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Photophobia

a fear of light (die Angst vor dem Licht)
von

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Apodysophilia

apodysophilia –

feverish desire to undress (das fiebrige Verlangen sich oder jemanden auszuziehen)
 

Regen triefte von seinen Haaren und seiner Kleidung, lief ihm über das Gesicht, aber Light sah nur Ryuuzaki, der mit in den Hosentaschen vergrabenen Händen vor ihm stand. "Raito." Er machte ein paar Schritte zurück, damit Light reinkommen konnte. Die Tür fiel ins Schloss und einen Moment lang starrten sie einander an. "Warum bist du hier?"
 

"Ist das dein Ernst?!", fragte Light. "Am Tag von Higuchis Verhaftung fesselst du mich an eine Tür, anstatt mich mitzunehmen und mich diesen Fall ordentlich zu Ende bringen zu lassen. Ich werde von meinem Vater abgeholt, der mir ausrichtet, dass der Fall abgeschlossen sei und ich einfach so da weitermachen solle, wo ich aufgehört habe, bevor du mir über den Weg gelaufen bist. Was denkst du denn, warum ich hier bin!?"
 

Ryuuzaki sagte kein Wort. Er zog bloß die Schultern hoch und starrte auf den Boden.
 

"Du hast es nicht einmal für nötig befunden, dich von mir zu verabschieden!", sagte Light zornig. "Du schuldest mir eine Entschuldigung für alles, was du mir angetan hast! Ist dir eigentlich klar, wie meine Familie gelitten hat? Ist dir klar, wie die Zeit in dieser Zelle für mich war? Weißt du, was ich deinetwegen alles mitgemacht habe?! Und da bequemst du dich noch nicht einmal, diese Sache anständig zu Ende zu bringen?"
 

Ryuuzaki starrte weiterhin auf den Boden und bei Light brannten alle Sicherungen durch. Er versetzte dem hageren jungen Mann einen Stoß vor die Brust, der Ryuuzaki nach hinten stolpern und gegen die Wand fallen ließ. "Schau mich an, wenn ich mit dir rede!"
 

Endlich hob Ryuuzaki den Kopf. Dieser Blick brachte Light einen Augenblick lang aus dem Konzept. Jedenfalls lange genug, damit Ryuuzaki sagen konnte: "Es tut mir leid."
 

Fassungslos starrte Light ihn an. "Ist… ist das alles?"
 

"Was willst du denn hören?"
 

Light wollte ihn erwürgen. So einen Menschen konnte es doch gar nicht geben. So einen sturen, widerspenstigen, dämlichen Idioten…! Er packte Ryuuzaki am Kragen. Irgendwie fühlte er sich hilflos, weil er nicht wusste, wie er dem anderen begreiflich machen sollte, was ihn so wütend machte. Ryuuzaki wirkte kalt, so als würde das alles völlig an ihm abprallen. Light wollte ihm ins Gesicht schlagen, irgendetwas tun, um zu ihm durchzudringen. Bevor es soweit kommen konnte, fiel ihm eine der Fragen ein, die ihm seit der Trennung auf der Seele lastete. Er funkelte Ryuuzaki an und sagte: "Ich will wissen, was ihr mir alle verheimlicht! Wie hat Higuchi getötet? Warum sagt mir keiner was?"
 

Ganz ruhig legte Ryuuzaki seine Hände auf die von Light und löste dessen Finger von seinem Hemd. "Du bist ganz nass. Ich hole dir ein Handtuch."
 

Light blieb mitten im Raum stehen, während Ryuuzaki im Bad verschwand, und kam sich irgendwie verloren vor. Seine Wut war verraucht, jetzt fühlte er sich wirklich nur noch total hilflos. Der Kerl ließ nichts an sich heran, keinerlei Emotionen, fast so wie ganz am Anfang als sie sich das erste Mal begegnet waren.
 

Ryuuzaki kam zurück mit zwei Handtüchern in der Hand. "Setz dich", sagte er knapp.
 

"Ich kann nicht, ich bin nass", antwortete Light, der überhaupt nicht fassen konnte, dass sie sich plötzlich über solche Banalitäten unterhielten.
 

"Ist doch egal. Setz dich."
 

