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Anubis Black

JadenxChazz, AtticusxZane (Kapitel 22 ist da!!!)
von

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Der Rivale

Kapitel 16: Der Rivale
 

Jaden hatte seinen Freunden die unterirdische Trainingsarena gezeigt. In ihren jeweiligen Logen hatten sie die Übungskleidung für sich selbst gefunden, die ihr Anführer per Paket ausgehändigt bekommen hatte. Er war allerdings der einzige, dessen Trägershirt ein bauchfreies Top war, wodurch er sich viele bewundernde Blicke seitens seiner Teamkameraden einhandelte. Am meisten freute es ihn, wenn Chazz ihn heiß musterte, denn das löste ein angenehmes Prickeln in seiner Magengegend aus. Außerdem hatte Bastion, neugierig wie er war, entdeckt, dass die Arena ursprünglich einmal eine Arena für Kartenduelle gewesen war und über ein Programm für Kampfsimulationen verfügte. Jaden stand nun in der Mitte des Areals und der Schwarzhaarige am Kontrollpult. Er hatte sich rasch mit dem Computersystem vertraut gemacht und startete die Software mit dem klangvollen Titel „Anubis Black: Battle Challenge". Aus der Anlage ertönte eine künstliche Stimme und sagte: „Anubis Black Battle Challenge wird gestartet. Name des Kriegers?"

„Hä? Also, ich bin Jaden, Jaden Yuki."

„Stimmenmuster wird überprüft. Jaden Yuki erkannt. Wählen Sie eines der Kampflevel zwischen Eins und Sieben."

„Was? Eh, wie unterscheiden sich diese Level?"

„Level 1: Einfach. Level 2: Normaler Schwierigkeitsgrad. Level 3: Gesteigerter Schwierigkeitsgrad. Level 4: Fortgeschrittene, Stufe I. Level 5: Fortgeschrittene, Stufe II. Level 6: Master, Stufe I. Level 7: Master, Stufe II. Auch bekannt als ‚Level of First Command‘, da es nur für den Anführer freigegeben ist. Ihre Wahl?"

„Ich habe ein eigenes Level? Na schön, dann teste ich es gleich mal. Ich entscheide mich für Level Sieben."

„Level ausgewählt. Die Simulation wird gestartet."

Er zog seine beiden samuraiähnlichen Schwerter aus den Scheiden und wartete. Vor ihm materialisierten sich mehrere abstoßende, dämonische Kreaturen, zehn an der Zahl, mit einer durchschnittlichen Größe von vier bis fünf Metern, peitschenden Schwänzen, Krallen, mörderischen Gebissen oder vergleichbaren Nettigkeiten. Die erste Bestie attackierte ihn und er wich mit einem Überschlag aus, nur, um direkt vor einem anderen Wesen zu landen, dessen Geifer ihm auf die Schulter tropfte. Es fühlte sich erschreckend real an. Er wirbelte herum und schlitzte seinem Gegner ohne langes Federlesen den Bauch auf, als Feind Nummer Eins, der offenkundig nicht besonders flink oder schnell war, wieder auf ihn zustürzte und sich auch noch zwei weitere Geschöpfe daran machten, ihn anzugreifen.

»Okay, ruhig. Den einen habe ich erledigt, der Kerl hinter mir ist sehr schwerfällig wegen seines plumpen, fetten Körpers, aber diese beiden Riesenschlangen von rechts und links sind überraschend flott. Konzentration.«

