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Anubis Black

JadenxChazz, AtticusxZane (Kapitel 22 ist da!!!)
von

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Dunkelheit

*Leser anspring und abknuddel* Danke für Eure Kommis!^^ Tut mir leid, dass ich schon wieder so lange gebraucht habe mit dem Upload, aber ich hatte Stress! Dafür geht's jetzt weiter - wie der Titel schon verrät, tritt diesmal Darkness auf den Plan...
 

Kapitel 6: Dunkelheit
 

Ein Gewitter tobte draußen, rüttelte an den Ästen der Bäume und riss Blätter herunter. Der Regen klatschte gegen die Scheiben der Bogenfenster, die in die Kuppel eingelassen waren, die sich als Dach über dem Raum erhob, in dem ein runder Tisch stand, umgeben von sieben Stühlen, auf denen sieben Personen sassen. Die Kerzen an den Wänden spendeten nur sehr wenig Licht. Der Fremde mit der Maske, der bereits vor drei Tagen an der Duellakademie gewesen und sowohl von Alexis als auch von Jaden bemerkt worden war, hatte die Arme verschränkt und erklärte: „Ich werde den ersten Kampf übernehmen. Ihre Initiation liegt noch nicht lange zurück, und ihre Fähigkeiten als Krieger sind ihnen zwar angeboren, aber sie haben keinerlei Erfahrung in einem Schattenduell. Es dürfte kein Problem sein, ihnen die Schlüssel abspenstig zu machen. Ich würde gerne gegen ihren Anführer antreten!"

„Ein sehr riskantes Unterfangen", mischte sich eine Frau mit langen dunkelgrünen Haaren ein und bei ihrem maliziösen Lächeln entblößte sie zwei spitze Eckzähne. „Unerfahren oder nicht, sie sind die Reinkarnationen unserer Feinde und dieser Jaden war einmal Kail. Demnach wäre es leichtsinnig, ihn zu unterschätzen. Ich habe damals stärkere Kämpfer als dich an ihm scheitern sehen! Aber was kann man von einem Anfänger wie dir schon anderes erwarten als die übliche Selbstüberschätzung? Du bist kein Ersatz für den wahren Darkness!"

Der Angesprochene wollte auffahren, aber eine gebieterische Stimme ließ ihn innehalten. In dem schummrigen Dämmer des Raumes konnte man ihn kaum erkennen, doch er trug eine Gesichtsmaske und einen Kopfschleier, der mit einer Art goldenem Reif geschmückt war.

„Schweigt still! Das ist nicht der richtige Zeitpunkt für unsinnige Streitereien. Fordere heraus, wen du willst - aber Kail gehört mir!"

„Oho, so besitzergreifend?" neckte ihn die Frau und schlug grazil ihre Beine übereinander. „Glaubst du denn wirklich, dass du ihn nach viertausend Jahren erneut erobern kannst? Ihr Menschen seid eine seltsame Rasse - versteigt euch in euren Gefühlen, leidet unter euren Skrupeln und eurer Unfähigkeit und macht doch immer wieder dieselben Fehler. Ihr seid eine furchtbar langweilige Spezies....kein Vergleich mit dem hochherrschaftlichen Volk der Vampire. Wenn niemand deinen wertvollen Kail antasten darf, wird sich Darkness wohl einen anderen Gegner suchen müssen. Gegen wen ich antrete, weiß ich bereits...."

„Da wirfst du mir vor, ich ließe mich überflüssigerweise von meinen Gefühlen leiten, und dabei tust du genau dasselbe? Wo ist der Unterschied, Camilla?"

Sie antwortete nicht, sondern strafte den anderen durch Nichtachtung. Derjenige, der mit dem Namen „Darkness" benannt war, erhob sich von seinem Platz und deutete selbstbewusst auf das Amulett, das um seinen Hals baumelte.

„Mit diesem Schattentalisman, den unser Meister mir gegeben hat, kann ich gar nicht verlieren! Ich werde euch beweisen, dass ich es wert bin, ein Mitglied der Sieben zu sein! Ich werde diesen Jaden herausfordern und ihn besiegen!"

