Ehegespräche
Nach der Aufregung haben sich eigentlich alle eine Atempause verdient.
19. Ehegespräche
Shiro waren die beiden Dimensionsportale nicht entgangen, mit denen sowohl Sesshoumaru und Inuyasha als auch Akamaru und Myu erschienen waren und sie beeilte sich, in den Hof zu kommen.
Kagome bemerkte sie und rannte hinterher. „Inuyasha! Alles in Ordnung?“ Sie umhalste ihn.
„Ja, klar doch.“ Der Hanyou erwiderte die Umarmung: „Aber der Mistkerl ist getürmt. Immerhin haben wir die Elementgeister. Myu hat sie, “ ergänzte er ehrlich.
„Myu?“ Shiro sah kurz zu ihrem Gefährten, dann zu der Katzenyoukai: „Yuri wird gesund.“ Sie war sicher, dass das die angeheiratete Cousine am meisten interessieren würde.
„Danke!“ Die hastete schon los.
Shiro drehte sich wieder zu Sesshoumaru. Aber ihr Zwillingsbruder lieferte stattdessen die Aufklärung: „Tsuko hatte zwei Elementgeister in sich aufgenommen, die ich wecken konnte. Und Myu hat drei andere beschwören können. Sie ist schon etwas Besonderes. Tsuko ist daraufhin verschwunden, wir wissen nicht, wie und wohin. Aber die Geister gehorchen nun Myu. Wir können sie bei den Bannkreisen einsetzen.“
„Diese sind dann unzerstörbar.“
„Ja, nee-chan. Das sollte so sein.“ Der Hausherr sah seitwärts: „Ruhen wir uns aus, ehe wir uns besprechen, Taishou?“
Sesshoumaru nickte leicht. Auch er wollte mit seiner Gefährtin in Ruhe sprechen, nach seinen Welpen sehen.
Myu hatte zweimal fragen müssen, ehe sie das Gästezimmer fand, in dem Yuri untergebracht worden war. Ein wenig vorsichtig ging sie hinein. Ob er schon wach war? Er lag auf einer Matte, bis zum Bauch zugedeckt. Um seine Brust befand sich ein weißer Verband. Erleichtert sah sie, dass er den Kopf zur Tür drehte: „Yuri-sama!“ Sie rannte hin, fiel neben ihm auf die Knie: „Ich habe mir solche Sorgen gemacht!“ Sie umarmte ihn vorsichtig.
Er schob sie behutsam zurück: „Ich bin in Ordnung, Myu-chan. Aber dir ist auch nichts passiert?“
„Nein. Ich habe es sogar geschafft, Elementgeister zu beschwören. Ich habe sie mitgebracht.“
„Bitte?“ Dem Hundeprinzen war nicht sonderlich wohl bei dieser Vorstellung.
„Sie sind nett. Sie sollen uns bei den Bannkreisen helfen. Weißt du, sie sagten, sie brauchen eine Aufgabe.“
„Ich glaube, du solltest mir das Ganze erzählen.“ Yuri hatte das Gefühl, etwas Wichtiges verpasst zu haben.
„Gern. Ich habe zwei Geister beschworen, die ich vorher zerstört hatte. Akamaru-sama sagte, das solle ich tun, das würde ich können. Und dann hab ich noch einen einfach so beschwören können, das Holz. Dann kamen die anderen beiden frei von dem Drachen. Die gehorchen mir auch. Das sei sehr gut, hat Akamaru-sama gesagt, das habe noch niemand geschafft, nicht einmal ein Drache.“
„Vielleicht solltest du am Anfang anfangen, Myu-chan. Ich weiß einiges nicht.“
„Oh, natürlich. Entschuldige, Yuri-sama. Shiro-sama und Prinzessin Kagome sollten dich nach Hause bringen. Und ich ging mit dem Taishou, Inuyasha-sama und Akamaru-sama .Wir kamen in ein Tal, dort fanden wir ein Arbeitszimmer von diesem Schamanen. Akamaru-sama blieb da und wir drei, also der Taishou, Inuyasha-sama und ich gingen durch ein Dimensionsportal…“
Akamaru traf auf dem Weg in den Frauentrakt den Obersten seiner Heiler. Dieser verneigte sich tief vor ihm: „Oyakata-sama…“
„Was ist?“
„Dürfte ich Euch einen Moment sprechen?“
Das klang irgendwie nicht gut, beschloss der Hundefürst. Immerhin kam der Heiler gerade aus Miyakis Räumen. War etwas mit ihr oder mit Katsumaru? Miyaki war nicht erschienen, ihn zu begrüßen, obwohl sie doch bestimmt bemerkt hatte, dass sie zurück waren. „Komm in mein Zimmer.“
Dort ließ sich der Schlossherr nieder, während sich der Heiler höflich hinkniete, zu Boden blickte.
