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Summer in Konoha

NejiTen, ShikaIno, NaruHina
von

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Der Preis für Unromantik

Dieses Update ist sehr verspätet. Die verarbeiteten Anregungen stammen von Arua, ohne diese hätte ich wahrscheinlich noch ein paar Monate gebraucht, um aus der Flaute herauszukommen.

Der Wortlaut war, dass ich verbittert klinge. Arbeite bereits an der Änderung.
 

"Oi, Hinata!"

Mit dem guten Gefühl, gerade mal freie Bahn zu haben, ließ Naruto sich neben das Mädchen auf die Decke fallen. Hinata hatte ihre zarten Hände im Schoß gefaltet. Jetzt hob sie langsam den Kopf. Ihre helle Haut bildete einen weichen Kontrast zu ihrem blauschwarzen Haar und ihren natürlichen, ungeschminkten Zügen.

Wie hatte er sie bloß mit Tenten verwechseln können? Ausnahmsweise kein Affront gegen die Ältere – er gönnte Neji voll und ganz eine Frau von diesem Kaliber – dennoch verfügte sie nicht über diese einmalige Grazie, die ausnahmsweise mal nichts mit ihrem Bluterbe zu tun hatte. Mochte sein, dass Hinata einen tadellosen Stammbaum hatte, doch das hier war nicht ererbt.

"Wo warst du heute Morgen? Wir wollten dich schon suchen gehen..."

Hinata betrachtete ihn gedankenverloren, worauf er sich keinen Reim machen konnte. Hatte sie ihm nicht zugehört? Das war eine ihrer gruseligen Eigenschaften, manchmal war sie so unauffällig, dass man durch sie durch sprechen konnte...

"Ich war... spazieren.", sagte sie langsam und deutlich, als spräche sie mit sich allein. Und trotzdem hielt sie unverwandt Blickkontakt – ausgerechnet sie, die jedes Mal wegsah, wenn er entfernt in ihre Richtung guckte. Wer war das und wo war Hinata? Oder war sie einfach noch nicht richtig wach?

Er klang so, als würde er darauf hoffen, dass sie in seiner Anwesenheit verlegen wurde...

"Oh, okay... Sag' das nächste Mal Bescheid, sonst läuft Neji Amok und ich bin das Opfer..."

Er feixte, aber Hinata erwiderte nichts dergleichen, wie er es erwartet hatte. Sie nickte nur mit dieser Art routiniertem Gehorsam, den sie anderen Clanmitgliedern an den Tag legte.

"Tut mir leid."

Naruto legte verwirrt die Stirn in Falten.

"Äh... So war's nicht gemeint, das war ein... Scherz."

Etwas, von dem die meisten Menschen sowieso ausgingen, wenn sie mit ihm redeten.

Hinata ging nicht darauf ein. Mit geübten Bewegungen filterte sie die Blätter aus dem Tee, was Ino vergessen hatte – die Blonde war viel zu versunken in eine Diskussion mit Shikamaru über seine alteingesessenen Vorurteile von Frauen. Und weder Neji oder Tenten waren in Sicht.

Sie waren praktisch unter sich, und alles, was Hinata tat, war ihm Tee einzugießen! Er hasste Tee! Er hasste Schweigen! Und er hasste es, nicht zu wissen, woran er war! Nichts, womit er Hinata geradeheraus konfrontieren konnte; sie war bloß höflich, und diese Art von Behandlung war er nicht gewohnt. Natürlich kannte er inzwischen freundliche Verhaltensformen, allerdings kam nicht mal Meister Iruka auf die Idee, ihn so... übergeordnet zu behandeln.

Er reagierte über. Selbstverständlich. Wenn sie wenigstens mit ihm reden würde!

"Was möchtest du essen?"

Nicht das. Entschlossen, irgendwo einen Faden für ein Gespräch zu finden, musterte Naruto das Angebot. Nichts, was er unbedingt mochte. Ino und ihr entsetzlich gesundes, vegetarisches Zeug. Wie konnte man Obst frühstücken?! Das war eine Mädchensache, und Naruto hielt sich nicht für ein Mädchen. Er definierte mehr die Kategorie 'echter Kerl'.

Hinata fing an, einen Apfel zu schälen, und beobachtete ihn aus den Augenwinkeln mit zuvorkommender Aufmerksamkeit. Er müsste lediglich einen Wink geben, und sie würde tatsächlich die folgsame Hausfrau für ihn spielen. Und er hatte immer gedacht, das wäre sein Traum. Mit einem Mal war der Gedanke nicht mehr so umwerfend.

"Hey! Hinata, schnell!"

Sie zuckte zusammen und wurde somit Zeugin seiner grandiosen Stäbchen-auf-der-Nase-balanchieren-Technik. Glücklicherweise drehte Ino ihm den Rücken zu, sonst wäre sie gleich im Anschluss Zeugin einer gewaltigen Kopfnuss geworden.

Der gewünschte Effekt blieb aus. Hinata verfolgte seine Nummer mit höflichem Interesse und klatschte, als das Essstäbchen umkippte. Nur, um danach ernsthaft zu fragen: "Alles in Ordnung?"

Säuerlich legte er sein Utensil weg. Er hatte ein Problem, hätte jemand mal die Gnade, ihm zu helfen? Sein Stolz rebellierte dagegen, sich an Ino zu wenden. Wenn er das ein einziges Mal tat, würde sie sich wieder einmischen. Shikamaru fehlte für Derartiges das Feingefühl – falls das überhaupt möglich war, lag seine Sensibilität für Mädchen im negativen Bereich, Neji offensichtlich sowieso, und Tenten würde irgendwann mal darauf kommen, dass er derjenige gewesen war, der sie versehentlich beobachtet hatte.

Irgendwie lief es also auf Ino heraus. Sie war zwar nicht das kleinste Übel, hatte dafür die meiste Ahnung. Und er musste sie ja nicht sofort fragen...

"Möchtest du?"

Hinata bot ihm einen geschälten und entkernten Apfel an. Die Augen hielt sie dabei auf den Boden gerichtet.

"Äh... Alles okay?"

Mehr aus Reflex als aus Absicht nahm er den Apfel an. Erfahrungsgemäß errötete sie jetzt, zumindest hatte das bei der ersten Prüfung des Chu-nin-Examen geklappt. Diesmal tat sie es nicht. Hinata nickte lediglich und schälte eine Orange, ohne irgendwelche Anstalten zu machen, das Gespräch am Leben zu erhalten.

Er brauchte Hilfe. Dringend.

