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Haus des Schreckens

Ryoki /Kapitel 6 überarbeitet
von

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Zeichen der Dunkelheit

Kapitel 4
 

Die Augen Katlins strichen seit Minuten über Rika und Jen, die wartend auf der Couch verharrten. Ungesehen stand sie an der Tür und hörte den leisen Stimmen beider zu. Nur durch die Briefe ihres Enkels hatte die alte Frau sie entdeckt. Zuerst war es Neugierde gewesen und die Tatsache, dass die Nachrichten Takatos sie selbst von ihrer Situation ablenkten. Doch je mehr sie las, je mehr sie von dem Charakter beider erfuhr, desto klarer wurde es ihr und eine wahnwitzige Idee hatte sich in ihr verfestigt. Eine Eingebung, die entweder alle mit in den tot riss oder aber ihr die Freiheit zurückgab. Zwei Frauen, zwei Schicksale hatte die Hellseherin gesagt. Früher lachte sie jeden aus, der ihr von Magie erzählte. Humbug und Schwachsinn hatte sie kichernd abgewunken doch durch dieses Haus durch die Schrecken, die es beherbergte war, sie eines besseren belehrt worden. So war es auch dazu gekommen, dass sie eine alte Seherin aufgesucht hatte. Die scheußlichen Worte und auch die dadurch entstehende Angst hatten ihr Gewissen gänzlich verstimmen lassen.

„Ich sehe den Tod, er haftet bereits an Ihnen.“

Vielleicht war es selbstsüchtig und egoistisch aber ihr blieb nur diese Möglichkeit. Sie waren stark, hatten gegen Monster gekämpft und waren in eine gänzlich andere Welt gereist. Sie würden überleben da war sie sich sicher.

Das Lächeln, das sie aufsetzte, war falsch doch hatte sie in den vielen Jahren, die sie bereits auf dieser Erde weilte, gelernt, wie einfach sich die Menschen täuschen ließen.

„Es tut mir leid, das ich euch habe warten lassen. Kann ich euch etwas anbieten? Kaffee oder einen warmen Tee?“, hörte sie ihre eigene Stimme leise fragen. Das gedämpfte Gespräch verstummte abrupt, als sie zugleich aus dem Schatten der Tür heraus trat. Jen war es die kopfschüttelnd ablehnte. Katlin bemerkte, wie sich ihr Körper von alleine Bewegte sich beiden jungen Frauen gegenüber setzte und auch drangen Worte aus ihrem Mund deren Zusammenhang sie jedoch selbst nicht begriff. Zu sehr war sie in ihren Gedanken und auch ihrem Gewissen gefangen. Es war nicht verwerflich, was sie hier tat. Sie wollte ihr eigenes Leben retten daran war nichts falsch. Es lag in der Natur der Menschen, der eigene Selbsterhaltungstrieb aber war es wirklich richtig ihren Enkel dafür, zu opfern? Sie war alt, doch er und seine Freunde hatten noch ihr gesamtes Leben vor sich. Ungesehen brachte sie sich wieder zurück in die Realität. Was brachte es jetzt noch darüber nachzudenken, sie waren hier und er hatte den Tausch bereits zugestimmt.

„Warum sind wir eigentlich hier?“ Ihre Aufmerksamkeit legte sich auf die Rothaarige, deren gesamte Körpersprache ihr vermittelte, wie wenig Interesse sie an einer Konversation hatte. Es waren jedoch ihre Augen, die sie einen Atemzug lang erstarren ließen. Unverblümter misstraue lag ihn ihnen. Jede einzelne Situation mit der jungen Frau rief sie sich in Erinnerung und doch war keine einzige Szene dabei die solch ein Argwohn hervorrufen konnte.
 

„Wir sind wohl ein wenig vom eigentlichen Thema abgekommen nicht? Ich habe ein Geschenk für euch“, meinte sie lächelnd, ohne einen funken der Verunsicherung.

