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Between love and hate you lose the control

Traue nicht deinen Freunden - sondern deinen Feinden HPDM
von

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Der Briefeschreiber

Huhu!!
 

Erstmal ein fettes SORRY!!! Es hat viel zu lange gedauert... aber das Semester hat wieder angefangen und mein Pc war kaputt -.- *vom Pech verfolgt!!!!*
 

Ich wünsche euch jetzt ganz viel Spaß mti dem neuen Kapitel und hoffe euch entschädigen zu können!
 

Kapitel20 Der Briefeschreiber
 

Der Wind war zum ersten Mal in diesem Jahr mild und sanft, obwohl es erst Mitte März war. Der Schock der Iden hatte sich noch nicht gelegt, ganz im Gegenteil. Sie lagen gerade mal vierundzwanzig Stunden zurück, die Nachwehen erschütterten alle Gemüter und in Harry brodelte noch immer die Wut auf Dumbledore, der ihm so Vieles verheimlichte.
 

Die Gewissheit, dass Snape seinen Heldenmut mit dem Leben bezahlt hatte, machte es auch nicht leichter, zuversichtlich in die Zukunft zu blicken und nun hatte der Schwarzhaarigen Draco um ein Gespräch gebeten, das diese Gewissheit nur bestätigen würde.
 

Seufzend ließ Harry sich auf die Parkbank sinken. Vor ihm lang in der Schwärze der Nacht, der Hydepark. Weit und breit war niemand zu sehen und sollte jemand vorbei kommen, würde er Harry unter dem Invisibility Cloak nicht sehen können.

Erst als das leise ‚Plopp’ ertönte und Draco neben der Bank auftauchte, zog der Schwarzhaarige sich den Umhang vom Kopf und stand auf, um seinen Freund zu begrüßen.
 

Doch kaum war er einige Schritte auf ihn zu gegangen blieb Harry unvermittelt stehen und betrachte Draco eingehend.

Unter den grauen Augen waren tiefe Ringe zu sehen und seine Lippen waren aufplatzt. Es sah aus, als habe der Blonde seit Tagen nicht geschlafen.
 

„Draco… was.. was ist passiert?“, alle Gedanken an Snape und Dumbledore, sowie die Dinge, über die Harry sich beschweren wollte, waren wie weggewischt.

„Nichts schon gut… nur die Dinge, die zum Deatheater-Dasein dazu gehören“, ein gequältes Lächeln erschien auf seinen Lippen, das seine abwinkenden Worte Lüge strafte.

„Was für Dinge?“, wollte Harry wissen. „Was haben sie von dir verlangt?“.
 

Eis schien sich in seinem Magen auszubreiten und in seinem Kopf dröhnte auf einmal wieder Merik Parkers Stimme, die ihm berichtete Draco habe vielleicht Professor Sprout getötet. Der Schwarzhaarige hatte seinen Freund nie darauf angesprochen, denn er war überzeugt gewesen, dass Lucius den Stab geführt hatte, der das Leben der Lehrerin beendet hatte, doch nun war Harry sich nicht mehr sicher.

War Draco doch ein Mörder?
 

Der Blonde biss sich auf die Lippe. Was immer geschehen war, es fiel ihm schwer, darüber zu sprechen.

„Voldemort nimmt mich mit zu Einsätzen. Ich… darf ihm zusehen, wie er tötet und muss so tun, als wäre es mir eine Ehre und ein Vergnügen. Mehr… kann ich dazu im Moment nicht sagen…“
 

Harry nickte und obwohl Draco ihm entsetzlich leid tat und sein Zorn auf Voldemort nur noch weiter wuchs, konnte er nicht umhin erleichtert zu sein, dass es nicht sein Freund war, der den Todesfluch aussprach.
 

„Aber du wolltest mich sicher nicht treffen, um mit mir darüber zu sprechen, oder?“, Draco versuchte ein weiteres Lächeln, doch auch das misslang und er ließ sich seufzend auf die Parkbank sinken.
 

„Ja, ich wollte eigentlich wissen, ob du mir etwas über… Snape sagen kannst… Ob du weißt, was aus ihm geworden ist“.

Der Blonde zuckte zusammen, als habe man ihn geschlagen und verzog das Gesicht.

„Ich hatte befürchtet, dass du darüber sprechen willst und ja, ich weiß, was aus Snape geworden ist. Ich habe ihn gesehen… oder besser… seine Leiche. Voldemort hat ihn all seine Wut spüren lassen und dann dafür gesorgt, dass Dumbledore die Leiche findet. Das einzig Gute daran ist, dass er wohl ein anständiges Begräbnis bekommen hat“.
 

Harry schluckte hart. Er hatte geahnt, dass es darauf hinaus gelaufen war, doch wie Wahrheit zu kennen war wiederum etwas anderes. Gewissheit konnte weh tun.

„Ich verstehe… irgendwie hatte ich doch gehofft, dass es anders kommen würde“.
 

„Das haben wir alle, aber der Lord verzeiht keinen Verrat. Niemals“.

„Unsere Treffen gefährden dein Leben…“

„Das haben sie schon immer“, Draco klang plötzlich völlig ungerührt, als würde er den Zorn des Lords nicht fürchten.
 

Harry hob eine Hand und strich seinem Freund durch das feine, blonde Haar. Tiefes Schweigen senkte sich über sie und zum ersten Mal an diesem schweren, Trauer tragenden, Abend überbrückte der Schwarzhaarige den Abstand zwischen ihnen und hauchte einen Kuss auf die weichen Lippen.
 

Ohne dass er es wollte waren die Fragen in seinen Kopf gekommen. Wohin führte dieser Weg? Wie lange konnte ihre Liebe noch bestehen während die Welt um sie herum zerbrach?

Er wusste es nicht mit Sicherheit zu sagen, aber es war klar, dass ein Leben als DeathEater Draco kaputt machen würde und darum schnell etwas passieren müsste, wenn Harry das Leben seines Freundes bewahren wollte.
 

Als sich ihre Lippen lösten blickte er in die vertrauten Silberaugen, aus denen der flüssige Glanz beinahe gänzlich verschwunden war.

„Versprich mir, auf dich aufzupassen… Gehe kein unnötiges Risiko ein. Lieber vermisse ich dich einen Tag länger, als dich für immer zu verlieren“, hauchte er und hoffte, seine Worte würden Dracos müden Verstand erreichen.
 

Der Blonde nickte nur und schloss für einen Moment die Augen. Es war, als fechte er einen inneren Kampf mit sich selbst, bei dem ihm niemand außer ihm selbst helfen konnte.

Einmal mehr kam Harry zu dem Entschluss, dass er nicht mehr lange würde warten können, bis er seinen Freund endlich zu sich holte.
 

„Ich wollte gehen… es ist spät“, murmelte Draco, während sich in seinen Augen der Widerwille spiegelte.

„Ja, du hast Recht. Versuch… zu schlafen, ja?“.

„Ich versuche es“, antwortete der Blonde und nun war es an ihm, Harry einen kurzen, aber warmherzigen Kuss zu geben, bevor er disapparierte.
 

Seufzend blieb der Gryffindor im Park zurück und betrachtete die nächtliche Schwärze. So viel hatte er erzählen wollen und so wenig war nun über seine Lippen gekommen. Noch nie war ein Treffen so kurz und so… wenig liebevoll… gewesen.

Das Herz war ihm schwer, denn es wirkte, als würde Draco ihm immer weiter entgleiten, in eine Welt, in die der Schwarzhaarige ihm nicht folgen konnte.

Er musste diese unheilvolle Entwicklung beenden, bevor es zu spät wäre. Doch wie?
 

Mit der festen Absicht Hermione danach zu fragen, zog der sich den Invisibility Cloak über den Kopf und disapparierte, wie es kurz zuvor sein Freund getan hatte.
 

Nur der erste warme Wind dieses Jahres blieb im dunklen Park zurück.
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Draco schluckte hart, als er die Tür seines Zimmers hinter sich geschlossen hatte.

Dieses Treffen war nicht so gelaufen, wie er es sich wünschte. War es nicht seine Absicht gewesen, Harry von all den Dingen der letzten Nacht zu erzählen? Warum hatte er es nicht getan? Warum waren die Worte nicht über seine Lippen gekommen? Und warum hatte er sich so entsetzlich schmutzig gefühlt, in der Nähe seines Freundes?
 

Wahrscheinlich, weil ich er so unendlich sicher war, Harry ganz anders gehandelt hätte in Dracos Situation. Er wäre nicht feige gewesen und hätte zugesehen, wie diese unschuldigen Menschen getötet wurden; nur so zum Spaß.

Der Schwarzhaarige wäre mutig gewesen und hätte sich Voldemort in den Weg gestellt. Er hätte diese Leute mit seinem Leben verteidigt, anstatt bei ihrer Tötung zuzusehen. Harry war ein so viel besserer Mensch und einmal mehr fühlte der Blonde, dass er seinen Freund eigentlich nicht verdient hatte.
 

Erschöpft und verzweifelt ließ er sich in die Kissen sinken und dachte nicht einmal daran, sich umzuziehen, als er die Decke um seinen zitternden Körper schlang. Erste Tränen brannten hinter seinen Lidern und er versuchte sie wegzublinzeln.

Und während sein Herz ihm noch immer schwer war, begann er in einen trüben Dämmerschlaf zu sinken.
 

Erst ein energisches Klopfen an der Tür ließ ihn wieder aufschrecken und warf die Frage auf, wie spät es wohl wäre. Doch bevor er Zeit hatte, einen Blick auf die Uhr zu werfen wurde die Tür auch schon geöffnet und Blaise schlüpfte hinein.
 

Draco saß sofort kerzengrade im Bett, sein Blick huschte nun doch zur Uhr. Es war nach Vier in der Nacht. Was sollte der Italiener um diese Zeit hier?
 

„Blaise?“, die Stimme des Blonden hatte genervt klingen sollen, war jedoch nur kratzig, als hätte er stundenlang geschrien.

Einen Moment hob sein früher bester Freund eine Augenbraue, dann entsann er sich wohl auf den Grund für ein Eindringen und ging auf Draco zu, der ihn aus skeptischen Augen musterte. „Was willst du hier, mitten in der Nacht?“.
 

„Voldemort hat etwas vor in den nächsten Wochen… aber er lässt nur den inneren Zirkel davon wissen. Rabastan wollte nicht mal mir davon erzählen. Aber er meinte, dass der Lord das Dark Council immer häufiger zu sich ruft. Ich schätze es geht um den finalen Schlag gegen Potter. Demnächst will er sogar alle DeathEater nach Hogwarts holen“, erklärte Blaise, in seinen Augen funkelte der Tatendrang, sodass Draco schlecht wurde.

