September
Pairing: Fuji x Ryoma (irgendwie, irgendwo, irgendwann)
Warnungen: Keine für diesen Teil ... ich habe versucht jedes Sakuno-Bashing zu vermeiden, aber ich fürchte, man merkt mir trotzdem an, dass ich sie nicht leiden kann. ^^"
Anmerkungen: Als Ryoma "Rauh oder glatt?" fragt, bezieht sich das auf den Buchstaben am Ende des Schlägers. Je nachdem welche Seite oben liegt, bekommt er den Aufschlag oder Fuji. Das ist so ähnlich wie eine Münze zu werfen, um den ersten Aufschlag zu verteilen. ^^
Gastauftritt: Sakuno
***
Im September war das Ganze so blöde und ärgerlich, dass Ryoma nachträglich beschloss, gar nicht weiter darüber nachzudenken.
Dabei fing alles so gut an. Das Wetter war perfekt. Nicht zu heiß und nicht zu kalt. Weit und breit kein Regen in Sicht. Und er hatte Fuji-senpai einen ganzen Nachmittag ganz allein für sich und dazu noch bereit und willig. Okay, halbwegs bereit und willig. Ein Zustand, auf den er immerhin einige Wochen unter beträchtlichen Mühen hingearbeitet hatte … denn bisher hatte sich dieser als erstaunlich resistent und unwillig erwiesen.
‚Saaa Echizen … heute ist es viel zu heiß. Vielleicht nächste Woche?’
‚Es tut mir wirklich sehr leid, aber ich muss dringend nach Hause und meine Kakteen umtopfen.’
‚Laut meiner Schwester ist heute kein guter Tag dafür. Sie hat es in ihren Karten gesehen.’
‚Prinzipiell gerne – aber heute ist die lange Godard-Filmnacht, die würde ich ungern verpassen.’
Ryoma trat auf den Platz und verzog ein wenig säuerlich das Gesicht, als er daran dachte, aus welchen Gründen Fuji ihm den ganzen Sommer über seine heiß ersehnte Revanche verweigert hatte. Zugegeben, es war nicht so, als ob er nicht genug andere Leute hatte, die er noch schlagen wollte …
Andererseits schrumpfte die Anzahl interessanter Gegner in näherer Umgebung auch immer mehr zusammen, wenn er so darüber nachdachte. Nach Sanada und Tezuka gab es nicht mehr viel an Herausforderungen. Und im Gegensatz zu Fujis störrischem, kleinem Bruder sah er Fuji-senpai definitiv nicht als sein höchstes Ziel an. Nur eine weitere Stufe, die dringend überschritten werden musste, damit er sie endlich abhaken konnte.
„Bist du fertig, Senpai?“
Fuji, der grade dabei war, seine Turnschuhe zu schnüren, hob den Kopf und warf ihm unter langen honigbraunen Ponysträhnen ein nachsichtiges Lächeln zu. „Hast du es so eilig damit, mich zu schlagen?“
Ryoma nickte unwillig. Ja, er hatte es eilig. Diese Angelegenheit musste ja nicht ewig hinausgezögert werden.
„Dann muss ich mir Mühe geben, es dir nicht allzu leicht zu machen.“
„Ich hätte dich schon letztes Mal besiegt“, sagte Ryoma. „Mir ist nur der Regen dazwischen gekommen.“
„Ist das so …“ Fuji senkte den Kopf erneut und band in aller Seelenruhe seine Schuhe zu.
Pfft. Natürlich war das so.
Fuji war gar nicht soooo eine Herausforderung … Ryoma hatte immerhin schon ganz andere Spieler besiegt. Es war nur so verdammt unbefriedigend, keinen sauberen Strich unter diese Angelegenheit ziehen zu können.
Heute war der perfekte Tag. Keine Kakteen, keine Tarotkarten und keine Nouvelle Vague (was auch immer das war) würden Ryoma davon abhalten, heute seine Revanche zu bekommen.
Der Tennisplatz war leer, da heute kein Training stattfand, von daher mussten sie auch nicht mit irgendwelchen Unterbrechungen rechnen. Nur er und Fuji-senpai.
„Rauh oder glatt?“ fragte er und drehte seinen Schläger. Das musste alles höchst professionell angegangen werden.
„Glatt“, erwiderte Fuji, während er sich streckte und mit seinem Schläger spielte. Er sah schrecklich entspannt aus und kein bisschen, als ob er direkt der vernichtendsten Niederlage seines Lebens entgegen sehen würde.
Ryoma bekam den Aufschlag. Das war gut, dachte er. Es war nie verkehrt, bei Fuji einen gewissen Vorteil zu haben.
„Geh sanft mit mir um“, schnurrte Fuji belustigt, bevor er sich vom Netz wegdrehte.
Ryoma hielt sich grade noch davon ab, die Augen zu verdrehen. Fuji-senpai nahm wirklich gar nichts ernst.
Er ließ den Ball ein paar Mal auf den grünen Hartboden-Platz federn, ohne aufzusehen und atmete tief durch.
