Im Licht der roten untergehenden Sonne
Den Wunsch zu sterben verspürte ich schon oft. Am meisten dann wenn Mutter mich mal wieder anschrie. Aber das waren bald nur noch Erinnerungen die eh keiner kannte. Ich sah mich um, hinter mir rasten Autos, Taxis und Busse. Vor mir was ein riesiger Fluss dessen Namen ich nicht kannte. Ich konnte ihn im Licht der untergehenden Sonne sehen. Er schimmerte rötlich. Ich sah ein kleines Fischerboot. Vielleicht kam seine Besatzung gerade vom Fischen. Ich hielt mich am Geländer der Brücke fest. Nach ein paar Gedankengängen kletterte ich auf die andere Seite. Würde ich jetzt los lassen würde ich sterben. Mutter aß jetzt bestimmt zu Abend und war froh das ich nicht da war. Ich spürte wie ich schwitzte als ich in dir Tiefe, auf den 75m unter mir liegenden Fluss, starrte. Das Wasser war schwarz. Es schimmerte nicht, nur dort wo der Schatten der Brücke das Wasser nicht erreichte , leuchtete es im roten Licht der untergehenden Sonne. Ich hörte wie einige Autos anhielten und Türen zugeschlagen wurden. Jemand rief: " Was soll das? Willst du sterben?" Ich drehte mich zu ihm um und lächelte ihn an: " Jaa!" Er sah mich erschrocken an und blieb wie angewurzelt stehen. Ich warf noch einen letzten Blick auf die rote untergehende Sonne und ließ das Geländer los. Der Mann rief noch etwas aber ich verstand es nicht. Ich fiel in Richtung Wasser, meine Arme und Beine hatte ich von mir gestreckt. Es war ein tolles Gefühl. Wie fliegen. Zum ersten Mal in meinem 15-jährigen Leben fühlte ich mich richtig frei. Ich genoss den kalten Wind in meinem Gesicht und lächelte noch ein letztes Mal ein ehrliches, erlöstes Lächeln.