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Bis(s) in den Tod

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Tage, an denen man nicht aufstehen sollte

Wie beginnt man normalerweise ein Märchen? Ach ja richtig. Mit „Es war einmal...“ Normalerweise! Doch dies hier ist sicher kein Märchen. Nein. Für Märchen sind die Gebrüder Grimm zuständig. Ich will keine Märchen erzählen. Ich möchte eine Geschichte erzählen. Sie handelt leider nicht von Prinzen, Prinzessinnen oder bösen Hexen. Doch lest selbst welche Geschichte das Schicksal für Shana niedergeschrieben hat...
 

Man kennt den gewöhnlichen Ablauf, morgens, in einem jeden gewöhnlichen Haushalt. Die Mutter macht das Frühstück, der Vater ist meist schon auf der Arbeit und das Kind tummelt sich noch in den Kissen. Eigentlich nichts Besonderes. Derselbe Trott, wie fast jeden Tag. Doch kein Tag ist wie jeder andere. Und auch Shana sollte dies heute bewusst werden.

Shana lag noch im Bett und schlief den Schlaf der Gerechten, als ihre Mutter von unten laut ihren Namen rief und sie dazu nötigte endlich aufzustehen. Und wenn ihre Mutter einmal ihre Stimme erhob, war an Schlaf gar nicht mehr zu denken. Müde rieb sie sich den Schlaf aus den Augen und richtete sich langsam auf. Da ihre Mutter immer noch ihren Namen rief, schrie Shana zurück, dass sie wach wäre. Das musste reichen. Am liebsten hätte sie sich wieder ins Land der Träume geflüchtet, aber Schule war Schule. Ob sie nun wollte oder nicht. Sie musste hin.

Nach ausgiebigen Strecken und Gähnen stand sie dann auch endlich auf. Ungefähr zwanzig Minuten später stand sie gestriegelt und gebürstet in ihrer Schuluniform im Matrosenlook in der Küche und setzte sich an den Tisch. Eher mühselig, als wirklich willig aß sie ihren Toast. Ihrer Mutter entging das Verhalten ihrer Tochter natürlich nicht.

„Shana!“, begann sie. „Nimm ein bisschen mehr Haltung an. Du bist kein kleines Kind mehr. Du bist schon 17 Jahre alt und besuchst bereits die Oberschule. Ich hatte nie das Glück so einen Weg gehen zu dürfen. Als ich in deinem Alter war...“

Shana schaltete auf Durchzug. Sie kannte diese Predigten schon auswendig. Wenn wunderte das auch? Dieses Geseier hatte sie schließlich gepachtet. Ein Privileg als schwarzes Schaf der Familie. Da hatte ihr Bruder Ken weitaus mehr Glück. Und das nur, weil er ein Mann war. Aber so war es nun mal gesellschaftlich festgelegt. Nur Männer konnten erben und auch nur sie waren etwas Wert. Warum also sollte Shana dann zur Schule gehen? Sie durfte doch eh nur niedrige Arbeiten ausüben. Und als Hausfrau brauchte man keine schulische Bildung. Sah man ja an ihrer Mutter.

Doch solche Gedanken waren ihr nicht gestattet. Und aussprechen durfte sie das erst recht nicht. Wahrscheinlich hätte ihre Mutter ihr den Mund mit Seife ausgewaschen, wenn sie auch nur ansatzweise das eben gedachte geäußert hätte. Ja Gleichberechtigung war schon was für den hohlen Zahn gewesen.

Shana aß ihren Toast zu Ende und hörte dann auch ihrer Mutter wieder zu. Sie war eh zum Ende gekommen.

„...verstehst du? So geht das einfach nicht.“

„Tut mir leid, dass ich dir, Vater und Ken solchen Kummer bereite.“

„Zumindest siehst du es ein.“

„Danke für das Essen.“

Shana stand auf und wollte nur noch weg, aus der Anstalt, die sich „zu Hause“ nannte. Schule war zwar auch Mist, aber immer noch besser, als diese Familie, der sie ja angeblich nur Schande bereitete.

