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Tokyo Girl

von

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Kaoru hastete durch die Straßen, immer einen Blick auf den Zettel in seiner Hand werfend. Miyavi hatte gesagt er würde jemanden schicken, der ihn abholen kommt. Doch er war mittlerweile schon zweimal falsch abgebogen, es war zum Verzweifeln.
 

Macht sicher nicht grad den besten Eindruck wenn ich gleich zur ersten Verabredung zu spät komme.
 

Er hoffte ja immer noch das Miyavi persönlich kam, aber das war ziemlich unwahrscheinlich, er hatte sicher zuviel zu tun. Wie er aus der gestrigen Unterhaltung schließen konnte, war er dort wohl ein ziemlich hohes Tier.

Endlich, das da hinten musste die besagte Bushaltestelle sein. Außer Atem kam er davor zum stehen, als auch schon eine dunkle Gestalt aus dem Schatten trat. Sie hatte wohl schon eine ganze Weile dort an der Wand gelehnt.

„Du musst Kaoru sein.“

„Bin ich. Sorry, ich hatte mich verlaufen...“

Der Andere winkte ab und bedeutete ihm zu folgen. Mit ein paar Schritten hatte Kaoru ihn eingeholt. Er wusste nicht recht ob er etwas sagen sollte.
 

Der Fremde hatte die Arme vor der Brust verschränkt und stapfte mit einem undefinierbaren Gesichtsausdruck die Straße entlang. Er hatte kniehohe Stiefel an, eine kurze, schwarze Lackhose (Grundschüler!! ^^) und ein zerrissenes T-Shirt. War das Absicht oder Opfer einer seiner Kunden? Überlegte Kaoru und schluckte.
 

„Ich bin übrigens Kai.“ Kao sah auf, und blickte in das lächelnde Gesicht des Anderen.

„Sorry wegen eben, ist sonst eigentlich nicht meine Art, aber es gab vorhin eine kleine Auseinandersetzung. Du willst also bei uns einsteigen? Find ich klasse, weißt du, da bei Mana alles so geordnet läuft und man keine Chance mit krummen Dingen hat, sind schon viele von uns ausgestiegen oder gleich zu anderen Strichen gegangen. Ich hab mir irre gefreut als Miyavi mir gesagt hat, dass ich dich abholen soll. Wollte ich immer schon mal machen.“ Wenn er grinste sah er absolut goldig aus.

„Ich werd die nächsten Tage ein bisschen auf dich aufpassen und dir alles zeigen was du wissen musst und so weiter. Hm, ich kann ja eigentlich schon mal anfangen zu erzählen. Also, das QUEER gehört Mana. Er und Közi leiten es und sorgen dafür dass es keine Unannehmlichkeiten gibt. Es ist im Prinzip eine ganz gewöhnliche Schwulenbar, in die jeder hineinkommen kann, inklusive Darkroom und so weiter. Im ersten Stock sind die Gästezimmer und im zweiten Stock wohnen wir. Du wirst vorerst zu mir und Kyo ins Zimmer ziehen. Was du verdienst gibst du Mana und am Ende jedes Monats bekommt jeder dieselbe Summe ausgezahlt. Und ich muss sagen Mana ist wirklich fair, er hat noch nie versucht uns übers Ohr zu hauen. Das ist auch das Prinzip nachdem er das alles hier aufgebaut hat. Wir sind eine große Familie. Wir helfen uns gegenseitig wenn einer Probleme hat und können uns jederzeit mit jedem aussprechen. So und da wären wir auch schon.“
 

Sie standen vor einem mehr oder weniger unscheinbarem Gebäude, doch die große Leuchtschrift außen an der Wand deutete darauf hin, dass es sich um eine Bar handelte.

„Los geht’s!“, meinte Kai und zog Kaoru am Ärmel ins Innere des Hauses.
 

Oh je... Na das kann ja was werden... Eine große Familie...klingt irgendwie nach ner Sekte...
 

Es sah eigentlich aus wie eine ganz normale Bar. An einem Tische in der Ecke saßen ein paar junge Kerle über ein Blatt Papier gebeugt und an der Bar stand ein hübsches Mädchen, das die Theke wischte. Moment mal, ein Mädchen in einer Schwulenbar? Aber das war eindeutig ein Mädchen. Sie machte einen niedlichen Eindruck, sah fast schon aus wie eine Puppe mit den eindrucksvoll geschminkten Augen und den vollen Lippen, von der Rüschenbluse ganz zu schweigen.. Seltsam nur dass Kai nun zu eben diesem Mädchen sich an die Theke setzte und meinte: „Hey Mana, ich hab den Neuen mitgebracht!“
 

Nachdem Kao es geschafft hatte seinen Mund wieder zu zuklappen, nahm er die nächste halbe Stunde wie durch einen Nebel wahr. Er wurde Mana direkt vorgestellt, eine Weile zugetextet und setzte dann seine Unterschrift irgendwo drunter. Dann führte Kai ihn wieder aus dem Büro.

