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Bis(s) in den Tod

von

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Blöder Ethan!

Der Mensch gestaltet sein Leben so, wie er es will. Manche machen Karriere, andere gründen eine Familie. Fast jeder wächst in einem angenehmen Umfeld auf. In einem wohlbehüteten zu Hause unter der Wärme der Familie. Jedoch ist nicht vielen dieses Glück vergönnt. Viele leiden ihr Leben lang. Doch eines haben alle gemeinsam. Sie haben einen Vater und sie haben eine Mutter. Das ist von der Natur so vorgesehen. Doch was tut man, wenn man eine neue Familie bekommt?

Shana kam schon mit ihrer jetzigen nicht zurecht. Doch mit ihrer neuen Familie sollte es weitaus schlimmer werden.
 

„The Kill- Birds“ gaben mal wieder einen ihrer Stücke zum Besten. Shana zog sich die Bettdecke über den Kopf, doch das Zwitschern wollte und wollte nicht aufhören. Genervt richtete sie sich auf. Ihr Blick fiel auf ihren Wecker. Er zeigte eine Zeit von 8.00 Uhr morgens an. Zum Teufel, es war Sonntag gewesen. Sie hatte keine Schule und dann konnte sie noch nicht mal ausschlafen. Irgendwann würde sie diesen Vögeln noch mal die Hälse umdrehen. Das war versprochen. Und da diese Vögel keine Anstalten machten aufzuhören, stand Shana auf.

Als sie dann ihr Bett machen wollte, fiel ihr auf wie dreckig es war. Sie sah an sich herunter. Ihre Kleidung sah nicht besser aus. Und als sie das weit geöffnete Fenster sah, kamen ihre Erinnerungen zurück. Diese saßen tief. Ethan, der Vampir, sie, die Wächterin und Werwölfe. Als sie an die Werwölfe dachte, wurde ihr schlagartig übel. Wie sie dieses Paar zerfleischt hatten, war einfach nur widerlich gewesen. Die letzten Worte von Ethan kamen ihr wieder in den Sinn. Er würde heute Nacht kommen und sie holen. Ein weiterer Schauer durchlief ihren Körper. Sie wollte doch nicht. Das hatte sie sich alles doch nur eingebildet. Sie hoffte zumindest, dass es so war
 

Nachdem sie sich dann angezogen hatte, ging sie runter in die Küche. Zu ihrer Überraschung saß dort ihre Mutter.

„Guten morgen Mutter.“, sagte sie höfflich. Ihre Mutter blickte von ihrem Tee auf und sah ihre Tochter an. „Auch schon wach?“

„Ich konnte nicht mehr schlafen.“ Eigentlich war die Frage von ihrer Mutter sarkastisch gemeint und Shana wusste das auch, ging jedoch nicht drauf ein. Sie setzte sich. Da ihre Mutter eingefleischte Hausfrau war, stand auch schon Frühstück auf dem Tisch. Shana nahm sich etwas Reis und fing an zu essen.

„Wenn du fertig mit Essen bist, verlässt du das Haus.“, bemerkte ihre Mutter so nebenbei. Shana verschluckte sich an ihrem Reis und hustete. Sie hörte wohl nicht richtig. Ihre Mutter schmiss sie raus? Was hatte sie denn getan? Ihre Mutter mochte sie zwar nicht, aber deswegen gleich rauswerfen?

„Warum? Was habe ich getan?“

„Deine Anwesenheit ist heute hier nicht erwünscht.“ Als ob ihre Anwesenheit nur heute nicht erwünscht war.

„Bitte drücke dich deutlicher aus.“

„Ken kommt heute mit Freunden nach Hause. Was sollen sie denken, wenn sie dich Schandfleck sehen?“

Das war deutlich gewesen. Shana hörte auf zu essen. Es tat weh, so etwas von seiner eigenen Mutter zu hören, aber sie konnte sich nicht dagegen auflehnen. Sie wollte ihren Schlafplatz nicht komplett verlieren. „Ich habe verstanden, Mutter.“

Sie stand auf, ging hoch in ihr Zimmer, packte ein paar Sachen und verließ dann das Haus. Sie ging zur Bahnstation. Die Klaue der Trauer legte sich fest um ihr Herz. Es tat wirklich weh so missachtet zu werden.

Als sie in der Bahn saß, holte sie ihr Handy aus der Tasche und rief Mika an. Diese freute sich richtig von Shana zu hören. Und natürlich stimmte sie zu, als Shana sie fragte, ob sie zu ihr kommen könne. Sie wollte ihre beste Freundin sogar abholen, aber Shana lehnte ab. Sie brauchte noch etwas Zeit für sich alleine.
 

Es war immer wieder erstaunlich, wie fasziniert Shana war, wenn sie vor dem Haus von Mika stand. Haus war hier wohl das falsche Wort gewesen. Es war eine richtige Villa. Dreistöckig und riesengroß. Aber wen wunderte es auch? Der Vater von Mika hatte ein Autoimperium und gehörte zu einen der reichsten Männer in der Stadt.

Immer wenn sie an diese Familie dachte, fiel ihr ihre Mutter ein. Wie sehr sie sich doch immer freute, wenn Shana Mika zu Besuch nach Hause brachte. Und sie fragte sich dann immer wieder, wie ihre Tochter nur eine so angesehene Freundin wie Mika haben konnte. Zumal Mika eigentlich auf eine Privatschule gehörte und nicht auf so eine einfache, staatliche Schule. Doch Mika war normal und wollte auch unter normalen Bedingungen leben. Die feine Gesellschaft war ein Nebeneffekt, weil ihr Vater reich war, aber für Mika hatte es keinen Wert gehabt. Man merkte ihr wirklich nicht an, aus was für einem gutem Hause sie kam.

