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Tezuka + Fuji
von

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# 2 Getrennte Wege

Pairing: Tezuka + Fuji
 

Gastauftritte: Kaidoh, Momo, Ryoma
 

Challenge: Getrennte Wege
 

Warnungen für diesen Teil: personeller Erzähler, introspektiv, metaphorisch, seltsam, angepisster Fuji (ja, das verdient eine Warnung *g*), deutlicher Mangel an Handlung
 

Musik beim schreiben: Long Shot Hero: "Getting over it", Johnny Cash: "Walk the Line"
 

Anmerkungen: Okay, diesmal habe ich mich an Fuji vergangen. Irgendwie ist es mir leichter gefallen, ihn im Präsenz zu erwischen, keine Ahnung wieso. Wundert euch also nicht, über den plötzlichen Zeitwechsel. Dieser Teil ist irgendwie komplett anders als der Erste, aber es Spaß gemacht ihn zu schreiben. ^.^ Tezuka von außen zu beschreiben ist allerdings verdammt schwer, weil er in der Regel ungefähr so emotional ist, wie ein Knäckebrot. ^^"

Der Teil folgt in der Timeline irgendwann nach dem ersten, nimmt aber keinen Bezug darauf und kann daher auch als vollkommen unabhängig betrachtet werden.
 


 

# Getrennte Wege
 

Fuji ist wütend.

Niemand von den Schülern, die ihm über den Weg laufen, wird es ihm ansehen, denn sein Lächeln sitzt wie üblich perfekt an seinem Platz und seine Schritte sind nur leicht beschleunigt.

Aber innerlich brodelt er.
 

"Fuji-senpai ...!"

Er lächelt in die Richtung der vage bekannt vorkommenden Stimme und beschleunigt seine Schritte.

Nur niemandem über den Weg laufen, der ihn aufhalten kann. Er hat die Ahnung, dass er jeden Moment explodieren wird, so als ob eine ganze Lawine an hässlichen, bösen Gefühlen in ihm steckt, die alle nach draußen wollen.

Seit gestern fühlt er sich aus der Bahn geworfen und vollkommen neben der Spur, und er hasst das. Eben hat er Eiji mit einer höflichen Entschuldigung stehen gelassen und nachträglich tut es ihm beinah leid. Aber so nah er und Eiji sich auch stehen und wie viel er auch für ihn tun würde - die Mittagspause mit Oishi und Eiji zu verbringen ist nur manchmal amüsant. Und definitiv nicht heute, wenn er es absolut nicht ertragen kann, so durch und durch liebevolle und harmonische Menschen um sich zu haben. Fuji fühlt sich destruktiv und gehässig, und wenn er in dieser Stimmung ist, ist es besser, niemanden von seinen Freunden in seiner Nähe haben.
 

> "Ich darf wohl sagen, dass ich deine Leistungen mehr als enttäuschend finde." <
 

Enttäuschend. Natürlich.

Er steht in den meisten Fächern auf einer glatten Eins und nur in den wirklich langweiligen haben sich ein paar Zweier eingeschlichen. Er kennt genug Leute, die mit wesentlich weniger absolut zufrieden wären. Aber nein ... es ist enttäuschend.
 

> "Bei deinem Potential hättest du längst Jahrgangsbester sein müssen. Aber du bewegst dich immer nur im oberen Durchschnitt. Hast du denn keinerlei Ambitionen?" <
 

Ambitionen ...

Nein, die hat er nicht.

Er will nicht Schulsprecher werden und nicht Klassensprecher, nicht im Schülerrat sitzen und nicht Leiter von irgendetwas sein. Er muss nicht Jahrgangsbester sein und nicht einmal Klassenbester. Es reicht ihm. Es reicht ihm voll und ganz irgendwo im oberen Durchschnitt zu schwimmen, grade so gut, dass er keine Probleme hat, aber eben nicht überragend genug, als dass irgendetwas von ihm verlangt wird. Nicht, dass sein Vater das versteht ...
 

> "Wie schamlos du dein Leistungsvermögen verschwendest, kann ich nur noch als persönlichen Angriff verstehen. Ich finde es sehr bedauerlich, dass du dich all unsere Anstrengungen, dich angemessen zu fördern immer wieder widersetzt." <
 

Fuji hat es nie gemocht, ein Genie zu sein.