„Schön, dass heißt, wir verbringen einen weiten Abend in Hogwarts und lauschen den Plänen des Lords…“, antwortete der Blonde desinteressiert.

„Falsch. Wir dürfen nicht hin. Nur jene sind zugelassen, die länger als ein Jahr im Dienste des Lords stehen“, erwiderte Blaise.

„Wenn dem so ist, warum erzählst du mir das dann davon?“, fragte Draco mit hochgezogenen Brauen.

„Naja, wenn der Lord es so genau nimmt, dann muss es sich um etwas Großes handeln, und was wäre größer, als die Vernichtung von Harry Potter?“

„Ja, ja, schon gut. Ich habe verstanden. Aber das zu wissen bringt mir auch nicht viel, also geh jetzt und lass mich schlafen!“.
 

Genervt wies der Blonde den anderen Jungen zu Tür. Dieser erhob sich seufzend vom Bett und zuckte mit den Schultern.

„Für gute Nachrichten bist echt nicht mehr zu ermuntern, Draco. Vergiss nicht, wem du treue versprochen hast“, sagte Blaise und verschwand endlich.
 

Mit Wut im Bauch ließ der Blonde sich wieder in die Kissen sinken. Wollte Blaise ihn provozieren? Der Italiener wusste doch, dass Harry ihm etwas bedeutete. Das einzig Gute war, dass Draco seinen Freund vielleicht würde warnen können und das würde seinem Gewissen etwas Ruhe bescheren, auf dass er die Ereignisse der vergangenen Nacht würde vergessen können.
 

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Zu früh graute der Morgen und noch immer lag Harry die letzte Nacht schwer im Magen. Doch obwohl er gar keinen Elahn zum Aufstehen hatte zwang er seine Beine über den Rand des Bettes.

Schon am Morgen zuvor hatte er den Unterricht ausfallen lassen, denn die Eröffnungen seitens Merik über Dumbledores mangelndes Vertrauen, hatte Harry erst einmal verarbeiten müssen. Nun aber konnte er den Unterricht nicht schon wieder ausfallen lassen, immerhin mussten die Schüler auf das vorbereitet werden, was sie bald erwarten würde, ob sie es wollten oder nicht.
 

An diesem Morgen vermochte ihm jedoch auch die heiße Dusche keinen Trost zu spenden. Die Gewissheit über Snapes Tod lag wie ein Stein in seinem Herzen und Dracos Veränderung bereitet ihm zusätzlich Sorge und Kopfschmerzen. Er wünschte sich einmal mehr ein anderer zu sein, als der, der eben war.
 

Beim Frühstück traf er bloß auf Hermione, die an einer Tasse Tee nippte und ihn besorgt musterte, als er sich neben sie setzte.

„Alles in Ordnung, Harry?“, fragte sie und schenkte ihm starken Kaffee ein, eine Sorgenfalte hatte sich zwischen ihren braunen Augen gebildet.

„Nein… Ich habe mit Draco gesprochen. Letzte Nacht. Snape ist tot“, antwortete der Schwarzhaarige und nahm einen tiefen Schluck der heißen Flüssigkeit, die wärmend seinen Hals hinab rann und sich in seinem Magen ausbreitete.
 

Hermione seufzte. „Dann ist es nun also gewiss. Soweit hätte es nie kommen dürfen Harry…“
 

Der Schwarzhaarige nickte. „Ich weiß. Es wird Zeit, dass wir uns bereit machen. Es muss etwas geschehen und zwar bald. Wenn ich Voldemort nicht schnell vernichte, wird es dafür vielleicht zu spät sein. Es war schon ein Fehler, die Iden ungenutzt verstreichen zu lassen“.

„Wir sollten und mit der DA und Parker zusammen setzen, vielleicht können wir gemeinsam etwas erarbeiten“, antwortete Hermione ernst.

„Nein. Ich werde das allein machen. Dies ist mein Kampf, nicht der eure und ich will euch nicht mit hinein ziehen“.

„Das tust du nicht Harry. Wir wollen dir helfen, dafür haben wir all das auf uns genommen“.
 

Der Gryffindor seufzte und stellte die Kaffeetasse in seiner Hand auf den Tisch zurück. „Wir werden sehen…“, antwortete er. „Anderes Thema, ich hatte vor, die Schüler heute über die Unforgivable Curses aufzuklären, was denkst du darüber?“
 

Hermione zog die Brauen zusammen. „Denkst du, dass es nötig ist?“.

„Nun ja, ich denke Voldemort versucht herauszufinden, wo Dumbledore uns hat hinbringen lassen und ich möchte es nicht darauf ankommen lassen, dass er uns hier findet und wir nicht angemessen vorbereitet sind, verstehst du?“

Die junge Frau nickte kurz. „Vermutlich hast du Recht, ja. Willst du dann die komplette Klasse übernehmen, oder soll ich mit der Hälfte weiter üben?“

„Nein, ich möchte, dass sie diese Erfahrung gemeinsam machen. Wenn du willst kannst du dir den heutigen Tag frei nehmen. Du hast es verdient, immerhin musstest du gestern für mich einspringen“, ein kurzes Lächeln umspielte Harrys Lippen, als Hermione leicht nickte.

„Einverstanden, ich wollte ohnehin noch etwas nachlesen“.

„Gut, wenn du mich suchst, ich bin im Klassenzimmer“, antwortete der Schwarzhaarige und erhob sich von seinem Stuhl.
 

Nach Essen war ihm an diesem Morgen nicht zumute, denn noch immer ging ihm das Gespräch mit Draco im Magen herum und raubte ihm jeglichen Appetit.
 

Eine halbe Stunde später saßen die Schüler vor ihm, ausnahmsweise sogar mal an ihren Tischen, die in der letzten Zeit oft an der Wand gestanden hatten, um den Duellen Platz mach machen.
 

Harry erhob sich seinem Schreibtisch und trat vor die Klasse, der es in der Tat, gut zu tun schien, einmal Theorieunterricht zu haben. Die Aufregung, die er in seinen ersten Unterrichtsstunden empfunden hatte war mittlerweile einer angenehmen Routine gewichen, die es leicht machte, sich auf das zu konzentrieren, was er den Schülern vermitteln wollte.
 

Während er zu sprechen begann, schrieb hinter seinem Rücken die Kreide von allein ‚The Unforgivable Curses‘ an die Tafel.
 

„Es gibt drei Flüche in unserer Welt, deren Anwendung auf Menschen mit einer sofortigen Auslieferung nach Azkaban geahndet wird. Wer kann man mir sagen, welche drei das sind?“, fragte Harry und blickte in die Gesichter seiner Schüler, die ihre Nachbarn mit fragenden Blicken und hochgezogenen Augenbrauen ansahen.

Es dauerte eine kleine Weile, bis ein Schüler aus Slytherin die Hand hob. Der schwarzhaarige nickte ihm kurz zu, als Zeichen, dass er sprechen dürfe und der Junge folgte der Aufforderung.

„Ich kenne nur einen. Den Imperius-Curse“, antwortete er.
 

Harry nickte anerkennend. Vielleicht war es gut, dass die Schüler bisher nicht mit solchen Flüchen in Kontakt gekommen waren.

„Sehr gut. Kannst du mir mehr darüber sagen? Was bewirkt der Fluch?“, hakte der Gryffindor nach.
 

Der Junge vor ihm räusperte sich. Es war ihm sichtlich unangenehm, über dieses Thema zu sprechen. Vielleicht hatten seine Eltern ihn vor den drei Flüchen bereits gewarnt, es aber vorgezogen, ihm nur einen zu verraten.

„Nun, er bewirkt, dass der Zaubernde die volle Kontrolle über das Opfer hat“, antwortete er und erntete dafür ein weiteres, anerkennendes Nicken.
 

„Richtig. Der Imperiuscurse befähigt den Anwender den Geist eines anderen Wesens zu kontrollieren. Er kann seinem Opfer von da an den eigenen Willen aufzwingen und es tun lassen, was immer er möchte. Bis hin zum Selbstmord“, entsetztes Aufkeuchen unter den Schülern folgte Harrys Ausführungen, doch er war nichtgewillt, sie zu beenden. „Allerdings ist er auch der ‚Harmloseste‘ der drei Flüche, denn einem geschulten und starken Geist ist es möglich, den Fluch abzuschütteln und wieder sein eigener Herr zu werden“.
 

Erleichterung zeigte sich auf den Gesichtern der Schüler und Harry begann darüber nachzudenken, eben dieses Abschütteln, mit ihnen zu üben, aber das würde bedeuten, dass er den Fluch ausführen musste.

‚Du musst es wirklich wollen‘, sagte seine Stimme, die wie eine Mischung aus Voldemort und Bellatrix klang, in seinem Kopf. Er drängte sie zurück und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Klasse vor sich.

Hinter ihm schrieb die Kreide noch immer von Geisterhand die Informationen an die Tafel, die er den Schülern mitteilte.
 

„Kennt einer von euch einen der anderen beiden Flüche?“, fragte er und ließ den Blick schweifen. Doch diesmal hob niemand die Hand. Es war nachvollziehbar. In dieser Klasse gab es keine Schicksale, wie Neville es erlitten hatte, oder er, Harry Potter, selbst.
 

„Gut, dann werde ich sie euch erklären. Der zweite ist der sogenannte ‚Cruciatus-Curse‘. Er wirkt recht simpel und dient nur einem einzigen Ziel, dem Foltern. Daher wird er im Volksmund auch als ‚Folterfluch‘ bezeichnet. Das Opfer des Fluches erleidet entsetzliche Schmerzen, als würden ihm die Knochen im Leib schmelzen und doch bleibt der Körper unversehrt. Diesen Fluch kann man nicht abschütteln, er hält solange, bis der Anwender ihn von seinem Opfer nimmt. Wendet man den Zauber zu lange an, kann es sogar passieren, dass der Geist des Opfers dauerhaften Schaden nimmt. Sollte jemals jemand mit diesem Fluch auf euch zielen, versucht ihm auszuweichen“.
 

Schweigen herrschte im Raum, während die Kreide jedes Wort an die Tafel schrieb und Harry sich bereit machte über den letzten Fluch zu sprechen. Den, der ihn für immer gezeichnet hatte.
 