„Ich höre.“
„Ich….wie Ihr wünschtet, habe ich die Fürstin gründlich untersucht. Sie hat sich soweit von der Entführung und der Geburt des Prinzen erholt.“ Der Heiler überlegte, wie er das nun Folgende sagen sollte: „Aber der Fluch, dem Miyaki-sama ausgesetzt war, war sehr stark und hat sie schwer verletzt.“
„Dessen bin ich mir bewusst. Darum solltest du sie ja untersuchen.“
„Miyaki-sama…Ich bitte Euch, Herr, das nicht misszuverstehen…die Fürstin ist reizend und ich…“
„Rede endlich!“ Unwillkürlich spannte Akamaru seine Hand an.
„Sie ist keine sehr starke Youkai. Jemand mit Euren Kräften oder denen von Shiro-sama wäre gewiss besser mit diesem Fluch klargekommen, hätte sich regenerieren können. So aber ist ein Schaden geblieben. Die Fürstin wird keine Kinder mehr bekommen können.“ Der Heiler wartete auf die Reaktion des Herrn, in der Hoffnung, dass er für nichts bestraft werden würde, für das er nichts könnte. Überdies könnte sich der Fürst ja jede Menge Nebenfrauen nehmen.
„Hast du es der Fürstin gesagt?“ Akamaru klang kalt.
„Ja, Oyakata-sama. Ich dachte, es sei ihr Recht…“ Der Heiler brach unter dem eisigen Blick lieber ab.
„Das Denken überlass mir.“ Seine arme Miyaki. Er konnte sich vorstellen, dass sie einen Schock bekommen hatte. Hoffentlich hatte sie nicht angenommen, er wolle sie verstoßen oder so etwas. „Wie hat es die Fürstin aufgenommen?“
„Sehr gefasst. – Shiro-sama war bei ihr.“
Akamaru atmete etwas auf. Shiro würde Miyaki doch hoffentlich beruhigt haben. Obwohl - seine Schwester war zur Begrüßung gekommen, seine Gefährtin nicht. Er stand auf: „Verschwinde.“ In jedem Fall müsste er nach ihr sehen.
Miyaki saß in ihrem Zimmer, ihr Kind im Arm. Sie hatte, nachdem der Heiler den Raum verlassen hatte, kaum aussprechen können, was sie dachte: „Er wird mich verstoßen.“
„Nein.“ Shiro konnte sich ausmalen, wie sie sich selbst bei einer solchen Nachricht gefühlt hätte: „Er ist Akamaru. - Überdies: du bist die Mutter des Erstgeborenen, des Erben. Das kann dir niemand streitig machen.“
Niemand, nein. Aber andere Frauen würden in den Frauentrakt einziehen, andere Kinder würden zur Welt kommen. Und sie würde einsam sein. Sicher, als Mutter des Erben standen ihr gewisse Rechte zu, als Gefährtin des Fürsten ebenso, aber was nützte das alles, wenn Akamaru-sama sie nicht mehr beachten würde, nichts mehr von ihr wissen wollte. Sie hatte ihn nicht begrüßen können, nicht vor den Augen der gesamten Familie ihre Unfähigkeit ausbreiten können.
„So habe ich mir das vorgestellt.“
Sie schrak zusammen, verneigte sich höflich vor ihrem Gefährten: „Akamaru-sama…ich…“
„Der Heiler hat es mir gesagt.“ Er ließ sich an ihrer Seite nieder: „Das war gewiss ein Schrecken für dich.“ Er betrachtete seinen Welpen, der in Menschenform schon dunkle Haare und braune Augen zeigte: „Hat Shiro dich nicht beruhigen können?“
„Sie…sie war sehr nett“, gab Miyaki zu: „Sie meinte, du wirst mich nicht ….wegschicken.“
„Natürlich nicht.“ Unwillkürlich legte er den Arm um sie, drückte sie an sich: „Du solltest ein wenig Vertrauen zu mir haben, Miyaki-ko.“
„Verzeih, ich…ich wollte dich nicht beleidigen. Bitte, was hast du nun vor?“ Der Arm um sie gab ihr Hoffnung, aber ihre Angst war noch immer zu groß.