Die Stimmung die den Raum erfüllte war bedrückend. So viel Unausgesprochenes stand zwischen ihnen und in der Stille konnte Light es ganz deutlich spüren. War er wirklich hergekommen um Ryuuzaki die Meinung zu sagen? Oder war er hier, um… um…
 

Er schüttelte den Gedanken ab und setzte sich auf die Couch. Ryuuzaki warf ihm eines der Handtücher über den Kopf und drückte ihm das zweite in die Hand. Während er sich die Arme, Hände und das Gesicht abtrocknete, nahm Ryuuzaki das Handtuch auf seinem Kopf und rubbelte sanft seine Haare trocken.
 

"Du kannst mich nicht einfach anschweigen", sagte Light ruhig.
 

"Ich war nicht darauf vorbereitet, dass du kommst", kam die Antwort. "Ich dachte, du wärst zu stur um herzukommen."
 

"Du solltest mich besser kennen. Ich brauche einen Abschluss und ich brauche Antworten." Ryuuzaki hielt inne und Light zog sich langsam das Handtuch vom Kopf, um dem anderen in die Augen sehen zu können. "Wirst du mir antworten?"
 

"Ich kann nicht."
 

"Warum nicht?"
 

"Weil du der erste Kira bist."
 

Es tat so schrecklich weh. Diese Anschuldigungen waren nie angenehm gewesen, aber in diesem Moment tat es einfach so unglaublich weh, weil es ausgerechnet von Ryuuzaki kam. Light konnte nicht verstehen, wie ihm überhaupt jemand so etwas zutrauen konnte. Er hatte nie einem Lebewesen etwas zuleide getan. Er war kein schlechter Mensch. Ich bin nicht Kira. Automatisch senkte er den Kopf, weil Ryuuzaki nicht sehen sollte, wie sehr er ihn verletzt hatte.
 

Ryuuzaki kniete sich vor ihn, vor der Couch hin und lehnte seinen Kopf an Lights Knie. Das war so typisch für ihn. Vielleicht wollte er sogar etwas Tröstliches sagen, wusste aber nicht, was. Weil er ein gefühlskalter Mensch war. Oder zumindest jemand, der mit Gefühlen nicht umzugehen wusste.
 

"Warum hast du mich belogen? War das wirklich notwendig?", fragte Light, ohne aufzublicken. Er warf seinen Stolz über Bord, aber was für einen Unterschied machte das noch? Es hatte sich nichts geändert. Was auch immer sein Vater glaubte, für Ryuuzaki war er immer noch ein Verdächtiger. Für ihn war er sowieso nicht mehr als ein geschickter Serienmörder, da war es nicht mehr von Belang, ob er seine Gefühle offenbarte oder nicht.
 

"Was genau meinst du?"
 

"Das mit… uns. Dass du wissen willst, was das ist, wenn der Fall abgeschlossen ist. Ich dachte wirklich, dass du wenigstens irgendwelche Gefühle für mich hast. War das wirklich notwendig, mir solche Märchen aufzutischen?"
 

Stille.
 

Von all den Momenten des Schweigens zwischen ihnen war dieser wohl der Unangenehmste. Light wollte aufstehen und gehen. Das hier führte zu nichts. Kein Abschied, keine Antworten, nicht einmal eine ehrliche Entschuldigung. So etwas Blödes. Wieso bin ich eigentlich hergekommen? "Das bringt nichts", sagte er laut. "Ich gehe."
 

Ryuuzaki umfasste sein Handgelenk und Light sah auf. "Was wird das?"
 

"Warte noch."
 

"Worauf denn? Noch mehr Beleidigungen?"
 

"Nein!" Ryuuzaki wirkte frustriert. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare, eine nervöse Geste, die Light so von ihm überhaupt nicht kannte. Es sah aus, als wolle er unbedingt etwas tun oder sagen, aber als würde ihm nicht einfallen, wie er es anstellen sollte. "Ich habe dich nicht belogen. Nicht was das anbelangt."
 

"Ach nein?"
 

"Raito… entschuldige…"
 

Light hatte keine Ahnung, wofür Ryuuzaki sich eigentlich entschuldigte. Aber langsam sickerte das, was der andere zu ihm gesagt hatte, zu ihm durch. Ich habe dich nicht belogen. Aber wenn er nicht gelogen hatte, wenn es doch stimmte, warum… "Warum hast du mich weggeschickt?"
 