Es hat viele angenehme Seiten, wie die Tatsache, dass er sich mit nichts außerordentlich viel Mühe geben muss, um gut zu sein.

Aber es macht ihn fremd und seltsam und entfernt ihn von Menschen, die er liebte. Es macht so vieles selbstverständlich und so viele von seinen Leistungen nebensächlich. Sollte er sich jemals erlauben, in etwas wirklich schlecht oder nur durchschnittlich zu sein, dann kann er sicher sein, einen Haufen Erwartungen zu enttäuschen. Und ist er gut, dann überrascht es niemanden, weil das ohnehin jeder von ihm erwartet hat.
 

> "Es ist doch nicht zu viel verlangt, dass du dein Potential angemessen nutzt?" <
 

Wie er dieses Wort hasst. Potential.

Er hasst es, Potential zu sein, manchmal hasst er es Potential zu haben, und am meisten hasst er es, als nichts als eine Ansammlung von Potential angesehen zu werden.

Potential für etwas zu haben, scheint eine gleichzeitige Verpflichtung dazu zu sein, dieses Potential auch zu nutzen.
 

Er bahnt sich seinen Weg durch seine herumeilenden, schnatternden und lachenden Mitschüler und lächelt ihnen zu, ohne sie wirklich zu sehen. Eine Hand hat er in die Hosentasche geschoben und seine Sporttasche lässig über eine Schulter geschlungen. Seine verräterischen Augen sind fast geschlossen und geben nichts von seinen Emotionen preis.

Mit schnellen Schritten läuft er die Treppe zum Dach hoch. Hier ist weniger Betrieb, die meisten ziehen es vor, ihre Pause auf dem Schulhof oder in den Klassenräumen zu verbringen. Aber er braucht jetzt Luft, denn er hat das Gefühl zu ersticken.
 

Als er endlich die Tür öffnet und die leichte, sommerliche Brise ihm entgegenweht, kann er förmlich spüren, wie seine erstarrten Mundwinkel sich langsam entspannen. Seine Schritte hallen auf den Steinen, als er über das Dach läuft. Weit und breit ist keine Menschenseele zu sehen und er ist mehr als dankbar dafür.

Langsam lässt er seine Sporttasche zu Boden sinken und angelt nach seinem Tennisschläger.
 

Die meisten Menschen, deren Väter so selten zu Hause sind, wie sein eigener wünschen sich, dass sie öfter da sind. Fuji dagegen empfindet es jedes Mal beinah als körperliche Erleichterung, wenn sein Vater wieder aus seinem Leben verschwindet. Er sollte sich schuldig fühlen, aber er tut es nicht. Nicht im Geringsten.
 

> "Es liegt am Tennis, nicht wahr? Diesen Unsinn sehe ich mir jetzt lange genug mit an. Zweimal am Tag zum Training zu rennen und fast jedes Wochenende auf ein Turnier ... Zwing mich nicht, dich aus dem Club austreten zu lassen." <
 

Er legt den Kopf in den Nacken und atmet tief durch. Ohne hinzusehen wirft er einen Tennisball in die Luft, holt aus und schlägt zu. Er prallt mit einem hellen Geräusch gegen die gegenüberliegende Wand und fliegt zu ihm zurück.

Er kann das mit geschlossenen Augen. So gut kennt er seine präzisen Schläge, so genau hört den heransausenden Ball und so unglaublich befriedigend ist das Gefühl seinen ganzen Frust an etwas auszulassen, dass immer wieder ankommt und dass so robust und widerstandsfähig ist, dass man nie Angst haben muss, es kaputt zu machen.
 

Es hat keinen Sinn mit seinem Vater zu diskutieren. Mit jemandem, der nur seine eigene Meinung als die einzig richtige akzeptiert.

Also ist Fuji ein vorbildlicher Sohn, der immerzu lächelt ... und schweigt.
 

> "Du hättest Potential für so viele Dinge ... Es ist enttäuschend, wie wenig du aus deinen Talenten machst. Enttäuschend und beschämend." <
 

Der Ball hämmert in rasantem Tempo gegen die Wand vor ihm, jedes Mal auf dieselbe Stelle. Wieder und wieder und wieder ... und wieder ...

