Wir verfluchen Kiri
Der nächste Morgen begann mit einem Knall, der Sakura aus dem Schlaf hochschrecken ließ.
„Au!“, rief Sasuke und rieb sich den Unterkiefer. „Warn mich nächstes Mal, bevor du an die Decke gehst und ich im Weg bin, okay?“
„Ja, klar, ich sag dir Bescheid, wenn ich nächstes Mal aus dem Schlaf geschreckt werde und du im Weg bist. Falls es ein nächstes Mal geben wird…“, fauchte Sakura. Dann sah sie sich nach der Quelle des Lärms um. In der Mitte des Raumes stand wieder der Mann vom Vortag.
„GUTEN MORGEN, liebe Shinobi!“, begann er. Der Blick durch den Raum verriet Sakura, dass auch die männlichen Teilnehmer zu neunundneunzig Prozent ganz und gar nicht lieb aussahen. „JETZT beginnt euer zweiter Prüfungstag! WIEDER begeben sich die KUNOICHI bitte in den Raum links, die ANDEREN in den Raum rechts!“
„War das gestern nicht andersrum?“, fragte Naruto.
„AB JETZT müsst ihr eure STIRNBÄNDER gut sichtbar auf der STIRN tragen!“, fuhr der Prüfer ungerührt fort. Seufzend entknotete Sakura das Band, welches sie vor gut zwei Jahren Rock Lee abgenommen hatte von ihrer Hüfte. Da sie nun die Haare zurückgebunden trug, war das Band in den Haaren eher hinderlich. Als sie es ordnungsgemäß befestigt hatte, besah sie sich ihre Kameraden. Alle hatten, egal ob sie es nun trugen oder nicht, ihr Konohastirnband mitnehmen müssen. Als ihr Blick auf Sasuke fiel, musste sie lachen.
„Ich dachte, du wolltest das Ding nicht tragen?“, giggelte sie. Sasuke trug das Stirnband, welches sie ihm einmal zu Weihnachten geschenkt hatte. Und es war nicht nur irgendein Stirnband, Sakura hatte damals zweimal das Uchihazeichen draufgestickt. Zu dieser Zeit hatte sie noch überlegen müssen, welche Hälfte rot und welche weiß war, jetzt sah sie dieses Zeichen echt öfter, als es ihr lieb war…
„Lass es mich mal so ausdrücken:“, begann Sasuke. „Ich habe zwei Stirnbänder. Einmal dieses hier, wo du ja netterweise mein Zeichen draufgestickt hast…“
„Es ist nicht dein Zeichen, sondern das Zeichen deines Clans, sprich: Du teilst es dir mit Natsuki… Genauso wie die Hälfte des Anwesens.“, stellte Sakura fest.
„Vom Erbrecht her gesehen gehört Natsuki das ganze Anwesen…“, murmelte Sasuke. „Immer an den ältesten Sohn und dessen Nachfahren… Aber egal, ich bin Clanführer, Ende, aus. Egal. Zumindest hab ich dieses Stirnband und das, das Naruto damals eingeritzt hat. Und ich glaub nicht, dass das so gut ankommen würde…“
„Oh, wieso denn nicht?“, fragte Sakura und kicherte nur weiter. „Dann kämmen wir dir auch noch die Haare nach unten, binden sie zusammen, malen dir zwei schmucke Striche ins Gesicht und schon erschreckst du jeden Prüfer zu Tode!“
„Wie witzig.“, meinte Sasuke trocken und wandte sich zum Gehen. „Wir sehen uns später.“
Nachdem auch wirklich jede lästige Verabschiedungs- und Glückwunschprozedur vollende war, Sakura ging diese Abschiedsgeknutsche langsam aber sicher auf die Nerven, fanden sich die vierzig übrige gebliebenen Kunoichi in einem sehr Suna-untypischen Raum wieder; Baumreihen an zwei Wänden und dazwischen auf einer ungefähr fünf Meter breiten Fläche Gras. In dem Raum erwartete sie eine Frau mit einem Stapel Blätter.