„Zuletzt bleibt noch, der Killingcurse. Avada Kedavra. Die Berührung mit dem grünen Licht bewirkt den sofortigen Tod. Man kann den Fluch nicht blocken, kein Schild hält ihm stand. Die einzige Möglichkeit dem sicheren Tod zu entkommen, ist Ausweichen. Werft euch aus seiner Flugbahn, dann habt ihr eine Chance. Er darf euch nicht berühren, sonst entfaltet er sofort seine tödliche Wirkung“.
 

Zaghaft hob Christina Emloyed, eine Gryffindor, die Hand und Harry nickte ihr zu.

„Wie konnten Sie den Angriff überleben?“, fragte sie und der Schwarzhaarige spürte, wie sich ein Kloß in seinem Hals bildete.

„Ich weiß es selbst nicht genau. Aber Professor Dumbledore erklärte es mir folgender Maßen: Voldemort kam, um mich zu töten. Meine Mutter hätte er verschont, wenn sie mich herausgegeben hätte, aber sie verweigerte sich ihm und er tötete sie. Dies war ein Akt der Liebe und der Selbstaufopferung. Eine tiefe, alte Art der Magie, die Voldemort nicht versteht. Als sie sich opferte, schuf sie einen Schutzbann um mich, der mich gegen die Angriffe des Lords unempfindlich machte. Dadurch wurde sein eigener Fluch auf ihn zurückgeworfen. Doch darf man nicht vergessen, dass auch er mächtig ist und seine Macht bewahrte ihn davor, von seinem Fluch zerstört zu werden“.
 

Noch immer herrschte angespanntes Schweigen, sogar die Kreide kratze nicht mehr auf der Tafel, denn den letzten Teil hatte sie nicht übernehmen sollen.

Harry räusperte sich und blickte in die Gesichter seiner Schüler. „Schreibt ab, was an der Tafel steht, danach machen wir Pause“, erklärte er und ging zu seinem Schreibtisch.
 

Tiefe Müdigkeit schien sich in ihm breit gemacht zu haben.
 

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Es war bereits spät am Abend, als Draco mit seinem Vater in Hogwarts ankam. Der Lord hatte kurzfristig zu einem Treffen gerufen und scheinbar darauf bestanden, dass der blonde Slytherin seinen Vater begleiten würde.
 

Nun saß Draco an der bekannten runden Tafel, während Voldemort auf seinem verzierten Stuhl saß und den Blick über seine Anhängerschaft gleiten ließ.

Auch Blaise war anwesend, wie immer saß er dicht neben Rabastan, der sich des jungen DeathEater in der letzten Zeit gezielt annahm und versuchte ihn in den inneren Kreis zu integrieren.
 

„Der Innere Cirkel, welch ein Anblick! Ich will, dass ihr die DeathEater, die länger als ein Jahr in meinem Dienst stehen um euch schart, damit wir als bald mit dem euch bereits bekannten Plan beginnen können. Dazu möchte ich, dass ihr Übermorgen alle hier erscheint. Es werden keine Ausnahmen gemacht. Nur jene, die nicht lange genug zu den Unsrigen gehören sind davon ausgeschlossen“, Voldemorts rote Augen wanderten kurz von Draco zu Blaise.
 

Der Lord traute ihnen nicht und was immer er plante, war zu wichtig, als dass er irgendein Risiko eingehen würde. Handelte es sich wohlmöglich wirklich um ein Attentat auf Harry? Diesen Gedanken wollte der blonde Slytherin gar nicht erst zu ende denken.
 

“Des Weiteren sitzt noch immer einer an diesem Tisch, dem ich versprochen hatte, ihn endlich selbst zum Zug kommen zu lassen, um sich mir beweisen“, erneut richtete sich der mörderische Blick auf Draco. „Nicht wahr, mein Junge?“.
 

Der Blonde hob den Blick und nickte ergeben. „Ja, MyLord“, sagte er, während sein Magen sich unangenehm zusammenzog. Voldemort ließ ihm wirklich kaum Zeit, mit dem Geschehenen abzuschließen, ehe er die nächste Grausamkeit auspackte.
 

„Gut, dann wollen wir noch heute Nacht aufbrechen. Lucius, du begleitest deinen Sohn und mich. Zeig ihm, wie man mit Dreck umgeht und dann lass es ihn selbst ausprobieren“, ein Grinsen, das nicht von dieser Welt zu sein schien, breitete sich auf den dämonenhaften Zügen des Lords aus. Er hatte nichts menschliches mehr in diesem Moment.
 

Draco spürte, wie sein Mund trocken wurde und sein Hirn verzweifelt nach einem Ausweg suchte. Irgendwo war immer noch die Hoffnung gewesen, seine Mutter befreien und zu Harry fliehen zu können, bevor er seinen Zauberstab gegen Unschuldige würde erheben müssen, aber dieses Glück war ihm scheinbar nicht vergönnt.
 

Rings um ihn herum wurde genickt und dir ersten Anwesenden erhoben sich vom Tisch, um ihren Projekten nach zu gehen. Es wurde in leisem Ton gesprochen, während das Dark Council den Raum verließ.

Einzig Draco, Lucius und Voldemort selbst blieben an der Tafel zurück.
 

Der Dunkle Lord blickte mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen zu den beiden blonden Männern, deren Silberaugen nun auf rote trafen.

“Ich hab uns für heute Abend ein kleines Dorf bei Oxford ausgesucht. Dort werden wir uns vergnügen. Die Muggle werden bei Tagesanbruch glauben, ihre niederen Erfindungen seien ihnen zum Verhängnis geworden und hätten sie vernichtet. Es ist bereits alles geplant, damit wir die Nacht und die Schreie nur genießen müssen”, den Worten folgte das Glimmen von Wahnsinn in den roten Augen, bevor der Lord sich wohlig seufzend erhob und seinen beiden Anhängern deutete, es ihm gleich zu tun.

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Als Harry am Abend im Bett lag wollte der Schlaf es einfach nicht gut mit ihm meinen. In seinem Kopf drehten sich die Bilder und die drei Flüche, die er am Morgen noch gelehrt hatte, kreisten nun, wie Haifische, um seine Gedanken.
 

Er sah Sirius Gesicht, das vor Schmerz verzerrt war, als Voldemort den Cruciatus-Curse einsetzte und doch wusste Harry zugleich, dass dies eine Erinnerung aus einer Vision war. Dies war niemals geschehen. Es war bloß Voldemorts Mittel gewesen, den Schwarzhaarigen in die Falle zu locken und das machte die Erinnerung noch unendlich schmerzvoller.
 

Auf Sirius Gesicht folgte das von Bellatrix Lestrange, als sie von Harrys eigenem Folterfluch getroffen wurde. Jener Fluch, den der Gryffindor in all seinem Schmerz und seiner Verzweiflung auf die Mörderin seines Paten versucht hatte anzuwirken, aber gescheitert war.

Hinzu kam jene kalte, hohe Stimme in seinem Geist, die klang als käme sie von ihm selbst und ihm sagte: ‘er müsse es wollen’.
 

Harry ballte die Hand zur Faust, als die bekannte Übelkeit in ihm aufstieg. Gleichzeitig stieg eine neue Erinnerung auf, an seinen eigenen umnebelten Geist, in dem Moment, als Voldemort ihn auf dem Friedhof versucht hatte mit dem Imperius-Curse zu belegen, dicht gefolgt von den Schemen jener Schmerzen, die er hatte er tragen müssen, als ihn er Folterfluch getroffen hatte und die das Grauen, welches ich angepackt hatte, als er ihm klar geworden war, dass Lord Voldemort gerade wiederauferstanden war.
 

Darauf folgte der grüne Blitz, der Cedric traf und der Anblick, als der schlaffe Körper des Hufflepuff zu Boden fiel, ohne das Harry etwas hatte tun können. Das Gefühl der Ohnmacht und der Schuld machte sich nagend in ihm Breit.
 

Die Bilder und Gefühle der letzten beiden Jahre waren wie Dämonen, aber sie waren nichts gegen die neuen Bilder. Gegen den Anblick von Aylivs offner Brust, in der das Herz fehlte und ihre leeren, traurigen Augen, die ihn voller Sehnsucht ansahen. Sie waren nichts, gegen Chos Leiche, die an der Klippe begaben war und nichts gegen den Schmerz, den Michael Corner ertragen musste.
 

‘Du verlierst den Verstand, Potter’, sagte eine Stimme in seinem Kopf, die nach Onkel Vernon klang.
 

Seufzend schwang Harry sich aus dem Bett und ging zum zweiten Mal an diesem Tag unter die heiße Dusche, in der Hoffnung, dass er vom warmen Wasser müde werde würde und endlich die Bilder aus dem Kopf bekäme.
 

Als er eine halbe Stunde später wieder im Bett lag, spürte er zwar, wie sein Geist schwerer wurde und doch war ihm zu Gleich bewusst, dass er nicht in den erhofften Schlaf, sondern eine weitere Vision versank.
 

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Minerva McGonagall saß auf einem Stuhl vor dem Schreibtisch des Schulleiters. Ihre strengen Züge wirkten um zehn Jahre gealtert und ihre Lippen waren fest und verkrampft aufeinander gepresst.

Auf dem Tisch lag ihre rechte Hand, zur Faust geballt und so fest zusammen gedrückt, dass man das Weiß des Knöchel unter ihrer Haut sehen könnte.
 

“Albus! Wie konnten sie Severus einfach so opfern?”, noch nie hatte sie ihre eigene Stimme so vorwurfsvoll gehört, aber sie hatte ja auch noch nie so sehr an Dumbledore gezweifelt, wie sie es an jenem Abend tat. Severus war erst wenige Stunden unter der Erde, aber bereits jetzt verlor der Phönixorden alle Blicke auf den Lord und tappte völlig im Dunklen.
 

Jeder Zeit konnte es Angriffe gegeben und sie konnten nichts dagegen tun, denn sie würden nicht mehr frühzeitig informiert werden. Hinzu kam, dass ein langjähriges Mitglied der Schulkollegiums und des Ordens zugleich, gestorben war und der Schmerz das Handeln der Zurückgelassenen bestimmte.
 

Albus Dumbledore hob den Blick von einem Blatt Pergament und sah über seine Halbmondbrille zu der Professorin vor seinem Schreibtisch. Auch der Schulleiter sah mitgenommen und müde aus.

“Minerva, ich wollte ihm eine Chance auf Seelenfrieden geben. Es war ein Fehler, ich weiß, aber wenn er dafür seinen Frieden mit sich und der Vergangenheit hat machen können, dann war es das wert”.
 