Er sprang auf den Leichnam des von ihm bereits gefällten Dämons, als die erste Schlange herniederstieß. Er rollte sich hinunter und das furchterregende Gebiss der Schlange durchdrang die lederne Haut des toten Wesens und blieb darin stecken. Rasch stand er auf und hieb dem zappelnden Reptil, das sich zu befreien suchte, mit einem gewaltigen Hieb den Kopf ab. Die andere Schlange war inzwischen herangekommen und schleuderte ihn mit einem Schlag ihres mächtigen Schwanzes quer durch die Arena, wo er unsanft mit einer monströsen Spinne kollidierte. Na fabelhaft. Die Spinne attackierte ihn mit ihren riesigen Mundwerkzeugen, doch er verwundete sie gezielt mit beiden Klingen an zwei ihrer Beine, sodass sie im Schmerz zusammenzuckte und ihm Gelegenheit gab, wieder auf die Beine zu kommen. Drei krakenähnliche Kreaturen mit vielen Fangarmen krochen auf ihn zu und Jaden verwandelte sich in einen wirbelnden Schwerttornado. Die schleimigen Tentakeln zertrennte er mit ein paar pfeilschnellen Hieben und zerteilte einen der Kraken gleich im Anschluss. Die Spinne hatte sich indessen wieder erholt und ragte über ihm auf wie ein widerlicher Schatten. Die verbliebenen Krakenmonster schickten sich an, ihn mit ihrer Tinte zu besprühen, die ohne Zweifel mehr als nur abscheulich sein musste, wenn nicht gar giftig. Er schob seine Waffen in die Scheiden zurück und entfernte sich aus dem Gefahrenbereich, indem er einige Überschläge vollführte. Die Spinne bekam beim Zubeißen nur zwei Krakenköpfe zwischen die Kiefer. Unterdessen schnaufte Jadens langatmiger Feind ihm entgegen wie eine uralte Lokomotive. Das einzig wirklich gefährliche an ihm war sein riesenhafter Morgenstern, den er jetzt mit bedrohlicher Präzision nach ihm warf. Der Morgenstern grub sich fest in den Boden und der Brünette hangelte sich ohne Zögern die gigantische Kette hinauf, an der das schädel-zertrümmernde Gerät hing. Das Geschöpf glotzte ihn blöd an und spürte im nächsten Moment einen Streich gegen seine Kehle. Dann wurde es schwarz.
 

»Das macht mit dem Sabbervieh, der Schlange und den Kraken sechs Ungeheuer. Bleiben noch die zweite Schlange, die Spinne, der Skorpion und diese komische Rieseneidechse. Die packst du auch noch, Jaden!« sprach er sich gedanklich Mut zu. Die besagte Rieseneidechse bedrängte ihn mit ihren Krallen und stellte ihren Nackenkamm auf, sodass sie an einen flügellosen Drachen erinnerte. Die Spinne krabbelte ebenfalls auf ihn zu und er reagierte in Sekundenbruchteilen. Geschmeidig ließ er sich zu Boden gleiten, wobei er einem Schlag der Echse entging, rutschte direkt unter das haarige Insekt und bohrte seine Klingen tief in den Bauch der Bestie. Sie ließ einen verzerrten Schrei hören und kippte zur Seite. Beinahe hätte sie Jaden unter sich begraben, der gerade noch rechtzeitig auswich. Die Schwerter waren dunkel von Blut und er schwang sie einmal hin und her, um sie zu reinigen. Hinter ihm erklang ein kehliges Zischen und er wirbelte herum, mit seiner rechten Waffe eine breite rote Schneise in den Leib der Schlange schlitzend. Sie stürzte zu Boden und wand sich vor Schmerzen. Der Wächter des Siebten Tores erlöste sie mit einem gezielten und kräftigen Hieb, während sich die Eidechse und der Skorpion nebeneinander postierten und mit Krallen und Stachel nach ihm schlugen. Er keuchte; der anstrengende Kampf zehrte an seinen Reserven. Für eine Simulation war dieses Programm extrem wirklichkeitstreu. Seine Muskeln spannten sich an, sein Blick, feurig und wild, ruhte mit unerschütterlicher Entschlossenheit auf seinen beiden Gegnern. Chazz, der das Ganze vom Rand der Arena aus beobachtete, anstatt in seiner erhöhten Loge zu sitzen, erbebte innerlich.

»Verdammt, er ist so schön, so leidenschaftlich! Und da soll ich nun ruhig bleiben! Ich hoffe, dass wir bald miteinander sprechen, damit wir uns versöhnen können. Es ist mir immer noch peinlich....ich meine, musste ich so klar durchblicken lassen, wie sehr ich ihn begehre?! Nicht zu vergessen der Ausdruck in seinen Augen, als wolle er mich verschlingen....Jaden, ich frage mich....sind wir nicht auf dem Weg zu etwas Wunderbarem?«

Der Skorpion verlor soeben seinen Stachel, den der Hüter des Lebensschlüssels mit seinen beiden Schwertern in einer Art Scherengriff abgeschnitten hatte. Das Insekt brüllte wie ein Raubtier und ließ seine monströsen Zangen hernieder sausen. Der Braunhaarige entfloh mit mehreren Überschlägen und führte den Skorpion dabei direkt zu der Echse, die sofort nach ihm schnappte, aber nur einen harten Tritt gegen ihre Schnauze bekam. Als die Schere nach unten raste, duckte er sich weg und der gigantische Käfer erwischte den Dinosaurier-Verschnitt, der sich natürlich mit Krallen und Zähnen gegen diese Gefangennahme wehrte. Als die Kreaturen ineinander verkeilt waren, schwang ihr Kontrahent ein letztes Mal seine rasiermesserscharfen Klingen und beendete den Kampf. Der Computer meldete: „Level 7 erfolgreich bestanden."