„Guten Tag, meine lieben Kunoichi!“, begrüßte sie die Mädchen strahlend. Okay, so langsam nervte es auch Sakura, ständig als „lieb“ bezeichnet zu werden. Nicht, dass sie jemals zu den Bösen (Itachi, Orochimaru), Zweckbösen (Sasuke) oder Möchtegernbösen (beziehungsweise Unruhestiftern wie Naruto) gehört hätte, nein, sie war immer eine der Grundguten gewesen, seit sie denken konnte, aber lieb… Passte definitiv nicht in eine Prüfung, in der so gut wie nur blutrünstige Teilnehmerinnen zwischen fünfzehn und fünfunddreißig teilnahmen.
„Bevor ich diese Prüfung erkläre muss ich euch darauf vorbereiten, dass diesmal getötet werden darf. Deswegen unterschreibt bitte alle schnell hier, damit ich nicht die Verantwortung dafür tragen muss…“, begann die Prüferin und reichte die Blätter herum. Keine halbe Stunde Bedenkzeit? Na, jetzt merkte Sakura aber, dass sie älter geworden war…
„Hinata, nein! Du kannst in deinem Zustand doch unmöglich teilnehmen! Was ist, wenn du getötet wirst?“, hörte sie auf einmal Tenten hinter sich flüstern.
„Ich werde nicht aufgeben. Egal, wie schlecht es mir geht.“, flüsterte Hinata mit brüchiger Stimme.
„Hinata, mit hohem Fieber ist nicht zu spaßen! Du wärst bei der ersten Prüfung schon beinahe rausgeflogen und wenn es jetzt noch gefährlicher wird…“, redete Tenten weiter auf sie ein, doch Hinata blieb stur. Sakura seufzte. Sie sah es schon kommen, wie Hinata halbtot auf dem Boden lag und in letzter Minute disqualifiziert wurde, bevor irgendeine der blutrünstigen Frauen um sie herum ihr den Rest geben konnte… Die Pessimistin in ihr kam wieder durch.
„So, nachdem diese lästige Formalität nun geklärt wäre, sollte ich euch vielleicht die Regeln erklären.“, begann die Prüferin. Ja, das wäre wohl von Vorteil. Aber die sollte sich mal wegen der „lieben“ Kunoichi keine Umstände machen… „Jede von euch zieht gleich aus dem Topf hinter mir einen Umschlag. Arin findet ihr eine Kette und einen Zettel mit einer Nummer. Diejenigen mit den roten Anhängern gehen auf die andere Seite des Raumes, die mit den blauen bleiben hier.“ Nebenbei bemerkt war blau auch noch die Landesfarbe Kaze no Kunis, deswegen wollte man den mehr oder weniger freiwilligen Trägerinnen dieser Farbe wohl die Mühe eines Seitenwechsels ersparen. „Die Zahlen zeigen, von welchem Baum aus ihr startet. Jede von euch hat ihren eigenen Baum und das Ziel ist es, die andere Hälfte des Raumes zu erreichen. Allerdings müsst ihr dann sowohl einen roten als auch einen blauen Anhänger haben um die Prüfung zu bestehen.“, beendete die Prüferin ihren Vortrag. Also der Wald des Todes für Arme. Aber was erwartete man auch von einem Land, welches erst vor Kurzem einen Bürgerkrieg hinter sich gebracht hatte?
