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Wie früher... [beendet am 6.11. ^^]

von

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Am nächsten Abend, nach einem Vormittag harter Proben, führt mich mein Weg schon eine halbe Stunde zu früh an den vereinbarten Treffpunkt. Es wird langsam dunkel, die untergehende Sonne tränkt die Tokyo-Bay in blutrotes Licht. Die Luft ist noch warm, der erste warme Tag in diesem Jahr - aber mittlweile ist es ja auch schon April - und viele Leute sitzen noch hier auf den Steinen, die eine Art Ufer in diesem Teil der Stadt bilden. Junge Pärchen, die verliebt einander in den Armen liegen, sich küssen und häufig wortlos den Abend genießen. Familien gehen an der Promenade spazieren, Kinder laufen fröhlich vor ihren Eltern her, lachen, spielen. Es ist ein harmonischer Anblick und auch ich setze mich auf einen nahe Stein, von dem aus ich einen guten Blick auf den Weg habe, der zur nahen Straße und der U-Bahn-Station führt, von der Zero wahrscheinlich kommen wird.

Entspannt schließe ich die Augen, lehne mich etwas zurück. Seit gestern versuche ich den Abstand zu dir etwas zu wahren, warum, weiß ich selbst nicht genau. Aber es tut gut, selbst wenn es wehtut, deinen verletzten Blick im Rücken zu spüren. Etwas steht zwischen uns, aber es ist noch nicht ganz klar was. Vielleicht ist es einfach die Tatsache, dass unsere Beziehung im Grunde so wenig Zärtliches an sich hat. Auf den ersten Blick vielleicht nicht so deutlich zu erkennen, aber nach genauem Überlegen, ist mir das gestern Nacht klar geworden.
 

Irgendetwas piekst mich in die Seite und als ich überrascht und etwas überrumpelt aufsehe, bemerke ich, dass Zero lächelnd neben mir steht. Im Licht der untergehenden Sonne wirkt er jung und wieder überkommt mich dieser Eindruck von Unschuld. Er sieht makellos aus, heute ohne den schwarzen Mantel, dafür in einem schwarzen Pulli, Jeans und schwarzen Lederstiefeln.
 

Sanft küsst er mich auf die Wangen und ich erwidere diese Geste nur zu gern. Normalerweise mache ich sowas nicht gerne, nicht wenn ich die betreffende Person so wenig kenne. Selbst bei den anderen aus der Band ist es mir manchmal unangenehm sie so zu begrüßen, aber bei Zero scheint es das Normalste der Welt.

"Hat dein Leader dich gestern nachsitzen lassen, Kyo?", fragt er mit einem neckenden Unterton in der Stimme, als wir nebeneinder die Uferpromenade entlang gehen, auf dem Weg zu einem nahen Restaurant.

Leise muss ich lachen. "Sozusagen, ja." Entspannt lasse ich den Blick über die Bucht schweifen. "Wie war dein Tag?"
 

Er zuckt die Achseln. "Ganz okay, aber ich bin froh jetzt endlich hier zu sein." Glücklich lächelt er mich an und ich habe das Gefühl, mit diesem Ausdruck geehrt zu werden, dass er nicht häufig jemandem ein solch ehrliches Lächeln zeigt. "Momentan ist alles ein bisschen stressig."
 

Ich frage nicht weiter nach, bin mir sicher er würde davon erzählen, wenn er wirklich wollte. Den restlichen Weg verbringen wir schweigend, bis wir letztlich auf der Terasse des Restaurants sitzen, mit einem wunderschönen Blick über die Umgebung. Wir bestellen Wein und ein mehr-gängiges Fisch-Menü, was die Spezialität hier ist.
 

"Erzählst du mir von dir?" Mein Wunsch, mehr über diesen Mann mir gegenüber zu erfahren ist wieder ebenso stark wir am vorangegangenen Tag in Shibuya.

"Über mein Leben?", hakt er nach.

Ich nicke. "Einfach alles über dich."
 

Er zuckt die Achseln. "Ich hab eigentlich mein ganzes Leben hier in Tokyo verbracht. Früher habe ich alleine mit meinen Eltern gelebt. Mein Vater war Steuerberater und meine Mutter hat ihr ganzes Leben mir gewidmet. Sie war sehr krank, direkt nachdem ich geboren wurde, und was deshalb sehr schwach und oft krank. Als ich klein war ist sie häufig mit mir aufs Land gefahren, in ein Haus, das, wie sie sagte, Freunden der Familie gehörte. Das war eine Lüge, aber das habe ich erst sehr spät erfahren. Das Haus gehörte meinem leiblichen Vater. Um meine Mutter zu schützen, schickte er sie fort, als er von der Schwangerschaft erfuhr und verleugnete von da an unsere Existenz. Auf seine Bitte hin, heiratete sie wieder. Mein Stiefvater war ein sehr liebevoller Mann, er arbeitete hart und war ehrlich und nach diesen Prinzipien erzog er auch mich, selbst als meine Mutter starb, als ich sieben Jahre alt war." In diesem Moment kommt die Vorspeise, aber er spricht trotzdem weiter, nimmt immer wieder kleine Bissen.
 