Die Tore wurden geöffnet und Shana ging die lange Auffahrt hinauf. Sie war schon etwas außer Atem gewesen, als sie endlich die Villa erreicht hatte. Blöde Auffahrt!

Vor der Tür brauchte sie aber zum Glück nicht klingeln, denn der Butler hatte sie bereits geöffnet und bat Shana herein. Sie verneigte sich leicht und kam der Bitte nach. Der Butler brachte sie in den Empfangssaal und entschuldigte sich dann. Sie setzte sich. Wie sich das schon anhörte. Empfangssaal. Bei Shana zu Hause gab es nur einen einfachen Flur. Man merkte, was für Welten die beiden Mädchen doch trennte. Wie verschieden sie doch waren.

Es dauerte auch nicht lange und die Tür öffnete sich. Doch es war nicht wie erwartet Mika gewesen, die den Empfangssaal betrat, sondern ihr Vater, Herr Kusuragi. Shana stand auf und verneigte sich tief.

„Nicht doch, nicht doch. Du brauchst dich doch nicht zu verneigen.“

„Guten Tag, Kusuragi-sama.“ Sie richtete sich auf und sah in sein lächelndes Gesicht.

„Wie oft soll ich es dir noch sagen Shana-kun? Nenn mich Hiroshi.“

„Vielen Dank für die Freundlichkeit, aber meine Mutter würde mir die Zunge abschneiden, wenn ich respektlos ihnen gegenüber bin.“ Und das war nicht einfach nur eine Metapher gewesen. Shana meinte das ernst.

„Aber sie erfährt es doch nicht.“

„Es tut mir Leid, Kusuragi-sama.“

„Schade. Ich hoffe, dass du uns in Zukunft öfters besuchen kommst. Du weißt doch, wie schön ich es finde, wenn du hier bist.“

„Das ist zuviel der Ehre.“

„Aber du bleibst zum Essen.“

„Zum Essen?“

„Ja. Als Mika erzählt hatte, dass du heute vorbeikommst, habe ich dem Koch aufgetragen, etwas Besonderes für dich zu kochen.“

„Das wäre wirklich nicht nötig gewesen.“

„Natürlich. Du bist ein besonderer Gast.“

Shana lächelte. Sie mochte den Vater von Mika wirklich sehr. Er war immer freundlich zu ihr gewesen und zeigte Interesse an ihr. Nicht so wie ihr eigener Vater.

Dann kam auch endlich Mika und schleifte Shana in ihr Zimmer. Herr Kusuragi war traurig. Er hätte gerne noch länger mit Shana geredet. Sie gingen die breite Marmortreppe hoch, direkt in das Zimmer von Mika.

Shana bekam immer glänzende Augen, wenn sie das Zimmer sah. Es war bestimmt fünfmal so groß wie ihr eigenes. Hier gab es wirklich alles. Drei große Fenster, ein Himmelbett, in dem mindestens vier Leute schlafen konnten, eine Studierecke mit Schreibtisch und zwei Bücherregalen und eine Sitzecke mit weißer Ledercouch und einer modernen Unterhaltungsanlage. Der Fernseher war fast so groß wie das Bett von Shana.

Sie stand etwas verloren in dem Zimmer. Traute sich nicht auch nur einen Fuß auf den weißen Teppich zu setzen. Mika pflanzte sich auf die Couch und bat ihre Freundin dasselbe zu tun. Ziemlich steif stolzierte sie auf die Sitzecke zu und setzte sich. Mika lachte, weil Shana dort ziemlich verkrampft saß.

„Mach es dir doch gemütlich.“, schlug sie vor.

„Und was, wenn ich etwas kaputt mache? Das könnte ich mit meinem Taschengeld, was ja kaum für Kaugummis reicht, niemals bezahlen.“

Mika kicherte. „Sonst bist du bockig, vorlaut und sarkastisch. Kaum bist du hier, benimmst du dich wie ein schüchternes, kleines Kind.“

„Das ist nicht komisch!“, protestierte Shana.

„Schon gut. Also. Was ist los?“

„Was soll schon los sein?“

„Ich bitte dich. Du kommst mich besuchen? Und das freiwillig? Einfach so? Irgendwas stimmt doch nicht.“

„Es ist nichts. Ehrlich.“

„Shana!“

„Okay, okay. Du hast gewonnen.“

Also begann Shana zu erzählen. Da für sie der Streit mit ihrer Mutter Vorrang hatte, erzählte sie Mika von diesem Problem. Die Geschichte mit Ethan ließ sie bewusst aus. Mika hätte ihr das wahrscheinlich eh nicht geglaubt. Shana glaubte es ja selbst kaum.
 

Mika hörte ihr zu ohne sie ein einziges Mal zu unterbrechen. Das gehörte sich für eine beste Freundin ja auch.

Als Shana dann fertig war, sah Mika ihre Freundin mitleidig an.

„Lass das!“

„Was denn?“

„Dieser Blick. Ich brauche kein Mitleid.“

„Aber es ist schlimm, wie sie dich zu Hause behandeln. Warum ziehst du nicht zu mir? Hier würde es dir an nichts fehlen.“

„Ich habe es dir schon so oft gesagt. Ich werde nicht ausziehen. Ich ziehe das durch.“

„Aber-“

„Nein!“ unterbrach Shana sie barsch. Mika wusste von den Problemen, die ihre beste Freundin zu Hause hatte. Jedes Mal bot sie ihr an, in dieser Villa zu leben und jedes Mal lehnte Shana es ab. Mika konnte das einfach nicht verstehen, doch das verlangte Shana auch nicht. Es reichte ihr schon, dass sie ihr zuhörte. Mehr brauchte Shana nicht. Wirklich nicht.