„Wir werden uns besprechen. Tsuko ist entkommen, aber wir haben nun die fünf Elementgeister auf unserer Seite. Besser, Myu hat sie, denn offenbar betrachten sie sie als Herrin. - Aber das meintest du nicht, oder? Was ich mit dir vorhabe? Du bist meine Fürstin und die Mutter meines Erben.“
„Danke“, sagte sie unwillkürlich. Das hatte sie nicht unbedingt gemeint. Aber immerhin blieben ihr ihr Rang - und ihr Sohn. Sie war sich bewusst, dass er ihr Katsumaru jederzeit wegnehmen konnte, ihn selbst erziehen konnte.
Akamaru drehte ihr Gesicht zu sich: „Hör auf, so verzagt drein zu sehen, Miyaki. Es wird sich nichts ändern. Gar nichts.“
„Aber du wirst doch andere Kinder…“ Sie konnte nicht weiterreden.
Er küsste sie sanft: „Yuri hat Myu zu seiner Gefährtin gemacht, obwohl ihm klar war, dass er nie Kinder von ihr haben wird. Und ich habe einen Erben, von dir.“ Er gab sie frei, sah auf den kleinen Katsumaru: „Ich mag ihn, nicht zuletzt, weil er dein Sohn ist. Kinder einer anderen Mutter würden von mir gewiss nicht die gleiche Beachtung erfahren. Und das wäre ungerecht diesen Kindern gegenüber. - Jetzt komm mit in mein Arbeitszimmer. Soweit ich weiß, wird Yuri aufstehen und ebenfalls an der Besprechung teilnehmen.“ Er erhob sich.
Erleichtert stand die junge Fürstin auf: „Wie kam Myu denn an Elementargeister?“
„Gute Frage. Zwei hätte ich mir gedacht, weil sie sie auch zuvor zerstört hatte. Wie sie dann an Holz kam, ist mir ein Rätsel. Und warum die anderen beiden sie anerkennen, obwohl Tsuko sie beschworen hatte...“ Akamaru zuckte ein wenig die Schultern: „Elementmagie ist nicht gerade mein Spezialgebiet. Drachen interessieren sich dafür viel mehr als Youkai. Vielleicht kann es uns Hayao erklären, der Oberste Drachenschamane.“
Vor der Tür wartete Hagane, der Anführer der Wachen. Da er Miyakis Entführung nicht verhindert hatte, hatte ihm Akamaru aufgetragen, sich von nun an um Katsumaru zu kümmern, ihn zu begleiten, zu beschützen und auszubilden. Hagane war sich im Klaren darüber, dass dem Erben des Fürsten nicht die geringste Kleinigkeit zustoßen durfte. Er verneigte sich vor dem Fürstenpaar, nahm Miyaki den Kleinen ab.
„Beabsichtigst du, Tsuko zu jagen?“ erkundigte sich Shiro. Sie hielt Seiko und Arashi auf dem Schoß, beide in der Hundegestalt.
„Nein. Das lohnt sich nicht.“ Sesshoumaru stellte fest, dass es ein seltsam angenehmes Gefühl war, die Gefährtin, die Welpen so vor sich zu sehen. Dafür lohnte es sich in der Tat zu kämpfen. „Ob sich mein verehrter Vater über diesen Gedankengang amüsieren würde?“ dachte er gleichzeitig.
„Er könnte erneut Elementargeister beschwören, angreifen.“ Unwillkürlich blickte sie auf die beiden Kleinen.
„Nein. Alle fünf Elemente wurden bereits beschworen, sind personifiziert.“
„Du hast Recht. Verzeih. Daran hatte ich nicht gedacht.“ Sie hatte sich für Elementmagie nie sonderlich interessiert. Nun, für die meisten magischen Formen nicht. Aber ihr Vater, ihre Lehrer waren streng gewesen und so hatte sie es eben doch gelernt, vieles aber in der Zwischenzeit vergessen. „Dann ist er ein starker Drache, der sich bei den Drachen jedoch nicht mehr sehen lassen kann. Sora und Hayao würden ihn ausliefern. Und allein kann er nicht allzu viel ausrichten. Wir müssen uns dennoch vorsehen.“
Sesshoumaru sparte sich die Antwort. Das war nur logisch.
