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Desperate Love

Yohji x Ran
von

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~Teil 06~
 

Verwundert trafen sich ihre beiden Blicke. Sah er da wirklich richtig? Es sah so aus, als würde

der Playboy weinen... oder bildete er sich das nur ein und es war nur das Rest Duschwasser des

anderen? Aber warum sollte der andere denn Weinen? Was war nur los?
 

"Yohji?" Etwas erstickt ertönte die einfache Frage des Namens vom anderen. Ran wollte

nicht, das es dem anderen schlecht ging, denn es reichte ja schon, wenn es ihm selber schlecht ging.

Hatte er vielleicht etwas falsch gemacht? Hätte er wirklich niemals darauf eingehen sollen? Auf

einmal war es, als würde man ihm die Kehle zuschnüren. So hatte er den anderen noch nie

gesehen und so hatte er den anderen auch nie sehen wollen.
 

Ohne eine Antwort abzuwarten drehte er sich um und ging langsam die Treppen runter. Vielleicht

sollte er einfach weggehen. Nicht für immer, aber wenigstens für eine Weile. Aber...

konnte er denn einfach so davon laufen? Er schüttelte den Kopf und blieb am unteren

Treppenansatz stehen. Nein... er durfte nicht davon rennen wie ein kleines Kind. Es war doch egal,

wie es ihm selber ging, Hauptsache es würde dem anderen gut gehen. Wenn Yohji sagen würde,

er solle gehen, dann würde er gehen und wenn er sagte, er solle bleiben, dann würde er

bleiben. Doch... was tat er, wenn Yohji ihm gar nichts sagte und einfach nur Still war? Langsam

bekam der Rothaarige doch etwas Angst und drehte sich unsicher auf dem Treppenabsatz um.
 

Yohjis Maske, die er jahrelang getragen hatte, bröckelte nun. Und das ausgerechnet jetzt vor

dem Roten. Warum musste er auch dann an seine Partnerin denken, wenn er so schon genug um die Ohren

hatte?

Und was dachte jetzt Aya von Yohji? Würde er es jetzt den anderen auf die Nase binden? Toll,

dann konnte er gleich abhauen! Diese löchernden Fragen und mitleidigen Blicke wollte und konnte

Yohji einfach nicht ertragen, sonst hätte er ja auch gleich alles erzählen können.

Nein, wahrlich, DAS wollte Yohji nicht. Niemand sollte wissen, was mit ihm los war. Absolut niemand.

Es ging auch keinem etwas an! Sollten sie sich alle raus halten.

Aber mal langsam. Noch wusste sicherlich noch nicht mal Aya, was genau los war. Und damit das so

blieb, sollte Yohji schleunigst hinter her.
 

Also ließ er die Sachen wo sie waren und lief mit seinem Handtuch um die Hüfte Aya

hinterher. Als er sah, dass sich dieser auf der Treppe noch mal umgedreht hatte, blieb er wieder

stehen und sah zu ihm. Unsicherer als zuvor und bei weitem ratloser.

So stand er nun da, die Hand am Geländer, die andere am Handtuch, damit sich das nicht auch

noch so verflüchtigte wie seine Sprache es gerade tat.

„… Aya… ich“

Hilflos schaute er zum Roten. Er erwartete keine, doch hatte er auch nichts gegen eine solche

einzuwenden. Es war erschreckend für ihn selbst gewesen, wie verzweifelt seine Stimme geklungen

hatte. Wie war das noch, dass er kein Mitleid wollte? Warum machte er denn gerade so eine

bemitleidenswerte Figur?
 

Etwas unsicher glitt sein Blick zu dem Playboy, welcher ihn gerade angesprochen hatte und dabei so

verdammt unsicher klang. Irgendetwas durfte da doch nicht stimmen und Ran hätte gerne gewusst,

was es denn war. "Möchtest du... reden", bot er dem anderen auch gleich ehrlich an.

Er wusste nicht, was ihn nun erwartete, doch konnte er den anderen doch nicht einfach so hier rum

stehen lassen und ihn ignorieren. Es war doch völlig egal, wie schlecht er sich selber

fühlte... Hauptsache dem anderen ging es gut.
 