Er war ruhig. Er war gelassen. Er würde definitiv gewinnen.
Vielleicht war sogar ein elegantes 6:4 drin? Alles, um die schmachvolle 4:3-Niederlage auszubügeln. Gut, es war gegen Fuji-senpai … vielleicht lief es auch auf ein elend langes Tie Break hinaus. Falls Senpai sich überhaupt die Mühe machte so lange durchzuhalten …
Ein plötzlicher Gedanke ließ Ryoma innehalten und er blickte auf, um der zierlichen Gestalt auf der gegenüberliegenden Seite des Feldes einen scharfen Blick zuzuwerfen.
„Senpai …“
„Ja, Echizen?“
„Spiel ernsthaft.“
Ein leises Lachen schallte zu ihm herüber und Ryoma presste die Lippen zusammen und zog seine Kappe ein Stück tiefer ins Gesicht.
Es nagte immer noch an ihm - und zwar mehr als er zugeben wollte - dass Fuji bei ihrem ersten Spiel nur halbherzig gespielt hatte. Niemand spielte halbherzig gegen Ryoma! Und Senpai hatte kränkenderweise nicht einmal daran gedacht, mehr als einen seiner Triple Counter hervorzukramen. Was brachte einem schon ein Sieg über Fuji, wenn man dabei nicht alle seiner speziellen Schläge durchbrechen konnte? Was brachte überhaupt ein Sieg über Fuji, wenn man nicht genau wusste, ob der nicht eigentlich noch viel besser hätte spielen können?
„Saaa … ich werde mich bemühen.“ Fuji machte eine elegante Handbewegung. „Ich würde dich niemals langweilen wollen …“
Es ging hier nicht um Langeweile – es ging ums Prinzip.
Aber Ryoma verkniff sich diese Bemerkung und nickte nur. Der Ball federte erneut.
Er spürte die wohlbekannte Ruhe, die sich in seinem Körper ausbreitete, direkt vor dem ersten Schlag. Einatmen. Ausatmen. Die ganze Welt schrumpfte zusammen auf 24 x 8 Meter und einen Haufen Linien, die diese Welt begrenzten. Und auf Fuji-senpai – der am anderen Ende des Feldes stand und ihn abwartend taxierte.
Ryoma warf den Ball in die Luft und …
„Ryoma-kun!“
Überrascht zuckte er zusammen und der Ball knallte ins Netz.
Verärgert wandte er den Blick zur Seite. Wer störte?
Vor ihm stand nicht nur Sakuno, die ihn erstaunt musterte, sondern noch ungefähr zwanzig weitere Mädchen im Tennisdress und mit interessierten Gesichtern, die grade dabei waren, auf dem Platz auszuschwärmen. Gott, und sie trugen alle rosa.
Finster sah er sie an. Was war das denn jetzt? Was wollten die hier? Konnte man nicht einfach mal in Ruhe gegen Fuji-senpai gewinnen?
„Was macht ihr hier? Mittwochs ab fünf gehört der Platz uns“, stellte eine von den älteren Mädchen fest und trat einen Schritt nach vorne. Sie hatte kurze blonde Haare und ein energisches Kinn.
„Wozu?“ fragte Ryoma ungnädig.
„Wonach sieht es denn aus? Wir spielen hier Tennis.“
Ja, aber sie trugen rosa! Wie konnte man ernsthaft Tennis spielen, wenn man rosa Kleidchen trug? Ging das überhaupt?
„Wir waren grade mitten in einem Spiel“, stellte Ryoma nachdrücklich fest. Und das war immerhin nicht irgendein Spiel. Das war das Spiel, das seit zwei Monaten darauf wartete beendet zu werden!
„Macht das bitte ein anderes Mal. Das ist unsere Trainingszeit.“ Das Mädchen, offenbar Kapitän oder Vize oder sonst jemand der irgendwas zu sagen hatte, kniff verärgert die Lippen zusammen, angesichts von Ryomas Respektlosigkeit.
Irgendwie vergaß man aber auch immer so leicht, dass Seigaku noch eine Mädchenmannschaft hatte …
„Ryoma-kun …“ Schüchtern hatte Sakuno sich von der Seite an ihn herangepirscht. Ihr Gesicht glühte und biss sich höchst unvorteilhaft mit ihrem weiß-rosa Kleidchen. Ryoma ignorierte sie geflissentlich, worin er inzwischen ziemlich gut geworden war.
Er war frustriert.
Das durfte doch nicht wahr sein. Fuji war so willig gewesen. Sogar das Wetter war gut!
„Saaa Echizen …“ Gelassen schlenderte Fuji zu ihm herüber. „Wirst du es noch eine Weile aushalten, ohne mich vernichtend geschlagen zu haben?“ Sein Lächeln war vollkommen unberührt und er hatte auf dem Weg seine Sporttasche über eine Schulter geschlungen. „Es sieht so aus, als müssten wir das auf ein anderes Mal vertagen.“
„Hmpf.“ Ryoma nickte und zerrte an dem Schirm seiner Kappe herum. Ja, das konnte er auch sehen. Sich gegen zwanzig Amazonen in rosa durchzusetzen war kein sehr Erfolg versprechendes Unterfangen. In Sekundenschnelle versuchte er zu überschlagen, ob es heute noch irgendwelche andere Möglichkeiten gab … Straßentennisplatz? Zu voll … Bei sich zu Hause? Sein Vater würde nur stören …
Ach, verdammt.