„Also Mika. Was hat so jemand Reiches wie du zu bieten?“

„Bitte?“

„Na wollen wir Tennis spielen oder uns einen Film in eurem Heimkino anschauen?“

„Wie kommst du jetzt darauf?“

„Na ich habe dir meine Probleme erzählt. Jetzt ist es deine Aufgabe mich aufzuheitern.“

Mika sah sie erst verblüfft an, lächelte dann aber. „Okay. Dann lass uns im Pool schwimmen.“

„Gut.“

Beide lachten und gingen nach unten. Mika gab Shana einen Bikini. Als sie aber nach einem Badeanzug fragte, lachte Mika nur und zog sich um.

Als beide umgezogen waren, gingen sie zum Pool. Shana sah ihre beste Freundin an. Sie hatte wirklich keinen Gramm Fett zu viel an ihrem Körper. Dieser Bikini schmeichelte ihr wirklich. Sie hatte eine Traumfigur. Shana sah an sich herunter. Sie war das genaue Gegenteil. Okay, sie war nicht dick, aber so wirklich schlank war sie nun auch nicht. Der berühmte Babyspeck war schuld. Die Süßigkeiten, die Shana des öfteren aß, verschwieg sie bei der Sache einfach mal. Es war einfach nur Babyspeck gewesen. Und es war ja nicht nur das. Sie hätte ein ganzes Buch darüber schreiben können, was an ihr nicht ganz optimal war. Sei es nun die Oberschenkel oder ihr Hintern.

„Komm schon!“, rief Mika und sprang ins Wasser. Shana sah ihr nach. Warum auch nicht? Bekanntlich schwamm Fett ja oben. Also würde sie zumindest nicht ertrinken. Alle Sorgen vergessend sprang sie hinterher.

Sie alberten ein wenig im Wasser herum und hatten ihren Spaß gehabt.
 

Während Mika sich auf der Liege ausruhte, trieb Shana mit geschlossenen Augen im Wasser. Es war angenehm, wie das Wasser sie so herumtrieb. Sie beschloss, nie wieder etwas gegen Fett zu sagen.

Doch mit der Ruhe fing sie auch an nachzudenken. Natürlich dachte sie an die vergangene Nacht. Ob sie sich wohl jemals mit Ethan verstehen würde? Vermutlich nicht. Sie waren wie Feuer und Wasser. Er mochte sie nicht und sie mochte ihn nicht. Obwohl er ja schon gut aussah. Doch minder die Beziehung mit Ethan machte ihr Sorgen. Sie sollte diese Nacht den Clan kennen lernen. Ihren Clan, wie er sagte. Was das wohl für Leute waren? Auf jeden Fall waren es Vampire. Soviel stand schon mal fest. Doch waren sie alle so drauf wie Ethan? So schweigsam und brutal? Wenn ja, dann sah Shana für ihre weitere Karriere als Wächterin schwarz. Sie war sich wirklich nicht sicher ob sie das alles so wollte. Die ganze Sache behagte ihr wirklich nicht. Warum eigentlich gerade sie? Hätte es nicht wen anders treffen können? War sie nicht schon genug mit ihrem Leben bestraft?
 

Dann war es auch bald Zeit für das Mittagessen. Die Mädchen zogen sich um und setzten sich an die lange Tafel. Als auch die Eltern von Mika sich zu ihnen gesellten, begann das Essen. Die Eltern unterhielten sich angeregt mit Shana, was Mika ein wenig eifersüchtig machte. Immerhin war es ihre beste Freundin, die ihre Eltern da einnahmen. Doch sie sah es ihnen nach. Sie mochten Shana und sie war wirklich selten da.

Nach dem Essen verabschiedete sich Shana jedoch. Alle in der Familie Kusuragi waren traurig darüber, doch Shana konnte diese Gastfreundschaft nicht weiter in Anspruch nehmen. Sie waren wahrscheinlich die Einzigen, die sich über die Anwesenheit von Shana freuten. Wenn sie da so an ihre Leute dachte. Immerhin hatte ihre Mutter sie rausgeschmissen. Na ja. Des Hauses verwiesen, aber was machte das schon für einen Unterschied? Außerdem hatte sie noch etwas zu erledigen. Sonst wäre sie natürlich gerne länger geblieben. Immerhin fühlte sie sich in diesem warmen Haus von Mika wohl. Doch man sollte ja schließlich aufhören, wenn es am schönsten war.
 

Nachdem sie das Anwesen verlassen hatte, fuhr sie mit dem Bus in die Stadt. Als sie aus dem Bus stieg, stand sie direkt vor den Toren der hiesigen Bibliothek und betrat diese auch schnell. Sie ging zielstrebig an einen der Computer. Sie wusste, dass dieses Wunderwerk der Technik ihr Auskunft geben würde. Normalerweise wäre der letzte Ort, an dem Shana zu finden wäre, eine Bibliothek gewesen, aber Ausnahmen bestätigten die Regel.

Sie gab das Wort ´Vampire´ in den Computer ein. Eine lange Liste von Literatur erschien auf dem Bildschirm. Vieles hatte mit Fantasy- Romanen zu tun. Doch dann fand sie Fachliteratur, merkte sich Stockwerk und die Nummer des Bücherregals und gab dann noch ´Werwölfe` ein. Nachdem sie benötigte Auskunft erhalten hatte, ging sie in den dritten Stock. Ein ganzes Regal stand voll von Büchern.

„Na wunderbar“, murmelte sie und begab sich dann auf sie Suche. Am Ende balancierte sie zehn Bücher an einen der freistehenden Tische. Schlauerweise hatte sie sich einen Notizblock eingepackt und machte sich dann über die Bücher her.
 