"Gut, ich... muss mal gerade... weg."

Hinata akzeptierte das mit einem erneuten Nicken. Naruto erhob sich vorsichtig, als könnte sie gleich explodieren, und machte ein paar Schritte zurück.

Wehe, Neji hatte da seine Finger im Spiel!
 

Neji starrte sie an. Sie war das ungeteilte Zentrum seiner Aufmerksamkeit. Ihr war gelungen, woran jedes Mädchen bisher gescheitert war. Sie, Tenten, hatte alle Rekorde gebrochen, ohne sich dabei irgendetwas brechen zu müssen.

Sie könnte jetzt irgendeinen smarten Spruch absondern, ihm anzüglich zuzwinkern oder hüftschwindend davon stolzieren. Letzteres lag ihr nicht, aber Neji hatte dafür wohl kaum ein geschultes Auge.

Sie zog ihr Oberteil wieder herunter und kam auf die Beine. Das war alles? Wie langweilig. Gut, ein Kuss durch soliden, wetterfesten Stoff war nicht sonderlich romantisch, und Neji war leider nicht rückwärts ins Gras gefallen, wie sie insgeheim gehofft hatte. Es gab kein größeres Kompliment für eine Kunoichi, als Neji Hyuga zu Fall gebracht zu haben. Immerhin, sie hatte ihn für den Bruchteil einer Sekunde geküsst, sie war Nejis erster Kuss, sie war absolut und unbestreitbar genial...

Neji hatte es nicht so eilig, sich aufzurichten. Irgendein Ausdruck war da in seinem Gesicht, allerdings keiner, den Tenten kannte. Das konnte sowohl günstig als auch ungünstig sein. Ebenso diese unmerklich dunklere Tönung auf seinen Wangen. Doch Tenten konnte anstandslos zugeben, dass es ihr egal war. Wenn sie gerade gegen die Regeln der Kameradschaftlichkeit verstoßen hatte, halb so schlimm – sie konnte sogar von sich sagen, momentan sehr glücklich zu sein. Völlig und sinnlos glücklich.

Grinsend beugte sie sich vor.

"Frauen dürfen kurzatmige Dinge tun, ohne vorher zu fragen."

Eigentlich sollte sie nicht so dämlich grinsen, sondern huldvoll lächeln, ihren Augenaufschlag üben oder ihr Oberteil beiläufig noch weiter runterziehen. Letzteres war nicht möglich, da sie generell nie Kleidung mit Ausblick trug. Sollte sie damit jetzt anfangen und somit ihren neuen Prinzipien entgültig den Laufpass geben? Klang entwürdigend... Aber bei der Gelegenheit konnte sie Neji gleich mit entwürdigen, der hatte es verdient.

Bevor sie Gefahr lief, sich ihre gute Laune zu ruinieren lassen, klopfte sie ihm zweimal gegen die Wange, wie Gai es gelegentlich bei ihr getan hatte, wenn es schwer wurde, mit den Jungen mitzuhalten.

"Du verpasst übrigens das Frühstück.", summte Tenten und schob sich an ihm vorbei. Wäre sie zufällig der einzige Mensch im Radius von 75 Kilometern gewesen, hätte sie einen Triumphschrei ausgestoßen. Sie hatte Neji Hyuga sprachlos gemacht, Strike!
 

"Was willst du, Uzumaki?"

Ino strich sich ihr Haar hinters Ohr und warf Naruto einen argwöhnischen Blick zu, der ungefähr besagte 'Welche Katastrophe hast du nun wieder verursacht?'. Dieser Blick bewirkte, dass Shikamaru das Gespräch nicht weiter verfolgte. Je weniger er wusste, desto weniger konnte er in irgendetwas hineingezogen werden.

Die Grapefruit war ihm sowieso zu sauer.

"Wegen Hinata..."

"Was soll mit ihr sein?", brummte die Blonde und beobachtete Shikamaru kritisch, bevor er Dummheiten mit ihren Obstspießen Marke Eigenkreation anstellte.

"Na ja, sie ist... komisch!"

Ino schürzte mäßig besorgt die Lippen. Sie maß Narutos Definition von 'komisch' nicht viel Bedeutung bei.

"Bist du sicher, dass du das nicht bist? Außerdem bezeichnen nicht mal Beziehungskrüppel wie du ein hübsches Mädchen als 'komisch'."

Shikamaru hob eine seiner kurzen Brauen, war jedoch weise genug, das nicht zu kommentieren.

"Beziehungskrüppel?! Es ist nicht so-"

"... als würde es dir auffallen, wenn Hinata wirklich etwas beschäftigt. Du bist unsensibel, Uzumaki. Los, setz' dich zurück zu ihr, sonst denkt sie, dass du dich langweilst."

Der drohende Unterton in ihrer Stimme warnte ihn vor jeglichen Einwänden. Dennoch, in manchen Situationen kam man nicht weiter, wenn man kein weibliches Einfühlungsvermögen hatte. Inos war groß genug, um die Sonne zu überschatten, also warum konnte sie es nicht mal praktisch einsetzen?!

"Nein, sie ist-"

"Hey, Ino!"

Ein plötzlicher, kräftiger Schubs stieß ihn zur Seite, wobei 'kräftig' nach dem tauben Gefühl in seinem Oberarm noch untertrieben war. Tenten nahm sang- und klanglos seinen Platz ein, mit diesem gewissen Ton, der ausschließlich für Mädchengespräche reserviert war. Naruto hatte nicht geglaubt, dass Tenten das beherrschte, und unter anderen Umständen hätte es ihn interessiert, was sie Ino so dringend zu erzählen hatte.

Allerdings war er froh, wenn er heute nicht mit Tenten in Berührung kam, denn wenn sie nur halb so schmerzhaft zuschlug, wie sie schubste...

"Äh... Hey, Naruto, diskutier' das einfach mit Shika aus, okay?"

Ein klares Zeichen, dass Ino ihn und Shikamaru so schnell wie möglich loswerden wollte. Das merkte man schon daran, dass sie ihn mal bei seinem Vornamen nannte. Seufzend ließ er sich neben Shikamaru nieder, mit der angenehmen Gewissheit, dass, egal, was er ihm sagte, die Antwort ein Schulterzucken oder ein Augenverdrehen sein würde.

Weiber.
 

"Schön langsam, noch mal für mich... Was soll dieser Launenumschwung jetzt?!"

