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Indifferent

Reita x Ruki
von

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EINS

Disclaimer: Mir gehört weder Ruki noch Reita. (Schade drum.) Sowie der ganze Rest der GazettE Familie.

Kommentar: Okay, das hier ist meine erste GazettE fanfic. Es sei mir verziehen: Ich hab nur wenig Backstage-Kram von Gaze gesehen und vom Verhalten her sind mir Reita und Ruki fremd... deswegen: Warnung~ Out of character!! xD Und... irgendwie sieht das am Anfang so aus als war das Aoi x Reita. Ist aber nur Zufall und hat nix zu bedeuten. So, das ist alles fürs Erste~
 


 


 

~KAPITEL EINS // Indifferent~
 


 

"Reita, gehst du auch zum Abschlussball?"

Reita schloss seinen Spint und drehte sich langsam herum, in die Richtung aus der die Stimme gekommen war. Er zog eine Augenbraue hoch und sah den breit grinsenden Jungen vor sich an, der seinen Blick erwartungsvoll erwiderte.

"Wieso fragst du?"

"Weil es mich interessiert?!"

"Hat Aoi dich geschickt um zu spannen?"

"Wie kommst du da drauf?!" Kai schlug entsetzt die Hände vor den Mund, schockiert darüber, das Reita ihm so etwas unterstellen konnte. Etwas, das leider auch noch wahr war.

"Weil er das normalerweise immer macht?!" Er wandte sich wieder seinem Spint zu, der ihm in diesem Moment um einiges wichtiger schien als hirnlose Gespräche mit diesem Flummi zu führen.

"Okay, okay, du hast ja Recht", winkte Kai ab und schob sich zurück in Reitas Blickfeld. "Aber du redest bereits seit einer halben Woche nicht mehr mit Aoi!"

"Ja und? Kann ich was dafür? Ich bin im Stress." Mit eiserner Bestimmung die Nervensäge neben ihm nicht zu beachten, kramte er tief in seinem Spint, schob unnütze Bücher, Blöcke und alte Pausenbrote beiseite. Stifte und Reste von Notizen fielen unachtsam zu Boden.

"Aoi macht sich Sorgen um dich. Du hast ja nicht mal mehr Lust mit uns zusammen zum Lunch zu kommen! Was ist los?"

"Ich bin im Stress, sagte ich doch. Ah!" Endlich fand Reita den Gegenstand seiner Begierde.

"Im Stress? Warum bist du im Stress?! Hast du nicht mal Zeit-?"

Reita riss die Mild Seven Lights, die zwischen den Büchern und seiner Sporttasche hervorlugten, brutal aus dem Schrank und knallte diesen hart zu. Die Hand wanderte zur Tasche, die Zigarette zwischen seine Lippen. "Und jetzt entschuldige mich bitte. Ich hab zu tun."

"Aber...!"

Dann machte er Kehrt und ließ den verblüfften Kai einfach mitten im Schulflur zwischen all den herumwuselnden Leuten stehen. Ohne sich auch nur ein einziges Mal umzudrehen, wusste er genau, dass Kai ihm wie blöde nachglotzen musste. Kein Wunder, verhielt er sich doch heute so gar nicht wie sonst. Aoi konnte ihm gestohlen bleiben. Untreue Tomate. Was hatte er sich eigentlich dabei gedacht ohne ihn zum Konzert seiner Lieblingsband zu gehen? Die Schule nervte. Jetzt noch mehr als sonst - besonders da sie so kurz vor ihrem Abschluss standen. Das Einzige, was dieses ganze Schuldisaster erträglich gemacht hatte, waren die Konzerte, Kinobesuche und Sauforgien gewesen. Aber Aoi machte jetzt eher einen auf fester "du-bist-die-Einzige-die-ich-je-lieben-werde" Freund anstatt weiterhin sinnlos irgendwelche Mädchen mit Reita aufzugabeln.

Beste Freunde werden nun mal nutzlos so bald man eine Freundin hat. Konnte Reita es ihm verübeln? Sie sah gut aus und hatte vielleicht sogar Köpfchen. Was wusste er denn schon? Ja, verdammt! Er verübelte es ihm. Er war stinkwütend einfach so weggeschmissen zu werden.

Grummelnd zündete Reita die Zigarette noch im Schulgebäude an. Scheiß drauf, ob das gegen die Regeln war. Scheiß doch einfach drauf. Noch 2 Monate. Dann war es vorbei. Und dann... bloß weg hier!

Auf seinem Weg durchs Gebäude dann, da wurde seine Laune gleich noch viel schlechter. Er erreichte die Stufen, die hinunter zum Campus führten und da... Schulfreak auf 12 Uhr. Ruki. Seinerseits süchtig nach Mode- und Sonnenbrillen. Sternzeichen Wassermann. Schuhgröße 40. Woher zum Teufel Reita das wusste? Ruki war einmal sein bester Freund gewesen. Das war zwei Jahre her. Sie hatten irgendwie das Interesse an einander verloren. Ruki hatte Reitas Begeisterung für Filme nie teilen können, genau wie der ganze Modekram nie Reitas Welt gewesen war. Nichts, was für beste Freunde nicht zu überwinden war, doch irgendwann hatten sie beide einfach jegliches gemeinsames Redegut zu Nichte gemacht. Ignoranz war es gewesen, die Sommerferien, die Ruki mit seiner Familie im Ausland verbracht hatte und dann zu Beginn des neuen Schuljahres, als Aoi sitzen geblieben und in ihrer Klasse gelandet war, da hatte Reita Ruki einfach durch ihn ersetzt. Der Übergang war nahe zu nahtlos gewesen. Eiskalt. Nur wenige bitterböse Worte hinter dem Rücken des jeweils anderen gefallen. Eine richtige Aussprache hatte es nie geben. Sie beide hatten diesen Umbruch einfach so hingenommen. Obwohl es vielleicht falsch gewesen war wie es zu Ende gegangen war.

Reita durchflutete in diesem Augenblick, in dem er Rukis rotschwarzes Haar in einer kleinen Kreis, umgeben von einigen anderen, wild auf ihn einbrabbelnden Leuten, ausmachte, ein eigenartiges Gefühl. Hatte er sich jemals darum gekümmert wie Ruki zu Mute gewesen war, als er plötzlich Aoi zu seinem neuen bester Freund auserkoren hatte? Hatte er sich die ganze Zeit vielleicht nur vorgemacht, dass Ruki in Ordnung sei und dass ihn die ganze Sache gar nicht berührte? Hatte er sich in Wirklichkeit vielleicht genauso gefühlt wie Reita sich jetzt fühlte - durch jemand anderen ersetzt zu werden.

Ihn überkam ein ungewollter Brechreiz. Seit wann interessierte er sich wieder für Ruki? Hatte er diesem nicht schon lange den Rücken zugekehrt? Was scherte es ihn? Was scherte es ihn, was Ruki gefühlt hatte? Hier ging es jetzt immer noch um ihn. Um ihn und die treulose Tomate Aoi.

Doch das Grummeln in seinen Magen, das nicht nur davon kam, dass er seit Stunden nichts gegessen hatte, blieb und bohrte sich immer tiefer in ihn. Diese Szenerie war einfach zu bekannt, zu vertraut. Reita wollte das nicht.

Er machte einen Bogen um die Gruppe der Schüler, die sich um Ruki versammelt hatten. Sie gehörten alle zum Theaterclub der Schule. Reita wollte nicht gesehen werden. Gehörte er doch eher zu den Losern, zu denen, die Aufmerksamkeit nur durch negatives Auffallen bekamen und nicht etwa wie diese Menschen da durch ihre Leistungen und ihr Engagement (und ihrem Beitrag die Schulkasse klingeln zu lassen). Und so hielt er sich links der großen Steintreppe und vermied damit direkt in die Gruppe zu laufen, die vor der Treppe tagte.

Reita sprang die letzten zwei Stufen herunter und wandte sich sofort dem hinteren Teil des Campus' zu. Der einzige Teil an dem man ungestört war und alleine, wo er seine abartigen Gedanken abschütteln konnte. Die Bäume säumten hier den schmalen Schotterweg, der bis hin zu der großen Buche führte. Ihre Äste hingen in unendlichen Gablungen herunter und berührten die Erde und das herabgefallene alte Laub, das wie ein Teppich so dicht in der Kuppel lag, die der Baum mit der Krone bildete. Der alte, knorkige, mächtige Stamm erinnerte ihn immer wieder daran wie widerstandsfähig dieser Baum doch war. Er hatte uralte Photos in der Schulbibliothek gesehen. Auf vielen war dieser Baum zu sehen. Er stand schon ewig hier. Damals hatten sich die Schüler zu Hauf hier getroffen, hatten im Schatten des Baumes die Pausen des Unterrichts genossen. Heute kam nur noch selten jemand hier her.

Reita schob vorsichtig ein paar dünne Äste beiseite, die den Eingang zur Kuppel säumten und ging mit bestimmten Schritten auf die alte, beigefarbende Eisenbank zu. Als er sich setzte musste er unwillkürlich seufzen. Eigentlich sollte Aoi heute hier sein. Wie jeden Mittwoch. Eigentlich sollten sie jetzt bereits wieder Pläne fürs nächste Wochenende schmieden. Jetzt wo der Kater vom letzten Wochenende verschwunden war... Eigentlich sollte Reita jetzt seine Zigaretten gegen Aoi verteidigen, der wie immer seine eigenen vergessen hatte (oder nur so tat) und bei ihm schnorren wollte. Eigentlich würde er jetzt nachgeben und ihm welche abgeben, im Tausch gegen Aois Lunchpaket. Das, was seine Mutter machte. Eigentlich würde Reita es wieder nicht essen und zu den anderen in seinen Spint werfen, weil er beim ganzen Reden und Fachsimpeln mit ihm wieder nicht zum essen kam. Naja. Wie gesagt: Eigentlich.

Verdammte Scheiße.

Warum kriegte Aoi eigentlich immer all das, was er wollte?! Das war nicht fair! Reita verzweifelte. Alleine hier rumhängen wollte er eigentlich auch nicht, aber Kai hatte die Angewohnheit ihm unentwegt auf die Nerven zu gehen.