Es war bereits 18:00 Uhr gewesen, als sie in der Bahn gen Heimat saß. Sie hatte eine Menge herausgefunden. Vieles empfand sie als Fantasie der Autoren, aber das Meiste war brauchbar. Nur über die Wächterin fand sie nichts. Es gab zwar Wächterinnen für Tempel oder Schreine, aber sie fand nichts in Bezug auf Vampire. Hatte Ethan sie vielleicht angelogen oder war eine Wächterin etwas so außergewöhnliches? Aber irgendwo musste es doch verzeichnet sein. Würde man sich so was einfach nur ausdenken? Wie sonst sollte sie ihre Aufgabe erfüllen, wenn sie im Grunde doch nichts darüber wusste. Mit der Aussage, dass sie die Vampire im Kampf gegen die Werwölfe anführen sollte, konnte sie nicht viel anfangen. Es ärgerte sie. Warum konnte dieser Perversling auch nicht näher ins Detail gehen? Blöder Ethan!

Ihn in Gedanken verfluchend schloss sie die Haustür auf. Sie wollte nur noch zwei Sachen. Was essen und dann ins Bett. Seit sie auf dem Heimweg war, knurrte ihr schon der Magen und die Recherche hatte sie müde gemacht. Das und die Tatsache, dass sie kaum Schlaf hatte. Ethan war ihr inzwischen egal. Sollte er nur kommen. Sie würde ihn nicht reinlassen. Sollte er doch bleiben wo der Pfeffer wuchs!

Sie tauschte ihre Straßenschuhe gegen Hauspantoffeln und ging nach oben in ihr Zimmer. Sie öffnete das Fenster einen Spalt, da die Luft in ihrem Zimmer doch ziemlich abgestanden war. Lag vielleicht auch daran, dass sie keine Pflanzen im Zimmer hatte. Warum? Mika nannte sie liebevoll Pflanzenkiller. Musste man mehr sagen? Sie kramte ihre Notizen aus ihrer Tasche und legte sie auf den Tisch. Nach dem Essen wollte sie sich alles noch mal durchlesen um einen genauen Überblick zu bekommen.

Dann ging sie wieder nach unten. Shana wollte gerade die Tür zur Küche aufschieben, als sich die Tür vom Wohnzimmer aufschob und ihre Mutter in den Flur trat. Als sie ihre Tochter sah, zog sie hastig die Schiebetür wieder zu. Sie war richtig in Panik gewesen.

„Was machst du hier?“, zischte sie. Shana sah sie verdutzt an. Ja was machte sie wohl hier? Vielleicht war es ihrer Mutter noch nicht aufgefallen, aber Shana wohnte hier. Noch zumindest.

Sie musterte ihre Mutter. Sie trug ihren edelsten Kimono und hatte ihre Haare wie bei einer Geisha zusammengebunden. Sie sah wirklich hübsch aus. Man konnte fast nicht denken, dass sich hinter so einer hübschen Frau so ein ekelhaftes Weib befand.

Ihre Mutter sah sie immer noch böse an und wartete auf eine Antwort. „Ich wohne doch hier.“, versuchte Shana es auf die Sanfte.

„Raus!“

„Was?“

„Verschwinde hier!“

Shana hatte gar keine Zeit mehr darauf zu reagieren, denn ihre Mutter hatte sie auch schon gepackt und schob sie Richtung Haustür. Dann ging alles ziemlich schnell. Tür auf, Shana raus, Straßenschuhe und Jacke hinterher geschmissen, Tür wieder zu. Shana schaute gegen die verschlossene Tür. Jetzt hatte ihre Mutter sie wortwörtlich vor die Tür gesetzt. Sie wollte wieder rein, doch die Tür war fest verschlossen.

„Mutter. Bitte lass mich rein!“ Doch auch eine Bitte änderte nichts. Shana fluchte innerlich, zog sich ihre Jacke an und tauschte ihre Schuhe.

Rausgeschmissen. Von ihrer eigenen Mutter. Was für ein scheiß Tag.

„Ich hasse dich!“, fluchte sie gegen die Tür. Damit war ihre Mutter gemeint, aber das hörte sie natürlich nicht. Was nun? Die Tür war zu und Shana würde so schnell nicht wieder ins Haus kommen. Erst jetzt fiel ihr ein, dass noch einige fremde Schuhe im Flur standen. Also waren die bescheuerten Speichellecker von Ken immer noch da. Und so lange dieser Zustand herrschen würde, konnte Shana auch sicher nicht erwarten wieder ins Haus gelassen zu werden. Zu allem Überfluss meldete sich ihr Magen wieder. Laut wie ein Löwe brüllte er aus ihrem Bauch heraus. Genervt knirschte sie mit den Zähnen.

Doch plötzlich kam ihr ein Geistesblitz. Schnell durchwühlte sie alle ihre Taschen und fand tatsächlich noch etwas Geld. Ein Gefühl von Freude bahnte sich an. Endlich ein Lichtblick. Dieser Tag würde sich also doch noch zu ihren Gunsten wenden.

Sie kehrte diesem Höllenhaus den Rücken zu und rannte die Straße herunter. Noch einmal um die Kurve gebogen und schon stand sie vor ihrem Heiligtum. Ihr persönlicher Tempel. Sie öffnete die Schiebetür und sog den Duft von Ramen tief ein. Es war eigentlich nur der Ramen- Laden um die Ecke, aber für Shana war es das Non plus Ultra. Seit sie Geld hatte, verprasste sie es in diesem Laden. Er war klein, fein und hatte den Stoff, den Shana brauchte. Ramen.

Ihr lief schon fast der Sabber aus dem Mund, als sie sich zum Tresen durchgekämpft hatte. Es war Feierabend gewesen und viele saßen hier, tranken Sake oder aßen zu Abend. Ein Mann hinter der Theke kam auf Shana zu. Sie kannte ihn nicht. Bestimmt war er ein Neuer oder eine Aushilfe.

„Ja?“, kam es ziemlich unfreundlich von ihm. Verständlich, dass er genervt war, denn der Laden war wirklich voll gewesen. Und Shana war auch viel zu glücklich, um sich über diese Unfreundlichkeit zu beschweren.