Die Leichname der Wesen zersprangen in unzählige Pixel und verschwanden. Jaden, aufs höchste zufrieden mit seiner Leistung, wischte sich mit einem Handtuch, das Chazz ihm reichte, den Schweiß von der Stirn und schüttelte sein Haar.

„Das hat hundertprozentig hingehauen, auch wenn es ziemlich anstrengend war. Jetzt können wir mit unserer Besprechung anfangen."
 

Einige Zeit später sassen die sieben Anubis Black an der rechteckigen Tafel in ihrem Gemeinschaftsraum, auf dem Tisch lagen die zwei Schriftrollen ausgebreitet. Syrus erklärte: „Chick hat uns einen Hinweis gegeben. Bevor er zu Sand zerfiel, sagte er mir, die erste Schriftrolle zeige den Gott Amun. Was wissen wir über ihn?"

Bastion hatte ein Buch über die ägyptische Mythologie mitgebracht, schlug es an einer vermerkten Stelle auf und las vor: „‚Amun, Amun-Ra/Re. Als einer der wichtigsten Götter des alten Ägypten wird Amun zusammen mit seiner Gemahlin Amaunet zum ersten Mal in den Pyramidentexten erwähnt. Binnen anderthalb Jahrhunderten verdrängte Amun allmählich den alten Gott der thebanischen Region, Month, und die Vormachtstellung der thebanischen Könige im Mittleren und Neuen Reich beförderte ihn schließlich (als kombinierten Amun-Re) in die Position des höchsten Gottes im ägyptischen Pantheon. Amuns Charakter entwickelte sich im Laufe der Jahrtausende zu dem einer bunten, facettenreichen Persönlichkeit. Die Ägypter selbst nannten ihn Amun ascha renu oder „Amun, reich an Namen", und gänzlich verstanden werden kann der Gott nur von den vielen Aspekten her, die in ihm verehrt wurden.‘ Und dann werden seine wichtigsten Funktionen geschildert, etwa als der Verborgene Gott, Schöpfergott, Sonnengott, Fruchtbarkeitsgott, Kriegergott, König der Götter und Universeller Gott. Seine Ikonographie, also Darstellungsform, wird so beschrieben, wie sie hier auf der Schriftrolle zu sehen ist. Aber deshalb wissen wir noch lange nicht, was er mit den Göttermonstern und den Heiligen Ungeheuern zu tun hat."

„Er soll doch ein Schöpfergott gewesen sein.", meinte Alexis nachdenklich. „Diese mächtigen Wesen schützten das Königshaus und das ägyptische Volk. Vielleicht hat er sie erschaffen."

„Das wäre immerhin möglich. Es würde auch Sinn machen, weil sie gemeinsam abgebildet wurden. Aber wie passt das zu der Prophezeiung?"

„Gar nicht! Das ist ja das Problem!"

Während die anderen heftig weiterdiskutierten, hüllte sich ihr Anführer in tiefes Schweigen. Sein ernster Blick ruhte auf den Gestalten der sechs Bestien und registrierte sämtliche Einzelheiten. Die Göttermonster waren nicht unbedingt als Schönheiten zu bezeichnen, aber verglichen mit den Heiligen Ungeheuern wirkten sie viel majestätischer und eindrucksvoller, viel lebendiger. Die anderen waren eigentümlich knochig und strahlten wesentlich mehr Bedrohlichkeit aus, sie schienen beinahe bösartig zu sein. Warum gab es diesen Gegensatz? Warum sprach man nicht von den ‚sechs Heiligen Ungeheuern‘ oder den ‚sechs Göttermonstern‘? Weshalb unterschied man sie?

»Ja, weshalb unterscheidet man Dinge? Weil es nun einmal Dinge gibt, die nicht gleich sind, nicht identisch. Man muss sie unterscheiden, weil sie verschieden voneinander sind. Wir können uns sowohl auf einen Stuhl als auch auf einen Sessel setzen, und trotzdem ist ein Stuhl kein Sessel und ein Sessel kein Stuhl. Was ist, wenn es sich in diesem Fall genauso verhält? Wenn die Götter keine Ungeheuer sind und die Ungeheuer keine Götter? Der einzige, der uns bisher Informationen geliefert hat, war Mr. Sheppard, doch der ist verschwunden. Er hat uns einmal belogen. Woher wissen wir, dass er uns jemals die Wahrheit gesagt hat? Was weiß er? Und warum zum Teufel habe ich das beschissene Gefühl, dass irgend jemand ein schmutziges Spielchen mit uns treibt?!«