Sakura zog einen roten Anhänger und die Nummer elf, also musste sie sich logischerweise zur anderen Seite des Raumes begeben. Ihr fiel auf, dass die Bäume genau parallel zueinander standen und den Baum, der ihr gegenüber stand, hatte Hinata gezogen. Wie praktisch. Sakura hatte eh noch eine Rechnung mit Hinata offen, oder eher einen Kampf zu beenden. Und was wäre da besser geeignet als ein schneller Sieg, bei dem Hinata möglichst wenig Schaden nimmt? Außerdem hatte Sakura beschlossen, all ihre Niederlagen oder unentschiedenen Kämpfe irgendwann zu wiederholen… Hoffentlich war Ino die Nächste…
Die Prüferin pfiff einmal laut; das Signal, dass sie anfangen konnten. Wie alle anderen stürmte Sakura aus ihrem Baum. Die meisten Teilnehmerinnen waren praktisch veranlagt und pickten sich als Gegnerin genau ihre Gegenüber aus. Hinata konnte wahrscheinlich gar nicht mehr irgendwen auswählen. Sakura biss sich in den Finger. Wenn schon den Kampf weiterführen, dann aber auch da, wo er aufgehört hatte. Sekunden später war Hinata in Schnüren gefangen und zappelte wie ein Fisch an der Angel. Sakura tat sie fast schon Leid, aber es ging nicht anders, Hinata hatte es nicht anders gewollt und überhaupt war das nur das Beste für sie. Das wollte Hinata aber irgendwie nicht einsehen. Sie wehrte sich nämlich immer noch, obwohl Sakura ihr doch schon mal erklärt hatte, dass die Fäden unzerstörbar waren und Chakra absorbierten. Färbte Naruto jetzt schon ab oder wieso hatte sie sich das nicht gemerkt?
Gut, okay, in ihrem Zustand, und Sakura schätzte das Fieber auf ungefähr vierzig Grad, war es zu bezweifeln, dass sie überhaupt noch denken konnte. Sakura saugte ihr also alles Chakra aus, was sie hatte. Brauchen würde sie es heute eh nicht mehr. Während dieser Prozedur schien Hinata ohnmächtig zu werden, sodass Sakura ihr problemlos die Kette abnehmen konnte. Sehr schön. Sunagakure, elf Uhr morgens, die Frisur saß und die zweite Prüfung war innerhalb von fünf Minuten bestanden. Was wünschte man sich mehr? Sakura packte sich Hinata auf den Rücken und eilte nun zum anderen Ende des Raumes, beziehungsweise zu der Wand mit der Tür, durch die sie eingetreten war, um Hinata einigermaßen vor dem Geschehen zu schützen. Sie war die Erste. Na gut, ihr Kampf hatte auch unter unfairen Bedingungen stattgefunden, aber das störte sie wenig. Amüsiert beobachtete sie das Geschehen noch zehn Minuten, bis endlich die Teilnehmerzahl ein weiteres Mal halbiert worden war. Ino und Tenten hatten auch bestanden. Sakura hatte zwar damit gerechnet, dass die Teilnehmerinnen blutrünstig waren, aber das Gemetzel, was sich ihr geboten hatte… Wie gut, dass sie in verhältnismäßig friedlichen Zeiten lebte. Tsunade hatte in ihrem Alter zum Beispiel über nur vier Kriege, in denen sie bisher mehr oder weniger gekämpft hatte, lachen können. Damals hatte es alle paar Wochen neue Kriege unter den einzelnen Ninjadörfern gegeben… Aber das war nun auch egal. Die Prüferin klatschte nämlich nun erfreut in die Hände und winkte die dreizehn Kunoichi von der anderen Seite des Raumes zu sich und den anderen sieben Siegerinnen.
„So, nachdem ihr nun auch diese Prüfung bestanden habt, geht es gleich weiter. Es gibt keine Ruhepause vor einem kleinen Ortswechsel. Aber das erzählt euch besser der nächste Prüfer, er euch zusammen mit euren männlichen Konkurrenten erwarten wird. Also, zurück in den Raum dort drüben! Viel Glück euch allen!“
Also, die Prüfer in Konoha hatten mehr Pep…
Im Zimmer aus dem sie gekommen waren wurden sie nach draußen weitergeleitet. Die Organisation war also auch nicht so das Wahre. Außerdem ließen die werten Herren auf sich warten. Das konnte natürlich daran liegen, dass es ungefähr doppelt so viele waren. Überhaupt war dieses System bei der Prüfung hier merkwürdig; immer wieder wurden die Teilnehmer halbiert. Was würden die sich als nächstes einfallen lassen? Es waren nur noch zwanzig Kunoichi und vierzig Shinobi im Rennen, also sechzig. Dem System zu Folge dürften es dann nach diesem Teil der Prüfung nur noch dreißig sein, danach noch fünfzehn, denn die Wahrscheinlichkeit, dass ganze dreißig Shinobi Jonin werden konnten war angesichts der Tatsache, dass es sehr viele, sehr alte Chuunin gab, irgendwie sehr gering.