"Mit ihrem Tod veränderte sich alles, aber das ist mir erst jetzt bewusst, da ich mit etwas Abstand auf alles zurücksehen kann. Als ich gerade auf die Middle School kam, wurde mein Stiefvater getötet." All das erzählt Zero mit einer verblüffenden Kühle, als würde er über das Leben eines anderen reden. "Ich kam spät am Abend nach Hause, weil ich länger als sonst im Musikunterricht war und diese Tatsache rettete mir wohl das Leben." Er lacht leise, sieht mich an. "Die Musik hat mir also im wahrsten Sinne des Wortes das Leben gerettet... zumindest wurde ich schon misstrauisch, als ich die schwarzen Wagen mit den getönte Scheiben vor unserem Haus sehen sah und entschied, durch den Garten zu gehen. Durch die Terassentür hatte ich einen guten Blick in das hellerleuchtete Wohnzimmer." Er stockt und ich spüre wie schwer es ihm fällt weiterzusprechen. Ich habe eine böse Vermutung, wie es mit seiner Geschichte weitergeht. "Es waren drei Männer. Drei gegen einen... Mein Stiefvater lag blutüberströmt auf dem Boden, einer der Männer über ihm, grinsend. Er fragte ihn, wo ich sei, aber mein Stiefvater behauptete, er wüsste nicht wovon sie redeten, er hätte keinen Sohn. Ich war wie gelähmt und konnte mich keinen Zentimeter mehr rühren. Natürlich wusste ich, dass diese Männer von der Yakuza sein mussten. Irgendwann verschwanden sie und ließen meinen halbtoten Stiefvater zurück, sich bestimmt sicher, dass er innerhalb von Minuten sterben würde. Und so war es auch. Er lag in meinen Armen, als es geschah, erzählte mir mit rauher Stimme von meinem leiblichen Vater, dass ich zu ihm gehen sollte. Ein Yakuza..." Zero schüttelt den Kopf, sieht dann auf und mir direkt in die Augen. Er ist den Tränen nahe, aber wahrscheinlich hat er schon zu viele darüber vergossen, als dass sie nun fließen würden.
 

"Mein leiblicher Vater nahm mich also auf, erzog mich nach dem Ehrenkodex der Yakuza und ich spielte mit, der einzige Gedanke, der mich beherrschet, Rache." Das Wort schallt in meinem Kopf nach. Zeros Geschichte klingt wie aus einem schlechten Manga, aber sie ist offenbar wahr. Sie ist so wahr wie kaum etwas anderes, zum Greifen nah, als müsste man nur die Hand ausstrecken, um in sie einzutauchen. "Diese ganze Ausbildung zielte eigentlich darauf ab, dass ich den Clan meines Vater nach dessen Tod übernehmen sollte, aber das alles interessiert mich nicht. Mit 17 verließ ich das Haus meines Vaters, zog los um die Mörder meines Stiefvaters zu finden und ihnen letzlich das gleiche anzutun, wie sie ihm."
 

Als er schweigt und auch nach einigen Minuten nicht fortfährt, überkommt es mich. "Und hast du es getan?"

"Willst du das wirklich wissen?", stellt er die Gegenfrage, senkt dann aber den Blick. "Mein leiblicher Vater gab ein Vermögen aus um die Polizei davon zu überzeugen, dass ich kein Mörder war und irgendwann ließen sie den Fall ruhen. So läuft das nunmal. Hast du jemals von einem ranghohen Yakuza gehört, der im Knast gelandet ist?" Er grinst. "Zwei Jahre später bin ich abgehaun, habe mein Erspartes ausgegeben, um meine Identität zu ändern und heute lebe ich ein mehr oder minder normales Leben."
 

Was Zero mir da erzählt ist völlig unglaublich, aber was ist im Zusammenhang mit den Yakuza nicht möglich? Zwar kenne ich niemanden, der schon selbst mit ihnen zu tun hatte, aber man hört genügend Geschichten und es ist ein offenes Geheimnis, dass sie im Grunde halb Japan regieren, obwohl seit den 90er Jahren die Zugehörigkeit zu einem der unzähligen Clans von Gesetz wegen verboten ist. Seit wann interessieren sich die Yakuza für Gesetze?
 

"Ich warte jeden Tag darauf, dass mich die Leute meines Vaters finden. Es scheint irgendwie unmöglich, dass sie mich nicht irgendwann in irgendeiner TV-Show oder Zeitung erkennen." Er seufzt, schluckt den letzten Bissen seines Essens. "Bisher ging alles gut."
 

Mittlerweile ist es dunkel, wir warten auf das Dessert, obwohl wir beide schon pappsatt sind. Meine Gedanken überschlagen sich, mit jedem Wort, das er über sich preisgegeben hat, wurde die Faszination und der Wunsch alles über ihn zu Wissen immer größer, obwohl es andersherum zu erwarten gewesen wäre. Sein etwas hoffnungsloser Ausdruck, weckt in mir das Verlangen ihn zu Umarmen und Festzuhalten und niemals wieder loszulassen. Stattdessen lege ich nur vorsichtig meine Hand auf seine, die auf dem Tisch liegt.