Damit löste er sich in einer schwarzen Rauchwolke auf und Camilla schüttelte missbilligend den Kopf. „Er ist für den Anführer der Anubiskrieger kein ernstzunehmender Kontrahent. Jedenfalls nicht ohne seine Erinnerungen. Und besässe er seine Erinnerungen, wäre er gar nicht auf unserer Seite. Es ist besser für uns, wenn er stirbt."

„Du hast recht."
 

Alexis packte ihre Schultasche und verließ das Unterrichtsgebäude. Zane begegnete ihr und hielt sie an. Aus seinen Augen sprach Unsicherheit, während er sie in ihrer schwarzen Uniform musterte - er war es nicht gewohnt, das blonde Mädchen in Hosen zu sehen, noch dazu mit dem Mantel darüber, der normalerweise den männlichen Schülern vorbehalten war.

„Gut, dass ich dich treffe, Alexis. Ich....ich hätte gerne einen Rat von dir."

„Was, ausgerechnet du?" fragte sie verblüfft und zog eine Braue nach oben. „Das ist sehr untypisch für dich, also beschäftigt dich etwas Wichtiges. Geht es um die Geschichte der Sieben Krieger? Ich dachte, du glaubst nicht daran?"

„Ich....ich hatte einen Traum. Einen sehr intensiven Traum, um genau zu sein. Ich habe den Wächter des Ersten Tores darin gesehen und....ich kannte ihn nicht. Demnach muss es sich bei ihm um das verschollene Mitglied der Anubis Black handeln, deinen Bruder. Besitzt du vielleicht ein Foto von ihm? Ich....ich brauche Gewissheit."

„Natürlich habe ich ein Foto von ihm, ich trage es immer bei mir." Sie holte es aus ihrer Hosentasche hervor und reichte es ihm. „Das ist Atticus."

Zane starrte das Bild an, als könne er es nicht fassen. Die fröhlichen braunen Augen, das schulterlange Haar, die makellosen Gesichtszüge und das einnehmende, bezaubernde Lächeln, alles vereinte sich darin. Das war der Mann aus seinem Traum! Wie hatte er von ihm träumen können, wo er ihn doch nie zuvor gesehen hatte!? Die einzige Erklärung, die ihm einfiel, war der Umstand, dass Direktor Sheppard ihn als die Reinkarnation eines der Sieben Krieger bezeichnet hatte, was bedeutete, dass er sich an seine Vergangenheit erinnert haben musste. Aber das konnte nie und nimmer wahr sein! Dennoch....dieses Gesicht....Es gab keinen Zweifel. Sein Adonis existierte. Während er die Fotografie betrachtete, strömten wirre Gefühle auf ihn ein, die er nicht unter Kontrolle bringen konnte. Da waren Freude und Glück, Kummer und Schmerz, dicht beieinander, in rascher Abfolge, und wie in einem wilden Reigen tanzten diese Emotionen in seinem Inneren hin und her. Sein Körper verkrampfte sich und er drückte das Bild mit einem schwer zu deutenden Ausdruck in seinem Antlitz wieder in die Hand des Mädchens. Sein Herz trommelte dumpf gegen seinen Brustkorb, während seine Gedanken einem einzigen Chaos glichen. Der Kanzler hatte nicht gelogen, so schien es jedenfalls. Was sollte er nun tun? Zu ihm gehen und sein Schicksal annehmen, wie Syrus es formuliert hätte? Wollte er das denn überhaupt? Er hatte ein ruhiges Leben, er war Top-Duellant der Akademie, beliebt, hervorragend in sämtlichen Prüfungen und war nicht mit unnötigen Pflichten belastet. Hatte er die Absicht, sich in einen Kampf gegen irgendwelche Ungeheuer zu stürzen? Nein, keineswegs. Und Weltenretterambitionen hatte er auch nicht. Er schwieg.
 

„Du hast Angst, nicht wahr? Ich auch. Die Sache, in die wir hineingezogen wurden, ist größer als wir selbst. Die Seelen der Vergangenheit, die uns die Schlüssel und unsere Waffen übergeben haben, waren älter als wir. Sie hätten es vorgezogen, ihre Verantwortung an Menschen zu übertragen, die ein wenig reifer sind. Aber die Zeit ist ihnen davongelaufen. Wir müssen es also akzeptieren, denn davor fliehen können wir nicht. Ich weiß, dass du skeptisch bist und zu nichts gezwungen werden willst, aber du hast keine Wahl. Es ist dein Schicksal, egal, wie hochtrabend sich das jetzt anhört."

