Zum Inhalt der Seite

Die Blutfehde der Youkaifürsten

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Mit allen Mitteln

Flinke Füße huschen durch das Unterholz des Waldes. Ihr Ziel ist der Ostpalast. Wenn es nach Itakouri ginge, würde er das Ziel lieber später als früher erreichen. Aber es geht nicht nach ihm und genau das ist das Problem. Die ganze Zeit über schimpft er nun schon in sich hinein. Doch es hilft leider nichts. Diese beiden Streuner aus seiner Heimat haben ihm einfach keine Wahl gelassen.

Wenn er mit dem Leben davon kommt, kann er wahrlich noch von Glück reden. Inu Taihyouga hätte ihn ohne zu zögern getötet dafür, dass er seine Aufgabe nicht erfüllt hat und dabei wären ihm die Gründe völlig egal gewesen. Allerdings ist es diesmal nicht Inu Taihyouga vor dem er sich für sein Versagen verantworten muss, sondern dessen Tochter. Es fällt Itakouri recht schwer die junge Daiyoukai einzuschätzen. Sie wirkt meist sehr aufbrausend aber in den vergangenen Stunden hat ihn immer mehr die Vermutung beschlichen, dass das eher ein Zeichen für Unsicherheit ist, und dass sie eigentlich gar nicht genau weiß was sie tun soll.

Das bedeutet natürlich nicht, dass sie ihn verschonen wird, aber ganz offensichtlich lässt sie sich wesentlich leichter von Argumenten beeindrucken als ihr Vater und auch wesentlich leichter dadurch umstimmen. Vermutlich könnte er sich sogar bei ihr aus seinem Dilemma herausreden, aber das wäre einem Nordyoukai unwürdig. Nein, er wird nicht versuchen, ihre Schwäche auszunutzen und sich aus seiner Verantwortung stehlen. Stattdessen ist er lieber sauer auf Samushi, der ihm die ganze Suppe erst eingebrockt hat.

Der ehemalige Nordhauptmann läuft direkt vor ihm. Sein Tempo ist unverändert aber gelegentlich nimmt Itakouri wahr, dass der Streuner leicht wankt. Seine Verletzungen scheinen stärker zu sein, als er sich anmerken lassen will. Itakouri kann sich nicht helfen, aber er ist ungewollt beeindruckt von dem starrköpfigen Youkai, der es gewagt hat, einer wütenden Daiyoukai die Stirn zu bieten und dabei nicht ein Stück von seinen Prinzipien abgewichen ist.

Itakouri weiß nicht recht ob er ihn bewundern oder verwünschen soll. Seinetwegen ist er nun in dieser äußerst ungünstigen Lage. Und dennoch sagt ihm sein Instinkt, dass dieser Kerl nur die besten Absichten gehabt hat. Die Frage ist, ob es das irgendwie besser macht.

Der Ostpalast ist inzwischen nicht mehr allzu weit entfernt. Nur noch wenige Minuten Galgenfrist, denn ihre Fürstin wird bestimmt schon dort angekommen sein. Was sie dann dazu sagen wird, mag er sich gar nicht erst ausmalen.

Doch auf einmal hebt er den Kopf und horcht auf. Nur eine Sekunde lang hält diese Überraschung an, dann bleibt er stehen. Offensichtlich haben die beiden Streuner vor ihm das Selbe wahrgenommen. Auch sie verlangsamen ihren Schritt und halten schließlich an. Langsam wenden sie sich zu ihm um und Itakouri verzieht sein Gesicht zu einem hämischen Lächeln. „Schau an, wer hätte das gedacht.“, meint er genüsslich, „Es scheint, das Blatt hat sich gewendet.“

Die beiden Streuner erwidern nichts darauf, sondern sehen sich nur etwas missmutig an. Und im gleichen Moment tauchen aus dem Gebüsch vor ihnen ein Trupp von etwa zehn Nordyoukais auf. Ihr Anführer blickt zu Itakouri hinüber. „Du hast die Streuner erwischt, Itakouri?“ Es ist mehr eine Feststellung als eine Frage.

Ein wenig verstimmt schnaubt dieser auf. „Stell nicht so blöde Fragen, sondern nehmt ihnen gefälligst die Waffen ab!“ Zwar zögern die Krieger für einen kurzen Moment doch dann tun sie wie ihnen befohlen. Erstaunlicherweise leisten die beiden Streuner diesmal keinerlei Gegenwehr. Nur wenige Sekunden verstreichen und beide werden von je zwei kräftigen Soldaten flankiert.

Triumphierend baut sich Itakouri vor Samushi auf. Dieser wirft ihm nur einen vernichtenden Blick zu. Itakouri lächelt unheilvoll. Ganz dicht kommt er an sein Gesicht heran: „Ich finde es sehr praktisch, dass du deine Chancen so klar erkannt hast, das erspart mir eine Menge Mühe.“

„Na los doch!“, zischt Samushi ihn an, „Du möchtest doch sicher Vergeltung für deine Demütigung. Ich hab dir nach allen Regeln der Kunst den Arsch versohlt und dich dazu gebracht deine Befehle zu missachten. Ich an deiner Stelle würde mir das bestimmt nicht gefallen lassen. Jetzt hast du ja die Chance dich zu rächen und unter diesen Umständen könntest du vielleicht sogar damit Erfolg haben. Worauf wartest du also noch?“

Itakouri knurrt zwischen zusammengebissenen Kiefern. Dann sagt er grimmig: „Das hättest du wohl gerne. Doch bedauerlicherweise lege ich im Gegensatz zu dir Wert darauf, die Befehle meiner Fürstin zu befolgen. Wenn du Prügel willst, wirst du dich wohl noch ein bisschen gedulden müssen.“

Dann richtet er sich wieder auf und blickt in die Runde. Das Blatt hat sich wohl wirklich zu seinen Gunsten gewendet. Wirklich ein Glück, dass sie ausgerechnet einer ihrer Einheiten begegnet sind. Somit kann er seiner Fürstin gegenüber sein Gesicht behalten und hat nicht gegen ihre Befehle verstoßen. Vielleicht kommt er doch noch mal davon. Zum Ostpalast muss er zwar immer noch, aber zum Glück nicht länger in dieser würdelosen Position.