„Ramen.“, sagte sie mit hochjauchzender Stimme. Der Typ hinter der Theke sah sie an und wartete, doch es kam nichts. „Was für Ramen?“

Shana erwachte langsam aus ihren Ramen- Träumen und sah ihn verständnislos an. Diese Frage hatte er doch nicht gerade wirklich gestellt oder? Was war das überhaupt für eine dumme Frage gewesen?

Im selben Moment kam aus dem hinteren Teil der Küche ein Mann, so um die fünfzig rum.

„Suoshi-san!“, brüllte Shana über den Restaurantlärm hinweg, als sie besagten Suoshi erblickte. Der Angesprochene reagierte und erblickte Shana. Er ließ alles stehen und liegen du drängelte sich durch seine Mitarbeiter zu ihr durch.

„Shana.“, rief er erfreut, als er sie endlich erreicht hatte. „Endlich bist du wieder da.“

„Essen.“, war das Einzige, was Shana noch zustande brachte. Sie war einfach zu hungrig. Ein Wunder, dass ihr Magenknurren den Lärm nicht schon übertönt hatte. Suoshi sah zu dem unfreundlichen Mitarbeiter, der Shana dumme Fragen stellte.

„Was stehst du hier noch rum? Mach sofort ein Shana- Spezial!“

„Was soll das sein?“, fragte er nur verständnislos. Davon hatte er ja noch nie gehört. Suoshi sah ihn wütend an. „Hast du in deiner Lehre denn gar nichts gelernt?“

„Suoshi-san. Essen.“, flehte Shana nur. Ganze Sätze wären in ihrem Zustand auch zuviel verlangt gewesen. Er lächelte ihr zu, schubste seinen Auszubildenden beiseite und machte es dann selbst. Shana wurde langsam ungeduldig und hüpfte auf der Stelle. Suoshi beeilte sich und hatte seine eigene Bestzeit nebenbei noch übertroffen. Ein Shana- Spezial stand vor der Namensgeberin. Eigentlich war es nur eine extra große Portion Ramen gewesen, aber das tat ja auch nichts zu Sache. Den Namen bekam dieses Gericht aus diesem Grund, weil Shana reinhaute, wenn es um Ramen ging. Suoshi ließ eine extra große Schüssel anfertigen, damit auch alles reinpasste. Und bisher war Shana die Einzige gewesen, die diese Mengen auch verzehren konnte. Es waren schon andere da und hatten es versucht, doch gegen eine Shana kam keiner an. Ob man sich darauf was einbilden sollte, sei dahin gestellt. Damit erübrigte sich auch die Sache mit dem Babyspeck.

Shana sah die große Schüssel mit Ramen an. Sie nahm die zusammengeklebten Stäbchen, riss sie auseinander, brachte sie in die richtige Handhaltung und ergriff damit die Ramen. Kurz ließ sie die Nudeln in der Luft hängen, damit sie ein wenig abkühlten. Dann führte sie die leckere Köstlichkeit zu ihrem bereits geöffneten Mund.

Doch die Ramen erreichten ihr Ziel nicht, denn sie wurde plötzlich gepackt und aus dem Laden gezogen. Vor Schreck ließ sie die Stäbchen fallen und sie landeten auf dem Boden. Während Shana weiter ihrem Essen nachsah und Suoshi komisch schaute, wurde sie weiter aus dem Laden gezerrt. Als sie dann draußen war, wollte sie wieder zurück, aber sie wurde weiter festgehalten. Die Person, die sie rausgeschleift hatte, drehte Shana zu sich um.

„Was habe ich dir gesagt? Du sollst zu Hause sein, wenn ich dich hole, blöde Kuh!“ Ethan starrte sie zornig und mit stechend goldenen Augen an. Doch das realisierte sie gar nicht. Ignoranz war mal wieder auf ihrer Seite. Sie wollte nur eins. Wieder zurück in den Laden und ihre Ramen essen. Als Ethan merkte, dass sie ihm gar nicht zuhörte, wurde er noch wütender. Kurzerhand schulterte er sie und sprang auf das nächste Dach. Sie entfernten sich immer weiter von dem kleinen Laden. Shana schrie und streckte ihre Hand aus, doch es war vergebens. Ihr Traum war erst so nah und jetzt war er unerreichbar geworden. Bald, als der Laden nicht mehr zu sehen war, erwachte Shana aus ihrer Ramen- Trance.

„Ethan!“, schrie sie und hämmerte mit ihren Fäusten gegen seinen Rücken. „Lass mich runter!“, befahl sie, doch er hörte nicht. Zu allem Überfluss waren ihre Schläge auch noch recht kraftlos gewesen. Verständlich, denn sie hatte Hunger gehabt.

Die ganze Zeit über schrie sie ihm wüste Beschimpfungen an den Kopf, doch er ignorierte sie. Shana war schon richtig heiser, als er sie endlich absetzte. Sie war wütend und hungrig und ging einfach trotzig los, als sie den Boden unter ihren Füßen spürte. Ihr war es egal. Selbst wenn er sie nach Spanien verschleppt hätte- Sie wäre wieder zu ihrem Ramen- Laden gelaufen. Als Ethan das sah, ging er ihr nach, packte ihr Handgelenk und schleifte sie in eine andere Richtung. Shana wollte wieder schreien und sich wehren, verstummte aber, als den Ort erkannte, an dem sie jetzt war.

Ethan schob das große Eisentor auf und sie fanden sich mitten auf dem Friedhof wieder. Dieser war außerhalb der Stadt. Wind zog plötzlich auf und ließ die Bäume rascheln. Die gefallenen Herbstblätter fegten über den Gehweg. Es fröstelte Shana. Es war unheimlich, vor allem, weil es schon dunkel war. Sie trat näher an Ethan heran. Stumm passierten sie einige Grabsteine, bis sie vor einem stehen blieben.