Tenten bewies gerade vollkommen unerwartet, dass auch sie das urweibliche Gen besaß, amouröse Durchbrüche nicht für sich behalten zu können. Da von Neji nichts zu sehen war, wollte sie es offenbar so schnell wie möglich loswerden.

"Wo hast du Neji gelassen? Packt er jetzt für dich?", mutmaßte Ino ohne rechte Begeisterung. Es hatte sie gekränkt, dass Tenten ihr mühevoll organisiertes Camping unvermittelt hatte verlassen wollen. Unter anderen Umständen hätte sie dafür wahrscheinlich eine Entschuldigung bekommen – man konnte Gai nicht vorwerfen, dass er seinen Schülern kein respektvolles Verhalten beigebracht hatte – doch in diesem speziellen Fall tat Tenten das mit einer achtlosen Handbewegung ab und hantierte mit einem von Inos Obstspießen wie mit einem Dirigentenstock.

"Ich bin Nejis erster Kuss."

Ino vergaß prompt ihre Missbilligung über Tentens Art, mit von ihr produzierten Lebensmitteln umzugehen.

"Vorhin?"

"Yeah. Ich glaube, ich habe ihn traumatisiert.", sagte Tenten stolz und bekam von der Blonden einen skeptischen Blick.

"Du klingst, als wäre das das höchste aller Ziele. Halt den Spieß still, du machst mich ganz nervös!"

Tenten zog ein liebevoll in Sternform geschnittenes Stück Kiwi von dem genannten Spieß und kaute darauf herum, ohne die Gestaltung zu würdigen. Ino schluckte den auf ihrer Zunge liegenden Tadel mit Mühe – Tentens Bereitwilligkeit, ihr alles zu erzählen, würde sicher nicht lange anhalten.

"Ich werde mich ewig an seinem verdatterten Gesicht weiden. Gibt's Zucker?"

Im Brustton der Zufriedenheit wühlte Tenten die verschiedenen Sorten Sirup durch, ohne auf eine Antwort zu warten.

"Mal ausgeschlossen, dass Neji das Gleiche passiert ist wie Naruto und Sasuke... Was macht dich so sicher, dass es sein erster Kuss war?"

Tenten hatte sich notdürftig mit Granatapfelsirup einen Ersatz für banalen, nach Inos Auskunft tödlich figurschädlichen Zucker gesucht und konzentrierte ihre Energie inzwischen mehr darauf, einen Abschnitt des Spießes damit zu übergießen und zu essen, bevor der Sirup heruntertropfte. Sie hielt lediglich kurz inne, um zu erwidern: "Keine Ahnung, aber es hat ihn sicher noch keine... oder keiner durch ein Mädchen-T-Shirt geküsst."

Ino runzelte die Stirn und fragte sich, ob es eine so gute Idee gewesen war, Neji mit jemandem allein zu lassen, der nur noch Kamikaze-Optionen zur Auswahl hatte.

"Sehr originell. Und sehr... unromantisch! Du hast deinen ersten Kuss verschwendet! Und du hast Sirup am Kinn."

Tenten reagierte bloß auf den letzten Teil der Aussage und wischte sich das Kinn ab.

"Hauptsache, er ist schockiert. Außerdem kann ich Hinata nicht seiner Tyrannei überlassen..."

Das mochte nach diebischer Schadenfreude klingen, doch Ino erkannte ganz genau den Unterton von neuerweckter Hoffnung.

Neji ließ nicht lange auf sich warten. Falls er tatsächlich schockiert gewesen war oder gerade ein Trauma durchlebte, merkte man es ihm nicht an. Er quittierte das Frühstück mit einem geringschätzigen Blick, und Ino machte sich eine Anmerkung, das bei seiner Hochzeit ebenfalls zu tun. Für sie erfolgten solche Dinge in geordneter Reihenfolge.

Die restliche Mahlzeit verlief in Stille. Naruto schien zu fürchten, jeden Moment von Obstspießen durchbohrt zu werden, und nahm die von Hinata geschälten Früchte nur mit äußerster Vorsicht an. Ihr war keine Bekümmerung anzumerken, allerdings auch keine sonstige Regung. Neji und Tenten saßen einander gegenüber, und letztere schenkte ihm ab und zu ein wölfisches Grinsen. Ino war völlig in ihre Ratlosigkeit versunken, was sie aus diesem langweiligen Tag machen sollte. Shikamaru würgte mit gleichmütiger Anstrengung hoffentlich essbare Substanzen herunter, von denen er nicht wissen wollte, was sie waren. Er vermisste Choji und seinen niemals zu erschöpfenden Vorrat an Kartoffelchips.

"Heute machen wir Freestyle-Unterhaltung."

Ino war nichts eingefallen. Sonst würde sie es niemals dem Zufall überlassen, womit dieses unkultivierte Volk sich die Zeit vertrieb.

"Einzige Vorgabe: Mindestens 1000 Schritte, und damit meine ich nicht, dass hier jemand auf der Stelle tritt."

Wer dieser Jemand war, war nicht allzu schwer zu erraten. Shikamaru reagierte mit einem desinteressierten Schulterzucken und wurde in den Oberarm geboxt. Ino lächelte ihn süßlich an und entschied, dass sie die Tagesplanung besser nicht ganz aus der Hand gab.

"Da durch das plötzliche Gewitter das Feuerholz nass geworden ist, werdet ihr Jungs Neues suchen – es ist mir ganz egal, wie."

Naruto rückte unauffällig von Hinata ab und protestierte, eines seiner wertvollen Argumente beraubt:

"Wieso macht ihr Mädchen das nicht?! Wir waren schon mal!"

Dass dieses Unternehmen von keinem großen Erfolg gekrönt sein würde, ließ er dabei außer Acht. Neji bedachte ihn mit einem Blick, der dezent darauf hinwies, wie tief es unter Hinatas Würde war, Feuerholz zu sammeln, obwohl das Alte nicht wirklich nass sein konnte. Neji mochte Inos Fähigkeiten als Kunoichi nicht allzu hoch einschätzen, sie wäre nicht das Risiko eingegangen, auf einen weiteren Abend mit Lagerfeuerromantik und Gruselgeschichten zu verzichten.

Ino widmete Naruto dasselbe süßliche Lächeln.

"Ganz einfach, Uzumaki, weil ich, wenn ich zurückkomme, hier keinen Trümmerhaufen vorfinden will. Das würde die Frage aufwerfen, wer hier bis in die Grundfesten komisch ist..."

Tenten kratzte sich mit dem stumpfen Ende ihres Spießes an der Schläfe und überging diese Andeutung, die sie nicht verstehen konnte.