„Also gut! Es geht zur Festung der Higashi-aitsu. Und wenn ihr mir diese Typen entkommen lasst, mache ich euch höchstpersönlich einen Kopf kürzer!“
 

Inu Yasha läuft was seine Lungen hergeben. Nun viel ist es nicht. Zumindest war es schon mal mehr. Sein Atem rasselt und ihm ist ein wenig schummerig weil er dank seiner gebrochenen Rippen nicht genug Luft für diesen kleinen Sprint hier bekommt. Innerlich schimpft er hingebungsvoll auf seinen Bruder der nach seiner letzten Attacke den Weg zum Ostpalast wieder aufgenommen hat. Nun ja, ein Gutes hatte dieses letzte Kaze no Kizu gehabt. Sesshomaru ist langsamer geworden. So langsam, dass Inu Yasha ihm, wenn auch mit etwas Mühe, folgen kann.

Der mächtige Daiyoukai verfolgt noch immer unbeirrt sein Ziel, aber er scheint gelegentlich leicht zu schwanken und er zieht eine nicht unbeträchtliche Blutspur hinter sich her.

Inu Yasha schüttelt innerlich den Kopf. Dieser Idiot! Das letzte Kaze no Kizu hat ihn ziemlich direkt getroffen. Entweder konnte oder wollte er ihm nicht ausweichen. Daraufhin war er zu Boden gestürzt und schnaufend liegen geblieben. Inu Yasha hatte schon die Hoffnung gehabt, ihn endlich bezwungen zu haben, doch leider war ihm nicht viel Zeit zum Verschnaufen geblieben. Nach einigen bangen Momenten hatte sich der riesige Hund wieder hochgestämmt, sich umgedreht und seinen Vergeltungsplan wieder aufgenommen. Nur die Tatsache, dass er offenbar schon recht angeschlagen war, hatte Inu Yasha die Möglichkeit gegeben, ihn wieder einzuholen.

Inzwischen ist er beinah wieder auf einer Höhe mit ihm und der Ostpalast befindet sich schon fast in Sichtweite. Jetzt aus der Nähe kann Inu Yasha die Verletzungen seines Bruders deutlich erkennen. Unzählige Schnittwunden verunstalten sein makellos weißes Fell und dicke Blutstropfen fallen aus ihnen zu Boden und hinterlassen eine makabere Spur.

Nun hat Inu Yasha ihn eingeholt. Ein Blick in die riesigen rotglühenden Augen seines Bruders bestätigen seinen Verdacht. Sesshomarus Zorn ist noch immer ungebrochen. Mit gefletschten Kiefern rennt er weiter vorwärts, dem Ziel seines Hasses entgegen. Mit zwei weiteren Sprüngen, schafft Inu Yasha es, sich wieder vor ihn zu setzen. Entschlossen schlägt er mit Tessaigas Klinge nach der Schnauze seines Bruders, der daraufhin reflexartig zurückzuckt.

„Bleib endlich stehen, du sturer Vollidiot!“, schnauft Inu Yasha ärgerlich. Sesshomaru tänzelt gefährlich von einer Pfote auf die andere und knurrt bedrohlich, doch Inu Yasha weicht keinen Schritt zurück und behält ihn wachsam im Auge. „Ich warne dich, Sesshomaru!“, sagt er grimmig, „Eher bring ich dich um, als dass ich zulasse, dass du noch einen Schritt weiter in Richtung Ostpalast machst!“

Der riesige Hund starrt ihn unheilvoll an und duckt sich dann wie zum Sprung. „Wag es ja nicht!“, knurrt Inu Yasha, „Das war keine leere Drohung!“ Er packt Tessaiga fester.

Dieser elende Sturkopf! Immer muss er seinen Willen durchsetzen. Dabei war er es doch die ganze Zeit, der versucht hat, einen Krieg zu vermeiden. Und jetzt kennt er nur noch Rache. Nun gut, verständlich ist es ja irgendwie, wenn man von der Annahme ausgeht, dass Sesshomaru tatsächlich zu liebevollen Gefühlen fähig ist.

Inu Yasha beißt die Zähne zusammen. Sein Bruder ist noch immer zum Sprung bereit und lässt ein gefährliches Knurren vernehmen. Vergeltung scheint das Einzige zu sein, was ihn noch treibt. Er scheint so von seiner Rache besessen zu sein, dass er zu keinem klaren Gedanken mehr in der Lage ist. Argumente werden hier nicht weiterhelfen. Nicht mal seine vielen Verletzungen scheinen ihm etwas auszumachen, es ist fast als würde er sie gar nicht wahrnehmen.

Doch Inu Yasha kennt seinen Bruder besser. Der Daiyoukai ist schwer verletzt und der enorme Blutverlust zehrt bereits an seinen Kräften. Ist er wirklich bereit das zu riskieren nur um an Arashitsume Rache zu üben? Wie tief müssen dann erst seine wahren Verletzungen sein. Inu Yashas Miene verfinstert sich. Arashitsume du Monster! Das wirst du mir bitter büßen! Wenn Sesshomaru dich nicht erledigt, dann werde ich mit dir kurzen Prozess machen, verlass dich drauf!

