Abhängigkeit
Oh wie sehr er sie hasste. Sein ganzes Leben lang schon hasste er sie abgrundtief. Er hatte immer gewusste, dass sie einst sein Leben zerstören würde und ihn ganz auffressen und zerquetschen konnte.
Dabei lag es nicht mal an der Bindung. Nur an der Angst. Die Angst seinen geliebten Schatz zu verlieren, war es, die ihn abhängig machte.
Abhängigkeit.
Der Hass zu ihr hatte ihn so weit getrieben. Jetzt lag er in einem ganz anderen Bett, trauerte seiner Freiheitsliebe nach und versuchte sich dem Jüngeren hinzugeben.
Langsam legte er die Arme um dessen Nacken, versank in einem innig sanften Kuss mit dem Chilenen, dessen Hände sanft an seiner Hose zerrten, bis diese nachgab und sich öffnen ließ. Hartnäckig schob der Blonde seine Gedanken beiseite, verdrängte den Älteren zusammen mit den Gewissensbissen. Er konnte die dominante Hüfte des Jüngeren spüren, wie sie sich gegen die seine drückte und ihn immer mehr dirigierte. Nun öffnete er, verschleiert von aufkommender Erregung, dessen Hose, um sich anschließend weiter rhythmisch gegen ihn zu bewegen. Nach und nach schaffte er es, alle Bedenken abzulegen, gab sich ganz dem Moment hin und stöhnte schließlich erleichtert auf, als der Jüngere in ihn drang. Als ihre Hüften begannen zu tanzen, hatte er längst vergessen warum er in einem fremden Bett lag. Er ließ sich schlicht von seiner Erregung treiben.
Auf seinen Höhepunkt aus und darauf sich ganz und gar einem anderen hin zu geben, ließ er sich nehmen, hart und so ganz anders als sonst vom Älteren. So sehr auf seinen Höhepunkt konzentriert, merkte er nicht, wie er begann eben jene Stellung in Gedanken mit dem Drummer auszuprobieren, die Beine um dessen Hüfte geschlungen und selbst auf dem Rücken liegend.
Erst als sich das Kribbeln des Orgasmus in seinem Körper ausbreitete, realisierte er, wo seine Gedanken hingen. Zu spät, um den Älteren zu verdrängen. Zu spät, um zu verhindern, dass er
selbst in Gedanken jenen Namen stöhnte.
Kraftlos sank der Blonde unter dem Bassisten aufs Bett, vollkommen atemlos, mit Tränen in den Augen. Er schaffte es einfach nicht sich von ihm zu lösen. All sein Egoismus, seine Freiheit und der Wille, diese auszuleben, hatte er aufgegeben.
Er lebte mittlerweile ganz von der Abhängigkeit.
Der Abhängigkeit zu Bela.