„So, jetzt hast du Mana kennengelernt. Ziemlich eindrucksvolle Erscheinung, was?“

„Hmm...was?“

Kai lachte und schob ihn in Richtung Treppe.

„Hey Käferchen!“ Kai drehte sich um.

„Wen hast du denn da schon wieder abgeschleppt?“ Einer der Jungs an den Tischen hatte sich umgedreht, lässig den Arm aufgestützt und schaute sie nun mit einem herausfordernden Blick an.

„Pass nur auf Hizumi, das ist ein Neuer! Vielleicht macht er dir bald Konkurrenz und dann wirst du dir noch wünschen ich hätte ihn einfach nur abgeschleppt!!“

Er zog Kaoru mit sich nach oben.

„Wer war das denn?“

„Das war Hizumi, macht dauernd Ärger. Er und seine Bande wohnen nicht hier. Er spielt sich immer so auf, aber Mana würde nie auf die Idee kommen ihn rauszuschmeißen, er ist nämlich ziemlich gefragt. Lass dir von dem nichts sagen, auch wenn er so tut, er kann dir nichts anhaben.“

„Okay.. und warum hat er dich Käferchen genannt?“

„Ach das ist mein Spitzname, fast jeder hier hat einen. Mich hat mal ein betrunkener Freier so genannt. Er meinte ich sähe aus wie ein Käfer...“
 

Mittlerweile waren sie oben angekommen. Kai stieß eine Tür auf und machte eine einladende Handbewegung.

„So das ist unser Reich, hier wirst du mit uns wohnen. Kyo hält sich eigentlich nur zum schlafen hier auf. Er ist etwas seltsam, aber total süß. Sag ihm das aber bloß nicht, er ist da sehr eigen. Zu schade...“ Ein Seufzen.

„Naja, das da ist dein Bett. Neben an ist das Bad, wo ich mich gleich hinbegeben werde. Danach zeig ich dir die anderen Zimmer. Um die Mittagszeit ist hier meistens tote Hose. Kann man auch wörtlich verstehen ne? Okay also bis gleich denn.“

Er zwinkerte Kao und zu und verschwand im Nebenzimmer.
 

Kao ließ sich auf dem Bett nieder, welches Kai ihm zugewiesen hatte, und sah sich um. Eigentlich ganz nett hier. So gar nicht wie ich’s mir vorgestellt hatte... Naja Kai redet ein bisschen viel, aber das machen die ja irgendwie alle, also zählt das hier wohl zum normalen Verhalten. Dieser Hizumi ist mir allerdings schon etwas suspekt. Mal schauen was sich da noch alles entwickelt. Und Mana... * tropf* sowas ist mir in meinem ganzen Leben noch nie begegnet... Der Blick so unbeteiligt wie eine Puppe. Ja wie eine Puppe... Aber er ist ein Mann. Ich glaub’s immer noch nicht. Hat da mal einer nachgeschaut? Höchstwahrscheinlich... so wies hier zugeht...

Was muss der für ein Selbstbewusstsein haben... Ich glaub von den Leuten hier kann ich noch allerhand lernen, selbst von diesem Hizumi. Wann ich wohl Miyavi wiedersehen werde?
 

„So, da bin ich wieder! Let’s go!“
 

Während sie den Gang entlang liefen, redete Kai ohne Punkt und Komma, er erzählte Kaoru alles mögliche über die anderen Kerle, die hier wohnten und was sie so machten. Und ebenso allerhand Details wie es unter Manas Leitung hier so lief.
 

„Ja, und hier nur noch das letzte Zimmer. Sonst gibt’s da nur noch den Dachboden, allerdings rate ich dir davon ab, da jemals zu hochzugehen, das ist Közis Reich... Naja hier wohnen Miyavi und Toshiya. Sie sind hier mehr oder weniger die Mitgründer. Ohne sie würde nichts laufen. Du müsstest mal sehen wie heiß sie aussehen, wenn sie sich zurecht gemacht haben... göttlich....Naja wie gesagt...

