Wieder in den sauerstoffarmen Räumlichkeiten des Clubs angekommen, war der
erste Weg des Älteren, in Richtung Bar. Sein Verstand sträubte sich grade zu,
sich auch nur einen Augenblick darüber in klaren zu werden, was da grade
passiert war und vielleicht noch hätte passieren können, hätte You nicht so
ein abruptes Ende herbeigeführt.
Der Jüngere, saß nun wieder bei dem Rest des Gackt Job und es schien fast so,
als wäre alles nur verwaschene Einbildung gewesen.
Gakuto wusste das es nicht lange dauern würde, bis erneut jemand zu ihm kommen
würde, um sich nach seinem Befinden zu erkundigen, da der Gitarrist sicher
schon erzählt hatte, das ihr Leader einen leicht konfusen Eindruck gemacht
hatte. Aber wer konnte es dem Braunhaarigen auch verübeln? Schließlich war
diese Situation die sich zwischen ihm und dem Jüngeren da ereignet hatte so irrational gewesen, das sie auch hätte aus einem schlechten
Film stammen können.
Und schon ertönte eine dieser Stimmen, die er nun gar nicht hören wollte.
"Gakuto das ist jetzt schon dein vierter Drink. Du solltest es nicht
übertreiben!" mahnte ihn der hagere Mann mit den langen Haaren.
Genervt über diese Überwachung, wandte er sich von Chacha ab und wies die
junge Frau hinter dem Tressen an, ihm sein Glas erneut zu füllen.
"Ich kann selbst einschätzen wann ich genug habe." knurrte er dann in das an
Bernstein erinnernde Getränk. "Ich brauch ganz bestimmt keinen, der mir sagt
was ich zu tun oder zu lassen habe!"
Aber Chacha ließ nicht locker. "Ich glaube wir sollten jetzt gehn. Komm wir
fahren dich nach hause."
Gut gemeint packte der Gitarrist seinen Freund am Arm, um ihn zum Gehen zu
bewegen aber dieser dachte gar nicht daran, der Aufforderung nachzukommen.
Abermals redete man auf ihn ein aber der Alkohol machte ihn nur noch
starrsinniger. Nach etlichen Versuchen, gab man schließlich auf und ging
zurück zu den anderen.
"Da ist nichts zu machen! Wenn Gakuto erstmal auf stur schaltet, kommt keiner
mehr zu ihm durch."
Resigniert schaute man sich untereinander an. Man hätte den Braunhaarigen zwar
auch zu viert von seinem Stuhl zerren können, um ihn aus dem Club zu bekommen
aber das hätte hundertprozentig eine mehr als deutliche Schlagzeile gegeben.
"Und nun?" fragte Ryu, darauf wartend das jemand den rettenden Einfall
präsentieren würde.
Aber Schweigen zog sich durch die Runde.
"Ich schätze mal, das es wohl zum Teil meine Schuld ist." hörte man nun Miyavi
sagen, der sich bis jetzt zurückgehalten hatte.
"Ich werde mich darum kümmern." meinte er zuversichtlich und sprang dynamisch
von dem roten Plüschsofa, auf dem er es sich bequem gemacht hatte.
"OK, einen Versuch ist es wert." war man sich schließlich einig.
Auch wenn keiner so recht davon überzeugt war, das es wirklich Sinn hatte.
Leicht schwenkte der Ältere sein Glas und beobachtete dabei den Rest an
Eiswürfeln, der dem Schwung des Gefäßes folgte.
"Na, macht's Spaß?" fing der Größere an, als er sich neben dem Braunhaarigen
nieder ließ.
Argwöhnisch betrachtete Gakuto den Frischling aus dem Augenwinkel. "Was willst
du?!"
"Ich dachte ich könnte dir Gesellschaft leisten." smilte dieser und versuchte
zu erahnen was nun folgen würde.
"Mach doch was du willst..." ließ der Ältere wissen.
Das schien dem Bunthaarigen vollkommen auszureichen. Schnell eilte er zu den anderen der Band zurück und erklärte ihnen, dass er sich nun um Gakuto kümmern würde
und sie ruhig schon gehen könnten.
Als jeder damit einverstanden war, notierte You dem Jüngeren noch schnell seine
Handynummer auf einen der Untersetzer und wies diesen an, ihn anzurufen wenn es
Probleme geben sollte.
"Am besten sagst du mir auch gleich bescheid, wenn du ihn wieder zu hause
abgeliefert hast, ok?"
Damit verabschiedete man sich und der Größere ging wieder zu dem
schlechtgelaunten Bandleader.
"Da bin ich wieder!" ließ er munter verlauten und bestellte sich ebenfalls
etwas.
Ungezählte Minuten verstrichen, in denen nicht ein Wort die Seite wechselte.