„Ich gehe dann jetzt Mutter.“

„Gut. Mach der Familie keine Schande. Du weißt, dass es wichtig für Ken ist, dass du dich benimmst.“

„Ich weiß Mutter. Firmen nehmen nur Bewerber, dessen Ruf nicht beschmutzt ist.“

„Schön, dass du das verstanden hast. Und nun geh.“

„Bis später dann.“

Kaum das Shana aus der Tür war, ließ sie dieses aufgesetzte Lächeln fallen und ersetzte es durch einen gelangweilten Gesichtsausdruck. Diese morgendlichen Unterhaltungen gingen ihr einfach nur auf die Nerven. Jeden Morgen derselbe Blödsinn.

Aber sie hatte auch keine Zeit mehr sich weiter mit den Sorgen ihrer Mutter auseinander zu setzen. Zumindest nicht, wenn sie noch ihre Bahn kriegen wollte. Sie schaffte es. So gerade eben noch.
 

Es verging keine halbe Stunde, da saß Shana auch schon auf ihrem Platz in der Klasse. Sie wollte noch ein wenig dösen, bis der Lehrer kam, aber an diesem Morgen wollte nichts so recht klappen. Kaum saß sie auf ihrem Platz, kam auch schon ihre beste Freundin Mika zu ihr und redete drauf los ohne Luft zu holen. Dass Shana noch nicht aufnahmefähig war, störte Mika nicht im Geringsten. Shana bekam nur Wortfetzen mit. Sie betrachtete Mika wie sie da so stand und über Gott und die Welt redete.

Ihre beste Freundin war ein süßes Mädchen gewesen. Kurzes, hellblau gefärbtes Haar, braune Augen und ein niedliches Gesicht. Der Männertraum schlechthin. Wenn Shana sich da so ansah. Sie war gewöhnlich. Schwarzes, langes Haar und blaue Augen. Fast jeder sah so aus. Und von niedlich konnte bei ihr auch nicht die Rede sein. Sie war stinknormal. Da kam doch glatt mal Neid auf.

„Shana! Sag mal hörst du mir überhaupt zu?“

„Eh... was?“

„Ich hab dich gefragt, ob das mit heute Abend noch steht.“

„Heute Abend?“ Sie strengte sich wirklich an, aber es wollte ihr einfach nicht einfallen. „Man. Wir wollen heute Abend mit ein paar Leuten aus der Klasse zum Karaoke gehen. Du weißt schon. Meinen Geburtstag nachfeiern. Hast du das etwa schon wieder vergessen?“

„Ach ja richtig. Jetzt wo du es sagst.“

„Du Trantüte.“, maulte Mika.

Das war heute? Ich sollte wirklich mal zuhören, wenn Mika was sagt. Eigentlich hab ich ja keine Lust, aber sie ist meine beste Freundin. Super!, dachte Shana.

Mika konnte anscheinend Gedanken lesen. Na ja. Man brauchte nur in das Gesicht von Shana zu sehen um zu wissen, was in ihrem Kopf vorging. Empört knuffte sie Shana in die Seite.

„Du kommst! Wenn nicht, rede ich nie wieder ein Wort mit dir!“

„Wer sagt denn, dass ich nicht komme?“

„Schau mal in den Spiegel. Dein Gesichtsausdruck spricht Bände.“

„Okay, okay. Ich komme ja. Außerdem wolltest du mir ja noch deinen neuen Freund vorstellen.“

Mika wurde sofort rot und bekam vor Verlegenheit keinen Ton mehr raus. Ablenkung gelungen. Sprach man Mika auf ihren Freund an, wurde sie augenblicklich still. Gewusst wie.

Doch weitere Gespräche mussten auf die Pause verlegt werden, da der Lehrer kam.

Während des Unterrichts ließ Shana ihren Blick gelangweilt durch die Klasse schweifen. Der Lernstoff interessierte sie nicht so wirklich. Na ja. Ihre Klassenkameraden interessierten sie zwar auch nicht, aber wenn man aus dem Fenster sah, blickte man nur auf den grauen Nebenkomplex. Und das hatte auch nicht wirklich was für sich gehabt. Also beobachtete sie mal wieder ihre Mitschüler. Im Grunde hatten sie für Shana nichts übrig gehabt. Sie nahmen Shana nicht zur Kenntnis. Doch das beruhte auch auf Gegenseitigkeit. Verständlich, wenn man ihre besondere Lage kannte. Shana war eigentlich ein gewöhnliches, 17-jähriges Mädchen gewesen. Sah man mal von der Tatsache ab, dass sie stärker war, als die meisten Menschen.