Er zog den Veranstaltungsplan für diese Woche aus seiner Hosentasche und blätterte ihn unentschlossen durch. Mehr oder weniger dazu gezwungen begann er sich alleine Gedanken darüber zu machen, wie er das Wochenende totschlagen konnte. Die Filme die diese Woche anliefen, interessierten ihn nicht. Zu viel Schmalz und Herzschmerz. Es spielte keine Band, die ihn interessiert und alleine in irgendeine Disko zu gehen, schien ihm so dumm, dass er den Plan wütend zusammenknüllte. Ohne Aoi war alles Mist!

"Jähzornig wie eh und je."

Reita wirbelte herum.

Zwischen ein paar Ästen stand Aoi, lehnte am Stamm einer Birke und grinste ihn verwegen an.

"Was willst du?", schoss es aus Reitas Mund schneller als er denken konnte.

"Nichts. Nur das Übliche." Langsam schob Aoi sich aus dem Unterholz hervor in die Kuppel. "Ist schließlich Mittwoch."

Wortlos starrte Reita ihn an wie er gemütlich neben ihm Platz nahm und plötzlich die Hand in seine Richtung ausstreckte. Erst starrte Reita ihn weiterhin an, dann die Hand, dann wieder ihn.

"Was ist?"

"Hä?"

"Zigarette."

"Was?!"

"Zigarette."

Reita erwachte aus seiner Starre. Er murrte. Nur aus Gewohnheit drückte er seinem Freund schließlich die verlangte Zigarette in die Hand.

"Danke." Aoi griff sein Feuerzeug. Während die Flamme sich um das Papier und den Tabak schlang sagte er: "Und?"

Noch immer viel zu perplex darüber wie dreist Aoi sich an ihn ran geschlichen hatte, erwiderte er nur ein "Was und?!"

"Was machen wir am Wochenende, du Doofi?!"

"Gar nichts."

"Wie gar nichts? Nix los? Oder haste keinen Bock?" Aois Blick fixierte ihn.

Reita hielt dem nicht stand und erhob sich von der Bank. "Ist doch auch egal."

"Ich versteh dich nicht", sagte Aoi und blies den Rauch aus seinem Mund.

"Hab ich das je von dir verlangt?!"

"Sei nicht so zynisch. Ich hasse das."

Reita verspürte das kindliche Verlangen ihm die Zunge rauszustrecken. Doch er nahm nur den zerknüllten Plan und schleuderte ihn Aoi an den Kopf.

"Au!" Übertrieben rieb der sich die Stirn. "Zum Teufel noch mal! Reita! Was ist in dich gefahren?! Du redest seit Sonntag nicht mehr mit mir! Du bist ganz plötzlich von der Feier abgehauen, ohne dich abzumelden und seitdem gehst du mir aus dem Weg und meidest jeglichen Blickkontakt mit mir! Wärst du bitte so freundlich mir wenigstens zu sagen, warum du diese bekloppte Nummer abziehst?!"

"Warum? Warum?! Diese... diese... blöde Ziege! Seit Samstag hängst du wie eine Klette an ihr und würdigst mich keines Blickes mehr!! Ich bin wohl nicht mehr zu gebrauchen, jetzt wo sie da ist! Und dann kommt sie auch noch in unsere Klasse heute! Ich glaub ich muss kotzen, wenn ich das noch einmal mit ansehen muss. Und sowas wie dich hab ich mal besten Freund genannt." Reita wandte ihm den Rücken zu und stützte sich gegen den Eichenstamm.

"Häh?! Welche 'Ziege'?! Welches Mädchen?! Wovon zum Teufel redest du?! Moment mal... du meinst doch nicht etwa...?" Grelles Gelächter füllte auf einmal die Luft.

Mit hochgezogener Augenbraue drehte Reita sich wieder zu Aoi um, der halb auf der Bank liegend lachte als gäb's kein Morgen mehr.

"Oh... Reita! Du Dummkopf!" Immer noch nicht hörte er auf zu lachen. Im Gegenteil: Es wurde schlimmer. "Oh... shit! Reita!! Hast du wirklich geglaubt, dass.... dass Uruha ne Frau ist?!" Aoi purzelte von der Bank und lachte am Boden, zwischen den Blättern, ungestört weiter.

Reita kam sich dumm vor. Doch er stand einfach nur da und warte die zwei Minuten ab, bis sein Freund sich wieder einigermaßen beruhigt hatte.
 

Mit wackligen Beinen erhob er sich, taumelte zu Reita und schnippte ihm mit dem Finger gegen die Stirn. "Du Idiot!", rief er aus, drauf und dran erneut einen Lachkrampf zu erhalten. "Uruha ist neu hier. Und Uruha ist ein Kerl!! Ich hab ihn nur ein bisschen rumgeführt. Ich weiß ja nicht wie das für dich ausgesehen haben musste, aber er ist definitiv nicht mein neuer bester Freund, geschweige denn meine neue Freundin!!" Und dann fiel Aoi erneut zu Boden vor Lachen.

Reita wurde die ganze Sache zu dumm. "Das hättest du mir auch früher sagen können!!"

"Du bist ja einfach abgehauen! Ich hatte gar keine Chance ihn dir vorzustellen! Und jetzt hör auf zu schmollen. Ist doch alles in Ordnung. Niemand ersetzt dich hier."

"Mmmpf."

"Wenn das alles ist, was du dazu zu sagen hast... können wir dann vielleicht zurückgehen und die Cafeteria überfallen? Mein Magen frisst sich nämlich schon selbst auf." Aoi versetzte ihm einen harten Stoß gegen den Rücken und schob ihn voran.

Reita stolperte. "'Überfallen'?"

"Überfallen. Ja, genau. Oder hast du etwa Geld dabei? Ich mein... du könntest mir ja was 'leihen'." Er grinste.

"AOI!!!" Reita schlug nach ihm, doch er war schneller und rannte lachend davon. "Irgendwann bring ich dich um Aoi. Irgendwann da-!! Ahhrgh!!"
 


 

~*~*~*~
 

Während des Rückweg hatte Reita ihn doch noch eingeholt, hatte aber dann feststellen müssen, dass Aoi ihn mit Absicht hatte aufholen lassen, um ihm sein Geld aus der Tasche zu klauen und damit im Sprint davon zu rasen.

Es war heiß draußen. Fast Hochsommer. Massen von Schülern strömten in das Gebäude zurück, um sich in der Cafeteria eine Abkühlung zu kaufen. Dementsprechend war es brechenvoll und Reita verlor in dem Gedränge den Dieb seines schwer erackerten Geldes aus den Augen. Und in dem Gedränge Aois schwarzen Schopf wiederzufinden war bei Weitem unmöglicher, als wenn Aoi nach ihm und seinem Blondschopf gesucht hätte! Zum Teufel mit ihm!!

Das Geschubse in den Fluren machte Reita wahnsinnig und er war die meiste Zeit damit beschäftigt andere aus seinem Gehfeld zu drängen und sich brutal einen Weg durch die Massen von labernden Schülern zu bahnen. Dann erspähte er Aois gestreiftes Shirt zwischen einer Horde von kichernden Mädchen von seinem persönlichen Fanclub. Nun hatte Reita sein Ziel fast erreicht. Er öffnete den Mund und wollte seinem untreuen Freund ein paar böse Wörter entgegengröhlen, doch genau in dieser Sekunde rammte die Schulter eines Jungen vom Footballclub, der ihn um einen Kopf überragte, seine eigene Schulter an seinen Kehlkopf. Und für genau diese Sekunde blieb Reita die Luft weg. Er stockte und wurde beinahe von den vorbei strömenden Massen zurück ins Innere des Gewusels gezerrt. Doch bevor das geschah, griff seine Hand instinktiv irgendwohin und versuchte einen Halt zu finden.

Reita stolperte in einen Korridor und hielt sich an der Klinke einer Tür fest um nicht zu stürzen. Er war in einem Korridor gelandet in dem niemand war. Niemand außer der Person, die er gerade als Halt benutzt und mit rumgerissen hatte - mit in den Gang hinein. Und diese Person, die da nun vor ihm am Boden lag, sich wütend den Knöchel rieb und ihn mit verengten Augen anstierte war niemand geringer als...

"Nicht du schon wieder!! Du hast mir gerade noch gefehlt!"

"Danke gleichfalls!", fauchte Ruki ihm aufgebracht entgegen und stand vorsichtig wieder auf.

Erst fing Reita komplett grundlos an sich wieder Gedanken über ihn zu machen und jetzt wechselte er auch noch wieder Worte mit ihm - nach wer weiß was wie langer Zeit! "Womit hab ich das verdient?!"

"Das hab ich mich auch gerade gefragt." Mit beiden Händen klopfte Ruki den Staub aus seiner Kleidung. Dann hockte er sich hin, um Kataloge und Bücher aufzusammeln, die beim Sturz in alle Richtungen auf dem Boden verstreut worden waren.

Zwar wusste Reita immer noch wie Rukis Stimme klang - hörte er sie doch jeden Tag - aber wie sie geklungen hatte, als er mit ihm gesprochen hatte, das hatte er nicht mehr gewusst. Er hatte es schlichtweg vergessen. Vielleicht sogar verdrängt.

"Was?!", fauchte Ruki erneut, als er Reitas eigenartiges Glotzen bemerkte.

"Nichts!", schleuderte Reita zurück und ließ die Türklinke los, nachdem er sich daran wieder auf die Beine gezogen hatte. Die dummen Gedanken in seinem Kopf wabberten hin und her und versuchten durch seinen Mund zu entweichen. Fast unter Zwang hielt er die Frage zurück wie es Ruki denn gehe. Hätte er nicht sowieso schon so einen blöden Auftritt hingelegt, dann hätte er höchstwahrscheinlich seinen Kopf gegen die nächst beste Wand gedonnert.

Glücklicherweise übernahm das in diesem Augenblick dann jemand anderes für ihn. Nicht das sein Schädel HALLO zur Wand sagte, aber das dröhnende Gefühl war das gleiche, als Aoi sich durch die Massen zwängte und plötzlich neben ihm erschien. In den Händen hielt er ein übergroßes Baguettebrötchen und Reitas Geld. Er grinste mit vollem Mund, als er realisierte in welche Szenerie er hineingeraten war.

"Stör ich?", fragte er halb glucksend, halb ernsthaft und biss einen weiteren Happen seines Brötchens ab.

"Wie könntest du?", blaffte Reita und riss ihm das Geld aus der Hand. "Nur damit das klar ist: Ich krieg jeden Yen zurück!"

"Ja, ja." Aoi rollte schmatzend mit den Augen. "Und Ruki? Was ist mit dir?"

