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Sokusen

~ Abstellgleis ~ [Mucc, Kagerou, and so on]
von

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Shou 1

Sokusen

~Abstellgleis~
 

Mein Name ist Tatsurou Iwakami. Ich bin mit meinen 25 Jahren leider immer noch nicht Kaiser, da mein alter Herr den Löffel einfach nicht abgibt. Nun aber ist er wenigstens krank und ich darf hoffen, noch in diesem Jahrhundert von meinem Prinzenstatus aufsteigen zu dürfen. Das Leben am Hofe ist nicht immer so einfach, wie ich es gerne hätte. Ständig laufen mir die Diener und meine Lehrer hinterher, sagen dies und das und machen mir ständig Vorschriften. Wenn ich Kaiser bin, werde ich sie alle entlassen. Oder mir zumindest keine Vorschriften mehr machen lassen. So siehts also aus. Von meinem gemütlichen Leben will ich euch nun ein bisschen erzählen, den selbst ein Prinz wie ich wird mal sentimental und möchte etwas von sich in der Nachwelt hinterlassen.
 

* * *
 

Shou 1
 

Alles fing damit an, dass ich schon von Kindheit an mit Dingen überschüttet wurde, die ich lernen musste. Kalligraphie, lesen, rechnen, kämpfen, alle möglichen Benimmregeln und vorallem das Schweigen musste ich schon als Kleinkind beherrschen. Diese Fertigkeiten wurden in den nächsten Jahren noch vertieft und andere Bereiche kamen noch hinzu. Unter anderem auch Geographie und Geschichte. Natürlich hasste ich alles. Und ich hasste den Palast, in dem wir lebten. Meine Mutter war schon früh gestorben und meine Amme war einfach nur blöd. Selbst nach meiner Volljährigkeitsfeier an meinem 21. Geburtstag, lief sie mir noch hinterher und hätte mich am liebsten in Watte gepackt. Für sie war ich auch jetzt noch der kleine Junge, der schon zu heulen anfing, wenn er mal keine Süßigkeiten nach dem Essen bekam. Inzwischen heule ich deswegen nicht mehr, dennoch liebe ich Süßigkeiten, das möchte ich nur mal erwähnt haben. Da mein Vater ja Japans Kaiser ist, verbrachte er noch nie viel Zeit mit mir und wenn ich ihn sehen wollte, musste ich fast schon um eine Audienz bitten. Aber selbst dann sprach er kaum mit mir, sah mich nur schweigend an und dachte wohl bei sich, was er da für einen verkommenen Sohn hatte. Gut, ein paar Skandale gab es schon um mich, aber hey, ein bisschen Spaß muss ich mir schließlich auch gönnen. Und da man zu zweit bekanntlich mehr Spaß haben kann, lasse ich mich gern vom größten Scherzkeks des Hofes mitreißen und zusammen stellten wir schon immer allerhand Blödsinn an. Ich spreche von meinem einzig wahren Freund Daisuke, der nur ein Jahr jünger ist als ich. Er ist der Sohn einer Dienerin und wurde mir zu meinem dritten Geburtstag als persönlicher Leibwächter geschenkt. Bewachen kann er mich auch heute nicht, trotzdem war dies das besste Geschenk, das ich je bekommen habe. Daisuke ist klasse. Er hat keine Angst vor den Wachen und manchmal drückt er auch mit mir zusammen die Schulbank, auch wenn er eigentlich nichts versteht. Wirkliche Stärken hat er genaugenommen auch nicht, wenn man mal von seinem äußerst attraktiven Erscheinungsbild absieht. Alle Mädchen am Hofe sind ihm hoffnungslos verfallen. Das hat natürlich auch für mich Vorteile. Da Daisuke ja mir gehört und ich das Recht habe, zu bestimmen, wen er einmal heiraten soll, schmeicheln sich auch alle Mädchen bei mir ein. Für meine durchaus gut ausgeprägten männlichen Triebe ist das sehr hilfreich. Dies ist mein großes Laster und der eigentliche Grund, warum mein Vater mich am liebsten gegen eine Buddhafigur austauschen würde – ich bin meinen Trieben absolut ergeben. Seh ich ein hübsches Mädchen, muss ich es verführen. Und bekomme ich eine Abfuhr (was sich nur wenige erlauben), dann überzeugt Daisuke das Mädchen davon, dass ich im Bett erste Klasse bin. Bin ich auch, was denkt ihr denn?! Natürlich muss ich das geheim halten, denn mein eh schon verschrammter Ruf könnte noch mehr darunter leiden. In Wirklichkeit aber weiß eh jeder davon... Dumme Sache!
 