Doch hier gilt es erstmal noch einen internationalen Zwischenfall zu verhindern. Inu Yasha lässt seinen Bruder nicht aus den Augen. Roter Schaum läuft ihm über die Lefzen und seine Augen leuchten unheilverkündend. Bis zum Angriff mögen vielleicht noch Sekunden vergehen. Voll konzentriert blickt Inu Yasha in die großen, rotleuchtenden Augen seines Bruders, jederzeit den Angriff erwartend. Doch unter all dem Hass und all dem Wahnsinn erkennt er auch noch etwas anderes, etwas Unabwendbares und Inu Yasha ist sich nicht sicher, so etwas schon mal bei seinem Bruder gesehen zu haben.

„Verdammt, was hast du bloß vor, Sesshomaru?“, murmelt er kaum hörbar. Er kann seinen Bruder einfach nicht verstehen. Seit Tenmarus Tod benimmt er sich nun schon so unberechenbar, dass man einfach gar nicht mehr aus ihm schlau wird. Gut, er hat seinen Sohn verloren und vor kurzem erst die Liebe seines Lebens, wie es aussieht. Aber bei dem was er jetzt tut, würde für den normalen Sesshomaru eine „Überreaktion“ noch eine Untertreibung bedeuten.

Alle Ideale so plötzlich über Bord zu werfen, alles zu gefährden wofür er und seine Vorfahren so hart gekämpft haben. Sich ganz seinen Rachegefühlen hingeben, das passt einfach nicht zu ihm. Wenn mir das passieren würde... Ich glaube nicht, dass ich um jeden Preis Rache wollen würde. Inu Yasha seufzt innerlich. Aber wir beide sind eben doch verschieden. Ich bin nun mal nicht Sesshomaru. Ich würde vermutlich eher...

Doch weiter kommt er nicht, denn plötzlich geht alles ganz schnell. In genau diesem Moment stößt sich der mächtige Daiyoukai mit einem grimmigen Knurren vom Boden ab, um sich auf den Hanyou vor ihm zu stürzen. Doch im gleichen Moment hebt Inu Yasha reflexartig sein Schwert und schlägt zu. Ein tiefer Schnitt zieht sich über Sesshomarus Vorderpfote, doch statt sich geschickt abzufangen, stürzt der riesige Körper mit einem erneuten Aufjaulen schwer zu Boden, und begräbt den Hanyou unter sich.

Ein paar Sekunden lang rührt sich nichts, doch dann langsam rappelt sich Sesshomaru schwerfällig wieder auf. Er macht ein paar unbeholfene Schritte und bleibt dann leicht schwankend stehen. Es scheint als müsse er sich erstmal wieder etwas sammeln.

Wer sich ebenfalls sammeln muss, ist Inu Yasha. Der niedergewalzte Hanyou liegt ausgestreckt auf dem Boden und schnappt schwerfällig und vernehmlich nach Luft. In seinem Kopf kreist alles und er fühlt sich benommen. Sein ganzer Körper schmerzt höllisch und er ist nicht imstande auch nur einen Finger zu rühren.

Allein das Atmen tut schon weh und er muss kämpfen um nicht das Bewusstsein zu verlieren. „Verdammt...!“, entfährt es ihm. Zu mehr ist er im Moment nicht imstande. Durch den roten Nebel in seinem Kopf versucht er einen klaren Gedanken zu fassen und seinen Körper einer Überprüfung zu unterziehen.

Mehrere Rippen scheinen gebrochen zu sein, ebenso wie sein rechter Arm. Und seine linke Schulter, wie auch rein rechtes Knie, sind ausgerenkt. „Verdammt!“, stößt er erneut hervor, diesmal allerdings aus Frustration. Es ist völlig aussichtslos, dass er den Kampf auf diese Weise fortsetzen kann. Wie verzehrende Flammen walzt Welle um Welle von Schmerz über seinen gepeinigten Körper und es fällt ihm immer schwerer Luft zu holen. Tessaiga liegt nur noch kraftlos in seiner zertrümmerten Hand.

Erschöpft schließt Inu Yasha die Augen. Ich hab es nicht geschafft. Ich konnte meine Aufgabe nicht erfüllen. So ein verdammter Mist! Ich hätte ihn aufhalten müssen. Ich hätte gleich zu Beginn Ernst machen müssen. Nun ist es zu spät. Er wird Arashitsume angreifen, auch wenn ich nicht glaube, dass er es noch schafft, zu gewinnen. Dafür habe ich gesorgt. Ich habe einfach zu lange gezögert. Ich hatte gehofft, ihn zur Vernunft bringen zu können, ohne ihn töten zu müssen.

Aber genau das hätte ich tun sollen. Ich hätte ihn töten sollen, statt ihn jetzt, verletzt wie er ist, im Kampf gegen Arashitsume sein Gesicht verlieren zu lassen. Nun wird der Mistkerl ihn bestimmt töten und dann den Westen für sich beanspruchen. Und das ist alles meine Schuld! Inu Yasha kneift schmerzhaft die Augen zusammen. Ich hab mich die ganze Zeit wie ein Trottel aufgeführt und nicht wie ein Prinz des Westens. Ich hätte ihm den Dienst eines Bruders erweisen und ihn töten müssen, solange ich noch die Chance dazu gehabt hätte. Aber... ich hab es einfach nicht über mich gebracht. Ich wollte ihn lieber nur aufhalten und ihn dabei nur leicht verletzen. Doch er ließ mir keine Wahl. Ich musste ihn so schwer zurichten, dass er nun keine Chance gegen Arashitsume hat. Aber es sah so aus, als würde das keine Rolle für ihn spielen. Es sah so aus als ob...