„Sakura?“, fragte Tenten nach einer Weile des stummen Wartens.
„hm?“
„War gut, dass du Hinata so schonend besiegt hast.“
„Ja, ich weiß. Sie war praktischerweise vor mir, deswegen… Na ja und andere Gegnerinnen hätten sie auch härter rangenommen. Ihr beiden seht ja ziemlich mitgenommen aus…“, bemerkte Sakura und musterte Ino und Tenten nun etwas genauer. Inos Lippe war immer noch nicht ganz verheilt, aber davon mal abgesehen war nun auch ihr Kleidung ein wenig zerrissen und ihre Arme und Beine voller Schrammen. Tenten sah ähnlich zugerichtet aus, nur dass sich ein fieser Schnitt über ihre linke Wange zog. Sakura musste die Angewohnheit unterdrücken, die beiden zu heilen. Das war ihr verboten in der Prüfung. Wenn sich jemand eine Verletzung zuzog, musste er sehen, wie er damit klar kam. Außerdem lagen die beiden irgendwie nicht gerade im Sterben.
„Jaah, das waren richtige Berserker…“, murmelte Ino. Tenten nickte und wischte sich ein wenig Blut von der Wange.
„Dafür sind die meisten aber verhältnismäßig hohl.“, stellte sie fest. „Zumindest haben sie ziemlich unkoordiniert um sich geschlagen.“
„Na, dann ist ja gut.“, meinte Sakura und sah sich um. „Sagt mal, hat eine von euch Chiho gesehen?“
„Na ja, sie ist ja vor der ersten Prüfung zu ihren Freunden aus Kiri gegangen und seit dem verschwunden…“, meinte Ino und zuckte mit den Schultern. „Sie ist schon arm dran, was?“
„Na ja, hält sich in Grenzen…“, murmelte Tenten. „Immerhin heiratet sie jemanden, den sie ersten jetzt schon kennt und in den zweitens auch verliebt ist. Mehr, als wir von uns behaupten können, oder?“
Ino seufzte.
„Ja, da hast du Recht. Ich meine, wir beide haben ja so gesehen ´nen Freund, und bitte, tauscht jetzt nicht bemitleidende Blicke aus, okay? Ich weiß genau, woran ich bei Shikamaru bin. Aber der wird wahrscheinlich diese Schlampe Temari heiraten müssen… Ja, und Neji wird wahrscheinlich auch eine Frau aus irgendeinem größeren Clan heiraten müssen, die ein Kekkei Genkai besitzt. Oder halt Hinata, wenn alle Stricke reißen. Hiashi Hyuga macht sich ja ernsthaft Hoffnungen, dass Sasuke Hinata heiraten wird…“, nuschelte sie vor sich hin.
„Wird er aber nicht.“, stellte Sakura fest.
„Aha…“, machte Ino, die ganz plötzlich ihre gute Lauen wiedergefunden zu haben schien. „Gibt’s da vielleicht was, was wir wissen sollten?“
„Nö.“, meinte Sakura nur. „Aber Sasuke hat keinerlei Interesse an Hinata, geschweige denn daran, Naruto zur Weißglut zu treiben… Eine eifersüchtige Hinata ist schlimm genug, aber Naruto, wenn er mal so richtig loslegt… Oh, oh.“
Und wenn man vom Teufel sprach, dann tauchte er auch meistens auf… Die Herren hatten jetzt nämlich endlich ihre Prüfung beendet und Naruto hatte die Mädels als erster gefunden.
„Wo ist denn Hinata-chan?“, fraget er und sah sich um.
„Ihr ging’s nicht so gut.“, begann Sakura. „Da hab ich einfach mal den Kampf von vor zweieinhalb Jahren beendet, bevor sie einer von diesen Furien zum Opfer fällt.“ Mit einem Kopfnicken deutete sie auf die weiteren Teilnehmerinnen. „Aber es müsste ihr eigentlich gut gehen.“
„Ich dachte mir ja schon, das mit ihr was nicht stimmt…“, murmelte Naruto.
