aufhören würde, ihn zu lieben.

„Sie liebt mich nicht mehr“, flüsterte er mit erstickter Stimme. Hinter seinem Kopf sah ich den Wecker auf 2:47 umschalten.

„Hat sie das gesagt?“

Er nickte. „Sie hat einen anderen. Und sie meinte, du wüsstest es.“

„Irgendwie habe ich gehofft, sie verwechselt zu haben.“

„Seit wann?“

„Seit gestern Abend, in dem Park.“

„Du hast sie also gesehen und nichts gesagt?“ Fast unhörbar schwang in dieser Frage ein Vorwurf mit, aber trotzdem zerriss es mir fast das Herz.

„Wie gesagt, ich hoffte, sie verwechselt zu haben. Und sie sollte es dir sagen. Du weißt, wie ungern ich der Überbringer schlechter Nachrichten bin.“

„Ich weiß, und ich bin froh darüber.“

„Wieso froh?“

„Sonst würde ich dich vielleicht jetzt hassen.“

„Würdest du?“

„Ja, vielleicht, weil du es mir gesagt hättest, wärst du der Böse, oder ein Teil des Bösen. Und das bist du nicht.“

Ich lächelte ihn nur dankbar an. Dankbar, weil er mir doch keinen Vorwurf zu machen schien. Dankbar, weil er zu verstehen schien, weshalb ich nichts gesagt hatte.

„Ich hasse sie nicht, noch nicht. Vielleicht werde ich das nie. Ich würde gerne, aber es geht nicht.“ Noch immer sprach er mit dieser leisen, erstickten Stimme. Ich war kaum lauter.

„Wenn es soweit kommt, ist es so. Wenn nicht, dann nicht.“

„Du verstehst das?“

„Du liebst sie, und ein paar Stunden nach einer Trennung kann man so was nie genau sagen, oder?“

„Hilf mir auf die Sprünge. Wie lang hat deine längste Beziehung gedauert?“

„So ziemlich genau ein Jahr.“

„Wer hat Schluss gemacht?“

„Er.“

„Hast du damals nicht nach fünf Minuten gesagt, du hasst ihn?“

„Ja, aber nach zwei Tagen wurde mir klar, dass ich ihn nicht hasste, dass ich ihn nie geliebt hatte, und dass er mir eigentlich völlig egal war.“

„Du meinst, ich soll noch warten bevor ich sage, dass ich sie hasse?“

„Warte solange du willst, wenn es ewig dauert, auch gut.“

Er schwieg eine Weile, dann fragte er: „Weißt du eigentlich, wie weh es tut?“

„Nein, das weiß ich nicht“, gab ich zu.

„Dann kannst du dich glücklich schätzen.“

Wieder liefen Tränen über sein Gesicht.

„Ich will gar nicht heulen“, meinte Li. „Ich hasse es zu heulen.“

„Keiner wird davon erfahren“, versprach ich.

„Danke.“ Er zwang sich zu einem Lächeln.

„Dazu sind Freunde doch da, oder?“

Wieder lächelte er, diesmal allerdings weniger gezwungen.

„Du bist süß“, murmelte er und schloss die Augen.

Ich war nur froh, dass er nicht mehr sah, wie rot ich wurde und wie schnell mein Herz schlug. Allerdings griff er im Halbschlaf nach mir und zog sich an mich heran. Ich strich ihm sanft über den Rücken, auch noch als er schon längst schlief, bis auch ich irgendwann einschlief.
 

Ende Kapitel 1
 

(Bitte nicht gleich töten, lasst mir noch eine Chance zum Flüchten...)



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Misuzu
2007-10-31T00:13:54+00:00 31.10.2007 01:13
hey, warum willst du flüchten? is doch toll
ich finds blos jetzt schon schade, wenn ich sehe, dass deine Fanfic ganz kurz is xD


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