„Somit rätst du mir, ein Anubis Black zu werden?"

„Das ist nicht der Rat, den du bekommen wolltest, richtig?"

„Nicht ganz der, den ich erhofft hatte."

„Ich wollte damit auch nichts zu tun haben. Doch als ich diesem Untier gegenüberstand....Ich halte mich nicht für eine Heldin und übermäßig tapfer bin ich genauso wenig. Aber ich bin mit Fähigkeiten geboren worden, die dabei helfen können, andere zu schützen. Ich bin der Meinung, dass ich diese Fähigkeiten nutzen sollte, wenn ich damit etwas bewirken kann. Du könntest für uns eine wertvolle Unterstützung sein, Zane. Überlege es dir."

Damit nickte sie ihm freundlich zu und entschwand in Richtung des Obelisk-Blue-Hauses für Mädchen, wo sie mit ihren Freundinnen Jasmine und Mindy verabredet war. Die beiden erwarteten sie bereits ungeduldig und bewunderten ausgiebig ihr neues Outfit.

„Das steht dir toll, ehrlich! Ist bestimmt auch sehr praktisch, da muss man zumindest nicht mehr befürchten, dass einem die Jungs unter den Rock schauen", bemerkte Jasmine, was von ihren Kameradinnen mit den berühmten Schweißtropfen quittiert wurde. Mindy war nicht ganz so enthusiastisch, obwohl sie zu lächeln versuchte.

„Sag mal, Lex....dieses Monster im Lesesaal....was war das eigentlich?"

„Das war ein Schattendämon. Unsere Feinde benutzen sie für die niederen Aufträge, die übliche Drecksarbeit. Sie sind die Diener der Schattenreiter."

„Und wer sind diese Schattenreiter?"

„Um ehrlich zu sein....ich weiß es nicht. Die Story ist ziemlich kompliziert, aber wenn ihr wollt, kann ich sie euch erzählen. Sie beginnt vor viertausend Jahren und...." Sie unterbrach sich, als eine eisige Aura ihren Körper hinaufkroch, die ihr nur allzu vertraut war. Es konnte kein Dämon sein, die Präsenz war viel unheimlicher, viel gefährlicher....Sie blickte zum Himmel hinauf und sah, wie dicke schwarze Wolken sich über das Firmament schoben und es verdunkelten. Wo vorhin noch die Sonne geschienen hatte, ragten riesige Wolkenmauern empor und tauchten die gesamte Insel in erdrückende Finsternis. Jasmine und Mindy schraken zusammen und zitterten unwillkürlich.
 

„Zurück mit euch ins Wohnhaus! Wir werden unseren gemeinsamen Ausflug wohl verschieben müssen! Jetzt steht da nicht rum, los doch!" Nachdem sie sicher war, dass ihre Freundinnen das Gebäude nicht mehr verlassen würden, machte sie auf dem Absatz kehrt und rannte zur geheimen Unterkunft der Anubis Black. Die Studenten, die ein Hitzegewitter hinter dem plötzlichen Wolkenaufgebot vermuteten, trollten sich davon, um Schutz vor dem Regen zu suchen, doch Alexis war überzeugt, dass ihnen etwas weitaus schlimmeres bevorstand als ein Sturm. Sie stolperte in ihr Zimmer und schnallte sich die zwei Dolche um ihre Oberschenkel, einen links, einen rechts. Sie hörte Schritte durch die Tür und als sie hinaustrat, kam ihr Bastion entgegen, der sein Krummschwert angelegt hatte. Im Gemeinschaftsraum liefen ihnen Jaden, Syrus und Chazz in die Arme und zur allgemeinen Überraschung war es der Brünette, der die Situation sofort überschaute.

„Dass wir alle hier sind, kann nur heißen, dass auch ihr es gespürt habt: Die Aura der Schatten! Wartet auf uns, wir bewaffnen uns rasch und dann gehen wir der Sache auf den Grund."