Die Jacke seiner Schuluniform liegt längst achtlos am Boden. Er stellt sich vor, so viel Kraft hinter seinen Schlägen zu haben wie Taka-san oder Momo, und in der Lage zu sein, diese Wand zu durchbrechen. Diese Wand Risse bekommen und zerbröseln zu sehen, ist plötzlich ein unglaublich befriedigender Gedanke. Zu erleben, wie sie einfach zusammenbricht ...
 

> "Wenn du nicht an deine Zukunft denken willst, muss ich es wohl tun. Was stellst du dir denn vor? Dass ihr bis in alle Ewigkeit in euren kleinen Seifenblasenträumen von den Nationalen leben könnt? Über kurz oder lang geht ihr ohnehin alle getrennte Wege!" <
 

Getrennte Wege ... Sekundenlang hält er inne und lässt den Schläger sinken. Lässt den Ball einfach an sich vorbeisausen, so dicht, dass er einige Haarsträhnen in dem Prozess streift. Er atmet tief durch und versucht sich zu beruhigen.
 

"Fuji."
 

Überrascht dreht er sich um. Er hat nicht einmal gehört, dass jemand gekommen ist.

Es ist Tezuka, der in der Tür steht und den Tennisball in der Hand hält. Seine Reflexe sind bewundernswert.
 

"Tezuka ..." Seine Haare fallen Fuji tief ins Gesicht und verbergen seine Augen. Er lächelt. "Entschuldige."
 

Sein Kapitän hält den Ball einen Moment lang prüfend fest, und seine analytischen Augen wandern unbewegt zu Fuji und wieder zurück zu dem Ball, bevor er ihn zurückwirft. "Das war ein guter Schlag", stellt er fest.
 

"Ah ... danke." Fuji fängt ihn mit einer Hand.
 

"Besser als heute morgen im Training."
 

Wie üblich direkt auf den Punkt. Fuji hätte beinah gelacht. Aber stattdessen hebt er nur in einer beiläufigen, eleganten Bewegung die Schultern. "Ja."

Wozu etwas zugeben, wenn es keine Beweise gibt? Er balanciert den Ball auf dem Schläger und wirft einen kurzen, abschätzenden Seitenblick auf Tezukas Sporttasche. "Lust auf ein Spiel, Tezuka?"
 

"Hier ist kein Tennisplatz." Übersetzung: ,Es verstößt gegen die Schulregeln.' Fuji versucht sich ein Lächeln zu verkneifen angesichts dieser ordnungsgemäßen Haltung. Das ist so ... so typisch Tezuka.
 

"Du spielst nur nach den Regeln, nicht wahr?" Fuji lässt den Ball ein wenig hüpfen. Mit einer Hand hält er den Schläger, locker und ein wenig herausfordernd.
 

"Anders macht es wenig Sinn zu Spielen", stellt Tezuka mit unbestechlicher Logik fest.
 

"Wieso?"
 

Eine Augenbraue wird gehoben. "Weil es sonst keinen Sieger gibt."
 

"Ah ..." Fuji hält inne. "Verstehe." Er lächelt und senkt den Kopf. Alles was Tezuka sagt, ist immer logisch. Vermutlich führt Tezuka keinen privaten Kleinkrieg mit seinem Vater. Vermutlich ist Tezuka nie eine Enttäuschung für irgendjemanden. Und sehr vermutlich ist Tezuka immer bemüht allen Erwartungen, die ihnen gesteckt werden gerecht zu werden, ohne sich zu fragen, ob er das überhaupt will.
 

Fuji hebt den Schläger und mit einer leichten Bewegung aus dem Handgelenk lässt er den Ball erneut gegen die Wand sausen. Er fliegt zurück und Fuji schlägt ihn zurück. "Wenn ich ihn verfehle ..." fragt er beiläufig, "... wirst du ihn jedes Mal fangen?"
 

Darauf kommt keine Antwort und eigentlich hat er auch keine erwartet. Fuji verfehlt keine Bälle. Wenn dann nur mit 40° Grad Fieber ... oder mit Absicht.

Er ist wütend und er ist ungerecht, und er weiß, dass er es ist. Er möchte, dass Tezuka geht. Menschen sind so verletzlich ... Menschen sind keine Tennisbälle, nach denen man ausschlagen kann, und die trotzdem nie kaputt gehen und immer wieder zurückkommen.
 

Der Ball hämmerte gegen die Wand, schnell wie ein schlagendes Herz. Er landet millimeterpräzise auf immer derselben Stelle und hinterlässt langsam, aber sicher einen dunklen Fleck auf dem weißen Verputz. Das ist sicher Beschädigung von Schuleigentum.
 