“Ich glaube, du hast verschlafen!“ lächelte Daisuke und setzte sich zu mir aufs Bett. Ich schlug die Augen auf und warf einen missmutigen Blick auf meine Uhr. „Musst du nicht zum Training?“

“Scheiße!“ stieß ich hervor. Ich rollte mich herum und zog mir die Decke über den Kopf. Wenn ich eh schon verschlafen hatte, konnte ich das Training auch ganz ausfallen lassen. Im Bogenschießen war ich eh eine Niete.

“Takayama-sensei hat das Training auf heute Nachmittag verschoben. Er dachte sich schon, dass du nicht aufstehen wirst, da du gestern deinen Geburtstag zu lange gefeiert hast. In einer Stunde wirst du dafür von Toshi-san erwartet.“

Sofort richtete ich mich auf. „Toshi-san?!“ Verwirt blinzelte ich Daisuke an. Der einzige Lehrer, den ich bewunderte und mit dem ich am liebsten jede Unterrichtsstunde verbracht hätte, war vor einem Jahr nach China gegangen. „Verarsch mich nicht!“

“Doch wirklich! Und da er so lange weg war, möchte er mit dir durch die Ländereien reiten. Er sagt, dass er dir viel zu erzählen hat.“

“Wie klasse!“ stieß ich nun hervor und sprang voller Elan aus dem Bett. Dass ich bis vor kurzem noch höllische Kopfschmerzen gehabt hatte, hatte ich natürlich vergessen. So ging das bei mir. Gestern Abend hatten wir es ganzschön krachen lassen. Daisuke und ich hatten zusammen drei Flaschen Sake geleert und waren dann mit den Zwillingstöchtern von Dienerin Yamachi in unsere Zimmer verschwunden. Daisuke begleitete mich ins Bad, da ich mich für Toshi-san wie ein echter Prinz herausputzen wollte. Er schrubbte mir den Rücken und war mir beim ankleiden behilflich. Während ich mein Frühstück in mich hinein schlang, ging er in den Stall und richtete mein Pferd her. Kaum war ich fertig, lief ich aufgeregt zum Vorplatz unseres Hofes, wo Toshi-san mich erwartete, doch als ich ihn sah, war es, als wurde ich vom Blitz getroffen. Wie versteinert blieb ich stehen und sah den Mann an, der mich so viel gelehrt hatte.
 

Shou 2

Shou 2

Shou 2
 

“Toshi-sensei...“ mehr brachte ich nicht hervor. Sein Anblick schockierte mich.

“Ich hätte mehr Euphorie von Euch erwartet, Tatsurou-sama.“ Sagte Toshi etwas enttäuscht und stieg dann auf sein Pferd, das Daisuke gerade gebracht hatte.

“Ja, ich... ähm...“ immer noch suchte ich nach den richtigen Worten. War das echt mein Lehrer? Der, der von den Weibern am Hofe als begehrtester Mann Japans gehandelt wurde? Er war total entstellt. Sein Gesicht war von Narben überzogen, er humpelte und sein linker Arm fehlte ganz. Ich war zutiefst erschüttert. Schnell stieg ich in den Sattel und sah dann Daisuke an, der nur mit den Schultern zuckte und mir einen schönen Ritt wünschte. „Wie... wie ist das passiert?“

“Mein lieber Prinz...“ fing Toshi theatralisch an „...langsam solltet Ihr in einem Alter sein, in dem man weiß, dass der Krieg nicht spurlos an uns vorüber zieht. Ihr wusstet, dass ich nicht zu meinem Vergnügen nach China ging.“

“Verzeih mir...“ stammelte ich nun. „Ich freue mich, dass du wieder zurück bist.“

“Ich mich auch. Es ist schön, wieder in Japan zu sein. Aber von Euch habe ich erschreckende Geschichten gehört. Euer Ruf eilt euch voraus.“

“Mein Ruf?“ fragte ich verwundert nach. Ich war neugierig geworden. Was erzählte sich das Volk über mich?