Gesagt, getan. Zehn Minuten später wanderten fünf schwarzgekleidete Gestalten durch den Wald, der Teil des Akademiegebietes war und hielten Ausschau nach etwas Verdächtigem. Sie waren sich einig, dass diese machtvolle Präsenz von einem Schattenreiter stammen musste und er war zweifellos auch für die Dunkelheit verantwortlich, die den einstmals blauen Himmel bedeckte. Syrus hatte einen Pfeil auf die Bogensehne gesetzt und seine Muskeln waren in einer beinah übermenschlichen Konzentration angespannt. Er zeigte eine für ihn ungewöhnliche Entschlossenheit und schien auf jeden noch so unbedeuteten Laut zu reagieren. Als es in einem Gebüsch hinter ihm raschelte, fuhr er herum und schoss den Pfeil mit einer Präzision ab, die ihn selbst verblüffte. Ein verächtliches Lachen war zu hören und ein großgewachsener junger Mann erschien auf der Bildfläche; den Pfeil hatte er lässig mit einer Hand aufgefangen. Die Maske machte ihn unkenntlich und um seinen Hals hing ein rundes Amulett. „Du bist derjenige, den ich vor ein paar Tagen gesehen habe!" stieß Alexis hervor und zückte einen ihrer Dolche. „Wer bist du und was willst du von uns?"

„Mein Name ist Darkness und ich bin der Erste Schattenreiter. Und was ich will, muss ich euch nun wirklich nicht erklären. Gebt mir die Schlüssel lieber gleich, das erspart euch einen schmerzhaften Tod."

„Das göttliche Gesetz verlangt, dass um jeden einzelnen Schlüssel gekämpft wird", erinnerte ihn Chazz in spöttischem Tonfall, aber Darkness war von dieser Bedingung offensichtlich nicht beeindruckt, er behielt sein abfälliges Grinsen bei. „Das habe ich nicht vergessen. Interessiert es euch denn gar nicht, um welchen Schlüssel ich kämpfen möchte? Ich entscheide mich für den Schlüssel des Lebens. Meine Herausforderung gilt dir, Kail."
 

„Um eines klarzustellen: Ich bin Jaden Yuki, nicht Kail, also merke dir meinen Namen. Und ich nehme deine Herausforderung an!"

„Ausgezeichnet - dann möge der Kampf beginnen!" Er schnippte einmal mit den Fingern und die Umgebung begann sich radikal zu verändern. Der Boden unter ihnen verwandelte sich in brodelnde Lava, und nur ein paar Felsbrocken, die aus dem flüssigen Feuer herausragten, verhinderten, dass sie hineinstürzten. Feste Mauern aus Gestein ragten um sie herum in die Höhe und es war, als befänden sie sich im Krater eines aktiven Vulkans.

„Was zum Teufel....?!"

„Das hier ist ein Duell der Schatten, mein Junge! Vergiss die albernen Spielchen mit irgendwelchen Karten! Du stehst jetzt deinen wahrgewordenen Ängsten gegenüber! Beweise mir, ob du den Mut hast, dich ihnen zu stellen! Ach ja - und natürlich brauchst du noch ein kleines Handicap!" Er schnippte ein zweites Mal und eine magische Kugel schloss Syrus und die anderen ein, schwebte über das Lavabecken und blieb dort.

„Was soll das!?"

„Ich will es dir erklären: Immer, wenn das Kampfgeschick ungünstig für dich steht, wird sich ein Teil dieser Blase auflösen und nach und nach wird jeder deiner Freunde unliebsame Bekanntschaft mit der Lava machen. Es geht hier also nicht nur um dein Leben."