Den Gedanken festhaltend stieg er langsam die Treppe rauf, bis er Yohji genau gegenüber stand

und wartete eine Antwort ab. Hoffentlich würde der andere mit ihm reden wollen und würde

ihn nun nicht einfach abweisen. Ran wusste nicht, wie er selber auf eine Abweisung des anderen

reagieren würde...
 

Wollte er reden? Oder sollte er reden? Selbst wenn, Yohji wusste ja doch nicht, was er sagen sollte. Und dann würde auch das eintreten, was er auf keinen Fall wollte.

Doch so wie Aya jetzt vor ihm stand und auf eine Antwort wartete, kam in Yohji immer stärker der Drang auf, wirklich mal zu sagen was los war. Einfach mal irgendeinem von diesen Bildern zu erzählen, von seinem Grund, weshalb er hier bei Weiß war. Doch gleichzeitig drängte sich auch die Frage auf, ob Aya wirklich der Richtige dafür war. Irgendwie… wollte der braunhaarige das schon gerne glauben. Trotzdem… er konnte das nicht sagen.
 

Ohne etwas zu sagen, beugte sich Yohji nach vorn und bettete sein Gesicht auf Rans Schulter. Yohji wusste auch nicht warum, aber er wollte es einfach und ohne groß zu überlegen tat Yohji es schließlich. Nicht immer musste man alles durchdenken, manchmal sollte man auch einfach was tun. Und wenn es nur so was Kleines war.

„… tut mir leid…“, nuschelte er dann. Und es stimmte. Schließlich war er an dem Ärger, den Aya vielleicht jetzt hatte, mit Schuld.
 

"Schon gut...", flüsterte Aya und legte seine Arme um den Playboy, welcher nun so auf einmal einen total hilflosen Eindruck auf ihn machte. Langsam stieg er mit ihm die Treppen rauf und steuerte sein eigenes Zimmer an. Es war wohl besser, wenn der andere sich nun etwas ausruhen würde. Vielleicht konnte Ran ihm doch helfen und ihm wenigstens zuhören, denn offenbar hatte Yohji wohl ein Problem, über das er noch nie mit ihnen gesprochen hatte. Doch der Rothaarige würde den anderen zu nichts zwingen und einfach abwarten, ob er nicht selber von sich aus anfangen würde mit dem Erzählen.
 

Behutsam wurde der ältere auf das Bett dirigiert und dort erst einmal abgesetzt. "Du... kannst reden wenn du möchtest... Oder du kannst einfach nur hier bleiben und dich ausruhen. Hier kommt niemand in mein Zimmer." Es war sowieso das aller erste mal, das Ran jemand anderen in sein Zimmer lies. Das hatte er noch nie getan, weil ihm sein Zimmer immer viel zu Persönlich schien. Hier und da standen kleine Bilder von seiner Schwester oder seinen Eltern. Wie sie im Urlaub gewesen waren oder einfach nur zu Hause spaß gehabt hatten. Der Schreibtisch war leergeräumt und nur ein Dickes Buch zierte die recht kleine Ablage.
 

Da saß er nun. In nichts weiter als seinem Handtuch mitten auf Ayas Bett. Eigentlich hatte

Yohji damit gerechnet sich eine zu fangen oder weggestoßen zu werden. Vielleicht sogar beides.

Aber das Aya ihn hier rein lassen würde.

Sein Blick viel auf ein Foto. Eine Person kannte er, die andere nicht. Es war ein Mädchen mit

braunen Haaren. Es lachte und umarmte den Rotschopf. Aya lächelte so glücklich, wirkte

sowieso ganz anders als Yohji ihn bisher kannte. Waren das auch Überbleibsel aus Ayas

früherem Leben? So wie seine Bilder, die er immer wieder vor Augen hatte? Tat die Erinnerung

daran auch so weh?
 

Er wandte seinen Blick wieder ab. Die Frage brannte trotzdem auf seiner Zunge, so dass er sie

schließlich stellte. Die Frage nach der Vergangenheit. Die Frage, die sie sich nie gegenseitig

gestellt hatten und es vielleicht auch nicht tun sollten. Es war egal, warum alle bei Weiß

waren, nicht wahr? Sie hatten jetzt – aus welchen Gründen auch immer- dieses Leben und das war

einzig und allein das, was zählte.
 

