Premierenfieber
Himmel noch mal! Nur noch 2 Kapitel!
Genießt es, bevor ich in die Schreib-Pause gehe. ^^
„.........“ = wörtliche Rede
>........< = Gedanken
[..........] = persönliche Kommentare der Autorin
unterstrichene Worte sind betont
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„Ja“, bestätigt die Haushälterin strahlend, „ es war wie eine Oase in der Alltagshektik, wie ein kleiner
Kurzurlaub. – Kyoko-san meinte zwar ganz bescheiden, sie sei keine Teemeisterin, ... aber ich denke,
jeder Teemeister wäre froh und stolz, eine solche Schülerin zu haben.“
Ren Tsuruga sagt nichts dazu; er geht leise seufzend noch einmal jeden einzelnen Augenblick des
Nachmittags in Gedanken durch, um soviel wie möglich davon in sein Gedächtnis einzubrennen...
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Die nächsten Wochen sind angefüllt mit Trainingsterminen, Seminaren und Beratungsgesprächen
verschiedenster Art, so dass Kyoko abends regelmäßig todmüde ins Bett fällt. An Nebenjobs ist nicht
mehr zu denken und das Ehepaar vom Daruma-ya weigert sich inzwischen standhaft, sie abends noch
als Hilfskraft im Restaurant zu beschäftigen, ... ebenso wie sie es ablehnen, von ihr noch Mietzahlungen
für ihr kleines Zimmer anzunehmen. – Kyoko fühlt sich ganz und gar nicht wohl bei diesem Gedanken.
[Ren hingegen freut es ungemein, dass sie tatsächlich angerufen hat, um sein Angebot anzunehmen.
^^ Auch wenn sie sehr viel weniger Unterstützung braucht, als er angenommen hatte – schließlich
tragen ja auch die Morinagas einen Teil dazu bei ^^. – Vielleicht begreift Kyoko ja jetzt mal, dass sie
ganz und gar nicht allein ist...]
Ren hat wegen seiner Dreharbeiten kaum freie Zeit, stattdessen hat er einige Male angerufen, um sich
nach ihren Fortschritten zu erkundigen. [Übrigens nicht nur bei Kyoko, sondern auch bei Sawara und
Takarada... ^^] Zwei Mal hat er es dennoch geschafft, sie zwischen zwei Terminen in der Agentur zu
treffen, um ihr noch einige Tipps zu geben, ... aber es war keine Zeit für ein ernsthaftes, persönliches
Gespräch, ... was beide sehr bedauert haben... ^^
Immer wieder wandern Kyokos Gedanken zu dem Wochenende in Matsumoto zurück, besonders zum
Sonntagnachmittag...
>Vielleicht war es doch nicht so verkehrt, dass ich eine so anstrengende Kindheit hatte ... und so eine
altmodische, strenge Erziehung, ... immerhin war ich nur deshalb in der Lage, Aya-san eine solche
Freude zu bereiten. – Und Koji und Ren schienen die kleine Teezeremonie durchaus auch genossen zu
haben...
Vielleicht habe ich diese Dinge – ohne es zu wissen - letztendlich doch nicht für Sho gelernt, sondern
für mich selbst... Sho hatte sowieso nie einen Sinn dafür..., anders als Koon...<
Unwillkürlich läuft ihr Gesicht tiefrot an und es dauert eine ganze Weile, bis sie sich wieder auf ihre
Aufgaben konzentrieren kann...
Überhaupt kommt Ren ihr immer häufiger in den Sinn – es freut sie jedes Mal aus tiefster Seele, wenn er
sie anruft; ihr Herz klopft dann meist so heftig, dass sie schon fast Angst hat, dass es ihr aus der Brust
springen könnte ... und natürlich fehlen ihr regelmäßig die Worte, diese Freude auch auszudrücken...
Zwei Tage vor der Premiere liegt sie nach einem weiteren anstrengenden Tag im Bett und kann nicht
schlafen. Aber es ist nicht die Aufregung vor dem „großen Tag“, der ihre Gedanken so rotieren lässt, ...
sondern die Vorstellung, dass sie Ren wieder sehen wird...
>Ach, ... wahrscheinlich werden wir kaum ein Wort wechseln können, weil ihn die Reporter den ganzen
Abend belagern werden, ... von den vielen weiblichen Fans mal ganz abgesehen...<
Irgendwie versetzt es ihr bei dem Gedanken einen Stich. Leise seufzt sie vor sich hin.