Er stand auf. „Die Sitzung ist geschlossen, so kommen wir nicht weiter. Als nächstes sollten wir versuchen, den Direktor aufzuspüren. Er kann sich nicht in Luft aufgelöst haben, seine Abreise, sei es mit Flugzeug, Helikopter oder Schiff, muss irgendwo verzeichnet sein! Man kann nicht einfach von der Duellinsel abhauen, ohne dass es jemand merkt! Übermorgen soll ein Schiff mit ein paar Gastschülern anlegen, die vielleicht mal auf die Akademie gehen werden, es ist Tag der Offenen Tür. Bastion, du, Lex und Syrus, ihr überprüft die Passagierlisten aller Schiffe der vergangenen Tage, auch die des Besucherschiffes. Die Regel verlangt, dass die Liste drei Tage vor der Ankunft einsehbar ist. Immerhin besteht die Möglichkeit, dass der Kanzler noch auf der Insel ist und sich erst mit dem neuen Schiff verdünnisiert. Atticus und Zane, ihr beide kümmert euch um die Flugpläne. Selbst wenn nur ein Miniaturhubschrauber gestartet ist, es muss eine Aufzeichnung darüber geben! Chazz und ich durchsuchen Sheppards Büro. Damit wären alle Aufgaben verteilt. Wegtreten!"
 

Man gehorchte. Chazz war nicht erstaunt, dass seine Anordnungen sofort erfüllt wurden. Jaden hatte sich bewiesen und außerdem mochten sie ihn alle gern. Er hatte sich durch seinen Mut, seine Hilfsbereitschaft, seine Treue und seine Kameradschaft ihre Freundschaft und ihr Vertrauen erworben und gezeigt, dass man sich auf ihn verlassen konnte. Darüber hinaus besass er Willenskraft, Herz und Humor und gab niemals auf. Ein wahrer Anführer. Während sie nebeneinander durch die Flure liefen, unterwegs zum Büro des Direktors, konnte er nicht umhin, den Brünetten aus den Augenwinkeln heraus zu beobachten. Er liebte sein Profil. Klare, ernsthafte Züge....und der sanfte Kontrast zwischen seinem Haar und der bronzefarbenen Tönung seiner Haut....zusammen mit dem Schwarz und dem Gold seiner Uniform, die seinen Körperformen durchaus schmeichelte, sah er wirklich außerordentlich attraktiv aus. Er war so vertieft, dass er gar nicht merkte, wie er ebenfalls genau unter die Lupe genommen wurde.

»Du bist so elegant, Chazz....in deiner Gegenwart bin ich mir schon mehr als einmal wie ein Elefant im Porzellanladen vorgekommen. Alles, was du tust, ist irgendwie anmutig....du hast diese natürliche Grazie, die man nicht oft findet. Und ich mag dich so, wie du bist, obwohl du mir das vermutlich nicht glauben würdest. Sicher, du bist ein Dickschädel, eigenbrötlerisch, arrogant und sarkastisch, aber du bist auch stolz, ehrgeizig, tapfer, temperamentvoll und selbstbewusst. Manchmal etwas zu stolz und zu ehrgeizig, aber das liegt wahrscheinlich an deiner Familie und an der Art, wie sie dich erzogen haben. Ich habe dir gesagt, dass ich dich bewundere, und das war mein Ernst. Menschen, die dich hätten lieben sollen, haben dich statt dessen verletzt und dich unglücklich gemacht. Das hat niemand verdient. Auch du nicht, selbst wenn du das denkst. Du verdienst nur eines, Chazz: Liebe.«

Sie erreichten das Direktorat. Vorsichtshalber klopfte der Wächter des Siebten Tores an, doch drinnen rührte sich nichts. Er drückte die Tür auf und beide blickten sich gründlich um, aber etwas Verdächtiges ließ sich nicht feststellen. Sie öffneten Schubladen und Schränke, entdeckten aber nur, dass sämtliche Papiere und Unterlagen unversehrt zu sein schienen, nicht einmal die Liste über die Bücherausgabe fehlte. Alles war an seinem Platz.

„Offensichtlich hatte er nicht vor, für lange Zeit zu verschwinden. Es ist, als könnte er jeden Moment wieder hereinspazieren und uns begrüßen. Hast du etwas gefunden?" Er wandte sich an den Dunkelblauhaarigen, der gerade den Schreibtisch untersuchte.

