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Mobbing führte uns zusammen

von

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Erste Annäherung

Weiter gehts...
 

Kapitel 3: Erste Annäherung
 

[Kais PoV]
 

Da mir Ray einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte, beschloss ich, ihn ab sofort jeden Tag zu besuchen. Ich weiß zwar nicht, ob es sich gehörte – so al Lehrer – aber das war mir egal. Ich wollte ihm helfen. Ich musste ihm helfen!
 

Nach der Schule, es war nun 16.00 Uhr. Zwar hatte mich Hasegawa-san mich wieder auf einen Kaffee einladen wollen, doch Ray war mir wichtiger.

Ich ging also zu der kleinen Wohnung, klingelte. Doch auch nach Minuten öffnete mir niemand die Tür. Verwundert drehte ich mich dann um – wollte gehen – da kam der Junge gerade nachhause. Er war anscheinend einkaufen...

Nachdem ich ihn sah, lächelte ich ihn an. Ray hingegen verzog keine Mine, schloss einfach die Tür auf und ging hinein, die Tür ließ er offen – er ließ mich rein. Das freute mich irgendwie.
 

„Danke.“
 

Ich kam herein und schloss hinter mir die Tür. Da ich heute schon zum fünften Mal gekommen war, wurde es zu einer Art Tradition, dass Ray mir einen Milchkaffee anbot. Dankend nahm ich diese an und trank einen Schluck.
 

„Wie geht es dir heute? Besser?“

„...“
 

Er antworte nie. Doch hin und wieder konnte ich leichte Regungen seiner Gesichtszüge erkennen. Leider kam das sehr selten vor.
 

„Darf ich dich was fragen?“

„...“

„Warum...bist du so ruhig?“

„...“
 

Er drehte seinen Kopf zur Seite. Es war ihm anscheinend unangenehm. Aber warum? Das war doch eine ganz normale Frage. Oder?
 

„Gut. Du brauchst mir nicht zu antworten. Aber ich würde dich wirklich gerne verstehen, Ray.“

Ich redete sehr ruhig – ruhiger, als ich es sonst war.

„...“
 

Diesmal senkte er seinen Kopf, schloss seine Augen ein wenig und – womit ich nie im Leben gerechnet hätte – lächelte mich an. Es war nur ein kurzes, unscheinbares Lächeln, doch es war da. Somit hatte er zugestimmt.

Ich lächelte nun auch. Ich war froh darüber, dass er sich mir endlich öffnen wollte.
 

„Danke.“
 

Das Lächeln, welches noch immer mein Gesicht zierte, blieb noch lange. Es erfreute mich, dass Ray sich mir gegenüber endlich ein wenig offener zeigte.

Ich sah auf meine Armbanduhr. Diese zeigte inzwischen 17.25 Uhr an. Da ich um diese Zeit meist anfing zu kochen, stand ich auf und drehte mich um.
 

„Hast du Hunger? Soll ich uns was machen?“

Fragte ich und wartete auf seine Antwort.

„...!“
 

Ray drehte sich um, blickte mich verwirrt an, schüttelte seinen Kopf und stand dann ebenfalls auf. Mit schnellen Schritten ging er an mir vorbei. Ich sah irritiert hinterher.
 

„Ray?“
 

Ich fragte mich, warum er plötzlich so aufgesprungen in die Küche ging. Doch nachdem ich sah, dass er zwei Teller aus dem Kühlschrank holte, ging mir ein Licht auf.
 

„Hast du das gekocht?“
 

Es war seltsam. Warum hatte Ray zwei Teller Curry im Kühlschrank? ... Hatte er etwa auf mich gewartet? Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber warum dann?

Es dauerte eine Weile, bis ich auf eine logische Erklärung kam.
 

„Klar. Ich besuche ihn ja schon seit einiger Zeit. Er wird einfach im Voraus gekocht haben...“, dachte ich mir. Dabei fiel mir etwas anderes ein. „Ich frage mich, wovon er sich sonst immer ernährt? Kocht er für eine ganze Woche? Wenn ja, wo hat er das Geld dafür her? ... Kann es sein, dass er extra einen Nebenjob angenommen hat? Nur um mich durchzufüttern? Ach Quatsch! Irrsinn. ... Obwohl es ihm ja zuzutrauen wäre.“

Da ich mich nicht länger mit meinen Gedanken ablenken lassen wollte, beendete ich sie und setzte mich auf einen der Esszimmerstühle.
 