Inu Yashas Augen fliegen auf. Au verdammt! Das darf doch nicht wahr sein! Er beißt die Zähne zusammen. Das kann doch nicht wirklich sein Ernst sein! Das darf ich auf keinen Fall zulassen! Soweit lass ich es ums Verrecken nicht kommen! Arashitsume, du Bastard, ich werd dich so fertig machen, dass du dir wünschen wirst, Sesshomaru hätte dich in die Finger bekommen!

Unter großer Anstrengung versucht Inu Yasha sich auf die Seite zu drehen. Mit Mühe und Not schafft er es, sich auf dem rechten Ellenbogen aufzustützen. Der stechende Schmerz in seinem Unterarm raubt ihm fast das Bewusstsein. Krampfhaft verbeißt er sich den Schrei, der ihm Erleichterung verschaffen will. Es kostet all seine Überwindung, sich auf dem ausgerenkten Knie aufzustützen um sich dann mit einem Ruck ein wenig aufzurichten. Der Schmerz in seinen Gliedern hat nun noch um ein beträchtliches an Intensität zugenommen und es raubt ihm den Atem. Fast alle Rippen sind gebrochen und jeder kleinste Atemzug ist ein einziger stechender Schmerz. Doch der Hanyou atmet tapfer weiter.

Unter größter Anstrengung kniet er da und blickt zu seinem Bruder hinüber, Tessaiga noch immer schwach in der gebrochenen Hand halten. Sesshomaru hat sich wieder aufgerappelt und blickt nun mit schmalen, roten Augen zu ihm hinüber. Seine Wunden bluten noch immer und er schwankt leicht.

Inu Yasha weicht seinem Blick nicht aus. Und jetzt begreift er auch, was er da in den Augen seines Bruders erkennt. Er beißt die Zähne zusammen. „Das lasse ich nicht zu!“, zischt er, „Hörst du? Das werde ich... unter keinen Umständen... zulassen!“

Mit einem gepressten Schmerzensschrei stemmt Inu Yasha sich hoch und kommt auf die Füße. Nur unter größten Anstrengungen liegt Tessaiga noch in seiner zittrigen Hand. Blut und Schweiß laufen ihm über das Gesicht und verfilzen sein, feines, weißes Haar.

Ich habe keine Wahl, denkt er bei sich. Ich habe nur noch diese eine Chance. Es ist die einzige Möglichkeit, um ihn aufzuhalten. Ich weiß bloß nicht ob... ich das packe!

Sesshomarus Miene verzieht sich erneut zu einem wütenden Knurren und nach ein paar tänzelnden Schritten setzt er sich in Bewegung, direkt auf Inu Yasha zu. Dieser sieht ihn kommen, seinen Blick klar auf den heranstürmenden Daiyoukai gerichtet. Nur noch wenige Schritte trennen die beiden Brüder. Und kurz bevor der gewaltige Hund den verletzten Hanyou erreicht, entgleitet das Schwert seiner kraftlosen Hand und fällt klirrend zu Boden, wo es sich in seine schartige Form zurückverwandelt. Eine halbe Sekunde später trifft die gewaltige Hundeschnauze auf der Brust des Hanyous auf und katapultiert ihn mit unglaublicher Wucht einmal quer über den Platz, wo er nach mehrmaligem Überschlagen reglos liegen bleibt.

Schnaufend steht der mächtige Hund da. Für einen kurzen Moment macht er Anstalten zu der leblosen Gestalt hinüberzulaufen, doch dann besinnt er sich scheinbar eines Besseren und wendet sich ab. Gerade will er sich wieder seinem Zielort widmen, als er innehält und die Ohren aufstellt. Irgendetwas hat gerade seine Aufmerksamkeit gewonnen und er wendet sich erneut um und fletscht die Zähne.

Einige Schritte entfernt steht eine Gestalt. Sie ist nur klein, aber hoch aufgerichtet und zwei glühend rote Augen starren von ihr zu dem Daiyoukai hinüber. An den Fingern befinden sich lange Klauen und in seinem Gesicht ist eine markant gezackte Wangenzeichnung zu sehen. Von Verletzungen ist keine Spur mehr zu erkennen, auch wenn Kleidung und Haare dessen, was einmal Inu Yasha war, noch immer blutgetränkt sind.

Mit einem geschickten Griff seines rechten Armes werden Schulter und Knie wieder eingerenkt und dann lässt die youkaihafte Gestalt vernehmlich die Knöchel knacken, duckt sich mit erhobenen Klauen in Angriffshaltung und lässt unter zusammengepressten, reißzahnbewehrten Kiefern ein gefährliches Knurren vernehmen. „Komm her, du Arsch! Bringen wir es zu ende!“
 

Zielstrebig bewegt sich Yarinuyuki auf den Ostpalast zu. Zum ersten Mal seit dieses ganze Theater begonnen hat, weiß sie ganz genau was sie tun soll. Noch immer schwebt ihr apathischer Gefangener direkt hinter ihr und folgt ihren eiligen Schritten auf Augenhöhe.

Die Nordfürstin gönnt sich nun keinerlei Ablenkungen mehr. Gerade eben noch hat sie die beiden zerstrittenen Westbrüder in einiger Entfernung passiert und dabei lediglich zur Kenntnis genommen, dass die beiden sich noch immer bis aufs Blut bekämpfen. Doch dieser Kampf interessiert sie nun nicht weiter. Sollen die beiden Brüder das doch unter sich ausmachen. Sie wird sich nicht weiter da einmischen. Sie wird den Sieger im Ostpalast erwarten. Und er wird kommen, daran besteht keinerlei Zweifel!

In der Zwischenzeit wird sie dort alles Nötige in die Wege leiten. Und dann wird der Verantwortliche für den Tod ihres Vaters seiner gerechten Strafe nicht mehr länger entgehen.