"Ich brauchte Abstand… für eine… grundlegende Entscheidung…" Die letzten Worte hatte Ryuuzaki fast nur noch geflüstert. "Ich werde dich in Ruhe lassen. Es ist durchaus möglich, dass du ebenso wie Amane-san manipuliert wurdest. Es bringt nichts, deine Schuld zu beweisen und dein Leben zu ruinieren. Das solltest du wissen."
 

Es wusste nicht, ob er Ryuuzaki glauben sollte. So eine Entscheidung passte ganz und gar nicht zu ihm. Er hatte außerdem mehrmals kundgetan, dass er nicht glaubte, Light wäre manipuliert worden. Vielleicht war das wieder nur eine Lüge und in Wahrheit hatte Ryuuzaki schon neue Pläne, um die Schuld seines Lieblingsverdächtigen zu beweisen. Andererseits hatte Light keine Ahnung, was Ryuuzaki bei Higuchis Verhaftung herausgefunden hatte. Ohne diese Information war es schwer, Ryuuzakis Handeln einzuschätzen. Es gab nichts zu beweisen, weil er nicht Kira war. Von daher hatte er auch nichts zu befürchten, aber ein Verdacht hieße, früher oder später wieder mit Ryuuzaki in Kontakt zu kommen, und das wollte er nicht. So würde er nie damit abschließen können. Also entschied er sich, es zu glauben und diesen Abschied als einen endgültigen zu betrachten. "Dann sollten wir uns jetzt voneinander verabschieden."
 

Ryuuzaki sah zu ihm hoch und antwortete nicht. Aber wenigstens ließ er sein Handgelenk los.
 

Das war der Moment, wo sie beide hätten aufstehen, einander die Hand geben und sich für die gute Zusammenarbeit bedanken sollen. Stattdessen legte Ryuuzaki die Hände auf Lights Knie, stemmte sich hoch… und küsste ihn. Es ist sowieso das letzte Mal, redete Light sich ein. Zum Abschied…
 

Es war viel zu schnell vorbei. Zurück blieb nur die Sehnsucht, mit der er sich schon seitdem Ryuuzaki ihn nach Hause geschickt hatte, quälte. Verdammt, so hatte er sich das nicht vorstellt. Er wäre wirklich aufgestanden und gegangen. Aber Ryuuzaki schaute so… eigenartig zu ihm hoch. Sein Blick war nicht mehr so ausdruckslos wie sonst, ganz im Gegenteil, aus seinen Augen sprach ein sehnsüchtiger Wunsch, ein Verlangen, das seinerseits etwas in Light auslöste.
 

Erst jetzt wurde er sich dessen bewusst, wie sie dasaßen. Ryuuzaki kniete zu seinen Füßen und blickte so verlangend zu ihm hoch. Es gab Light ein Gefühl von Macht und das fühlte sich… verdammt gut an. Dieser Macht über Ryuuzaki war er sich nie zuvor bewusst gewesen, weil Ryuuzaki es nie so offen gezeigt hatte. Was auch immer der Grund dafür war, dass er sich auf einmal so verletzbar zeigte, in Light bewirkte es ein wahres Gefühlschaos. In diesem Moment war er der Stärkere. Er könnte jetzt gehen und Ryuuzaki mit dieser Sehnsucht zurücklassen. Diese Erkenntnis war es, die ihn dazu bewegte, sich stattdessen vorzubeugen und Ryuuzaki zu küssen. Er drängte seine Zunge zwischen Lippen, die sich bereitwillig öffneten. Dieser Kuss war um so vieles intensiver als der an jenem Morgen, als sie nebeneinander aufgewacht waren. Er begriff, vielleicht zum ersten Mal, wieso er sich zu Ryuuzaki so hingezogen fühlte. Weil Ryuuzaki ihm geistig ebenbürtig war und die Vorstellung, diesen ersten gleichwertigen Menschen, dem er je begegnet war, zu besitzen, löste ein wunderbares Prickeln in seinem Körper aus. Macht wirkte wie ein starkes Aphrodisiakum auf ihn.
 