„Ich war letztens in einem Laden und habe zwei wunderschöne Ketten gesehen. Sie sind wie für euch gemacht“, sprach sie weiter und zog zwei kleine Schatullen aus ihrer Tasche. Dass es keinen Laden gab und diese Schmuckstücke weitaus mehr waren, als einfache Schönheiten würde sie nicht dazu sagen.

„Die ist wunderschön“, vernahm sie Jen, als diese ihr Geschenk in die Hand nahm. Sie hatte keine Zweifel daran das beide Frauen ihr Präsent gefallen würde. Das eine Collier war mit kleinen und zierlichen Sternen versehen das andere von Rosen durchzogen. Ihr Blick ging von Jen zu Rika die jedoch nur einen kurzen Blick in die Schatulle warf und diese wieder schloss. Das lief nicht so, wie sie es geplant hatte. Eigentlich hatte sie angenommen, dass die Rothaarige genauso verzückt davon wäre wie ihre Freundin. Ihr aufgesetztes Lächeln verblasste einen Sekundenbruchteil lang, als auch die Kato den Schmuck zurücklegte.

„Danke aber ich kann das nicht annehmen, die war sicher furchtbar teuer.“ Innerlich auf die Worte der Braunhaarigen fluchend verneinte sie.

„Nein waren sie nicht! Ich würde mich freuen, wenn ihr sie annehmt und auch tragt. Es ist ein Geschenk und als solches nehme ich sie ungern zurück.“ Hoffentlich würden diese Worte beide umstimmen, allerdings erreichte sie bei Rika genau das Gegenteil. Skeptisch zog sie eine ihrer Augenbrauen nach oben und die nachfolgenden Worte ließen sie innerlich frustriert schnaufen.

„Tut mir wirklich Leid doch für gewöhnlich, trage ich keine Ketten oder sonstigen Schmuck. Ich möchte nicht undankbar klingen, aber jemand anderes kann mit Sicherheit mehr damit anfangen, als ich. Wäre schade, wenn sie nur herumliegen würde.“ Starr beobachtete Katlin wie Rika aufstand und langsam aus dem Raum ging.

„Trotzdem danke“, vernahm die alte Frau es noch, bevor sich die Tür leise schloss.

„Nun ähm ich wünsche innen noch einen schönen Abend und Gute Nacht.“ Etwas zu hastig sprang sie auf, zugleich auch Jen gehen wollte.

„Jen wenigstens du könntest doch mein Geschenk annehmen.“ Sie musste um jeden Preis verhindern, dass auch die Kato ohne das Teil ging. Wenn beide sie trugen, würde seine Aufmerksamkeit auf ihnen liegen, den vergessen hatte er nicht. Er würde sich erinnern, das sie einst seiner Frau gehörten und somit würde ihn ihr verschwinden nicht interessieren.

„Bitte nimm sie an. Weiß du, ich vermisse die Zeit mit Mie, die gemeinsamen Stunden die nur eine Mutter mit ihrer Tochter verbringt. Es würde mich glücklich machen wenn du sie trägst Jen.“ Katlin Saito wusste, dass sie mit diesen einfachen Worten das erreicht hatte, was sie wollte, den Jens Augen strahlten in diesem Moment eine Betroffenheit aus die viel tiefer reichte. Katlin hatte den wunden Punkt der Kato getroffen und gekonnt so genutzt, dass Jen ein leises Danke flüsterte.

Erleichterung legte sich nieder, als sie beobachtete, wie das Schmuckstück seinen Weg an den schmalen Hals der jungen Frau fand.