Er wendet den Kopf und spielt den Ball, ohne hinzusehen, ein liebenswürdiges Lächeln auf den Lippen. "Verstoße ich grade gegen die Regeln?"
 

Tezuka hat die Arme verschränkt und nickt.
 

"Lässt du mich dafür Runden laufen?"
 

"Wir sind nicht im Training."
 

"Möchtest du denn niemals ohne Regeln mit mir spielen?" fragt Fuji, diesmal ohne sich umzudrehen. Er wollte das schon lange fragen und jetzt grade ist er wütend genug, es zu tun.
 

"Nein."
 

"Wieso nicht? In manchen Spielen gibt es vielleicht einfach keinen Gewinner ..."
 

> "Jemand wie du hat es nicht einmal verdient, ein Genie zu sein." <
 

Eine kleine Bewegung aus dem Handgelenk und er fängt den Ball auf dem Schläger, lässt ihn in kleinen, abgehackten Kreisen darauf rotieren.
 

Genie ...

Was für ein schreckliches Wort ist das, wenn alles was es bedeutet, ist: ,Du hast Potential und du musst Erwartungen erfüllen'. Wenn es einem nichts weiter als ein Preisschild anheftet, auf dem ein Wert steht, dem man gerecht werden muss. Das ist, was du leisten kannst - also, ist es das, was wir von dir verlangen. Fuji Syusuke - das Potential.
 

"Hey ... Tezuka?" Seine Stimme klingt seltsam verträumt und abwesend. "Wenn du mich in einem Wort beschreiben müsstest ... was für ein Wort wäre das?"
 

Er erwartet nicht, dass Tezuka überhaupt darauf antwortet. Tezuka ist nicht der Typ für hypothetische "Was wäre wenn..."-Fragen. Tezuka ist nicht der Typ für seine Spielchen. Genauso wie er nicht damit rechnet, dass die Antwort so prompt und ohne das geringste Zögern kommt. Aber sie kommt und es ist nur ein einziges Wort.
 

"Rom."
 

"Was?"

Ehrlich erstaunt hebt Fuji den Kopf und lässt den Schläger sinken. Seine so schrecklich ausdrucksstarken, verräterischen Augen sind weit offen. Der Ball hüpft auf den Boden und kullert langsam vor Tezukas Füße.

Er weiß, was die meisten anderen Menschen antworten würden, sollte er sie das fragen. Potential. Das ist er für seinen Vater. Mein bester Freund. Das würde Eiji sagen und sich nicht darum kümmern, dass das drei Worte sind und nicht nur eins. Sprungbrett. Pragmatisch und vermutlich von Ryoma. Datensatz. Natürlich Inui. Gruselig. Sehr wahrscheinlich von Momo.

Und für Tezuka ... Rom.
 

Tezuka hebt den Ball auf.

"Was machst du hier, Fuji?" Seine Stimme klingt ganz ruhig, und nur wer genau hinhört, erkennt den beinah behutsamen Unterton.
 

Sekundenlang ist Fuji still und schluckt. Sein Puls rast und er bemüht sich seinen beschleunigten Atem zu kontrollieren. Was macht er hier ... außer Bälle zu schlagen und gegen Regeln zu verstoßen. Er fühlt sich plötzlich nackt und entblößt und er schämt sich für die Dinge, die er grade gesagt hat. Auf einmal ist er derjenige, der sich in einem Spiel befindet, dessen Regeln er nicht mehr kennt und der vielleicht schon längst verloren hat ...
 

"Fuji?" Er spürt eine Hand auf seiner angespannten Schulter und bemerkt plötzlich, dass Tezuka direkt vor ihm steht. Er sieht ernst aus und seine dunkle, tiefe Stimme lässt Fuji Schauer über den Rücken laufen. Tief atmete er aus und spürt, wie etwas von dem wütenden, hilflosen Gefühl in ihm nachlässt.
 

Fuji schließt die Augen. Als er sie wieder öffnet, breitet sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er legt den Kopf schief. "Du hast dir Sorgen um mich gemacht ... du bist zu lieb."
 

Tezuka linke Augenbraue zuckt nach oben. "Habe ich?"
 

