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Harry Potter und das Medaillon der Vampire

Fortsetzung zu "Harry Potter und das Haus des Phönix"
von

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Die verzweifelte Liebe des Vampirs

Hallo devillady, danke für deine Rückmeldung. Bis zum Showdown ist es noch ein klein wenig hin, aber es wird einen geben.
 

Die verzweifelte Liebe des Vampirs
 

Das Wetter Mitte Februar war kalt und unbeständig. Immer wieder wurde der Norden Schottlands von kurzen Regenschauern oder Schneegestöber heimgesucht. Des Morgens war es daher oft noch sehr glatt und der See am Fuße des Hügels war noch immer zugefroren, obwohl das Eis inzwischen dünn und brüchig geworden war.

Harry saß im Schlafsaal und betrachtete den erneuten Regenschauer mit Argwohn. Das Quidditchspiel war bereits morgen und so langsam quälte ihn ein schlechtes Gewissen Ginny gegenüber. Er rang eine Weile mit sich selbst, doch schließlich stand er auf und rannte in die Große Halle. Harry bat ein Gryffindormädchen, nach seiner Freundin zu schauen und sobald das Portrait der fetten Dame wieder aufschwang und Ginny hinaustrat, zog er sie hastig in eine ruhige Ecke.

"Harry was…?"

"Ginny, i-ich muss dich vorwarnen wegen morgen…", wisperte er. "Aber du darfst es weder Dean, noch sonst jemandem sagen…"

"Wovon redest du?", fragte Ginny verwirrt. "Doch nicht … Harry D-du…"

"Ja", bestätigt Harry, der ihre Gedankengänge mitverfolgt hatte. "Ich werde morgen den Sucher spielen."

"Aber…"

"Kein Aber. Ginny, ich weiß, das es schwierig wird. Die Slytherins wollen es für sich behalten und ich will spielen, egal was mit dem Haus ist… aber denk daran; es ist doch nur ein Spiel." Harry lächelte Ginny an und zog sie näher zu sich. Sie wehrte sich nicht und doch verriet ihr Gesichtsausdruck, dass sie nicht zufrieden war.

"Es ist nur ein Spiel", flüsterte er beruhigend und gab ihr einen zärtlichen Kuss, den Ginny schließlich erwiderte.

"Also dann, nur ein Spiel", sagte sie lächelnd. "bis morgen, i-ich war gerade noch dabei, meinen Besen zu putzen, du entschuldigst mich?" Harry nickte und in Anbetracht der späten Stunde war es auch das Vernünftigste, wenn sie nicht Gefahr laufen wollten, die Sperrstunde zu überschreiten.

"Dann bis morgen", sagte er, küsste sie noch einmal und machte sich auf den Weg zurück.
 

***
 

Der Samstagmorgen war trist und grau. Harry verspürte keine Nervosität, vielmehr aber Vorfreude, wieder ein Spiel bestreiten zu dürfen, wieder auf dem Besen zu sitzen und seine Sorgen vergessen zu können. Gedankenverloren zog er die Quidditchkleidung über und folgte der restlichen Mannschaft in die Große Halle. Die Mannschaft nahm gesammelt an einem Ende des langen Tisches platz.

"Seht ihr, sie gucken schon etwas dumm", bemerkte Anthony schadenfroh und wies zum Gryffindortisch nebenan. Die Spieler warfen Harry einen argwöhnischen Blick zu und verfielen schließlich in leises Tuscheln. Harry lächelte Ginny aufmunternd zu und zu seiner Überraschung lächelte sie zurück, bevor sie von Dean abgelenkt wurde.

Die Nervosität kam erst, als die Mannschaft sich im Turm am Rande des Spielfeldes versammelte. Das Getöse der Zuschauer war schon hier ohrenbetäubend laut. Jeden Moment würden sie in die Startaufstellung einnehmen.

"Für Gryffindor spielen Thomas, Kirke, McDonald, Summers Hooper, Weasley und Frobisher. Für Slytherin: Bole, der neue Kapitän, seit Draco weg ist, Pritchard, Moon, Perish, Goyle, Potter und Nott…" Harry bestieg seinen Besen und es ging hoch in die Lüfte. Es war ein tolles Gefühl, den kalten Wind zu spüren, der Harrys Haar zerzauste. Er warf Ginny einen Blick zu, die ihm aber keine Beachtung schenkte, sondern gespannt auf Madame Hooch's Anpfiff wartete. Harry erhaschte einen kurzen Blick auf den Goldenen Schnatz, als dieser aus der Kiste befreit wurde, dann folgten die Klatscher und schließlich gab die Schiedsrichterin den Quaffel frei.