Minerva seufzte. Irgendwo verstand sie, warum Albus das hatte geschehen lassen. Severus hatte es verdient, endlich seinen Frieden mit der Vergangenheit zu machen und sich davon zu befreien, aber dass dies in seinem Tod hatte enden müssen, ging der Professorin zu weit.
 

“Bei aller Liebe, Albus. Sie haben vielleicht nicht nur Severus geopfert bei dieser riskanten Sache, sondern uns alle”, antwortete sie und ging ohne eine Antwort abzuwarten aus dem Raum, wobei sie darauf achtete, die Tür so laut als möglich ins Schloss fallen zu lassen.
 

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Die Nacht war bereits voran geschritten, als Draco mit seinem Vater und Voldemort auf dem Marktplatz eines kleinen, verschlafenen Dorfes in Mittelengland ankamen.
 

Rechts und links der Straßen standen die üblichen Reihenhäuser mit ordentlichen Vorgärten und peinlich genau geschnittenen Büschen.

Zwar musste der Blonde zugeben, dass er der Lebensweise der Muggle wirklich nicht viel abgewinnen konnte, aber er wünschte keinem von ihnen das, was heute Nacht geschehen würde.
 

Die Nachrichten würden von einer schrecklichen Gasexplosion berichten, bei der ein ganzen Dort vernichtet würde, stattdessen, wäre es nur das Werk dreier Männer.
 

Voldemort sog die klare, noch immer kühle Nachtluft in seine Nüstern und macht eine genießendes Geräusch, ehe er den Blick über das dunkle Dorf schweifen ließ.

“Sehr gut. Dieser kleine Ort hat etwas dreihundert Einwohner, also nichts, was nicht in einer Nacht zu machen wäre. Wir teilen uns auf. Lucius nimmt deinen Sohn und bringt ihm etwas bei”.
 

“Ganz wie ihr Wünscht, Mylord”, antwortete der Angesprochene und legte seine Hand so fest um die Schulter seinen Sohnes, dass dieser sicher war, er würde am nächsten Morgen Hämatome an den Stellen finden, an denen sich die dünnen Finger in das zarte Fleisch gebohrt hatten.
 

Gleichzeitig wusste Draco nicht, ob er sich freuen sollte oder nicht. Sein Vater wusste, dass der Blonde nicht ganz loyal war, vielleicht würde ihn das vor dem Morden bewahren, vielleicht würde dadurch aber auch alles noch viel schlimmer werden.
 

Voldemort warf einen letzten Blick auf Vater und Sohn, ehe er sich auf den Weg machte, die Nacht zu ‘genießen’.
 

Als er außer Hörweite war, zwang Lucius seinen Sohn, ihm ins Gesicht zu blicken.

“Hör mir gut zu. Du wirst mich heute Nacht nicht enttäuschen und den Lord auch nicht, sonst kannst du Snape in der Hölle Gesellschaft leisten”.

Harte Silberaugen bohrten sich in Dracos, während seine Schulter weiter zu schmerzen begann.

“Da kommen wir sowieso alle hin”, gab er zurück und riss sich aus dem Griff seines Vaters.
 

Lucius sagte nichts, sondern ging einfach nur auf das nächst stehende Haus zu, dessen Tür er lautlos öffnete.

Draco folgte ihm, während sich seine Eingeweide zu verkrampfen begannen. Was er als Nächstes zu sehen bekäme, würde ihn wahrscheinlich auf alle Zeit in seinen Träumen heimsuchen.
 

Der Flur das kleinen Hauses sah aus, wie eine Bildergallerie aus den vierziger Jahren. Überall hingen Fotos, mache bunt, manche noch in schwarzweiß, die eine glückliche Familie zeigten. Zwei Kinder und ihre Eltern, mal am Strand, mal bei Freunden, mal zu Weihnachten.

Bilder aus glücklichen Zeiten, die vielleicht lange vergangen waren. Draco bemerkte ein altes Hochzeitsbild, das vermutlich in den Dreißigern aufgenommen worden war. Das paar musste mittlerweile über Achtzig sein, aber auch der Gedanke zwei alte Leute zu töten machte ihm die Sache nicht leichter.
 

‘Sie haben ihr Leben gelebt’, versuchte er sich zu sagen, aber der Unwille wollte nicht weichen. Draco war schlecht und seine Finger zitterten. Mit schweißnasser Hand hielt er seinen Zauberstab umklammert, als sei er ein Rettungsanker, während er seinem Vater eine Treppe hinausfolgte, deren Teppichbezug ihre Schritte dämpfte.
 

Genau wie bei dem jungen Paar, das vor kaum vierundzwanzig Stunden hatte sterben müssen, befand sich auch bei diesem das Schlafzimmer im Obergeschoss.

Als kenne Lucius sich im Haus aus, ging er zielstrebig auf eine Tür zu und stieß sie mit sanfter Gewallt auf.
 

Kein Laut war zu hören, als die beiden blonden Männer den Raum betraten.

Vor ihnen in einem altmodischen Bett lag ein Ehepaar, das in der Tat um die achtzig Jahre alt sein musste. Beide hatten schneeweißes Haar und ihre Gesichter trugen die Spuren der Vergangenheit wie Narben im Gesicht.
 

Narben… Harry… sofort versuchte Draco sich gegen die aufkommenden Gedanken zu wehren, versuchte sie zu unterdrücken, denn niemals würde er morden können, wenn er dabei Harrys Bild vor Augen hätte.
 

Tränen stiegen in ihm hoch und auch diese kämpfte der Blonde zurück, während sein Vater das Bett umrundete.
 

“Du musst es lernen, Draco”, sagte er und klang dabei fast väterlich, als wolle er seinem Sohn bloß Gutes tun. “Ich werde die Frau töten, dann übernimmst du den Mann”.
 

Als der Blonde daraufhin nickte löste sich die erste Träne und rollte seine Wangen hinunter. Es war soweit - er würde seine Seele verlieren.
 

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Harry stand auf einem Markplatz, den er nicht kannte. In der Mitte stand ein kleiner Fontänenbrunnen, wie sie zur Zeit der Renaissance beliebt gewesen waren.
 

Der Gryffindor ließ den Blick schweifen.

Es war dunkle Nacht und nur noch vereinzelt brannte Licht in einigen Fenstern um den Markt herum. Alles war friedlich.

Warum war er hier? Dies war eindeutig eine Vision, er wusste mittlerweile, wie es sich anfühlte, wenn sein Geist auf Wanderschaft ging. Aber bisher hatte sein Unterbewusstsein ihn immer zu Voldemort und seinen Grausamkeiten geführt. Heute aber konnte er sich nicht erklären, warum er hier gelandet war.
 

Als er gerade den Marktplatz verlassen und die umliegenden Straßen absuchen wollte zog ein leises ‘Plopp’ seine Aufmerksamkeit auf sich.

Harry wirbelte herum und erkannte drei Gestallten, die gerade auf den Markt appariert waren - Draco, Lucius und Voldemort.
 

Plötzlich wollte der Schwarzhaarige gar nicht mehr wissen, warum er hier war, denn diese Kombination konnte nichts Gutes verheißen.
 

Nach kurzer Zeit trennten sich Draco und sein Vater von Voldemort, wofür Harry irgendwie dankbar war. Als der Lord verschwunden war zog Lucius Draco zu sich und blickte seinen Sohn aus harten Augen an. Am Liebsten hätte der Schwarzhaarige den Mann von Draco weggezogen.
 

“Hör mir gut zu. Du wirst mich heute Nacht nicht enttäuschen und den Lord auch nicht, sonst kannst du Snape in der Hölle Gesellschaft leisten”.
 

Harry biss die Zähne aufeinander. Er konnten nichts tun, aber er spürte, wie Wut durch seine Adern rann.
 

“Da kommen wir sowieso alle hin”, gab Draco zurück, aber auch das konnte dem Gryffindor keine Genugtuung geben. Er verachtete Lucius dafür, dass seinen Sohn so behandelte.
 

Ohne lange nachzudenken folgte er den beiden Malfoys in eines der nächst stehenden Häuser. An den Wänden im Flur hingen Bilder einer Familiengeschichte, aber Harry wand den Blick von ihnen ab. Er konnte sich vorstellen, was gleich passieren wurde und er hatte keine Lust die Gesichter der Opfer in den nächsten Woche jede Nacht zu sehen.

Das klang egoistisch, war aber eigentlich doch nur Selbstschutz.
 

Oben im Schlafzimmer blieb Harry im Türrahmen stehen und vermied auch jetzt die beiden Personen im Bett anzusehen. Gleichzeitig kroch ihm die Angst wie ein Tier durch die Adern. Er wusste was folgen würde, er wusste, dass er seine Vorstellung von einem unschuldigen Draco nicht würde bewahren können und er hatte Angst, was nun mit seinen Gefühlen geschehen würde.

Konnte er einen Mörder lieben?
 

Lucius hob seinen Zauberstab. Die silbernen Augen waren auf das Bett gerichtet und ein Grinsen, das nicht von dieser Welt zu sein schien, umspielte seine Lippen, als die beiden magischen Worte aussprach.
 

Grünes Licht erfüllte den Raum, blendete Harry so sehr, dass er sich die Hand vor die Augen halten musste. Als es wieder Dunkel im Raum wurde, war nur noch ein Atmen vom Bett her zu hören und die Stimme einer alten Frau erfüllte panisch den Raum.
 

“Was wollt ihr? Wer seid ihr?”, fragte sie und der Schwarzhaarige versuchte verzweifelt sich sie Ohren zuzuhalten. Er wollte ihre Stimme nicht hören, wollte nicht von ihr träumen.
 

Gleichzeitig sah er, wie Draco sich völlig verspannte. Das Erwachen seines Opfers schien ihm die letzte Kraft zu rauben. Sein hübsches Gesicht war weiß, wie der Tod selbst und Tränen strömten seine Wangen hinab.
 

Harry dachte nicht mehr an seine Unsichtbarkeit, er streckte die Hand nach seinem Freund aus und wollte ihn berühren, stattdessen griff er einfach durch Draco hindurch und fühlte sich einmal mehr unnütz und hilflos. Wie gerne hätte er jetzt auf Lucius oder Voldemort eingeschlagen, aber er konnte es nicht.
 

“Mach schon!”, schnarrte Lucius.
 

“Was geht denn hier vor! Ich rufe die Polizei!”, rief die alte Frau und nun erwachte Draco aus seiner Starre.
 

Wie in Zeitlupe sah Harry, wie der Blonde seinen Zauberstab hob und auf die Rentnerin richtete.