>Ich bin zu egoistisch.<, rügt sie sich unbarmherzig, >Ich kann doch Koon nicht ganz für mich allein
beanspruchen...<
Im nächsten Moment kommt sie ebenso erschrocken wie niedergeschlagen zu der Erkenntnis, dass sie
sich offensichtlich immer mehr verliebt.
>Schon wieder so eine aussichtslose Sache! Dabei wollte ich doch nie wieder... – Er darf es auf keinen
Fall wissen, ... ich will auf keinen Fall meinen besten Freund verlieren...<
Traurig entfährt ihr ein tiefer Seufzer.
>Ich sollte mich auf die Arbeit konzentrieren.<
Ein paar Mal atmet sie tief durch und versucht, noch einmal alles durchzugehen, was sie in den letzten
Wochen gelernt hat.
Es will ihr nicht gelingen...
Und nun ist es also soweit: Ihre erste große Premiere steht unmittelbar bevor, ... und das gleich mit
einem Gang über den roten Teppich!
Die Resonanz auf die bevorstehende Premiere des Klassiker-Remakes hat sich in den letzen Wochen
noch verstärkt, so dass Kyoko inzwischen doch gehörig aufgeregt ist, ... auch wenn sie noch immer
nicht daran glaubt, dass dies ihr Durchbruch als Schauspielerin sein könnte.
Das Ehepaar vom Daruma-ya hat sie am frühen Abend herzlich verabschiedet und ihr viel Erfolg
gewünscht, selbst der Chef hat sie einmal kurz an sich gedrückt, um ihr Mut zu machen ... und jetzt ist
sie auf dem Weg zur Agentur, von wo alle beteiligten Schauspieler mit großen LME-Limousinen zu der
Veranstaltung starten werden.
„Da bist du ja endlich!“, ruft Itsumi Momose, als Kyoko schließlich in der Maske auftaucht. „Takagi-san
macht mich noch wahnsinnig, sie hat mich alle 5 Minuten gefragt, ob du schon da wärst.“
„Bin ich denn zu spät?“, fragt Kyoko verwirrt.
„Nein, überhaupt nicht“, beruhigt sie die Kollegin, „hier ist nur alles in heller Aufregung und Takagi-san
scheint es besonders schlimm erwischt zu haben. Sie ist dahinten irgendwo, versuch doch bitte, sie ein
wenig zu beruhigen. Wenn du das nicht schaffst, dann weiß ich nicht, wer es sonst könnte.“
„In Ordnung; wann bin ich denn mit der Maske dran?“
„Dahinten hängt der Plan.“ Itsumi deutet in Richtung Tür. „Soweit ich das in Erinnerung habe, hast du
noch eine gute halbe Stunde Zeit.“
Kyoko macht sich auf den Weg, um zunächst einmal den Plan zu studieren und danach auf die Suche
nach ihrer aufgeregten Kollegin zu gehen, doch kaum hat sie einen flüchtigen Blick darauf geworfen
und ihren Namen gefunden, da fällt die gesuchte Kollegin sie auch schon von hinten an.
„Mogami-san! Gott sei Dank! Endlich mal ein Lichtblick! Die anderen sagen alle, ich mache sie
verrückt.“, beschwert sie sich. „Dabei bin ich nur so aufgeregt, dass wir über den roten Teppich laufen
müssen. – Ich hab so geübt, aber ich fühl mich in dem langen Kleid total unsicher.“
>Was soll ich denn sagen?!<, fragt sich Kyoko resigniert, nimmt ihre junge Kollegin jedoch
beiseite und sucht sich ein stilleres Plätzchen, um mit ihr in Ruhe reden zu können.
Ein paar Minuten später ist zwar Takagi-san um Einiges gelassener, Kyoko jedoch erst recht aufgeregt.
Das hat sich auch nicht geändert, als kurz darauf Ren Tsuruga in seinem eleganten, schwarzen
Designeranzug auf der Bildfläche erscheint ... und natürlich sofort von weiblichen Kolleginnen
umschwärmt wird. – Yashiro, der mitleidlos von ihnen abgedrängt worden ist, bemerkt das Mädchen
und geht lächelnd auf sie zu.