Jaden spürte, wie eine Woge heißen Zorns in ihm hochstieg, doch er zwang sich zur Ruhe. Jetzt den Kopf zu verlieren und sich wütend in dieses Gefecht zu werfen, damit war niemandem gedient. Er atmete tief aus und ein, was ihm in der erhitzten Luft jedoch wenig nützte und zog in einer fließenden Bewegung die beiden Schwerter, die er auf den Rücken gegürtet trug. Er sah, wie Darkness eine Formel murmelte, aber verstehen konnte er sie nicht. In der nächsten Sekunde dachte er aber auch gar nicht mehr daran, denn sein Gegner hatte soeben einen riesenhaften schwarzen Drachen beschworen, aus dessen Nüstern Rauchschwaden stiegen. Der Braunhaarige war nicht leicht zu beeindrucken, doch diese Kreatur, die er nur aus seinen Märchenbüchern kannte und die ihm nun in majestätischer Größe und unergründlicher Bosheit gegenüberstand, flößte ihm eine rasende Angst ein. Schweiß perlte ihm auf der Stirn und seine Hände wurden feucht. Nein! Er durfte sich nicht von seiner Furcht bezwingen lassen! Er musste gegen diese Bestie kämpfen, ob er wollte oder nicht!

„Was sind denn das für Methoden?! Du schickst ein Monster los, anstatt dich persönlich mit mir zu messen?! Du bist ein Feigling!"

„Ein Feigling? Aber, aber, was für ein böses Wort. Ich hatte dich gewarnt, Kleiner. Das hier ist ein Spiel der Schatten, und hier gelten sehr einfache und klare Regeln: Entweder du verlierst, oder du gewinnst. In einem Duell der Finsternis existiert keine Ehre, keine Gnade, kein Edelmut, sondern nur ein einziges Ziel - überleben um jeden Preis, egal, wie grausam oder blutig er auch sein mag!"

Jaden schluckte und visierte das Geschöpf an, das ihn mit seinen dunklen Augen unheilverkündend musterte. Im Schein der Lava glänzten seine spitzen Zähne wie Messerklingen und ehe der Anubis Black reagieren konnte, fuhr eine der gigantischen Krallen hernieder und verpasste ihm einen Hieb gegen das linke Bein. Er sackte in die Knie, als ein teuflischer Schmerz ihn durchzuckte und unterdrückte einen Fluch. Eines der Schwerter verwendete er als Stütze und richtete sich mühsam wieder auf. Durch einen Schleier aus Qual, die in seinem Bein pochte, hörte er einen Aufschrei und seine Augen flirrten zu der schwebenden Kugel hinauf. Chazz baumelte über dem feurigen Abgrund, Bastion umklammerte seine Arme und verhinderte seinen Sturz.

„Chazz! Halt dich ja gut fest!"
 

„Denk jetzt....nicht an mich, Slifer-Niete!" stieß der Dunkelblauhaarige hervor, obwohl seine Stimme sich fast überschlug. „Du musst diesen Mistkerl besiegen, sonst müssen wir alle dran glauben! Steht da nicht rum, du Idiot! Tu endlich was!!"

Jaden wusste nicht, wie ihm geschah. Er starrte in das verzerrte Gesicht des anderen und sein Herz krampfte sich brutal zusammen. Es waren die erschrockenen, verzweifelten Züge eines Menschen, der unter sich den Tod gähnen sieht. Seine Finger schlossen sich um die Griffe der zwei Klingen und als der Drache zu einer neuen Attacke ausholte, fuhr der Brünette blitzschnell herum und schlug ihm mit einem Kampfschrei die Pranke ab. Die Kreatur heulte auf und spie einen Schwall Flammen aus, dem der Sechzehnjährige mit geschickten Sprüngen und Überschlägen auswich. Zuletzt parierte er einen Angriff des peitschenden Echsenschwanzes, indem er die Schwertschneiden kreuzte und als Schild benutzte. Von Darkness kam ein schriller Pfiff und der Drache stürzte sich mit seinem mit Reißzähnen gespickten Rachen auf sein Opfer, doch Jaden rollte sich flink zur Seite, und als die Bestie ihm hinterher hechtete und sich drohend über ihm aufbaute, rammte er das rechte Schwert tief in ihre Brust und schlug ihr mit dem linken eine blutende Wunde in den Hals. Kail hätte es nicht besser gemacht.