„Aya…“, begann er dann doch, überrascht wie leise und zögerlich dieser Name aus seinem

Mund kam, „… wer… ist das Mädchen?“

Yohji traute sich nicht aufzuschauen, hatte Angst etwas Falsches angesprochen zu haben und genauso

viel Angst hatte er davor einem forschenden Blick seitens Ayas nicht standhalten zu können.
 

Ran wandte sich um und sein Blick fiel auf seine Bilder, die er überall in diesem Zimmer

aufgehängt hatte. Für eine Sekunde hatte er sie alle vergessen und Yohji deswegen mit hier

rein geschleppt. Doch nun... war es doch sowieso egal, ob der andere die Bilder nun gesehen hatte

oder nicht. Er hatte zwar nicht gewollt, dass sie jemals jemand sehen würde, da es seine

Persönlichen Erinnerungen waren... doch dem Playboy würde er sich wirklich gerne

anvertrauen.
 

"Das... ist meine kleine Schwester", fing er leise an zu erzählen und wandte sein

Gesicht wieder dem Playboy zu. "Meine Schwester... 'Aya'...", murmelte er nun und riss

sich sofort wieder zusammen, als er weiter sprach, "Sie starb vor knapp einem Monat. Meine

Eltern kamen bei einem Bombenattentat von Schwarz ums Leben und sie lag zwei Jahre im Koma. Sie ist

der Grund, warum ich zu Weiß kam und weitergelebt habe. Doch... vor einem Monat starb auch

sie. Man konnte sie leider nicht mehr retten." Seine Stimme war nur noch ein einziges

Flüstern gewesen und er klammerte sich an den Körper des anderen. Wieso hatte er ihm das

nun schon wieder erzählt? Wollte er es nicht eigentlich umgekehrt machen und Yohji helfen?
 

Yohji sah nur ungläubig zur Wand gegenüber.

//Seine… Schwester?//

Die Arme des braunhaarigen legten sich um den zitternden Körper und drückten ihn an sich.

Er hatte nicht gewusst, dass Aya eine Schwester hatte, hatte es noch nicht einmal geahnt. Und schon

gar nicht, dass sie erst seit so kurzem tot war. Wieder mal war Schwarz, ob nun direkt oder

indirekt, an dem Tod eines geliebten Menschen schuld. Wieder diese Idioten und Monster von Schwarz,

die auch ihn soweit getrieben hatten, bei Weiß einzusteigen, nur um vielleicht irgendwann mal

die Chance zu bekommen, sich eventuell rächen zu können.
 

Nun fing auch Yohji an, leicht zu zittern. Er verdrängte es aber so gut es ging, denn es war

jetzt nicht der passende Augenblick dafür, um zu finden wie scheiße doch das eigene Leben

war, wenn der Rotschopf gerade in seinen Armen lag und ihm von seiner Schwester erzählt hat.

„Diese… Schweine“, war nur sein einziger Kommentar, den er auch nur geflüstert raus bekommen

hatte. Er senkte seinen Kopf und bettete ihn auf Ayas, sog dessen Geruch ein.

Was sollte er auch noch groß dazu sagen? Dass es dem Roten nicht gut ging, sah man. Dass es

scheiße war und weh tat, bekam Yohji auch mit. Also warum danach fragen?

„Sie… war bestimmt ein tolles Mädchen gewesen oder?“, fragte er mit immer noch leiser und

liebevoller Stimme.
 

Na toll, jetzt stocherte er auch noch in den Erinnerungen rum! Wie dämlich konnte er eigentlich

sein? Die Erinnerungen gerade JETZT auf zu wärmen war doch so was von bescheuert! Zudem, wenn

sie es nicht gewesen wäre in Ayas Augen, dann würde dieser nicht so daran zu nagen haben.

//Schalt doch mal dein Gehirn an, du Depp!!//, schalt er sich innerlich selbst.
 

Er löste sich aus der Umklammerung des Playboys und stand auf. Ran klappte das kleine Foto um,

sodass man nicht mehr darauf sehen konnte. Es tat ihm weh darüber zu sprechen und so

plötzlich war es ihm verdammt noch mal unangenehm, dass überhaupt jemand sein Zimmer

betreten hatte. Hätte er den anderen wohl besser in dessen eigenes Zimmer schleppen sollen? Das

wäre sicherlich besser gewesen und hätte unangenehme fragen erspart. Jetzt war es, als

wäre seine Kehle wie zugeschnürt und er brachte keinen einzigen Ton mehr über seine

Lippen. Die Augen geschlossen und sich von Yohji abgewandt stand er nun da, war still und

rührte sich nicht mehr vom Fleck.
 