Ein wenig beißt sie die Zähne aufeinander. Nie hätte sie gedacht, dass dieser Umstand ihr einmal so unwichtig erscheinen würde. Sie kam in dieses Land mit dem brennenden Wunsch nach Rache für ihren Vater und nun hat sich die gesamte Situation geändert. Alles ist viel komplizierter als sie anfangs gedacht hatte. Besonders, da es wesentlich mehr potenzielle Verantwortliche dafür gibt, als ursprünglich angenommen. Hier wird sie mit Gewalt nicht viel weiter kommen. Hier wird diesmal Diplomatie von Nöten sein und das bereitet ihr arge Kopfschmerzen, denn Diplomatie ist wahrlich nicht ihre Stärke.

Erschwerend kommt hinzu, dass 'Diplomatie' in ihrem Reich schon fast so etwas wie ein Schimpfwort ist. Die Nordyoukais haben ihre Konflikte stets durch ihre Stärke gewonnen und nicht durch 'unnötiges Gelaber'. Das sagt man eher den verhassten Ostyoukai nach und deshalb ist dieses Verhalten für gewöhnlich recht verpönt. Doch dieses Mal wird ihr nichts anderes übrig bleiben, als es auf diesem Weg zu versuchen. Es ist die einzige Chance, um einen Krieg noch zu verhindern.

Erneut taucht ein Gesicht vor ihrem inneren Auge auf. Tenmaru! Yarinuyuki schüttelt sich. Er hatte gesagt, dass es immer eine Wahl gibt. Er hat vermutlich recht, doch das bedeutet auch, dass sie sich ganz gehörig weit aus dem Fenster lehnen muss. Hoffentlich halten ihre Leute weiter zu ihr, wenn sie diesen Weg geht. Alles hängt nun von dieser letzten Begegnung ab und diesmal muss sie das Schicksal ihres Volkes in die Hand einer Person legen, die sie bisher zutiefst verachtet hat. Die Frage ist nun, ob sie dieses Vertrauen tatsächlich verdient.

Yarinuyuki verzieht das Gesicht. Ihr Herz pocht unangenehm. Was ist das? Ist das Furcht? Unsicherheit? Oder doch etwas anderes? Wieder taucht das bekannte Gesicht vor ihr auf. Tenmaru! Verhasster Feind! Mörder ihres Vaters! Und dennoch ungewollt der einzig brauchbare Ratgeber in diesen Stunden. Wenn sie ihn doch nur hassen könnte, doch das einzige Gefühl, das sie erfüllt, wenn sie an ihn denkt, ist Bedauern.

Unwirsch schüttelt sie sich erneut. Sie hat jetzt keine Zeit für solche Gedanken. Der Ostpalast liegt unmittelbar vor ihr. Beiläufig registriert sie, dass keinerlei Ostyoukai auszumachen sind. Mit Sicherheit hat Arashitsume bereits bemerkt, dass sie auf dem Weg ist. Doch bisher hat er wohl davon abgesehen, sie anzugreifen oder auch nur am Erreichen des Palastes zu hindern. Klug von ihm! Schließlich versucht er sie ja noch immer als Verbündete zu gewinnen. Wenn sie ihre Karten richtig ausspielt, hat sie gute Chancen, diesen ganzen verdammten Konflikt zu beenden.

Auf einmal hält sie inne. Ihre Sinne tragen ihr eine neue Witterung zu. Sie bleibt stehen. Vor ihr sieht sie den schmalen Hohlweg der hinauf zum Palast führt. Mit Sicherheit ist die gesamte Felsenkette gespickt mit den besten Kriegern des Ostens, die dort Wache halten und jeglichen Gegner am Eindringen hindern sollen. Doch mit denen wird sie sich später befassen. Im Moment ist ihre Aufmerksamkeit auf den Saum des Waldes gerichtet.

Im gleichen Moment tritt eine Gruppe von Nordyoukais zwischen den Bäumen hervor und Yarinuyukis Gesicht verfinstert sich. Allen voran schreitet Itakouri, direkt auf die Fürstin zu. Hinter ihm folgen ihm Sokudo und die beiden gefangenen Streuner aus dem Norden, jeweils begleitet und bewacht von einem kräftigen Nordkrieger. Die beiden Streuner blicken trotzig aber fügsam drein und der Ostkrieger macht keinerlei aufmüpfige Anstalten während er unsanft vorwärts geschubst wird.

Ungerührt blickt Yarinuyuki ihren Leuten entgegen. Nun löst sich Itakouri ein wenig von der Truppe, tritt auf seine Fürstin zu und sinkt dann ergeben auf die Knie. „Wie Ihr seht, habe ich einen Gefangenen entkommen lassen, Yarinuyuki-hime. Es gibt keinerlei Entschuldigung für dieses Versagen. Ich bin bereit jegliche Strafe dafür zu akzeptieren!“

Yarinuyuki verzieht ein wenig den Mund und blickt auf ihn herunter. Dann meint sie: „Damit werde ich mich später befassen. Im Moment wirst du mir erstmal zusammen mit den Gefangenen hinauf zum Palast folgen. Es gibt Wichtigeres zu erledigen, als mich um deine Unzulänglichkeit zu kümmern.“

Ungläubig hebt Itakouri den Kopf. Er kann nicht recht glauben, was er gerade gehört hat. Den ganzen Weg über hat er bereits innerlich mit seinem Leben abgeschlossen und nun wird er einfach so mir nichts dir nichts verschont. Wäre es ihr Vater gewesen in dessen Dienst er stehen würde, so wäre er jetzt bereits nicht mehr am Leben. Verstimmt beißt er die Kiefer aufeinander. Wie will sie die Disziplin in ihrem Volk aufrecht erhalten, wenn sie Vergehen nicht bestraft? Wie soll das funktionieren? Sein Verdacht hat sich bedauerlicherweise bestätigt. Die neue Fürstin ist schwach! Unter diesen Umständen wird sie vermutlich nicht lange Fürstin bleiben. Sein Nacken verspannt sich. Von wegen die Stärke ihres Volkes würde gerade in ihr besonders stark fließen. Samushi, du Narr, du hast dich jämmerlich in ihr getäuscht. An dieser Fürstin ist nichts was einem Nordyoukai Ehre macht!