Ryuuzaki schlang seine Arme um Lights Nacken und keuchte. Light zwang sich, sich vom anderen zu lösen und hielt den Kopf hoch, als der ihn gleich wieder küssen wollte. Kontrolle. Ich bestimme. Meine Regeln. Ryuuzaki schaute fast schon verzweifelt zu ihm hoch und allein dieser Blick löste eine Welle der Erregung in Light aus. Er hatte die Kontrolle, endlich. Es fühlte sich so gut an.
 

Er zerrte ungeduldig an Ryuuzakis ewig gleichem, weißen Shirt und es dauerte etwas, bis der kapierte, was Light von ihm wollte. Dann aber nahm er die Arme hoch, damit Light ihm das Kleidungsstück über den Kopf ziehen konnte. Er warf es achtlos weg und beugte sich weiter vor, raunte Ryuuzaki nur ein Wort ins Ohr: "Ausziehen." Es gefiel ihm ohne Ende, dass der andere seinem Wunsch zwar etwas unsicher aber doch Folge leistete. Eigentlich hatte er gedacht, Ryuuzaki könnte seine Hose einfach so herunter schieben, weil ihm das Teil sowieso immer halb in den Kniekehlen hing, aber er öffnete sie ordentlich und schälte sich auf dem Boden umständlich aus dem Kleidungsstück und auch aus seinen Shorts. Er setzte sich wieder etwas auf und nahm sich die Zeit, Ryuuzaki anzusehen. Er war ganz schön dürr, jetzt sah man es sogar noch besser als ohnehin schon. Aber trotzdem war er auf seine ganz eigene Weise auch irgendwie schön. "Raito", hauchte Ryuuzaki und es klang wie eine verzweifelte Bitte. Dieser hilflose Tonfall in Ryuuzakis Stimme brachte Light zum Grinsen. So kannte er sich gar nicht, er war erstaunt darüber und irgendwie neugierig. Ryuuzaki brachte Seiten an ihm hervor, die selbst ihm fremd waren.
 

Anstatt weiterzumachen, lehnte Light sich auf der Couch zurück und schaute auf Ryuuzaki herab. Der blickte ihn verständnislos und immer noch verzweifelt an, bekam aber keine Reaktion. Er wusste, seine Überlegenheit würde nicht von Dauer sein. Das hier war eine ganz besondere Situation und nur weil Ryuuzaki sich hier verwundbar gab, hieß das nicht, dass er es morgen auch noch sein würde. Aber 'morgen' war sowieso ein Thema für sich. Momentan wollte er nur an jetzt denken.
 

Scheu schob Ryuuzaki sich zwischen seine Knie und beugte sich zu ihm. Er schien nicht genau zu wissen, was er von der Situation halten sollte oder welche Reaktion er von Light zu erwarten hatte. Ziemlich ungeschickt versuchte er, Lights Hemd aufzuknöpfen. Ein paar der Knöpfe lösten sich, weil er so ungeduldig an dem Stoff zerrte, und fielen auf den Boden, aber Light registrierte das nur am Rande. Er genoss es unheimlich, das Bewusstsein, dass der andere sich völlig nackt an ihn drückte und er selbst komplett angezogen war. Da war es wieder, dieses Gefühl der Überlegenheit, und es gefiel ihm. Ryuuzaki sah ihn an, mit einer Mischung aus Neugier und brennendem Verlangen. Light hatte nicht gewusst, dass diese schwarzen Augen überhaupt so viele Emotionen zeigen konnten. Ryuuzaki berührte seine bloße Haut, die immer noch feucht vom Regen war, und sagte erstaunt: "So kalt…"
 

Zuerst strich er mit den Fingern über die makellose Haut, als müsste er das, was er sah, berühren, um es wirklich begreifen zu können. Eigentlich wollte Light am liebsten sofort zur Sache kommen, aber er zwang sich, ruhig zu bleiben. Ryuuzaki hatte offenbar überhaupt keine Erfahrungen mit diesen Dingen. Und außerdem hatte Light immer noch die panische Reaktion auf den allerersten Kuss im Sinn. Also gab er ihm die Zeit.
 