"Vergiss es.", sagt er leise. "Das ist die Vergangenheit. Was zählt ist die Gegenwart."
 

Er hat natürlich recht, aber mir kommt gerade der Gedanke, dass ich eigentlich keinen Grund für mein Gefühlschaos habe. Er, der so viel mitgemacht hat, scheint völlig ausgeglichen und zufrieden mit sich und der Welt. Ein weiterer Grund ihn zu bewundern. Aber es ist mehr als Bewunderung die mich an ihm anzieht. Es ist sein Auftreten, seine Stärke, seine Schönheit, sein sanftes Lächeln und die Weichheit, die irgendwie von ihm ausgeht.

Es ist dieser Moment, da ich mich das erste Mal in meinem Leben wirklich verliebt habe. In

diesen unschuldig anmutenden, wunderschönen Mann.
 


 

Auf dem Weg nach Hause erfüllt mich eine angenehme Ruhe und Ausgeglichenheit. Es ist ein angenehmes Gefühl und immer, wenn ich an Zero denke, kribbelt es in meinem Bauch. Sind das die berüchtigten Schmetterlinge? Wie auch immer, ich genieße es. Die Luft ist mild, ich gehe zu Fuß und komme erst gegen Mitternacht zu Hause an.
 

Die nächsten Tage treffe ich mich jeden Abend mit Zero. Wir sitzen meistens nur in irgendeinem Café oder Restaurant oder auch nur im Park. Wir reden und reden über alles und nichts, aber mehr nicht. Kein Kuss, keine zärtliche Berührung, aber obwohl ich das Gefühl jedes Mal, wenn ich ihn sehe unendlich genieße, verzehre ich mich auch nicht danach. Es reicht mir in seiner Nähe zu sein, seine Stimme zu hören, sein Lachen, das Glitzern in meinen Augen, wenn er mir von seiner Band erzählt.
 

Du wirst schon misstrauisch. Jedes Mal wenn du dich mit mir verabreden willst, finde ich irgendeine Ausrede und zweimal in der letzten Woche habe ich dich schon vor meiner Haustür vorgefunden, als ich mitten in der Nacht nach Hause kam. Aber ich verspüre kaum den Drang, dir von Zero zu erzählen. Er ist mein Geheimnis und ich seines, wie er es eines Abends auf der Wiese vor einem kleinen Teich im Park in der Nähe meines Apartments ausdrückt.
 

"Ein Geheimnis.", wiederhole ich amüsiert lächelnd, nicke dann aber. So ist es und es ist gut so. Uns beiden genügt es, die Nähe des anderen zu spüren, mehr braucht es im Moment nicht.

"Ihr geht bald auf Tour, oder?", fragt er an diesem Abend.

Ich nicke. "Ja, Mitte Mai sind wir das erste Mal in Europa. Kaoru ist völlig gestresst. Aber wir anderen freuen uns nur darauf. Es sind Konzerte, wie wir sie seit Jahren spielen, wieso also sich darüber sorgen?"
 

Nachdenklich schaut Zero über den See. "Irgendwann, in ein paar Jahren, hoffe ich, dass wir auchmal nach Europa können. Ich will den Eifelturm sehen und Notre Dame. Und die Alpen. Ich liebe die Berge..." Seine Stimme wird leise. Er kann sich für manche Dinge unglaublich begeistern und wenn er über sie spricht, wird diese Begeisterung ansteckend.
 

Aber jeden Abend, wenn ich allein im Bett liege und darüber nachdenke, wird mein schlechtes Gewissen lauter, die kleine Stimme in meinem Kopf, die mir sagt, dass ich dich betrüge.

Ich betrüge nicht, ich treffe mich nur mit einem Freund!, entgegne ich dann dieser Stimme meistens, aber sie wird immer lauter.
 

Es ist nicht nur ein Treffen. Du liebst Zero, du willst ihn allein für dich haben! Und die Stimme hat natürlich Recht. Auch wenn ich dich nicht körperlich betrüge, im Geiste tue ich es dennoch. Irgendwie.
 

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So, Zeros Geschichte mag vllt etwas unrealistisch rüberkommen, und an sich ist es ja auch nicht so wichtig (hab wohl zu viel "Fesseln der Liebe" gelesen *lol*, kennt das jemand? die zeichnungen sind echt süß ^.^), aber ich hab letztens ein Buch über Japan gelesen wo's auch n Kapitel über die Yakuza gab und da stand, dass die echt so mächtig und verbreitet und alles sind... wie auch immer.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  KyOs_DiE
2008-06-28T17:20:52+00:00 28.06.2008 19:20
genau aus dem Grund das Kyo sich jetz in zero verliebt hat mag ich ihn nich xD"


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