"Ich mach's. Die Kerle brauchen ewig für so ein paar Stöckchen."

"Stimmt. Und du nimmst Neji mit."

Nun wurde Neji ebenso Opfer des süßlichen Lächelns. Tenten stimmte daraufhin keine Diskussion an und machte grinsend eine 'Ich beobachte dich'-Geste zu ihm. Neji verdrehte die Augen.

Neu bestärkt in ihrer Überzeugung, dass jeder Anwesende hier einen vorbestimmten Partner hatte, fuhr Ino fort, das Gerüst der Tagesplanung festzulegen.

"Shikamaru hilft mir, Blumen zu sammeln. Wir machen eine Party!"

Spontane Idee. Ino glaubte, in Hinatas Augen ein kurzes Aufflackern gesehen zu haben, dann mischte sich Naruto ein: "Blümchenpartys macht man vielleicht an der Akademie! Das ist tödlich peinlich!"

"Ehrlich gesagt, bei dir gibt es keinen Reifeunterschied zwischen der Akademiezeit und heute. Sei froh, dass du wegen Hinata keine Aufgabe bekommst. Und versuch' wenigstens, hier nichts kaputt zu machen!"

Egal, welche negative Verwandlung Hinata gestern Nacht durchgemacht hatte, sie würde nie so unausstehlich werden wie Ino Yamanaka. Und wenn sie ihm nicht mal ihrer Freundin zuliebe helfen wollte – selbst war der Mann.
 

"Du kannst jetzt aufhören zu grinsen."

Dass Mädchen, die in ihrer Freizeit mit sadistischem Vergnügen Strohpuppen zerlegten, nicht ganz richtig im Kopf waren, hatte Neji schon immer vermutet. Doch jetzt wurde sie ihm unheimlich. Nicht zu vergessen, sie hatte ihn geküsst, und nicht mal das machte sie wie jeder andere! Als Beweis seiner Genialität sollte er ihr vielleicht zeigen, wie ein echtes Genie das machte...

Der Mensch ist leider nicht in der Lage, alles zu erfassen, was in seinen Milliarden von Gehirnzellen vorging. Allerdings war das für Neji nicht nötig, um zu erkennen, dass er diese Begebenheit nicht nur trocken mit 'Sie kann's eben nicht besser' begründete, sondern sie schamlos am Schopf ergriff, um Gais eiserne Regeln der Kameradschaft zu übertreten. Und er hoffte innig, dass das der pubertätsbedingte Hang zur Anarchie war und keine tiefere Zuneigung. Denn aus vom logischen Standpunkt aus... Nach dem, was sie beide im Hinblick aufeinander erlebt hatten, konnte das nicht gut gehen.

Tenten überhörte ihn gänzlich. Sie hatte sich soeben dabei ertappt, zu einem zuckersüßen Liebeslied aus ihrer Anwärterzeit mit dem Kopf zu nicken. Und mehr noch, sie spürte den überwältigenden Drang, die nicht vorhandene Dusche aufzudrehen und loszuschmettern. Jemand, der die letzte Zeit so erschreckend romantikfrei verbracht hatte, wurde von einem Hormonschub wie diesem völlig überrollt, selbst wenn er so robust war wie Tenten.

Neji ließ es stillschweigend über sich ergehen, dass sie anfing zu summen. Ja, auch er hatte einen männlichen Ehrgeiz, dem er etwas hatte beweisen wollen. Und plötzlich nahm das ungeahnte Ausmaße an. Tentens diskrete, unbeirrbare Bewunderung war Balsam für seinen verletzten Stolz gewesen, aber die Zeiten waren vorbei. Das Gute daran: er war wieder sicher, dass Tenten gar nicht in der Lage war, ihn aufzugeben. Das Schlechte daran: von nun an würde sie sich nicht mehr auf brave Taktiken beschränken. Was konkret bedeutete, dass er nicht mehr alle Fäden in der Hand hatte und... verdammt, er hatte keine Lust auf dieses 'alles, was dazugehört'! Um fair zu sein, sie waren für Beziehungen beide ziemlich unnütz. Ein Spaziergang im Mondschein würde in ein Wettrennen ausarten und ein Candlelightdinner in eine Grundsatzdiskussion über schlechte Beleuchtung.

Und überhaupt... Sie hatte ihn aus Spaß an der Freude mehr oder weniger geküsst, und er dachte sofort an eine Beziehung. Dabei war er ihr nichts schuldig, bloß weil sie sein erster Kuss war.

"Ich verlange nicht von dir, dich wie ein Gentleman zu benehmen... Aber du könntest wenigstens den Rest des Holzes tragen."

Tenten musterte ihn ein wenig vorwurfsvoll über den unhandlichen Stapel toter Äste hinweg, den sie sich auf die Armbeugen geladen hatte. Dabei stützte sie ihr Kinn auf das Bündel und wippte im Takt irgendeines Liedes auf den Fußspitzen. Ihre muskatbraunen Augen glitzerten munter.

Neji drückte den Holzstapel ein Stück tiefer und fuhr mit dem Zeigefinger über ihr gerades, glattes Nasenbein. Eine Geste, die ihm spontan in den Sinn gekommen war und Tenten zu seiner großen Genugtuung komplett aus dem Konzept brachte.

"Du machst das schon, schließlich ist es nur... ein geringer Beweis deiner unendlichen Liebe."

Tenten versuchte, seinem Schienenbein einen Tritt zu versetzen. Er zog es elegant weg und wich gerade noch aus, bevor die Ladung Feuerholz ihn traf, die Tenten ohne lange Umschweife nach ihm warf.

"Neji Hyuga, du bist ein arrogantes Arschloch..."

Er ging in die Knie, um zu vermeiden, dass ihr Schwinger seine Schläfe traf.

"Das sollte dir zu denken geben, nicht wahr?"

"Wieso? Schließlich-"

Ihr auf den Hals gezielter Tritt ging ins Leere, gleichzeitig löste sie ihre Deckung auf, bevor Neji ihre Handgelenke zu fassen bekam.

"-wäre das ja lächerlich-"

Tenten schlug Nejis Faust beiseite, die andernfalls ihre Magengrube getroffen hätte.

"-für eine Kunoichi-"

Nejis angezogenes Knie blockte ihren Tritt gegen die Rippen.

"-von meinem Durchschnitt!"