Irgendwann beugte Ryuuzaki den Kopf runter und setzte seine Erkundung mit den Lippen fort, küsste und strich mit den Lippen über jeden Zentimeter nackter Haut. Light grub die Finger seiner rechten Hand in Ryuuzakis dichtes, ungekämmtes Haar, als der eine Brustwarze erreichte und neugierig darüber leckte. Die Reaktion spornte ihn an und mit seiner Zunge wusste Ryuuzaki wahrlich umzugehen. Kein Wunder eigentlich, wenn ich daran denke, wie er an seinen Süßigkeiten rumgeleckt hat, dachte Light seltsamerweise.
 

Ryuuzaki versuchte, ein Bein über Lights Oberschenkel zu legen, so als wollte er ihm auf den Schoß klettern. Das unterband dieser jedoch, indem er sich nach vorne lehnte. Es gefiel ihm wesentlich besser, wenn Ryuuzaki auf dem Boden sitzen blieb. Um diese herrische Geste zu tarnen, küsste er Ryuuzaki auf den Mund und erlaubte sich, dessen Geschmack und seine ungestüme Art zu küssen, einen Augenblick lang zu genießen. Er legte einen Arm um den dürren Körper und zog Ryuuzaki ganz dicht an sich heran. So dicht, dass der Lights Erregung unzweifelhaft spüren musste.
 

Bis jetzt war das alles eigentlich nicht anders gewesen als hätte Light eine Frau bei sich gehabt. Allzu viel Erfahrung hatte er selbst auch nicht, mit sechzehn hatte er mal eine Freundin gehabt, ein durchschnittlich hübsches, gut angepasstes Mädchen namens Takako. Er hatte das entscheidende Wissen um guten Sex zu haben ebenso schnell gelernt wie alles andere in seinem Leben. Aber Ryuuzaki war eben keine Frau und das war doch etwas anderes. Von Ryuuzaki konnte er wohl nicht groß Initiative erwarten, aber das war vielleicht auch gar nicht so schlecht. Trotz seines erregten Zustandes hatte Light immer noch im Hinterkopf, dass er Ryuuzaki nachdem er heute irgendwann dieses Hotel verlassen würde nie mehr wiedersehen würde. Er hatte nicht unbedingt das Bedürfnis, richtigen Sex mit Ryuuzaki zu haben, aus vielerlei Gründen, unter anderem weil er einfach nicht so weit gehen wollte. Aber es gibt ja noch andere Möglichkeiten… Unbefriedigt würde er dieses Hotel jedenfalls nicht verlassen.
 

Weil er Ryuuzaki so viel Intuition in dieser Situation nicht zutraute, öffnete Light den Reißverschluss seiner Hose. Deutlicher hätte es fast nicht sein können, Ryuuzaki reagierte trotzdem nicht. Light seufzte, nahm Ryuuzakis Hand und führte sie. Selbst die Berührung durch den Stoff seiner Boxershorts hindurch war wie ein elektrischer Schlag, der durch Lights Körper raste. Er bekam eine Gänsehaut, konnte kaum fassen, was für ein himmelweiter Unterschied zwischen dieser unbeholfenen Berührung und dem, was er damals mit Takako so erlebt hatte, war. Er dachte an Misa, die unzweifelhaft sehr viel attraktiver war als Ryuuzaki, so man die beiden denn überhaupt miteinander vergleichen konnte, die niedlich und sicher auch sexy sein konnte, wenn sie es wollte, aber die in ihm, und das wusste er mit fast beunruhigender Gewissheit, niemals so ein Gefühlschaos hätte auslösen können.
 

Zögernd strich Ryuuzaki über den Stoff der Shorts und Light stieß aus zusammengepressten Zähnen ungeduldig hervor: "Mach schon!" Erstaunlich gehorsam schlüpfte eine dürre Hand in seine Boxershorts und als sie ihn umfasste, stieß Light ein für ihn sehr untypisches Geräusch aus, das irgendetwas Undefinierbares zwischen einem Fauchen und einem Stöhnen war. Für jemanden, der keine Erfahrung mit so etwas hatte, machte Ryuuzaki seine Sache erstaunlich gut. Vielleicht kam das einfach, weil er auch ein Mann war und naturgemäß wusste, was sich wie anfühlte, oder aber Light hatte sich mit seiner Vermutung über Ryuuzakis Erfahrungsschatz doch geirrt. "Ryuuzaki!", ächzte er. Der reckte den Kopf hoch für einen innigen Kuss, der alles bisher da gewesene in den Schatten stellte.
 