Harry gewann rasch an Höhe, um den Jägern nicht im Weg zu sein und um einen besseren Überblick über das Stadion zu erhalten.

"Kirke im Ballbesitz, der Quaffel geht nun zu Thomas und jaaa Thomas los… gehalten von Nott. Moon übernimmt den Quaffel und steuert direkt die gegnerischen Ringe an…. Perish im Ballbesitz, ein gutes Ablenkungsmanöver und… wieder zurück zu Moon. … Tooor, zehn zu null für Slytherin, McDonald im Quaffelbestitz, doch ein Klatscher von Bole lässt sie stoppen, sie wirft zu Thomas, die Jäger von Slytherin umringen den Gryffindorkapitän und jetzt auch noch ein Klatscher, … Thomas wurde getroffen doch seht … er behält den Quaffel. … Summers und Hooper bemühen sich, mit den Klatschern die Jäger von Slytherin zu verjagen, um den eigenen Jägern den Weg frei zu machen, … Pritchard wird hart getroffen und… nein, Abpfiff wegen Fouls … Pritchard bekommt einen Feistoß, Frobisher hält!"

Harry hatte dem Stadionsprecher eine Weile zugehört, doch das Spiel selber war nicht sehr spannend. Gryffindor und Slytherin waren mehr oder weniger gleichstark und mit Ausnahme des allerersten Tores tat sich nichts. Er beobachte Ginny einen Moment lang, die am anderen Ende des Stadions ebenso ruhig ihre Runden drehte, doch auch sie schien den Schnatz noch nicht gesehen zu haben.

"Pass gefälligst auf", zischte Anthony ihm zu, der dicht an Harry vorbei flog und die Unachtsamkeit seines Suchers bemerkt hatte. Aus seinen Gedanken gerissen, erwachte der Spielerinstinkt in Harry und er widmete seine gesamte Konzentration der Suche nach dem Schnatz.

"Tooooor." Harry schrak zusammen. Gryffindor hatte den Gleichstand mit Slytherin erzielt. Harry ging mit seinem Besen in einen leichten Sinkflug. Hier war es schon wahrscheinlicher, dass er den Schnatz finden würde, doch musste er auf diesem Fluglevel immer auf der Hut vor den Klatschern sein. Gryffindor hatte sich scheinbar den Gegner zurechtgelegt, denn nun häuften sich die Tore. Harry versuchte eine Weile, die Taktik zu durchschauen, doch bis auf die Tatsache, dass die Jäger immer zu dritt auftauchten und geschickt den Quaffel von einem zum anderen warfen und Theodor, um so mehr verunsicherten, schien es keine zu geben. Die Jäger der Slytherins hatten kaum eine Möglichkeit zum Kontern und so stieg der Vorsprung der Gryffindors langsam, aber stetig.

Harry stieg wieder ein Stück höher. Er wusste, dass seine Mannschaft nun verlangte, dass er das Spiel möglichst rasch beendete, doch der Schnatz blieb verschwunden.

"Slytherin im Quaffelbesitz. Perish wirft zu Moon, Haben sie diesmal eine Chance ein Tor zu machen? Frobisher ist stark, … und sie hält schon wieder. Es bleibt weiterhin bei Neunzig zu zehn für Gryffindor und … Thomas nein, Kirke im Ballbesitz, er wirft zu McDonald und wieder zurück zu Kirke und… Thomas und… das geht so schnell, man die Jäger sind vielleicht ein gutes Team. Ein Klatscher von Goyle versucht McDonald zu stoppen, doch Thomas hält den Kurs

geradewegs auf die Ringe, Kirke im Ballbesitz und er wirft Toor, Toor, Tor!" Der kalte Wind, den Harry zu Anfang des Spiels noch als angenehm empfand, kroch so langsam durch die Kleidung. Die Luftfeuchtigkeit war ungewöhnlich hoch und aus Erfahrung konnte Harry behaupten, dass alles auf einen kurzen, aber heftigen Platzregen hinwies. Harry ignorierte die dunklen Wolken und konzentrierte sich noch mehr auf den Schnatz. Im Regen würde er ihn kaum noch finden und noch länger bei dieser Kälte auf dem Besen bleiben, wollte er auch nicht.

