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The World In A Cage

+Final Chapter up 9 December 2008+
von

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15. Angeldust

Pheeew...es geht endlich weiter...ich bitte um Verzeihung, weil es doch so lang gedauert hat, aber es ging leider wirklich nicht schneller, ich hatte euch ja vorgewarnt *lach* Aber - und das ist die gute Nachricht - lange müsst ihr das nicht mehr mitmachen, weil das hier tatsächlich schon das vorletzte Kapitel ist. Das letzte Kapitel ist eigentlich auch schon fertig und muss nur noch mal überarbeitet werden und der Epilog kommt dann auch bald. Es sollte also nicht allzulang dauern, bis das nächste Kapitel kommt, ich stell es - bei entsprechenden Reviews natürlich - baldmöglichst hoch.

Also viel Spaß, ich hoffe es gefällt
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

15. Angeldust
 

„Schatz? Ich bin wieder zu Hause!“ Mit einem erleichterten Seufzen ließ Shizumi seine Tasche fallen und zog sich die Schuhe aus. Er wunderte sich zwar, dass sein Freund ihm nicht antwortete, aber andererseits kam es oft vor, dass der Jüngere so in irgendetwas versunken war, dass er nichts mitbekam, was sich um ihn herum abspielte.

„Daisuke? Ich hab uns was zum Essen mitgebracht“, informierte er den anderen, trat dann ins Wohnzimmer und blieb wie angewurzelt stehen. „Ähm...was...genau, wird das?“, wollte er ein wenig verwirrt wissen und ging neben seinem Freund, der inmitten eines Haufens alter Fotos saß, in die Knie.

„...nichts...“, war die Antwort, die er leise bekam, was ihn dazu brachte die Tüte mit dem Essen neben sich auf dem Couchtisch abzustellen und seinen Schatz an sich zu ziehen.

„Das sieht mir nicht nach 'Nichts' aus, Kleiner...“

Daisuke kuschelte sich an seinen Freund und nickte nun doch, den Kopf in dessen Halsbeuge vergraben. Blind fischte er nach einem der Fotos und hielt es Shizumi hin.

„Was ist das?“, fragte dieser und besah sich das Bild, bei dem es sich eindeutig um einen Schnappschuss handelte, der wohl während eines Einkaufsbummels oder etwas Ähnlichem entstanden sein musste. „...das sind Shinya und Zero, oder?“, hakte er dann vorsichtshalber noch einmal nach, woraufhin er ein weiteres Nicken als Antwort erhielt. Eine Weile sagte keiner der beiden etwas. Shizumi, weil er versuchte, sich irgendeinen Reim auf das alles zu machen, und der Jüngere der beiden, weil er nicht wusste, wie er seinem Freund das Vorgefallene verständlich machen sollte.

„Ich...weiß nicht genau, wie ich dir das erklären soll...“, brach Daisuke schließlich das Schweigen und sah nun ratlos sein Gegenüber an.

„Ist irgendwas mit Shinya?“

„Nein...das nicht...es...ist Zero...“

Shizumi zog erstaunt die Augenbrauen nach oben.

„Hat er sich etwa bei dir gemeldet?“ Das zumindest würde erklären, warum sein Liebling derart neben der Spur war. Er wusste, wie sehr der Jüngere darunter gelitten hatte, dass einer seiner beiden besten Freunde von einem auf den anderen Tag einfach verschwunden war.

„Nein...Hizumi...“, war jedoch das Einzige, was er im Moment noch als Antwort bekam, und diese Information brachte ihn auch nicht wirklich weiter.

„Okay...“ Der Ältere streichelte Daisuke beruhigend über den Rücken. „Versuch erstmal, dich ein bisschen zu beruhigen, ja? Ich koch uns erstmal Tee...und dann erklärst du mir das...“ Mit diesen Worten schob er seinen Freund sanft von sich und bewegte ihn dazu sich auf dem Sofa niederzulassen, während er selbst in die Küche ging, wo er sich erst einmal eine Zigarette anzündete, bevor er das Wasser aufsetzte.