Ruki, der versucht hatte unauffällig zu fliehen, jedoch daran gescheitert war auf Grund seiner geringen Körpergröße zurück in die Masse zu gelangen, drehte sich langsam um. "Wie?"

"Na, gehst du zum Schulball?"

"Aoi!" Reita rammte seinen Ellenbogen in die Seite seines Freundes, doch dieser zuckte nicht mal mit der Wimper. "Hör auf alle möglichen Leute mit dieser beschmierten Frage zu Tode zu nerven!"

"Nur, weil sie dich nervt, heißt das noch lange nicht, dass ich Ruki nicht danach fragen darf. Zumal das ja sowieso Thema Nummer 1 ist im Moment."

Nun war es Reita, der mit den Augen rollte. Er ging zum Fenster und versuchte die beiden und diese wahrscheinlich nur für ihn peinliche Situation zu ignorieren, in dem er sich vorstellte unsichtbar zu sein.

"Und?", wollte Aoi wissen.

"Ich weiß noch nicht genau..." Ruki schien das Ganze ebenfalls sichtlich unangenehm zu sein. "Kommt drauf an, ob ich Zeit finde. Ich bin zur Zeit sehr beschäftigt. Ich muss noch ein gesamtes Konzept für die Kostüme erstellen, die wir bei der letzten Vorstellung tragen werden. Das ist im Moment wichtiger als alles andere. Und eigentlich sollte ich jetzt auch-"

"Stress?! Wie du auch?" Aoi lachte und zerrte Reita weg von seinem geliebten Fenster und der Vorstellung nicht zu existieren. "Er hier ist derzeit auch im Stress und sehr beschäftigt, ne Reita?"

Reita murrte.

"Womit eigentlich? Und überhaupt: Gehst du eigentlich zum Ball? Weißt du", fuhr Aoi in Richtung Ruki fort. "Unser Reita hier, der hasst Schulbälle!"

"Halt die Schnauze, Aoi!", zischte Reita und schnappte nach Luft.

Mehr oder weniger desinteressiert zog Ruki eine Augebraue hoch.

"Was denn? Das hast du selbst gesagt! Ich erinnere mich noch genau daran." Aoi griff das Baguettebrötchen so als sei es eine Bierflasche und ahmte einen torkelnden Gang und eine lallende Stimme nach. "'Ball? Wer braucht das schon? Das ist doch nur was für Mädchen, die immer noch glauben, dass das Märchen vom Aschenputtel an dem Tag wahr wird! Nur für Mädchen und für solche, die es gern wären. Ohne mich!'"

"Na und?!" Reita fiel nichts Besseres ein. Er war viel zu sehr damit beschäftigt sich einen Fluchtplan auszudenken.

"Wie auch immer", warf Ruki auf ein mal ein. "So ganz Unrecht hat er damit zwar nicht, aber vielleicht wird der Ball dieses Jahr auch etwas für uns. Mmmh... und jetzt muss ich leider weg. Tschüss!" Mit einem flüchtigen, gekünsteltem Lächeln wandte er sich ab und ergriff die Flucht, war binnen einer Sekunde in der wabbernden Masse des Hauptganges verschwunden.

Wortlos starrte Reita Aoi an.

"Was denn?!"

"War das denn jetzt wirklich nötig?!"

"Wieso? Du hast das genauso gesagt."

"Ich war aber nicht betrunken!"

"Ich dachte, es wär besser dich so dazu stellen. Denn meiner Meinung nach sagt man so was nur, wenn man im Vollsuff ist. Ist vielleicht besser, wenn du nicht gehst, du nervst ja doch alle..."

"Du hast einen an der Klatsche. Und wer hat überhaupt gesagt, dass ich nicht hingeh?!"

Genüsslich stopfte Aoi den Rest seines Brötchen in seinen Mund.

"Du mich auch." Mit diesen Worten ließ Reita ihn einfach in dem Gang stehen und drängte sich ebenfalls in die Menge zurück, um weiterem dummen Gelaber zu entgehen und sich auf den Weg zu seinem nächsten Unterrichtsraum zu machen.
 


 

KAPITEL EINS

~ENDE~

ZWEI

Kommentar:

Erst mal sorry, dass es so lange gedauert hat mit Kapitel zwei. v__v;; Ich schäm mich ein wenig, dass ich meinen Hintern nicht hochgekriegt hab. Verzeiht mir.

Zweitens: Vielen, vielen Dank für all die lieben Kommentare, die ihr mir geschrieben habt! <3 Ich hab mich sehr darüber gefreut! *verbeug*

Drittens: Dieses Kapitel ist ein wenig voller Rumgesülze, aber joah... XD Es ist mal wieder mit mir durchgegangen. Deswegen hoff ich nun umso mehr, dass Kappi zwei euch dennoch gefallen wird. Viel Spaß damit also!!
 


 


 

Kapitel ZWEI // Indifferent
 


 

Zum einen war es traurig, zum anderen aber auch urkomisch, dass immer die Dinge, von denen man geglaubt hatte, man hätte sie für immer verloren, irgendwann plötzlich wieder auftauchten. Als würde man eine zweite Chance erhalten. Wie Schnee im Sommer. Nicht ganz logisch, aber dafür sehr erfrischend zum trostlosen Alltag, an den man sich doch schon viel zu sehr gewöhnt hatte.

Hatte Reita Ruki bis vor einem Tag noch komplett versucht zu ignorieren, so schien sich das Blatt auf einmal dramatisch verändert zu haben. Und selbst wenn die gestrige Begegnung mit seinem Freund alles andere als normal abgelaufen war, so hatte sie ihm doch vor Augen geführt, dass er nicht kalt und Ruki ihm nicht egal war. Auch wenn er es nur ungern zugab. Aber diese wenigen, unbedeutenden Worte, die sie gewechselt hatten, hatten so gut getan. Auf eine so ganz andere Weise, als Reita es für möglich gehalten hätte.

Und obwohl er so dachte, konnte er sich dennoch nicht eingestehen, was er tatsächlich wollte: Wieder mit Ruki befreundet zu sein. Seine Eitelkeit und sein Stolz standen ihm im Weg. Zuzugeben, dass er es damals nicht einmal versucht hatte ihre Freundschaft zu retten, lieber geflohen war und ab da an alles Vergangene unterdrückt und verdrängt hatte... das war das Schwerste und für Reita die unüberwindbarste Hürde. Wenn er eines nicht konnte, dann über seinen eigenen Schatten zu springen. Ein Feigling war er nicht. Nein, ganz im Gegenteil. Aber Angst hatte er trotzdem. Angst davor abgelehnt zu werden.

Und Ruki würde ihn ablehnen. Das wusste Reita. So wie er wusste, dass er seine Zeit nicht mit sinnlosen Gedanken an ihn verschwenden sollte.

Ruki hatte jetzt neue Freunde. Bessere. Warum sollte er sich wieder mit einem wie Reita abgeben, der wahrscheinlich nur auf Biegen und Brechen die Schule meistern würde. Warum? Ruki müsste doch unendlich bescheuert sein, wenn er ihn wieder als Freund zurück nehmen würde.

Reita hoffte inständig darauf, dass Ruki dumm wie ein Knäckebrot war. Ganz offensichtlich seine einzige Chance.

Als Aoi ihn an diesem Morgen vor dem Schulgelände über den Haufen rannte, hatte er diesen Uruha an sich kletten. Reita wusste gar nicht, warum Aoi so ein mords Theater gemacht und sich über ihn lustig gemacht hatte, nur weil er gedacht hatte dieser Uruha sei eine Frau. In Reitas Augen war er das auch. Oder vielleicht auch eine lila Milchkuh... wie auch immer.

"Reita! Altes Haus!"

"Morgen." Bereits zu Beginn des Tages war Reitas Laune mal wieder im Keller. Schon schlimm genug, dass er für Aoi ab jetzt nur noch 2. Wahl zu sein schien, aber das er diese Transeglucke auch noch ertragen musste setzte dem ganzen noch ein Sahnehäubchen auf.

"So, noch mal ganz offiziell jetzt. Das hier ist Uruha." Aois Lächeln blendete ihn mindestens genauso abartig wie er sich darüber freute Bekanntschaft mit diesem Weihnachtsbaum zu machen. "Uruha, das ist mein Kumpel Reita."

"Ah, du bist also Reita. Aoi hat mir schon so einiges über dich erzählt." Mit einem Lächeln auf den Lippen verbeugte sich Uruha höflich.

"Hoffentlich nur Schlechtes...", brummte Reita in seinen nicht-existierenden Bart, so leise, dass es für seine Gegenüber unhörbar blieb, schob aber noch nach: "Schön dich kennen zu lernen, Uruha." Was natürlich glatt gelogen war.

Aoi hatte Recht gehabt: Er sollte langsam wirklich aufhören so zynisch zu sein. Damit würde er nicht nur den anderen einen Gefallen tun, sondern auch sich selbst. Manchmal fühlte er sich wirklich schlecht wegen dem, was er so von sich gab oder was er bitterböse in seinem Hinterkopf dachte. Kein Wunder, dass niemand mit ihm befreundet sein wollte, so muffelig und unausstehlich wie er es war.

"Lasst uns rein gehen. Der Unterricht fängt gleich an", warf Reita in ihre kleine Runde, nicht weil er so scharf auf das Gesülze seines Lehrers war, sondern ganz einfach weil er so schnell wie nur möglich von hier weg wollte. Da konnte man schon mal ein Opfer bringen wie z.B. pünktlich zur Unterrichtsstunde zu erscheinen.

Die Augenbrauen so weit hochgezogen, dass sie unter dem schwarzen Haar verschwanden, blinzelte Aoi ihn an. "Was'n mit dir los?"

"Gar nichts. Mir's... kalt." Boah, wie geil er lügen konnte. Das war ja schon fast Oscar-reif.

"Es ist fast 20°C, aber von mir aus." Die Augenbrauen blieb dort, wo sie hin gewandert waren, aber Aoi gab Uruha einen Wink und beide trotteten Reita wortlos und ohne Widerworte hinterher, so dass es fast schon unheimlich war.