Light fühlte sich an, als würde seine Brust überquellen von all diesen Gefühlen und Sinneseindrücken. Da war nicht nur diese unglaubliche Erregung die ihn bis in sein Innerstes angespannt fast wahnsinnig machte, sondern auch so ein wunderbar warmes Gefühl, stärker als bloße Zuneigung, eine Art von Liebe, die er so bisher nicht gekannt hatte. Zusammen waren diese Empfindungen fast mehr, als er ertragen konnte. Es dauerte nicht sehr lange. Die Art wie Ryuuzaki ihn anfasste und die gierigen, prickelnden Küsse trieben ihn unweigerlich und sehr rasch auf den Höhepunkt zu.
 

Im Moment als er kam riss Light den Kopf zurück, weg von diesen fordernden Lippen, und warf ihn in den Nacken. Er starrte an die Decke und hatte in dem einen Moment nur einen einzigen Gedanken: Ich will noch mehr!
 

Der Moment der Ekstase ging viel zu schnell vorüber und Light wurde sich so langsam wieder seiner selbst und der Umgebung bewusst. Schwer atmend saß er auf der Couch, Ryuuzaki kniete noch immer auf dem Boden, zwischen seinen Beinen und Lights wummerndes Herz wollte sich nur langsam wieder beruhigen. Momentan wusste er nur eins: etwas Vergleichbares hatte er noch nie erlebt.
 

Mühsam hob er den Kopf und schaute Ryuuzaki an. Der erwiderte den Blick aus großen, lustgetrübten Augen. Irgendwo in einem finsteren Winkel seiner Seele fand Light diesen Anblick unendlich amüsant. Irgendwie war er versucht, jetzt einfach aufzustehen, sich anzuziehen, zu gehen und Ryuuzaki so zurückzulassen.
 

Stattdessen küsste er ihn nochmal, allerdings bei weitem nicht so intensiv wie noch gerade eben. "Gehen wir ins Schlafzimmer", schlug er vor und erntete dafür einen fragenden Blick. "Oder soll ich lieber gehen?", fragte er daraufhin.
 

Stumm schüttelte Ryuuzaki den Kopf.
 

Light lachte leise. "Jetzt bist du dran", raunte er.
 


 

Müde öffnete Light die Augen. Er starrte an die hübsch verzierte Zimmerdecke und versuchte, etwas Klarheit in seine wirren Gedanken zu bringen. So erschöpft war er nie zuvor in seinem Leben gewesen. Draußen prasselte immer noch der Regen gegen das Fenster. Jetzt gerade war er so müde, dass er glaubte, zwei Tage durchschlafen zu können. Es war, als wären alle seine Sorgen, seine Zweifel und seine Wut mit einem mal wie weggewischt. Er schaute nach links, wo Ryuuzaki lag. Das war wohl die Macht der Gewohnheit. Wegen der Kette hatte er immer links von Light gelegen, so einfach ließ sich das jetzt nicht mehr abschütteln.
 

Ryuuzaki hatte seinen schwarzen Wuschelkopf auf Lights linken Arm gelegt und lag mit angezogenen Knien splitternackt da, die Decke bis zur Hüfte gezogen. Seine Augenlider waren halb geschlossen, ein untrügliches Zeichen, dass auch er sich bis an seine Grenzen und darüber hinaus verausgabt hatte. Er wirkte entspannt, ausgelaugt und höchst zufrieden, so wie nach einer großen Portion Schokoladenkuchen. Nun, den hatte er auch gehabt. In dieser kurzen Pause, in der sie beide von der Couch ins Bett übersiedelt waren, hatte Ryuuzaki sich irgendwoher ein Stück Kuchen organisiert und es genüsslich vor Lights Augen nackt im Bett liegend gegessen. Anschließend hatte Light ihm die Reste ausgiebig von den Fingern und den Lippen geleckt und danach…
 

Light schnurrte ein zufriedenes "Hmmm". Er wusste, dass sich das nicht wiederholen würde, aber nach so langer Zeit, in der er seine Gefühle so vehement unterdrückt hatte, war dies wesentlich besser als die ewige geistige Anspannung. Letzten Endes war er doch froh, dass er hergekommen war. Irgendwie hatte er das einfach gebraucht. Er hatte dem Verlangen einmal nachgeben müssen, seltsamerweise machte es das leichter, zumindest körperlich von Ryuuzaki loszukommen. Er würde nicht vergessen, dass er wenigstens so Macht über Ryuuzaki gehabt hatte und von dieser Erkenntnis würde er noch lange zehren können.
 