„Ich danke dir das du mir den Gefallen tust.“

„Ich muss danken.“ Sie bemerkte nur am Rande, dass ihr Gegenüber leise den Raum verließ, ihre Aufmerksamkeit hatte sich fast gänzlich auf das verbleibende Kästchen gelegt. Katlin bezweifelte das Rika mit derselben Masche zu locken war. Durch ihren Enkel wusste sie, dass sie kein sehr gutes Verhältnis zu ihrer Mutter hatte und auch ihre Reaktion auf ihren Vater war alles andere, als traurig gewesen. Ihre Knochen gaben ein knackenden Laut von sich, als sie sich nach vorne beugte und den kleinen Behälter in die Hand nahm. Wie also brachte sie die Rothaarige dazu ihre schönes Präsent, anzunehmen. Augenblicke der Stille strichen vorüber und nur der aufkommende Wind, der durch die Bäume fegte, war zu hören. Dann einige Sekunden später zuckten ihre Mundwinkel nach oben. Natürlich, wie konnte sie das nur vergessen. Der Schlüssel zu der jungen Frau war nicht leicht auszumachen, doch ihren Augen konnte so etwas nur schwer entgehen. Gesten, die der jungen Frau möglicherweise nicht bewusst waren, doch für sie immer gegenwärtig. Sie würde es einfach Ryo überlassen ihr die Kette zu geben, sie würde sicher nicht Nein sagen, wenn er der diejenige war, der sie ihr gab. Hoffte sie zu mindestens aber nein, der junge Mann schaffte es mit Sicherheit.
 

„Rika warte auf mich!“, vernahm die junge Frau es hinter sich und seufzend hielt sie in dem beleuchteten Korridor an. Ob Katlin sie jetzt für undankbar hielt war ihr relativ egal. Man durfte sie nicht falsch verstehen, die Kette war wirklich hübsch und sie würde so etwas gewiss auch tragen doch nicht in solch einer Situation. Nicht wenn es diese Frau war, die ihr so etwas gab. Rika hatte in dem Sinne nichts gegen Takatos Großmutter aber dieses aufgesetzte Lächeln die gesamte Zeit über ließ sie innehalten. Ihre Mutter war Model, eine Frau, die täglich ein falsches Bild vermittelte, es war dementsprechend nicht verwunderlich, wenn sie so etwas bei anderen Personen durchschaute. Katlin hatte bereits die gesamte Zeit, seit sie alle hier waren eine Maske auf und genau das war der Grund, warum sie von Stunde zu Stunde immer skeptischer wurde.

Ihre Gedankengänge wurden unterbrochen, als Jen sich bei ihr unterhackte.

„Das ist wirklich nett von Takatos Großmutter gewesen, auch wenn ich zugeben muss, dass ich ein schlechtes Gewissen habe. Die müssen bestimmt unheimlich teuer gewesen sein.“ Sie sah zu wie Jen einen der Sterne vorsichtig in den Fingern drehte. Sie traute der Sache nicht, irgendetwas war daran falsch und genau diese Worte flossen im selben Moment über ihre Lippen.

„Glaubst du? Naja sie meinte sie vermisse Takatos Mutter und so. Ich versteh sie irgendwie, es ist sicher nicht schön, hier alleine zu sein. Mal abgesehen von dem verrückten Butler.“ Leichtgläubig, das war die Silbe, die ihr durch den Kopf geisterte, als sie ihrer Freundin still zu hörte, doch sie würde sich hüten es laut auszusprechen. Katlin war alt aber nicht senil. Keiner zwang sie hier zu sein, wenn sie ihre Tochter wirklich so vermisste was hielt sie davon ab nach Tokio, zurückzukehren. Richtig, nichts!

Wie ein Stromschlag durchzuckte sie das Gefühl beobachtet zu werden und, als sie aufblickte, hielt sie automatisch die eingeatmete Luft in ihren Lungen. Braune Augen starrten genau in die irren und für einen Augenblick dachte sie, Livian Rebreanu würde lebend vor ihr stehen. Im nächsten Moment jedoch musste sie wegen ihrer eigenen Reaktion den Kopf schütteln. Ein normales Gemälde, dasselbe, das sie bereits gestern angesehen hatten, nichts anderes.