Was sich jetzt auch immer zwischen Aoi und seinem neuen Kumpel abspielte, der sollte ja nicht glauben, dass er Uruha in ihre bisher immer nur aus zwei Leuten bestehende Gruppe integrieren konnte. Nein, so lief das hier nicht. Sie waren seit Jahren immer nur zwei gewesen. Und wenn Aoi sich nun bereits in seinem Kopf ein traumhaftes Dreiergespann ausgemalt hatte, dann sollte er von Reita aus bleiben wo der Pfeffer wächst. Drei waren einer zu viel und zwischen einem Reita und einem Aoi passte kein anderer mehr. Schon gar nicht so ein Uruha. Dann blieb er lieber alleine. Was auch scheiße wäre, weil Reita gänzlich unfähig war sich selbst zu erheitern, aber mit Uruha befreundet zu sein wollte er unter gar keinen Umständen. Warum wusste er selbst nicht. Doch etwas in ihm, das unaufhörlich wummerte sagte, dass er es nicht wollte. Nein.
 

~*~*~*~
 

Ein Ausredenkünstler war Reita schon immer gewesen. Hier und da eine Notlüge, war schon okay. Aber sich ständig heraus zu reden... irgendwann fand man sich wieder als jemand, der lieber flüchtete, das Handtuch warf, ohne es überhaupt probiert zu haben zu kämpfen. Aus Furcht vielleicht, sowieso nicht gewinnen zu können. Natürlich war das dumm, das wusste er selbst. Wegrennen war auch keine Lösung. Die Augen zu verschließen der größte Fehler, den man begehen konnte. Denn am Ende würde man feststellen, dass nichts geblieben war außer der ewig bohrenden Frage "Was wär gewesen wenn...?", nichts worauf man stolz sein konnte und gern drauf zurückblickte. Der Spruch "Wer nichts wagt, der nichts gewinnt" kam schließlich auch nicht von ungefähr.

Aber Reita war zu schwach sich selbst aus seinem Sumpf zu ziehen, zu schwach sich zu ändern, wenn es nichts gab, von dem er sich sicher sein konnte, dass er es erreichen könnte, nichts das es wert war sich endlich zu erheben. Er war bemitleidenswert, oder? Obwohl er vielleicht noch nicht einmal dieses Mitleid verdient hatte.

Doch in jedem Leben eines Menschen kam einmal der Punkt, an dem man eine zweite Chance bekam und sich wie aus dem Nichts neue Wege auftaten. Einem bot sich die Möglichkeit auf dem alten Weg fortzuschreiten oder sich auf den neuen, unbekannten Weg zu begeben. Dabei schien der noch unbekannte Weg verlockend und fast ein wenig zu schön, um wahr zu sein, dass auch mancher Mensch vor lauter Überraschung dann vergas rechtzeitig die richtige Richtung einzuschlagen. Aber die, die sich nicht blenden, wohl aber fesseln ließen, verstanden es auch ihre Füße einen Schritt vorwärts zu tun. Mut gehörte dazu, doch werden wir alle zu mutigen Kriegern, wenn wir etwas vor Augen sehen, dass so nah, greifbar scheint, dass es wirklich lohnt dafür zu kämpfen, etwas, dass uns Angst zum Fremdwort werden lässt. Und wenn wir diesen Punkt erreicht haben, eröffnen sich mitunter auch ganz neue Horizonte.

Vielleicht kann man somit erklären, was Reita nun passieren würde. Man mag es Fügung des Schicksals nennen oder auch Zufall, vielleicht auch beides oder aber keines von beidem. Reita war nicht besonders wählerisch.

Die ersten vier Stunden waren mehr oder weniger dahingerieselt wie klumpiger Sand durch eine Sanduhr. Reita hatte Uruha jetzt schon satt, konnte weder sein Lachen mehr hören noch sein Gesicht ertragen, während sich die Aoi-Pflaume köstlich zu amüsieren schien.

"Kannst du mir vielleicht mal erklären, was du dir eigentlich dabei gedacht hast?! Weißt du, ich gebe mir ehrlich Mühe, dich zu verstehen, aber es tut mir Leid: Ich tu's einfach nicht!"

Es war nun wieder die alte Leier: die von gestern. Doch gestern war Aoi auch mehr ausgewichen und hatte alles als Friede-Freude-Eierkuchen dargestellt. Es war aber rein gar nichts okay. Reita wollte eine vernünftige Erklärung dafür, was Aoi sich da am Wochenende geleistet hatte. Das er Uruha einfach zu dem Konzert "ausgeführt" hatte, auf das Reita bereits seit Monaten schielte, sein Kleingeld aber einfach nicht ausgereicht hatte. Aoi wusste doch wieviel ihm die Band bedeutete. Was war er für ein Freund ihn links liegen zu lassen?

"Aoi, wirklich. Ich versuch es zu verstehen, aber ich kann's einfach nicht. Ich raff's einfach nicht!" Reita warf die Hände in die Luft und war in diesem Moment sehr glücklich, dass sie alleine unter ihrer Buche standen, ohne Lehrer, ohne Schüler und ohne Uruhas. Dieser hatte sich nämlich schnell noch zur Cafeteria aufgemacht und damit wohl auch die bessere Entscheidung getroffen. Zwischen Aoi und Reita flogen die Fetzen. Oder eigentlich war es mehr Reita der Feuer spuckte, Aoi schien nur wenig beeindruckt.

"Da gibt's nicht viel zu raffen." Aoi hob die Schultern. "Ich kann nichts dafür, dass du scheinbar ein Problem mit Uruha hast."

"Ich hab kein Problem mit Uruha! Ich hab nur ein Problem damit, dass du kein Problem mit ihm hast! Und ihm diese Sonderbehandlung verpasst!"

"Bitte was? Das ist doch Schwachsinn." Lässig gegen den Baum lehnend zündete Aoi sich eine Kippe an.

"Fakt ist, dass du mich hast sitzenlassen. Zweimal. Beabsichtigt. Das hast du noch nie gemacht und ja: Ich nehm es dir verdammt übel. So was macht man nicht. Das gehört sich nicht!"

"Ach komm... so was aus deinem Mund..."

"Was soll das nun wieder heißen?!" Es war unverkennbar, dass Reita immer aufgebrachter wurde.

"Das hätte ich nicht erwartet, dass jemand wie du es überhaupt wagt von sitzenlassen und dass es sich nicht gehört zu reden. Gerade du." Aoi nahm einen tiefen Zug und blies den Rauch aus seinem Mundwinkel wieder aus.

"Ich hab keine Ahnung wovon du redest."

"Jetzt stell dich nicht dumm, du hast Ruki fallen gelassen, weil du Angst hattest er könnte dich eines Tages fallen lassen, weil er dich nicht mehr braucht. Du hast ihn verlassen, bevor er dich verlassen konnte. Und das weißt du ganz genau. Aber so warst du schon immer. Verletzen bevor andere dich verletzten. Deine Art von Selbstschutz ist zum Kotzen."

Reita biss sich auf die Lippe, so sehr, dass er bitteres Blut schmecken konnte.

"Also mach dir nichts vor. Du bist keinen Deut besser als ich. Das ich dich versetzt hab ist halt so passiert. Ich hab es ganz einfach vergessen, dir Bescheid zu sagen. Es war nicht beabsichtigt, ich wollte es nicht und im Nachhinein tut es mir auch sehr Leid, dass ich dich so behandelt hab. Es war wirklich nicht meine Absicht. Aber du weiß ja, dass ich eine Erinnerung wie ein Sieb hab. Ich bin vielleicht ein zwielichtiger Typ, aber so einer, der es strategisch plant anderen wehzutun, so einer bin ich nicht. Und das solltest du eigentlich wissen. Wenn nicht, dann tut es mir Leid deine Zeit verschwendet zu haben." Aois Worte waren so klar, dass sie Reita einen Stich in die Brust versetzten. Sie schmerzten ihn.

Er hatte ja Recht. Warum war er bloß so stur es nicht auch einzusehen, dass sein Freund Recht hatte? Er wusste es nicht. Reita wusste gar nichts mehr, nur dass er ein Idiot war. Einer der übelsten Sorte. Aoi schaffte es immer wieder, dass er sich schlecht fühlte.

"Sorry..." Es fiel ihm unendlich schwer diese Worte über die Lippen zu bringen.

"Du musst dich nicht entschuldigen", seufzte Aoi mit der Zigarette im Mund. "Bist ja nicht Schuld. Ich hab mich nicht richtig verhalten, nicht du. Ist irgendwie ganz klar, dass du eifersüchtig auf Uru bist. Musste aber nicht. Also hör auf den Kopf hängen zu lassen. Hab dir doch schon gesagt, dass hier keiner deinen Platz einnimmt und ich möchte, dass du mir das auch glaubst. Okay?"

"Hmpf." Reita fühlte sich noch unwohler in seiner Haut.

"Was 'hmpf'? Du musst mir schon sagen, was du willst."

"Ich weiß es hört sich total bekloppt an, aber ich will dich nicht mit Uruha teilen. Ich will dich entweder ganz oder gar nicht." Teilen war noch nie seine Stärke gewesen.

Schulterzuckend warf Aoi die Zigarette weg und trat sie mit der Schuhspitze aus. "Ganz ehrlich, ich kann es nicht nachvollziehen, warum du ihn nicht magst."

"Das kann ich ja nicht mal selbst."

"Warum gibst du ihm nicht einfach ne Chance?", fragte Aoi und versuchte ihn zu knacken. "Lass uns am Wochenende doch alle zusammen einen heben gehen und danach kannst du immer noch darüber entscheiden, was du von ihm hältst. Ist das n Vorschlag?"

Eigentlich hatte Reita vorgehabt dieses Wochenende in Selbstmitleid zu ertrinken und sinnlosen Computerspielen nachzugehen. Mit den zwei Auszugehen schien auch nicht besonders spannender. "Maaah~ Okay." Aber er tat das nur, um Aoi einen Gefallen zu tun.

"Cool!" Das Grinsen auf Aois Gesicht wurde breit und strahlend.

"Mh." Der sollte sich jetzt aber bloß nicht einbilden, dass Reita dabei auch Spaß haben würde. "Und nur damit das klar ist: Ich bin nicht wieder dein wandelnder Geldautomat."

"Schon klar!", lachte Aoi und machte damit ganz deutlich, dass es gerade durchs eine Ohr rein und durchs andere wieder rausgegangen war.

Nur wenige Augenblicke später trat Uruha wieder zu ihnen und zusammen schlugen sie noch den Rest der Pause tot. Das zwar mit einer eher unangenehmen Stimmung wie Reita fand, aber er wollte sich nicht schon wieder darüber beschweren noch auslassen, wie außen vor und Fehl am Platze er sich vorkam. So ertrug er es stummschweigend, versuchte seinem Freund wegen sogar ein paar Worte mit Uruha zu wechseln, war jedoch überglücklich als es schellte und der Unterricht wieder anfing.