Mit verkniffener Miene kommt er wieder auf die Füße. Missmutig winkt er seinen Leuten zu, sie mögen ihm mit den Gefangenen folgen. Doch ein rascher Einwurf von Yarinuyuki hält ihn zurück. „Nein, nur die drei Gefangenen und du, Itakouri!“ Verblüfft blickt der Hauptmann des Nordheeres auf. Was soll das nun wieder? Warum riskiert sie das? Yarinuyukis Blick geht hinüber zu den drei Gefangenen. „Es wäre besser, wenn keiner von euch versuchen würde, heimlich zu entkommen. Das wäre äußerst ungünstig für seine Gesundheit.“ Dann wendet sie sich ab. „Folgt mir!“

Mit einem leicht skeptischen Blick wendet sich Itakouri noch einmal zu seinen Leuten um. „Sagt den anderen, sie sollen sich bereithalten. Die Higashi-aitsu und die Nishi-aitsu müssen hier ganz in der Nähe sein. Wenn es zum Kampf kommen sollte, erwarte ich, dass ihr dem Norden alle Ehre macht!“

„Nein!“, der scharfe Ruf Yarinuyukis lässt ihn überrascht innehalten, „Niemand wird einen Kampf beginnen, ehe er von mir nicht den direkten Befehl dazu erhält, ist das klar?“ Ein wenig ungläubig und verblüfft schauen die Nordyoukais drein, doch sie nicken folgsam. Itakouri jedoch beißt hart die Zähne zusammen. Wie kann sie nur so etwas verlangen? Der Nordclan hat die stärksten Kämpfer aller Clans. Sie zur Untätigkeit zu verdammen, ist ihrer nicht würdig. Hat ihre Fürstin so wenig Vertrauen in ihre Fähigkeiten, oder hat sie einfach nur Angst? Wie auch immer, dieses unkonventionelle Verhalten ist einer Fürstin des Nordens keinesfalls würdig. Eine wahre Schande, dass er gezwungen ist, ihr dennoch zu gehorchen. Zähneknirschend fügt er sich seinem Schicksal und macht sich daran, Yarinuyuki und ihren vier Gefangenen hinauf zum Ostpalast zu folgen.

Im Hohlweg ist nicht der kleinste Laut zu hören. Kein Ostkrieger ist auszumachen, doch Yarinuyuki ist überzeugt, dass sie da sind. Eine erstaunliche Fähigkeit, die eigene Aura so konsequent unterdrücken zu können. Eine solche mentale Selbstdisziplin ist fast schon bewundernswert. Doch solche Nebensächlichkeiten finden nur beiläufig Yarinuyukis Interesse. Sie ist viel zu sehr auf das konzentriert, was vor ihr liegt.

Schließlich hat sie das große Eingangstor erreicht und hält an. „Sofort aufmachen!“, fordert sie mit lauter Stimme, „Ich habe Wichtiges mit eurem Fürsten zu besprechen.“ Dabei ignoriert sie die verständnislosen Blicke ihrer Begleiter. Itakouris Stirn legt sich in Falten. Was zum Teufel hat das jetzt wieder zu bedeuten?

Doch wie als Antwort teilen sich nun die gewaltigen Flügel des Tores und geben den Weg frei. Mit festen Schritten durchquert die Nordfürstin es und ihre Begleiter tun es ihr gleich. Dahinter bietet sich ihnen ein imposanter Anblick. Der gesamte Vorhof ist gesäumt von zahlreichen gut gerüsteten und bewaffneten Ostkriegern die die Neuankömmlinge grimmig im Auge behalten. Allerdings macht niemand Anstalten, auch nur einen Finger zu rühren. Die sechs Neuankömmlinge werden lediglich aufmerksam gemustert.

Erhobenen Hauptes tritt Yarinuyuki in ihre Mitte. Sie würdigt die Krieger keines Blickes. Stattdessen ist ihr Blick unverwandt auf das Hauptportal vor ihr gerichtet. Einige Laternen besäumen die Treppe die von dort auf den Vorhof hinunter führt und erhellen mit warmem Licht die frühen Morgenstunden des neuen Tages.

In dem noch beschattete Eingang steht eine hochaufgerichtete Gestalt. Nun setzt sie sich mit leichten Schritten in Bewegung und tritt langsam aus dem Eingang hervor. Es ist Arashitsume. Sein langes weißes Haar hängt diesmal offen über seinen Rücken hinab und der Kimono den er trägt, ist mit purpurnen und silbernen Ornamenten durchwirkt. Eine Waffe ist bei ihm nirgends auszumachen und es macht nicht den Anschein, als wäre er auf einen Kampf eingestellt.

Das verhaltene Licht der Laternen lässt seinen Teint noch bleicher wirken und unter den ersten Sonnenstrahlen die über den Bergkamm fallen, schimmern seine Augen in einem unheimlichen Violett.

Mit geschmeidigen Schritten setzt er sich nun in Bewegung und langsam schreitet er die Stufen hinab, direkt auf Yarinuyuki zu. Ein gewinnendes Lächeln legt sich um seine Lippen und er hebt seine Hände zum Gruß.