Die beiden sind die besten Freunde, sie teilen sich nicht nur ein Zimmer, sie machen auch sonst alles zusammen. Auch wenn sie ab und zu mal miteinander rummachen, sind sie trotzdem kein Paar. Eher wie Brüder. Die beiden sind einfach eine Sache für sich. Naja, okay... Ach noch was, platze niemals zu Aoi und Reita ins Zimmer ohne anzuklopfen...“
 

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Laute Musik dröhnte durch den dunklen Raum mit den bunten Scheinwerfern. Kaoru saß an der Bar und nahm alle Paar Minuten einen Schluck aus seinem Glas, das mit grellpinker Flüssigkeit gefüllt war. Kai hatte ihn irgendwann hier unten abgeliefert, weil er selbst arbeiten musste. Er meinte er solle sich einfach ein bisschen amüsieren.
 

Haha, ich soll mich einfach amüsieren... was für ein Scherzkeks. Um mich herum lauter rumfummelnde Männer... ich kann da doch nich einfach einen ansprechen! Oder vielleicht doch?!
 

Kaoru war hin und her gerissen.

Plötzlich stand ein hellblonder Mann neben ihm an der Theke und beorderte einen neuen Drink. Während er wartete drehte er sich zu Kao um.

„Hi. Ganz schön heiß hier drin nicht wahr?“

„Ähm, ja...“

„Meiner Meinung könnten sie mal wieder was anderes spielen, dieser Kuschelrock ist absolut nicht mein Geschmack!“ er lehnt sich an die Theke, verschränkt die Hände vorm Bauch und schaute Richtung Tanzfläche.

„Oh ja, das denk ich schon die ganze Zeit.“ Kaoru lächelte den anderen zaghaft an. Die Geste wurde strahlend erwidert.

„Bist du öfter hier? Hab dich noch nie gesehen.“

„Nein heute das erste Mal.“

„So ganz ohne Begleitung?“

„Naja.. nicht direkt..“ Er lächelte verlegen.
 

Plötzlich schlangen sich von hinten zwei starke Arme um Kaorus Oberkörper und er spürte heißen Atem an seinem Ohr.

„Hey Süßer! Jetzt hab ich wieder Zeit für dich...“ und dann zu seinem Gesprächspartner gewandt: „Hi Gackt, darf ich ihn dir für eine halbe Stunde entführen?“

Auf ein belustigtes Nicken hin nahm Kai Kao bei der Hand und zog ihn durch die Menge. Auf seine Nachfrage, was das denn sollte, lächelte er nur und zwinkerte ihm zu.
 

Hilfe was wird das denn jetzt?

Wow, dieses Outfit hat’s aber in sich...
 

Ganz hinten im öffnete er nun eine unscheinbare Tür und schob Kaoru vor sich hinein.

„Huch, hier ist es ja dunkel?!“

„Ja, und so soll es auch bleiben...“ Die Stimme war dicht an seinem Ohr und eine Hand begann ganz langsam seinen Rücken hinauf zu krabbeln.

Kao versteifte sich.

„Hey, entspann dich, wir sind hier ganz alleine... Lass dich einfach fallen...“

Er schmiegte sich von hinten an ihn an und begann leichte Küsse auf seinem Nacken zu plazieren...
 

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Am nächsten Morgen wurde Kao von einem putzmunterem Kai geweckt der laut: „Guten Morgeeen!!“ flötete und das Fenster aufriss. Kao brummelte irgendwas unverständliches und vergrub sich tiefer in den Decken.

„Hey, nicht wieder einpennen! Aufstehen, wir haben viel vor heute!“

Plötzlich knallte die Tür auf, ein kleines, blondes Etwas stürzte herein, wühlte hektisch in seinen Decken und verschwand mit ein paar Zetteln in der Hand wieder hinaus, natürlich nicht ohne den beiden noch böse Blicke zuzuwerfen. Erschrocken starrte Kao ihm hinterher, wurschtelte sich nun doch aus den Decken und fuhr sich durch die Haare.

„Ehm, Kai?“

Der Dunkelhaarige stand immer noch da und schaute verträumt auf die geschlossene Zimmertür.

„Was? Äh, oh... geh duschen, wir haben einen Friseurtermin.“

„Wir?“

„Ja, genauer gesagt du, und jetzt ab ins Bad.“

Sich am Kopf kratzend tapste Kaoru ins Bad und kurz darauf war das Rauschen von Wasser zu hören.
 

Auf dem Weg zum Friseur hopste Kai vor sich hin plappernd neben Kaoru her.