Selten hatte er sich so auf den Unterricht gefreut, doch jetzt kam er ihm gerade Recht.

Zu doof nur, dass er vergessen hatte, dass sie nun Biologie hatten. Natürlich fand die Stunde in einem speziellen Raum statt. Einem Raum, in dem Uruha noch nie zuvor gewesen war, denn er war ja neu. Somit war es schon fast klar, dass an den Zweiertischen jetzt auch ein Platz zu wenig war und es kam so wie es kommen musste.

Der Lehrer schloss den Raum auf vor dem die Klasse bereits lärmend wartete und ließ sie herein. Das altbekannte Gedränge herrschte und jeder eilte mit seinem besten Freund zu einem der Tische und nahm Platz. Uruha setzte sich an einen der freien Tische, Aoi belegte sofort den Stuhl neben ihm. War ja klar. Es war doch so klar gewesen. Und nun? Nun stand Reita hier alleine, blickte drein wie bestellt und nicht abgeholt. Wie ein begossener Pudel. Wie ein Schluck Wasser in ner Kurve. Ganz toll. Wirklich.

Er glotze Aoi an, der ihn wie ein Auto zurück anglotze.

"Wie jetzt?!" Reita musste allen Erstes extrem viel Selbstbeherrschung aufbringen, um seinem Unmut nicht schon wieder lautstark Ausdruck zu verleihen.

"Ach, komm schon Reita." Das schiefe Lächeln, das auf Aois Lippen auftauchte, nützte ihm auch nichts. "Ist doch nur für ne Stunde. Bist doch kein kleines Kind mehr. Stell dich nicht so an."

Stell dich nicht so an?! Das brachte Reitas Geduldsfass nun wirklich zum überlaufen. Stell dich nicht so an, sagte der. Reita hatte aber allen Grund sich 'so anzustellen'! Verdammt noch mal!

"Reita, ich wäre dir sehr dankbar, wenn du dich nun auch setzen würdest." Der Lehrer war hinter ihm aufgetaucht und lächelte ihn aus müden Augen freundlich, aber bestimmt an.

Noch einmal blickte er zu Aoi, der jedoch geschickt wegsah. Uruha rutschte etwas unruhig auf seinem Stuhl rum. Wahrscheinlich fühlte der sich jetzt schlecht. Sollte er auch. Mit einem leisen Laut der Empörung wandte Reita sich ab und suchte wohl oder übel nach einem neuen freien Platz.

Er wurde schnell fündig; neben Ruki war noch etwas frei. Reitas Augen huschten noch einmal über alle Stühle des Klassenraums, fanden aber keinen weiteren unbesetzten, sondern nur die Augen des Lehrers, die ihm immer noch erwartungsvoll entgegenblickten. So blieb ihm also nichts anders übrig.

Murrend schlurfte Reita rüber zu dem Platz neben Ruki, der sich etwas weiter vorne befand. Er wollte das eigentlich nicht tun - lieber hätte er auf dem Boden gesessen, aber das ging ja leider nicht. Neben Ruki sitzen zu müssen machte ihn noch wütender auf Aoi. Dummer Mistkerl, elende Ratte, treulose Tomate, puffloser Windbeutel... verdammichnoma.

Voller Missmut schleuderte Reita seine Tasche auf den Boden und schmiss sich auf den Stuhl, ohne auch nur einmal Blickkontakt mit Ruki aufzunehmen. Er wusste, dass dieser am allerwenigsten daran Schuld hatte, dass Reita gerade vor Wut am liebsten in Trillionen Teile zerplatzen wollte, aber an irgendwem musste er es ja auslassen.

Ruki neben ihm stöhnte. Ihm passte die Situation wohl auch gar nicht in den Kram.

Sag danke zu der Flachpfeife da hinten, dachte Reita erbittert und warf sein Biobuch auf den Tisch.

45 Minuten. 45 lange Minuten ignorieren und Luft anhalten - so schwer konnte das doch nicht sein. Den Lehrer konnte er bereits ganz gut ignorieren, er hörte in nicht mal mehr. Das war gut. Dafür hörte er Ruki neben ihm, wie er begann Sachen mitzuschreiben, die diktiert wurden. Nicht gut. Wo war bloß der Schalter, mit dem man sein Gehör abschalten konnte? Und wenn man dabei war auch bitte gleich seine Gefühle. Hier und jetzt neben Ruki zu sitzen kam ihm so unwirklich vor, dass es ihn ganz plem-plem machte.

Irgendwie schaffte es die Stimme des Lehrers dann aber doch nach über 30 Minuten des gekonnten Ignorierens an Reitas Ohren zu dringen. Ja, sie brachte ihn sogar dazu interessiert den Kopf zu heben. "Wie ich bereits letzte Woche erwähnt habe werden wir uns ab der nächsten Stunde eingiebig mit unserem neuen Thema und mit den Projekten beschäftigen, an denen ihr ab sofort zu zweit arbeiten werdet."

Wie? Was? Moment, Projekte?

"Die Wahl des Projektes steht euch dabei völlig frei. Bitte bedenkt nur, dass das Projekt auch geeignet sein und dem Sinne des Unterrichts entsprechen sollte. Da wir, wie gesagt, Zweiergruppen haben werden, schlage ich vor, dass jeder mit dem zusammenarbeitet, der gerade neben ihm sitzt."

Es geschah ganz aus Reflex, ohne dass Reita es irgendwie steuern oder abwenden konnte: Er riss den Kopf ruckartig rum und starrte Ruki an, der ihn zu seiner Verwunderung ebenfalls voller Entsetzten angaffte.

Reita fiel fast vom Stuhl. Rukis Gesicht war ihm so nah, die Farbe seiner weit aufgerissenen Augen so unglaublich dunkel. Hatte Ruki immer schon so ausgesehen? In dieser Sekunde vergaß er, warum er so blitzartig herumgewirbelt war. Sein Kopf war mit einem mal komplett leergefegt.

"Ihr habt dafür genau einen Monat Zeit. Danach werdet ihr es der gesamten Klasse präsentieren."

Reita kam immer noch nicht ganz mit. Es lag höchstwahrscheinlich an seinem derzeit nicht funktionierenden Gehirn. Er und Ruki... und ein Projekt? Zusammen?

"Und ach ja, die erreichte Note wird ausschlaggebend für eure Endnote sein. Ich denke das ist alles."

Wie alles? Entschuldigung, aber Reita hatte es immer noch nicht ganz begriffen. Das war doch nicht... Reita schluckte. Nur er und Ruki... sein alter Freund, mit dem er 2 Jahre einen kalten Krieg geführt hatte, den er sich noch nicht einmal anzusehen traute, geschweigedenn mit ihm an einem Projekt für die Schule arbeiten konnte. Das konnte doch nicht des Lehrers Ernst sein!

"Herr Matsunaka!"

Immer noch fixierten Reitas Augen Ruki, der gerade eben die Hand hoch gehalten und seine Stimme erhoben hatte.

"Ja, Ruki? Noch Fragen?"

"Ich... also..."

"Ja?"

"Ich... Ah... ach nichts." Als Ruki den Kopf schüttelte und ein verlegenes Lächeln nachsetzte, war Reita verwirrt. Hatte er nicht eben etwas sagen wollen? Reita war sich ganz sicher, dass er gerade Einspruch gegen die Zusammenarbeit mit ihm einlegen hatte wollen, aber warum hatte er es dann nicht auch getan? Wieso? Reita verstand es nicht.

Noch während der restlichen, endlos wirkenden Minuten der Schulstunde verlor Reita Stück für Stück, mehr und mehr den Verstand. Das alles kam ihm vor wie ein schlechter Film oder wie ein absurder Albtraum. Es machte keinen Sinn, es ergab einfach keinen Sinn. Warum? Warum hatte Ruki Herrn Matsunaka nicht darum gebeten mit jemand anderem zusammenarbeiten zu dürfen? Mit Sicherheit hätte er ihn breittreten und sofort einen anderen Partner kriegen können, aber er hatte es nicht mal versucht. Warum? Und warum saß Reita jetzt neben ihm und wünschte sich er würde auch nur ein Wort in seine Richtung aufbringen können, anstatt nach wie vor wieder Löcher in die Luft zu starren? Warum?! War Reita denn einfach zu beschränkt es zu kapieren oder gab es hier schlichtweg nichts zu kapieren?

AHHH~ Verdammt. Und wer hatte ihn in diesen ganzen Schlamasel reingefahren? Dieser Wasserkopf Aoi natürlich! So ein verdammter Mist aber auch.

Das es klingelte, nahm Reita zuerst gar nicht richtig wahr. Erst als besagter "Wasserkopf" ihm die flache Hand auf die Schulter donnerte und auch Uruha wieder in seinem Blickfeld auftauchte, schreckte er benommen, aber wieder stinkwütend, aus seiner Trance hoch.

"Na, ist doch ganz gut gelaufen!", grinste Aoi kackenfrech daher.

"WAS?!"

Aoi zeigte mit dem Daumen über seine Schulter auf Ruki, der schon aufgestanden war, sich an ihnen vorbei geschoben hatte und gerade versuchte in dem aufgekommen Gewusel das Klassenzimmer zu verlassen. "Na, das mim Ruki."

"Sag mal, spinnst du?!"

"Was denn?"

"Ach, weißt du was, Aoi? Du kannst mich mal kreuzweise!!" Stocksauer packte Reita sein Zeug und schleuderte es zurück in seinen Rucksack, riss den Verschluss zu, griff die Tasche und dampfte ohne Aoi und seinen 'neuen besten Freund' noch eines Blickes zu würdigen einfach ab.

"Was hat der denn?", hörte er Uruha noch verwundert fragen, bevor er das Zimmer verließ.

Was er hatte?! Einen Nervenzusammenbruch hatte er hier! Wie konnte man nur so ignorant sein?! Was bildete sich Aoi eigentlich ein? Reita hatte die Schnauze gestrichen voll von ihm! Sollten er und sein minderbemitteltes Saufenkennenlernwochenende mit diesem Uruha ihm doch gestohlen bleiben!

So aufgebracht, dass er gar nicht aufgepasst hatte, wohin er überhaupt hinstolzierte, machte sein Kopf wenige Sekunden später unfreiwillige Bekanntschaft mit dem eines anderen, in den er geradewegs hineingerannt war.