"Gryffindor führt nun mit 170 zu zehn, ein Vorsprung, den Slytherin kaum noch ausgleichen kann. Nicht mal, wenn Harry jetzt den Schnatz fangen würde. Kirke im Ballbesitz…" Harrys Blick wanderte zu den Tribünen und sah dort etwas Goldenes blitzen, doch als er versuchte die Stelle zu fixieren, war es schon wieder weg. Harry flog dennoch näher an die Stelle heran und suchte hier gezielt weiter. Doch der Schnatz blieb verschwunden. Harry seufzte. Die ersten dicken Tropfen fanden nun den Weg durch die Wolken und in Bruchteilen von Sekunden brach ein Platzregen über sie herein.

Die Nässe und der kalte Wind wurden mehr als unangenehm und Harry glaubte, wenn er noch weiter auf seinem Besen saß, würde er auf kurz oder lang darauf fest geeist sein. Seine Lippen zitterten vor Kälte und auch seine ungeschützten Hände am Besen waren weiß und kalt.

"… und Thomas trifft Tooor… es steht 180 zu zehn für Gryffindor, Perish im Ballbesitz, Slytherin scheint jetzt noch mal richtig kontern zu wollen… doch, nein. Frobisher hält und McDonald bekommt den Ball, … wieder stürmen die Jäger auf die Ringe der Slytherins zu."

Harry schüttelte resigniert den Kopf. Und sah noch einmal zu Ginny hinüber, die ebenfalls völlig durchweicht und zitternd auf ihrem Besen saß. Ihre Blicke trafen sich einen Moment, doch dann raste Ginny auf ihn zu. Harry verstand erst nicht, drehte sich aber um und sah den kleinen goldenen Schnatz, der ein paar Meter hinter ihm vor der Lehrertribüne vorbeischnellte.

Doch er reagierte erst, als Ginny schon fast an ihm vorbei war, wendete seinen Besen und nahm die Verfolgung auf. Er war schon fast wieder auf der gleichen Höhe wie seine Freundin, als Ginny zurückfiel. Harry wusste, dass ihr Besen immer schon Probleme mit den Bremsen gehabt hatte und sie musste langsamer werden, um nicht in die Tribüne zu krachen. Harry jedoch wagte das Risiko dennoch und während seine Hand den Schnatz ergriff, spürte er beim Abwenden, wie er mit voller Wucht die Wand streifte. Mit Mühe hielt er seinen Besen waagerecht.

"Potter fängt den Schnatz!" schrie der Stadionsprecher euphorisch, Gryffindor siegt mit 180 zu 160 vor Slytherin… Somit bleibt Slytherin auf den 3. Platz."

Harry setzte zur Landung an. Er wünschte sich nichts sehnlichster als eine Tasse heißen Tee und trockene Kleidung, doch bevor er die Umkleidekabinen erreichte, wurde er von den Slytherins umringt.

"Länger hätte ich echt nicht mehr spielen können", sagte Theodor. "Ist dein Besen in Ordnung?"

"Ich weiß nicht", murmelte Harry. "Er hat ganz schön Schlagseite bekommen, muss mir den gleich noch mal ansehen." Ein Blick auf den Besen reichte aber dennoch, um zu erkennen, dass einige Borsten stark verbogen waren und andere unter der Belastung sogar abgebrochen waren.

"Das sieht nicht gut aus", kommentierte Anthony. "Aber ich glaube, so was kann man reparieren." Harry nickte und zog sich schweigend um.

Das Ergebnis des Spiels war für die Slytherins alles andere als ein Anlass zum Feiern und dennoch versammelten sich die Schüler im Gemeinschaftsraum. Die Chancen auf den Quidditchpokal waren zwar nun endgültig zunichte, aber in ihrem nächsten und gleichzeitig letzten Spiel der Saison hatten sie vielleicht noch die Möglichkeit auf den zweiten Platz vorzurücken.

Harry jedoch, zog sich früh zurück und saß den größten Teil des Abends in seinem Schlafsaal, wo er versuchte die Borsten seines Besens halbwegs wieder in Form zu bekommen, was allerdings nur von mäßigem Erfolg gekrönt war.
 

***
 

"Constituo Pluteum!" Harry sprach diese Worte laut und entschlossen. Er spürte die Kraft, die durch seinen Zauberstab floss und ein heller blauer Strahl verließ die Spitze.

"Harry, du hast es", rief Hermine freudestrahlend, als er umringt von einer Wand aus gleißend hellblauem Licht im Raum der Wünsche stand. Er lächelte mehr als zufrieden und ließ die Wand mit einem weitern Wink seines Zauberstabes wieder verschwinden. Harry war nicht der letzte, der ihn gelernt hatte. Aber viele DA-Mitglieder hatten den Schutzzauber bereits vor ihm mit Bravour gemeistert.