„Dann hättest du sie vielleicht davon überzeugen sollen, an dieser Prüfung gar nicht erst teilzunehmen!“, fauchte Tenten, doch bevor irgendwer etwas darauf antworten konnte, ertönte wieder ein Knall und ein weiterer Mann erschien in ihrer Mitte.
„Meine lieben Teilnehmer!“, begann er. Sakura unterdrückte den Drang, ihren Kopf gegen die nächstbeste Wand oder Schulter zu schlagen. „Schön, dass ihr alle hier seid!“ Nahmen diese Clowns sich eigentlich selbst ernst? „Eure nächste Prüfung besteht darin, so schnell wie möglich nach Kirigakure zu kommen. Die grobe Richtung ist ungefähr da, die ersten dreißig die da sind haben bestanden. Viel Glück!“
Na, das war doch mal eine tolle Prüfung. Vor Allem weil in dem Gedränge, was nun entstand, sich ziemlich viele Teilnehmer selbst ausknockten. Wer sich für klug hielt, war gleich die ersten Meter gesprungen und in der Luft mit den anderen Klugen zusammengestoßen. Die wirklich klugen waren nicht gerade aus, sondern in Richtung Norden gerannt, denn so viel über Geographie musste man schon wissen. Suna lag im Süden, Kiri lag nordöstlich von Suna auf einer Insel, Konoha lag nördlich von Suna, Iwa nordwestlich und Kumo nordnordöstlich. Ninjaakademie, erstes Lehrjahr. Und so viele schienen’s vergessen zu haben…
„Wir sollen nur schnell nach Kiri kommen?“, fragte Naruto verdattert, nachdem seine Teamkameraden ihn von springen in die sogenannte „grobe Richtung“ abgehalten hatten und ihn nun nach Norden zogen. „Was soll daran schwer sein?“
„Das Meer zwischen dem Festland und der Insel vielleicht?“, fauchte Sakura genervt.
„Wurde irgendwo erwähnt, dass wir die Brücke nicht benutzen dürfen?“, fragte Sasuke.
„Die werden wahrscheinlich klug genug gewesen sein, um die Brücke zu sperren oder abzubrennen…“, mutmaßte Sakura.
„Wie einfallslos.“, schnaubte Sasuke, als sie nach mehreren Stunden das Meer erreicht hatten, sie gehörten zu den ersten, weil die meisten Teilnehmer wohl immer noch nach Osten rannten. Nach Nordosten war’s erstens kürzer, zweitens gab’s in die Richtung eine Brücke und drittens auch ohne Brücke weniger Wasser. Die Brücke brannte nämlich, zur Abwechslung mal. Unter den ungefähr zwanzig, die ebenfalls schon das Meer erreicht hatten, brach nun das große Grübeln aus. Die, die’s eilig hatten, rannten einfach aufs Wasser und waren weg. Na, wer sich so viel Chakra zutraute…
Die, die einigermaßen nachdachten, beschworen Tiere herauf, Naruto allen voran. Da hatte der gute Einfluss nach vier Jahren endlich mal angeschlagen… Schade nur, dass Kröten sich nur sehr widerwillig in Salzwasser begaben… Neji hatte übrigens einen Adler heraufbeschworen und war mit Tenten verschwunden. Nun sammelten sich einige gewisse Konohashinobi um Narutos Kröte. Okay, es waren drei, alle anderen hatten irgendwo doch noch eine Mitfahrgelegenheit ergattert (Ino war übrigens freiwillig nicht mir Shikamaru und Chouji geflogen).
„Naruto-kun, nimmst du mich mit?“, säuselte Ino und klimperte mit den Wimpern. Sakura konnte nur den Kopf schütteln. Erst schmiss Ino sich an Sasuke ran, und allein das war ihr schon verboten worden, Sakura hatte ihren dritten Schwur nämlich zusammen mit Ino abgelegt, und jetzt auch noch an Naruto… Wie verzweifelt konnte ein Mensch nur sein? Und wenn das erstmal Hinata raus bekam…
„Ja, ja, dich nehm ich ja noch mit, aber die beiden haben eigene Tiere!“, sagte Naruto und deutete auf Sasuke und Sakura.