//So viel zu einem entspannten Wochenende...//
 

Als er wenige Minuten später das Wohnzimmer wieder betrat, hatte Daisuke die Fotos mehr oder weniger ordentlich auf einen Stapel gepackt und hielt nur noch ein paar in den Händen, auf die er immer noch versonnen starrte.

„Hier.“ Mit einem dankbaren Nicken nahm der Jüngere Shizumi die Tasse aus den Händen, während dieser sich nun ebenfalls auf der Couch niederließ.

„Also...was ist mit Zero?“, wollte er dann vorsichtig aber bestimmt wissen. „Und...was hat Hizu damit zu tun?“

Daisuke trank einen Schluck, der eigentlich noch viel zu heißen Flüssigkeit und stellte seine Tasse dann vor dem Sofa auf dem Boden ab. Kurz hatte er den kleinen Couchtisch dafür in Erwägung gezgen, doch dieser war – wie eigentlich immer – mit Notizen und Papieren bedeckt, die er für sein Studium brauchte.

Nach einem tiefen Durchatmen sah er seinen älteren Freund an und erzählte mit leiser Stimme:

„Hizumi...hat doch diese Tante...diese reiche Tusse, du weißt schon, mit der Villa und so...“ Shizumi nickte kurz zum Zeichen, dass er fortfahren sollte. „Er hat dir sicher erzählt, dass sie Stammgast in diesem Club ist...Grudge, oder wie das heißt...und von diesem Stricher, von dem sie unbedingt Fotos zusammen mit Hizumi haben wollte...“ Abermals unterbrach Daisuke sich selbst, um seinem Freund nun eins der Fotos hinzuhalten, der es nahm und ein paar Momente betrachtete, bevor er merkte, worauf sein Gegenüber hinaus gewollt hatte.

„Das ist...?“

Ein Nicken von Seiten Daisukes bestätigte seine Vermutung.

„Ja...das...ist Zero...und er ist auch genau der Typ, von dem Hizumi seit einiger Zeit so hin und weg ist...“ Seine Stimme war zu einem erstickten Flüstern geworden, sodass Shizumi das Foto weglegte und seine Tasse ebenfalls auf dem Boden abstellte, um seinen Schatz in eine tröstende Umarmung ziehen zu können.

„Was willst du jetzt machen?“, fragte er, nachdem abermals Stille für eine Weile das Zimmer beherrscht hatte, während er Daisuke sanft über den Bauch streichelte.

„Ich hab ihm gesagt, er soll die Finger von Zero lassen....“

„Wieso das?“

Ein leichtes Schulterzucken.

„Vielleicht...will er nicht gefunden werden...“, antwortete er dann mit einem frustrierten Seufzen. „Ich meine, er lebt jahrelang quasi vor unserer Haustür...und...meldet sich nicht...“ Der Jüngere konnte nicht verhindern, dass er Tränen in den Augen hatte; zu sehr nahm ihn diese Situation mit. „Wir...hätten ihm doch helfen können...“

Shizumi drückte den jungen Mann in seinen Armen noch etwas mehr an sich.

„Vielleicht hatte er keine Möglichkeit dazu...nach dem, was du mir erzählt hast, kann ich mir nicht vorstellen, dass er freiwillig dorthin gegangen ist...“

„Umso schlimmer! Wenn Hizumi etwas macht, vielleicht war sein Opfer dann umsonst...wer weiß denn, womit diese Leute ihm gedroht haben...“ Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick auf das Bild, das Zero und ihren gemeinsamen Freund zeigte. „Sein Blick ist so leer...als würde er gar nicht mehr wirklich leben...“ Daisuke hielt inne. „Wie soll ich das bloß Shinya beibringen...“

„...vielleicht solltest du das selbst erstmal verdauen...und ich glaube nicht, dass Hizumi etwas Dummes tun würde. Ich kenne ihn seit Beginn der Uni...und das sind immerhin schon fast fünf Jahre...er ist nicht so leichtfertig, wie es manchmal den Anschein hat...“, versuchte Shizumi noch einmal, den Jüngeren zu beruhigen.