Sie erinnerte sich noch genau. Sie hatten im Sportunterricht Völkerball gespielt. In ihrer Euphorie hatte Shana den Ball ziemlich doll geworfen und einer ihrer Mitschüler hatte diesen Ball mitten ins Gesicht bekommen.

Heute sah man zwar nicht mehr, dass zwei seiner vorderen Zähne unecht waren und auch die gebrochene Nase war wieder gerade, aber keiner hatte das je vergessen. Jeder hatte Angst vor Shana gehabt. Jeder, bis auf Mika. Sie störte es nicht, dass ihre Freundin außergewöhnlich stark war. Sie nutze es zu ihrem Vorteil und ließ Shana immer die schweren Sachen tragen. Deswegen war Shana auch, was Männer betraf, noch grün hinter den Ohren. Wer wollte auch schon ein Mädchen zur Freundin haben, das stärker war, als man selbst? Da kam nicht so wirklich Beschützerinstinkt auf.

Wie oft musste sie wegen dieser ungewöhnlichen Stärke schon zum Arzt gehen? Doch keiner konnte sich erklären, woher das rührte. Es brachte zwar gewisse Vorteile anders zu sein, aber die Nachteile überwiegten bei weitem.
 

Shana hing noch ziemlich lange ihren Gedanken nach, bis es dann auch endlich zur Pause klingelte. Während sie dann ihr Frühstück verputzte, brabbelte Mika fröhlich vor sich hin.

So ging das den ganzen restlichen Schultag. Shana war einfach den ganzen Tag nicht bei der Sache gewesen. Woran das lag, wusste sie nicht. Na ja. Sie war zwar nie das gewesen, was man interessiert und aufmerksam nannte, aber so neben der Spur war sie schon lange nicht mehr gewesen.

Nach der Schule verabschiedete sie sich von Mika, die ihr mindestens dreimal die Uhrzeit und den Standort der Karaokebar erklärt hatte und ging dann nach Hause. Dort angekommen ging sie auch gleich in die Küche. Ihr Vater arbeitete noch. Ihre Mutter saß zusammen mit ihrem Bruder Ken am Esstisch und aß zu Abend. Es war ja auch schon halb sechs gewesen. Shana setzte sich dazu.

„Wie war die Schule?“

„Gut Mutter. Ich habe viel gelernt.“ Glatt gelogen.

„Hast du der Familie auch keine Schande bereitet?“

„Natürlich nicht. Immerhin geht es ja um Ken’s Zukunft.“

„So ist es recht mein Kind.“ Mit solch einfachen Worten konnte man ein Lächeln auf das Gesicht ihrer Mutter zaubern. Natürlich war das auch gelogen. Und das wusste auch Ken.

„Immerhin bin ich Stammhalter der Familie.“, begann er zu sticheln. „Also wäre es da nicht angebracht, mich Ken-sama zu nennen?“

„Was?“ Shana blieb der Reis im Hals stecken und sie musste stark husten. Sie hatte sich doch wohl gerade verhört. „Ken-sama? Wir sind heute auf keinem Höhenflug oder?“

„Nein. Nur du, als meine Schwester solltest mir Respekt zollen.“

„Ich glaub ich spinne. Hast du sie noch alle?“

„Wie denkst du darüber Mutter?“ War natürlich fies ihre Mutter ins Spiel zu bringen. Die hielt eh zu Ken. Er sah lächelnd zu ihr. Sie überlegte kurz und strahlte dann übers ganze Gesicht. „Das ist eine wunderbare Idee. Ich meine, weil du Shana, deinem Bruder wirklich kaum Respekt entgegen bringst. Immerhin sichert er deine Zukunft. Also nenn ihn von nun an Ken-sama.“

„Vergiss es. Ich werde das sicher nicht tun. Er ist mein Bruder und keinen Deut besser als ich. Ihr macht ihn doch zu diesem aufgeblasenen Großkotz, der er jetzt ist. Ihr könnt ihn ja gerne anhimmeln, ich tue das sicher nicht.“

„Was fällt dir ein du undankbares Biest!“ Ihre Mutter war aufgesprungen und hatte die Hand bereits erhoben, doch Ken hielt ihr Handgelenk fest.

„Lass gut sein Mutter. Ich kann Shana-chan schon verstehen. Sie fühlt sich schlecht, weil sie nicht als Mann geboren wurde. Zwar hat sie das Verhalten, aber bei weitem nicht das Aussehen.“

Sie ließ ihre Hand wieder sinken. „Aber trotzdem hat sie Strafe verdient.“ Ihre Mutter sagte das mit ernster Miene. Man konnte sehen, dass sie immer noch den Drang verspürte, ihrer Tochter eine Ohrfeige zu geben. Wäre ja schließlich nicht das erste Mal gewesen.