In dem Moment, den Neji brauchte, um sein zuvor angezogenes Bein zurück auf den Boden zu setzen und sein Gleichgewicht zu finden, schossen ihre Arme vor und verschränkten sich in seinem Nacken ineinander. Um ihm einen vernichtenden Schlag zu verpassen, musste sie dabei ihrerseits ein Bein vom Grund lösen. Neji schützte seinen Magen mit beiden Unterarmen und stieß mit seinem ganzen Gewicht nach vorne. Tentens Tritte, die sie im Fall austeilte, waren zwar schmerzhaft, doch ihnen fehlte die Wucht und die Präzision.

Tenten verzog schmerzerfüllt das Gesicht, als ihr schutzloser Rücken hart auf die Erde und die herumliegenden Äste prallte – und das besserte sich nicht gerade, als Nejis Gewicht folgte. Sein Ellbogen traf ihr Zwerchfell und presste ihr die Luft aus den Lungen. Für mehrere Sekunden rang sie hilflos nach Atem und versuchte, die an den Rändern ihres Sichtfelds tanzenden Sterne zu vertreiben.

Zeit, Neji zu zeigen, wie moderne Kunoichi kämpften. Mit einem beherzten Griff in sein geliebtes Haar zerrte sie seinen Kopf nach hinten und es gelang ihr, ein Bein unter ihm hervorzuziehen und in sprungbereite Position zu bringen.

Neji ächzte, als Tenten mit der ungeschriebenen Regel brach, die selbst Lee respektiert hatte. Der einzige Grund, warum er ihr diesen Eingriff in seine Privatsphäre verzieh, war der, dass es sich hier um keinen ernsten Kampf handelte. Sein Genick und seine Kopfhaut schmerzten, dennoch bekam er ihren Knöchel zu fassen und drückte ihn herunter, damit sie auf einem Bein keine feste Position fand. Die herumliegenden Stöcke begünstigten das noch, obwohl Tenten ihr Ausrutschen geistesgegenwärtig mit einem Kniestoß verband, bevor sie sich recht ungrazil auf den Hintern setzte.

Neji rollte mit den Augen. Auf diese unnachahmliche Weise, die ausschließlich Männern in einer bestimmten Situation vorbehalten ist. Verbunden mit einer ganzen Menge Schmerzen.

Tenten bedeckte erschrocken mit einer Hand ihren Mund und hielt inne, ihren Knöchel aus seinem Griff zu winden.

"Das... wollte ich nicht-"

Möglicherweise hätte sie sich tatsächlich entschuldigt, wenn Neji ihre Reaktion nicht vollständig ausgenutzt hätte, ohne dabei irgendein Zeichen von Schmerz zu zeigen. Er riss mit beiden Händen an ihrem Knöchel und zerrte sie ein Stück über die Erde. Zwar konnte Tenten knapp verhindern, dass seine Finger sich um ihre Kehle legten, aber das war angesichts ihrer greifbaren Niederlage ein schwacher Trost.

"Schmierenkomödiant!", zischte sie und hob beide Arme zur Deckung.

"Ich dachte, ich hätte dich wirklich... am empfindlichsten Punkt getroffen!"

"Der empfindlichste Punkt liegt eine Handbreit unter dem Nabel... und nicht im Haar."

Aus den letzten Worten sprach beleidigte Eitelkeit. Er hatte gesehen, wie brutal Mädchen mitunter gegeneinander kämpften, und da war Haareziehen schon fast ritterlich im Gegensatz zu den restlichen Methoden.

Tenten schnaubte und fuhr ihm über die Wange, dort, wo sie ihm beim Picknickausflug einen tiefen Kratzer zugefügt hatte. Die Wunde war gut verheilt und kaum mehr als eine dünne, rote Linie. Denn schließlich wollte Neji keine Narben, die von einem kleinen Mädchen stammten.

"Und nicht im Gesicht, oder?"

Nejis Gehirn war hin- und hergerissen zwischen der Vorsicht seines Soldatendenkens, ihre Hand nicht in der Nähe so wichtiger Organe wie seinen Augen zu dulden und der Übermacht seines Unterbewusstseins, das schamlos geneigt war, ihre Geste als geschickt getarnte Liebkosung zu betrachten. Sein Soldatendenken überwog, hatte jedoch keine Auswirkungen. Er beobachtete ihre Arme anstatt ihres Gesichts, um sicher zu gehen, dass sie keinen plötzlichen Angriff plante.

Der Soldat in ihm akzeptierte einen Waffenstillstand mit der Begründung, mit einem Verbündeten sollte man sich auch in Friedenszeiten nicht im Dreck wälzen und prügeln. Er ging nicht auf ihre Äußerung ein und verlagerte sein Gewicht auf die Fußballen.

Tenten grunzte missbilligend, als dürre Äste sie erneut in den Rücken stachen und setzte sich auf ihren Hosenboden, die Beine überkreuzt.

"Und, woran denkst du gerade?"

Neji hielt ihrem Blick ruhig Stand. Es bot sich an, eine dieser geheimnisvollen Antworten zu geben, die sie so verwirrten, oder mit Sarkasmus darauf zu reagieren, da sie ihm diese Frage schon mal gestellt hatte. Oder sie einfach anzuschweigen, wie er es früher getan hatte.

Das Problem war, dass er keine Lust dazu hatte. Tenten war einer der wenigen Menschen, die den unverfälschten Neji Hyuga kannte. Dann konnte sie ihn genauso gut erleben.

"An dich."

Da war nichts Romantisch-Kitschiges an dieser Antwort. Tenten lächelte, woran ebenfalls nichts Mädchenhaft-Kitschiges war. Ihre herzförmigen Lippen formten Worte, von denen sie ganz genau wusste, dass Neji sie verstand. Und Neji wusste, dass sie es wusste, und dass sie froh darüber war, dass ihre Worte so nicht die falschen Ohren erreichen würden.

Ich... bin...

Sie zwinkerte ihm aus zwei weichen, braunen Augen zu.

... es wert...

Worte, die sie sowieso nicht aussprach, verloren sich in Bedeutungslosigkeit. Nejis Kuss bestimmte das so, genauso wie er das herumliegende Holz und den vergangenen Streit für bedeutungslos erklärte.

Ich bin es wert, in dich verliebt zu sein.
 

Während Tenten auf rosa Wölkchen der Glückseligkeit schwebte und Neji das vermutlich auch tat, obwohl Rosa nicht seine Farbe war, war Ino enorm frustriert. Jeder Clan hatte so seine nützliche Begabung und seine ureigenen Gene. Und in Shikamarus ureigenen Genen schien gespeichert zu sein, dass Blumen zum Abfressen und Platttrampeln gedacht waren. Das zeigte sich daran, dass er sie ohne Zartgefühl abriss und immer gerade auf das Exemplar einer Pflanze trat, das sie hatte haben wollen. Ino kamen Zweifel, ob ihr Vater wusste, mit welchem Monster von einem Clan er sich angefreundet hatte.