Wenn er sich nicht bald vom Fleck bewegte, dann würde Yohji wohl noch auf komische Gedanken

kommen. So drehte er sich einfach um und sah den Playboy an. Dass es ihm selber nicht gut ging, das

wusste er und er wusste auch, dass der andere es ihm sogar schon an der Nasenspitze ansehen konnte.

Doch das war ihm egal. Er hatte den anderen nicht her geholt um sich auszuheulen. "Willst du

mir nicht lieber von dir erzählen", brachte er ein wenig erstickt vor als er zum Bett kam

und sich dort erneut nieder lies. Vielleicht hatte Yohji den Wink verstanden und würde einfach

nicht mehr weiter nachfragen.
 

Da war sie nun, die Situation es zu sagen und wohl nicht drum rum kommen zu können.

Schließlich hatte Aya gerade dasselbe getan und es war allein aus Fairness ein Zwang jetzt mit

der Sprache raus zu rücken. Es stand dem Roten außerdem auf die Stirn geschrieben, dass

er jetzt eine Antwort erwartete. Eine Erwiderung auf sein gegebenes Vertrauen seitens Yohjis.

Also seufzte der braunhaarige und faltete seine Hände auf seinem Schoß zusammen,

verknotete und presste seine Kiefer aufeinander, auf der Suche nach den richtigen Worten. Noch nie

hatte er es wem gesagt, deshalb hatte Yohji auch keine Ahnung, wie er es jetzt anstellen sollte.
 

„Ich… vorher war ich ein Privatdetektiv, wenn man es so nennen will… und ich hatte eine Partnerin“,

ein Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Nur kurz und mit Schmerz durchsetzt, aber es war da

gewesen.

„Asuka…“, noch immer schwang mit diesem Namen so viel Liebe mit. Und wieder schnürte sich seine

Kehle schmerzlich zu. Er vergrub jetzt sein Gesicht in seinen Händen. Er wollte nicht, dass Aya

seine Tränen sah. Noch nie hatte er wirklich geweint vor jemanden, schon gart nicht vor einem

Teamkollegen. Sie sollten ihn für stark und unbesiegbar- oder zumindest schwerbesiegbar-

halten. Schließlich war er das doch auch! Zumindest am Tage und in der Nacht, wenn er nicht

allein war. Sofern ihn die Stille und Dunkelheit einholte, sah es anders aus. Aber das brauchte

niemand zu wissen. Es sollte niemand wissen…

Trotzdem lief die erste Träne an seiner Wange runter. Unwirsch beseitigte Yohji sie, versuchte

immer noch die neu aufkommenden zurück zu drängen.

„Ich… hätte sie nicht allein lassen sollen… ich hätte an ihrer statt… da sein müssen…

dann…“, seine Stimme brach. Er konnte nicht mehr weiter reden. Zu doll schmerzte es, zu sehr zerriss

es ihn innerlich. Es tat so furchtbar weh, noch immer tat es so schrecklich weh. Warum konnte es

nicht aufhören?

Warum konnte Yohji es nicht einfach vergessen, so wie er es schon so oft probiert hat?

Leicht zog er die Hände des anderen von dessen Gesicht und konnte so nun auch selber die

Tränen sehen. Anscheinend hatte er den Playboy völlig falsch oder anderes

eingeschätzt, wie es nun hier zu sehen war. "Shh~ Ganz ruhig. Beruhig dich erst mal und

red nur weiter wenn du wirklich möchtest..." Schließlich wollte er den anderen zu

nichts zwingen und wollte auch nichts weiter hören, wenn es für den anderen eine Belastung

darstellte.
 