“Es tut mir leid…”, flüsterte er, seine Stimme klang erstickt von den Tränen. “Avada Kedavra”.
 

Ein weiterer grüner Lichtstrahl und Harry spürte, wie etwas in seinem Inneren auf schmerzhafte Weise zerbrach, während sein Geist in den Körper zurück gezogen wurde.
 

Draco hatte einen Menschen getötet. Die Welt war aus den Fugen geraten.
 

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Der blonde Slytherin wusste nicht wie spät es war. Er hatte jegliches Gefühl verloren und war froh darum. Er hatte nur diesen einen Mord begangen, aber dieses Tun hatte etwas in ihm abgetötet, das er sich zu bewahren versucht hatte.
 

Seit dem Tod der alten Frau ging er nun seinem Vater und Voldemort hinterher, die bis jetzt das halbe Dorf vernichtet hatten. Es kam Draco vor, als stehe er in einem Meer aus toten Mugglen. Eine ganze Familie lag zu seinen Füßen, ihre Blicke starr und leer zum Himmel gerichtet, ohne etwas zu sehen.
 

Lucius Eisaugen richteten sich auf seinen Sohn.

“Draco, komm her!”, bellte er und der Angesprochene spürte, wie sein Körper gehorchte. Er war wie eine Marionette, die an Fäden ihren Tanz aufführte. Ohne Geist und ohne Seele. Einfach leer.
 

“Wir kehren zurück. Für heute Nacht haben wir genug Dreck von der Straße gekehrte”, Lucius wirkte äußerst zufrieden und entweder bemerkte er es nicht, oder es war ihm schlichtweg egal, dass sein Sohn mit dem Geschehenen nicht umgehen konnte. Wobei Draco eher an Zweites glaubte.
 

Eine halbe Stunde später fand der Blonde sich selbst in seinem Bad vor der Toilettenschüssel wieder. Es war genau, wie in jener Nacht vor dreieinhalb Monaten, als Voldemort ihn gezeichnet hatte.
 

Sein Mageninhalt leerte sich immer wieder in die Keramikschüssel, während die Galle ihm im Hals brannte und Tränen seine Wangen hinab rannen. Doch nichts konnte seinen Schmerz und Ekel vertreiben; nicht das Verkrampfen des Magens, nicht die Tränen, nicht der Schmerz in den Knien und auch nicht der im Hals. In seinem Kopf drehten sich die Bilder, während um ihn herum der Tag anbrach.
 

Wie nie zuvor sehnte Draco sich nach seiner Mutter. Nach ihrer Zuwendung und ihrer Liebe. Noch vor wenigen Stunden hatte er sie befreien wollen, jetzt fühlte er sich zu schwach, um irgendwas zu tun.
 

Wie sollte er Harry nur jemals wieder unter die Augen treten? Er hatte einen Menschen getötet… an seinen Händen klebte Blut…
 

Zwischen Tränen und Galle verlor er das Zeitgefühl, verlor jeglichen Halt in der Welt und schwebte in einem Konstrukt aus Bildern der letzten Nacht. Aus Worten und Taten, die mal die seinen, mal die eines anderen waren, aber nichts konnte den brennenden Schmerz lindern, nichts die Schuldgefühle vertreiben, die sich in sein Herz gruben.
 

Als ihn schwere Schwärze überkam fragte er sich, wie lange er die Augen der alten Frau wohl noch in seinen Träumen sehen würde.
 

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Harry saß auf der Kante seines Bettes. Er hatte die ganze Nacht nicht schlafen können; immer wieder waren die Bilder in ihm hochgekommen und er sehnte sich danach, vergessen zu können, aber es wollte ihm nicht gelingen.
 

Mittlerweile war es sechs Uhr in der Früh und Harry hatte die Hoffnung auf Schlaf gänzlich aufgegeben, genauso wie die Absicht heute Unterricht zu halten.

Sein Innerstes war zu aufgewühlt, seine Sinne zu betäubt. Nur mit Mühe konnte er die Tränen unterdrücken, um das, was er verloren hatte.
 

Was war bloß geschehen? Was war aus ihnen geworden? Was hatte Voldemort aus dieser Welt bereits gemacht?
 

Der Gryffindor seufzte und ließ den Blick zum Fenster schweifen. Draußen war es noch immer dunkel und nächtlich. Es war zu früh im Jahr, um bereits jetzt die Sonne aufgehen zu sehen, aber es kam Harry ohne vor, als würde sie dies nie wieder tun.
 

Gerade, als er sich von der Bettkante erhob, um ins Bad zu gehen hörte er ein vertrautes leises Picken an der Fensterscheibe. Sein Briefeschreiber war wieder da.
 

Sein Magen zog sich unangenehm zusammen und einen Moment dachte der Schwarzhaarige darüber nach, die Eule einfach nicht hereinzulassen, um dem Brief zu entgehen, aber dann beschloss er doch, sie herein zu lassen.
 

Der Brief, den sie fallen ließ, war auch diesmal nicht mehr, als ein zusammengefaltetes Blatt Pergament, doch der Inhalt wischte alle Gedanken an die vergangene Nacht mit einem Mal hinfort.
 

Harry,
 

Ich bin nicht blind und nicht taub, ich weiß, was dich mit Draco verbindet und jetzt braucht er dich. Es ist dringend. Voldemort hat ihn zum Töten gezwungen und ich fürchte er wird nicht darüber hinweg kommen!

Außerdem zieht der Lord morgen Abend nahezu alle DeathEater aus Mafloy Manor ab. Ich bitte dich, komm her und hilf Draco und Nacissa diesem Grauen zu entkommen! Ich flehe dich an!

Draco zerbricht daran!

Tu was!
 

Mach dich um halb neun auf den Weg! Ich erwarte dich morgen Nacht außerhalb des Geländes!
 

Dein heimlicher Verbündeter
 

Blaise Zabini
 

Der Schwarzhaarige wusste nicht, welchen der vielen Gedanken in seinem Kopf er zu erst denken sollte. Draco ging es schlecht… sehr schlecht… es bot sich die Gelegenheit den Blonden und seine Mutter zu befreien… doch allein wäre Draco dazu nicht in der Lage… gleichzeitig war Blaise ein Verbündeter…

Konnte Harry helfen? Aber wie? Allein?
 

Die Welt schien ein weiteres Mal aus den Fugen gehoben und neu eingesetzt zu werden. Für einen Moment fragte Harry sich, ob er Draco überhaupt helfen wollte, ob er verzeihen konnte, was er letzte Nacht gesehen hatte.
 

‘Er ist auch nur ein Opfer’, sagte eine Stimme in seinem Kopf, während eine andere ihm leise ‘Du musst es wollen’ zuflüsterte.

Harry schüttelte den Kopf, um beides los zu werden. Am Ende zählte doch nur eins: Die beiden liebten einander und was letzte Nacht geschehen war, würden sie gemeinsam besprechen, verarbeiten und hinter sich lassen.
 

Doch wie? Wie konnte er Draco helfen? Seine Gedanken schienen dahin zu rasen. Sollte er allein gehen? Konnte er denn allein Erfolg haben? Aber wer sollte ihm helfen?
 

Ohne weiter nachzudenken sprang der Gryffindor auf die Füße und stürmte, mit dem Zettel in der Hand, aus dem Zimmer, in Richtung Schlafräume der Gryffindors.
 

Hermione hatte sich, da sie so etwas wie Gryffindors ‘Head of House’ war, dort ein Zimmer geben lassen. Und sie war die Einzige, die Harry würde helfen können. Die Einzige, auf die er sich in dieser Sache verlassen konnte. Ron und Ginny davon zu erzählen, wäre sinnlos, sie würden nicht einsehen, dass Draco sich geändert hatte. Es blieb also nur Hermione.
 

Der Schwarzhaarige klopfte nicht, bevor er die Tür aufstieß und den Raum betrat. Kurz wunderte er sich, warum keine Magie sein Eintreten verhinderte, aber der Gedanke verschwand genauso schnell wieder, wie er gekommen war. Es gab im Moment Wichtigeres.
 

Hermione saß trotz der frühen Stunde bereits an ihrem Schreibtisch und drehte sich erschrocken um, als die Tür aufflog.
 

“Harry! Was machst du hier?!”, fragte sie erstaunt und stand von ihrem Stuhl auf.

“Hier, ließ!”, war alles, was der Goldjunge herausbrachte und reichte seiner besten Freundin den Brief.
 

Die junge Frau warf einen kurzen, fragenden Blick auf Harry, dann wand sie sich dem Brief zu. Man konnte sehen, wie mit jeder Zeile die Falten auf ihrer Stirn tiefer und die Anspannung um ihre Mundwinkel größer wurden.
 

Als sie mit Lesen fertig war, reichte sie ihrem besten Freund den Brief zurück. Sorge und Verständnis standen in ihren braunen Augen.

“Ok, wir müssen etwas tun!”, sagte sie und klang dabei leidenschaftlich wie nie.

“Ja, aber was? Ich weiß ja nicht mal, wo sich Malfoy Manor befindet!”, Harrys Stimme war höher als gewöhnlich, die Verzweiflung war ihm anzumerken.

“Aber es gibt jemanden hier in der Burg, der das ganz genau weiß”, erwiderte Hermione und zwinkerte ihrem besten Freund aufmunternd zu.
 

“Wer?”
 

“Merik Parker”
 

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Draco lag in seinem Bett und betrachtet, ohne sie zu sehen, die Decke seines Zimmers. Wie war er hier her gekommen? Das Letzte, an das er sich erinnern konnte, war die Keramikschüssel seiner Toilette und das Gefühl von Galle in seinem Hals.
 

Stattdessen lag er jetzt in seinem weichen Bett, das Brennen im Hals war verschwunden und er trug sauberer Kleider. Nur der Brennen im Herzen wollte nicht nachlassen. Die Schuld ließ sich nicht vertreiben.

Heiße Tränen rannen über seine Schläfen und durchnässten das Kissen, auf dem er lag.
 

Die Vergangenheit kann man nicht ändern, man muss sie hinnehmen. Was gesehen ist, ist geschehen.
 

Es klopfte leise an der Tür, aber Draco wollte niemanden sehen, also verhielt er sich still und reagierte nicht. Besuch war das letzte, was er gebrauchen konnte, auch wenn irgendwo in ihm die stille Hoffnung ruhte, dass der Besuch vielleicht Nacissa sein könnte.
 

Trotz der fehlenden Aufforderung wurde die Tür geöffnet und der Blonde erblickte seinen früheren besten Freund, Blaise Zabini.
 