„Da gebe ich dir natürlich Recht Mutter, aber ich bin ja ein netter Bruder. Sag mal Shana-chan. Wolltest du heute Abend nicht ausgehen?”

„Was? Was hast du vor?“

„Ich denke du willst heute Abend gerne weg. Sag Ken-sama zu mir und wir vergessen das ganze. Sagst du es nicht, würde ich als Erziehungsmaßnahme vorschlagen, ihr heute Hausarrest zu geben.“

„Das lässt du doch nicht zu Mutter?!“ Die Frage war eigentlich überflüssig gewesen. Shana wusste, wie manipulativ ihr Bruder gewesen war. Obwohl ihre Mutter ihm auch so aus der Hand fraß. Er war ja so was wie heilig für sie gewesen.

„Doch. Ken hat recht.“

„Natürlich. Ken hat ja immer recht.“

„Ah, ah. Ich wäre vorsichtig mit dem was du sagst Shana-chan.“

Shana kochte. Am liebsten hätte sie Ken eine rein gehauen, aber dann hätte ihre Mutter sie wahrscheinlich aus dem Haus geworfen. Und Mika bedeutete es sehr viel, dass sie heute Abend da aufkreuzte. Sie seufzte und resignierte.

„Verzeih mir Ken-sama. Ich habe meine Worte nicht mit bedacht gewählt. Und auch dich möchte ich um Verzeihung bitten, Mutter.“

„Es geht doch.“, freute sich Ken. Auch ihre Mutter schien besänftigt. „Pass in Zukunft auf was du sagst. Aber Strafe muss trotzdem sein. Du bekommst diesen Monat kein Taschengeld.“

„Ja Mutter.“ Shana stand auf. „Danke für das Essen.“
 

So schnell die konnte lief sie hoch in ihr Zimmer. Sie nahm sich ein Kissen und drückte es ins Gesicht. Dann schrie sie so lange, bis ihr der Atem fehlte. Ihr Gesicht war rot vor Zorn. Am liebsten hätte sie Ken wieder und wieder dieses schleimige Grinsen aus dem Gesicht geschlagen. Für diesen Wahnsinn empfand sie nur Hass. Es war aber zeitgleich frustrierend, wie einfach man sie doch demütigen konnte. Hatte sie das wirklich verdient? Was hatte sie nur getan, dass sie so bestraft wurde. Niedergeschlagen setzte sie sich an ihren Schreibtisch und machte Hausaufgaben. Irgendwie musste Shana sich ablenken.
 

Es war bereits 19:30 Uhr gewesen, als Shana das Haus verließ. Während sie zur Bahnstation ging, rieb sie sich ständig die Hände warm. Es war bereits Herbst gewesen und dementsprechend waren auch die Außentemperaturen. Sie hatte zwar einen warmen Pullover an, aber eine Jacke wäre noch besser gewesen. Aber was man vergisst, vergisst man eben. Zurück nach Hause gehen um eine zu holen, wollte sie dann auch nicht mehr.

Langsam zogen sich dunkle Wolken über dem Himmel zusammen, was sie allerdings nicht bemerkte.

Pünktlich um 20:00 Uhr stand sie vor der Karaokebar auf der Matte. Mika hatte schon auf die gewartet. Sie zog ihre beste Freundin auch gleich mit rein und redete schon wieder drauf los. Mika eben.

Es wurde ein relativ lustiger Abend. Mika hatte zwar ihre Mühe, konnte Shana aber doch dazu überreden auch ein Lied zu singen. Als man sie hatte singen hören, war man froh, dass sie kein weiteres Stück zum Besten geben wollte. Shana hatte mehrmals gesagt, dass sie nicht singen konnte, aber hörte mal jemand auf sie? Selbst Schuld.

Und sie lernte auch endlich den Freund von Mika kennen. Er hieß Sho und war schon 23 Jahre alt. Er war nett und man sah Mika an, wie verknallt sie war.
 