„Guten Abend meine Damen“, vernahmen die beiden Frauen in starkem Akzent hinter sich. Damian neigte zum Gruß seinen Kopf und schloss zu ihnen auf, was ihr selbst ein genervtes Seufzen entlockte. Das Rika ihn nicht begrüßt hatte war absichtlich, sie wollte ihm nicht das Gefühl geben erwünscht zu sein, den das war er nicht. Ihre eigene Empfindung ließ sich jedoch durch sein auftreten erklären, wahrscheinlich schlich er bereits die gesamte Zeit hinter ihnen her.

„Wo möchten sie zu solch einer späten Stunde hin?“ Rika wandte ihren Blick ab. Sollte sich Jen mit ihm unterhalten, wenn diese das möchte, sie würde den Typen so weit es ging ignorieren. Ihre Aufmerksamkeit legte sich wieder auf das Gemälde, auf das sie zugingen. Vielleicht täuschte es durch das Licht der Beleuchtung, doch sie konnte sich beim besten Willen nicht daran erinnern, dass der Kopf der Zeichnung zur Seite geneigt war.

Die Umklammerung Jens wurde fester, zugleich der Mann näher an sie heranrückte. Versucht höflich antwortete sie auf seine Fragen, dass sie sich in seiner Gesellschaft nicht wohlfühlte und in diesen Minuten, wo anderes sein wollte, konnte man nicht nur anhand ihrer Mimik sehen.

„Rika möchten sie mit mir kommen? Ich würde ihre Gesellschaft genießen?“ Sie wusste nicht um was es ging aber ihre Antwort ließ nicht lange auf sich warten, als sie ein knappes Nein über die Lippen brachte.

„Wirklich schade. Uns würde sicher nicht langweilig...“ Der Mann verstummte abrupt, ebenso wie Jen einen erschrockenen Laut von sich gab, als die Beleuchtungen anfingen zu flackern. Ein solches Flackern das Rika einen eisigen Schauer über den Rücken jagte den in jenem Moment, wie sie das Ende des Ganges erreichten. Vor dem gigantischen Gemälde standen, verschwand der seichte Schein des Lichtes ganz. Dunkelheit umhüllte die Drei und Jen war es, die noch näher an Rika heranrückte. Die junge Frau schloss ausatmend die Augen. Sie standen mitten in einem stockdunklen Korridor, der weder Fenster noch sonnst irgendeine andere Lichtquelle bot, wie die eben ausgefallene Deckenbeleuchtung. Wunderbar...

„Was für ein Pech aber auch, aber keine Angst die Damen sie brauchen keine Angst haben“, hörte sie Damian leise sprechen. „In so einem alten Gemäuer kann so etwas leicht passieren.“ Ohne auf seine Worte zu achten, zog sie Jen vorsichtig mit nach vorne und suchte mit der freien Hand halt an der kühlen Wand. Sie konnte sich noch erinnern das ihre Zimmer am Ende des nun kommenden Ganges lag, sie mussten folglich nur heil dort ankommen, ohne über irgendetwas zu stolpern.

Die Hand, die sich ohne Bedenken auf ihren Rücken legte, nach ihrem Geschmack viel zu weit unten wusste sie einen kurzen Moment nicht, wie sie reagieren sollte. Damians Atem, der warm ihren Hals entlang huschte, gestaltete ihre nächste Handlung um so schneidender, als sie Jen losließ und sich in einer fließenden Drehung umwandte.

„Fass mich nicht an!“, fauchte sie geräuschvoll und spürte seine Hände auf ihren Schultern. Es sollte wohl eine Geste der Beschwichtigung sein, denn auch seine besänftigenden Worte, die sie vernahm, deuteten darauf hin.

„Tut mir leid, ich wollte lediglich vermeiden, dass du ins Straucheln kommst.“ Sie glaubte ihm kein Wort, doch kam die junge Frau zu keiner weiteren Erwiderung. Der durchdringende Schrei ihrer Freundin und das Gewicht, als sich diese gegen ihren Körper warf, ließ sie keuchend auf die Seite taumeln.