“Was willst du Blaise?”, fragte er, seine Stimme klang rau und heiser, als habe er die ganze Nacht hindurch geschrien. Wahrscheinlich hatte die Galle seinen Hals zu sehr gereizt.

“Guten Morgen, Draco. Gut geschlafen?”, fragte der Italiener und grinste leicht, aber es erreichte seine Augen nicht.

“Lass mich in Ruhe und verschwinde!”

“Hey”, mit einem Mal wirkte Blaise ernst und fast besorgt. Selten hatte Draco ihn so gesehen. “Es geht dir beschissen, also lass dir helfen, klar?”.
 

Der Blonde schluckte, dann folgte ein Nicken.

“Gut. Wie fühlst du dich?”, fragte Blaise, seine blauen Augen suchten nach Anzeichen für ein Unwohlsein seitens Dracos.

“Es ging mir schon besser. Warum versuchst du Arzt zu spielen?”

“Lass mich überlegen… weil wir mal so was wie beste Freunde waren. Ich weiß ja nicht, ob du das einfach so wegwerfen willst, aber ich will es nicht”.
 

Ärger flammte in Draco auf und für einen Moment war der Blonde erstaunt, dass er dazu überhaupt noch fähig war, so taub wie er sich fühlte.

“Du willst das nicht wegwerfen? Wer von uns beiden wirft sich dem Lord denn an den Hals? Wer von uns hat mir gesagt, ich sollte nicht vergessen, wem ich loyal bin? Wer läuft denn wie ein Hündchen hinter Rabastan her?”.

“Schon gut, schon gut. Wir haben unterschiedliche Meinungen zu dem Thema, aber mal ehrlich, das ändert nichts daran, dass wir mal Freunde waren. Und jetzt gestatte mir, dass ich mich um dich kümmere, denn deinem Vater ist egal, ob du an Schuldgefühlen verreckst!”.
 

Blaise war erstaunlich ruhig geblieben und das nahm Draco irgendwie den Wind aus den Segeln. Er konnte nichts tun, als einfach nur zu nicken.

“Gut, dann gehe ich jetzt runter in die Küche und sage den Hauselfen, dass sie dir ein spätes Frühstück machen sollen. Du brauchst etwas, das dir Kraft gibt”.
 

Der Italiener erhob sich von der Bettkante, auf der er Platz genommen hatte und ging Richtung Tür.
 

“Blaise?”, rief Draco leise und sah zu, wie der Angesprochene sich noch einmal umdrehte.
 

“Was denn?”
 

“Danke”.
 

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Es war bereits Mittag, als Harry mit Hermione im Büro des Professors saß und eine dampfende Tasse Tee in Händen hielt.

Eigentlich hatte er am Morgen sofort zu Merik gehen wollen, aber seine beste Freundin hatte auf ein ausführliches Gespräch über die vergangene Nacht und ein anständiges Frühstück bestanden.
 

Nun saßen sie in weichen Sesseln vor ihrem Professor, der seine schwarzen Augen besorgt auf die beiden Schüler gerichtet hatte.

“Also? Worum geht’s? Ihr sagtet es sei dringend”

Harry nahm einen tiefen Schluck Tee, dann richtete er seine Augen auf Merik.

“Wo befindet sich Malfoy Manor?”, fragte er gerade heraus.
 

Merik zog die Brauen zusammen.

“Warum willst du das wissen?”, seine Stimme klang skeptisch, während er den Kopf leicht schief legte.

“Private Gründe. Bitte sag es mir einfach”, Harry seufzte und fragte sich kurz, wohin die Leidenschaft von eben verschwunden war. Vielleicht war er das viele Diskutieren einfach nur leid und wollte endlich handeln.
 

Merik seufzte, als unterhalte er sich mit einem kleinen Kind.

“Na gut. Das Anwesen befindet sich gleich östlich von Oxford. Es dürfte von oben nicht zu übersehen sein, nur gegen Muggleaugen ist es geschützt, soweit mir bekannt. Und bitte Harry, ich will nicht wissen, warum du danach fragst. Als dein Lehrer müsste ich dir mit Sicherheit verbieten, was auch immer zu planst zu tun”.

In den schwarzen Augen stand Besorgnis, aber auch ein Hauch von Stolz.

“Ich danke dir. Und nein, du willst wirklich nicht wissen, was ich vor habe. Ich würde dich auch nie um Unterstützung bitten, das würde dich mit Sicherheit deinen Job kosten”, erwiderte Harry.

“Immerhin sorgst du dich um meinen Job”, Merik grinste kurz, wurde aber gleich darauf wieder ernst.
 

Hermione erhob sich aus ihrem Sessel. Die ganze Zeit über hatte sie kein wort gesprochen.

“Harry, ich habe noch eine Idee, würdest du mich entschuldigen? Wir treffen und heute Abend, um alles Weitere zu besprechen, ja?”.
 

Wenn der Schwarzhaarige ehrlich war, so gefiel es ihm gar nicht, nicht sofort mit den Planungen zu beginnen, aber er nickte dennoch und sah seiner besten Freundin nach, die mit einem höflichen Nicken den Raum verließ.
 

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Eiligen Schrittes ging Hermione Richtung Speisesaal, in dem bereits der Großteil der Schülerschaft versammelt war, inklusive der Gäste, welch die Burg noch immer beherbergte, auch wenn Fudge allmählich ungeduldig wurde und an der Situation etwas ändern wollte. Der Einzige, der alles voller Gelassenheit hinnahm war Arthur Weasley. Er genoss die Zeit mit seinen Kindern und die Ruhe außerhalb des Krieges.
 

Doch Hermione wollte weder zu Fudge, noch zu Arthur und auch nicht zu Ron oder Ginny. Ihr Weg führte sie direkt zu dem Tisch, an dem die Slytherins Platz genommen hatten.

Schon von Weitem konnte sie Amanda Gordon und Pansy Parkinson sehen, die nebeneinander am Tisch saßen und in eine Unterhaltung vertieft schienen. Ihre Gesichter wirkten ernster, als Hermione sie in Erinnerung hatte und irgendwo regte sich in ihr die Hoffnung, dass die beiden jungen Frauen sich geändert hatten und mit sich würden reden lassen.
 

Vor den beiden blieb Hermione stehen und räusperte sich, sodass Gordon und Parkinson ihre Unterhaltung unterbrachen, um zu der Gryffindor aufzublicken.

“Was gibt es, Granger?”, fragte Gordon.

Hermione schluckte kurz. “Ihr seid doch mit Draco Malfoy befreundet, richtig?”, fragte sie, obwohl sie die Antwort bereits kannte.

“Ja, sind wir und weiter?”, Parkinson klang skeptisch, aber zugleich auch neugierig.

“Was würdet ihr tun, wenn ich euch sage, dass jetzt der Zeitpunkt wäre, an dem er euch braucht?”, die Worte waren noch nicht richtig über Hermiones Lippen gekommen, da hätte sie sich am Liebsten geohrfeigt.
 

Was würde passieren, wenn die beiden auf Voldemorts Seite wären? Dann würde ihr Plan vielleicht scheitern, die einzige Möglichkeit und Gelegenheit Draco zu befreien würde verloren gehen und Harry würde ihr dies niemals verzeihen.

Innerlich betend wartete sie auf eine Reaktion.
 

“Naja, er ist unser Freund und wie man sagt, findet man in Slytherin wahre Freunde, also würden wir ihm helfen. Worauf willst du hinaus?”, Gordon hatte die Brauen zusammengezogen und den Kopf leicht schief gelegt.

“Er braucht euch. Wenn ihr genaueres wissen wollt, trefft mich heute Abend um sechs in meinem Zimmer. Wenn er euch egal ist, lasst es bleiben”, erwiderte Hermione, innerlich aufatmend, bevor sie sich ohne ein weiteres Wort umdrehte und die Halle verließ.
 

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Es war halb sieben am Abend als Harry an Hermiones Zimmertür klopfte. Er zog es vor, den Raum diesmal wie ein zivilisierter Mensch zu betreten, anstatt wie ein wild gewordener Oger.
 

Doch kaum hatte er die Tür hinter sich geschlossen und einen Blick ins Zimmer geworfen, da wich er auch schon einen Schritt zurück und stieß mit dem Rücken gegen das Holz.

Auf zwei einfachen Holzstühlen saßen Pansy Parkinson und Amanda Gordon, während Hermione auf ihrem Bett saß. Alle drei hatten ihre Augen auf den Neuankömmling gerichtet.
 

“Hi, Harry”, sagte Hermione und lächelte leicht, wobei ihr die Unsicherheit anzusehen war.

“Was machen die beiden bitte hier?”, wollte der Angesprochene mit unversöhnlicher Stimme wissen.

Hermione seufzte. “Sie werden uns helfen, Draco zu befreien. Die beiden sind seine Freunde schon vergessen?”. Leichter Tadel schwang in ihrer Stimme mit.
 

Harry nickte leicht, konnte sich aber nicht du durchringen seine Wachsamkeit fallen zu lassen und den beiden zu vertrauen.

“Ja schon klar…”.
 

Missmutig ließ der Schwarzhaarige sich auf der Bettkante nieder und blickte zu den drei jungen Frauen. “Haben wir einen Plan?”.

“Nun ja”, begann Hermione. “Wir werden nicht einfach dort hin apparieren können, weil wir den genauen Standort nicht kennen. Also wäre mein Vorschlag, von Oxford aus nach Osten zu fliegen und die Augen offen zu halten. Im Dunkeln wird es nicht leicht sein, das Anwesen zu finden”.

“Können wir es überhaupt finden? Ich kenne Lucius seit ich klein bin, und er schützt sein Zuhause”, warf Parkinson sein und verschränkte die Arme vor der Brust.

Innerlich rollte Harry mit den Augen, versuchte aber nach außen neutral zu wirken. “Der Sichtschutz wirkt nur auf Muggle”, antwortete er ruhig.

“Gut”, gab Parkinson zurück.
 

“Und was machen wir, wenn wir das Anwesen gefunden haben? Wir können schlecht einfach rein spazieren”, meldete sich nun Gordon zu Wort.

“Blaise Zabini erwartet uns außerhalb des Geländes und führt uns hinein”. Wieder Harry.

“Guter Plan, so umgeht man die Schutzzauber. Sicher, dass Blaise uns nicht in eine Falle lockt?”, Parkinson schien etwas in den grünen Augen des Goldjungen zu suchen, der nun zum ersten Mal wirklich nachdenklich wurde.
 