Um 23:00 Uhr endete die Feier endlich. Drei Stunden Karaoke reichten auch. Sho bot Shana an, sie nach Hause zu fahren, aber sie lehnte ab. Er hatte ein Motorrad gehabt. Die Dinger mochte Shana nicht. Außerdem hätte er Mika dann alleine lassen müssen, denn auf diesem Monster auf zwei Rädern, war nur Platz für Zwei gewesen. Und sie hatte es auch nicht wirklich eilig nach Hause zu kommen.

Sie verabschiedeten sich und jeder ging oder fuhr seiner Wege. Shana war noch nicht mal fünf Minuten unterwegs, da entluden sich auch schon die dunklen Wolken und schickten einen Regenschauer zur Erde, der sich gewaschen hatte. Da sie von diesem plötzlichen Platzregen von einer Sekunde auf die andere eh schon durchnässt war, lohnte sich ein Unterstellen auch nicht wirklich. Also lief sie durch den Regen. Der Tag war eh schon beschissen gewesen, also machte das auch nichts mehr. Es war das Tüpfelchen auf dem i gewesen.

Als sie schon fast zu Hause war, wurde der Regen weniger und es nieselte nur noch leicht.

„Das ist doch ein Witz oder?“, sprach sie zum Himmel. Konnte es noch schlimmer werden? Es konnte. Wenn einem das Schicksal mal ans Bein pisste, dann richtig.

Sie bog um die nächste Ecke und lag dann auch schon auf der nassen Straße. Irgendwas hatte sie umgeworfen. Um es deutlicher zu sagen, stieß sie mit jemand zusammen und die Wucht des Zusammenstoßes warf sie zu Boden. Aber man muss es ja nicht immer so genau nehmen oder?

Langsam richtete sie sich wieder auf und zuckte zusammen. Sie hatte sich ihre Hand verletzt. Es blutete. Das reichte. Man konnte im Leben ja viel ertragen, aber das brachte das Fass zum überlaufen.

Schnell kam Shana wieder auf die Beine und funkelte den Typ, mit dem sie zusammengestoßen war, böse an. Der beachtete sie gar nicht. Blickte nur ständig hinter sich und war dann auch schon im Begriff weiter zu gehen, als sie ihn an der Schulter packte und zu sich umdrehte.

„Sag mal spinnst du? Kannst du dich nicht mal entschuldigen? Oder ist das unter deiner Würde dich bei einer Frau zu entschuldigen?“

„Lass mich los du Göre. Ich hab es eilig.“

„Nein!“ Sie musste aufpassen, dass sie nicht schrie.

Der Typ warf die nassen, schwarzen Strähnen, die ihm ins Gesicht gefallen waren, zurück und blickte Shana zum ersten Mal an. Auge um Auge. Böses Funkeln um böses Funkeln.

Shana starrte in seine Augen. War sie jetzt komplett verrückt geworden? Sie konnte schwören, dass seine Augenfarbe golden war. Aber das kam sicher nur von dem schwachen Licht der Straßenlaternen.

„Ich sag’s noch mal. Lass mich los.“ Nun war seine Stimme etwas bedrohlicher. Aber Shana war bekannt dafür, Dinge zu ignorieren.

„Ich denke ja nicht dran! Wegen dir ist meine Hand verletzt!“ Sonst war sie natürlich nicht so kleinlich, aber heute war ja auch nicht sonst. Um ihre Aussage zu bekräftigen, hob sie ihre verletzte Hand auf seine Augenhöhe an.

„Heul doch.“, war das Einzige, was ihm dazu einfiel.

„Werde ich sicher nicht. Entschuldige dich gefälligst!“ Wenn Shana trotzig war, dann richtig.

„Argh. Blöde Kuh! Selbst schuld!“

Was war denn das für eine Entschuldigung gewesen? Shana wollte gerade zu einer weiteren verbalen Attacke ansetzen, als der Typ etwas Komisches machte. Er holte etwas aus seiner Manteltasche und hängte es ihr um den Hals. Eine Kette. Diese Kette, samt Anhänger ließ er unter ihren Pullover rutschen, so dass man nichts sah.

Shana war empört und holte zum Schlag aus. Er duckte sich darunter weg und schnappte sich ihre verletzte Hand. Er führte seinen Mund zu der geschundenen Stelle und leckte über die blutende Wunde.