„Da ist irgendetwas!“, kreischte sie weiter und klammerte sich nur noch fester an die Rothaarige, die daraufhin ihr Gleichgewicht gänzlich verlor. Ungeachtet dessen das beide hart auf dem Boden aufkamen, japste die Jüngere wimmernd nach Luft und dachte nicht einmal daran ihre Freundin loszulassen.

„Jen...“ Rika unterdrückte ein schmerzhaftes Stöhnen, als ihre Handfläche anfing zu brennen.

„Anscheinend verträgt hier jemand die Dunkelheit nicht. Ich helfe euch auf“, vernahm sie belustigt von Damian. Sie konnte sich beinahe bildlich dieses dumme Grinsen vorstellen, das er im Moment trug. Die weinenden Worte Jens hallten wider, doch war es nicht das was die Nonaka zum Erstarren brachte. Es war ein Zischen, wie der Laut einer Schlange und doch wirkte es metallen, schneidend. Ihr Herz war es das einen Sekundenbruchteil aussetzte, wie sie begriff. Es war, als wenn die Zeit stillstand. Jen verstummte und auch Damian wagte es nicht, zu sprechen. Die ersten zwei Drahtseile lösten sich knallend und das Gewicht des schweren Rahmens zog das riesige Gemälde hinab. In ihren Gedanken spielten sich unzählige Szenen ab, alle jedoch liefen auf dasselbe Bild hinaus. Sich mit Jen in Sicherheit zubringen, doch war es ihr Körper, der ihr nicht gehorchen wollte. Spätestens, als das letzte Seil sich löste, war ihr klar das nicht einmal ihre Finger sich in Bewegung gesetzt hatten.

Und damit setzte ihr Herzschlag vollkommen aus.

Ein lauter Knall und das Brechen wie Splittern von Holz riss ihre Gedanken aus dem Zusammenhang. Sie spürte noch, wie die zerborstenen Reste ihr Bein streiften und gleichzeitig das laute Stöhnen Jens vernahm. Erst die lauter werdenden Stimmen ihrer Freunde rissen die junge Frau aus ihrer Trance heraus und veranlassten sie keuchend ihren Kopf auf den Boden sinken zu lassen. Jen war das gelungen, wozu sie nicht in der Lage gewesen war, irgendwie hatte die Kato es geschafft sie beide auf die Seite, zureißen.

„Danke“, wisperte sie milde und bekam ein ebenso außer Atem klingendes; „Bitte.“ Im selben Moment, als sich Rika aufrichten wollte erwachten die Deckenbeleuchtung wieder zum Leben und ihr wurde das Ausmaß dessen bewusst, was eben noch in der Finsternis passiert war. Das Bild hätte sie unter sich begraben und Rika war eines klar, das wäre nicht gut ausgegangen. Denn jetzt sah sie, was ihr vorher nicht aufgefallen war, der Rahmen war nur teilweise aus Holz gewesen. Das Metall überwog und bohrte sich unbarmherzig in den Boden hinein.
 

Seufzend schloss die junge Frau die Tür zu ihrem Zimmer. Der erste Schock über das passierte hatte sich längst verflüchtigt, einzig und allein das Gefühl der Beklommenheit war noch immer vorhanden. Nicht zum ersten mal an diesem Tag dachte sie daran ihre Sachen zu packen und einfach wieder zurück zu fliegen. Gewiss war das mit dem Gemälde einfach Pech gewesen, es war alt und die Seile waren nicht mehr stabil gewesen dennoch, viele andere Sachen, die in diesem Haus passierten waren nicht normal. Aber vielleicht steigerte sie sich auch einfach nur zu sehr in etwas hinein.

Das dezente Klopfen ließ sie aus ihren Gedanken schrecken und schnaufend wandte sich die junge Frau um. In dem Augenblick, als sie schon ansetzen, wollte den Störenfried zu verscheuchen öffnete sich die Tür bereits von selbst.

„Hier bist du“, stellte Ryo fest und schritt gänzlich in ihr Zimmer hinein. Sie unterdrückte einen weiteren Seufzer.