„Nichts, nur Kopiervorlagen, Druckerpapier, Stifte, ein Taschenroman von Sherlock Holmes, Kartenpäckchen, Schülerlisten und....he, was ist das?" Unter einem Stapel vollgestopfter Hefter blitzte die Ecke eines Bilderrahmens hervor. Er zog ihn heraus und betrachtete die Fotografie. Jaden gesellte sich zu ihm. Es war ein älteres Foto, denn der Mr. Sheppard, der darauf in die Kamera lächelte, hatte noch keine Glatze und war um einiges schlanker. Er hatte den linken Arm um die Schultern eines anderen Mannes gelegt, der ihm relativ ähnlich sah, nur war er bartlos und etwas größer und athletischer.

„Wer ist das?"

„Keine Ahnung. Nach der Ähnlichkeit zu urteilen, könnte das sein Bruder sein. Sie sehen nicht so aus, als wären sie altersmäßig weit genug auseinander, um Vater und Sohn zu sein."

„Dem stimme ich zu. Sie wirken mehr wie Geschwister. Aber komisch ist es trotzdem. Halte mich für verrückt, Chazz, aber....ich bin fast sicher, das Gesicht dieses anderen Mannes schon einmal gesehen zu haben!"

„Das ist doch ausgeschlossen. Mr. Sheppards Bruder ist nie hier gewesen!"

„Das weiß ich. Dennoch werde ich das Gefühl nicht los, diesem Typen bereits begegnet zu sein....ich kann mich nur nicht daran erinnern, wann und wo. Pst....hörst du das?"

Schritte näherten sich dem Büro. Was sollten sie tun? Sie waren ohne Erlaubnis hier und wären in Erklärungsnot geraten, wenn ein Lehrer sie entdeckt hätte. Kurzentschlossen packte Jaden seinen Mitstreiter an der Hand und bugsierte ihn unter den Schreibtisch. Jemand kam herein, langsam und lauernd. Zwei Beine in weißen Jeans, mit blauen Stiefeln an den Füßen, tauchten vor ihnen auf, doch der Besucher bemerkte sie nicht. Eine geraume Weile geschah gar nichts, die unheimliche Stille wurde nur ab und an von raschelndem Papier unterbrochen. Die beiden jungen Männer, in ihrem Versteck eng aneinander geschmiegt, hatten so ihre Probleme mit der unmittelbaren Nähe. Mr. Yuki bemühte sich krampfhaft, nicht daran zu denken, dass er mehr oder weniger gegen seinen Schwarm gepresst war und wagte kaum zu atmen. Mr. Princeton wiederum war erhitzt und meinte, sein Herzklopfen müsse so laut sein wie ein Trommelwirbel. Durch ihre Hast beim Verstecken waren ihre Beine ineinander verschlungen und überhaupt war ihre gesamte Position unter dem Schreibtisch teils recht kompromittiert. Ihre Gesichter trennten einzig ein paar lumpige Zentimeter, und durch ihre verwirrten Gliedmaßen konnte von Gleichgewicht halten keine Rede sein. Jedenfalls lagen sie mehr, als dass sie sassen.
 

»Oh Gott, er ist mir so nah....seine Augen....diese wunderschönen grauen Augen....Es ist, als ob sie brennen. Und dieses Rot auf seinen Wangen....hinreißend. Unser Streit....ich möchte, dass wir uns wieder versöhnen. Ich möchte....ich möchte ihn küssen....«

»Sein Blick ist so heiß....mir fällt ein, dass wir uns noch gar nicht ausgesprochen haben. Aber wenn ich ihn küsse, wäre das doch auch eine Art Versöhnung? Seine Lippen sind feucht. Verdammt, wie verführerisch! Oh Jay....«

Die Tür fiel ins Schloss. Es war ihnen völlig entgangen, dass der Fremde sich entfernt hatte. Sichtlich verlegen krabbelten sie aus ihrem Versteck hervor und standen auf, wobei sie interessiert den Teppich oder die Wand anstarrten. Nach einem peinlichen Schweigen fand der Brünette seine Sprache wieder: „Weißt du....ich wollte mich entschuldigen. Wegen neulich, weil ich mich mit dir verkracht habe. Ich hätte dir meine Meinung ruhig und sachlich erklären sollen, anstatt über dich hinwegzubrausen wie ein Sturmwind. Aber ich war sauer."