„Ah, Yarinuyuki-sama, werte Freundin! Wie ich sehe, habt Ihr meine Warnung erhalten und daraus die richtigen Schlüsse und Konsequenzen gezogen. Ich bin überaus glücklich, Euch erneut in meinem Palast willkommen heißen zu können, nun da alles klar ist zwischen unseren Reichen. Bedauerlicherweise haben uns die Umstände, das Bankett verleidet, doch ich bin sicher, wir werden das in Kürze nachholen können. Sobald wir gemeinsam Sesshomaru in seine Schranken gewiesen haben.“

„Ich bedauere, doch das wird noch ein wenig warten müssen!“, ernst fliegen die Worte über den Platz. Arashitsume ist überrascht stehen geblieben. Vor ihm steht die Fürstin des Nordens mit erhobenem Haupt und ihre Körperhaltung lässt erkennen, dass sie ungehaltener ist als ihre Worte es vermuten lassen.

Doch noch ehe Arashitsume etwas erwidern kann, fährt Yarinuyuki bereits fort. „Ich fürchte, Ihr unterliegt da einem Irrtum wenn Ihr glaubt, ich sei hier um mich mit Euch gegen Sesshomaru zu verbünden.“ Arashitsume hebt die Brauen. „So? Was sonst verschafft mir denn in dieser Situation die Ehre Eurer Anwesenheit?“ Nun legt sich ein zynisches Lächeln auf Yarinuyukis Lippen. „Ihr enttäuscht mich, Arashitsume. Ich hätte angenommen, das wäre Euch klar, bei Eurer Intelligenz und Weisheit.“

Arashitsume zuckt kaum merklich zusammen und das samtene Lächeln in seinem Gesicht verzieht sich zu einem gequältem Zerrbild desselben. „Ich bin untröstlich, aber würdet Ihr mich über den Grund Eurer Anwesenheit in Kenntnis setzen?“, die Worte klingen nicht mehr halb so freundlich wie vermutlich beabsichtigt.

„Natürlich!“, die Stimme der Nordfürstin ist wieder ernst. Dann wippt sie einmal mit dem Zeigefinger und der durchbohrte Körper Kossoridokus schwebt an ihr vorbei. Direkt vor ihr hält er mitten in der Luft inne. Mit einer eleganten Bewegung ihrer Finger schnippt sie einmal und augenblicklich lösen sich die glänzenden Eislanzen in weißen Dunst auf und lassen ihre Beute unsanft zu Boden plumpsen. Reglos bleibt der gemarterte Westyoukai zu ihren Füßen liegen und rührt sich nicht.

Sämtliche Augen sind nun auf den leblosen Gefangenen gerichtet. Dann schließlich blickt Arashitsume auf. „Ich verstehe nicht ganz. Was hat das zu bedeuten?“ Yarinuyuki verschränkt gelassen die Arme. „Es gibt einige neue Aspekte zu berücksichtigen.“ Mit verständnisloser Miene blickt Arashitsume sie an. „Worauf bezieht Ihr Euch?“

Skeptisch beäugt Yarinuyuki den Fürsten des Ostens. Dann wird ihre Miene ernst. „Ich spreche vom Hohen Rat. Ich rede von dem Grund weshalb wir hier sind. Die letzte Entscheidung steht noch aus und so wie es aussieht haben sich die Sachverhalte ein wenig geändert.“

Zunächst schaut Arashitsume etwas irritiert drein, doch dann setzt er wieder ein seidiges Lächeln auf. „Warum habt Ihr das nicht gleich gesagt? Für einen Moment war ich schon in Sorge, die jüngsten Ereignisse hätte Euer Gemüt derartig beeinflusst, dass Euch die alten Sitten und Gesetze nicht mehr ausreichend von Belang erschienen wären.“ Itakouri zuckt bei diesen Worten unwillkürlich zusammen und fletscht die Zähne. Wie kann dieser Bastard sich bloß erdreisten eine Clanesfürstin so offen zu beleidigen? Auch wenn Yarinuyukis Ansehen in seinen Augen bereits nachhaltig getrübt ist, ist es ihm schon aus Prinzip zuwider wenn ein Higashi-aitsu sich so respektlos gegen einen Fürsten seines Volkes richtet.

Doch Yarinuyuki hat bei diesen Worten keine Miene verzogen. Ihre blauschimmernden Augen durchdringen schweigend die kühle Luft des neuen Tages und sind unverwandt auf Arashitsume gerichtet. Dieser fährt auch bereits fort. „Wenn es weiter nichts ist, dann können wir die Ratsverhandlung selbstverständlich unverzüglich fortführen. Wenn Ihr mir folgen wollt, Yarinuyuki-sama?“ Mit diesen Worten wendet er sich galant zum Gehen.

Doch Yarinuyukis kühlen Worte halten ihn zurück. „Wir werden noch etwas warten! Und zwar solange bis der Rat wieder vollständig ist.“ Fast ruckartig fährt Arashitsume herum. „Wie meint Ihr das?“ Ernst blickt sie ihn an. „Tut nicht so überrascht. Selbstverständlich warten wir noch bis Sesshomaru eintrifft. Der Rat muss ordnungsgemäß zu einem Ende gebracht werden, wenn er nicht als gescheitert erklärt werden soll. Das bedeutet, es müssen die Fürsten aller Reiche anwesend sein, ganz wie es die alten Sitten und Gesetze unserer Vorfahren verlangen.“ Den letzten Nebensatz fügt sie mit einer unverkennbaren Spur von Sarkasmus hinzu.