Natürlich war es Ruki, den er in seiner blinden Wut angerempelt hatte. Und noch während Reita sich seinen nun schmerzenden Schädel rieb, wunderte er sich darüber, was er denn noch hier am Ende des Ganges zu suchen hatte. Hatte er etwa auf ihn... gewartet? Nein, bestimmt nicht. Aber in dem Raum war sonst niemand außer ihm und diesen Idioten gewesen, also... vielleicht doch?

"Autsch..." Auch Ruki verzog das Gesicht und strich mit den Fingern über die wachsene Beule an seiner Stirn.

Was lief Reita auch immer mit so herab hängendem Kopf rum... Das hatte er nun davon. Plus einen blauen Fleck mehr.

"Scheint so, als würde es zur Gewohnheit werden, dass du mich ständig umrennst."

Reita konnte damit nichts anfangen. Er konnte es noch nicht mal fassen, dass Ruki im Moment mit ihm redete, noch dazu in einem schon fast beängstigen freundlichen Ton. "Was? Ah, ach so... Tut mir echt Leid. Ich bin gerade etwas..."

"Kopflos?"

"Ja, das trifft's wohl am besten."

Das Schweigen war schon beinahe peinlich. Aber was sollte man auch sagen, nach all dem, was hinter ihnen lag? Was hätte Reita schon sagen können, ohne nicht als noch größerer Trottel dazustehen als ohnehin schon?

Froh darüber, dass Ruki zuerst das Wort ergriff, fischte Reita bei Gelegenheit auch seine bei dem Zusammenprall fallengelassene Tasche vom Flurboden. "Ich... also... Wir sind ja jetzt quasi Partner bei diesem Projekt und..."

Reita hatte sich dazu entschlossen damit aufzuhören so verdammt eingeschüchtert und desorientiert zu erscheinen und sich ein Herz zu fassen. Sie waren ja schließlich (fast) erwachsene Menschen und bei Zeiten konnte man sich auch ruhig mal so benehmen. Das war natürlich auch leichter daher gesagt als letztendlich getan. "Du... meinst wie wir das regeln?"

"Ähm, ja."

"Am besten wär's wir treffen uns am Wochenende bei mir und überlegen uns ein Thema und fangen dann auch gleich an zu arbeiten."

Obwohl etwas verwundert über Reitas plötzliche Festigung nickte Ruki bestätigend.

"Wie wär's denn mit Samstag? Da hab ich Zeit. Wär das passend?"

"Ja... ja, das wär super." Das Lächeln auf Rukis Gesicht jagte Reita zwar irgendwie Angst ein, aber es gab ihm auch etwas Hoffnung. Hoffnung auf was wusste er selbst nicht. Fakt war nur, es machte ihm Hoffnung. "Samstag so gegen 4, bei dir dann... okay?"

"Ja, okay."

Ruki nickte ein weiteres Mal. Dann wandte er sich um, öffnete die Gangtür und sah Reita noch mal an. "Okay..." Und dann ging er ganz einfach. Die Tür fiel hinter ihm ins Schloss, während Reita ihn noch durch das Glas weggehen sehen konnte.

Ja, alles war okay... Alles war okay. Alles war bester Ordnung. Nur, dass Reita sich gerade ein weiteres Mal ganz, ganz tief in die Scheiße geritten hatte. Aber sonst war wirklich alles okay.
 


 


 

KAPITEL ZWEI

~ENDE~

DREI

Kommentar:

Erst mal danke an die Leute, die mir in den Hintern getreten haben, um das nächste Kapitel zu schreiben xD Nein, ich habe nicht vergessen hieran weiter zu schreiben. Ich bin nur einfach zur Zeit mit Schreibarbeiten eingedeckt. Mein Fanfiction-Ordner ist ein Schlachtfeld, glaubt mir. Man möge also geduldig und nachsichtig mit mir sein. Doch ich habe sehr wohl vor diese FF weiter zu schreiben...

Soooo... nun aber endlich Kapitel 3. Weniger spektakulär? Ich lasse das euch entscheiden.

Falls sich irgendjemand wundern oder fragen sollte: Ja, diese Fanfiction ist AU. Spätestens in diesem Kapitel sollte man das merken.
 

Das sollte alles sein. Je mehr Kommis umso höher die Chance, dass das nächste Kapitel schneller folgt...? Keine Ahnung XD; *lahm*
 

In diesem Sinne viel Spaß mit Kapitel 3 von "Indifferent"!
 


 


 

Kapitel DREI // Indifferent
 


 

Na ganz toll. Und jetzt? Was hatte Reita sich bloß dabei gedacht?

Es war Samstag und er gammelte sich selbst auf der Couch modrig. Er war hundemüde. Weiß Gott, warum er letzte Nacht kein Auge zu getan hatte. Nun wurde er auch noch hibbelig, lief in seinem Dachzimmer auf und ab, fragte sich zum hundertsten mal, warum das ihm alles passieren musste. Dabei wollte er doch ganz einfach nur seine Ruhe. War das denn wirklich zu viel verlangt?

Seine rastlosen Schritte führten ihn vor den Spiegel (ja, er hatte einen Spiegel in seinem Zimmer, na und?!) und er blieb eine Weile stumm starrend davor stehen. Während er sich so selber anglotze, dabei feststellte, dass er tiefe Krater unter den Augen hatte, fiel sein Blick zufällig auf die Fotos, die an den Rahmen des Spiegels geklebt waren. Sie zeigten ihn und Aoi... Auf dem Sportfest, auf Konzerten, vorm Kino, in der Schulcafeteria, im Unterricht... Reita griff nach den Polaroids, riss sie eines nach dem anderen vom Holz und warf sie achtlos in die Ecke neben dem Mülleimer - selbst die Tonne war noch zu gut für diese Flachpfeife.

Genau in der Sekunde kreischte sein Handy auf. Der extrem laut gestellte Klingelton dröhnte durch den vollgestopften Raum. Reita zuckte so sehr zusammen, dass er sich die Hüfte an der Kommode aufschlug. Fluchend griff er zum Handy, vergaß vom wummernden Schmerz, der durch seine Knochen fuhr, ganz angestachelt auf das Display zu sehen und drückte wie ferngesteuert den 'grünen Hörer'.

"Reita", motze er ins Telefon, rieb sich den vergewaltigten Hüftknochen.

"Verdammt nochmal, wo steckst du?!" Die Stimme, die ihm da in sein Ohr brüllte kam unverkennbar von Aoi. "Wir warten hier auf dich! Wo zum Henker bleibst du?!"

Für einen Augenblick so perplex, dass er nicht mal den Mund aufmachen konnte, stand Reita regungslos da, das Handy haltend. Gedanken versuchten sich zu ordnen, Wörter versuchten sich zu bilden.

"Reita!! Hörst du nicht? Ich und Uruha warten hier auf dich!"

Bei dem Namen 'Uruha' fand Reita seine Stimme wieder, doch allzu viel dabei kam auch nicht heraus. "Du kannst mich mal!", wetterte er ungehalten zurück, sich dabei vergessend, drückte ohne jegliche Antwort abzuwarten das Gespräch einfach weg und schleuderte das Telefon so weit wie möglich weg. Scheppernd landete es neben seiner Stereoanlage. Leider. In Aois Gesicht hätte es sich bei Weitem besser gemacht.

Gleich darauf hörte er seine Mutter von unten hoch rufen, sich darüber beschweren, was er denn jetzt schon wieder durch die Gegend warf in seiner blinden Wut. Ihm doch egal. Er warf hier, was immer er wollte und wann immer er wollte.

Irgendwas kaputt machen, das wollte Reita jetzt.

Besaß der doch tatsächlich die Nerven hier anzurufen! Den ganzen Freitag über war er Aoi aus dem Weg gegangen, ihm und diesem Adventskranz. Kein Wort hatte er mehr mit ihm gewechselt seit dem Biounterricht, hatte ihn gemieden und sich stets sofort vom Acker gemacht, wenn er dessen dämliches Grinsen auch nur irgendwo hatte aufblitzen sehen. War Reitas Reaktion, waren seine Worte, nicht überdeutlich gewesen? Was an dem Satz "Du kannst mich mal!" hatte der eigentlich nicht verstanden?! Er wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben. Nie mehr. Zu lange schon hatte er sich von ihm rumschubsen lassen. Jetzt war das Fass voll. Lieber blieb Reita allein, als das noch länger ertragen zu müssen.

Aois Versprechungen waren immer ins Leere gelaufen. Die ganze Zeit über hatte Reita immer daran geglaubt, dass er die Wahrheit sagte, dass seine wilden Versprechungen sich irgendwann mal erfüllen würden. "Niemand ersetzt dich hier. Versprochen." Man muss keinem Menschen trauen, der bei seinen Versicherungen die Hand auf das Herz legt. Jetzt war Schluss! Aus die Maus! Schicht im Schacht! Ende Gelände! Ein für alle mal.

Es war doch immer das Gleiche... Verlass dich auf jemanden und du bist verlassen. Es war doch wirklich zum Verzweifeln.

Reita scheuchte die Gedanken fort. Er wollte nicht noch mehr unnütze Zeit damit verbringen an diese Assel zu denken. Es gab jetzt andere Dinge zu tun, viel wichtigere. Genau.

Die Zimmertür ging unverhofft auf und er wandte sich um, blickte in das Gesicht seiner Mutter, die gerade eintrat. Sie hatte ihr teuerstes Make-up aufgelegt und ihr bestes Kleid angezogen. Immer wieder komisch sie so zu sehen.

"Ich bin jetzt weg", sagte sie und lächelte etwas verlegen, strich das gebleichte Haar aus ihrer Stirn. "Die Katze ist draußen, falls du sie suchen solltest."

"Okay."

"Und Reita, mach nicht wieder alles kaputt, hörst du."

"Ja, ja schon klar..."

"Gut, dann bis später!" Ein letztes mal strahlte sie ihn an, verließ dann das Zimmer eben so plötzlich wie sie gekommen war und holperte die Treppen runter. Einige Augenblicke verstrichen, er hörte die Haustür aufgehen und sie dann wieder ins Schloss fallen.

Alleine. Endlich mal wieder. Solche Momente waren so selten, deshalb umso kostbarer.