„Guten Abend, Kyoko-chan. Wie geht es dir heute?“, fragt er und mustert sie scharf; die leise zitternden
Finger sind ihm nicht entgangen.
„Es geht so.“, antwortet Kyoko tapfer. „Ich bin halt ein bisschen nervös.“
„Ein bisschen dürfte wohl noch untertrieben sein.“, tönt es sonor hinter ihr.
Kyoko dreht sich herum. „Guten Abend, Ren-san.“, begrüßt sie ihn freundlich, denkt jedoch:>Ja, ja, ...
mach dich nur lustig...<
„Na, die Meute schon losgeworden?!“, fragt sie, vielleicht ein wenig spitzer als beabsichtigt.
„Ja“, antwortet er gut gelaunt, „unser heiß geliebter Regisseur hat glücklicherweise gleich ein Machtwort
gesprochen.“ Sein Blick hat sich sichtlich aufgehellt, ihren leicht bissigen Unterton hat er nämlich sehr
wohl registriert.
>Sollte das etwa... Kann das sein?!<, überlegt er elektrisiert, ein strahlendes Grinsen im Gesicht.
„Hast du das gehört?!“, tuschelt es in der Nähe.
„Ja. Wieso gehen die so vertraut miteinander um? – Sie hat Tsuruga-san sogar beim Vornamen
genannt!“, kommt es leise zurück.
„Ihr beide solltet aufhören, so gehässig zu lästern. Wenn ihr sie beneidet, solltet ihr euch anstrengen,
besser zu werden.“, meint eine weibliche Stimme hinter den beiden jungen Schauspielerinnen streng.
„Oh, Izuka-san, entschuldigen Sie bitte, wir wollten nicht...“
„Mir ist klar, was ihr wollt, ... aber wenn es jemand wirklich verdient hat, von Tsuruga-san als gute
Kollegin anerkannt zu werden, dann ja wohl Mogami-san. - Ich sage es immer noch nicht gern, aber
ihre Mio ist besser als meine vor 20 Jahren ... und außerdem kannten die beiden sich schon vor den
Dreharbeiten, soweit ich weiß.“
„Alle mal herhören!“, brüllt einer der Regieassistenten plötzlich durch den Raum. „Wenn Sie nachher
fertig umgezogen sind, verteilen Sie sich bitte gemäß der Liste, die ich jetzt aushänge, auf die
Strechlimousinen. Wagen Nummer 1 wird zuerst losfahren, Wagen 4 zuletzt. Die Autos werden etwa im
Abstand von 10 Minuten starten. Ogata-san legt großen Wert darauf, dass sich alle an die vorgegebene
Aufteilung halten, es wird also unter keinen Umständen getauscht! Später nach der Vorführung treffen
sich alle Schauspieler noch einmal am verabredeten Ort, damit wir die Interviewtermine organisieren
können.“
„Bleibt es denn nicht bei der vorgesehenen Reihenfolge?“, kommt die Frage aus den Reihen der
Schauspielkollegen.
„Vermutlich schon, aber es kann sein, dass kurzfristig noch etwas geändert werden muss, je nach
Resonanz aus dem Publikum vor Ort oder den telefonischen Reaktionen der Fernsehzuschauer. Es ist
auch möglich, dass von Seiten der Zuschauer gefordert wird, dass es nach der Ausstrahlung der
nächsten Teile Diskussionsrunden mit einigen Mitwirkenden geben soll. Das wird sich vermutlich noch
während der Sendung herausstellen. Da könnte man zumindest im Ansatz schon mal klären, wer wann
an solch einem zusätzlichen Termin teilnehmen kann oder soll.“
Eine halbe Stunde später sind die meisten Schauspieler unterwegs und die Hauptdarsteller und die
Darsteller der wichtigsten Nebenrollen machen sich bereit, in die letzte Limousine zu steigen.
„Wo bleibt denn Kyoko-chan?“, fragt Yashiro nervös. „Sie wird doch nicht...?“
„Mach dir keine Gedanken, Yashiro-kun.“, beruhigt Ren ihn grinsend. „Kyoko-chan hat sich noch nie
vor irgendwas gedrückt. – Sie hat wohl nur den Reißverschluss von ihrem Kleid nicht allein
zubekommen. Momose-san hilft ihr gerade.“ Er mustert seinen Manager streng von oben bis unten.