Toshi lachte auf und drehte sich im Sattel um, damit er Tatsurou ansehen konnte. „Ihr seid ein schlimmer Weiberheld! Das Volk sieht nicht gerade gut gelaunt in die Zukunft mit Euch als Kaiser. Sie befürchten den Untergang Japans.“

“Das ist ja wohl die Höhe!“ brauste ich plötzlich auf. „Die paar Weiber in der Woche! Fast alle Männer auf der Welt huren noch schlimmer herum als ich, nur weil ich ein Prinz bin, sollte ich das nicht dürfen? Pah! Das seh ich gar nicht ein!“ Missmutig hielt ich mein braunes Pferd an und verschränkte die Arme. Toshi lachte noch lauter und plötzlich wurde mir klar, dass er mich gründlich verarscht hatte. Und ich war darauf reingefallen. Na super!

“Seid nicht beleidigt. Wie siehts aus, hast du fleißig im Schwertkampf geübt?“

“Jeden Tag!“ log ich „Ich kann es kaum erwarten, wieder gegen dich antreten zu dürfen.“

“Macht Euch nicht zu viel Hoffnungen, mein Prinz. Meinen rechten Arm habe ich noch und der reicht aus, um einen solch untalentierten Kämpfer wie Euch zu schlagen.“

Ich grinste. Damit konnte Toshi-san mich nicht treffen, denn mir war klar, dass ich absolut schlecht im Schwertkampf war. Aufgeregt ritt ich mich Toshi-san durch die Ländereien, zeigte ihm alles und klärte ihn über die Veränderungen im Land auf. Er war mir eher ein Freund als ein Lehrmeister und dass er im Krieg so übel zugerichtet worden war, schockierte mich. Mein Vater hatte vorgehabt, aus mir einen großen Kriegsführer zu machen. Wollte er mich etwa wirklich loswerden? Naja, glücklicherweise war ich dermaßen Talentfrei, dass mein Cousin Miya meinen Platz eingenommen hatte. Das war mir nur Recht so. Sollte er sich doch entstellen lassen.

Nach dem Ausritt verneigte Toshi-san sich vor mir.

“Steh auf, das musst du nicht. Wir sind Freunde.“

“Und Ihr seid bald Kaiser. Die Leute reden viel und wir wollen ihnen keinen weiteren Gesprächsstoff liefern. Ich verneige mich, denn es gehört sich so, mein Prinz. Ich muss nun aber los, es war mein Anliegen, Euch zuerst zu sehen, aber nun erwartet mich sicher meine Familie.“

“Gut.“ sagte ich nur und klopfte ihm auf die Schulter. Da war es schon wieder. Ich war Thronfolger und deswegen durfte ich nicht normal mit meinen Mitmenschen umgehen. Jeder tat so, als sei ich etwas besonderes. Das nervte mich dermaßen, dass ich am liebsten aus dem Palast abhauen würde.

Als ich meine Gewänder gewechselt hatte, begab ich mich umgehend zu Daisuke, der in seinem Zimmer saß und sich dem Studium der chinesischen Sprache widmete. Als Sohn einer Dienerin und des Botschafters sollte er später einmal nach China gehen. Aber das würde ich schon verhindern. Die Sprache war eh zu schwer für ihn.

“Daisuke!“ fuhr ich ihn also an und er erschrak. Gut so. Das hatte er schließlich verdient.

“Du bist ja schon zurück. Was gibt’s?“

“Warum hast du mich nicht gewarnt, dass Toshi-san so übel aussieht?“

“Weil du mir eh nicht geglaubt hättest. Und was ist schon dabei. Kannst es ja nicht ändern. Mika hat sich übrigens beschwert. Du warst wohl gestern nach dem Sex gemein zu ihr.“

“Sie hat mich angezickt.“ verteidigte ich mich trotzig „Da hab ich sie halt rausgeschmissen.“

“Gut, als ich vorhin mit ihr geschlafen habe, meinte sie eh, dass du es nicht bringen würdest.“ Daisuke grinste mich frech an „Pech für dich.“

Das war unfair. Okay, vielleicht hatte ich nicht so viel Kondition, vielleicht war ich durch meine zu langen Glieder etwas unkoordiniert, aber das... Die dumme Kuh hatte das sicher nur behauptet, um mich schlecht zu machen. Mir hatte sie nämlich etwas ganz anderes gesagt. Ich setzte mich missmutig auf den Boden und fing an, einzelne Halme aus der Tatamimatte zu zupfen. Daisuke sah mir längere Zeit zu.