Darüber hatte er nicht nachgedacht… Was würde er tun, wenn das alles eine Falle war?
 

“Das ist egal, eine zweite Chance bekommen wir nicht. Dann müssen wir Blaise eben ausstechen”, antwortete Hermione für ihn und Harry konnte nicht anders, als zu nicken. Sie hatte recht, selbst wenn es eine Falle war, die Situation wäre einfach zu perfekt, um sie, wie die Iden, verstreichen zu lassen.
 

“Wenn ihr das so seht… wie gehen wir vor wenn wir im Inneren sind?”, fragte Gordon.

“Ich dachte wir lassen uns von Blaise zu Draco führen. Denn zum einen Kennen wir uns nicht aus und zum anderen wird nur Draco wissen, wo wir seine Mutter finden können. Alles andere würde zu viel Zeit kosten”, erklärte Harry. Den ganzen Tag über war die Möglichkeiten im Kopf durchgegangen.

“Wie sieht es mit ‘verschwinden’ aus? Wir kommen rein, aber wie kommen wir wieder raus?”, Gordon sah von Harrys Plan noch nicht begeistert aus.
 

“Ich bin sicher, dass es im Anwesen Abkürzungen gibt, die nur Draco, Nacissa und Lucius kennen, also kommen wir bestimmt recht gut wieder raus”, erklärte Hermione selbstsicher, auch wenn der Plan sich sehr auf Zufälle verließ.
 

“Wo wir gerade bei Lucius sind, was ist, wenn etwas schief geht? Wenn er früher zurück kommt?”, Parkinson musterte Harry abwartend, als wolle sie nun eine ausgereifte Antwort hören.
 

Der Schwarzhaarige schluckte. “Nun ja, wir werden uns den Weg freikämpfen müssen…”, gab er zu.

Beide Slytherinmädchen seufzten laut.

“Gryffindorpläne… wir hätten es wissen müssen. Also gut, wir sind dabei, aber nur, weil Draco unser bester Freund ist, verstanden?”, sagte Gordon und erhob sich von ihrem Stuhl. Sie hatte offenbar genug. Parkinson jedoch zog die Brauen zusammen.

“Warum willst du ihm helfen, Potter?”, fragte sie gerade heraus.
 

Harry schluckte erneut. “Er ist auf unsrer Seite, das weiß ich”, war alles, was er antworten konnte. Es war nicht gelogen, aber auch nicht die ganz Wahrheit. Natürlich hätte er ihr sagen können, wie es um ihn und Draco stand, aber zum Einen wusste er nicht, ob der Blonde das wollte und zum Anderen wusste Harry nicht, was aus den beiden werde würde; ob der Krieg sie nicht zu sehr verformt hatte.
 

“Wenn du das sagst”, bemerkte Parkinson und tat es ihrer Freundin gleich, sich vom Stuhl zu erheben.
 

“Morgen Abend, halb neun vor dem Hauseingang”, rief Harry den beiden jungen Frauen nach, als sie den Raum verließen.
 

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Blaise war nervös. Den ganzen Tag über hatte er immer wieder auf die Uhr geblickt, um zu sehen, wie lange es noch dauern würde, bis die DeathEater aus Malfoy Manor abziehen würden, um mit ihrem Meister einen sehr wichtigen Plan zu besprechen. Oder waren es Pläne?

Der Italiener hoffte, das Rabastan so nett sein würde, ihm zu erzählen, was los war, damit er auch weiter Briefe an Potter schreiben konnte, denn Blaise hatte nicht vor heute Nacht mit den anderen zu verschwinden.
 

Warum er den Lord dann betrog? Das hatte er sich auch gefragt. Schon seid er die erste Zeile des ersten Briefes geschrieben hatte und immer war er zu einer Antwort gekommen: Es fühlte sich richtig an. Aber ihm fehlte der Mut, ich offen gegen Voldemort zu stellen. Vielleicht auch, weil sicher war, dass Potter trotz allem, diesen Krieg nicht gewinnen konnte und Blaise war nicht so nobel, wie dieser Gryffindor - er wollte auf der Seite der Sieger kämpfen.
 

Ein weiterer Blick auf die Uhr. Kurz nach Neun… die DeathEater waren vor kaum zehn Minuten aufgebrochen. Sollte er schon raus gehen? Nervös trat er von einem Fuß auf den anderen und entschied mit einem Seufzen, doch schon los zu gehen.
 

Der Schnee auf dem Gelände war geschmolzen und die ersten Frühlingsblumen zeigten sich. Der Winter neigte sich dem Ende zu.

Blaise lief die vertrauten Wege entlang, die er schon als Kind mit Draco benutzt hatte, lange bevor es einen Lord gegeben hatte in ihrem Leben. Lange bevor alles um sie herum so verdammt kompliziert geworden war.
 

Als die Ausläufe des Geländes erreicht hatte und über die Grenze getreten war, warf Blaise einen Blick nach oben. Die Nacht war sternenklar und der Mond stand silbrig hell am Himmel. Potter würde nicht zu übersehen sein.
 

Der Italiener seufzte. Wie würde Draco wohl reagieren? Würde er sich freuen gerettet zu werden? Würde das ihrer Freundschaft auf die Sprünge helfen? Oder war schon zu viel geschehen, um sich zu versöhnen?
 

Blaise ließ sich auf einem Stein nieder und legte den Kopf in den Nacken, um sehen zu können, wenn sich Besen näherten, während seine Gedanken in die Vergangenheit reisten. In Zeiten, in denen Hogwarts noch ein fernen Traum gewesen war und ihre Tage aus Abenteuern bestanden. Aber wenn ehrlich war und die Ereignisse aus der heutigen Sicht betrachtete, waren auch jene Tage vom Hass durchzogen gewesen, nur hatten sie es damals nicht gemerkt. Auch als sie noch ganz klein gewesen waren, hatte Lucius es sich nicht nehmen lassen, ihnen bereits das Gedankengut zu vermitteln, das ihnen heute Voldemort aufdrängte. Sie waren in dem Wissen aufgewachsen, etwas besseres zu sein als jeder andere auf der Welt.
 

Vier Besen in der Dunkelheit wecken seine Aufmerksamkeit.

Blaise zog den Zauberstab und schickte rote Funken gen Himmel, worauf hin die vier Gestallten zu ihm herab flogen. Zu seinem Erstaunten waren nicht nur Potter und Granger gekommen, sondern auch Pansy und Amanda.
 

Alle vier stiegen ihren Besen ab und Potter sprach einen geschickten Verkleinerungszauber darauf, sodass man sie in die Umhangtasche stecken konnte.
 

“Nicht schlecht, Scarface”, bemerkte Blaise und verschränkte die Arme vor der Brust. Der Angesprochene nickte nur, als habe man ihn nicht beleidigt und sagte: “Lasst uns keine Zeit verlieren”.
 

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Malfoy Manor war in der Tat nicht zu übersehen gewesen und von innen noch größer und verwirrender, als es von außen gewirkt hatte.

Schon der Weg durch den Garten war lang gewesen und Harry hatte Mühe gehabt, nicht die Orientierung zu verlieren, zwischen all den akkurat geschnittenen Büschen. Er hoffte wirklich, dass es Abkürzungen gäbe, durch sie würden fliehen können, denn er würde auf de Weg zurück spätestens im Garten verhungern.
 

Im Anwesen ging es ihm nicht besser und er war unendlich dankbar, das Blaise bei ihnen war, der sich auskannte, auch wenn der Gryffindor ihm nicht hundertprozentig traute.
 

Zuerst fand Harry sich in der riesigen Eingangshalle wieder, die ihn mit der riesigen, ausladenden Treppe und dem Sachbrettmuster auf dem Boden in Staunen versetzte. Es kannte er nur die knarrende Holztreppe der Dursleys, aber das hier waren gänzlich andere Dimensionen.
 

Am Fuß des Treppe blieb Zabini stehen deutete zur einen Flügeltür in der rechten Wand oberhalb des Marmorkonstrukts. “Da geht es in Dracos Flügel. Wir müssen noch ein Stückchen gehen. Auf der anderen Seite befindet sich der Flügel in dem sich Nacissa aufhält, aber da kenne ich mich nicht aus. Wir müssen also zuerst zu Draco”.
 

“So hatten wir uns das auch gedacht”, antwortete Harry und mit einem Nicken setzten die Fünf ihren Weg fort.
 

Es war gespenstisch leer und still im Anwesen. Nur ihre eigenen Schritte und ihr Atmen unterbrach die völlige Stille, die Harry in den Ohren sirrte.

Der Weg führte sie durch enge Korridore, in denen unzählige Portraits hingen, weile die vier skeptisch betrachteten. Kurz fürchtete der Gryffindor, sie könnten Lucius rufen, schob den Gedanken dann aber zur Seite.
 

Eine Viertelstunde, die Harry wie ein halbes Leben vorgekommen war, später spürte er sein Herz klopfen, als sie vor Dracos Zimmertür ankamen.

“Ok Potter, du gehst rein und holst Draco, wir vier warten hier draußen und stunnen jeden, der vorbei kommt”, Zabini grinste leicht, während Harry nickte und die Türklinke hinunter drückte.
 

Im Inneren des Raumes erwartete ihn völlige Dunkelheit. Harry konnte schemenhaft den Raum erkennen. Rechts von ihm befand sich ein Kamin, vor dem zwei auslandende Ledersessel standen. Weiter hinten im Raum befand sich ein großzügiges Bett mit Vorhängen, deren Farben in der Schwärze der Nacht nicht zu auszumachen waren.

Des weiten konnte der Gryffindor Kleiderschränke und eine Tür erkennen, die in einen Nebenraum führte. Nur von Draco war keine Spur.
 

Harry schluckte, als sich plötzlich etwas regte und eine genervt klingende Stimme rief: “Blaise, wie oft muss ich dir sagen, dass du a) anklopfen sollst und b) ich dich nicht sehen will?”.
 

Das Herz des Schwarzhaarigen machte einen kleinen Satz bevor er antwortete.

“Ich bin nicht Blaise”.

Die Worte hatten seine Lippen kaum verlassen, als der Vorhang zurück gezogen wurde und Dracos vertrautes Gesicht zum Vorschein kam. Ohne es zu merken begann Harry zu lächeln und ging in selbstsicheren Schritten auf das Bett zu, aus dem sein Freund gerade kletterte.
 

Trotz dunkler Ringe unter den Augen und eingefallenen Wangen war ihm die Freunde deutlich anzusehen und obwohl die Situation so unfassbar und sicherlich auch gefährlich war, konnte Harry nicht anders, als Draco in eine innige Umarmung zu ziehen und ihn sanft und doch hungrig zu gleich zu küssen.
 