„Nobuki Kyoshima“, las Shana vor. Was hatte das zu bedeuten? Warum brachte er sie gerade hierher? Wer war diese Frau, die hier begraben lag? Vielleicht die alte Wächterin? Sollte das eine Andacht werden? Aber sie sollte doch heute den Clan kennen lernen. Shana war verwirrt.

Ethan streckte die Hand aus und bewegte das Schriftzeichen für Kyo in Kyoshima. Der Grabstein schob sich nach links weg und sie blickten in ein dunkles Loch. Ethan ging die Treppe herunter, die in das Loch führte, doch Shana blieb stehen. Sie wollte da nicht runter. Wer war sie denn, dass sie in irgendwelche unterirdischen Gänge unter Gräbern kroch?

Als er merkte, dass sie nicht wollte, ging er wieder hoch, packte er sie mal wieder und zog sie einfach. Dass sie die Treppe mehr herunterstolperte, als dass sie wirklich lief und sich auch noch fast dabei die Beine brach, interessierte ihn natürlich nicht.

Blöder Ethan!

Als sie dann unten angekommen waren, drückte Ethan auf einen Knopf und das Grab schloss sich.

Na super. Jetzt saß sie in der Falle. Shana stellte sich schon vor, wie sie Würmerfraß wurde.

Ethan öffnete eine Tür, die anscheinend vor ihnen war, die Shana aber wegen der Finsternis nicht sah, ging mit ihr rein und schloss sie wieder. Dann passierten sie einen kleinen Flur und er öffnete wieder eine Tür. Nachdem sie hindurch waren und Ethan die Tür wieder geschlossen hatte, standen sie in einem Wohnzimmer. Shana konnte es nicht fassen. Ein Wohnzimmer unter einem Grab. Links von ihnen war eine riesige Couch mit einem Tisch. Rechts stand eine Anlage mit Fernseher, DVD- Player und einer Musikabspielanlage. Daneben war ein Schrank der vor DVD’s und CDs fast platzte. Jemand saß auf der Couch und sah fern. Shana konnte ihn aber nicht genau mustern, da der Raum nur durch das Licht des Fernsehbildschirms erhellt wurde. Außerdem hatte Ethan gar nicht vor im Wohnzimmer zu bleiben und trat mit Shana durch eine weitere Tür, die in einen weiteren Flur führte, nachdem sie das Wohnzimmer durchschritten hatten.

Es war so dunkel gewesen, dass sie nicht mal die Hand vor Augen sah. Ethan hatte anscheinend vorsorglich ihr Handgelenk nicht losgelassen und ging weiter. Wie zielsicher er ging. Er kannte sich nicht nur gut aus hier unten, sondern er sah in dieser schwarzen Dunkelheit. Sie bogen einmal ab, gingen dann noch ein Stück, bis dann stehen blieben. Ethan klopfte an irgendwas. Vermutlich eine Tür.

„Ja?“, kam es gedämpft von irgendwoher. Ethan öffnete dann wie vermutet eine Tür und sie traten ein. Shana sah nur Bücher. Überall an den Wänden waren Bücherregale und auf dem Boden lagen auch so einige Bücher. In der Mitte stand ein Schreibtisch, rechts neben der Tür ein Bett. Am Schreibtisch saß jemand. Shana war froh, dass dieses Zimmer zumindest mit Kerzen beleuchtet war, so dass sie wenigstens etwas sah.

„Hier ist sie.“, bemerkte Ethan trocken. Die Person am Schreibtisch sprang auf. Es war ein Mann gewesen. Vielleicht so um die 28 Jahre alt. Er hatte lange, blonde Haare, die er locker zu einem Zopf gebunden hatte. Dadurch fielen ein paar Strähnen aus dem Zopf und er sah leicht wirr auf dem Kopf aus. Hinter seiner Brille versteckte er blaue Augen. Er ging auf sie zu.

„Meine Verehrung werte Lady.“

„Was?“, fragte Shana. Er war auch Ausländer. Nur sein Akzent war bei weitem schlimmer, als der von Ethan. Sprach er jetzt japanisch oder englisch? Oder vielleicht beides?

„Ihr seit unsere Wächterin?“, fragte er dann. Das hatte Shana dann nun doch verstanden.

„Ja.“ Sie zeigte auf Ethan. „Zumindest behauptet er das.“

„Vortrefflich.“ Shana konnte das Leuchten in den Augen dieses jungen Mannes sehen. Er freute sich wirklich sie zu sehen. So was war ihr fremd, denn kaum einer freute sich über ihre Anwesenheit. Doch etwas in seinem Blick bereitete ihr Unbehagen. Sie sah sich schon auf dem Seziertisch und der Blonde in Kittel und einem Skalpell. Shana sah ihn immer noch leicht fragend an. Er fing diesen Blick auf und lächelte dann verlegen und ein bisschen vertrottelt.

„Verzeiht meine Unhöfflichkeit. Mein Name ist Rowen. Rowen Hayford.“

„Ähm… Ich heiße Shana Minabe.“, entgegnete sie lächelnd und schüttelte seine ausgestreckte Hand.

„Es freut mich wirklich dich kennen zu lernen, Shana-chan.“

Mit einem Mal zog Shana ihre Hand zurück und sah ihn finster an. Rowen war so eingeschüchtert, dass er etwas zurückwich.

„Habe ich etwas Falsches gesagt? War mein Japanisch nicht deutlich genug?“

Erst jetzt bemerkte Shana, dass sie aus Reflex gehandelt hatte. Es tat ihr sofort leid. Er konnte es ja nicht wissen.