Fujis Lächeln wird breiter und er versucht sich zu erinnern, ob Tezuka ihm heute im Morgentraining ungewöhnlich viel Aufmerksamkeit gewidmet hat. Aber er weiß es nicht mehr. Er ist zu beschäftigt gewesen, zu lächeln, sich fernzuhalten und Bälle zu schlagen ... in der wütenden Hoffnung, dass sie irgendetwas treffen.
 

"Ich hatte eigentlich vor, hier meine Mittagspause zu verbringen ... leistest du mir Gesellschaft?" fragt er und beugt sich vor um den Schläger wieder in seiner Tasche zu verstauen.
 

Tezuka nickt und nimmt die Hand von seiner Schulter. Fuji kann seine forschenden Augen auf sich spüren, aber er zieht es vor, sie nicht zu bemerken.

Mit einem breiten Lächeln zieht er das Bento hervor, das seine Schwester ihm heute Morgen gemacht hat und lässt sich im Schneidersitz auf dem Boden nieder. Auch wenn er nicht Inui ist, hätte Fuji mit einer Wahrscheinlichkeit von mindestens 85 % vorhersagen können, dass Tezuka nichts weiter als ein Sandwich dabei hat. Und er hat Recht.

Er schiebt das Bento zwischen sich und Tezuka. "Bedien dich. Und keine Sorge, ich habe nichts davon selbst gemacht", fügt er hinzu, als er den skeptischen Gesichtsausdruck bemerkt. Überraschenderweise scheinen die meisten Menschen seine Vorliebe für den übermäßigen Gebrauch von Wasabi, oder andere exotische Geschmackskombinationen nicht zu teilen.
 

"Danke." Tezuka lässt sich neben ihm nieder und überkreuzt ebenfalls die Beine.

Er betrachtet das zweite Paar Stäbchen mit einer deutlichen Frage in den Augen.
 

"Normalerweise ist es für Eiji", erklärt Fuji. "Aber wenn er mit Oishi zusammen isst, muss ich mir keine Gedanken machen, dass er verhungert."
 

Tezuka nickt wortlos und greift danach.
 

Sie essen in Stille, aber es ist ein angenehmes Schweigen. Fuji spürt den warmen Sonnenschein auf seiner Haut und seinen Haaren und den noch kühlen Boden unter sich und sekundenlang will er einfach nur die Augen schließen und tief durchatmen. Es bringt sein empfindliches seelisches Gleichgewicht durcheinander so schrecklich wütend zu sein und es ist so eine Erleichterung, als dieses Gefühl endlich nachlässt.

Tezukas übermächtige Präsenz neben sich hat es unglaublich Beruhigendes an sich ... zuverlässiger, stoischer Kapitän von Seigaku.
 

"... werden wir ja SEHEN!" ertönt es im selben Augenblick in ziemlicher Lautstärke vom Treppenhaus und Fuji wendet überrascht den Kopf.
 

"Fssshuu - sei still!"
 

"Baka Mamushi ...!"
 

"Momochan-senpei ... warum muss ich mitkommen?"
 

"Weil du mein Adjutant bist, Echizen! Ist doch klar! Hey, du bist auf meiner Seite, oder nicht?"
 

" ... mada mada dane."
 

"Fssshuu! Du wirst deine Worte gleich bereuen ..."
 

Schwungvoll wird die Tür aufgerissen ... und Fuji versucht nicht zu lachen angesichts der drei schockierten Gesichter. Stattdessen beißt er sich hastig auf die Unterlippe.
 

"Ka-kapitän...!" Momo stottert verlegen herum und kratzt sich am Hinterkopf. "Äh ... wir wollten nur ... ha ha ... schönes Wetter hier draußen, nicht wahr?"

Echizen schweigt und zieht die obligatorische Basketballkappe tiefer ins Gesicht. Kaidoh dagegen sieht angefressen und verlegen zugleich aus und verschränkt die Arme. Alle drei sehen so schuldig und ertappt aus, wie nur möglich.
 

"Fuji-senpai ...", wird einträchtig verlegen gemurmelt und Fuji hebt eine Hand und lächelt sonnig. Aber es ist Tezuka, der zuerst spricht.

"Zwanzig Runden."
 

"Aber Käpten ... wir haben doch gar nicht ..." Natürlich ist es Momo, der versucht zu verhandeln. Ein Blick von Tezuka bringt ihn zum Schweigen.
 

"Sofort, Käpten."
 