Da Daisuke nach wie vor aufgewühlt zu sein schien, strich er dem Jüngeren sanft über die Wange und sah ihn mit einem leichten Lächeln auf den Lippen an.

„Ich bin immer für dich da, okay?“
 

~~~

„Karyu?“

„Mh?“

„Das...ist nicht das Haus, in dem ich wohne...“ Die Stimme des zierlichen Brünetten klang verschüchtert und noch immer etwas rau, doch der Angesprochene zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern.

„Ich weiß. Aber ich wohne hier.“

Verstehend nickte Tsukasa.

„Ich kann zu mir laufen...sollte ja nicht weit sein...“, murmelte er und stieg aus dem Auto aus, das auch sein Fahrer nun zügig verließ.

„Idiot“, meinte der nur, zündete sich eine neue Kippe an und schob den Jungen vor sich her zum Hauseingang. „Du bleibst heute Nacht hier.“ Noch ehe Tsukasa ihn auch nur verwundert ansehen konnte, fügte er hinzu: „Bild dir nichts drauf ein, das macht es für mich nur einfacher ein Auge auf dich zu haben...“

Der Jüngere senkte den Kopf und sah zu Boden, bevor er Karyu schweigend bis in dessen Wohnung folgte. Dort angekommen, wies der Bodyguard ihn an, ins Wohnzimmer zu gehen, während er selbst die Küche nach etwas Essbarem durchstöberte.
 

Tsukasa betrat unsicher den Raum und sah sich um. Irgendwie hatte er sich diese Bleibe ganz anders vorgestellt. Alles erschien ihm irgendwie chaotisch, auf eine Weise, als wäre es dem Besitzer egal, wie es aussah, solange es nur seinen Zweck erfüllte. Als er in einem vollgestellten Regal ein gerahmtes Bild stehen sah, ging er hin und griff danach, um es sich genauer anzusehen. Es kam ihm so vor, als wäre es der einzige wirklich persönliche Gegenstand hier. Es zeigte drei Personen. Die Frau war eindeutig Maya und der schlacksige Junge in der Mitte konnte eigentlich nur eine jüngere Version Karyus sein, die scheinbar sorglos in die Kamera grinste. Aber wer war der Mann da neben den beiden? Und wieso waren sie überhaupt auf diesem Bild, das für ihn wie ein Familienfoto aussah?

„Was tust du da?“, ertönte plötzlich Karyus Stimme hinter ihm und ließ ihn erschrocken zusammenzucken.

„En-entschuldige...ich hab das Bild angesehen...“

Karyu nickte nur stumm, während er zwei Schüsseln auf den niedrigen Couchtisch stellte, in denen aufgewärmter Reis mit Gemüse vor sich hindampfte. Dann trat er zu dem Jüngeren und nahm ihm den Rahmen ab.

„Bevor du fragst, der Mann hat früher im Grudge gearbeitet.“, sagte er nur kühl und stellte das Bild wieder an seinen angestammten Platz.
 

Einige Stunden später lag Karyu in seinem Bett und starrte an die Decke, dabei unbewusst die Risse im Putz zählend. Den Jungen hatte er auf seiner Couch einquartiert. Es reichte, wenn der Brünette ihm so schon den Schlaf raubte, er mochte gar nicht daran denken, wie es wäre, ihn neben sich liegen zu haben.

Seufzend richtete er sich auf und griff nach seinen Zigaretten, um sich eine anzuzünden. Gott, er war so erbärmlich.

Lag er tatsächlich mitten in der Nacht schlaflos da und dachte über dieses halbe Kind nach? Was war nur aus ihm geworden... und was sollte das alles eigentlich?

Bevor er sich jedoch weiter in den Gedanken um sein Selbstmitleid verlieren konnte, klopfte es zaghaft an seine Schlafzimmertür.

„Was ist?“, murrte er so unfreundlich wie möglich. Als die Tür jedoch langsam geöffnet wurde und er gleich darauf Tsukasa weinend und am ganzen Körper zitternd in seinem Schlafzimmer stehen sah, tat ihm dies schon beinahe wieder Leid.