An dieser Stelle sollte man vielleicht erwähnen, dass Reita ein Scheidungskind war. Sein Vater war vor vier Jahren gegangen, verschwunden, nicht mehr aufgetaucht. Für Reita war dieser Mann sowieso gestorben. Er war ihm egal. Kaltherzig? Nein, ganz bestimmt nicht. Er hatte nie eine besonders enge Verbindung zu ihm gehabt. Selten hatte er ihn gesehen oder Tage mit ihm verbrachte, sein Vater war oft unterwegs und außerhalb des Landes gewesen, monatelange manchmal. Unzählige Male hatte Reita sich gefragt, wie es seine Mutter nur so lange mit einem Mann ausgehalten hatte, der nie da gewesen war, wie sie es hatte ertragen können zu Hause zu sitzen und auf ihn zu warten. Wenn man es so sagen wollte, dann war sie das Paradebeispiel für das brave Heimchen am Herd, nur mit dem Unterschied, dass ihr geliebte Ehemann abends nicht nach Hause kam und tausende von Kilometern von ihr entfernt war.

Irgendwie tat sie Reita Leid. Seit der Scheidung und dem Eingeständnis zwischen seinen Eltern, dass dies nicht das wahre Leben war, hatte sich auch nicht besonders viel für sie geändert. Die meisten Männern, mit denen sie sich traf, waren Abschaum. Reita konnte diese Kerle auf den Tod nicht ausstehen, ihre Lebensweise widerte ihn an. Doch was sollte er schon dagegen tun? Seine Mutter war doch selbst dafür verantwortlich mit wem sie sich 'rumtrieb'. In der Beziehung war er wahrscheinlich auch nicht besser. Bestes Beispiel: Aoi. Nicht, dass alles Aois Schuld war, aber immerhin 70% davon.

Wie auch immer. Der neue Kerl schien ganz okay zu sein. Zwar hatte er ihn erst einmal zu Gesicht bekommen, aber soweit er das beurteilen konnte, war er um Längen besser, als die anderen Typen.

Reita kramte in seiner Schultasche rum, suchte nach dem Biobuch und kroch zusammen mit ihm auf das vor Unordnung fast zusammenbrechende Bett. Die Mühe die Tür zu schließen machte er sich erst gar nicht. So hörte er wenigstens das Klingeln der Haustür, wenn Ruki in den nächsten Minuten irgendwann eintrudeln sollte.

Schon eigenartig, dass ihn das so sehr an die Zeit von damals erinnerte. 'Es ist aber nicht wie damals', dachte Reita und seufzte, stöberte das Buch durch, auf der Suche nach Ideenansätzen für das Thema ihres Bioprojektes.

"Meta... morph... phhh... ose." Nein. Das konnte er nicht mal vernünftig aussprechen.

"Infektionskrankheiten..." Urgh...

"Fortpflanzung..." Oh, ja bitte.

"Ökosystem..." Zu langweilig.

"Gärungsprozess..." Zu einfach.

"Atmosphere..." Zu kompliziert.

Verdammt.

Da schellte es an der Tür. Innerhalb einer Nanosekunde sprang Reita auf und innerhalb einer weiteren stolperte er bereits die Treppe runter, legte sich dabei noch beinahe der Länge nach auf die Schnauze, so dass sein Gesicht nur haarknapp einer unfreiwilligen Bekanntschaft mit der Stufenkante entkam. Warum er denn nun eigentlich so einen Raketenstart hingelegt hatte... konnte er selbst nicht so genau sagen.

So kam er etwas aus der Puste unten an und riss die Tür auf.

Ruki, auf der anderen Seite der Türschwelle, starrte ihn aus geweiteten, dunklen Augen an. "Ähm... hallo?" Verunsichert, vielleicht auch verängstigt - so klang er. Konnte man es ihm verdenken? Allein Reitas Blick glich schon dem eines Psychopaten.

"Hallo!", würgte Reita das Wort hervor und wurde sich erst jetzt bewusst, dass er sich mal wieder zum Affen machte. "Komm... komm doch rein."

Scheinbar hatte Ruki beschlossen Reitas Horrorauftritt nicht allzu viel Beachtung zu schenken. Er nickte und lächelte kurz, wenn auch etwas unbeholfen, und trat ins Haus ein. Während er sich seiner Schuhe entledigte nahm Reita von seiner Tasche Notiz. Wirklich viel schien da auch nicht drin zu sein. Komisch, Reita hatte doch echt geglaubt, dass der andere hier bepackt mit Büchern auftauchen würde. Das dem nicht so war, warf ihn aus unerklärlichem Grund aus der Bahn. Noch etwas mehr - sah man von seinem momentanen, durchaus Angst einflößendem Geisteszustand ab.

"Mein Zimmer ist oben", sagte Reita überflüssigerweise und deutete sogar noch mal mit dem Finger in Richtung Treppe.

"Ich weiß." Natürlich wusste Ruki das. Schließlich war er nicht zum ersten mal hier.

"Geh schon mal hoch. Ich hol uns nur schnell was zu trinken. Willst du was Bestimmtes?"

"Cola wär toll."

"Okay."

Wieder nur ein kurzes Lächeln, dann wandte er sich ab und machte sich auf den Weg nach oben, während Reita in die Küche taumelte.

Schon dumm. Die ganze Situation. Eine so lange Zeit des Ignorierens und Missachtung lag hinter ihnen und nun... Wie verhielt man sich in solch einer Situation? Tat man so als wäre nichts gewesen? Überspielte man alles? Ignorierte man all die bösen Worte, die in der Vergangenheit gefallen waren? Log man sie weg? Trat man dem anderen mit Höflichkeit gegenüber? Verschwieg man das Thema oder sprach man darüber? War es gut darüber zu reden? Oder machte es überhaupt einen Sinn? Es war doch irgendwie unangenehm und überhaupt...

Reita schob die Gedanken fort. Würde schon irgendwie werden. Keine Ahnung wie, aber ja.

Er öffnete den Kühlschrank, griff nach der Colaflasche, angelte noch zwei Gläser aus dem Geschirrschrank und füllte sie fast bis zum Rand. Damit bewaffnet torkelte er die Treppen hinauf. Nicht gerade logisch, wenn man sowieso so ein Baselkopf war, dann auch noch mit solchen Zeitbomben durch die Gegend zu laufen. Doch er schaffte es heil oben anzukommen, ohne auch nur einen Tropfen verschüttet zu haben.

Hach~ Reita war stolz auf sich. Glanzleistung sozusagen. Wenn alles andere nun auch so verlief...!

"Cola-Service kommt~!", rief er auf einmal irgendwie voller unerklärbarer Freude. Als er jedoch in seine Gerümpelkammer eintrat war von Ruki keinerlei Spur zu sehen. Er war verschwunden. Weg. Nicht da. Vom Boden verschluckt. Hatte sich in Luft aufgelöst.

"Ruki?" Auch ein Blick nach links und rechts, nach oben und sogar unters Bett brachte keine Erkenntnis über Rukis plötzliches Verschwinden. "Ähm..."

"Ich hab mal kurz euer Bad benutzt, ich hoffe das war ok-"

Wie vom Blitz getroffen zuckte Reita fürchterlich in sich zusammen, als plötzliche eine Stimme hinter ihm ertönte, als er am wenigstens mit überhaupt irgendwas gerechnet hatte; wirbelte noch in der gleichen Sekunde herum, nur um Rukis Gesicht kaum fünf Zentimeter vor seinem entfernt zu erblicken, vergaß dabei nun auch völlig, dass er immer noch zwei randvolle Colagläser in den Händen hielt. Und versuchte sich somit auch gleich mal als lebendige Getränkeschleuder.

Ruki hatte keine Chance, konnte nicht ausweichen, noch sich ducken, noch sonst was. Der ganze Schwall eiskalter Cola traf voll ins Schwarze - oder um deutlicher zu werden: ihn genau ins Gesicht.

"Scheiße!!", fluchte Reita, während die Gläser noch laut zu Boden schepperten und dort mit lautem Klirren in tausend kleine Teile und Splitter zerschellten.

"Uhhhgh..." Mit einem missmutigen, leicht angeekelten Geräusch knipste Ruki die Augen zu und blinzelte die Cola aus seinen Wimpern und seinem Blickfeld. Unglücklicherweise war nicht nur sein Gesicht komplett geflutet worden, sondern auch sein Shirt und Teile seiner Jeans. Um es kurz zu machen: Ruki war durchtränkt mit dem klebrigen Getränk.

Immer noch fluchte Reita aufgebracht und verärgert über seine eigene Ungeschicktheit wild vor sich hin, wollte sich am liebsten selbst ohrfeigen und blickte erst den großen Scherbenhaufen, dann Ruki an. "Tut mir Leid...", krächzte er und starrte auf das durchnässte Etwas vor ihm.

"Schon okay." Eigenartig, wie Ruki sich trotz allem immer noch ein Lächeln abringen konnte. "War ja keine Absicht. Hoffe ich zumindest", setzte er milde lächelnd nach und zupfte an seinem Shirt, das an seiner Brust festklebte.

"Gott, das tut mir wirklich verdammt Leid. Ich... ich hab dich nicht reinkommen hören und ich hab mich erschrocken und dann standst du plötzlich da und...!"

"Hey, ist schon okay. Bin ja nicht aus Zucker."

Unbeholfen blickte Reita umher, auf der Suche nach irgendetwas Greifbarem, womit er Ruki abtrocknen konnte. Nein... womit Ruki sich abtrocknen konnte.

...wo zum Henker war dieser abartige Gedanke gerade hergekommen?!

Aber er fand nichts und eierte nur leicht desorientiert umher, während Ruki sprichwörtlich wie ein begossener Puddel einfach nur da stand.

"Warte... ich hol dir ein Handtuch aus dem Bad."

"Reita?"

"Hm?"

"Könnte ich vielleicht... eure Dusche benutzen?"

Beinahe schon im Flur stehend wandte Reita sich um, sah Rukis etwas scheuen Blick bei der Frage. "Ähm, ja. Ja... Ja, klar. Weißt ja wo das Wasser angeht?"

...natürlich wusste Ruki das. Duschte ja schließlich nicht zum allerersten mal. Und auch nicht zum allerersten mal hier. Also asdfghjkl!!

Schon komisch, dass man sich immer wieder wie ein absoluter Vollidiot verhalten konnte. Was war denn jetzt an der Frage bitte so schlimm gewesen? Damit meinte Reita sich selbst, seine Antwort. Die war doch krank. Nein, er war es. Ach, egal.

