Kapitel9: wenn man eine Zicke umrennt...
Mittlerweile ist die Sonne ganz verschwunden, doch ich sitze noch immer auf dem Dach. Besser
gesagt, ich liege! Mein Blick haftet am Himmel und ich sehe mit jeder Minute immer mehr
Sterne. Es ist schön, einfach allein zu sein und seine Ruhe zu haben. Plötzlich vibriert mein
Handy in der Hosentasche. >>Wer könnte das jetzt sein?<<, denke ich genervt und hole
seufzend mein Handy hervor. >>Achso... ne SMS!<< Als ich sehe, dass sie von Zoe ist und das
es ihr wieder gut geht, huscht ein Lächeln über meine Lippen. Gerade will ich ihr antworten, da
kommt noch eine SMS. >>Nochmal Zoe?<< Verwundert öffne ich die Zweite. >>Warum ich wohl
zu ihr kommen soll? Aber okay... Dann langweilt sie sich wenigstens nicht!<< Schnell schreibe ich
ihr zurück. ~+~Hey... Schön, dass es dir gut geht! ^^ Mir geht's soweit auch gut.~+~ Ich
erzähle ihr lieber nichts von der Prellung die ich an den Rippen davon getragen habe. ~+~Das
mit den Umständen geht schon klar... Auch wenn ich ne Beruhigungspritze gebraucht hätte,~+~
Ich grinse, denn es soll nur ein Spaß sein. Aber es stimmt, denn sie hatte sich wirklich stark
gewehrt und ich musste sie schon fast grob anpacken, damit sie mir nicht aus den Armen fiel
~+~damit du dich nicht die ganze Zeit gewehrt hättetst, als ich dich getragen hab. *g* Schlaf
gut und träum was Süßes! Koji~+~ Ich überlegte kurz, dann macht ich einige Leerzeilen und
setzte ganz unten an die SMS: ~+~P.S. Ich komme morgen und bring dir die Hausaufgaben.~+~
So wollte ich indirekt sagen, dass ich gerne kommen würde. Ohne weiter darüber nach zu
denken schicke ich die SMS ab. >>Hoffentlich wecke ich sie jetzt nicht...<< Langsam klettere
ich vom Dach und gehe ins Bad. Dort dusche ich mich schnell, so schnell es eben mit so langen
Haaren geht und lege mich anschließend schlafen.
Am nächsten Morgen wache ich auf, als mich mein Radio wieder einmal weckt. Ich springe
regelrecht aus dem Bett und ziehe mich geschwind an. Anschließend richte ich meinen
Schulranzen und gehe los. Da ich viel zu früh dran bin, nehme ich mein Fußball mit. Natürlich
trage ich den Fußball nicht, sondern dribble ihn vor mir her. Als ich um eine Ecke biege, renne
ich aus Versehen jemanden um. Nach wenigen Sekunden habe ich mich vor dem Schock erholt
und finde mich auf Cecilia wieder. 'Oh... Tut mir Leid!', meine ich entschuldigend und will mich
wieder aufrichten. Doch sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und zieht mich zu sich. 'Wieso?
Ist doch schön!', haucht sie mir verführerisch ins Ohr. Gegen einen Flirt habe ich nichts ein zu
wenden, aber das geht eindeutig zu weit. 'Lass mich bitte los!', meine ich ruhig, doch der
Unterton in meiner Stimme klingt gereizt und drohend. 'So eine Chance lasse ich mir doch nicht
entgehen.', meint sie nur und zieht mich noch näher zu sich. Unsere Nasenspitzen berühren sich
und ich sehe wie sie ihre Augen schließt. Gerade will sie mich küssen, da werde ich hoch
gezerrt. 'Du... Ich habe dich gewarnt! Du sollst meine Freundin in Ruhe lassen.', werde ich
wütend angeschrien. Cecilia's Freund hat uns wohl entdeckt. Nun hat er mich am Kragen
gepackt und hält mich hoch, so das nicht einmal mehr meine Zehenspitzen den Boden berühren.
'I-ich... Ich habe doch gar nichts gemacht!', bringe ich hervor. Doch Cecilia erhebt sich und
klammert sich an den einen Arm ihres Freundes. 'Doch... Er hat mich belästigt! Ich hab mich
gewehrt, aber er wollte mich unbedingt küssen.' Mir entgleisen die Gesichtszüge. >>Diese
elende...<< Doch bevor ich weiter denken kann, schlägt mit ihr Freund mitten ins Gesicht. 'Ein
für alle mal... Lass sie in Ruhe!' Doch dieser Drohung nicht genug, wirft er mich auf den Boden,
wo ich gekrümmt liegen bleibe. Nach und nach spüre ich die Tritte von ihm. Er tritt mir ins
Gesicht, meine Nase fängt an zu bluten, in den Bauch, in die Seiten, gegen meinen Rücken und
steht mir auf Arme und Beine. Als er endlich fertig zu sein scheint, beugt sich Cecilia zu mir
und flüstert mir etwas ins Ohr. 'Leg dich nicht mit mir an... Das war noch lange nicht alles! Also,
mach besser mit bei dem was ich will.' Meine Augen sind geschlossen und ich schnaube nur
verachtend. Endlich verschwinden die Beiden. Ich setzte mich erleichtert auf und wische mir
das Blut aus dem Gesicht. Mein Hemd ist dreckig und ein wenig verrissen. Meine Hose ebenso.