„Was ist los?“, wiederholte er seine Frage deswegen etwas sanfter und bedeutete dem Häufchen Elend mit einer Handbewegung, näher zu kommen.

Mit unsicheren Schritten ging der 18-jährige zum Bett und setzte sich auf den äußeren Rand.

„...ich hatte einen Albtraum...“, murmelte er dann, während er auf seine Hände sah. „...kann...kann ich...hier bleiben heut Nacht...?“ Seine Stimme war so leise, dass Karyu Probleme hatte, den Jungen überhaupt zu verstehen.

„Was?“

„...ich fühl mich sicherer...wenn du da bist...“, erklärte er leise und wischte sich ein paar Tränen von den Wangen. „...bitte...“

Der Bodyguard konnte seine Verwirrung im ersten Moment nur mit einem entgeisterten „Spinnst du?“ zum Ausdruck bringen, versuchte dann aber, sich zusammenzureißen. Er seufzte, rückte dann – wenn auch unter innerlichem Protest – etwas zur Seite.

„...okay...aber bild dir nichts drauf ein...“ Er griff nach seiner zwischenzeitlich abgelegten Zigarette und nahm einen kräftigen Zug. Zum wiederholten Male fragte er sich, in was er hier eigentlich hineingeraten war, musste dann aber an Mayas Worte denken.

„...schon okay...“ Vorsichtig, fast zögernd kroch Tsukasa auf das Bett und sah Karyu an, der erst seine Zigarette im Aschenbecher erstickte und dann noch einmal aufstand. Er ging zu seinem Schrank und zog eine Steppdecke aus einem der oberen Fächer.

„Hier!“Das Bündel flog zu Tsukasa aufs Bett und der Bodyguard legte sich selbst wieder hin, um wie schon vorhin die Zimmerdecke anzustarren – schon allein, um nicht in Versuchung zu geraten den zierlichen Körper neben sich zu betrachten.
 

Eine ganze Weile herrschte Schweigen, dann merkte er zu seinem Entsetzen, dass Tsukasa etwas näher rückte und schließlich den Kopf so zur Seite drehte, dass er mit der Stirn die Schulter des Älteren berührte.

„...danke...“

„Wofür?“

„...du hast mir geholfen...“

Ein trockenes Schnauben.

„Komm mir lieber nicht zu nahe, es wäre nicht das erste Mal, dass ich einen so zerbrechlichen Jungen wie dich ausnutze...“ Karyu versuchte, seine Stimme so unbeteiligt und sachlich wie möglich klingen zu lassen, war sich aber nicht sicher, ob es ihm gelang.

„Wie meinst du das?“

Es fiel im schwer, auf diese eigentlich so arglos gestellte Frage zu antworten, doch er konnte und wollte nicht riskieren, dass so etwas nochmal passierte.

Nicht bei diesem Jungen.

Er schwieg für einige Sekunden und atmete möglichst unauffällig tief durch, bevor er antwortete, ohne Tsukasa auch nur anzusehen.

„Ich hab Zero vergewaltigt, damals, als er grad ins Grudge gekommen war.“ Genau spürte er, wie der schmale Körper neben ihm zusammenzuckte, sich verspannte. Tsukasa schien sogar für einige Augenblicke die Luft anzuhalten. Dann spürte Karyu eine Bewegung neben sich, anscheinend hatte der Jüngere sich aufgesetzt und sah nun im wahrsten Sinne des Wortes auf ihn hinunter.

„...egal...“, murmelte er dann.

Karyu sah erstaunt zu ihm auf.

„Was?“

„Es ist egal...“

Der Ältere setzt sich nun ebenfalls aufrecht hin und starrte sein Gegenüber an.

„Dir ist schon klar, was ich gesagt hab, oder?“

„...ich bin nicht dumm...“ Tsukasa erwiderte seufzend den Blick des Bodyguards. „...es ist egal...weil...“ Wie schon zuvor sah er auf seine Hände, als er weitersprach. „Du bist der Einzige...vielleicht abgesehen von Maya...der mich irgendwie...menschlich behandelt hat...“

„Ach du Scheiße...“, war Karyus einziger – dumpfer – Kommentar, als er sich wieder nach hinten fallen ließ. Ein anderer Gedanke hatte in seinem Kopf gerade keinen Platz mehr.
 