Beide saßen einfach nur da und taten nichts weiter, als ab und zu an ihren
Getränken zu nippen.
Dann stand der Ältere plötzlich auf, bezahlte und schwankte los in Richtung
Ausgang. Der Bunthaarige zahle darauf ebenfalls und lief Gakuto hinterher.
Dieser war nun damit beschäftigt, nach seinem Wagen zu suchen, was in diesem
Zustand so einfach erschien ,wie sich in einem Schneesturm zu Recht zu finden
"Hey Ga-chan, nun warte doch! Ich bring dich nach hause."
Aber dieser zog es vor, weiter völlig orientierungslos über den Parkplatz zu
taumeln. Er brauchte keine Hilfe und schon gar nicht von diesem nervigen Typ.
Doch plötzlich, hatte er alle Mühe sich aufrecht zu halten, er hatte eindeutig
zu viel getrunken und das rächte sich jetzt.
"Gut jetzt! Das schau ich mir nicht weiter mit an." Und schon packte der Bunthaarige
Gakuto am Arm, welchen er sich dann um die Schultern legte, um den anderen zu
stützen.
"Das..., das ist alles deine Schuld!" lallte der Ältere los. Der Bunthaarige
hatte sichtlich Mühe, den Braunhaarigen zu bändigen.
Am Wagen angekommen, lehnte er Gakuto erst einmal gegen diesen, damit er nicht
einfach umkippte.
Nun fehlte nur noch der Schlüssel. "Ga-chan, gibst du mir mal die
Wagenschlüssel?" Aber dieser war schon drauf und dran einzuschlafen und
reagierte deshalb nicht wirklich, auf das Bitten des Mannes vor sich. Also blieb
dem Jüngeren nichts anderes übrig, als sie selbst zu suchen. Vorsichtig
tastete er die Taschen des Jacketts ab, welches der Kleinere trug. Ein leichtes
Raunen entrann Gakuto bei dieser Durchsuchung, was dem Jüngeren ein
süffisantes Grinsen ins Gesicht trieb. Schließlich wurde Miyavi in der
Hosentasche des anderen fündig. Gekonnt entnahm er das Gesuchte und öffnete
das Gefährt per Knopfdruck.
Kaum versuchte der Jüngere, den Älteren dazu zu bewegen einzusteigen, fing
dieser erneut an sich zu wehren. Worauf der Bunthaarige diesen packte und ihn
gegen die Seite des Lexus drückte, damit dieser sich wieder beruhigte, was ihm
vorerst nur mit mäßigem Erfolg gelang.
"Was soll das werden, Du Regenbogendouble?!"
Erst als er dem beschwörenden Blick von Miyavi ausgesetzt war, dämpfte Gakuto
seine Unruhe. Fahrig versuchte er diesen dunklen Augen auszuweichen, doch
letztendlich zog es ihn wieder zurück.
Diese momentane Konstellation ihrer Gesichter, spülte die Geschehnisse in
seinen berauschten Geist zurück, die er eigentlich versucht hatte, in einen
Strom aus Alkohol, zu ertränken.
Intensiv inspizierte der Jüngere, jede Partie des leicht blassen Antlitz, vor
sich. Was den braunhaarigen Sänger, sichtlich nervös machte.
Bedächtig verringerte Miyavi die Distanz zu dem Älteren, welcher derzeit nicht
auf seinen sonst zu unbeugsamen Verstand zählen konnte, da dieser sich noch
immer den Weg, durch den dichten Nebel in seinem Kopf suchen musste.
"Sag mir, was ich jetzt mir dir machen soll..." hörte er nun die Stimme des
Größeren leise fragen, welcher nur noch verschwindende Zentimeter von seinen
Lippen entfernt war.Doch plötzlich ging ein unerwarteter, kalter Regenguss nieder der den
Jüngeren dazu brachte wieder von Gakuto abzulassen.
"Es ist besser wenn ich dich nach hause bringe." meinte er nur noch, was dem
Braunhaarigen das Gefühl gab als hätte er nun eine völlig andere
Person vor sich.
Ohne noch etwas zu sagen stiegen beide ein und der Bunthaarige setzte die
Limousine in Bewegung. Wie hypnotisiert, starrte der Ältere auf das
abwechslungslose Spiel der Scheibenwischer, was schließlich dazu führte, das
er sich seiner ständig aufsteigenden Müdigkeit ergab und einschlief.
Kurz schaute Miyavi auf den Mann neben sich, als sie die Einfahrt zu dessen
Villa hinauffuhren.
Kaum kam der Wagen zu Stillstand, erwachte der Ältere auch schon wieder und
schaute etwas irritiert, in die ihm nun doch bekannte Umgebung.