„Hast du das ganz allein gekocht?“ Fragte ich ihn nebenbei.

„...“
 

Ich konnte ein zaghaftes Nicken erkennen. Also doch. Und nun...
 

„Hast du das extra für heute gemacht?“

„...“
 

Diesmal reagierte er nicht. Es war zwar merkwürdig, doch wollte ich ihn nicht länger damit belästigen. Eins nach dem anderen. Ich durfte es nicht überstürzen!

Es dauerte nicht lange, da servierte mir der Junge einen Teller warmes Curry. Ich hob die Stäbchen an, nahm einen Happen und probierte ihn anschließend.

Ich kaute ein wenig darauf herum, ehe ich ihn herunterschluckte.
 

„Köstlich! Ehrlich. Nicht von schlechten Eltern.“

„...!“
 

Kaum merklich zuckte Ray zusammen. Hatte ich etwas falsches gesagt? Etwa... wegen `von schlechten Eltern`? Aber wieso? Vorsichtig fragte ich nach...
 

„Habe ich etwas Falsches gesagt Ray?“

„...“
 

Er versuchte zwar, meine Worte zu ignorieren, doch das hielt mich nicht ab.
 

„Ich hab doch nur gesagt, dass es nicht von schlechten Eltern ist...“

„...“
 

Da war es wieder. Dieses Zucken. Dieses ängstliche Zucken. Aber warum? Was war der Auslöser? Dieses Sprichwort? Etwa deswegen? Nein. Das kann ich mir nicht vorstellen. Aber was... ... ...! Ah. Etwa... der Zusammenhang? ’Schlechte Eltern’? Ich hab zwar schon davon gelesen, doch erlebt hatte ich so was noch nicht...

Es musste etwas mit seinen Eltern zu tun haben... Nur was?
 

Das beschäftigte uns so, dass wir vergaßen zu essen. Jeder machte sich seine Gedanken. Nur was Ray gerade dachte, konnte ich nicht sagen. Auch wenn ich es gerne wüsste.
 

[Rays PoV]
 

Oh Gott. Warum passiert so was immer nur mir? Ich weiß doch, was ich getan habe. Und ich bereue es... aber... Kann man mich nicht einfach in Ruhe lassen? Von mir fern bleiben? Mich einfach nur ignorieren?

Ich will einfach nicht mehr! Nicht mehr daran erinnert werden! Wieso? Wieso aber, werde ich es doch? Immer und immer wieder? Ich will das nicht! Ich will das einfach nicht mehr!

Mum, Dad, es tut mir leid! Tut mir leid, dass ich euch das angetan habe! Aber... deswegen könnt ihr mich doch in Ruhe lassen. Oder? Geht das? Dann verschwindet! Verschwindet endgültig aus meinem Leben!
 

Ich war so in meine Gedankten vertieft, dass ich nicht merkte, wie mir die Tränen kamen und unaufhaltsam meine Wange hinunterliefen.
 

Ob es wohl einen Gott gibt? Bisher habe ich nicht an ihn geglaubt. Vielleicht sollte ich es einfach mal machen. Vielleicht. Vielleicht würde er ja meine Gebete erhören... Ja. Mich zu holen und damit all mein Leiden von mir abstreifen.
 

Ein bitteres Lächeln schlich sich auf meine Lippen.

Erbärmlich. Einfach nur erbärmlich. Warum schaffte ich es nicht, diejenigen zu vergessen, die mir so viel Leid und Trauer zugefügt haben? Wieso? Ich wünsche es mir doch so sehr. Schon seit sieben Jahren. Und doch... und doch... scheine ich noch zu sehr an ihnen zu hängen. Obwohl ich... obwohl ich...
 