„Schnecken können auch voll gut schwimmen…“, murmelte Sakura.
„Ich kann auch voll gut ne Schlange beschwören, wenn du hier mit ner Kröte unterwegs bist…“, murmelte Sasuke.
„Aber wir können natürlich auch absaufen, wenn du unbedingt mit Ino alleine sein willst.“, versicherte Sakura ihm grinsend. Es war so schön, wenn man den Spieß mal umdrehen konnte…
„Steigt auf.“, knurrte Naruto nur.
Die Kröte kam ziemlich schnell voran. Oder zumindest schneller, als Sakura es ihr zugetraut hätte. Außerdem war der Rücken der Kröte groß genug, um auch noch den Rest der Gruppe mitnehmen zu können. Der Weg nach Kiri dauerte trotzdem einige Stunden, sodass sie genug Zeit hatten um sich über die komischsten Dinge zu unterhalten…
„Sag mal, Sakura-chan, wo hast du eigentlich dieses Schwert her?“, fragte Naruto schon nach zehn Minuten. Sakura war nämlich tatsächlich zur ersten Prüfung mit Katana aufgetaucht.
„Was für ´ne Frage, Naruto.“, kicherte Ino. „Wo hat sie denn schon ein Schwert mit ´nem Fächer drauf her?“
Flashback
„Sag mal, Sasuke…“, begann Sakura beim Abendessen ein paar Tage vor der Joninprüfung. Natsuki hatte sie, wie immer, dazu gebracht, im Uchihaanwesen zu Abend zu essen.
„Was ist?“
„Du kennst dich doch einigermaßen mit Schwertern aus, oder?“
„Ja, wieso?“
„Weißt du, wo ich möglichst billig ein möglichst gutes herkriege? Ich hab nämlich festgestellt, dass Schwerter zum Kämpfen viel praktischer sind als Kunai und Shuriken…“
„In den Flur, dritte Tür rechts. Such dir eins aus.“
„Ich soll ein Schwert aus deinem FAMILIENBESITZ nehmen?“
„Was soll ich mit fünfzig Schwertern anfangen?“
Flashback Ende
„Ach soo!“, machte Naruto und schlug sich gegen das Stirnband.
„Dobe.“, bemerkte Sasuke.
„Teme.“
„Usuratonkachi.“
„Baka“
„JUNGS!“, fuhr Sakura dazwischen und schlug den beiden die Köpfe, pardon Stirnbänder, gegeneinander.
„Sakura-chan…“, wimmerte Naruto. „Du hast mein Stirnband kaputt gemacht!“ Sakura zuckte mit den Schultern.
„Wir tragen doch alle schon mindestens unser zweites und außerdem siehst du ohne eh viel besser aus.“, meinte sie nur.
„Na, dank dir würde ich jetzt ein drittes brauchen, wenn ich’s denn tragen würde…“, murmelte Sasuke. „Wann darf ich endlich mal Stirnbänder zerstören?“
„Stell dich nicht so an wie ´n Kleinkind, ich hab dir das Ding besorgt, ich darf´s auch wieder kaputt machen.“, behauptete Sakura.
„Sagt wer?“
„Ich.“
„Mit wessen Autorität?“
„Mit meiner.“
„Und die ist was wert?“
„Jep.“
„Du wohnst bei mir, schon vergessen?“
„Ich hab dir acht Mal das Leben gerettet, schon vergessen?“
„Hat grad noch jemand ein Déjà-vu?“
„Außerdem wohne ich nicht bei dir…“
Ino lag inzwischen lachend am Boden. Drei Augenpaare waren auf sie gerichtet und sahen sie verwundert an.
„Was ist mit dir?“, fragte Naruto nachdem er sie eine Weile beobachtet hatte.
„Ach, nichts.“, keuchte Ino. „Es ist nur; so ein gesprächiges Team hätt ich auch gerne!“
Die drei wechselten zweifelnde Blicke.