"Das ist alles nur deine Schuld ...", wird leise gezischt, bevor die Tür zugeht.
 

"Wessen Idee war das denn...?!"
 

"Mada mada ..."

Dann ist die Tür wieder zu und Fuji lacht leise. "Du bist zu streng mit ihnen", stellt er fest. "Sie sind nicht einmal dazu gekommen gegen die Regeln zu verstoßen. Wie enttäuschend."
 

"Sie waren dabei."
 

"Ich dachte, wir sind grade nicht im Training ..."
 

"Hn." Tezuka hebt eine Hand und schiebt seine Brille dezent ein Stück nach oben. Aber er kommentiert es nicht.
 

Fuji stützt einen Ellenbogen auf die Knie und betrachtet ihn interessiert.

Jetzt wo er wieder bei klarem Verstand ist, kann er nicht fassen, dass Tezuka tatsächlich die Listen für das nächste Ranking Match liegen gelassen hat, die heute fällig gewesen wären. Dass er Oishi abgesagt hat und dass er ihm nachgegangen ist. Und dass er kein Wort darüber verliert, dass er sich Sorgen gemacht hat ... nur weil Fuji heute morgen einen Ball so heftig ins Aus geschlagen hat, dass er vermutlich immer noch in der Umzäunung feststeckt ...

Stockfisch, denkt Fuji und es ist ein liebevoller Gedanke.
 

Er hat das Gefühl, dass Tezuka alles weiß, obwohl das dumm ist, denn wie sollte er. Aber vielleicht liegt es nur an der Tatsache, dass Fuji nach jedem ersten Wochenende im Monat so schlecht spielt und Tezuka einfach nicht mehr Informationen braucht, um sich einen Reim darauf zu machen.
 

"Hast du ...", beginnt er leise und ohne nachzudenken, "... jemals daran gedacht, mit dem Tennis spielen aufzuhören?" Seine Finger spielen mit den Stäbchen, ohne etwas damit aufzuheben.

Getrennte Wege. Das ist das, was ihm im Kopf herumspukt. Sind das wirklich alles nur Seifenblasenträume, die zerplatzen werden, sobald das Jahr vorbei ist ... wenn sie erst einmal alle auf eine andere Schule gehen? Er hasst den Gedanken, dass sein Vater Recht hat. Dass es Verschwendung ist für jemanden wie ihn, sein Herz ausgerechnet daran zu hängen ... Sein Potential für andere Sachen steht ihm manchmal im Weg wie eine Mauer.
 

Es dauert einen Moment, bis Tezuka antwortet. Er lässt die Stäbchen sinken und sein Blick ist ungewohnt nachdenklich.

"Nein", sagt er schließlich. "Nie."
 

Nein, natürlich nicht. Tezuka ohne Tennis ist eine Vorstellung, die sogar über Fujis lebhafte Phantasie geht. "Ich auch nickt ..."
 

"Gut." Tezuka nickt und nimmt sich ein Reisbällchen. "Ich hatte vor, noch einmal gegen dich zu spielen."
 

Fuji öffnet die Augen. "Mit oder ohne Regeln?"
 

Ein tadelnder Seitenblick. "Es macht keinen Sinn ohne."
 

Stockfisch.
 

"In Ordnung." Fuji hebt in einer nonchalanten Bewegung die Schultern, auch wenn allein der Gedanke an ein Re-Match seinen Puls in die Höhe schnellen lässt. Mit oder ohne Regeln ... nichts ist aufregender als mit Tezuka zu spielen. "Auch wenn ich fürchte, dass meine Chancen, dich zu besiegen mit jedem Jahr geringer werden ..."

Er hebt einen Arm und streckt ihn neben Tezukas aus, betrachtet sie beide mit einer distanzierten, wissenschaftlichen Neugier, als gehört dieser Arm nicht zu ihm.
 

Fuji hat immer gewusst, dass es im Sport nur von Nachteil sein kann schmal und zierlich zu sein. Er hat dieses Hindernis überwunden, so wie er alle Hindernisse überwindet, und seine Art zu spielen darauf angepasst, so dass er die Stärke seines Gegners zu seiner eigenen verwandeln und sie gegen ihn verwenden kann. Aber alles hat seine Grenzen. Und diese werden bald erreicht sein.