Der Drache schwankte einen Moment, dann fiel er zu Boden und durch das Gewicht seines sterbenden Körpers brach ein Teil des Felsplateaus ein, auf dem der junge Mann gekämpft hatte. Der riesige Leib des Wesens donnerte zusammen mit den Gesteinsbrocken in die Tiefe und wurde von der Lava verschluckt. Der Schattenreiter verzog missbilligend die Mundwinkel und überwand die Entfernung zwischen sich und Jaden mit einem gewaltigen Sprung. Bevor der Duellant überhaupt begriffen hatte, was sein Feind plante, raste ein Schwerthieb auf ihn zu, der ihn hätte umbringen können, wenn der Anubiskrieger nicht instinktiv auf den Arm seines Kontrahenten gezielt hätte. Mit einem einzigen Streich schlitzte er ihm den Oberarm auf und Darkness schrie auf. Er ließ seine Waffe fallen und presste eine Hand auf seine Verletzung.

„Dass deine Fähigkeiten in dieser kurzen Zeit bereits so ausreifen konnten, ist wahrlich des Anführers der Sieben Krieger würdig. Ich habe dich unterschätzt. Aber noch ist dieses Gefecht nicht entschieden!" Er trat dem anderen die Beine weg und der Braunhaarige spürte, wie seine Wunde schmerzhaft dagegen protestierte. Er landete unsanft auf dem Rücken und stöhnte verhalten. „Hilfeeee!!" Das konnte nur Syrus sein - und richtig, der Kleine baumelte über dem Abgrund; verzweifelt hatte er Chazz‘ Taille umfasst und hielt sich mit aller Kraft an ihm fest. Bastion, durch das doppelte Gewicht ebenfalls knapp davor, hinuntergezogen zu werden, stemmte sich mit seiner gesamten physischen Kraft dagegen und der Blick, den er Richtung Darkness warf, war kälter als Eis. Jemand, der Menschen in Lebensgefahr brachte, nur um seinen Gegner in Gewissensnöte zu versetzen, verdiente nichts als Verachtung.

>>Halte durch, mein Freund. Ich glaube an dich!<<
 

Onuris‘ Scherge lachte triumphal und boshaft. Er nahm das Schwert mit seiner gesunden Hand auf und näherte sich dem Sechzehnjährigen, der immer noch auf dem Rücken lag. Die Luft war ihm weggeblieben, als er fiel, und das peinigende Brennen in seinem Bein erschwerte es ihm, sich aufzurichten. Vor seinen Augen drehte sich alles und der Schwefeldampf kratzte ihm in der Kehle. Er sah, wie seine Freunde über ihrem bevorstehenden Ende hingen und sein Mund presste sich zu einer harten Linie zusammen. Über ihm ragte sein Feind auf, die Klinge in der erhobenen Hand. „Es ist vorbei!" Jaden zwang sich zu einer fast übermenschlichen Anstrengung. Als die Waffe hernieder sauste, schwang er sich herum, grub die Spitzen seiner Schwerter in die Risse im Fels, kam auf die Füße und stieß sich kraftvoll ab, den Schmerz ignorierend. Eine Weile wirkte es, als schwebe er in der Luft und der Hieb des Schattenreiters verfehlte ihn knapp. Im Flug drehte er seinen Unterkörper und verpasste diesem mit seinem unverletzten Bein einen ordentlichen Tritt ins Gesicht, sodass die Maske zerbrach. Dann verließ ihn die Kraft, die Griffe seiner Waffen entglitten ihm und er stürzte erneut. Chazz, der sich eigentlich um sich selbst hätte sorgen sollen, fühlte plötzlich, wie ihn eine weitaus schlimmere Angst befiel - die Angst, dass Jaden diesen Kampf nicht überstehen würde. Der ehemalige Slifer Red lag regungslos dort unter ihnen, blutete und war erschöpft.

„Steh auf, du Niete!" rief er lautstark, aber nichts geschah. „Was ist los mit dir?! Antworte, verdammt! Nun sag doch was! Steh endlich auf!! Warum stehst du denn nicht auf!?!"