Verschwunden waren alle Zweifel der letzten beiden Tage, alle schlechten Gedanken und dunklen Erinnerungen. Für diesen Moment gab es nur sie beide. Wenigstens so lange sich ihre Lippen zärtlich berührten und sie eng umschlungen dastanden.
 

Viel zu früh, so schien es dem Schwarzhaarigen, lösten sich ihre Lippen wieder und Draco schob ihn auf Armeslänge von sich.

“Was machst du hier?”, fragte er, seine Silberaugen glühten in der Dunkelheit.

“Was wohl? Ich nutze die Gelegenheit, dich und deine Mutter hier rauszuholen. Die DeathEater sind alle fort, wusstest du das nicht?”

“Doch aber… darüber reden wir später. Jetzt sollten wir versuchen hier wegzukommen”.
 

Harry nickte und lächelte kurz. “Gehen wir!”
 

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Draco verließ mit Harry den Raum und wurde zum zweiten Mal an diese Abend in Staunen versetzt, denn der Schwarzhaarige war nicht allein gekommen. Vor der Tür standen Pansy, Amanda, Blaise und Granger. Es dauerte nicht lange und der Blonde hatte eins und eins zusammen gezählt.
 

“Du hast sie hergeholt, Blaise?”, fragte er an den Italiener gewandt, der grinsend nickte.

“Ja, du verdienst es hier raus zu kommen. Ich werde die Stellung halten”.

“Du kommst nicht mit hier weg?”, fragte Draco irritiert.

“Nein, ich habe hier eine Aufgabe zu erfüllen. Aber dafür ist jetzt keine Zeit, wir müssen deine Mutter finden, hast du eine Ahnung, wo sie ist?”.

“Ich schätze wir finden sie in ihrem Zimmer oder ihrer Bibliothek. Trotzdem ist es noch recht weit von hier und wir wissen nicht, wann mein Vater zurückkommt”.
 

Keine sehr gefühlvolle Begrüßung, wie Draco feststellen musste, aber manchmal fehlte dazu einfach die Zeit. Eiligen Schrittes machte der Slytherin sich auf den Weg und war dankbar, dass er Malfoy Manor wie seine Westentasche kannte, denn er kannte kürzere Wege, als jene die Blaise genommen hatte. Wenn diese wohl auch für Harry verwirrender erscheinen mochten.
 

Es war, als sitze Lucius Geist ihm im Nacken, während er mit dem Zauberstab voraus durch jene Gänge ging, die ihm eigentlich eine Heimat hätten sollen; nun aber zu einem Gefängnis geworden waren. Seiner Mutter ging es da wahrscheinlich nicht besser. Als Nacissa zu Beginn ihrer Ehre hier eingezogen war, hatte sich vermutlich auch nicht gedacht, einmal hier gefangen und von ihrem Kind getrennt zu sein.
 

Zuerst erreichten sie die Schlafräume der Hausherrin, doch als Draco nach höflichem Klopfen und dem Ausbleiben einer Antwort doch noch nachgesehen hatte, musste er einsehen, dass sie nicht da war.
 

“Gut, dann suchen wir sie in die Bibliothek. Wie geht es weiter wenn wir sie gefunden haben?”, fragte er an Blaise gewand.

“Ich habe die Eingangshalle manipuliert, mit einem Buch aus der Bibliothek deines Vaters. Ihr könnt von dort aus disapparieren. Ich werde mich dann von euch trennen, sobald wir deine Mutter gefunden haben”.

“Wirklich gute Arbeit, mein Freund”, antwortete Draco und winkte den Anwesenden, ihm zu folgen.
 

Sie ginge drei Korridore weiter und kam schließlich vor einer großen Flügeltür zum stehen, welche eine Schlange und einen Löwen im ewigen Zweikampf zeigte.

“Hübsche Schnitzereien habt ihr”, bemerkte Harry und Draco konnte das Lächeln seiner Stimme deutlich anhören.

“Wir haben keine Zeit für so was!”, antwortete Granger, sie wirkte nervös und blickte sich immer wieder um, als erwarte sie jeder Zeit einen Angriff.
 

Draco hingegen drückte die goldene Klinke hinter und öffnete die Tür. Sogleich fiel ein sanfter Lichtstrahl in den Korridor und die sechs betraten den ausladenden Raum, der bis zur Decke mit Büchern und Pergamentrollen gefüllt waren.

Diese Bibliothek war nicht so groß, wie die seines Vaters, aber sie stelle dennoch viele in den Schatten.
 

Auf einem schwarzen Ledersofa in der Mitte des Raumes saß Nacissa, die sich nun erhob und eiligen Schrittes auf ihre sechs Besucher zukam.
 

Ihre blauen Augen waren gefüllt mit Sorge, während sich eine Falte zwischen ihren Brauen bildete.

“Was geht hier vor?”, fragte sie, als sie ihren Sohn und seine Gefährten erreicht hatte.

“Mrs. Malfoy, wir sind hier um sie und Draco hier raus zu holen”, antwortete Harry, sodass Nacissa ihren Blick nun auf den Gryffindor richtete.

“Vielen Dank, Mr. Potter aber sie hätten sich niemals für mich so in Gefahr begeben dürfen”.

“Jetzt sind wir aber hier Mutter! Komm mit, ich bitte dich!”, warf Draco und fasst die blonde Frau an der Schulter. Sie lächelte milde und nickte.

“Du hast Recht, hier zu bleiben würde mir nicht helfen und euch auch nicht, im Gegenteil ihr hättet euch umsonst in solche Gefahr begeben. Es gibt schnelle Wege aus dem Anwesen”.

“Das wird nicht nötig sein, man kann aus der Eingangshalle disapparieren”, erklärte Blaise stolz.

Nacissa zog die Brauen erneut zusammen, nickte dann aber, ohne etwas zu sagen.
 

Außerhalb der Bibliothek verabschiedete sich Blaise und verschwand in Richtung Gästeflügel, während Draco und seine Mutter die vier anderen zur Eingangshalle zurückbrachten. Der Weg gestaltete sich zum Glück als recht kurz, da sich beide Malfoy außerordentlich gut auskannten.
 

Draco stieß eine Flügeltüren im Erdgeschoss auf, die direkt in die Halle führte und ging ein paar Schritte, nur um dann wie festgewurzelt stehen zu bleiben, während hinter ihm auch alle anderen in ihren Bewegungen gefroren.
 

Vor ihnen in der Halle stand Lucius Malfoy und er sah alles andere als versöhnlich aus.
 

“Ich wusste es…”, sagte er ruhig und ging ein paar Schritte auf das ungleiche Gespann zu. “Potter und Granger, damit war zu rechnen, aber ihr überrascht mich, mit eurer Dummheit”, sagte er an Amanda und Pansy gewandt, die beide kein Wort sagten.

“Es ist vorbei Vater! Du kannst uns nicht länger einsperren! Ich bin nicht deine Marionette!”, rief Draco. Zum ersten Mal im Leben stemmte er sich gegen die Ketten seines Vaters und es fühlte sich gut und richtig an, während er gleichzeitig Harry mit seinem eigenen Körper abschirmte, falls Lucius einen Angriff versuchen sollte.
 

“Du und deine Mutter, ihr werdet heute Nacht nirgendwo hingehen und Potter geht auf dem ersten Wege zum Dunklen Lord. Und jetzt geh mir aus den Augen, Draco”, Lucius schien sich seiner Sache sicher, er glaubte scheinbar nicht, dass sein Sohn jemals die Kraft haben würde, sich gegen ihn aufzulehnen.
 

“Nein, Vater! Heute spielen wir nach meinen Regeln” erwiderte der jüngere Malfoy und deutete mit dem Zauberstab nun direkt auf seinen Erzeuger.

“Du wagst es mir zu drohen? Du bist nichts ohne mich, Draco! Nichts!”, Wut verzerrte die ebenmäßigen Gesichtszüge.

“Vergiss es, damit kommst du nicht durch! Wir werden gehen, ob du uns freiwillig passieren lässt, oder wir uns an dir vorbei kämpfen müssen! Ich habe genug davon! Genug von dir und deinem gestörten Lord! Geht und verreckt in der Hölle!” Draco machte einen Schritt nach vorn spuckte seinem Vater vor die Süße, ehe wieder zurücktrat und sich neben seine Mutter stellte, die ihm eine Hand auf die Schulter legte.
 

“Diesmal bist zu weitgegangen!”, rief Lucius und richtete seinen Zauberstab auf Draco.
 

Plötzlich ging alles unendlich schnell. Draco hörte den Todesfluch, sah das grüne Licht, hörte seine Mutter ‘Nicht mein Sohn, du Bastard!“, rufen, dann spürte er eine Bewegung und noch bevor er reagieren konnte, stand Nacissa vor ihm und fiel leblos und schlaff in seine Arme, getroffen vom Fluch ihres eigenen Gatten.
 

Blondes Haar bedeckte Draco wie ein Schleier, während er den Körper seiner Mutter an sich drückte und spürte, wie die ersten Tränen seine Wangen hinter rannen. Er starrte geradeaus, ohne etwas zu sehen, ohne etwas zu realisieren, genauso leer, wie nun auch Nacissas Augen sein mussten. Er hatte den letzten Rest Familie verloren.
 

Wie durch Watte hörte er Harrys Stimme und spürte, wie jemand ihn umschlang. Aber all das ging unter in etwas, das sich anfühlte, wie das Kollabieren seines gesamten Welt. Alles schien in tausend Scherben zu zerspringen, während Flüche ihm ihn herum surrten und Nacissa aus seinen Armen gezogen wurde.
 

Er realisierte nicht, was um ihn herum geschah und auch nicht, dass das Kampfgetümmel irgendwann von jetzt auf gleich verschwand.
 

Das Einzige, das seinen Kopf beherrschte war blankes Entsetzen, während sich in seiner Seele ein nie gekannter Schmerz ausbreitete.
 

Kapitel20 Ende
 

Kapitelvoraussicht:

Kapitel21 Azkaban

Kapitel22 Der Anschlag
 

Ich hoffe das konnte euch fürs lange Warten entschädigen... es tut mir leid!

Bis bald

Kyo



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Lin_Uchiha
2010-11-06T23:04:18+00:00 07.11.2010 00:04
oh gott O.O
drama...
mein herz das.. das.. das
ich bin sprachlos |D

du hast dich wieder selbst übertroffen!
aber die arme narzissa... u.u





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