Er warf Ryuuzaki noch einen zärtlichen Blick zu, dann erlaubte er sich, die Augen zu schließen und langsam wegzudriften.
 


 

Light war es, der als erster wach wurde. Über Ryuuzakis wuschelige Haare hinweg warf er einen Blick auf den Wecker. Vierzehn Minuten vor sieben. Vage erinnerte er sich daran, dass er heute Unterricht hatte, und zwar in… vierundsiebzig Minuten. Ganz vorsichtig zog er seinen Arm unter dem schlafenden Ryuuzaki weg, der sogar davon nicht wach wurde, und stand auf.
 

Nur mit seinen Boxershorts bekleidet stand er vor dem Bett und betrachtete den Schlafenden. Gestern, kurz vor dem Einschlafen, war sein Verstand benebelt gewesen, jetzt konnte er langsam wieder klar denken. Er konnte immer noch nicht bedauern, gestern hergekommen zu sein. Im Gegenteil, jetzt fühlte er sich befreit. Die Sache war geklärt. Es war schon ziemlich verwunderlich, wie sie gestern plötzlich jede Hemmung über Bord geworfen hatten und trotz des drohenden Abschieds übereinander hergefallen waren. Aber eigentlich auch wieder nicht. Sie hatten sich so lange zusammennehmen müssen und Light hatte schon vor langer Zeit gelernt, dass Gefühle sich zwar unterdrücken ließen, dann aber nur, um mit doppelter Heftigkeit irgendwann wieder hochzukommen.
 

Mühsam suchte er sich im Licht eines anbrechenden Tages, das durch die Fenster fiel, seine Sachen zusammen. Seinem Hemd fehlten fast alle Knöpfe und er hielt es für keine sehr gute Idee, mit offenem Hemd nach draußen zu gehen oder gar nach Hause zu kommen, insbesondere, wo er am Hals die verräterischen Spuren von gestern Nacht trug. Deshalb schnappte er sich Ryuuzakis Hemd und schlüpfte hinein. Dieser unverkennbare Geruch haftete an dem Kleidungsstück und Light wusste, dass er sich auf dem Heimweg auf nichts als die Erinnerungen, die er nun damit verband würde konzentrieren können. Er blickte Ryuuzaki noch einmal an und verabschiedete sich in Gedanken von ihm.
 

Gerade wollte er den Raum verlassen, da kam es verschlafen vom Bett aus: "Gehst du schon?"
 

"Ich muss zum Unterricht. Ich komme sowieso schon zu spät."
 

Ryuuzaki warf ihm einen enttäuschten Blick zu. "Möchtest du nicht noch etwas bleiben?"
 

Light lachte leise. "Ist schon gut. Jetzt bin ich dir nicht mehr böse, du musst das nicht tun." Ryuuzaki schaute ihn verwirrt an. "Du wirst es mir nicht sagen, oder? Was genau mit Higuchi passiert ist."
 

Ryuuzaki schüttelte den Kopf. "Es ist besser, wenn du es nicht weißt."
 

Light nickte. Damit hatte er schon gerechnet. Und er wusste, dass er diese Information nie bekommen würde, jedenfalls nicht, solange Ryuuzaki das nicht wollte. Er wusste auch, dass ihn das so schnell nicht loslassen würde. Aber es gab nichts, was er tun konnte. Also sagte er schlicht: "Lebwohl, Ryuuzaki."
 

"Lebwohl? Sagst du mir grade, wir sehen uns nicht wieder?", fragte er und setzte sich im Bett auf.
 

"Sag du es mir. Oder musst du deinen nächsten Fall zufällig in Japan lösen?" Es kam keine Antwort. "Bis gestern ging es mir schlecht, aber jetzt… kann ich das abhaken. Ich musste mir das einfach von der Seele schaffen." Er zupfte an dem Hemd. "Das hier behalte ich. Als Erinnerung." Er ging zur Tür und warf Ryuuzaki einen letzten Blick zu.
 