Ran selber hatte glücklicherweise noch seine Kontrolle um nicht so zu enden wie der Playboy

hier vor seiner Nase. Und er fickte sich auch nicht durch die Gegend, weil er nur irgendjemanden

verloren hatte. Doch... irgendwie tat Yohji ihm total leid und er wollte ihm so gerne Helfen. Doch

wie sollte er das nun wieder anstellen? Hatte er sich nicht schon wieder zuviel vorgenommen, wo er

doch gerade wieder Abstand von dem anderen nehmen wollte? Offenbar war Ran nach wie vor Anlaufpunkt

für anderer Leute Probleme. Aber er war ja auch selber schuld, wenn er es immer wieder anbot

und immer wieder ein offenes Ohr für alles haben wollte.
 

"Möchtest du weiter erzählen oder soll ich es lieber vergessen?" Natürlich

wollte er mehr hören. Wollte mehr von dem älteren erzählen und war froh, dass er den

anderen überhaupt im Arm halten durfte. Solang der nicht nach seinem Befinden fragte, war auch

alles soweit okay.
 

Es verbrauchte viel zu viel Energie sich zu erinnern und dann darüber zu sprechen, ohne

zusammen zu brechen.

Wenn Aya jetzt dachte, dass er ein Feigling gewesen war, der sich all die Zeit nur versteckt hatte

hinter einer Identität, die er sich aufgebaut hatte. Einem falschen ich, das von Bett zu Bett

ging, nur um die Erinnerungen vergessen zu können. Dann hatte er vollkommen Recht, denn was

anderes war er nicht.
 

Er war feige. Und wie er es war. Und er war erbärmlich. War er doch zu schwach, um jetzt stark

zu sein, jetzt wo es wichtig war. Stattdessen heulte er vor Aya rum, wie ein kleines Kind und dieser

tat auch noch so, als wenn es ihm nicht unangenehm war. Das hatte Yohji nicht verdient. Schon gar

nicht, nachdem er dem Roten wohl doch wehgetan hatte, ohne weiter über die Folgen nach zu

denken.
 

„… ich habe sie geliebt…“, fing er wieder mit dem Thema an. „Mehr… als mein eigenes Leben… tausend

mal mehr… und dann wird sie mir genommen, vor meinen Augen… einfach tot…“

Nun starrte Yohji wie apathisch gerade aus ließ die Bilder an sich vorbei ziehen.

„Und… ich konnte es nicht verhindern. Ich… hätte sie nicht dieser Gefahr aussetzen

dürfen…“ Seine Stimme war nur leise und zitterte, drohte wieder und wieder zu brechen. Yohji

schluckte schwer und atmete tief durch, wischte sich die Tränen weg.

„Sie wurde erschossen, starb noch am selben Ort… deshalb bin ich hier bei Weiß…“ Er blickte

nun zu Aya und versuchte ein klägliches Lächeln.
 

Ein leises seufzen war zu hören, als Ran sich anhörte, was der Playboy zu sagen hatte. Er

hielt ihn keinesfalls für Schwach... In gewisser Weise ähnelte es ja ihm selber, doch das

konnte er jetzt wohl kaum sagen. Mal abgesehen davon, dass er es auch nicht sagen wollte.

"Hey... Ist schon gut... Wieso gibst du dir alleine die Schuld?" Er streichelte sanft

über eine Wange von Yohji und versuchte ihn wenigstens ein bisschen zu beruhigen. Das ihm

selber die Sitzende Position etwas schmerzte, lies er einfach mal außen vor und kümmerte

sich nicht weiter darum.
 

"Sie war doch auch Privatdetektiv, wenn sie deine Partnerin war. Sie war sich der Gefahr doch

bewusst, hab ich Recht? Ich glaube nicht, dass du zu ihr gesagt hast, dass sie das machen soll. Es

war ihre eigene Entscheidung. So wie jeder von uns sich dazu entschlossen hat zu Weiß zu

kommen." Ran schloss die Augen und lehnte sich etwas zurück, hielt den anderen dabei fest

in seinem Arm und versuchte ihm etwas Trost zu spenden. Nur wusste er nicht, wie er das anstellen

sollte, schließlich hatte er den Yohji von damals nicht gekannt und seine Partnerin ebenfalls

nicht.
 

"Ich glaube, es fällt dir einfach schwer, von der Vergangenheit abzulassen. Warum

versuchst du nicht einfach damit zu leben?" Das war eigentlich eine bescheuerte Frage, aber

wenn man versuchte etwas zu vergessen, dann wurde das Leid nur noch umso größer, bis man

irgendwann daran zerbrach. So hatte er es selbst erfahren, denn er selber war bereits an seinem

eigenen Schmerz zerbrochen und wusste nicht, wie er noch weiter machen sollte. Sein ganzer

Lebensinhalt war zerstört worden...
 