“Du musst gleich zum Bogenschießen.“

“Will nicht...“ war meine gemurmelte Antwort.

“Dann lass uns abhauen. Wir verkleiden uns und gehen in die Stadt. Was hältst du davon?“ Was ich davon hielt? Ich war begeistert! Inkognitoausflüge in die Stadt waren echt klasse, ich konnte Spaß haben und mich besaufen, ohne dass mir ständig jemand hinterher lief und mich zurecht wies. Zudem gab es da jemanden, den ich gerne sah. Er war ein Freund von Daisuke, ein begnadeter Poet, aber sehr arm. Ich gab ihm gerne ein bisschen Geld und dafür durfte ich seine Gedichte lesen. Dies war mein Steckenpferdchen. Leider ein sehr weibliches. Aber was solls. Mich interessierte Poesie und Kyo, Daisukes Freund war einer der besten japanischen Dichter. Nunja, er war vielleicht noch nicht entdeckt worden, aber wenn man es genau nahm, wurden fast alle Dichter erst nach ihrem Tod berühmt. Also wenn ich ehrlich bin, kennt ihn keine Sau. Er ist einfach nur Daisukes Freund und schreibt gute Gedichte. Aber ich finde wirklich, dass er das Zeug zum großen Dichter hätte. Einziges Problem – er ist verdammt übellaunig und kann mich nicht ausstehen. Das liegt aber sicher nicht an mir, redete ich mir ständig ein. Vielleicht war er neidisch auf meinen Reichtum? Immerhin akzeptierte er mich – wegen Daisuke.

“Ich muss mich umziehen. Wir sollten verschwinden, ehe Takayama-sensei nach mir sucht.“ Daisuke stimmte zu und zog sich vor mir um. Ich sah ihn an, schloss dann kurz die Augen. Da Daisuke ja nicht dem Adel angehörte, durfte er den Palast verlassen, wann er wollte. Mir war das natürlich untersagt, aber davon ließ ich mich nicht abhalten. Er gab mir ein paar seiner Straßengewänder und nachdem ich mir noch die Haare etwas zerzaust hatte und mein Gesicht mit etwas schwarzer Schminke dreckig aussah, wäre niemand mehr darauf gekommen, dass ich nach dem Ableben meines Vaters das Land regieren würde.

“Okay, auf geht’s!“ kicherte mein Kumpel und über den Balkon an seinem Zimmer verließen wir den Palast.
 

TBC
 


 

Anmerkung:

Diese Geschichte ist nur Spaß! Nehmt sie nicht zu ernst, auch ich brauche mal etwas verrücktes. nächstes mal kommt vielleicht wieder eine ernste geschichte

Shou 3

Shou 3
 

Nach etwa einer Stunde hatten wir die Stadt erreicht. Das bunte Treiben und die Heiterkeit der Menschen faszinierte mich schon seit ich denken konnte. Im Palast waren die Menschen ganz anders. Da lachte niemand öffentlich. Außer Daisuke und ich vielleicht.

Als erstes machten wir uns über einen Stand mit leckeren Hühnerspießen her und anschließend machte ich den Nutten schöne Augen, wurde aber von Daisuke weiter gezerrt.

“Nicht jetzt, wir sind doch mit Kyo verabredet.“

“Du hast das also geplant?“ fragte ich verwundert nach und Daisuke grinste breit. Wir verließen den Marktplatz und bogen in ein paar düstere Seitengassen ein. Hier waren die Menschen schon weniger heiter und die Schattenseite der Großstadt zeigte ihr Gesicht. Bettelnde Kinder liefen uns hinterher, streunende Hunde suchten gleichermaßen wie die Armen in den Mülltonnen nach Essensresten. Mir liefen kalte Schauer über den Rücken. Jedes Mal, wenn ich hier war. Endlich erreichten wir Kyos Wohnung. Mich schauderte. Daisuke klopfte an eine alte Holztür und öffnete sie dann.