Tezukas Handgelenke sind knochig, aber beruhigend stark und sehnig. Seine eigenen sehen zerbrechlich daneben aus, und er weiß ... er hat immer gewusst, dass es das ist, worüber er eines Tages stolpern wird. Er wird nicht mithalten können mit Tezuka, und irgendwann nicht einmal mehr mit Ryoma, dem Wunderkind, dem er jetzt noch überlegen ist.

Seifenblasenträume.

Es ist beinah paradox. Sein Potential für so viele andere Dinge verbaut ihm diesen Weg, den Tezuka gehen wird ... genauso wie sein Körper, der nicht so ist, wie er sich das vorstellt. Er hat zu viel und gleichzeitig zu wenig ... und es ist nicht einmal sein Vater, der ihm im Weg steht.
 

Zu seiner Überraschung schlingen sich plötzlich lange, schlanke Finger um sein Handgelenk und er sieht auf. Tezukas Blick ruht auf ihm. Sein Gesicht ist so nah, dass Fuji die kleinen grün-goldenen Pünktchen in den braunen Augen sehen kann.
 

"Du wirst mich besiegen", sagt Tezuka in einem Tonfall, der keinen Zweifel zulässt. "Ich warte auf diesen Tag."
 

"Nachdem ich ein schrecklich schlechter Verlierer bin, hoffe ich das auch." Fuji grinst ein wenig gequält. "Das ... setzt allerdings voraus, dass wir uns in den nächsten Jahren immer noch über den Weg laufen."
 

"Natürlich", sagt Tezuka und er klingt beinah irritiert, dass irgendjemand daran zweifeln könnte. Behutsam lässt er Fujis Handgelenk los.
 

"Wer weiß ..."
 

"Ich weiß es." Tezuka klingt so sicher, dass Fuji überrascht den Kopf hebt. Verwirrt sieht er ihn an, bemerkt Tezukas Blick, der ihm ausweicht, als ob das grade etwas sehr persönliches gewesen wäre.

Und mit einem Mal versteht Fuji. Die Sonne scheint warm auf sein Gesicht und ein Lächeln breitet sich auf seinem Gesicht aus ... als er in dieser Sekunde plötzlich versteht, wieso er Tezukas Rom ist.
 

"Wir sollten uns beeilen. Wir kommen zu spät in den Unterricht, wenn wir länger hier bleiben." Tezuka wirft einen Blick auf die Uhr und steht auf. "Danke für das Essen."

Schrecklich rational und vernünftig. Aber das sind Dinge, die Fuji an ihm mag. Irgendwie. Wenn sie ihn nicht grade reizen oder frustrieren heißt das. Fuji winkt mit einer beiläufigen Handbewegung ab und verstaut das Bento mit wenigen sicheren Handgriffen in seiner Tasche. Als er fertig ist, hält Tezuka ihm eine Hand hin. Fuji ergreift sie und lässt sich von ihm hochziehen.
 

"Weißt du, was das wirklich Schlimme daran ist, dass du so viel größer bist ...?" Er verzieht in einem Ausdruck von Bedauern das Gesicht und legt den Kopf zurück. "Das macht es so schrecklich schwer, dich überraschend zu küssen."
 

Tezukas Hand, mit der er grade dabei ist Fuji loszulassen, erstarrt mitten in der Bewegung. Er blinzelt überrascht, seine Augen millisekundenlang beinah komisch geweitet.

"... tatsächlich."
 

"Ja. Leider."
 

Mit diesen Worten und einem Lächeln schlingt Fuji seine Sporttasche über die Schulter und schlendert zur Treppe. Er wird nachher im Training so was von Runden laufen müssen dafür ...
 

"FUJI!"
 

Aber das macht nichts, denn schließlich ... führen alle Wege irgendwann nach Rom ...
 