„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Ich habe trotzig reagiert, nur deshalb war ich eigentlich so wütend. Du hattest recht. Ich hätte euch Bescheid sagen, ich hätte euch vertrauen müssen, aber ich habe mir eingebildet, ich könnte es alleine schaffen. Dass du sauer warst, verstehe ich. Ich habe leichtsinnig und unbedacht gehandelt. Es tut mir leid."

„Lass gut sein, Chazz." Seine rechte Hand sank auf die Schulter des anderen. „Ich glaube, unser Temperament ist einfach mit uns durchgegangen. Sind wir noch Freunde?"

Der Hüter des Sechsten Tores sah kurz auf diese schlanke, warme Hand und blickte schließlich in zwei leuchtende Seelenspiegel, in denen er zu versinken drohte. Er schluckte, seine Stimme klang etwas heiser. „Gute Frage. Sind wir noch Freunde?"

Obwohl es dieselbe Frage war, betonte er die Worte weitaus bedeutungsvoller. Einmal ein „Wir sind doch noch Freunde?" und einmal ein „Sind wir Freunde oder mehr als das?" Jaden begriff sofort, und seine Kehle wurde trocken. Seine Augen flirrten umher, überwältigt, irritiert und unsicher. Dann durchzuckte es ihn. Etwas fehlte!

„Die Fotografie!", stieß er hervor und deutete auf die Schublade, aus der sie das Bild geholt hatten. „Das Foto ist weg! Der Unbekannte muss es mitgenommen haben!"

„Wie? Aber das ist doch Blödsinn! Was fängt ein Fremder mit einem privaten Foto an?" gab der Dunkelblauhaarige ein wenig angesäuert zurück, weil der zauberhafte Moment zerstört worden war und seine geliebte Niete ihm nicht geantwortet hatte. Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Professor Crowler stürzte herein.

„Mr. Yuki? Mr. Princeton? Was machen Sie denn hier? Lassen Sie mich raten: Kanzler Sheppard hat sie gerufen, wegen irgendeiner Anubis-Black-Sache, nicht wahr?"

„Nein, nicht ganz, wir....äh...."

„Wo ist der Direktor überhaupt? Wie soll sich ein neuer Schüler einschreiben, wenn er nicht da ist? Warum bleibt dieser dumme verwaltungstechnische Kram immer an mir hängen? Wozu gibt es denn ein Sekretariat? Aber die Damen dort mögen mich nicht, sie sagen, ich wäre zu unhöflich und hätte nicht alle Tassen im Schrank! Eine Unverschämtheit! Wo ist bloß das Anmeldeformular? Diese Unordnung ist wirklich schrecklich!"
 

Hinter dem wild gestikulierenden Dozenten betrat ein großgewachsener Bursche von ca. sechzehn Jahren das Büro. Er war braungebrannt, mit langem schwarzen Haar, das er stirnfrei und zu einem Zopf im Nacken gebunden trug. Gekleidet war er in die Uniform eines Obelisk Blue, zu dem obligatorischen Mantel hatte er eine weiße Jeans gewählt. Seine Augen waren von tiefem Dunkelblau, sein Lächeln sprühte vor Charme.

„Guten Tag. Wen haben wir denn hier? Seid ihr zwei Mitschüler von mir?"

„Eh, ja, das sind wir. Mein Name ist Jaden Yuki und das ist mein Freund, Chazz Princeton. Und wer bist du?"

„Ich bin Abidos Aristides, ein Gastschüler aus Luxor, das liegt in Ägypten. Ich werde für ein Trimester, also drei Monate, an eurer Akademie studieren. Die Noten vom Zeugnis meiner letzten Schule erlauben es mir, als Obelisk Blue anzufangen. Freut mich, euch kennen zu lernen." Er schüttelte ihnen die Hände, schien jedoch Jadens Hand auffällig lange in der seinen zu behalten. Chazz mischte sich ein; seine Miene drückte eindeutig Ärger aus.

„Du kannst ihn wieder loslassen, okay? Und betatsch ihn nicht nochmal! Das hier ist eine Schule und keine Single-Bar!"

„Du verstehst wohl keinen Spaß, was? Ich wollte deinem Süßen nicht zu nahe treten." Es hörte sich nicht sehr überzeugend an und zwei blasse Hände ballten sich zu Fäusten. Der Braunhaarige beobachtete beunruhigt, wie sich Chazz und der Neue anvisierten. Zwischen ihnen brannte die Luft, ihre Antipathie war mehr als offensichtlich. Wie seltsam - dabei kannten sie sich doch gar nicht! Andererseits....er wusste selbst nicht genau, warum, aber die Berührung von Abidos hatte ein Gefühl der Geborgenheit und Zärtlichkeit in ihm wachgerufen. Außerdem klang sein Name in seinen Ohren so vertraut, dass es ihn fast ängstigte.
 