„Du hast besonderes Blut.“, nuschelte er. Der Typ sah ihr in die Augen. „Pass gut auf das auf, was ich dir eben gegeben habe. Ich werde es mir schon bald zurückholen.“

Er ließ von ihr ab und rannte davon. Wie erstarrt blickte sie dem Fremden nach. Ohne es zu merken und zu wollen, wurde sie rot im Gesicht. Das hatte irgendwie etwas Verbotenes an sich gehabt. Ihr Herz pochte wild gegen die Brust. Noch ein, zwei Augenblicke lang stand sie dort wie zur Salzsäule erstarrt und setzte sich dann in Bewegung. Beinahe wäre sie wieder über den Haufen gerannt worden, denn fünf Männer kamen um dieselbe Ecke gebogen. Sie beachteten Shana aber nicht und liefen einfach an ihr vorbei.

Sie rümpfte die Nase. Die Kerle stanken bestialisch. Seife war wohl auch nur eine Modeerscheinung für sie gewesen. Und die gingen ganz klar nicht mit der Mode. Wurde der Typ vielleicht von diesen Kerlen verfolgt? Unbehagen machte sich bei ihr breit. Sie schaute um die Ecke um nicht noch mal mit jemanden zusammen zu stoßen und rannte dann los. Sie war noch nie so froh gewesen, zu Hause zu sein.

Im Haus war alles dunkel. Die anderen schliefen schon. Sie zog ihre Schuhe aus und ging nach oben. Shana holte sich noch ihren Schlafanzug aus ihrem Zimmer und ging dann ins Bad. Als sie sich entkleidet hatte, sah sie, was ihr da um den Hals gehängt wurde. Um ihren Hals an der Kette hing ein Schlüssel. Ein ziemlich alter Schlüssel. Wurden Schlösser, in die solch ein Schlüssel passte, überhaupt noch hergestellt? Sie hob den Schlüssel an der Kette an um ihn besser betrachten zu können. Es war rostig, lang und hatte einen kurzen Bart. Waren diese Kerle, wenn sie hinter dem Typ her waren, hinter dem Schlüssel her? Shana konnte es sich fast nicht vorstellen.

Sie dachte auch nicht weiter darüber nach und ging duschen. Danach schlüpfte sie in ihren Schlafanzug und ging ins Bett. Der Tag war nervenaufreibend gewesen und sie war einfach nur fertig.

Bevor Shana endgültig ins Land der Träume einging, erschien ein Bild in ihrem Kopf. Goldene Augen. Sie leuchteten auf unnatürliche Weise.

Dann war sie weg.
 

And that’s all?
 

Vorerst. Die Kapitel erscheinen monatlich. So immer am Ende des Monats. Kann dann aber auch passieren, dass es erst der Anfang nächsten Monats wird. Freue mich über Kommentare.

Bis denn dann
 

BabyG



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  P-Chi
2008-08-04T06:32:47+00:00 04.08.2008 08:32
Wow,meinen Respekt hast du.
Das ist eine Klasse Geschichte!!!
Die Charaktere sind einfach Genial und man kann richtig Nachempfinden wie sich Shana fühlt (ich jedenfalls xD)
*sich umguck*
Muss aber noch die anderen Kapitel durchlesen^^
Dann werd ich dir wieder einen Kommi schicken wo drinsteht was für einen supa Schreibstil du doch hast und wie aufregend die Story ist!
Kannst dich also schon mal auf mich freun! =^-^=

Your Machi xD
Von:  Sunrise
2007-08-10T08:34:26+00:00 10.08.2007 10:34
*reinrollt*
*sich umschaut*
*sich wundert warum kein kommentar hinterlassen wurde*
also diese FanFiction kann ich nur weiterempfehlen!
Tolle Story!
XDDD
du hast wohl bemerkt, das mir die worte fehlen.
*nick*
Wie kannst du nur so kreativ sein?
*dich von kopf bis fuß untersuch*
Wenn dir so geniale Ideen kommen, was soll dich daran hindern, weiterhin solch geniale FF's abzutippen?
Ne schreibblockade? naja so was kam bei dir in den seltensten fällen auf XD
Nun zu der Story um nicht vom Thema abzukommen:
Also Shana war mir von anfang an schon sympathisch XD sie erinnert mich auf übelste weise an mich!
mika ist wohl der perfekte gegensatz zu shana XD und die ziehen sich ja immer an.
und was den typen mit den goldenen augen angeht und die kette..ich lass mich überraschen UND zu deinem glück lass ich auch die haie aus dem spiel.
*grins*
*die haie mit 3 katzen besänftig*
bis denn~

Izume



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