~~~

Grübelnd starrte Zero auf den kleinen Zettel in seiner Hand und überlegte nun schon einige Minuten, wo genau in diesem Laden er nochmal Misopaste finden würde. Er ging anscheinend definitiv zu selten einkaufen. Und wieso schrieb er sich eigentlich für die paar Sachen überhaupt einen Zettel? Vermutlich auch nur aus Gewohnheit.

Also Reis, Misopaste, eingelegtes Gemüse, Curry und schwarzer Tee.

Mit einem Seufzen setzte er sich wieder in Bewegung und durchsuchte mit den Augen die Regale, an denen er vorbeiging.
 

Als er wenig später endlich alles zusammenhatte, verließ er das Einkaufszentrum schnellstmöglich wieder, um in seine Wohnung zu kommen. Er musste heute relativ zeitig im Grudge sein, da er Thekendienst hatte und mit seinen Kollegen noch einige Dinge vorbereiten musste. In seine Gedanken vertieft bemerkte er die junge Mutter nicht, die sich gerade das am Straßenrand ausgestellte Angebot einer Apotheke ansah, und konnte so nicht verhindern, dass er förmlich in sie hineinlief.

Erschrocken sah er sie an und verbeugte sich hastig.

„Entschuldigen Sie...ich war wohl in Gedanken woanders...“, murmelte er, während er einen Schritt zurücktrat, um zu sehen, ob sonst irgendwas passiert war.

„Ach was, ist doch nicht so schlimm“, winkte sie nur lächelnd ab und wandte sich dem kleinen Mädchen zu, das, einen großen Strauß Sonnenblumen mit beiden Armen umfassend, neben ihr stand.

„Ist mit dir auch alles in Ordnung, Akiko?“ Die Kleine nickte eifrig, sodass ihre zu zwei Zöpfen gebundenen Haare mitwippten, und strahlte Zero an, der einfach nur ausdruckslos auf das Kind hinunter sah. Dann verabschiedete er sich mit einem Nicken und wollte schon weitergehen, als er eine kleine Hand an seinem Mantel zupfen spürte. Er drehte sich noch einmal um und blickte erneut in ein Paar dunkelbraune Augen, die neugierig zu ihm aufschauten.

„Duuu? Bist du traurig?“, wollte das Mädchen wissen, woraufhin er nur, ohne eine Miene zu verziehen, den Kopf schüttelte. „Ich mag dir was geben...“, erklärte sie ihm strahlend. Sie ließ seinen Mantel los und zog unter einiger Anstrengung eine kleinere Sonnenblume aus ihrem Strauß, die sie ihm dann auffordernd hinhielt. „Hier!“

Nun doch sehr verwundert sah er die Kleine an.

„Wieso willst du mir die schenken?“

„Weil Sonnenblumen glücklich machen!“, bekam er sofort eine altkluge Antwort. „Sie machen, dass Leute wieder lachen können!“ Im ersten Momemt wusste er nicht, wie er darauf reagieren sollte, sodass Akiko ihm schließlich die gelbe Blume einfach in die Hand drückte und dann winkend davonlief, um ihre Mutter einzuholen, die ein paar Meter weiter auf sie wartete.