„Sag mal, musst du nicht los? Du hast doch irgendwas von einem Spezialauftrag gefaselt.“
„Ja, schon“, gibt Yashiro schmollend zurück, „aber ich wollte doch Kyoko-chan vorher noch in
Abendkleid sehen. Wer weiß, ob ich sie später noch in ganzer Pracht bewundern kann.“
„Na dann...“, beginnt Ren und grinst ihn frech an, „... solltest du dich jetzt vielleicht besser umdrehen.“
Der Manager wendet sich daraufhin hastig um, um gerade noch rechtzeitig zu erleben, wie Momose-
san und Kyoko aus der Garderobe heraus treten. Die Hauptdarstellerin trägt ein enges, hoch
geschlitztes Kleid aus raschelndem Taft, dessen warmer Rot-Ton einen leicht metallischen Schimmer
ausstrahlt und das einen sensationell tiefen Rückenausschnitt hat. [Seeehr sexy!!]
Kyoko-chans Kleid hingegen ist ein schwarzes Korsagenkleid mit tief angesetztem, tüllunterfüttertem
Rock. Die Korsage ist aus matt glänzendem Samt, während der Rock aus fein durchbrochener,
schwarzer Spitze besteht, die über einer Schicht aus leicht hervorblitzendem Chiffon liegt. Von der
rechten Brust zur linken Hüftseite zieht sich ein imaginäres Band aus appliziertem Strass, das nach
unten hin diffus in den Rock ausläuft. (Dieses „Strassband“ ist - gespiegelt - auch auf der Rückseite zu
sehen.)
„Wooow!“, flüstert Yashiro begeistert.
„Wen meinst du?“, stichelt Ren leise.
„Öh, ... eigentlich beide, ... aber... Kyoko-chan sieht wahnsinnig ... edel aus.“
„Stimmt.“, meint der Schauspieler zufrieden und grinst heimlich in sich hinein.
>Es erinnert tatsächlich an ein Prinzessinnen-Kleid, ... ohne kitschig zu wirken. – Koji ist schon genial
auf seine Art...<
„Ich mach mich dann mal auf den Weg.“, sagt Yashiro und holt ihn damit aus seinen Gedanken. „Gut
gewählt.“, bemerkt er noch grinsend und klopft dem Schauspieler leicht auf die Schulter, dann geht er
zielstrebig auf die Damen zu, um ihnen ehrliche Komplimente zu ihrem Aussehen zu machen, bevor er
schließlich die Agentur verlässt.
Ein paar Minuten später sind die letzten 6 Schauspieler unterwegs zur Premierenfeier. In der großen
Stretchlimousine ist selbst mit den zum Teil recht ausladenden Abendkleidern Platz genug und man
unterhält sich angeregt, um die Anspannung vor dem großen Auftritt ein wenig zu lösen. Kyoko zittern
die Hände allerdings immer noch. Zufällig [na gut, vielleicht auch nicht ganz so zufällig ^^] sitzt
Kyoko zwischen Ren und Itsumi Momose, der ihre Nervosität mittlerweile auch aufgefallen ist.
„Mach dir keine Sorgen, Kyoko-chan“, redet sie ihr zu, „du schaffst das schon. Das ist nicht halb so
schwierig wie deine Rolle in ‚Dark Moon’. Atme einfach noch ein paar Mal gut durch, bevor du
aussteigst und denk daran, zum Schluss auszuatmen. Dann steigst du aus dem Wagen, lächelst und
bist einfach wie immer. Das klappt schon, der Weg auf dem roten Teppich ist sowieso nicht besonders
lang.“
„Vielen Dank, Momose-san.“, lächelt das Mädchen tapfer, ... aber eigentlich ist sie kein bisschen
beruhigt.
Ren ergreift, für die anderen unsichtbar, ihre Hand und flüstert: „Mach einfach dasselbe wie bei der
Anprobe in Matsumoto.“ Er drückt für einen kurzen Moment ihre Hand und zieht dann seine eigene
unauffällig wieder zurück.
Einen Augenblick sieht das Mädchen ihn verblüfft an, dann breitet sich unerwartet eine anscheinend
unerschütterliche, warme Ruhe in ihr aus, die ihr unwillkürlich ein entspanntes Lächeln entlockt.
„Danke.“, flüstert sie und senkt den Kopf, um die Augen zu schließen und sich auf das Kommende zu
konzentrieren.
Dann ist es schließlich soweit.