„Was willst du?“

„Nach dir sehen“, gab er ihr zur Antwort, und wenn sie ehrlich war, hatte sie keine andere erwartet.

„Hast du getan, jetzt verschwinde wieder. Ich will meine Ruhe haben.“ Im Moment wollte sie keine Gesellschaft, da war es egal, um wen es sich handelte. Sie war froh darüber, dass Jen sich von Takato beruhigen ließ und nicht von ihr. Denn eines glaubte die Nonaka zu wissen, ihre Nerven würden so etwas mit Sicherheit nicht durch halten.

„Du blutest“, überging er ihre Aussage. Ehe sie selbst nach der Verletzung sehen konnte, hatte er ihre Hand bereits in der seinen. Ein kleiner Schnitt, nichts was ein zweiter Blick wert wäre, doch konnte sie nicht verhindern das Ryo in derselben Minute im angrenzenden Badezimmer verschwand.

„Das ist ein Kratzer Ryo...“, schnaufte sie, wie er kurz drauf mit einem dünnen Verband wieder kam, trotz ihrer Worte ließ die junge Frau es sich gefallen, dass er eben diesen über ihre Handfläche wickelte.

„Dir ist klar das du übertreibst oder?“

„Das Gemälde hätte euch beinahe erschlagen, also lass mich doch übertreiben, dieses eine Mal“, meinte er ruhig und entließ ihren Arm. Resigniert atmete sie aus und wandte sich kopfschüttelnd von ihm ab.

„Rika.“

„Was willst...“ Die junge Frau verstummte, als sich zwei Arme in ihr Blickfeld schoben. Das kalte Silber, das auf ihren Hals traf, ließ sie frösteln und erstaunt fiel ihr Blick auf die Kette, die sie bereits bei Katlin gesehen hatte.

„Warum nimmst du sie nicht an?“, hörte Rika ihn Fragen, als er den Schmuck in ihrem Nacken schloss.

„Weil ich so was für normal nicht trage...“

„Warum nicht? Sie steht dir, wenn du mich fragst.“ Um das ging es nicht, sie wollte von dieser Frau nichts annehmen. Irgendetwas sagte ihr das die alte Dame das nicht umsonst machte. Alleine wie sie Jen dazu gebracht hatte und jetzt das.

„Weil ich nicht will!“, schnaufte sie laut aus und wollte bereits nach hinten greifen, um sich des Schmuckes zu entledigen, als Ryos Worte sie daran hinderten.

„Lass sie doch an. Was ist schon dabei? Ein kleiner Gefallen mehr nicht.“ Dass seine Hände auf ihren Schultern ruhten und der Ton, mit dem er sprach, war wohl der Grund, warum sie ihre Arme wieder sinken ließ. Sie war nicht dumm, sie wusste genau das Katlin ihm genau deswegen dieses dumme Collier gegeben hatte. Dieses Weib ahnte wahrscheinlich, das sie bei ihm nur schlecht Nein sagen konnte, was nicht nur zuletzt daran lag, dass Ryo nur selten ein Nein akzeptierte.

Ohne es zu merken, ballte Rika die Hände kurz zusammen. Bis morgen würde sie dieses Teil tragen, nicht länger. An dieser Tatsache würde nicht einmal Ryo etwas ändern können. Sie hasste nichts mehr, als manipuliert zu werden und das Katlin dies tat war offensichtlich.
 

Sie zuckte nicht zusammen, spürte es eigentlich kaum. Es war, wie ein kurzer Windhauch der im selben Atemzug wieder verschwand. Die Gedanken, die sie noch einen Moment zuvor hatte, verblassten. Die junge Frau fragte sich einen kurzen Augenblick, warum ihr Herz so raste, doch war es der wieder aufkommende Wind, der diese Empfindung, als nichtig abstufte. Kein Ton kam über ihre Lippen, wie ihre Gestalt sich von alleine umdrehte und als sie dieses Mal aufblickte, war Ryo´s Gesicht dem ihren so nah. Ihre Hand wanderte durch die Luft wie die einer Fremden und es war ihr Körper, der folgte. Sie registrierte seinen überraschten Gesichtsausdruck, ihre Finger strichen über seine Haut und auch nahm sie seine Reaktion war, als ihre Lippen die seinen berührten. Mit jeder weiteren Brise, die verstrich, folgte die Dunkelheit. Eine Finsternis, die bitter in ihr hinauf stieß.
 