„Aber ich hätte sie aufhalten müssen… das war ich ihr schuldig… bei Weiß wissen wir

auch wie weit wir gehen können. Wenn’s zu schlimm wird, warnt uns Omi… ich hätte sie

warnen m ü s s e n verstehst du?“

Yohji seufzte ebenfalls, schloss seine Augen und genoss einfach mal die Nähe des anderen. „Und

ich würde damit leben, hab ich doch bisher auch geschafft, aber… Schreiend hat ein Mitglied…

Aya…. Ich glaube, dass ist Asuka. Ich weiß es nicht, aber… ich mein, wie kann das auch sein?

Sie ist doch gestorben… wie kann sie dann…“

Diese Gedanken hatte Yohji sich noch nicht mal erlaubt zu denken und jetzt sprach er sie einfach

aus.
 

„Ich bekomm das einfach nicht in meinem Kopf rein…“, ungläubig schüttelte er etwas seinen

Kopf, ließ die Augen geschlossen.

„Neu…“, er lachte etwas kalt auf, „passender Name…“

Dann löste er sich von Aya, setzte sich aufrecht und sagte schließlich total

zusammenhangslos: „Vorhin… ich wollte nicht, dass du gehst… ich… will nicht, dass du mich jetzt

ignorierst…“

Damit war wirklich alles, was er sich vorgenommen hatte, über Bord geworfen.
 

Ran schüttelte den Kopf und sah seinen Gegenüber weiter an. "Ich würde dich

niemals ignorieren können, Yohji... Ich.. ich liebe dich doch", flüsterte er und

musste selber wegsehen. Nun hatte er es auch wirklich ausgesprochen und es würde wohl auch kein

zurück mehr geben. Als er keine Antwort des anderen vernehmen konnte, drehte er sich jedoch

wieder um und sah Yohji an. "Wie hättest du sie warnen können, wenn du gar nicht

genau wusstest, was passieren wird? Selbst bei uns kann es passieren, dass jemand stirbt, weil

jemand unachtsam ist oder etwas total Unvorhergesehenes passiert."
 

Irgendwie fühlte sich Aya nun lau und hatte nicht mehr wirklich Kraft für dieses

Gespräch. Je länger er sprach desto eher kamen seine Erinnerungen hoch an seine Familie

und seine Eltern. Wie lange hatte er schon nicht mehr ihre Stimme gehört und war einfach nur

alleine gewesen? Wie lange musste er das noch durchstehen, bevor er jemanden gefunden hatte. Und

wenn Yohji ihn vielleicht doch nehmen würde? Für... eine langfristige Beziehung? Konnte

der andere das überhaupt oder war dessen Schmerz über seine tote Partnerin noch zu

groß? Er konnte und wollte jetzt nicht darüber nachdenken, denn er spürte, wie er

erneut anfing leicht zu zittern und schloss die Augen.
 

Okay, nicht dass man sich es nicht hätte denken können – eigentlich- doch trotzdem war

Yohji geschockt von Ayas Geständnis. Er liebte IHN? Das war natürlich ein Grund für

diese Änderungen, klar.

Ohne zu wissen, ob es das richtige war, nahm Yohji den Roten einfach in seine Arme und hielt ihn

einfach nur fest. Der braune selbst schloss seine Augen. Jetzt wurde ihm auch so langsam klar, wie

doll er Aya wehgetan haben musste und das nur, weil der Herr mal ein bisschen Druck hatte.
 

Es war ja auch nicht so, als wenn Yohji nichts für Aya empfinden würde. So viel stand

fest. Doch ob es Liebe war…

„Ich… weiß nicht, ob ich dich liebe Aya“, fing er dann wahrheitsgemäß an, „Aber…

ich vertraue dir mehr als irgendwem anderen in diesem Team und… ich will nicht, dass du irgendwann

aus meinem Leben verschwindest, hörst du? Ich kann… dir auch nicht sagen, ob ich dich

vielleicht mal lieben werde… aber… ich will dir nicht weh tun- nicht noch mehr, also sag mir, was

ich besser lassen sollte…“

Irgendwie hatte ihr Gespräch eine Wendung genommen.
 