Hermine hatte mit ihnen bereits den "Solem Maxima", der ebenfalls sehr wirksam und um einiges leichter war, angeschnitten. Die meisten Siebtklässler hatten ihn schon bei Professor Flitwick im Unterricht für die Verteidigung der dunklen Künste gelernt, sodass die jüngeren Schüler eine eins zu eins Begleitung hatten.

"Versuch es noch einmal", sagte Hermine und Harry folgte der Aufforderung ohne Probleme. Er ließ auch seine nächste Wand wieder verschwinden und sah dann interessiert zu den anderen Schülern, die weiter den Solem Maxima übten.

"Ginny, du solltest den Zauberstab mehr aus dem Handgelenk schwingen", sagte Harry und ging zu seiner Freundin, um ihr die genaue Drehung zu zeigen. Es dauerte etwas, bis Ginny den ersten Erfolg mit dem Fluch verbuchen konnte, aber schließlich produzierte sie problemlos ein gleißend-helles Licht, dass sogar einen Menschen blenden oder zu Sonnenbrand führen konnte.

"Du bist ein Genie", sagte sie erfreut. "Heute Mittag habe ich noch fest geglaubt, ich würde es nie lernen."

"Ist doch gar nicht so schwer", flüsterte Harry verlegen grinsend und hauchte Ginny einen Kuss auf die Wange.

"Hey doch nicht hier!", wehrte sie ihn ab und schob ihn von sich.
 

***
 

Mit Hermine, Ginny und Ron saß er nach der Stunde noch eine Weile im Raum der Wünsche und hörte sich Hermine Vorstellungen für die nächste Stunde an. Sie schlug einige neue Abwehrflüche gegen die Todesser vor, die durchweg auf dem Fortgeschrittenen Niveau lagen. Nachdem sie mit der Planung abgeschlossen hatten, wandte Ron sich noch einmal zu Harry um: "Sag mal, wann müssen wir wieder zu Simon?"

"Ich weiß nicht, wahrscheinlich morgen, ist ja wieder Donnerstag. Er hat zumindest nicht gesagt, dass es ausfällt."

"Weißt du, irgendwie treten wir seit drei Wochen auf der Stelle", seufzte Ron. "Wir kommen einfach nicht wirklich vorwärts."

"Simon will doch demnächst mit der visuellen Legilimentik anfangen."

"Ja, ja, das sagte er aber auch schon letzte Woche und die Woche davor", erwiderte Ron frustriert. "Du bist doch immer besser geworden. Worauf will er noch warten? Bis Voldemort anklopft?"

"Ron beruhige dich", sagte Harry. "Er will halt sicher gehen, dass Voldemort auch wirklich nichts bemerken wird, denn dann können wir den Versuch gleich vergessen."

"Wenn er morgen vor der Tür steht, auch!"

"Du traust Simon immer noch nicht, nicht wahr?", seufzte Harry.

"Wie sollte ich?" fragte Ron verächtlich. "Er ist ein Todesser und obendrein noch ein Vampir. Dumbledore hätte nie auf ihn reinfallen dürfen. Was ist, wenn Simon gar nicht will, dass du weiterkommst, weil er weiß, wann die Vampire hier auftauchen?"

"Sprich nicht so von Simon", warf Hermine ärgerlich ein. "Er hat sich wirklich sehr verändert. Er würde alles tun, was in seiner Macht steht, um Voldemort zu Fall zu bringen. Ihr wisst ja gar nicht, wie sehr er leidet. Er - er ist ziemlich am Ende und wenn er könnte, würde er…" Hermine brach ab.

"Mein Mitleid ist wohl das letzte, was er jetzt gebrauchen kann", spie Ron verächtlich und verließ den Raum der Wünsche. Hermine sah ihm fassungslos hinterher. Ihr Ärger war rasch verflogen und sie sah nun hilflos zu Ginny, die ihr etwas ins Ohr flüsterte.

"Er wird Simon nie akzeptieren", seufzte Harry, "Aber er ist ein guter Partner und in den Stunden reißen sie sich ganz gut zusammen."

Hermine nickte, verabschiedete sich knapp und verließ gemeinsam mit Ginny den Raum. Harry sah den Mädchen irritiert hinterher und machte sich schließlich auch auf den Weg hinunter in Richtung Kerker.
 