"Raito…"
 

Light ließ die Tür ins Schloss fallen und verließ mit einer ihm nicht ganz erklärlichen Selbstzufriedenheit die Hotelsuite.
 

...tbc...
 

***
 

Sorry, hat etwas länger gedauert... ich hoffe, das Warten hat sich gelohnt ^_^



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2009-12-24T10:05:13+00:00 24.12.2009 11:05
ohh mein süßer L ...soo...owww..er tutu mir soo leid ..aber das gefiel mir das er der "schwächere" war. niedlich...^^ mach weiter sooo^^
(falls du irgendwann mal vorhast e szu tun.. weil ich glaube ich habe dieses meisterwerk einbischen zu spät entdeckt * auf die datums der komments guck*.. naja ich finds hamma^^
Von:  bebi
2007-08-04T13:36:38+00:00 04.08.2007 15:36
Oh mein Gott. Dieses Arschloch. Ich reg mir hier gerade auf. der Arme L!! (super geschrieben, damit wir usn nicht falsch verstehen) aber so. ein. ARSCH! Ahh. Und ich hab jetzt keien Zeit für die letzten beiden Kapitel (ausnahmsweise wirklich nicht XD) T.T Aber heute Abend noch!
Von:  LumCheng
2007-05-10T00:22:19+00:00 10.05.2007 02:22
Schlag mich!!
Ich habs natürlich gelesen, aber bis jetzt verbaumelt meinen Senf dazu abzugeben ^^;
Peinlich, peinlich...
Also, was soll ich noch sagen?
Ich fands so toll *________*

Yeah, sie habens getan *rofl* Ich lese zwar lieber lemon, als lime, aber ich kann verstehen, wenn du es entweder nicht schreiben kannst/magst oder Rücksicht auf jüngere Leser nehmen möchtest ^^ (ich nehm nie rücksicht *rofl*)
Dennoch fand ichs toll, denn gerade weil du das danach nur angedeutet hast, macht einen das total wuselig, weil man sich sonst was vorstellen kann *lach*
Die Stimmung, die du danach beschrieben hast, finde ich auch total gelungen.
Es ist zwar Schade, dass Raito dann abhaut, aber alles wäre OOC ^^;

Lummy~
Von:  vulkan_chan
2007-04-18T17:17:12+00:00 18.04.2007 19:17
ijaikx!(<--du weißt sicherlich was ich meine oder?^^)

hua, was für ein colles pitel!aber du willst deine leser absichtlich foltern, oder? v.v
an der stele aufhören! xX
gemeinheit!!!!! weiter, WEITER WEEEEEIIIIIITTTTEEEERRRRRRR!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!​!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!

*keuch* uftz!
*am boden krichend den bildschirm anbeten, damit neues kappi kommt* ........*keine reaktion von seiten des bildschirms*...MIST!
Von:  Adrijana
2007-04-18T13:34:19+00:00 18.04.2007 15:34
mal wieder ein tolles kapi ^^
hm... Light diese kleine...*piep*!!!

schreib schnell weiter, ja ;>

lg Adri
Von: abgemeldet
2007-04-18T13:06:43+00:00 18.04.2007 15:06
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, was ich dir schreiben soll. Keinen blaßen Schimmer. Nya. Ich hab das Kapi gerne gelesen, auch wenn ich von L erwartet hätte, das er etwas offensiver ist. Mmh... Ja, ansonsten sollst du ganz schnell weiterschreiben^^

Bye, Jessi.
Von:  -Pusteblume-
2007-04-18T12:41:09+00:00 18.04.2007 14:41
Das passt total zu Light, dass er selbst beim Sex (oder gerade da) oder was auch immer die da getrieben haben die Oberhand behalten muss. Und das Macht für ihn eine Art Aphrodisiakum ist, war auch nicht sehr verwunderlich, das lässt sich alles wunderbar auf die Figuren übertragen.
Dass auch L letztendlich nicht so kühl ist, wie es scheint, ganz im Gegenteil zu Light...körperliches Verlangen stillen und dann verschwinden...tja, ziemlich abgespackt XD
Naja, ob sie sich jetzt wieder sehen werden, ob L den wahren Kira doch noch stellen wird oder ob die ganze Story jetzt hier endet, das kannst nur du mir verraten.
Also schön fleißig weiter schreiben ^^!
Gruß Keks


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