Crowler förderte das Anmeldeformular zutage und schaute ein wenig verdutzt, als er die feindseligen Blicke bemerkte, die die beiden Schüler austauschten. „Nun, äh, ja....können wir anfangen, Mr. Arrestdes?"

„Aristides."

„Wie auch immer! Und Sie sehen zu, dass Sie in Ihre Klassen kommen, der Nachmittagsunterricht beginnt in fünfzehn Minuten!"

Als sie allein waren, auf dem Weg zum Audimax, in dem eine der größten Vorlesungen stattfinden sollte, erkundigte sich der Dunkelblauhaarige: „Was hältst du von diesem Neuling? Ich kann ihn schon jetzt nicht leiden. Er biedert sich zu sehr an für meinen Geschmack."

„Ich weiß nicht....er scheint doch recht nett zu sein. Mir wird so warm, wenn ich ihn ansehe, ich kann es nicht erklären. Aber ich glaube, ich mag ihn."

„Und wenn er nun ein Schattenreiter ist?"

„Wie kommst du darauf?!"

„Der letzte neue Schüler war auch einer unserer Gegner, vergiss das nicht!"

„Du meinst Chick? Nicht ganz. Er war der Sohn von Don Zaloog, aber kein schlechter Mensch. Er wollte uns helfen und seine Gefühle für Syrus waren aufrichtig. Außerdem spüre ich keine Schattenaura um Abidos. Du willst in ihm bloß einen Schattenreiter sehen, weil du ihn nicht ausstehen kannst!"

„Und warum auch nicht?!" begehrte Chazz auf. „Du kennst ihn genauso wenig wie ich, und trotzdem verteidigst du ihn! Du bist viel zu vertrauensselig! Es ist immer besser, von seinen Mitmenschen das Schlimmste zu erwarten, denn damit liegt man meistens richtig!"

„Das ist deine Einstellung." erwiderte Jaden kühl und biss sich auf die Lippen. Hatten sie sich nicht gerade erst vertragen? Warum mussten sie schon wieder streiten?

Auch der Wächter des Sechsten Tores war betrübt. Er wusste, dass sein Misstrauen in seiner Eifersucht wurzelte, doch er war machtlos dagegen. Er ertrug es nicht, wenn jemand anderer seinen Liebsten berührte, zumindest nicht in dieser eindeutigen Absicht, denn dass dieser Kerl auf einen Flirt aus war, war ziemlich klar. Nicht, dass er sich sonderlich darüber wunderte - Jaden hatte dieses gewisse Etwas an sich, das die Leute für ihn einnahm, sie unbeschreiblich anzog, obwohl niemand erklären konnte, was dieses Etwas genau war. Aber er besass es in rauen Mengen, das war sicher.

„Betrachten wir Abidos vorläufig einfach als neuen Mitschüler, der ein bisschen mit Vorsicht zu genießen ist, okay? Immerhin, du hast recht, wir wissen nichts über ihn. Ich will nicht, dass wir uns seinetwegen wieder in die Haare kriegen. In Ordnung?" Er lächelte ihn an, mit diesem offenen, strahlenden Lächeln, das all seine Sorgen vertreiben konnte. Ahnte er überhaupt, wie gefährlich, wie betörend sein Lächeln war? Der Zufall wollte es, dass sie soeben an einem der großen Aussichtsfenster vorbeikamen, durch das die Sonne ihr goldenes Licht in den Flur goss. Es zauberte einen rötlichen Schimmer in sein braunes Haar und ließ die Applikationen seiner Uniform hell glänzen. In seine herrlichen Augen tupfte es ein atemberaubendes Funkeln, das seinen Blick noch intensiver und eindringlicher werden ließ. Chazz‘ Selbstbeherrschung, ohnehin schon bröckelnd, brach angesichts dieser männlichen Schönheit endgültig zusammen. Sein Verstand klinkte sich aus. Sanft aber bestimmt schob er seinen überraschten Gegenüber an die Wand neben dem Fenster....und küsste ihn heiß auf die sinnlichen Lippen. Er wollte Jaden nicht erschrecken, doch bald schon war er nur noch begehrender Mann, bezwungen von seinem Verlangen. Der Mund, den er so leidenschaftlich in Besitz nahm, blieb zunächst verschlossen, bis das Bewusstwerden der Situation ihn dazu veranlasste, sich zu ergeben. Und dann stürzte alles ein. Arme schlangen sich um Hals und Taille, fest und besitzergreifend. Körper drängten sich aneinander, Lippen verschmolzen zu einer untrennbaren Einheit. Ihre Herzen rasten, Finger fuhren durch weiches Haar, erhitzter Atem vermischte sich, Zungen liebkosten sich, als hinge ihrer beider Leben davon ab. Ihre Umwelt wurde bedeutungslos. Dieser Kuss, innig, glühend, verzehrend, war alles, was noch zählte.