***
 

Als die Legilimentikstunde am folgenden Tag sich dem Ende entgegenneigte, merkte Harry, dass Rons Vorwürfe, jedenfalls, die, die ihr fehlendes Vorwärtskommen betrafen, durchaus berechtigt waren. Simon nahm seine Aufgabe sehr ernst und Harry musste die Übungen zig Mal wiederholen, bis der ehemalige Slytherin mit dem Ergebnis zufrieden war. Harry war zwar in den vorangegangenen Übungen schon erfolgreich, aber das Wie, war nach Simons Aussage immer noch nicht zufrieden stellend. Er dirigierte Harry regelmäßig durch die einzelnen Übungsschritte und versuchte das Tempo noch weiter anzuziehen. Harry fand diese Übungen sehr anstrengend und ihn verließ einmal mehr die nötige Konzentration, weshalb Simon die Stunde vorzeitig beendete. Er bat aber Harry, noch einen Moment zu bleiben.

"Warum glaubst du, dass ich dich nicht vorwärts kommen lasse? Du weißt, wie gefährlich unser Vorhaben ist und deine Fortschritte können sich inzwischen sehen lassen… aber ich versteh nicht ganz, was du mir vorwerfen willst."

"Ich weiß", seufzte Harry. "Eigentlich hast du ja Recht. Ich kann dir nichts vorwerfen, aber Ron wird ungeduldig. Er will, dass langsam erste Erfolge sichtbar werden."

"Das kann ich gut nachvollziehen, aber…" Simon seufzte. "Legilimentik ist keine Sache, die man von heute auf morgen beherrscht. Ich bin mir inzwischen ziemlich sicher, dass deine Gabe genauso stark ist, wie die des dunklen Lords, aber er hat sehr viel mehr Erfahrung. Was er in seinen ganzen Lebensjahren gelernt hat, sollst du innerhalb von wenigen Wochen beherrschen können. Das ist fast unmöglich, aber zu schaffen. Hoffe ich zumindest." Harry schwieg daraufhin und senkte den Kopf. Simon, der ihm bis dahin noch gegenüber gesessen hatte, stand auf und starrte aus dem Fenster. Die Sonne war fast untergegangen und nur ein heller Streifen über dem verbotenen Wald schimmerte in einem sanft-rötlichen Licht. Simons Gesicht wirkte unglücklich, es war wieder nur ein kurzer Eindruck, den Harry auf dem sonst so gefassten Gesicht wahrnahm. Und doch gingen Harry Hermines Worte wieder durch den Kopf: "Ihr wisst ja gar nicht, wie sehr er leidet. Er ist ziemlich am Ende…." Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. Auch wenn Harry nie die Möglichkeit hatte, in Simons Gedanken einzudringen, seine Augen spiegelten genügend Traurigkeit aus. Vielleicht war es auch ein verbitterter Ausdruck. Harry senkte verlegen den Kopf und starrte auf die Tischplatte und das Schweigen zwischen den beiden wurde unerträglich.

"Ich weiß gar nichts von dir", flüsterte Harry beschämt. "Es… es ist einfach, dass… Ich meine, Hermine, sie…"

"Ja, sie war in letzter Zeit viel bei mir", sagte Simon, starrte aber wieder geistesabwesend aus dem Fenster. "Sie hat sich bemüht, aber… i-ich…"

"Was ist passiert?"

"Passiert? … Hermine ist ein wunderbares Mädchen, sie… war die letzten Tage und Wochen immer für mich da… sie… sie war einfach da und… ich… ich brauche sie", Simons Stimme klang leise und tonlos, war aber gleichzeitig doch so eindringlich.

"Liebst du sie?" Wieder trafen sich ihre Blicke und die Traurigkeit in Simons Augen war nun wirklich nicht zu übersehen.

"Ich weiß nicht, ich kann nicht", sagte Simon verbittert, "Ich darf nicht!"

"Es ist doch nicht verboten", sagte Harry. "Gut, sie ist noch deine Schülerin, aber ich meine, sie ist ja bald mit der Schule fertig und …und du bist nur ein Jahr älter als sie… was sollte euch also daran hindern?"

"Wenn das so einfach wäre", murmelte Simon. "Du vergisst, dass ich kein Mensch mehr bin."

"Ja und? Es ist einem Vampir doch nicht verboten, einen Mensch zu lieben."