„Also weißt du, du hast ein hübsches Gesicht, aber in deine Haare müssen wir noch ein bisschen aufpeppen. Also dass sie blond sind, ist ja schon mal nicht schlecht, aber es muss ein anderer Schnitt her und ich weiß nich, blond ist irgendwie jeder. Also jeder der etwas anders ist. Wir könnten sie färben! Genau, wir machen dich zu etwas ganz besonderem! Was hältst du von rot? Oder violett, hey das ist gut!!...“
 

Circa zwei stunden später bekam Kaoru einen Spiegel vor die Nase gehalten. Wow. Leuchtend violette Strähnen vielen ihm fransig ins Gesicht und ließen ihn sein Gesicht aus einem ganz anderen Licht betrachten. Kai trippelte von einem Fuß auf den anderen.

„Und gefällst du dir? Na siehste, war ne gute Idee. Komm jetzt wir wollen noch shoppen gehen..“

Kaoru ließ sich noch ganz benebelt aus dem Laden führen bis er plötzlich stehen blieb.

„Ich kann nicht shoppen gehen, ich hab doch kein Geld!“

„Das macht nichts, du kriegst es ausgelegt und musst es dann einfach abarbeiten. Kein Problem und jetzt komm in die Hufe. Ich will dir meinen Lieblingsladen zeigen...“
 

Am späten Nachmittag stieß Kaoru erschöpft die Tür ihres Zimmers auf, ließ einen Haufen Plastiktüten auf den Boden plumpen und schmiss sich auf sein Bett. Kai war ja wirklich nett, aber auch mehr als anstrengend. Naja, jetzt hatte er zwei Stunden Pause, bevor er von dem Kleinen wieder abgeholt wurde.
 

Mannomann dieser Laden ist echt anstrengend. Kai bemüht sich sehr um mich, aber warum muss er nur so viel reden?! Naja macht nichts... Was hat er gesagt, er will mir noch irgendwas zeigen, bevor er mich wieder in der Bar abliefert? Da bin ich ja mal gespannt.

* Gäähn*, kami-sama bin ich müde... Ah ja und dann ist da noch dieses kleine Monster, Kyo. Also was ich von dem halten soll ist mir schleierhaft....
 

„Kaaooo!!!!“ Eine Hand rüttelte ihn an der Schulter. „Du kannst doch nich einfach einpennen! Komm schnell, mach dich fertig! Ich muss bald arbeiten!“

Blinzelnd setzte sich Kaoru auf und fasste sich an den Kopf. Er musste wohl einschlafen sein.
 

„Wohin gehen wir?“

Kai drehte sich um und zwinkerte ihm zu. “Ich zeig dir meinen und deinen zukünftigen Arbeitsplatz.“

„Aha.“

Wenig später bogen sie um eine Ecke und Kai blieb stehen.

„Schau her, das ist unser „Strich“!!“ und er lächelte sein goldiges Lächeln.

Es bot sich ihnen ein Bild wie aus einem Film. Kaoru lief ein Schauer über den Rücken. Die Straßenlaternen tauchten die Szene in unheimliches Licht. Die Häuserreihen entlang standen dunkle, leicht bekleidete Gestalten, die sich leise unterhielten, laut über obszöne Witze lachten oder alleine an der Hauswand lehnten. Kai führte ihn die Straße entlang und grüßte ab und zu leise einen Vorbeikommenden.

„Und gefällt‘s dir?“

„Eeeetto... ich..“

Kai lachte leise.

„Schon okay, du wirst dich noch dran gewöhnen.“
 

Er wandte sich einer Gruppe in Latex gekleideten Gestalten zu, als es schlagartig still wurde.

Kao schaute sich um. Jede der Unterhaltungen war verstummt und alle Blicke ruhten auf einer einzigen Person, die langsam die Straße heraufkam. Manche traten respektvoll zurück um ihr Platz zu machen.

Als sie in der Lichtkegel der Straßenlaterne trat, sog Kaoru scharf die Luft ein. Wer auch immer das war, er sah... geil aus...

Kunstvoll aufgesteckte Haare, Lack und Leder, weiß leuchtende Haut, und das Gesicht... ebenmäßige Züge, dunkel geschminkte Lippen...

Doch schon tauchte er/sie/es wieder in die Dunkelheit ein.

Kurz darauf stolzierte sie schweigend an ihnen vorbei und lehnte sich an die nächste Hausecke. Dann spürte Kaoru Kais Atem an seinem Ohr und hörte ihn kurz darauf flüstern: „Das war unser Tokyo Girl. Das...war Toshiya.“
 

Den restlichen Abend verbrachte Kaoru wieder im Queer, ebenso wie die darauffolgenden Tage. Und jede Nacht wenn er mit der Arbeit fertig war, kam Kai zu ihm und wies ihn die Kunst der Verführung ein.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Munin
2007-02-05T18:19:04+00:00 05.02.2007 19:19
das ist spannend, bitte schreib bald weiter><!


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