„Der Kerl ist wirklich gut", ließ sich Darkness vernehmen und erhob sich, nachdem ihn der Tritt ziemlich unvorbereitet getroffen hatte. „Aber jetzt hat er sich wohl überanstrengt. Es ist beinahe schade, so einen famosen Kämpfer zu töten, aber so will es das göttliche Gesetz." Er sammelte die beiden Bruchstücke seiner Maske auf und blickte zu den Unglückseligen hinüber, die noch immer über der Lava schwebten. Alexis starrte zurück und bewegte tonlos die Lippen. Fassungslos erkannte sie das Gesicht des Schattenreiters.

„Das war‘s! Ihr habt verloren!" Die Kugel löste sich komplett auf und die Gruppe fiel unaufhaltsam in ihren Untergang. Jaden, der keineswegs bewusstlos, sondern nur am Ende seiner Belastbarkeit war, hörte ihre Entsetzensschreie und konnte nicht verhindern, dass sich Tränen in seinen Augenwinkeln bildeten.

>>Ich habe alles versucht....und doch konnte ich sie nicht retten. Was bin ich nur für ein Versager....Ich hätte wissen müssen, dass ich nicht der Richtige für diese Aufgabe bin....<<
 

Plötzlich flog von irgendwoher ein Wurfmesser auf Darkness zu und traf genau seinen Schattentalisman. Das Amulett strahlte ein gleißendes Licht aus und zerbarst in zwei Hälften. Eine goldene Flamme hüllte den Träger ein und ein dunkler Geist schien aus ihm hinauszufahren und mit einem schrecklichen Schrei zu verschwinden, als hätte es ihn nie gegeben. Es war, als würde das Böse förmlich aus ihm herausgepresst. Der Vulkan löste sich auf und mit ihm die gefährliche Lava. Die vier Anubis Black landeten wohlbehalten im Gras der Waldlichtung und Direktor Sheppard schnaufte ihnen entgegen, wegen seines Alters und seiner Korpulenz nicht unbedingt glücklich über Dauerläufe. Das Mädchen achtete jedoch nicht auf ihn, sondern ging zu dem ohnmächtigen Schattenreiter hinüber, während Bastion und Chazz den Kanzler mit Dankesworten empfingen. Syrus kniete sich zu seinem besten Freund und bettete vorsichtig dessen Kopf auf seinem Schoß.

„Haben Sie vielen Dank, Sir. Ohne Ihr Einschreiten wären wir alle gegrillt worden."

„Du irrst dich, Bastion. Nicht ich war das mit dem Wurfmesser." Er wies auf eine Gestalt, die sich hinter einigen Bäumen verborgen gehalten hatte und nun hervorkam. „Er war es, der euch geholfen hat. Erlaubt mir, euch den Wächter des Dritten Tores vorzustellen!"

Zane trat zu ihnen, gekleidet in die schwarze Uniform, die seinen neuen Status symbolisierte. Um seine Hüfte waren zwei Gürtel geschlungen, jeder davon mit einem Satz Wurfmesser bestückt. „Du willst dich uns anschließen? Wie wunderbar, Onii-san! Ich wusste doch, dass du es dir anders überlegen würdest. Aber was ist mit Jaden, Sir?"

„Natürlich muss er sofort auf die Krankenstation. Genau wie er."

„Wie wer?"

Der Grünhaarige eilte mit ausgreifenden Schritten zu Alexis hinüber und legte seine Arme um die regungslose Person. Sie sass stumm daneben, immer noch wie betäubt von einem Schock. Zane konnte ihr Schweigen verstehen und obwohl er sich ebensowenig einen Reim auf diese ungewöhnliche Entdeckung machen konnte, war er unfähig, sich dem Zauber jener Schönheit zu entziehen, die dieser junge Mann besass. Sein Teint war makellos und die süße Nase leitete in perfekter Linie zu einem Paar sinnlicher, voller Lippen über, die jeden das Verlangen verspüren lassen mussten, sie wund zu küssen.
 

„Er hat uns angegriffen!" widersprach der Dunkelblauhaarige. „Warum soll er auch auf die Krankenstation? Er ist ein Schattenreiter - und außerdem hat er Jaden verletzt!"

„Dass er uns rösten wollte, scheint dich weniger zu kümmern", meinte Misawa mit einem dezenten Grinsen, wofür er einen niederschmetternden Blick erntete. Alexis schüttelte verbissen den Kopf. „Das hier ist nicht einfach nur ein Schattenreiter. Das ist mein Bruder."