^Fin^



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Kommentare zu diesem Kapitel (18)
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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  lilac
2013-08-28T21:58:52+00:00 28.08.2013 23:58
Wieder mal ein sehr gelungenes kapitel ...
"Rei17-Dröhnung"geholt jetzt kann ich ja schlafen gehen.
Von:  Flecki49
2010-09-05T21:46:36+00:00 05.09.2010 23:46
Wenn Tezuka es mit so wenigen Worten... eigentlich nur dem Wort "Rom" Es schafft, Fuji wieder aufzubauen, sind sie ja sowas von füreinander geschaffen^^
das war süß, traurig zwar, aber sehr süß... und Fujis letzter Kommentar war so was von überraschend und knuffelig xD Und Tezukas Reaktion... Fuji hat ihn vollkommen aus dem Konzept gebracht, das ach so gepflegte Pokerface ist echt in sich zusammengefallen wie ein Kartenhaus xD
Super^^
Lg, Flecki^^
Von:  DeLeila
2009-01-26T15:38:31+00:00 26.01.2009 16:38
Ohh.. Ich hab doch tatäschlich Tränchen in den Augen! EIn wunderschönes Kapitel... Vorallem das mit Rom finde ich einfach... unbeschreiblich! Ich weiß gar nicht was ich sagen soll... Also lass ich dir stillschweigend eine Torte mit der Aufschrift "Wahnsinn!" hier.... =)
Von: abgemeldet
2009-01-26T15:34:23+00:00 26.01.2009 16:34
Ich bin leider erst jetzt dazu gekommen, weiter zu lesen, und du musst
langsam merken, dass ich zu einem Fan von dir mutiere xD.

Fuji von einer anderen Seite, sehr, sehr interessant^^. Obwohl sich
vermutlich jeder schon einmal Gedanken darüber gemacht hat, warum
Fuji sein wahres Potential nicht zeigt, wird dieses Thema nie
langweilig, ich jedenfalls finde großen Gefallen daran, lol.

Und wieder hast du es geschafft, ihn so treffend zu beschreiben, dass
es beinahe wehtut >.<". Und dieses Schock-Momente immer, die Fuji mit
einem einfachen Satz auslöst... das sind meine absoluten
Lieblingsstellen.

Auch Tezuka ist wieder wie er leibt und lebt, auch wenn er sich diesmal
ebenfalls von einer anderen Seite zeigt, die vielleicht nicht ganz so
amüsant ist, aber dennoch denkbar ist und irgendwie nachdenklich macht.

Also: Wieder ein weiteres Werk, dass die Welt der PoT-FFs bereichert^^.

Liebe Grüße,
Elani^^
Von:  mari-chin
2007-05-03T12:01:04+00:00 03.05.2007 14:01
cool voll sweet ^.^

LG naru-chan92
Von:  Rolly
2007-04-06T18:59:31+00:00 06.04.2007 20:59
Hier wurde zwar schon alles gesagt, aber ich wollte auch noch einmal was anmerken: Dieser Teil greif doch etwas aus dem ersten Kapitel auf! >D

»Tezuka linke Augenbraue zuckt nach oben. "Habe ich?"«

DIE LINKE FUJI-AUGENBRAUE! XD

okay, lassen wir das^^
Du dürftest inzwischen wissen, dass ich deine FFs liebe und mir alles von dir durchlesen würde *g*
Und ja... sonst wurde ja schon alles gesagt. Was ich noch besonders toll fand, war der Vergleich von Mensch und immer wieder zurückkehrender Tennisball *_* Das war wirklich schön und passt wirklich gut in diese FF^^
lg
Rolly
Von:  Dahlie
2006-06-12T20:59:51+00:00 12.06.2006 22:59
Ich fand beide Kappis geil!!!!

Aber das erste noch ein bisschen besser^^

Einfach.... lustig^^
Von: abgemeldet
2006-05-19T09:32:47+00:00 19.05.2006 11:32
Diese Geschichte ist echt geil, hab sie mir mehrere Male nacheinander durchgelesen *grüns*
Soweit ich das richtig verstanden habe, schreibst du die Kapitel nacheinander so, dass sie sich immer mehr 'nähern', ich hoffe mal, es wird bald noch etwas 'intzensiver' ((wie das klingt...-.-))
Greez Peps
Von:  -Pusteblume-
2006-04-26T13:59:45+00:00 26.04.2006 15:59
Hab ich schon auf yaoi.de gelesen, kommentier es aber hier.
Da gibts eigentlich nicht viel zu schreiben, da die Idee und der ganze Schreibstil mich schon faszinieren. Das ist ne super Story...^^ Nur weiter so.
Gruß irOny
Von:  M
2006-04-25T12:58:18+00:00 25.04.2006 14:58
P & S.: Was ich total verGessen habe...*lol* Ich nehm auch mal an, dass Fuji dafür ne *MenGe* Runden laufen darf. Aber das war totally worth it. *G* In den Rücken durch die Brust ins AuGe. So ist er halt. XD


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