„Entschuldige bitte, Rowen-san? Ich mag es nicht, wenn man mich Shana-chan nennt.“

„Verzeih. Das wusste ich nicht. Ich wollte nur höfflich sein und die japanische Redewendung gebrauchen.“

„Macht ja nichts. Du konntest es nicht wissen.“

Beide lächelten sich an. Sie hatten Sympathie für einander. Das konnte man spüren.

„War’s das?“, unterbrach Ethan sie.

„Du willst gehen? Ich meine die Wächterin steht neben dir. Willst du nichts über sie erfahren?“

„Die blöde Kuh interessiert mich nicht!“

„Aber Ethan.“

„Ich habe sie hergebracht. Jetzt ist sie dein Problem.“ Dafür erntete er einen Seitenhieb von Shana. Sie bekam im Gegenzug einen bösen Blick. „Wag dich das noch mal, blöde Kuh und du warst die längste Zeit lebendig.“

„Hör auf mich ständig zu beleidigen. Und schreib es dir hinter die Ohren. Ich heiße Shana und nicht blöde Kuh, du Perversling!“

„Willst du Ärger?“

„Vielleicht?“

„Gerne. Kannst du haben.“

Seine Hand schnellte hervor und wollte sich um ihren Hals legen, doch Rowen ging dazwischen und packte die Hand von Ethan. „Es reicht.“

„Lass meine Hand los oder du bereust es!“ Ethan sprach mit so kalter Stimme, dass Shana zusammenzuckte. Rowen ließ die Hand von Ethan langsam los, hielt dem bösen Blick aber stand.

„Ruf die anderen zusammen.“

„Nein!“

„Ethan!“

„Ich habe sie dir gebracht. Kümmere dich um den Rest gefälligst selbst.“

Damit wandte Ethan sich ab und verließ den Raum. Shana sah ihm nach, was Rowen natürlich nicht entging.

„Mach dir keine Sorgen.“, versuchte er sie zu beruhigen.

„Warum sollte ich mir Sorgen machen? Ich kann ihn nicht leiden.“

„Sag so was nicht. Er ist zwar der typische Einzelgänger und erscheint nach Außen hin wie ein harter Kerl, aber er ist gewiss anderer Natur.“

Shana sah ihn verständnislos an. Warum erzählte er ihr so was? Sie wollte ihn fragen, doch da setzte Rowen sich wieder an seinen Schreibtisch und bot ihr einen Platz davor an. „Setz dich doch bitte. Ich würde gerne mehr über dich erfahren.“ Er lächelte und Shana war dem nicht abgeneigt. Und irgendwie musste sie sich ja ablenken, damit sie nicht ständig an ihren knurrenden Magen denken musste. Es war sowieso bemerkenswert, dass sie noch so freundlich sein konnte. Na ja. Zumindest zu Rowen. Ethan war da ja mal wieder etwas anderes gewesen. Blöder Ethan!
 

Es vergingen drei Stunden, in denen Rowen Fragen an Shana stellte. Noch hatte jemand sie so ausgefragt. Er war auch nicht zu indiskret gewesen und Shana mochte ihn wirklich. Er zeigte reges Interesse an ihr und es machte sie glücklich. Doch ihr Gespräch wurde jäh unterbrochen, als es an der Tür klopfte. Rowen bat um Eintritt und die Tür öffnete sich. Es traten einige Leute herein. Ein Mädchen, drei Männer und Ethan. Rowen lächelte. Ethan hatte seiner Bitte doch Folge geleistet. Shana und Rowen standen auf.

„Also Shana-cha-“ Er stoppte, als er ihren bösen Blick vernahm. „Shana-kun.“, verbesserte er sich schnell. „Darf ich dir deinen Clan vorstellen?“ Er war aufgeregt gewesen. Shana blickte die Neuankömmlinge an. Rowen ging zu einem der Jungs. Dieser hatte wirres, hellbraunes längeres Haar und grüne Augen. Er war vom Körper her sportlich. Sie schätze ihn auf 16 Jahre.

„Das ist Hawk. Hawk Adams.“

„Freut mich.“

Hawk jedoch erwiderte nichts. Er blickte sie einfach nur stumm an.

„Oh verzeih. Hawk redet nicht.“

„Er redet nicht?“

„Wir wissen auch nicht warum, denn er sagt es uns nicht.“ Rowen hatte versucht einen Witz zu machen, aber Shana konnte irgendwie nicht darüber lachen. Auch Rowen bemerkte, dass sein Humor ihr nicht zusagte und er ging zum nächsten über. „Der Junge daneben ist Jay. Er ist der Bruder von Hawk.“

Stimmt. Eine gewisse Ähnlichkeit bestand. Nur Jay war etwas kleiner als Hawk, aber sie hatten die gleiche Haar- und Augenfarbe. Auch der Gesichtsausdruck ähnelte dem von Hawk. Jay lächelte. „Hey.“, sagte er freundlich.

„Hey.“, erwiderte sie. Na zumindest konnte er sprechen.

„Das Mädchen daneben ist Chris. Die Freundin von Jay.“, kommentierte Rowen weiter. Shana musterte sie. Sie war vielleicht 14 Jahre. Sie trug ein chinesisches Kleid und ihre braunen Haare, die sicher gebleicht waren, waren zu zwei Haarknoten links und rechts an ihrem Kopf befestigt. Dass es unter Vampiren auch Liebesbeziehungen gab? Das war irgendwie merkwürdig. Aber warum auch nicht? Sie liefen ja auch mit Handys rum. „Chris?“, fragte Shana.

Sie lächelte. „Eigentlich heiße ich Cheng Xiaofan, aber das kann sich keiner merken und auch nicht aussprechen. Deswegen Chris.“

„Ach so. Freut mich.“

„Und mich erst. Endlich ein Mädchen mehr. Es ist ganz schön öde mit den ganzen Männern hier. Endlich habe ich jemanden zum quatschen.“

Shana wusste nicht ob sie das gut oder schlecht fand und ob Jay ihr Leid tun musste. Chris erinnerte sie ein bisschen an Mika. Die redete auch so viel. Trotzdem schien sie sehr nett zu sein.