Zero indes stand nur da und sah auf die Sonnenblume in seinen Händen. Für einen Augenblick wollte er sie einfach auf den Asphalt fallen lassen und gehen, doch als er noch einmal an das Lachen des kleinen Mädchens und seine leuchtenden Augen dachte, schüttelte er nur leicht den Kopf und machte sich dann, die Blume in der Hand, endlich auf den Heimweg.
 

~~~

Die Fahrt zurück zum Grudge war in Schweigen gehüllt gewesen. Schon seit sie an diesem Morgen aufgewacht waren, hatten sie nicht viele Worte miteinander gewechselt, was sich bis auf wenige Ausnahmen bis zum Abend nicht geändert hatte.

Auch wenn er das Gefühl nicht an sich heranlassen wollte, war Tsukasa irgendwie enttäuscht. Irgendein winziger Teil seines Ichs hatte gehofft, dem Älteren vielleicht ein bisschen näher zu kommen, in dem Sinne, dass er mehr über ihn hatte erfahren wollen. Karyus Geständnis hatte ihn zwar kurzzeitig ziemlich aus der Bahn geworfen, aber auf eine gewisse Weise hatte er es einfach akzeptiert. Warum genau, konnte er sich selbst nicht erklären.

Vielleicht stumpfte er durch das, was um ihn herum und mit ihm passierte, auch allmählich ab.

Gerade bogen sie auf einen Parkplatz ein und er wollte so schnell wie möglich aussteigen, um sich irgendwo zu verkriechen, bis er arbeiten musste, als er Karyus Hand seinen Unterarm umfassen fühlte.

„Wart mal.“ Tsukasa drehte sich um und sah den anderen an.

„Was willst du noch?“, fragte er leise. Manchmal hasste er sich dafür, dass er so zittrig wurde, sobald er das Gebäude vor ihnen auch nur sah. Der Mann neben ihm seufzte nur schwer.

„Lass den Scheiß mit den Drogen, okay?“

Tsukasa war ernsthaft erstaunt. Was sollte das jetzt?

„...das ist doch wohl meine Sache...“, gab er verärgert zurück. Ihm war durchaus bewusst, dass er klang wie ein bockiges Kind und sich auch so benahm. Aber andererseits interessierte das alles Karyu doch sowieso nicht wirklich.

„Ist es nicht.“ Der Bodyguard sah ihn eindringlich an und festigte seinen Griff um das Handgelenk des Jüngeren. „Ich hab keinen Bock zuzusehen, wie du an dem Dreck krepierst“

„Ich werd schon nich dran sterben...“ Er sah aus dem Fenster. Er hatte einfach keine Lust, Karyus Blick zu begegnen.

„Wirst du...glaub mir...“ Mit einem weiteren Seufzen ließ Karyu den Jüngeren los, legte stattdessen die Hand an sein Kinn und zwang ihn so, ihn anzusehen. „Hör zu, Kleiner. Ich hab das selbst durchgemacht, okay...ich bin an dem Zeug kaputt gegangen...“

„Na und? Du lebst doch noch!“

„Aber auch nur, weil mich jemand aufgenommen und auf kalten Entzug gesetzt hat...“ Erneut sah Karyu den Jüngeren eindringlich an. „Ich weiß, dass dir meine Meinung vermutlich ziemlich am Arsch vorbeigeht, aber trotzdem. Lass es einfach.“ Noch ein, zwei Sekunden sah er Tsukasa eindringlich an, bevor sein Blick wieder kälter und geschäftsmäßiger wurde. „Und jetzt aussteigen, ich hab zu tun.“
 

~~~

„Ein 'Skinny Bitch' bitte“

Zero nickte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, und füllte zwei Zehntel Wodka in ein Cocktailglas, um es dann mit Eis und Diätcola aufzufüllen. Nebenbei fragte er sich, woher ihm diese Stimme bekannt vorkam.

„Hier, bitte.“

„Sieh mich doch wenigstens mal an...“ Ein neckender Tonfall. Mit einem innerlichen Murren hob er den Kopf und blickte sein Gegenüber kurz verwundert an.

„Du?“ Zweifelnd musterte er Uruha. „Willst du jetzt auch mal die andere Seite des Ladens kennenlernen, oder was?“ Der hübsche Gast grinste, schüttelte dann aber den Kopf.

„Eigentlich nicht. Aber ich wäre dir sehr dankbar, wenn du ein paar Minuten deiner Zeit für mich erübrigen könntest...“

„Tut mir Leid“, meinte Zero und wandte sich ab, um weitere Kunden zu bedienen. „Ich hab Bardienst. Wenn du mich willst, musst du morgen wiederkommen.“

„Meine Güte...du bist doch sonst nicht so...ist doch eh kaum was los...“ Uruha sah sich kurz an der Bar um und gab dann einem seiner früheren Kollegen per Handzeichen zu verstehen, dass er sich den Schwarzhaarigen für ein paar Minuten ausleihen wollte. Auf ein Nicken hin erhob er sich mit einer eleganten Bewegung und blickte wieder zu Zero.