Die alte Frau musste schlucken, zugleich ihre Beine sie durch den beleuchteten Vorraum trugen, denn es war die Haustür, die sich von selbst öffnete und ihr somit die Freiheit gewährte, die sie sich ersehnte. Trotz das er sie nun entließ, kroch ihr Gewissen schreiend an ihr hinauf und einen kurzen Augenblick war sie versucht, ihr eigen Fleisch und Blut nicht diesem Haus zu überlassen.

Ihre Hand umfasste die Halterung ihres Koffers fester, als sie mit langsamen Schritten darauf zu ging. Auch wenn sie wollte, ein zurück gab es nicht. Beide trugen nun sein Zeichen und sie würden diesem Brandmal nicht entkommen. Es hatte begonnen, in dem Moment, als der letzte Verschluss des Silbers ineinander eingerastet war.

Katlin schloss ihre Lider, wie die Haustür krachend hinter ihr zu fiel. Sie hatte alles geplant, bis ins kleinste Detail hatte sie gedacht. Damian war nur eine kleine Ablenkung gewesen, eine Untermauerung ihrer Worte aber dennoch flehte sie in dieser Sekunde alle Götter an, dass sie überleben mögen. Sich selbst zu nickend seufzte sie leise. Sie würden es schaffen.

Das Knacken eines Astes nicht weit neben ihr veranlasste sie in eben diese Richtung zu blicken. Ihre Gesichtszüge erstarrten und das Weiß, das ihre Haut langsam annahm, glich reinem Schnee.

„Du hast es mir versprochen... Ich habe dir meinen Enkel und auch seine Freunde im Austausch meiner gegeben. Bitte...“, wimmerte sie in die Dunkelheit hinaus und ein kummervolles Weinen entkam ihrer Kehle. Ihr Herz blieb stehen, wie sie verstand. Er wollte sie nie Freigeben, das Einzige, das er wollte, waren neue Seelen, die er zugrunde richten konnte, wie es ihm beliebte.

„Was habe ich getan...“ Ihre Beine brachen ein und angsterfüllt sah sie in seine roten Augen, die einen Bruchteil lang aufblitzten.
 

Ihr Schrei ging in dem tiefen Grollen des Bären unter, als dieser durch das Buschwerk hindurchbrach.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  Bunny94
2009-05-12T14:54:27+00:00 12.05.2009 16:54
echt toll das war echt super geschrieben
ich würde jetzt echt weiter lesen
und ich hoffe ´du schreibst schnell weiter
war echt SSSSSSSUUUUUUUUUPPPPPPPPPPEEEEEEEEERRRRRRRRR
Von:  kizuna16
2009-05-12T13:14:03+00:00 12.05.2009 15:14
ahhhh TOLL!
das war wieder ein super kapitel ^_^
ich würd am liebsten direkt weiter lesen.....hab zwischen durch echt mitgezittert vor aufregung und spannung
schreib schnell weiter, ja?
kizuna xxx
Von: abgemeldet
2009-05-11T19:55:00+00:00 11.05.2009 21:55
wuahh das ist so spannend :))))
ich möchte schnell mehr lesen :)))))

Von: abgemeldet
2009-05-11T11:24:03+00:00 11.05.2009 13:24
Uhh~ es wird immer spannender *ein kribbeln auf der Haut hat*
Ein schönes Kapitel,ich hoffe es geht ga~nz schnell weiter ^^
Die Sache mit den Roten Augen erinnert mich irgendwie an die Werwolf Bücher Ritus und Sanctum von Markus Heitz XD (muss ich dringend mal wieder lesen)

Lieber Gruß
Nayru-chan


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