“Hallo Kyo? Ich bins!“ Er trat ein und sah Kyo, der in Gedanken versunken an einem klapprigen Tisch saß.

“Verpiss dich, du störst!“ war die kalte Antwort.

“Mensch Kyoooo, sei doch nicht so stinkstieflig!“ gluckste mein Freund und nun sah Kyo auf. Mit einem finsteren Blick brachte er mich dazu, einen Schritt rückwärts zu gehen. Aber mal ehrlich, dieser Mann war nicht normal. Der hatte dermaßen stechende Augen, dass mir ganz anders wurde. Doch von ihm, da war ich mir sicher, konnte ich bedeutend mehr lernen, als von allen meinen Lehrern zusammen.

“Was wollt ihr hier?“

“Tatsu und ich mussten aus dem Palast raus. Und du hast doch gesagt, dass ich jederzeit vorbei kommen kann!“

“Das habe ich nur gesagt, damit du deine Fresse hältst!“ knurrte der Prophet nun und Daisuke schluckte.

“Hey Kyo, darf ich das lesen?“ ich hatte echt all meinen Mut zusammen genommen, um diese Frage stellen zu können. Vorsichtig ging ich auf Kyo zu und beugte mich über den Tisch, um erkennen zu können, an was Kyo gerade geschrieben hatte. Ich hätte es allerdings lassen sollen. Üblicherweise hassen Dichter es, wenn man unfertige Werke von ihnen liest. So auch hier. Ich bekam Kyos Faust direkt im Gesicht zu spüren. Dann wurde ich zurück geschleudert und stieß mir den Ellenbogen an der Türklinke. Augenblicklich breitete sich ein heißer Schmerz in meinem ganzen Arm aus und mein Gesicht fühlte sich seltsam taub an. Dort, wo er mich getroffen hatte, brannte meine Haut.

“Ich hab dir gesagt, dass ich adeliges Gesindel hier nicht leiden kann!“ zischelte der Prophet nun und Daisuke sah ihn ängstlich an.

“Du musst auf sein Gesicht aufpassen, es soll doch mal Japan repräsentieren...“ war alles was er dazu sagen konnte, denn Kyos knurrender Aufschrei ließen seine Worte noch im Hals sterben.

“Verschwinde, oder ich reiß euch beiden die Eier ab und werfe sie den Straßenkötern zum Fraß vor!“ Wir zogen es vor, seinem Befehl folge zu leisten, obwohl ich mir üblicherweise nichts befehlen ließ. Hier schien es allerdings angebracht. Ich seufzte, als wir wieder auf der Straße waren.

“Heilige Scheiße, hat der heut ne Laune!“ Dabei strich ich mir über die schmerzende Wange.

“Keine Ahnung, was er hat. Dabei habe ich uns angekündigt. Aber ich glaube, er hat schon länger nichts mehr verdient und verliert bald seine Wohnung. Ich habe ihm etwas Geld dagelassen, aber wenn er es sieht, wird er sich denken, dass es von mir ist und es nicht annehmen. Meistens schenkt er es den obdachlosen Kindern.

“Hmm...“ ich seufzte erneut und wir schwiegen, bis wir wieder im Palast waren. Erschöpft ließ ich die mahnenden Worte meines Lehrers über mich ergehen, denn ich hatte ja seine ach so wichtige Unterrichtsstunde verpasst.

Kaum hatte ich das überstanden, passierte das schlimmste, was mir innerhalb meines Zuhauses passieren konnte. Kenichi, einer der Leibwächter kam angelaufen und hielt außer Atem vor mir an, als ich mir gerade vorgestellt hatte, die süße Küchenmagd zu verführen. Natürlich starb die sexuelle Spannung in mir sofort, als Kenichi die Nachricht überbrachte.

“Euer Vater möchte Euch sehen!“

“Wie jetzt? Was will der?“

“Euch sprechen.“ Kenichi sah mich flehend an. Würde ich nicht erscheinen, würde er die Wut meines alten Herren abbekommen.

“Aha. Und wann?“

“Na jetzt sofort!“ Erneut sah Kenichi mich mit bittenden Augen an und ich gab nach. Missmutig erreichte ich die prunkvollen Gemächer meines Vaters und seufzte laut, um mein Missfallen deutlich zu machen. Dann ging ich auf das Bett zu, in dem mein Vater schon seit einigen Monaten lag.