Shikamaru rupfte weiter mit derselben Lieblosigkeit Blumen aus, mit der andere unwillkommene Weihnachtsgeschenke auspackten, und stopfte sie in einen Korb. In ebendiesem befanden sich dank seines wahllosen Zugreifens mehr Gras und Erdbrocken als holde Flora.

"Du wühlst das ganze Erdreich auf! Lass wenigstens die Wurzeln drin..."

"Hm."

Diese halbherzig gebrummte Antwort wies dezent darauf hin, dass er ihr nicht zuhörte. Ino fragte sich, wie ausgerechnet so einer sich über weibliche Stimmungsschwankungen beschweren konnte.

"Hinata war seltsam.", versuchte sie es erneut. Vielleicht fand Shikamaru als Mann mehr Ungewöhnlichkeiten als sie an Hinatas Verhalten.

"Hm."

Das also war das Vokabular eines Ausnahmegenies. Verblüffend vielfältig.

"Glaubst du, Neji und Tenten haben sich schon wieder in die Haare gekriegt?"

"Hm."

"Meinst du, Ino findet Männer interessant, die weder wortgewandt noch charmant sind?"

"Hm."

"Nein, tut sie eben nicht!"

Shikamaru beachtete die Andeutung, falls sie ihm aufgefallen war, nicht. Er fuhr fort, Blumen samt Wurzeln auszureißen.

Ino beschloss, dass er ihre Konversation nicht wert war. Natürlich nicht. Er konnte all die komplizierten Gedankenverbindungen hinter ihren Worten gar nicht erkennen oder würdigen. Und sie würde ihm keine Ratschläge mehr geben, damit er vielleicht mal etwas über Blumen lernte. Sie würde einfach schweigen und er konnte nachdenken, woran das lag.

"Vorsichtig! Wenn du die Nelken so ausreißt, zerstörst du Staubgefäße und sie pflanzen sich nicht richtig fort. Finger weg, ich zeig' dir das."

Konnte sein, dass Shikamaru Recht hatte. Sie konnte einfach nicht dauerhaft die Klappe halten.

Also warf sie ihren Vorsatz wieder über den Haufen und überschüttete ihn zur Strafe für diese Einsicht mit einem Schwall expliziter Erklärungen über Nutzen und Risiken bestimmter Pflanzen. Ino war nicht optimistisch genug, um in Erwägung zu ziehen, dass er ihr seine geschätzte Aufmerksamkeit schenkte. Möglicherweise hatte sie in den letzten Tagen nicht so viel geredet wie sonst und musste das jetzt abbauen, oder ihre gekränkte Eitelkeit wollte ihm beweisen, dass sie unter ihrem sorgfältig gepflegten Haar noch mehr als Tratsch und Kosmetik hatte. Oder sie genoss es bloß, dass sie etwas erzählen konnte, ohne sich um ihre Reputation sorgen zu müssen.

"... was wichtig ist, wenn man Lavendel benutzt. Die Duftnote ist so stark, dass sie im Übermaß zu Kopfschmerzen und Schwindel führen kann, im Extremfall-"

Seine Hand schnitt ihr das Wort zu plötzlich ab, dass sie ein paar geschlagene Sekunden verblüfft war, wie er sich so schnell hatte bewegen können. Seine Handfläche war feucht und erdverschmiert, das fiel ihr als nächstes auf und erbaute sie nicht sonderlich. Er tat es schon wieder, nicht zu fassen... Ihre Finger krümmten sich zu Klauen, bereit, ihm wie beim letzten Mal den Unterarm zu zerkratzen. Besser, sie trieb ihm diese Frechheit aus, bevor sie in die Zivilisation zurückkehrten und er das beibehielt.

Die Lücke in diesem Plan – Shikamaru besaß zwei Arme, und davon hatte er erst einen verbraucht. Ohne den Kopf zu ihr zu drehen, schlang er den unbenutzten Arm um ihre Taille und drückte ihre eigenen zurück an ihre Seite. Im Kräftemessen war sie ihm unterlegen.

Was auch immer ihn so fesselte, er verdeckte ihr die Sicht. Ganz zu schweigen von der Dreistigkeit, sie so zu behandeln. Ino ging ihre Handlungsoptionen durch. Sie konnte ihn beißen, allerdings war das nicht ganz unproblematisch, zudem hatte sie keine Lust, Erde zwischen den Zähnen zu haben. Sie konnte versuchen, sein Kinn mit ihrem Kopf zu treffen oder einen ihrer Ellbogen aus seinem Griff winden. Wenn er nur nicht so stark gewesen wäre...

Regungslos wartete sie ab, während Gras ihre Knie kitzelte und ihr Herz ungerührt ein Crescendo schlug. Sie war aus der Unerfahrenheit heraus, was das bedeutete. Großartig, das musste ausgerechnet ihr passieren. Und ausgerechnet jetzt, ein paar Stunden nach einer niederschmetternden Predigt ihres Vaters, der auf diese pubertäre Reaktion gewartet hatte, seit einer von Shikatos blöden Hirschen ihr im Kleinkindalter in den Finger gebissen hatte und sie heulend deklamiert hatte, nie wieder einen Fuß auf diese unseligen Weiden zu setzen. Ihr Vater, der allen Ernstes glaubte, sie wüsste nicht, dass er seit Jahren darauf zuredete, sie möge sich Sasuke aus dem Kopf schlagen und spätestens mit achtzehn heiraten – und zuvorkommend, wie ein liebender Vater es nun mal war, hatte er einen engeren Kreis um Team zehn gezogen. Witzig, vor allem, wenn sie daran dachte, was sein Hauptargument war – sie könnte sich einen aussuchen, waren ja zwei.

Es gab Männer, die Dates nicht als lästige Formalität betrachteten und für jeden spontanen Scherz zu haben waren, aber auf solche war sie wohl nicht zugeschnitten. Ansonsten fühlte sie sich nicht gerade anders als zum Beginn des Campings. Was hoffentlich nicht hieß, dass ihr Unterbewusstsein das alles geplant hatte. Oder wer sonst.

Manchmal hatte sie den Verdacht, dass sie sich genau wie Sakura eine innere Stimme zugelegt hatte, ohne das selbst zu merken.