„Nun.“, machte Rowen weiter. „Der junge Mann neben Chris heißt Hunter. Hunter Duncan.“

Er war groß. Bestimmt 1,90 m und sah aus wie 25 Jahre. Er hatte kurzes, braunes Haar war in der Mitte zu einem Scheitel gezogen und fiel ihm glatt vom Kopf. Seine blauen Augen musterten Shana abschätzig. „Gör.“, bemerkte er trocken.

„Kerl.“, konterte Shana.

„Willst du Ärger?“

„Kommt drauf an ob du meiner würdig bist.“

„Wächterin oder nicht. Du fängst dir gleich welche!“

„Komm doch. Dich verputze ich zum Frühstück.“

Bevor sie wirklich aufeinander losgehen konnten, stellte Rowen sich dazwischen. „Nun beruhigt euch. Und Ethan kennst du ja bereits.“, sagte Rowen beschwichtigend.

„Notgedrungen.“ Die Bekanntschaft mit Ethan schätze sie nicht wirklich.

„Deine Bekanntschaft ist auch nicht gerade eine Bereicherung.“, gab Ethan zurück.

Rowen lächelte schwach. Na das konnte ja heiter werden. „Na jedenfalls“, begann er wieder. „Das hier ist Shana. Sie ist unsere Wächterin.“

Also ob das was brachte. Und als ob die anderen das nicht schon längst gewusst hatten. Hunter murmelte etwas von „Gör“ und verließ dann das Zimmer. Hawk folgte ihm. Jay und Chris verabschiedeten sich wenigstens, bevor auch sie gingen. Ethan wollte sich auch aus dem Staub machen, doch Shana hielt ihn fest.

„Bring mich nach Hause!“, befahl sie.

„Ich denke ja nicht dran!“ Mit Befehlen von ihr hatte er es anscheinend nicht so.

„Du hast mich hergeschleift, also bringst du mich gefälligst nach Hause.“

„Rowen wollte, dass ich dich herbringe.“

„Das stimmt“, warf Rowen ein. „Aber du weißt wo sie wohnt. Außerdem dürfen meine Nachforschungen nicht ruhen.“

„Das ist eine faule Ausrede!“

„Komm schon Ethan. Für mich ist das zu anstrengend. Ich gehe doch nur raus, wenn es notwenig ist.“

„Du schuldest mir was.“, knurrte er und Rowen lächelte nur. Dann ging er raus. Shana verneigte sich und folgte Ethan dann. Ohne ihn würde sie hier sicher nicht rausfinden. Vor allem, weil sie den Orientierungssinn von einem Huhn hatte.

Als sie dann wieder das Wohnzimmer durchquerten, saßen dort die anderen und sahen fern. Vampire die fernsahen. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. Als nächstes hatten sie noch einen Computer mit Internetanschluss oder eine Spielkonsole. Sie verabschiedete sich im Gehen von den anderen und folgte Ethan dann auf dem Fuße, raus aus der Gruft.

Sie nahm einen tiefen Atemzug von der kühlen Nachtluft in ihre Lugen auf. Da unten war es wirklich stickig gewesen. Als Ethan Anstalten machte, sie wieder zu schultern, wehrte Shana das entschieden ab. Sie wollte nicht wieder wie ein nasser Sack rumhängen. Stattdessen legte sie ihre Arme um seinen Hals und drückte sich an ihn. Ethan seufzte schwer genervt, legte dann aber doch einen Arm um sie und sprang los.
 

Es war bereits 2 Uhr morgens gewesen, als Ethan das Zimmer von Shana durch ihr Fenster betrat. Sie war bereits in seinen Armen eingeschlafen und er legte sie einfach aufs Bett. Ihm fielen die Zettel auf, die durch den Wind des halb geöffneten Fenster überall auf dem Boden verteilt lagen. Er hob einen auf und überflog ihn. Ethan schüttelte über den Inhalt nur den Kopf.

„Blöde Kuh!“, murmelte er.
 

And that's all?
 

Ich entschuldige mich, für die Verspätung. Um ehrlich zu sein, ich hab es einfach vergessen. Jaah… Schule und so. Einige kennen das sicherlich. Ich gelobe Besserung.

Bis denn dann
 

BabyG



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von:  P-Chi
2008-08-04T08:27:02+00:00 04.08.2008 10:27
Das war doch mal interessant^^

Mir hat beosnders die stelle gefallen wo Ethan sie aus dem Ramen-Laden geschleift hatte xDD
Das war urkomisch!!! *rumkugeln tun rumkugeln* !!!
Von:  Tamatoshi
2007-10-21T18:54:56+00:00 21.10.2007 20:54
ich find diese story echt geil^^
du has techt nen supi schreibstil!
kannst du mir vll ne ENS schicken wenns weiter geht?

SCHRANK
Von:  Maron-Kusakabe
2007-09-17T08:00:59+00:00 17.09.2007 10:00
tolles Kapi ^^
freu mich auf die Fortsetzung
hat Shana eigentlich in der zwischenzeit was essen können?
Von: abgemeldet
2007-09-15T21:19:19+00:00 15.09.2007 23:19
huihui neues Chaaaaaaaaaap XD
Suppppperrrrrr *grrr* (XDDDDD)
Was steht denn auf dem Zettel?
Jetzat bin ich neugierig XD

hdggggggggggggggggggggggggggggggggdl
Berry
Von: abgemeldet
2007-09-15T14:13:30+00:00 15.09.2007 16:13
toll!^^ obwohl Ethan und Shana ein wenig zu kindisch für ihre Verhältnisse wirken. Egal wie, schreib schnell weiter, bin gespannt.

lg,k-chan


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