Arashitsume beißt die Zähne zusammen und seine Augen werden schmal. Skeptisch beäugt Yarinuyuki ihn. „Ihr wollt doch wohl nicht sagen, dass Ihr Sesshomaru bereits als schuldig betrachtet und somit abgeschrieben habt, oder?“, Yarinuyukis scharfe Frage reißt ihn aus seinen Gedanken. Rasch setzt er erneut ein Lächeln auf. „Aber gewiss nicht! Wir werden den Rat selbstverständlich zu Ende führen, so wie es sich gehört. Wir werden also warten, bis Sesshomaru eintrifft. Ich hoffe allerdings, dass er auch wirklich erscheint. Anderenfalls wirft das natürlich kein gutes Licht auf ihn und käme praktisch einem Schuldbekenntnis gleich.“

Doch Yarinuyukis Miene bleibt unverändert ernst. „Da macht Euch mal keine Sorgen. Ich bin überzeugt, dass er schon sehr bald hier eintreffen wird!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (6)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Yvibel
2015-01-11T16:51:10+00:00 11.01.2015 17:51
Und es geht fröhlich weiter mit dem hin und her.... -.-
Na wenigstens ist nun zumindest mal die Dame der Runde da angekommen wo alle hin wollen.
Aber ob das so viel bringt. Wie es scheint verliert die Gute nach und nach ihr Ansehen, was mir irgendwie klar war, dass das passieren wird über kurz oder lang. Trotzdem kann ich nur seufzen, da sie sich ja auch bemüht richtig zu handeln. Ich kanns ihr irgendwie nachfühlen wie schwierig man sich das machen kann, Entscheidungen zu treffen.
Tja und unsere Jungs kloppen sich immer noch... *kopf schüttelt*
Da machen die sich gegenseitig fertig bis fast nix mehr geht und dann? Wie sollen sie dann mögliche weitere Schwierigkeiten noch überstehen? Noch ist die ganze Sache ja nicht erledigt.
Hmm...naja haben wir mal Vertrauen in unsere Beiden, das die das irgendwie noch hinbiegen. Wie auch immer sie das anstellen werden.
Ich werds ja sehen...also auf zum nächsten Kapi....
Yvi
Von: abgemeldet
2011-07-02T15:14:17+00:00 02.07.2011 17:14
HAH. Ein Zeichen für Unsicherheit. Da liegt auch schon der Hund begraben 8D

Hmm... Ist es Sesshômaru am Ende egal, ob er sein Leben verliert? Ist Inu Yasha zu demselben Schluss gekommen, wie ich? Bin gespannt.
Inu ist halt echt, wie Unkraut, der ist nicht kaputt zu kriegen xD
Das wird immer verbissener ;___;
Dabei hätten sie sich beide viel sparen können, wenn Inu Sess einfach seiner Wege hätte ziehen lassen. Aber neein -.-
Und ich frage mich immer noch, wie die Herrscher aller Reiche da sein können, wenn der Süden irgendwie nicht anwesend ist, aber gut. vielleicht erklärst du mir das mal @@
Von:  KilluahZaoldyek
2011-02-12T21:37:18+00:00 12.02.2011 22:37
Und es bleibt weiterhin spannend.
Tolles Kapitel. Yarinuyuki wirkt nun als ob sie einen Plan hat. Ich hoffe doch mal, dass sie sich nicht von Arashitsume beeinflussen lassen wird. Sie scheint ihn ja langsam zu durchschauen.
Der Kampf zwischen Inuyasha und Sesshomaru bleibt ja auch weiterhin spannend und geht langsam in die Endphase ein.
Die Frage ist nur, wie der Rat zustande kommen soll, wenn keiner der beiden bei Verstand ist... ^^;

Werde mich mal ans nächste Kapitel wagen.
LG
Kill ^^
Von:  Vanilla_Coffee
2011-02-06T22:39:29+00:00 06.02.2011 23:39
Oh mann der Kampf zwischen Inuyasha und Sesshomaru ist echt spannend.
Ich finde das echt klasse wie toll du das hinbekommen hast und bin schon gespannt wie es weiter geht^^

LG Mila-chan
Von: Kupferschweif
2011-01-28T23:52:52+00:00 29.01.2011 00:52
Obwohl du immer so schön lange Kapitel schreibst, hab ich die immer recht schnell durchgelesen. ^^
Es geht langsam wirklich in die heiße Phase.
Der Kampf von Sesshoumaru und Inu Yasha ist wie bisher wirklich spannend und verspricht auch noch genauso spannend weiter zu gehen.
Und auf das ganze Ende bin ich wirklich schon gespannt. Ich hoffe ja immer noch, dass Tenmaru irgendwie wieder zum Leben erweckt wird und Arashitsume seinen gepuderten Arsch bis zum Hals und noch weiter aufgerissen bekommt. ^^
Freu mich schon auf die noch kommenden Kapitel.
Bis denne
Jenny
Von:  Hotepneith
2011-01-20T13:19:00+00:00 20.01.2011 14:19
Einige kleine Änderungen gegenüber der betaversion habe ich gesehen.

Und ich bleibe dabei: der Herr des Osten ist ein fast perfekter Bösewicht. So richtig zum gernhaben..^^ Wo auch immer er überall seine Finger dirn hatte - glücklich hat er damit niemanden gemacht, wohl im Endeffekt nicht einmal sich selbst.

Der Kampf der Brüder ist dramatisch - und tragisch, natürlich. Inuyahsa ist nun bereit, seinen Bruder eher umzubringen, als zuzulassen, dass der in diesem durchgedrehten Zustand einen Krieg vom Zaun bricht. Seit Kapitel eins eine bemerkenswerte Wende.

Auf jeden Fall - falls sie sich irgendwie doch noch einig werden sollten - könnte das wie eine Bombe einschlagen. Noch niemand der Hohen Herrschaften ausser Sesshoumaru dürfte Inyuasha in dieser Form gesehen haben.

Du hälst diese Endspannung jetz schon seit einigen Kapiteln aufrecht ohne sie zu senken, Gratulation
Ich fürchte, ich hätte nicht die Geduld, alle komlizierten Fäden aufrecht zu halten


bye

hotep





Zurück