„Wollen wir tauschen?“, bot Sakura an. „Du schlägst dich mit diesen Chaoten herum und ich mache mir mit deinen netten, unmotivierten und ruhigen Teamkameraden ein paar schöne Tage.“
„Ne, danke.“, antwortete Ino. Die konnte sich aber auch nie entscheiden.
„Elf… Zwölf… Dreizehn… Vierzehn!“ Auch der nächste Prüfer konnte offensichtlich zählen, als er sie am Eingang es Dorfes Kiri begrüßte und ihnen Nummern auf die Stirn pappte. „Ihr geht jetzt schön weiter ins Büro des Mizukagen und wartet dann, bis die anderen kommen.“ Auch in Kiri hatten die Prüfer diesen elenden Kindergartenton drauf… Das Leben ätzte.
„So… Und wo müssen wir jetzt lang?“, fragte Naruto nach ein paar Minuten und sah sich um, als hoffe er, einen Wegweiser zu finden. Sakura, die seitdem sie das Land betreten hatte verflucht schlecht gelaunt war, stapfte einfach nur zielstrebig an ihm vorbei.
„Immer Sakura nach, die kennt sich hier aus. Immerhin wohnt sie bald hier.“, schlug Sasuke vor.
„Ich. Werde. Yasume. NICHT. Heiraten!“, fauchte Sakura und drehte sich um, um Sasuke mit ihrem Mörderblick zu fixieren. „Apropos, wo ist der überhaupt?“
Naruto grinste.
„Nicht mehr dabei. Sasuke hat ihn fertig gemacht.“
„Eecht?“, kreischte Ino. „Wie SÜÜß!“
Sasuke sah so aus, als müsste er den Drang unterdrücken, seinen Kopf gegen die nächstbeste Hauswand zu schlagen.
„Der Kerl hat sich auf mich gestürzt, okay?“, erzählte er. „ER hat MICH angegriffen, nicht umgekehrt. Ich hab ihn einfach nur bewegungsunfähig gemacht und ihm diese Kette abgenommen.“
„Ja, und ihm nebenbei drei Rippen und einen Arm gebrochen, ihn grün und blau und blutig geschlagen. Is klar.“, fasste Naruto zusammen.
„Ich musste ihm noch diesen Trupp Nuke-Nin heimzahlen, die er wahrscheinlich auf mich gehetzt hat…“, erklärte Sasuke.
„Sasuke, das waren Nuke, die hören auf niemanden, okay? Und außerdem haben die sich auch auf mich gestürzt…“, bemerkte Sakura.
„Ja, aber ich wurde härter rangenommen, oder?“, knurrte Sasuke. „Das ist doch komisch, oder? Und kaum sieht Yasume uns wieder zusammen, muss er mich angreifen. Mein Gott, es ist echt gefährlich, mit dir zusammen zu sein… Nein, Ino, das war jetzt nicht so gemeint wie du gerne hättest, dass es gemeint war.“
„Och, schade.“, seufzte Ino.
„Tja, Sasuke, da siehst du mal, was ich deinetwegen schon alles an Attacken aushalten musste…“, murmelte Sakura, bevor sie weiter in Richtung Büro des Mizukagen ging. An den Weg erinnerte sie sich merkwürdigerweise…
„So, nachdem ihr nun alle so zahlreich erschienen seid, kommen wir nun zum mitschwierigsten Teil der Prüfung, dem schriftlichen Teil!“, rief der Prüfer vom Eingangstor über die Menge von dreißig Shinobi hinweg, die nach Dörfern sortiert in einer Art Klassenraum saßen. Die meisten waren viel zu sehr aus der Puste, um sich konzentrieren zu können.
„Den müsst ihr mit mindestens neunzig von hundert Punkten bestehen. Allerdings ist es nicht wie bei der Chuuninprüfung; ihr dürft gar nicht schummeln und glaubt mir, wir sehen euch genau an! Die Blätter variieren übrigens von Dorf zu Dorf.“
Wie wunderbar. Da hätte Sakura für den Rückweg keine Mitfahrgelegenheit mehr. Denn wenn dieser Test einer normalen schriftlichen Prüfung entsprach, war Naruto so gut wie geliefert. Na ja, vielleicht konnten Schlangen auch schwimmen…
Doch als Sakura den Test umdrehte, erlitt sie einen Schock.