Er machte einen Handwink und ließ den triefenden Ruki an sich vorbei watscheln. Zusammen traten sie ins Bad ein, wo Reita unnützerweise noch mal alles erläutern musste. "Also... da sind Handtücher und da ist das Shampoo und... da ist der Föhn und... jah."

"Okay."

"Okay..." Dennoch rührte Reita sich keinen Millimeter, starrte ins Nichts und bemerkte erst nach einigen geistesabwesenden Sekunden, dass er angeblinzelt wurde. "Eeeeh, ach so. Ich geh dann mal. Und ähm... bring dir Klamotten zum Anziehen... und so."

"Okay..."

"Ja... okay." Sich von Rukis dunklen Augen lösend schlitterte er aus dem Bad, machte die Tür hinter sich zu und wanderte schnurstracks wieder in sein Zimmer. Der Kleiderschrank wurde aufgerissen und Reita stolperte fast in ihn hinein bei dem Versuch sich durch die unendlichen Weiten des Chaos darin zu wühlen. Fluchend warf er alles bei Seite, was unbrauchbar erschien. Mit dem schönen Ergebnis, dass binnen weniger Momente der gesamte Schrankinhalt um ihn herum verstreut lag und seinen ganzen Boden bedeckte, als hätte der Schrank buchstäblich gekotzt.

Auf den Wäscheberg starrend kratzte sich Reita nachdenklich am Kopf und tauchte dann ab, um sich ein weiteres Mal durch zu wühlen.

Was Vernünftiges konnte er dennoch nicht finden. Alles würde Ruki zu groß sein und ihn aussehen lassen wie eine Vogelscheuche.

Obwohl es jetzt auch egal war. Irgendwas halt. Die Hose da und das T-Shirt dort drüben. So. Mit beidem unterm Arm ging's zurück ins Bad. Er riss die Tür auf, stolzierte hinein. "Ich hab jetzt hier was zum Anziehen. Nix schönes halt, aber ne? Klamotten und so eben." Sorgfältig legte er die Sachen auf den Badezimmerstuhl und wandte sich um. Im nächsten Augenblick fühlte er sich, als hätte man ihm mit dem Baseballschläger eins übergebraten.

Ein blanker Rücken nahm sein ganzes Blickfeld ein. Nackte, blasse Haut. Auf ihr ein leichter Schimmer, der sie noch cremiger wirken ließ, im Licht des Deckenstrahlers. Dunkles, dichtes Haar, das fließend wie Seide in den Nacken fiel. Eine gerade Rückenlinie.

Ruki stand dort, nackt, vor der Dusche, mit einem Fuß schon drin und wandte ihm das Gesicht zu. Vereinzelte Strähnen hingen ihm in den Augen, während er verwundert Reitas starrenden Blick erwiderte, sich dabei nicht einen Millimeter bewegte.

Erfroren in seiner Bewegung stand Reita wie perplex da. Nur schwerfällig konnte er sich dem dunklen Augenpaar entziehen, konnte den Blick losreißen und warf den Kopf zur Seite. "Klamotten. Da. Viel Spaß."

Binnen dem Bruchteil einer Sekunde wirbelte er herum, fluchtartig. Verließ den Raum so blitzartig, wie er ihn betreten hatte. Die Tür knallte schwungvoll ins Schloss. Der Boden erzitterte leicht. Unter den Fingerspitzen vibrierte das Holz kaum merklich, als die Hände dagegen drückten, der Rücken dagegen gelehnt war, innehaltend. Tanzend wie die Flamme einer Kerze pochte das Herz gegen den Brustkorb, wummerte, hämmerte, versuchte zu entfliehen. Mulmiges Gefühl in der Bauchgegend. Der Atem eigenartig unkontrolliert, mehr einem leisen Keuchen gleich. Wie in Zeitlupe gaben die Knie nach. Wackelpudding. Ein leichtes Schwanken. Die Hand im Gesicht, die Augen verdeckend, rieb, als wollte sie Sand vertreiben, etwas fortwischen.

Mit einem dumpfen Geräusch landete er auf dem Hosenboden, die Knie nun angewinkelt. Die Finger berührten eine viel zu heiße Stirn; glühend, fast fiebrig. Das Herz schlug bis zum Hals, in dem ein dicker Klos steckte, sich nicht herunter schlucken ließ. Unbemerkbar begannen die Finger zu zittern. Reita starrte die Hand an. Wortlos. Stumm wie ein Fisch. Der Kopf war leer. Alles fortgefegt, jegliches Denken.

Nicht mal eine Frage war dort. Nur ein Gefühl, das zu beschreiben er nicht vermochte. Es auch nicht wollte. Dessen Herkunft seinen Geist auf den Grund laufen ließ. Hart und mit einem gezielten Schlag.

Schweißtreibende Hitze, ein reagierender Körper.

Reita kniff die Augen zu.

Verleugnung.
 


 


 

KAPITEL DREI

~ENDE~



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Kommentare zu dieser Fanfic (54)
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Von:  _Ma-Ru_
2009-10-01T14:14:15+00:00 01.10.2009 16:14
ich liebe diese FF <3~
freue mich auch auf die nächsten kapitel x3~
hoffentlich geht es schnell weiter~

dein schreibstil lässt sich wirklich gut lesen <3~

lg maru
Von:  Yuri-Katsuki
2009-08-18T03:46:41+00:00 18.08.2009 05:46
T___T warum geht es hier so lange nich mehr weiter? >_<
Bin heute durch zufall auf die ff gestoßen und ichj find sie echt genial geschrieben!
Ahh das alles war so spannend, wie sich reita aufgeregt hat, und gerade jetzt!
Wird die ff überhaupt noch fort gesetzt? >_< Weil es is ja doch schon ziemlich zeit vergangen seit dem letzten kapittel ._.
Würde mich jedenfalls freuen, wenn ja >_<

Yuri-Katsuki
Von:  Oceanwhirl
2009-08-11T11:19:56+00:00 11.08.2009 13:19
*lol* Reita ist so ein Anfänger, mal ehrlich! Aber so herrlich sarkastisch und ein Volldepp... Ich liebe ihn hier! Und ich kann ihn soooo gut verstehen... ^-^
Sehr schön geschrieben, wirklich!
Von: abgemeldet
2008-12-03T18:58:41+00:00 03.12.2008 19:58
So, jetzt kommt was extremes!
Sowas.. dermaßen GEILES hab ich ja noch nie gelesen!
*wegschrei*
zu geil ehrlich ich hab tränen gelacht die FF is der hammer!!!
wehe du brichst die ab, ich komm und zwing dich im namen aller Fans die weiterzuschreiben!!!

ich weiß wo dein haus wohnt û.u...

xDDDD weiter so!!!!!
*hibbel*


Ruki
Von:  Fu-chuu
2008-11-05T18:19:00+00:00 05.11.2008 19:19
uhmm...o>.<o...geniaaallll!!!!
ich bin so dermaßen begeistert...
ok, die beziehnung zwischen reita und uruha hat mir zum anfang ins auge gestochen, da sie in wirklichkeit ja ne art best friends sind, aba i-wer muss ja herhalten und von daher ist die charakterwahl im endeffekt super!^^
am besten is aba wirklich wie du reita darstellst!!! ich könnte an seiner stelle sein >____>...*drrrooooop*...(kennst du mich zufälligerweise? xDDDD...scherz^^°)...aba wirklich! seine situation (weniger im dritten kap als in den ersten beiden) und der charakter den du ihm gegeben hast, passen zu 85-90% auf mich ._____. und das macht mich noch begeisterter (falls es das gibt oO) von der ff als ich eh schon bin o>//////<o

also ich flehe dich an: schreib so schnell wie möglich weiter!
diese ff gibt einem beim lesen ein sehr vertrautes gefühl und man beginnt gewisse dinge einzusehen (was sicherlich nicht wenig an deinem schreibstil liegt, den ich sehr mag!)

einen miniwinz kritikpunkt hab ich noch: du hast ein paar stolperfallen in der ff....ich weiß gar nich in welchem kappi es genau war oda ob vllt in allen dreien, aba ein paar mal standen wörter doppelt da nur an versch. stellen im satz, sollten aba daselbe bewirken (wenn du weißt was ich meine^^°) ö.ö....wäre super, wenn du bei vorhandener zeit da ma rübergehen könntest (aba weiterschreiben hat natürlich präorität ^.~)...kannst es auch gern mir in die hand drücken und sagen 'da mach doch wenn de schon meckern musst' xDDD

also dann....ich freu mich auf fortsetzung!^^
weiter so, weiter so! ^.~ö
Von: abgemeldet
2008-09-19T15:20:13+00:00 19.09.2008 17:20
uii, die ff ist voll niedlich :3

wann geht es denn weiter???????????????? O.O

lg
Von:  _Braindead_Zombie_
2008-07-22T12:09:19+00:00 22.07.2008 14:09
ich finde die ff total süß hoffe das du bald das nächsten kapitel reinstellst,ich bin total gesapannt wie es weiter geht >^-^< !!!
Von: abgemeldet
2008-06-02T19:49:50+00:00 02.06.2008 21:49
uiiii...die ff ist einfach nur toll *____* und ich bin echt begeistert!
aber WANN GEHT ES WEITER??? O____O
du kannst uns doch nich so schmoren lassen..dafür ist die story einfach zu gut!
ich bin ja so gespannt wie es weiter geht und was sich noch so zwischen den beiden entwickelt, weil NOCH ist es ja nicht besonders retuki ^____^ *grins*
also mach bitte ganz ganz ganz gaaaaaaaaaaaanz schnell weiter!!!!!

lg yuki <3
Von: abgemeldet
2008-05-24T15:09:41+00:00 24.05.2008 17:09
ich find die ff einfach nur genial *.*
ich finde, man kann sich richtig gut in reita hinein versetzen. deine 'ausschweifungen' hin und wieder find ich auch echt gut, denn man muss sich dann wieder richtig konzentrieren, wenn man ließt und kann nicht einfach nur so lala lesen.. da bekommt man ja sonst nix mit xD
also... ich freu mich auf jeden fall auf das neue kapitel und hoffe, es kommt bald *smile*

~keks~
Von:  _Anna_Lisa_
2008-04-21T17:40:38+00:00 21.04.2008 19:40
Ich freue mich auf die Fortsetzung total!!! :D
Nach wie vor ist dein schreibstil klasse, deine charas prima, die story super xD
lg aki



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