Kagome betrachtete Inuyasha: „Wenn dieser Drachenschamane jetzt weg ist…besteht dann noch Gefahr?“
„Ich weiß nicht. Aber da wir ja alle zu einer dieser berühmten Familienbesprechungen kommen sollen, werden wir es da hören.“
„Wenn nichts mehr los ist…Ich habe meine Prüfungen ja nun hinter mir, muss nur noch auf das Ergebnis warten. Vielleicht noch in die mündliche…Danach könnten wir doch eine richtige Verlobung feiern.“
„Verlobung?“
„Ja, so einen großen Empfang.“ Sie schloss kurz die Augen: „Wo sich die beiden Familien treffen, sich vorstellen, Geschenke austauschen und so.“
„Kagome…“
Sie funkelte ihn an: „Du hast mir eine richtige Hochzeit versprochen!“
„Ja, schon. Natürlich. Aber…na ja. Erstens leben unsere Familien fünfhundert Jahre auseinander. Niemand außer uns kann durch den Brunnen.“
„Shiro sagte, das geht. Sie sind ja alle nicht so alt, in fünfhundert Jahren. Wir machen das doch in meiner Zeit. Wir müssen sie eben dann da einladen. Sie meinte, das ginge dann schon.“
„Und zweitens. Wir können keine Verlobung feiern. Nach dem Hundeyoukai- Recht sind wir doch sowieso schon verheiratet.“
„Du hast es mir versprochen!“
„Eine Hochzeit, ja.“
„Wovor willst du dich drücken? Oder was ist los?“ Bekam er jetzt etwa kalte Füße und wollte sie sitzen lassen?
„Ich will mich nicht drücken. Aber ...oder besser: wie läuft denn die Hochzeit in deiner Zeit ab? Ich meine, von den Vorbereitungen her? Sesshoumaru hat mich schon gefragt, was deine Familie eigentlich als Brautpreis verlangt hat.“ Er hatte ihn ersetzen wollen, eine großzügige Geste, die den jüngeren Halbbruder fast sprachlos gemacht hatte.
„Brautpreis? Hält er mich für eine Kuh...“ Sie brach ab. Natürlich. Brautpreis. Für Shiro war bezahlt worden, für die kleine Seiko, für Miyaki. Das war hier wohl so üblich. „Das…man tauscht Geschenke aus. Man kauft keine Braut.“
Inuyasha seufzte: „Mal sehen, ob ich ihm das erklären kann, ohne dass er beleidigt ist.“
„Wieso sollte er beleidigt sein?“
„Kein Brautpreis bedeutet, dass die Familie der Braut froh ist, sie loszuwerden. Er könnte auf die Idee kommen, sich an deiner Familie rächen zu wollen.“
„Oh!“ Kagome stellte sich das ungern vor: „Dann rede ich mit Shiro, sie wird das sicher eher verstehen.“ Und sie würde doch wohl ihren Gefährten zurückhalten können.
Das wagte Inuyasha zu bezweifeln.
„Naja….“ Sie dachte nach: „Also, keine Verlobung, weil es sonst Mord und Totschlag gibt? Aber die Hochzeit findet statt! Ich will ein weißes Kleid. Und einen Schleier.“
„Einen weißen Kimono, dachte ich. Wie heißt das? Shiromuko?“
„In meiner Zeit kann man auch ein weißes Kleid anziehen, wie in Amerika oder so.“ Sie zögerte. „Oder wäre das auch schon wieder in den Augen deiner komplizierten Familie falsch?“ Sie wollte ihn ja nicht gerade in einen Krieg treiben.
„Vielleicht. Das weiß ich nicht. Und dann?“
„Dann könnte mein Opa die Zeremonie machen, in unserem Schrein. Da fällt dann auch deine...deine Familie nicht so auf. – Wer würde denn da alles kommen?“
„Du meinst, wen wir einladen müssen?“
„Ja, Sesshoumaru und Shiro, klar. Akamaru und Miyaki? Und Yuri und Myu. Oder?“
„Ja, schon. Sango und Miroku geht nicht.“
„Leider. – Hat Sango schon das Baby?“
„Ich war letzte Woche bei ihnen, da noch nicht. Und jetzt war ich beschäftigt.“
„Schon klar. Dann gehen wir sie besuchen, wenn die Besprechung hier erledigt ist. Wen könnten wir noch einladen? Kouga?“
„Keh!“ Inuyashas Meinung zu diesem Thema war klar,
„Schon gut“, entgegnete Kagome. Das würde sie einstweilen nicht mehr erwähnen, aber aufgeschoben war nicht aufgehoben. „Shippou.“
„Die kleine Nervensäge? Der ist bei Kaede doch gut abgestellt.“
„Er ist in fünfhundert Jahren doch auch viel älter.“
„Ja, meinetwegen.“ Er hatte das Funkeln bemerkt: „Schon gut.“ Und so schlimm war Shippou auch nicht.