"Nein, verboten nicht… aber… aber unmöglich" Simon verstummte und starrte wieder aus dem Fenster. "Ich habe sie geküsst, mehrmals in den letzten Tagen und Wochen, Sie-sie … ich… es…", Simon stockte, wieder sprach er sehr leise und der Ausdruck in seinen Augen war verbittert. "Wir haben uns geliebt, wie jedes sterbliche Paar auch… und… ich- ich habe… ich habe die Kontrolle verloren. Nur für den Bruchteil einer Sekunde! … Harry, ich … wir waren uns zu nahe, wenn ich nicht schnell genug reagiert hätte, … dann … wäre sie wie ich, oder … oder tot" Simon flüsterte beinahe und doch verstand Harry jedes Wort und nun begriff er auch den Ursprung der Verbitterung. "Ich habe mich selbst gebissen. Es hätte NIE so weit kommen dürfen… ich - ich kann ihr nicht geben, was sie will… und… wenn ich sie nicht in Gefahr bringen will, muss ich die Finger von ihr lassen. … Sie wird sicher jemanden anderes finden und dann kann sie eine Familie gründen… und am besten, mich vergessen…"

"Aber das will Hermine gar nicht. Ich meine… sie, … sie…" Harry brach ab.

"Nein, sie will Kinder haben, sie will heiraten und nun ja… ein halbwegs normales Leben führen, all das kann ich ihr aber nicht bieten."

"Aber… Simon d-du kannst das doch nicht so einfach… Ich meine… ihr, ihr passt gut zusammen", stotterte Harry. "Und Kinder könnt ihr ja trotzdem haben, oder?" Harry strafte sich in dem Moment, als er die Frage ausgesprochen hatte, selbst. Zwar wusste er es wirklich nicht besser, aber noch weiter in Simons Problemen zu wühlen, war nicht fair. Doch der ehemalige Slytherin lächelte.

"Schon OK", winkte Simon ab. "Vampire können sich untereinander nicht fortpflanzen, aus zwei toten Körpern kann nichts Lebendiges entstehen, aber ein Vampir kann einen Menschen schwängern, allerdings ist der Embryo nicht lebensfähig und es kommt zu Fehl- und Totgeburten."

"Aber…"

"Harry, ES geht nicht! Ganz einfach", sagte Simon entschieden, "Es gibt aber auch noch andere Gründe: sie ist meine Schülerin und ich habe Angst vor dem Ausgang der Prophezeiung."

"Die Prophezeiung?" Harry sah auf.

"Durch die Liebe zu einer Frau wird er von seinen Qualen erlöst", zitierte Simon. "Das kann Gutes oder Schlechtes bedeuten… Auch wenn ich meine Situation mehr als schrecklich empfinde, habe ich Angst, vor dem, was geschehen könnte. Ich glaube, ich will gar nicht wissen, was es genau bedeutet… denn ein Vampirleben kann lang sein - verdammt lang sogar…"

Harry schwieg. Er wollte dazu nichts sagen. Es war zu offensichtlich, wie sehr Simon unter der Möglichkeit, dass Hermine Teil der Prophezeiung sein könnte, litt. Aber Harry traute sich nicht, zu erwähnen, dass, wer immer diese Frau wirklich sein mochte, sie auch erst viel später in Simons Leben treten konnte. Vielleicht würde Simon noch in hundert Jahren auf die endgültige Auflösung der Prophezeiung warten.

Es war inzwischen Anfang März. Harry hatte Simon noch unzählige Male gesehen, doch wirkte er immer bedrückt und Harry vermied es. ihn noch einmal auf Hermine anzusprechen. Er wusste nicht, wie Hermine zu dem Ganzen stand, aber wenn er es recht bedachte, war es vielleicht das einzig Richtige, was sie taten. Auch wenn es für Simon sehr hart war, seine Liebe zu Hermine nicht ausleben zu dürfen.

Simon schien sich mit den inzwischen fast täglichen Übungsstunden in Legilimentik abzulenken und setzte Harry um so mehr unter Druck, als sie zu der visuellen Legilimentik wechselten. Wie Harry bereits vermutete, musste er sich eine Situation ausdenken und sich bildlich in sie hineinzuversetzen, bevor er in Rons Gedanken eindrang und ihm diese Bilder zuspielte. Oft wurde es leider nur mit mäßigem Erfolg gekrönt, denn zu häufig merkte Ron, dass die Gedanken, die ihm plötzlich durch den Kopf spukten, nicht die seinen waren und Simon reagierte darauf mit schwierigen Aufgaben, um Harry einfachere Weg zu öffnen, und Ron im Tal der Ahnungslosen zu lassen.
 

to be continued



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