„Fuji-senpai …“ piepste Sakuno verunsichert und rang ein wenig panisch die Hände. Senpais schüchterten sie ein. Fast noch mehr als Ryoma-kun sie einschüchterte.
„Sakuno-chan“, Fuji nickte ihr höflich zu. „Es tut uns leid, wenn wir euch aufgehalten haben. Ihr wollt jetzt sicher mit dem Training anfangen.“
Ihr Gesicht lief dunkelrot an und sie nickte hastig, war aber scheinbar nicht willens, sich von Ryomas Seite loszueisen, dem sie nervös flackernde Blicke zuwarf.
Ryoma tat eigentlich gar nichts leid. Er wollte das verdammte Spiel und er wollte es jetzt.
„Mitten drin unterbrochen zu werden, ist wirklich frustrierend“, stellte Fuji nachdenklich fest, und sekundenlang befürchtete Ryoma, seine Gedanken laut ausgesprochen zu haben. „Wir sind ja noch nicht mal ins Schwitzen geraten …“
„Senpai …?“ Ryoma warf ihm einen schiefen Blick zu.
„Ah, entschuldige Echizen.“ Er legte den Kopf schief und lächelte unschuldig. „Ich wollte dich nicht so unbefriedigt zurücklassen.“
Unschuldig. Hah!
„Vielleicht ist Sakuno-chan dir ja dabei behilflich, wenn ich es heute schon nicht sein kann …?“ fuhr er gnadenlos fort.
„Fuji-senpai…!“ quietschte Sakuno verschreckt.
„Danke, nein“, erwiderte Ryoma.
Irgendwie konnte er sich des dumpfen Gefühls nicht erwehren, dass er Fuji vorhin vielleicht doch ein ganz kleines bisschen verärgert hatte, als er ihn nach der Schule wie ein Paket auf den Platz geschleift und ihm einen Schläger in die Hand gedrückt hatte. Mehr oder weniger wortwörtlich. Und nein, er hatte gewiss nicht vor, gegen Sakuno zu spielen.
„Ryuzaki! Zehn Runden!“ ertönte es plötzlich nachdrücklich von der Seite. „Hier wieder nicht gefaulenzt.“
Sakuno zuckte zusammen und nickte hastig, bevor sie verschwand. Ryoma und Fuji wechselten mit erhobenen Augenbrauen einen identischen Blick. Irgendwie erinnerte die blonde Kneifzange an jemand ganz bestimmten …
„Hey ihr zwei! Falls ihr nicht mittrainieren wollt, verlasst bitte das Spielfeld. Ihr stört das Training.“
Yep. Die erinnerte ganz definitiv an jemand …
Ryoma war empört. Mehr als empört. Man hatte ihn schon oft genug in seinem Leben auf einen Tennisplatz gescheucht … aber man hatte ihn noch nie von einem Platz verwiesen!
„Lass uns gehen, Echizen“, sagte Fuji und berührte ihn an der Schulter. „Wir sollten die Damen nicht länger von ihrem Training abhalten - sonst lässt ihr buchou uns auch noch Runden laufen.“ Aus unverständlichen Gründen schien er diesen Gedanken unglaublich erheiternd zu finden. Aber Fuji-senpai hatte schon immer einen seltsamen Humor gehabt.
Ryoma nickte unwillig und folgte ihm.
„Wann hast du Zeit, senpai?“ fragte er, während er seinen Schläger in der Tasche verstaute. „Morgen?“
Fuji tat, als habe er die Frage nicht gehört. „Saaa … schon so spät“, stellte er nach einem beiläufigen Blick auf die Uhr am Schulgebäude fest. „Ich könnte etwas zu Essen zu vertragen. Hast du Lust?“
Ryoma zuckte mit den Schultern. „Senpai lädt mich ein?“ fragte er vorsichtshalber nach. Es war zwar nicht so gut wie das ersehnte Spiel, aber kostenloses Essen war immer toll … und Senpais waren immerhin dafür verantwortlich, dass ihre Kouhais immer satt wurden.
Fuji warf ihm über seine Schulter hinweg ein zauberhaftes und ganz und gar undurchschaubares Lächeln zu.
„Natürlich“, erwiderte er sanft und seine Augen waren sehr, sehr blau. „Wer weiß, ob du noch die Zeit hast, dich mit mir abzugeben, wenn du mich erst einmal besiegt hast …“
Ryoma starrte ihm nach, sekundenlang sprachlos und überrascht, bevor er ihm folgte.
Was sollte das denn jetzt heißen …?
^Fortsetzung folgt^
Feedback? Immer her damit. ^^