Kagome überlegte: „Müssen wir auch Sora einladen? Immerhin ist sie doch auch mit Sesshoumaru verheiratet, oder? Du liebe Güte, das wird kompliziert. Jetzt verstehe ich, warum manche Leute einen Hochzeitsplaner haben. Aber der würde bei uns ja durchdrehen, mit Youkai und so und verschiedenen Zeitebenen.“
„Sora? Könnte sein. Ich werde den Haushofmeister fragen. Der Typ sollte so etwas wissen.“ Einen Vorteil bot das Dasein als Prinz.
„Gute Idee. Das mach mal.“ Er wollte also schon sie auch in ihrer Zeit heiraten, das beruhigte sie. Sie hatte schon ein wenig daran zu zweifeln gewagt. Aber eine Hundeyoukai-Hochzeit war eben nicht romantisch oder prunkvoll. Nun ja…romantisch schon. Aber sie wollte doch einmal im weißen Kleid, wie eine Prinzessin aussehen. Obwohl, eine Prinzessin war sie hier ja schon. Zumindest sprachen die Youkai sie so an. Sie bemerkte, das er den Kopf leicht drehte: „Was ist?“
„Sie gehen alle ins Arbeitszimmer.“
„Dann müssen wir auch?“ Sie stand schon auf: „Mal hören, was jetzt schon wieder ist. Ehrlich, ich wusste ja, dann man nicht nur einen Mann heiratet, sondern auch seine Familie. Aber deine ist wirklich anstrengend.“ Aber sie lächelte. Denn im Verhältnis zu den Bedingungen, die noch vor sechs Jahren gewesen waren, war die Eintracht wirklich erholsam zu nennen.
Myu betrachtete besorgt, wie mühsam sich Yuri anzog, aber sie schwieg. Sie wollte ihn nicht beleidigen. Und sie wusste inzwischen nur zu gut, welchen Stolz, welches Ehrgefühl Hundeyoukai besaßen. Er ließ Rüstung und Schwert liegen. Das schwere Metall hätte ihn noch zu sehr geschmerzt.
„Wir können gehen, Myu-chan.“
„Gut. – Was ich noch fragen wollt, Yuri-sama, kannst du Elementmagie?“
„Nein. In unserer Ausbildung haben wir davon gehört, aber das war auch alles. Youkai beherrschen so etwas nicht. Gewöhnlich nicht. Aber du bist eben eine ungewöhnliche kleine Katze.“
„Ich weiß.“ Das klang allerdings eher bedrückt.
Unwillkürlich legte er den Arm um sie: „Sonst wärst du auch nicht bei mir, nicht wahr? Komm, gehen wir. Ich möchte wirklich wissen, was wir jetzt mit Tsuko oder den Elementgeistern anfangen sollen. Im Zweifel hat Akamaru wieder einen Plan.“
Myu lächelte ihn dankbar an. Ja, das stimmte. Wäre sie eine gewöhnliche Katzenyoukai, wäre sie nie zu ihm gekommen. Und das wäre wirklich schade gewesen. Sie liebte ihn so sehr. „Ja, gehen wir.“
Als sie das Arbeitszimmer des Fürsten der südlichen Länder erreicht hatten, wartete bereits die restliche Familie auf sie. Yuri ließ sich noch ein wenig mühsam nieder. Sein Youki hatte sich zwar schon deutlich regeneriert, aber die Wundheilung dauerte. Die Magie, die der Elementgeist des Wassers verwendet hatte, machte ihm zu schaffen. Schon aus diesem Grund wusste er nicht, ob er froh darüber sein sollte oder eher besorgt, dass seine Gefährtin offenbar fünf neue Diener bekommen hatte. Wie er Myu kannte, würde sie ihn demnächst bitten, irgendwelche Hütten auf seinem Grund für Elementgeister zu bauen, damit die ein Zuhause hätten. Und er konnte ihr so schlecht etwas abschlagen.
Sesshoumaru saß auf dem Platz des Hausherrn, den ihn Akamaru höflich abgetreten hatte. Immerhin war er der Inu no Taishou, der Herr der Hundeyoukai, aber auch der Gebieter eigentlich aller Youkai, auf dem Weg über Sora auch der Herrscher über die Drachen. In der Mitte der Runde lag eine Landkarte, die das gesamte Land und die Inseln zeigte, die Japan hatte. Auch die Inseln von Le-chan-po waren nun eingezeichnet worden.