Nachdem beide ausgestiegen waren, wollte Gakuto nur noch in sein Bett. Der
Jüngere begleitete ihn bis zur Haustür. Mit einer auffordernden Handbewegung,
wies er Miyavi an, ihm den Hausschlüssel zu geben, was dieser dann auch tat. "Wir
sehen uns morgen..."
War alles, was der Kleinere darauf noch von sich gab, bevor er in seinem Zimmer
verschwand und den Jüngeren mit sich allein ließ.
"O-yasumi nasai ."
Mit diesen Worten, schloss der Bunthaarige die Tür und schaute lapidar in den
erneut aufgekommenen Regen, welcher unnachgiebig niederprasselte. Unbeeindruckt
von dessen Durchdringlichkeit verließ er das Grundstück.
Das erneute Läuten seines Handys, ließ den Braunhaarigen aufwachen. Da dieser es nicht
mehr geschafft hatte, sich aus seinen Sachen zu pellen, brauchte er nur in seine
Jackettasche zu greifen um es zu erreichen. Schläfrig murmelte er in das
Telefon.
"Meine Güte Gakuto, wo treibt ihr euch eigentlich noch rum?" Deutlich war die
Besorgnis in der Stimme des Gitarristen zu vernehmen.
"You, bist du das?" gähnte der Leader in den Hörer.
"Natürlich bin ich es! Wo seit ihr jetzt?" wollte dieser nun wissen.
"Also ich, liege hier in meinem Bett." beantwortete Gakuto die Frage.
"Und warum hat mir dein Anhängsel nicht bescheid gegeben? Ich hatte es ihm
extra gesagt!" Die Stimme seines Kollegen, ließ einen Hauch von Verärgerung
mitschwingen.
Der Braunhaarige versuchte sich zu entsinnen und er kam bis zu der Stelle, als
er sich in sein Bett fallen ließ. Aber wo der Frischling abgeblieben war,
wusste er nicht.
"Und, was ist nun?" schallte es und der Sänger setzte fort, eine halbwegs glaubhafte Erklärung abzugeben.
"Ach, nun reg dich nicht so auf You. Ich hatte ihm gesagt er brauche dich nicht
anzurufen und weil ich nun mal sein Chef bin hat er sich auch dran gehalten. Und
da du nun weißt, das alles ok ist, kannst du dich jetzt beruhig hinlegen. Ich
melde mich bei dir. Also bis später!"
Damit war das Gespräch beendet.
Verwundert stand der Ältere nun auf, um zu schauen ob er den Bunthaarigen
irgendwo im Haus finden konnte. Doch nachdem er alle Zimmer abgegangen war und
keinen nervigen Piercingträger auffand, schloss er darauf, das dieser wohl zu
sich nach hause gegangen war. Doch bei genauere Überlegung, war dies doch ein
beträchtliches Stück an Weg. Vielleicht hatte er ja den Wagen genommen, doch
da sah er auch schon die Schlüssel, auf dem runden Glastisch, neben der Couch
liegen. Versuchshalber, griff er erneut zu seinem Mobiltelefon und wählte
Miyavis Nummer. Kurz darauf, vernahm er ein leise Melodie, aus Richtung
Haustür. Überrascht ging er zum Eingang und öffnete diesen. Das Bild was er
dort vorfand, verschlug ihm kurzerhand die Sprache. Dort lehnte doch
tatsächlich, ein völlig durchnässter Kerl und schien zu schlafen.
Schnell fand der Braunhaarige seine Stimme wieder. "Sag mal hast du sie noch
alle?!" wetterte er los und gab dem Bündel gleichzeitig einen Stoß, sodass
dieses aufwachte.
"...Ga-chan...?" versuchte der andere die Situation zu erfassen.
"Du hast es erfasst! Kannst du mir verraten was du hier treibst? Warum liegst du
wie ein Hund vor meinem Haus, anstatt drinnen zu schlafen?"
"Ich hatte keinen Schlüssel." War die logische Antwort. "Na tolles Argument und
ich war mir fast sicher, das du meine Klingel schon zu deinen Freunden zählen
würdest!"
Auf diese zynische Erkenntnis, fiel Miyavi nun auch nichts mehr ein. Langsam richtete
dieser sich nun auf. "Go..."
Doch weiter kam er nicht, mit seiner Endschuldigung, da man ihm kurzerhand
unterbrach. "Spar dir das!" Leider konnte der Braunhaarige nichts
dagegen tun, das ihm bei dem Gedanken an diese Worte auch wieder etwas einfiel,
was ihm eine nicht zu verbergende Änderung, seiner Gesichtsfarbe einbrachte.
Schnell wandte er sich von dem Jüngeren ab. "Kommst du nun rein oder ziehst du
es vor, draußen zu bleiben?"