„Dein....dein Bruder!?" Mr. Sheppard nickte.

„Ja, das ist Atticus Rhodes, der Wächter des Ersten Tores. Ich verständige das ärztliche Personal der Schule, die beiden müssen umgehend versorgt werden. Morgen sollten wir überlegen, wie es dazu kommen konnte, dass er ein Schattenreiter wurde."

Die Wolken schoben sich langsam auseinander, während Jaden und Atticus von den herbeigerufenen Pflegern auf Bahren abtransportiert wurden. Der Himmel erstrahlte wieder im herrlichsten Blau und die Sonne schien wie schon lange nicht mehr. Die Dunkelheit war vorüber....aber der Kampf hatte gerade erst begonnen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von:  jyorie
2013-07-01T14:09:45+00:00 01.07.2013 16:09
Hallo ^_^

Das Kling überzeugend, wenn zane in seinem Traum einen jungen sieht, den es in der Realität auch gibt.

Oh ich dachte, das die Duelle auch mit Waffen sind, aber das sie Duelle sind wie bei "YGO" ist auch cool :) und das du beides verbunden hast :) noch mehr.

Ich bin gespannt, ob die Zerstörung des Amulettes ausreicht um den Schattenreiter umzudrehen.

Liebe Grüße, Jyorie :)

Von: abgemeldet
2008-07-20T20:32:15+00:00 20.07.2008 22:32
huhu,

Das mit der lava hat mich an die erste staffel an den kampf erinnert^^
auch wenn sich nicht duelliert wurde mit Karten^^

Ich finde, dass dir der Kampf wirklich gut gelungen ist. Ich selber tue mich schwer mit sowas.

Ich finde,dass du ein wenig die Gefühle von Alexis übersprungen hast, da sie ja ihren Bruder wieder gefunden hat, aber vielleicht kommt das ja im nächsten Kapitel.

Ich hoffe doch, dass atticus bald wieder aufwacht und seiner aufgabe entgegentreten kann.

Ich finde, dass Jaden nicht so sehr an sich zweifeln sollte, dass würde mir leid für ihn tun,weil er meine zweitlieblingsfigur ist. Wirklich, meine erste ist chazz und die wird bei dir auch super hervor gehoben für mich

Auch das Paring spricht mich sehr an, villt magst du mir ja ffs mit dem paring schreiben, ich würde gerne noch andere lesen.

Ich finde, dass die action in deiner ff wirklich immer besser aufgebaut wird und ich freue mich, wenn ich weiter lesen kann.

glg
LadyDunia
Von: abgemeldet
2006-10-16T13:36:49+00:00 16.10.2006 15:36
Wow!!
Einfach nur klasse, das muss ich mal sagen..*heftig nick*
Ich habe deine FF schon bei yaio angefangen zu lesen, und diese Kapis sind einfach nur super!
Weitermachen sag ich nur!!
maron
Von: abgemeldet
2006-10-14T07:49:41+00:00 14.10.2006 09:49
Weiter weiter weiter!!!!!!!!!
*fiep*
Atti... mein schatzi...
*wimmer*
Achso... das Kapi ist mal wieder erstklassig, ne? ^^
Hach ja... ich luv es!!! *_*
Von:  fukuyama
2006-10-08T14:00:55+00:00 08.10.2006 16:00
Warum hast du so wneige Kommis? (ich meine, bei deiner Bekanntheit...?)
Die FF ist jedenfalls super! Ein neuer Rang, tolle Pairings, überraschende Charakterseiten, wunderbarer Schreibstil, super Beschreibungen... was soll ich sonst noch sagen?
Ich hoffe nur, es geht bald weiter!
(Die Aktion mit 'Ich bin schwul!' war übrigens echt super! *freu*)
Von: abgemeldet
2006-10-03T13:54:58+00:00 03.10.2006 15:54
Ich mach's kurz: *Ich will weiterlesen!!!!*
Ich fand die Story ja von Anfang an toll, aber jetzt da Atticus (*mein Liebling*) endlich auftritt, is'es nur noch geil!!!
Mach weiter so!!! ^__^
Fro


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