1. Nenne mindestens sieben Shinobidörfer!
Wo war der Trick? Die Falle? Das ging doch nicht! So einfache Fragen konnten doch nicht in einer Prüfung gestellt werden, schon gar nicht in der Joninprüfung! Kopfschüttelnd schrieb Sakura die ersten Dörfer, die ihr einfielen (Konoha, Kiri, Suna, Kumo, Iwa, Taki, Ame, Kusa, Yuki… Oto gab’s nicht mehr… Das war’s doch eigentlich?), auf und sah sich dann die zweite Frage an.
Nenne die Bezeichnungen der Kagen!
Noch einfacher. Hokage, Mizukage, Kazekage, Tsuchikage, Raikage. Diese beiden Aufgaben sollten ja wohl sogar von Naruto gelöst worden sein…
Spaßig wurde es auch, als es in den Geschichtsteil von Konoha ging. Angefangen bei der Frage, wie viele Kagen es bisher in Konoha gab. Danach kamen die Sannin. Und danach…
„Cool, wir werden in Prüfungsfragen erwähnt!“, rief Naruto aus und krakelte auf die Frage, wer denn die Schüler der Sannin waren, ganz schnell Ich, Sakura-chan und Sasuke auf das Blatt. Die anderen benannten machten sich noch die Mühe, ihre Namen auszuschreiben. Noch lustiger war es, als dann Fragen zu den Otokriegen gestellt wurden. Ja, juhu. Erstmal wollten die Fakten wissen und danach sollte man den Krieg aus seiner eigenen Sicht schildern. Sakura hatte ja auch so viel vom ersten mitgekriegt. Und wenn sie vom dritten alles aufschrieb, was sie wusste, würde sie ein Staatsgeheimnis ausplaudern…
Apropos Staatsgeheimnis; die letzte Frage war wohl die schwierigste:
100. Wie hieß der vierte Hokage mit vollem Namen?
Natürlich hätte Sakura einfach die richtige Antwort, die so wie so jeder außer Naruto kannte, Namikaze Minato, hinschreiben können, aber irgendwie musste es wohl einen Sinn haben, dass der Name ein offenes Geheimnis war und Naruto ihn auf keinen Fall erfahren durfte. Ungefähr dasselbe dachte auch Sasuke, als er einfach Staatsgeheimnis auf seinen Zettel schrieb. Naruto antwortete wahrheitsgemäß weiß nicht und Sakura machte es sich ganz umständlich; sie schrieb einen vollen Satz: Ein so wohlbehütetes Staatsgeheimnis ist wohl nicht dazu gedacht in einer viel zu leichten Prüfung ausgeplaudert zu werden.
Die Prüfungsergebnisse wurden am Abend verkündet; in der Zwischenzeit saßen dreißig Shinobi blöd in der Gegend herum und waren so gelangweilt, dass einige anfingen sich zu prügeln. Waren halt auch nur Shinobi. Sakura jedenfalls saß ruhig in einer Ecke herum und hatte nichts Besseres zu tun, als die Prüfungsfragen durchzugehen, abgesehen von der letzten. Alle hatten genauso geantwortet wie sie, okay, sie hatte bei den Dörfern ein paar zu viel aufgeschrieben, aber so etwas brachte normalerweise Bonuspunkte… Wie war das doch damals mit siebenundzwanzig von sechsundzwanzig Punkten, nur weil sie mehr als drei Dörfer kannte…
Vollkommen entgegen ihrer Erwartungen hatte Sakura die Prüfung mit der vollen Punktzahl bestanden. Genau wie die meisten anderen. War ja auch wirklich sehr schwer gewesen, diese Prüfung… Der Prüfer stand nun auf einem Tisch in dem Raum, indem die Ergebnisse verkündet worden waren und schrie:
„DIE NÄCHSTE PRÜFUNG FINDET NÄCHSTE WOCHE IN EUREM HEIMATDORF STATT! ALSO, AB NACH HAUSE!“
Drei Dörfer in drei Tagen… Das sollte ihnen erstmal jemand nachmachen.