„Mitkommen. Los, es ist wichtig.“

Ohne auch nur ein weiteres Wort zu verlieren, verließ der Stricher seinen Arbeitsplatz und bedeutete seinem Gast, ihm zu folgen, damit er sie in ein freies Zimmer bringen konnte.

Als sie dort angekommen waren, schloss er die Tür hinter seinem Besucher und lehnte sich von innen dagegen, während der Andere weiter hinein ging, um sich schließlich mit übereinander geschlagenen Beinen auf dem Bettrand niederzulassen und demonstrativ einen Schluck von seinem Drink zu nehmen.

„Also, was willst du?“

Ein kleines Lächeln umspielte die vollen Lippen seines Besuchers.

„Die Frage ist viel mehr, was du willst...“ Zero rollte genervt mit den Augen.

„Hör mal, für irgendwelche dummen Spielchen hab ich weder Zeit noch Nerv. Sag mir, weswegen du hier bist, oder verschwinde, okay?“

„Hey, hey, ganz ruhig, Kleiner...“ Das Glas wurde auf dem Nachttisch abgestellt und der Ältere erhob sich, um einige Schritte auf ihn zuzugehen. „Also...ich will, das du von hier verschwindest. Ganz. Und ich könnte mir ganz gut vorstellen, dass du hier auch lieber früher als später rauswillst...also?“

Zweifelnd sah Zero den anderen an und wusste im ersten Moment nicht wirklich, wie er darauf reagieren sollte.

„Und warum solltest ausgerechnet du das wollen?“, fragte er mit hörbarer Skepsis.

„Na bestimmt nicht aus Nächstenliebe...“, Uruha schüttelte den Kopf. „Du bist mir im Weg. Solang du hier bist und Kana so auf dich versessen, stehen meine Chancen ziemlich schlecht...Da ich an ihrer Bessesenheit nichts ändern kann, muss ich eben versuchen, genau das mit dem anderen störenden Umstand zu tun.“

Zero konnte sich ein trockenes Schnauben nicht verkneifen. So etwas hätte er sich wirklich denken können.

„Und wie genau willst du mir helfen?“

„Naja, gib mir den Namen von jemandem, bei dem du unterkommen könntest und der möglichst nicht in hier in der Stadt wohnt...und ich besorg dir die Adresse, damit du abhauen kannst.“

„Ja, sicher“ Sein Ton war mehr als nur sarkastisch. „Und woher solltest du diese Adresse bitte bekommen?“ Uruha grinste nur.

„Ganz einfach. Dem Polizeichef der Präfektur Tokyo ist sicher nichts daran gelegen, dass sein Verhältnis zu einem Stricher an die Öffentlichkeit gerät.“, erklärte er dann. „Also? Hast du einen Namen?“

Zero stieß sich von der Tür ab und ging, auf den Boden starrend, ein paar Meter hin und her. Er wusste nicht, wie er auf das Angebot reagieren sollte. Diese ganze Situation war eigentlich viel zu surreal, um wahr sein zu können.

„...Terachi...Terachi Shinya...“, sagte er nach kurzer Zeit des Schweigens leise.

„Na also. Ich melde mich, sobald ich die Adresse habe. Dann musst du dir nur noch deine Papiere aus dem Büro des Chefs wiederholen.“ Der Ältere leerte sein Glas in einem Zug, stand dann auf und ging an Zero vorbei und verließ, ohne ihn auch nur noch einmal anzuschauen, das Zimmer.

Der Schwarzhaarige indes stand nur da und fragte sich, was er gerade getan hatte.