Mein Gesicht, was ich in einem Straßenspiegel betrachte, ist bis auf die Nase in Ordnung.
>>Vielleicht sollte ich besser nach Hause gehen...<< Langsam erhebe ich mich und spüre wie
mein Körper am liebsten zusammen brechen würde. Dieses Mal klemme ich mir den Ball nur
unter den Arm und wanke dann nach Hause. Schnell schleiche ich mich ins Bad, bevor irgendwer
mich so sieht. Dort verarzte ich meine Wunden und ziehe mir frische Kleidung an. Meine Nase
sieht wieder normal aus, als ich das Blut wegwische. Nun beschließe ich mich, doch wieder in die
Schule zu gehen. >>Hm... Die erste Stunde ist gleich vorbei! Egal.<< Ich schultere mir meinen
Ranzen und stürme los. Gerade klingelt es, als ich das Klassenzimmer betrete. Der Lehrer will
gerade gehen. 'Entschuldigung. Ich hatte einen kleinen Zwischenfall!', entschuldige mich bei
ihm. >>Gott sei Dank, war es nicht unser Klassenlehrer! Der hätte mich wieder Nachsitzen
lassen.<< Seufzend setzte ich mich auf meinen Platz. Als ich meine Sachen ausgepackt habe,
kommen einige Mädels an. Es sind zum Glück keine aus dem Zickentrupp. Um mich von dem
jetzt schon miesen Tag ab zu lenken, beginne ich einen kleinen Flirt, den wir allerdings
unterbrechen müssen, da unser Klassenlehrer eintritt und dafür in der Pause weiterführen. Die
vier Mädels zeigen mir die Schule, während der großen Pause. Dann setzten wir uns gemeinsam
raus und flirten weiter. Eine, ich glaube Mia, setzt sich ohne weiteres auf meinen Schoß und ich
lasse es mir gefallen. Irgendwie ist es angenehm jemanden so nahe bei sich zu haben, doch das
mit Zoe war vollkommen anders. >>Es hat so schön geprickelt bei ihr... Warum wohl?<< Noch
immer kann ich es mir nicht erklären, obwohl ich bereits stundenlang darüber nachgedacht
habe. Dann klingelt es wieder zum Unterricht. Zusammen mit meinen vier Begleiterinnen begebe
ich mich nach Drinnen. Wir gehen an den Oberzicken vorbei und ich sehe, wie Cecilia mir einen
wütenden, aber auch zugleich eiversüchtigen, Blick zu wirft und wenig später anfängt mit ihrem
Freund herum zu knutschen. Ich grinse, denn das ist das wohl kindischste was ich je gesehen
habe.
Endlich ist der Unterricht vorbei. Ich erkundige mich noch schnell, was in der ersten Stunde
passiert ist und gehe dann los. Als ich das Schulgebäude verlasse wartet Mia auf mich.
'Hey...', meint sie und lächelt mich an. 'Ich dachte, ich begleite dich nach Hause.' Ich schaue
nur verwirrt. 'Oh... hy! Ähm... Ich gehe gar nicht nach Hause, also noch nicht!', meine ich und
schaue sie entschuldigend an. 'Ich gehe erst bei Zoe vorbei und bringe ihr die Hausaufgaben.
Außerdem will ich sehen wie es ihr geht! Aber wenn du willst, kannst du mich dahin bringen!',
meine ich lächelnd, woraufhin sie nur freudig nickt. Auf dem kurzen Weg flirten wir uns wieder
an und ich bin sogar ein wenig enttäuscht, als ich mich verabschieden muss. Dann klingle ich
auch schon bei Zoe. Es dauert eine Weile, bis jemand öffnet. 'Hey Zoe.', begrüße ich sie, als
ich erkannt habe, dass sie in der Tür steht. 'Ich wollte nur die Hausaufgaben bringen und
schauen wie's dir geht!', meine ich und trete auf ihr Bitten ein. 'Danke...', meint sie und ein
Lächeln huscht über ihr Gesicht. 'Komm doch hoch... Dann kannst du mir alles erklären!', meint
sie nur und füht mich nach oben. Erneut trete ich in ihr Zimmer ein, wie am Tag zuvor, doch
dieses Mal schaue ich mich genauer um. Es gefällt mir. Zwar etwas zu mädchenhaft für meinen
Geschmack, doch ganz okay. Ich lasse mich auf ihrem Bett nieder und krame in meinem
Schulranzen. 'Hier...', ich strecke ihr bestimmt zehn Blätter entgegen. '...das sind alle
Arbeitsblätter aus der Schule, sowie Hausaufgaben. Allerdings weiß ich nicht was heut in
Englisch passiert ist!', ich sehe ihren verwirrten Blick, weil sie sich denken kann, dass ich die
erste Stunde verpasst haben muss, wenn ich nicht weiß was passiert ist. 'Also... Ähm... Ich
hab... Äh... ich hab verschlafen!', bringe ich stammelnd zu Stande. Doch ihr misstrauischer
Blick verrät mir, dass sie mir dieses unüberzeugende Gestammel nicht glaubt.