Sie hatte sicherlich irgendetwas Hübsches um Anziehen für heute Abend dabei. Denn was Hinata modetechnisch konnte, konnte sie schon lange. Und irgendwer musste Shikamaru ablenken, irgendjemand musste ihr zuhören.

Irgendjemand musste für sie da sein.

Shikamarus Hand über ihrem Mund lockerte sich, gleichzeitig spannten sich seine Beinmuskeln. Ino spähte an ihm vorbei. Ihr Blick blieb an dem braunen Fell am Waldrand hängen. Es schimmerte seidig in der Sonne, andernfalls hätte man es nicht bemerkt.

Die Hirschkuh hob den Kopf, ihre großen Ohren zuckten. Sie schien nicht sicher, in welchem Grad ihr Menschen auf diese Entfernung gefährlich werden konnten. Dass sie nicht sofort das Weite suchte und Shikamaru offensichtlich daran lag, dass das so blieb, ließ Ino schließen, dass es sich hier um einen Ausreißer handelte. Der Nara-Clan verwendete keine Brandzeichen, um ihre Tiere zu kennzeichnen, dafür besaßen sie das Monopol für Reh- und Hirschzucht.

Ino wusste genau, was sie zu tun hatte. Sie stieß einen Schrei aus, bei dem Schwärme von Vögeln erschrocken zwitschernd aufstoben. Die Hirschkuh drehte sich um und sprengte blitzschnell in den Wald. Shikamaru starrte erst das raschelnde Gebüsch, dann Ino an. Dabei rieb er sich geistesabwesend sein rechtes Ohr, das die volle Wucht des Getöses abbekommen hatte.

"Bist du wahnsinnig?! Warum hast du sie verscheucht?!"

Ino verschränkte selbstzufrieden die Arme und stand auf.

"So behandelt man kein Mädchen."

Shikamaru brachte lediglich ein unartikuliertes 'Hä?!' heraus und blickte mit einer Mischung aus Irritation und Ärger zu ihr hoch. Ino wischte sich sorgfältig das Gesicht ab und richtete ihr Haar, falls dieser Tag beabsichtigte, sich zu einem Bad-Hair-Day zu entwickeln.

"Du hast mich ignoriert, deshalb brauchtest du einen Denkzettel."

Sie sagte das so, als sei das ein absolut logischer Schluss. Shikamaru rieb sich stöhnend die Augen. Sie hatte einen Sprung in der Schüssel, er hatte es immer gewusst. Choji würde ihm nie und nimmer glauben, wenn er das erzählte.

Und sie war noch nicht fertig.

"So. Gehen wir jetzt auf die Suche nach dem Vieh?"

Ino hielt ihm die Hand hin, mit dieser Art Vorfreude, als würden sie Ostereier suchen gehen und kein lebendiges Wesen.

"Hast du überhaupt irgendeine Ahnung, wie weit eine gesunde Hirschkuh bei einem Geräusch dieser Lautstärke läuft, bis sie sich wieder einigermaßen sicher fühlt?", fragte er bedächtig. Ino grinste.

"Nein, dafür bist du da. Ich habe zufällig die Ahnung, wie man eine gesunde Hirschkuh anlocken kann. Hat sie eigentlich einen Namen?"

Shikamaru hatte nicht mehr den Eindruck, tatsächlich mit einer zurechnungsfähigen Kunoichi zu reden.

"Du willst sie nicht wirklich... rufen?"

"Nein, dafür bist auch du da. Du suchst sie, ich locke sie an, du rufst. So weit klar?"

Und jetzt hatte er den unerschütterlichen Eindruck, dass sie sowohl seine als auch die Intelligenz eines Paarhufers unterschätzte.

"Ino, das ist kein Streichelzoo hier. Du kannst ihr nicht etwas Popcorn hinhalten und erwarten-"

"Wer redet von Popcorn?!"

Schleichend drängte sich ihm der weitere Eindruck auf, dass sie kein Wort von dem verstand, was er zu vermitteln versuchte.

"Wir können außerdem sowieso nicht zu den Zelten zurück, da stören wir Hinata und Naruto. Deshalb suchen wir dieses Vieh. Hättest du mir zugehört, hättest du übrigens mitbekommen, mit welchen Pflanzen man als Normalsterblicher ein Reh anlockt-"

"Hirschkuh."

"Meinetwegen, Hirschkuh. Und, willst du da Wurzeln schlagen?"

Seufzend ergriff Shikamaru ihre Hand und ließ sich hochziehen. Es war eine blöde Idee, soviel stand fest. Vielleicht wollte er nur herausfinden, mit welchem Wundermittel sie eine verschreckte Hirschkuh anzulocken gedachte. Oder er genoss es, sie mit niemandem teilen zu müssen, wie das in Konoha ständig der Fall war.

So unähnlich war sie ihm nicht.
 

Naruto beobachtete missmutig von seinem Aussichtspunkt die Landschaft unter sich. Keine Spur von den anderen. Er hatte nicht gedacht, dass er Nejis Kontrollmanie oder Inos Planungsdrang mal herbeisehnen würde, doch das war offensichtlich der Fall.

Er war auf diesen Baum geklettert, nach allen Regeln der Kunst. Das hätte nicht mal Meister Kakashi besser hinbekommen, und Sasuke eh nicht. Und Hinata hatte auf dem Boden gestanden und höflichen Applaus gespendet. Applaus. In den letzten Tagen hatte er das Gefühl gehabt, mit Hinata könnte man Spaß haben. Sie war nicht so zickig wie andere Mädchen, sie nahm nicht jeden Streich gleich übel, und anders als Sakura hatte sie ihn noch nie verdroschen. Und dann war sie noch hübsch. Eine Traumfrau. Bis gestern jedenfalls. Denn nun hatte sie eine wundersame Verwandlung durchgemacht, und das nicht gerade zu ihrer Verbesserung.

Momentan war sie in ihrem Zelt verschwunden, und er roch den Rauch eines Holzfeuers. Soviel zu nassem Holz. Witzig, Ino.

Er ließ seinen Blick noch mal über den Wald schweifen. Vorhin war ein ganzer Schwarm Vögel aufgeflattert, ansonsten regte sich nichts. Die Hoffnung, dass irgendjemand so bald zurückkehrte, schwand stetig. Tenten hatte Neji das ganze Frühstück schon so komisch zugezwinkert, als wäre da etwas vorgefallen – vermutlich war etwas vorgefallen, denn Tenten zwinkerte nie – und Inos Erklärung mit dem 'Blümchen sammeln' klang sowieso reichlich windig. Er hatte überhaupt nicht wissen wollen, wie viele Kerle außer Sasuke mit Frauen zurechtkamen. Nur er, er war gestraft...