Wie hatte er riskieren können, dass er Shinya noch einmal wieder sah, dass der einzige noch lebende Mensch, der ihm etwas bedeutete, jetzt womöglich auch noch in Gefahr geraten konnte, nur weil er noch immer den Wunsch hatte, hier wegzukommen. Er sollte es doch mittlerweile wirklich besser wissen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  _Yuki_
2008-11-15T17:55:59+00:00 15.11.2008 18:55
du musst unbedinkt schnell weiter schreiben!!! >.<
ich musste flennen, als ich die geschichte gelesen hab, mehr mals.
in jedem kapitel... ^^°
es is soooo spannend!
ich möchte wissen, wie es weiter geht!^^
Von:  Sakerima
2008-10-12T20:20:42+00:00 12.10.2008 22:20
wie.. das vorletzte T__T
das.. nein.. *fest klammer*
...
nöö ~.~


naja, abgesehen mal davon ^^'
ein geiles Kapitel **
Daisuke und Shizumi sind ja echt total süß ;_;
gefällt mir sehr gut

Tsukasa im Bette Karyus.. was für ein Bild X3
echt.. weiß nicht.. i-wie skuriel und doch mal was sehr schönes^^
was Uruha abzieht.. ist denk ich mal auch gut wie schlecht..
wobei ich nicht gedacht hätte, dass Zero den Namen von Shinya nennt.
war ich doch recht erstaunt darüber oo

ich binwirklich sehr gespannt, wie es aus-/weitergeht, mit dem letzten und dem Epilog..
ich warte °°
...
...
stells on ;__;

glg noji

Von: abgemeldet
2008-10-12T15:43:24+00:00 12.10.2008 17:43
mmh....armer hizumi? oder vllt sagt shinya auch nein....oder er kommt gar nicht bei shinya an, oder sie werden alle von nem laster überfahren xD
schönes kapitel..auch wenn karyu mich echt fertig macht >-<
ich geh abe rmal spontan nicht davon aus, dass es ein happy end gibt (macht nix, die mag ich eh nicht wirklich xD)
uruha-> wtf?
Von:  QueenLuna
2008-10-12T13:06:12+00:00 12.10.2008 15:06
URU, du ARSCH!!!!
na auch egal ^^
wie schon gesagt: es wird spannend ^^
*bibber*
ich willn HÄPPÜ-end T_____T *anbettel* auch wenn ich mich wiederhole XD

bis danne ^^ *auf'S nächte freu*
Von:  Haidogirl
2008-10-11T20:18:48+00:00 11.10.2008 22:18
Oh, Cilias zweiter Vorschlag ist nicht schlecht! :-)
Ooooder Hizumi und Zero kommen zusammen und Shinya wird der beste Freund, was er ja eigentlich vorher auch schon war...
Ich wünsche mir für Zero ein ganz schönes Happy End!
Bitttteeeeee~~~~
Vielleicht ja doch noch so eine Art Rückblick, was nach Zeros Vergewaltigung so los war...
Und was wird aus Tsu-Chan? Fragen über Fragen... xD

Aber zuerst zu diesem Kapitel:
Wow, was für eine Wendung! So selbstsüchtig hätte ich Uruha gar nicht eingeschätzt >.<
Und das Karyu gegenüber Tsukasa die Sache mit Zero erzählt ...
Ich liebe diese Fanfic einfach, auch wenn sie so 'dark' ist! (^.^)
LG

Von:  Cilia
2008-10-11T17:31:07+00:00 11.10.2008 19:31
Woah *_*
das war..lang! Und klasse <3
Nach der langen Pause hatte ich zwar etwas Schwiergkeiten alle Charaktere wieder zu erkennen, aber jetzt bin wieder im Bilde^^
Wir nähern uns dem Ende und es wird allmählich richtig spannend...ich rate jetzt mal...Zero sucht Shinya, der ist aber uninteressiert/verhindert/tot und deswegen verliert er endgültig die Liebe seines Lebens und Hizumi kommt, um ihn zu trösten und...
:/
Näää.
Zero und Shinya werden wieder halbwegs ein Paar und Hizu sieht mit einem Lächeln im Gesicht ein, dass er keine Chance hat, wünscht ihnen alles Gute und reitet auf seinem Hengst in den Sonnenuntergang...
schon besser.
man darf gespannt sein ^.^
Ich freu mich aus nächste! schön weiter so! ^0^
LG
PS: ÄÄÄÄRSTÄÄÄÄÄR!!! xD


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