Aya verstand, was der andere ihm dort sagte, doch er wollte es nicht verstehen. Er wollte, dass der

andere ihn liebte. Doch anscheinend war das alles nicht möglich. Vielleicht würde er immer

noch alleine sein, wenn die Tür zu seinem Zimmer zuging und er alleine zurück blieb. Das

war doch alles irgendwie nicht fair. Warum mussten immer sie Leiden? Wie er es auch drehte und

wendete…. Immer waren sie diejenigen, die irgendwie litten und langsam hielt er das ganze einfach

nicht mehr aus. Er lag in den Armen desjenigen, den er liebte und musste sich nun auch noch von ihm

trösten lassen. Es war total falsch, dachte sich Aya. Aber er versuchte gar nicht erst, sich

aus der Umarmung zu lösen. Erst einmal musste er das Verlangen niederkämpfen, nun einfach

los zu weinen. In seinen Augen hatten sich bereits Tränen angesammelt und wollten ihren Weg

nach draußen finden, welchen Ran ihnen jedoch verwährte. Er wollte nicht, dass der andere

sah wie er weinte, deshalb löste er sich langsam aus der Umarmung und sah Yohji an, als

würde es ihm selber gut gehen. Nur seine Augen konnten noch ein bisschen über ihn selber

verraten.
 

„Ist schon gut, das weiß ich doch“, meinte er aufmunternd in die Richtung des Playboys und sah

dabei wirklich vollkommen verständnisvoll aus. Was sollte er auch schon tun? Eigentlich KONNTE

er gar nichts tun und es würde ihm nur noch mehr Schmerzen bereiten, wenn er das nun nicht

einsehen würde. Wieder und wieder umspielten ihn Erinnerungen an seine Familie. Seine Eltern

und seine Schwester, wie sie zusammen im Urlaub waren, als er mit seiner Schwester in der Schule war

oder sie zu Hause lernten. Wie sie alle zusammen auf den Jahrmarkt gingen und einfach nur spaß

hatten, ein Besuch im Badehaus und ein netter Familienabend zu Hause. Er war damals so

glücklich gewesen... Doch dann änderte sich die Erinnerung und schlug um zu Schmerzen. Wie

er körperlich und seelisch verletzt worden war, das er andere Menschen umbrachte, das er keine

Rücksicht nahm, das seine Schwester gestorben war bis hin zu seiner unerfüllten Liebe, die

ihn nun noch weiter belasten würde. All diese Gedanken drehten sich nun im Kreis und ihm wurde

verdammt noch mal schwindelig.
 

Er musste hier weg. Und zwar, ohne sich etwas anmerken zu lassen. Doch er kam nicht umhin, eine Hand

an seine Schläfen zu legen und sich dort erst einmal sanft zu Massieren. „Ich geh runter… ich

brauch was zu trinken. Komm bitte mit aus meinem Zimmer.“ Niemals würde er jemanden alleine

hier in seinem Zimmer lassen, denn dafür war es nun wirklich viel zu Persönlich

eingerichtet. Nur gut, das der ältere noch nicht genug Zeit hatte einen genaueren Blick auf die

Einrichtung zu werfen. Und selbst Aya fühlte sich in diesem Zimmer auf einmal nur noch

erdrückt und wollte hier raus. Er hielt es einfach nicht mehr aus. Langsam stand er auf und

wollte schon einen Schritt Richtung Tür machen, als ihm seine Beine versagten und er einfach

zusammenklappte. Es war so plötzlich schwarz geworden vor seinen Augen….
 

~tbc~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Blackball
2007-10-16T10:35:56+00:00 16.10.2007 12:35
Jaaaaaaaaaa du hattest recht ich dreh dir eigenhändig den Hals um *uähhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhhh* *jammer* *hoil*
Wie kannst du das Chap so enden lassen ?????????

*kleines Blackylein jetzt sich hier einschantzt*
*schlafsack auspack* *lagerfeuer mach* *aufs nächste Chap wart*

Ach bevor ich es vergesse. Wie immer genial geschrieben. Ich find es einfach super wie du diese ganze Gefühlswelt betonst =)


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