[Kais PoV]
 

Ich bemerkte, dass Ray zu weinen anfing. Doch als sich dann auch noch ein so trauriges Lächeln auf seine Lippen legte, bekam ich es ein wenig mit der Angst. Wieder fragte ich mich, was mit ihm passiert ist.
 

Ich konnte diesen Anblick nicht mehr ertragen und so stand ich auf, ging zu Ray und umarmte ihn sachte von hinten.
 

Leise flüsterte ich ihm zu: „Es wird alles wieder gut. Ich bin bei dir. Ich werde auf dich aufpassen.“

„...“
 

Er bewegte sich keinen Millimeter, doch er schien mich zu verstehen. Ich sah, wie er seine Augen schloss und seinen Tränen freien Lauf ließ.

Wir blieben einige Zeit in dieser Position. Ich hatte meinen Kopf inzwischen auf meinem Arm abgestützt. Als er plötzlich meine Hand hielt, schreckte ich ein wenig auf – sah ihn erstaunt an.

Vorsichtig drehte er seinen Kopf zu mir und lächelte mich sanft an.

Ein unbeschreibliches Gefühl durchströmte mich auf einmal. Was war es nur? So eine angenehme Wärme hatte ich noch nie zuvor verspürt. Und doch schien ich zu ahnen, woran das lag. An Ray.

Der sonst so kühle und unnahbare Ray lächelte mich an. Nur mich. Mich allein. Es war, als wäre die Barriere, die bis eben noch bestand, so mir-nichts-dir-nichts einfach verschwunden ist.
 

Das Verlangen, ihm noch näher kommen zu wollen, stieg immer weiter an. Jedoch wollte ich diese „Beziehung“ nicht gefährden und hielt mich zurück.

Langsam entfernte ich mich von dem Jungen und drehte mich mit dem Rücken zu ihm um.
 

„Tut mir leid. Ich wollte dich nicht bedrängen. ... Ich... werd dann mal gehen. Wir sehen uns ja morgen in der Schule. Okay. Dann... bis morgen.“
 

Ich überspielte meine Verlegenheit. Dass ich das jemals tun würde, hatte ich im Traum nicht erwartet.

Ich hob schließlich meine Tasche hoch und ging zur Haustür. Ein letztes Mal drehte ich mich noch um, blickte in die Küche.
 

„Gute Nacht, Ray.“
 

Nachdem ich den Satz los war, schloss ich die Tür und ging Gedankenversunken nachhause.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von: abgemeldet
2012-01-24T21:38:08+00:00 24.01.2012 22:38
So sieht man sich wieder, ne, Lella und Banane ^___^
Aber jetzt zur Story:
Ich bin bekanntermaßen kein sonderlicher KaRe Befürworter, aber wenn die Geschichte richtig gut geschrieben ist(so wie bei dir, Ed), habe ich nichts dagegen einzuwenden ^///^
Des Weiteren hoffe ich, dass es bald wieder weitergeht *ende wissen will* und das Thema spricht mich auch sehr an, zwar bin ich nicht (mehr) betroffen, aber inzwischen versuche ich gegen Mobbing vorzugehen, da ich weiß wie es ist, wenn man gehänselt wird.
Ich glaube jeder in Reis lage würde sich so einen Kai wünschen, nur leider gibt es im wahren Leben keine solchen rotgefiederten Engel...da muss man sich selbst zu wissen helfen v__v

LG abgemeldet
Von:  Phetonix
2012-01-24T18:44:19+00:00 24.01.2012 19:44
ich kann dem nur zustimmen, ein schönes Kapi ^^
Ich finde auch dass es die Story so interresant macht, dass Ray mal total verschlossen ist und Kai der jenige ist der hoff dass er sich öffnet ^^, diese Worte (ich hoffe er wird sich mir öffnen etc...) habe ich schon öfters bei KaRe Ffs gelesen aber es war immer umgekehrt. =)
Lg Bananenpowerkaimobil
Von:  LellaTheDarkAngel
2012-01-24T17:05:59+00:00 24.01.2012 18:05
wirklich ein süßes kpitel^^
gefällt mir
Von:  Coppelius
2010-05-17T22:49:49+00:00 18.05.2010 00:49
sehr gut geschrieben^^


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