“Du bist deinen Pflichten nicht nachgegangen, habe ich gehört.“ krächzte er und mir kam die Galle hoch.

“Ja, ich habe geschwänzt. Und? Kann ich jetzt nicht Kaiser werden, oder was?“ Ich war stolz auf mich, meine Stimme klang richtig gelangweilt, obwohl ich eher ängstlich war. Immerhin hatte der Alte mein Leben in der Hand.

Mein Vater murrte irgend etwas. „Tatsurou, wenn du deinen Pflichten weiterhin so unzureichend nachkommst und dein Studium...“

Ich ließ ihn nicht aussprechen „...und dein Studium nicht zu meiner Zufriedenheit absolvierst, werde ich dein Taschengeld kürzen und dafür sorgen, dass am Hofe wieder Zucht und Ordnung einkehrt. Ich weiß, ich weiß! Das sagst du jedes Mal!“

“Und offensichtlich hörst du nie darauf!“ hustete er nun und ich hoffte, dass er daran ersticken würde. „Deswegen werde ich härtere Maßnahmen ergreifen müssen.“

“Und die wären?“ fragte ich gelangweilt nach.“

“Nun, wenn du dich nicht schleunigst besserst, werde ich deinen Freund, der meines Erachtens nach schlechten Einfluss auf dich hat, nach Korea versetzen lassen.“

“Bitte was?!“ fragte ich sprachlos nach.

“Du hast mich schon verstanden.“ erneut hustete er. „Jetzt geh, du hast viel zu erledigen.“

“Hey warte mal, das kannst du nicht machen! Daisuke-san gehört mir! MIR!“

Mein Vater richtete sich ein Stück in seinem Bett auf und sah mich mit seinen glasigen, halb blinden Augen an. Mir jagte es kalte Schauer über den Rücken. „Solang ich lebe und ich Kaiser bin, kann ich machen, was mir beliebt!“

Sofort drehte ich mich auf dem Absatz um und verließ die Gemächer meines Vaters. Das war unerhört. Na, versteht ihr nun, warum ich ihn nicht leiden konnte? Er erpresste mich schon seit ich ein Baby war! Damals sagte er auch schon 'Tatsurou, wenn du deinen Schnuller nicht nimmst, darfst du auch nicht mehr an der Brust meiner Frau nuckeln!' Pah! Seine Frau! Blöder Hurenbock! Seine Frau war schließlich auch meine Mutter und ich hatte die gleichen Ansprüche auf sie. Sie starb eh kurz darauf und dann musste ich aufs Nuckeln gänzlich verzichten. Aber allein schon die Drohung. Ich war damals zwar noch zu jung um das zu verstehen, aber meine dumme Amme hat mir das immer wieder vorgehalten...

Für heute war ich schlecht gelaunt und fertig mit der Welt. Ich beendete den Tag für mich, ich wollte nur noch schlafen. Auf Sex war mir die Lust vergangen.



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Kommentare zu dieser Fanfic (2)

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Von:  Tattoo
2007-04-07T10:43:24+00:00 07.04.2007 12:43
aaaaahhh, wehe miya wird entstellt und verliert diverse körperteile!!!
naja, schätze mal er wird in der ff eh ni persönlich auftauchen, schade...
aber tatsu is drollig mit seinem 'will nicht' und seinem launigen getue. ein richtiger verwöhnter kleiner (naja, großer) prinz!^^ und keine angst, ich glaub ni dass das hier irgendjemand allzu ernst nehmen wird, dafür is die idee einfach mal zu absurd (lieb gemeint!!!)
lg
Von: abgemeldet
2007-04-06T17:15:58+00:00 06.04.2007 19:15
Danke! Ich lad gleich das zweite Kapitel hoch. Die Geschichte ist ja nur Spaß. Aber an meinen ernsten Mucc Geschichten liegt mir sehr viel, weswegen ich sie nicht herzeige <3
Von:  Tattoo
2007-04-06T07:57:31+00:00 06.04.2007 09:57
tatsurou als prinz... XDDDDDD
witzige idee, und schreiben kannste auch sehr gut!^^ bin mal gespannt was der künftige kaiser noch so alles anstellen wird und welche personen noch auftauchen werden!
Tattoo (^_^)v


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