"Essen ist fertig!"

Das wollte jeder Mann von seiner Freundin hören, richtig? Toll, er nicht. Abgesehen davon, dass Hinata nicht seine Freundin war, er mochte seinen Alltag mit Instant-Nudelsuppe gerne, und er hatte auch die frühere Hinata lieber gemocht. Die Hinata, die zwar vor Schreck aufschrie, wenn man an der Decke hing und ihre Stirn berührte (bezogen auf eine Szene in einer japanischen Folge), doch nie richtig böse wurde und sich nicht in Dinge hineinsteigerte.

Mürrisch quälte er sich von seinem Aussichtsplatz. Er hoffte entgegen aller Vernunft, eine Wolke weißen Qualms möge sie einhüllen, und Tenten sprang daraus hervor und schrie: 'Geschieht dir recht, Spanner!'. Nicht zu vergessen, dass sie danach die echte Hinata aus der Tasche zaubern sollte.

Er hielt Ausschau nach Hinatas unscheinbar gefärbter Gestalt. Der Geruch nach Feuer war nach wie vor da, nur hatte er etwas Unterschwelliges bekommen. Es erinnerte ihn entfernt an den Ichiraku, allerdings eher sehr, sehr entfernt. Naruto sog prüfend die Luft ein. Wenn ihm bloß einfiele, woher er das kannte...

Diesmal war es an ihm, beinahe einen Herzstillstand zu bekommen, als jemand ihm von hinten auf die Schulter tippte. Er fuhr zusammen und wirbelte herum.

Jesus Maria!
 

... Nein, Naruto ist nicht sehr religiös, ich hätte auch 'Holla, die Waldfee' schreiben können, aber die Waldfeen sind schon anderweitig belegt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von:  june-flower
2008-01-14T13:21:05+00:00 14.01.2008 14:21
Guten Tag...
Ich freu mich dass es wieder ein neues Kapitel gibt, auch wenn ich ein bisschen länger gebraucht habe, um das zu bemerken. Lehrer glauben einfach nicht, dass man noch ein anderes Leben neben der Schule hat, nehme ich an... Obwohl man denen in noch vielen Fällen die Schuld geben kann und das dann eher ungerechtfertigt ist... Wie auch immer.

Das Kapitel war so gut wie eh und je und ich bin wirklich gespannt, wie es jetzt weitergehen wird.

Das mit HInata hat mich wirklich überrascht... ich wusste ja dass sie etwas plant, aber dass sie applaudiert? Das ist wohl keine angemessene Reaktion von einem normalen Mädchen auf eine Baumkletter-Aktion... Momentan wirkt sie eiskalt, kälter als Neji, der reagiert wenigstens angemessen.

Genauso kam der Kampf zwischen ihm und Tenten ziemlich unerwartet von meiner Seite aus, er war aber wirklich gut eingefügt! Ich mag die Art und Weise, wie sie beide reagieren. Es ist so anders als bei typischen FFs mit ach-so-romantisch-kitschigen Liebesaffären und das betrifft nicht nur Neji und Tenten sondern auch Ino und SHikamaru.
Er geniesst es, Ino für sich allein zu haben? Erstaunlich... sonst lässt er ja keine Schlüsse darauf zu... Neji und Tenten werden wohl insoweit noch Spaß haben wie sie sich überlegen müssen, wie sie nachher miteinander umgehen. Das könnte kompliziert werden - ich weiß nicht, ich hab keine Erfahrung mit so was. Und wie sich die Reh - verzeihung, die Jagd auf die Hirschkuh noch gestaltet... Da bin ich echt gespannt.

Ich mag sowohl deine Ff als auch deinen Stil sehr. Teils sarkastisch, größtenteils schon fast zynisch - rechnest du mit Leuten ab, die Obst zum frühstück essen? - und einfach fesselnd...

Ich freu mich schon, sollte es irgendwann weiter gehen.
Alles Gute, june
Von:  Arua
2007-12-31T13:49:48+00:00 31.12.2007 14:49
Ich hasse es, wenn man mich nicht in Ruhe lesen lässt...
Nun ja, jetzt habe ich es schließlich doch noch geschafft, auch dieses Kapitel zu lesen.
Und es ehrt mich, dass du dich auf eine meiner Anregungen bezogen hast.

Musste bei diesem Kapitel mal wieder ordentlich lachen, besonders über Inos kleine Racheaktion.
Dieses Mädchen ist wirklich unglaublich.

Die Szene mit Neji und TenTen hat mich nun irgendwie ein wenig überrumpelt.
Dafür, dass sie sich vor Kurzem noch die Augen auskratzen wollten, ging mir das nun recht schnell.
Oder sagen wir es mal so: ich wundere mich, wie das mit Nejis Prinzipien im einklang sein kann.
Interessant finde ich auch, dass die Rauferei auf mich im Nachhinein absolut OoC wirkt, in der Szene aber praktisch selbstverständlich war.
Muss mir noch mal genauer ansehen, wie du das wieder hinbekommen hast...

Zu der Situation zwischen Naruto und Hinata fällt mir eigentlich nur eines ein: verkehrte Welt.
Von wegen, die Sache vorantreiben.
Hinata muss reden, so viel steht fest.
Aber wie es dazu kommen soll, ist mir schleierhaft.
Bin gespannt, was du dir da einfallen lässt.

Ich bin überhaupt schon gespannt, wie das nun weitergehen soll.
Besonders freue ich mich schon auf die Hirschkuh-'Jagd'.
Mit ein bisschen Glück begegnen die beiden noch einem wütenden Hirsch...
Als du geschrieben hast, dass Shikamaru Ino wegen etwas Braunem mit Fell festhält, hatte ich zuerst an einen Bären gedacht - das wäre ein ähnliches Resultat.
Für Ninja kein echtes Problem, aber trotzdem amüsant.

Dann heißt es jetzt wohl wieder warten...

bye
Arua

Von:  Uran
2007-12-31T09:48:56+00:00 31.12.2007 10:48
das kapitel war total klasse
ich hoffe, du hast schon ideen für das nächste
ich hab wirklich viel lachen müssen, du schreibst einfach zu gut
und ich bin gespannt, was jetzt dann mit hinata wird
die geschichte ist einfach genial!
sry, dass ich nicht mehr schreibe aber ich bin noch nicht ganz wach^^

Uran


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