Auf der Treppe, die vom Direktorat Richtung Audimax führte, stand Abidos und beobachtete diese Szene. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen, herrisch und zornig sah er aus.

»Denkst du, ich lasse das zu?! Du wirst ihn mir nicht wegnehmen, Shezar! Mein Anspruch ist älter als der deine und ich werde ihn nicht kampflos aufgeben! Niemand....absolut niemand steht zwischen mir und dem, was ich haben will! Kail gehört mir!!«



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Kommentare zu diesem Kapitel (7)

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Von:  jyorie
2013-07-04T15:22:13+00:00 04.07.2013 17:22
Hallo ^_^

ein extra Level in der Trainingsarene für den Anführer und ausgerechnet den nimmt Jaden zum testen, ich dachte ja schon er ist etwas größenwahnsinnig, so aus dem Standheraus mit dem höchsten level zu beginnen und dann mit 5m hohen Monster – aber der Kampf war einfach nur gigantisch!

Ist das alles vielleicht einfach nur eine große Famiien-Fede ... wenn die Schüler merken das die Prophezeihung nicht passt, es unstimmigkeiten mit den Göttern/Monstern gibt und sie im Kanzlerbüro noch ein Foto mit einem Bruder(?) finden der ihm sehr ähnlich sieht?? ... hm ...

Oh und noch ein neuer Schüler der es auf Jadens Herz abgesehen hat. ...

Liebe Grüße, Jyorie :)

Von: abgemeldet
2008-02-21T15:16:06+00:00 21.02.2008 16:16
einfach herrlich.
ob chazz nun dann im doch nun gesteht das er in liebt?
jetzt haben sie aber wieder ein problem und das ist dieser neue schüler.
der will unbedingt jaden haben.
wie wird sich dieser bloss endscheiden?
freu mich wenns weiter geht.
Von: abgemeldet
2008-02-04T13:57:28+00:00 04.02.2008 14:57
Waaaahh, ich werd wahnsinnig *sich die haare rauf*, ich werd total abhängig!
Schon wieder so ne hammer story! Und auch noch mit meinen lieblingspairings aus GX!
Irgendwie hast dus so mit reinkarnation und kampf gegen das böse, oder? :)
Aber, wie auch schon in TboC, sehr charaktertreu und super erzählt! Es lässt sich im prinzip so ziemlich alles, was ich an TboC mag auch auf AB anwenden.
Ich liebe deinen schreibstil! (nur um das nochmal zu betonen^^)
Und wieder einmal hast du mit einem cliffhanger höchster güte aufgehört, das ist sooo fies!!!!!
Ich will wissen, was abidos gemeines plant, um jaden und chazz auseinanderzubringen und was die prophezeiung wirklich meint...hrrrr, schon wieder zum platzen neugierig, alles deine schuld! :)

Okay, dann reiß ich mich wohl mal bis zur fortsetzung zusammen und hoffe, dass es schnell weitergeht :)
Bis dann
Liebe grüße
Skye

Von: abgemeldet
2008-01-29T22:08:05+00:00 29.01.2008 23:08
Na eentliiiich :D
Wurde aber auch langsam mal Zeit das sie sich küssen ^^
Oh du schreibst einfach so schön ! (:
Hoffe es geht bald weiter
ganz liebe Grüße (: Tox
Von: abgemeldet
2008-01-19T22:20:11+00:00 19.01.2008 23:20
hey das ist echt gut super das du weiter schreibst hab schon jeden tag gekuckt ob ein neues kappi da ist ich finde die ff echt hammer geil=)
mach bitte weiter so!!!
bye romi
Ps: will glück bei der uni=)

Von: abgemeldet
2008-01-16T20:43:24+00:00 16.01.2008 21:43
*hach* wie schööööön! sie haben sich geküsst...wie süüüüß >///<
und der neue ist echt...cool...auf eine seltsame art und weise...freue mich auf weiteres
Möhre
Von:  KisunaFuji
2008-01-16T17:17:09+00:00 16.01.2008 18:17
*lach* chazz ist eifersüchtig ^^


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