„Kagome.“
Diese sah auf: „Ja?“ Irgendetwas in seinem Blick ließ sie ergänzen: „Taishou?“ Sesshoumaru-sama hätte sie nie über die Lippen gebracht.
„Kannst du die Form auf diese Karte zeichnen, die Länder, die in deiner Epoche Japan ausmachen?“
„Ich...ich denke.“ Sie hätte in Erdkunde besser aufpassen sollen. Aber sie nahm die Feder, die ihr Inuyasha reichte und betrachtete die Karte. Erstaunt blickte sie auf: „Das...das ist doch nicht Japan?“
„Das ist Japan“, erklärte Akamaru: „So, wie es heute ist. Mit unseren Bereichen. Da du so erstaunt bist, will mir scheinen, dass da einige Gebiete fehlen, nicht wahr?“
„Ja, schon. Also…hier, im Osten ist doch Meer….“ Sie deutete es an: „Und hier…östlich der Inseln von Ryukyu…da ist auch Meer und sonst nichts, na ja, einige Inseln. Insgesamt ist das Meer zwischen Japan und Korea viel größer. Ungefähr bis hierher. Die Inseln von Le-chan-po kennen wir...kennen die Menschen in meiner Zeit ja sowieso nicht mehr, weil sie unter den Bannkreisen liegen.“ Sie erstarrte: „Moment mal.“
„Du hast es erfasst.“ Sesshoumaru nickte leicht.
Akamaru musterte noch mal die Karte: „Also sind in deiner Epoche das Mido-Gebirge, mein Fürstentum und die westlichen Länder aus dem Blick der Menschen verschwunden. Folglich haben wir in deiner Epoche schon die Bannkreise errichtet und gesichert.“
„Aber das bedeutet ja, dass Japan nur noch ein Restbestand ist!“ Sie starrte auf die Karte: „Ihr...ihr wollt den Menschen nur ein Drittel des Landes lassen?“
„Nun, den Menschen außerhalb unserer Bereiche. Die bei uns leben können natürlich hier bleiben. Dafür sind alle Menschen vor Youkai-Angriffen geschützt.“
Das mochte stimmen. Und es würde erklären, warum in ihrer Zeit keine Dämonen durch Tokio liefen. Aber ganz wohl war ihr nicht bei dem Gedanken: „Wie sollen diese Bannkreise denn aussehen? So wie die von Le-chan-po? Aber der technische Fortschritt wird das auffliegen lassen. Was wollt ihr gegen Satelliten machen?“
„Was ist das?“ fragte der Herr der Hunde prompt.
„Äh…“ Gut. Wie erklärte man das einem mittelalterlichen Fürsten, noch dazu einem Youkai?
„Menschliche Technik ist sinnlos“, sagte Akamaru. Und da alle zu ihm blickten: „Menschen sind Izanagis Geschöpfe. Sie können nur Dinge erschaffen, die in ihnen liegen. Die existieren. Und das sind nun einmal die fünf Elemente. Legen wir die Bannkreise mit der Magie von Youkai und Drachen an und aller fünf Elemente, lassen sie durch die Elementgeister abschirmen – welche menschliche Technik soll durch das Gleichgewicht der Elemente kommen, selbst wenn unsere Magie sich eines Tages als zu einseitig erweisen sollte.“
„Du wirst es schon wissen.“ Kagome betrachtete noch einmal die Karte. Außerdem war es wohl schon so geschehen, lange, bevor sie geboren wurde. Dieses Zeitreisen brachte einen ganz durcheinander.
„Vielleicht sollten wir noch Hayao-sama fragen?“ erkundigte sich Myu. Und da die Familie sie ansah: „Er ist doch der Oberste Drachenschamane. Und wenn jemand Elemente kennt, dann er.“
„Gut.“ Sesshoumaru nickte: „Ich werde ihn rufen lassen. Überdies ist es besser, wenn auch die Magie der Drachen mit in den Bannkreisen steckt. Ihr könnt gehen.“
*****************************************************************
Da planen einige Leute bis weit in die Zukunft. Aber ob das alles so klappt? Im nächsten Kapitel gibt es Neuigkeiten von ganz verschiedenen Drachen, allerdings auch Neuigkeiten für diese.
Wer so nett ist, mir einen Kommentar zu schreiben, dem schicke ich, wie gewohnt, eine ENS, wenn ich sehe, dass das neue Kapitel freigeschaltet wurde.
bye
hotep