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Katja's kleine Gutenachtgeschichten

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Ein regnerischer Tag

Katja's kleine Gutenachtgeschichte
 

Am Nachmittag hatte es begonnen zu regnen. Nun, am Abend, lies der Regen etwas nach. In einer der kleineren Straßen öffnete sich langsam eine Tür. Der junge Mann blickte nach links und rechts, wie ein gehetztes Tier, das hofft seinen Verfolgern entkommen zu sein und doch weiß, dass sie nur ein paar Meter entfernt lauern. Langsam trat der Mann von etwa 25 Jahren aus dem Hauseingang. Er trug ein paar alte Jeans, die aussahen als ob sie an mehreren Stellen gleich durchreißen würden, und eine schwarze Lederjacke. Alles in allem war er nicht der Typ Mensch, den man nach einem Regenschauer zu sehen erwartete. Obwohl der Regen schon nachgelassen hatte, war der Mann schon nach wenigen Metern durchnässt. Langsam, ohne Eile, lief er die Straße hinunter, wie er es fast täglich tat, wenn er aus dem Haus ging. Das Straßencafé an der Ecke in dem normalerweise immer jemand saß, war verwaist. Wie ruhig die Stadt doch bei Regen war. Ein paar Straßen entfernt, konnte er ein Auto hören, das sich durch den Regen über das Kopfsteinpflaster quälte. Wer seine Insassen wohl waren. Vielleicht jemand, den er schon mal gesehen hatte oder jemand, den er kannte. Aber wen kannte er schon? Durfte er es überhaupt wagen zu behaupten sich selbst zu kennen? War es vielleicht einfacher zu behaupten andere Menschen zu kennen als sich selbst oder verhielt es sich genau umgekehrt? Keine dieser Fragen hatte er sich je beantworten können. Er hatte sie verdrängt, vergessen und nun waren sie alle wieder da. Das nichts wissen, zu wissen, dass es fragen gibt die immer unbeantwortete bleiben werden, das hatte ihn schon damals fast umgebracht. Danach hatte er begonnen zu vergessen. Auch in dieser Zeit war er oft spazieren gegangen. Hatte die Nachtluft und die Stille genossen. Ohne es zu merken, hatte er seine Schritte in Richtung Park gelenkt. Es war so ruhig. Die Luft roch nach Regen. Er war in dieser großen, lärmenden Stadt von tausenden Menschen umgeben – und doch allein. Keiner sah ihn oder hatte ihn je gesehen. Keiner sah den traurigen Mann, der den Park betrat. Ein schwerer Tropfen viel von einem Blatt auf seinen Kopf. Wassertropfen hatte er schon immer schön gefunden. Es waren seine persönlichen Diamanten und viel wertvoller. Denn jeder konnte einen Diamanten an einer Kette um den Hals tragen, aber wer besaß ein Kollier aus Wasser. Einer der alten Bäume hatte seine Wurzeln, wie Fallstricke über den Weg gespannt, als wollte er sich für alles Rächen, was Menschen ihm je angetan hatten. Narben von vergangenem Liebesglück erzählende Herzen zierten seine Rinde. Doch wer kann schon sagen, was ein Baum denkt. Er spannt seine Wurzeln nicht, um sich zu rächen. Er versucht in einer Welt zu überleben, die ihm so feindlich geworden ist. Feindlich, ja das war ein gutes Wort. Wie ein Fremdkörper, ein Stock der in einen Ameisenhaufen gestochen wird, so war er sich immer vorgekommen. Und nun hatte er endlich auch einen Grund zum Sterben gefunden. Er hatte bisher alles ertragen, hatte immer weiter gemacht, doch nun war es genug. Er war nicht gläubig, er glaubte nicht an ein Leben nach dem Tod. Doch das war gut so, denn er war müde. Er wollte schlafen, lange, vielleicht für immer, ewig. Als er den Weg verließ, begann er in seiner Tasche nach dem kleinen Röhrchen zu suchen. Er war gut vorbereitet. Nichts sollte ihn mehr daran hindern, dieses sinnlose Leben hinter sich zu lassen. Nichts und Niemand. Er lehnte sich an einem Baum und glitt langsam an diesem hinunter bis er zwischen seinen Wurzeln saß. Er trank die Flüssigkeit. Das Gift wirkte nicht sofort. Er hörte noch wie ein paar zwitschernde Vögel das Ende des Regens verkündeten, hörte in der Ferne die Stadt erwachen und sah verschwommen die Bunten Farben eines Regenbogens. Vielleicht, wenn das Leben sinnlos ist, vielleicht, ist dann der Tod noch viel sinnloser.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von: abgemeldet
2007-05-26T10:11:10+00:00 26.05.2007 12:11
Hab endlich mal die Zeit gefunden zu lesen was du in meinem Gästebuch angepriesen hast.Die Story is echt gut gelungen.Find eigentlich auch gut,dass du nicht genau sagst warum er sich denn umbringt und so.Ich find ja immernoch gift ist die beste Selbstmordmethode *drop* Ne ist gut geworden,wie du immer auf sowas kommst...naja ich les jetzt ncoh schnell die andere
Von:  countess-caine
2007-05-13T15:20:08+00:00 13.05.2007 17:20
wie schön~
*snif* ich mag dieses unterschwellig depressiv-nachdenkliche... erinnert mich sehr an meine eigenen kleinen down-phasen *drops*
ich lieb die short-story, hatte ich dir ja schonmal gesagt! *knuddl* weiterschreiben!!


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