Der Fluch des Wissenden oder "Besserwisser leben kürzer"
Autor: Hauskater
Ein weiser Satz, der zu oft wahr ist. Manchen mögen meine Beschwerden hier kleinlich vorkommen, aber mich nervt dieser Sachverhalt mittlerweile tierisch.
Ja, ich bin ein Besserwisser. Das ist etwas was ich nicht leugnen kann (und auch nicht leugnen will). Mein Problem ist nur, ich weiß es meist wirklich besser. Das hat nichts mit Intelligenz zu tun, wie viele so oft meinen (wobei ich auch da keien Probleme habe dneke ich), sondern einfach mit lerneifer. Ich lese viel. Bei Themen die mich interessieren bleibt erfahrungsgemäß eine Menge hängen. Und da ich mcih mit interessanten Themen mehr als nur oberflächlich beschäftige weiß ich dann meist auch mehr als nur die Grundlagen darüber. Außerdem lassen sich so leicht querverbindungen ziehen zu anderen Themen. Eine praktische Fähigkeit denken viele, und etwas, was einen sehr weit bringt.
Schön wär's. Wie wohl jeder weiß bin ich kein Topmanager, sondern Azubi im zweiten Jahr. Alle sagen mir immer, wieviel Potential ich doch habe, aber was bringen dir Wissen und Potential ohne die passenden Connections?
Andersherum gibt es natürlich auch jene Leute, die meinen, weil mein kein Topmanager ist, so kann man kaum etwas wissen. Das ist im Alltag das weitaus größere Probleme. Wenn man etwas weiß, so ist man automatisch etwas unbeliebter. Vor allem wenn man Jemanden verbessert. Ist Allgemein bekannt. Man ist dann eben ein Klugscheisser oder Besserwisser. Die Leute kommen immer dann zu dir, wenn sie dein Wissen brauchen, dann bist du plötzlich der König für Alle. Aber eben auch nur solange, wie du gebraucht wirst. Die meisten Leidensgenossen kennen es aus der Schule: Bei Gruppenarbeiten sind Alle immer ganz Wild darauf, dich in ihrer Gruppe zu haben. Dort darfst du dann die ganze Arbeit machen (bzw. du machst sie freiwillig, weil die Anderen meist eh keinen Plan vom Thema haben). Und nach der Präsentation dann bist du wieder abgeschrieben. Dann bist du wieder nur der Klugscheisser.
Nur langam frage ich mich wirklich: Was haben die Leute für ein Problem damit im Unrecht zu sein? Glauben sie, dann plötzlich weniger wert zu sein? Und müssen das kompensieren, in dem sie dich nieder machen? Oder meinen sie, man selbst würde sie fertig machen wollen deswegen? Warum können Menschen nicht akzeptieren, dass sie unrecht haben und aus der Sache einfach nur lernen? Mache ich doch auch so. Wenn ich mich mal irre, sei's drum. Dann speichere ich die korrekte Antwort und gut ist. Oder ich lese mich eben mehr in das Thema ein.
Aber wieso zum Teufel können das Andere nicht?
Jüngstes Beispiel bei mir: Drogisten-Chemie. Lehrerin hat ihre Sachen vergessen, hatte aber zufällig ein Quiz zum Thema Gesundheit und Körper dabei. Da auch das für Drogisten wichtig ist, stellte sie dann halt die Fragen in den Raum, antworten sollte wer konnte.
Kleiner Exurs: Ich liebe Grey's Anatomy und auch Dr House. Man merkt sich dort zwangsläufig Dinge, die öfters vorkommen, sogar Fachbegriffe. Weiterhin bin ich an Psychologie sehr interessiert, habe mich etwas mit Ernährung beschäftigt und passe auch in der Berufsschule auf in den Kernfächern. Ergo ist mein Wissen in dem Bereich recht gut und breit gefächert. Entsprechend konnte ich viele der Fragen (die zugegenermaßen schwer waren) auf Anhieb beantworten. Die Lehrerin war erstaunt, kennt das aber von mir. Von ihr bekam ich Anerkennung. Von den Leuten aus der Klasse, mit denen ich mich eh gut verstehe auch (auch wenn ich es darauf, man mag es kaum Glauben, nicht anlege. Mir ist wichtig Dinge für mich zu wissen, nicht um dafür respekt zu bekommen). Die Anderen, zu denen ich ein gutes bis neutrales Verhältnis normalerweise habe, kamen damit weniger gut klar. Auch als ich mich deutlich zurückhielt und nur noch auflöste, wenn niemand die Antwort kannte. Es kamen jede Menge dummer Sprüche. Nichts wirklich verletzendes (ist mir eh egal, soviel Selbstbewußtsein habe ich), aber wieder kamen in mir die oben gestellten Fragen auf. Jeder andere Mensch, der viel liest und sich informiert kann ebensoviel Wissen zu den Bereichen (oder eben sogar mehr), warum stellen dich die Einen als weisen Guru hin und die Anderen als Scharalatan? Ich bin da nichts Besonderes, ich tue nur etwas für meine grauen Zellen (und meine immer präsente Neugier). Ich bin kein Genie, kein Messiahs, ich habe nur eine schnelle Auffassungsgabe und ein gutes Gedächtnis. Ich bin aber auch niemand, der nur gefährliches Halbwissen hat und meint überall mitreden zu müssen. Ich bin einfach nur gebildet. Wo also zum Teufel liegt das Problem das die Menschheit mit mir hat!? Egal wie ich mein Wissen vortrage, ob neutral, ob im lehrerhaften Tonfall oder mit einem Grinsen, die Reaktion ist immer die Gleiche. Warum!? Kann mir das bitte Irgendjemand erklären?
Haha, woher kenne ich das nur? Ich hab es zwar nie freiwillig immer allein gemacht, weil ich es einfach unfair fand, aber was sollte ich tun, wenn die andere untereinander nur gequatscht haben? (btw waren das meist zwei Weiber, wen überrascht's? -____-) Ich wollte nur alles fertig haben. Das wirklich lustige war dann aber, dass sie sich darüber aufgeregt haben, wenn dann doch mal was falsch war. xD"
Da dacht ich mir auch nur: Ey, macht euern Scheiß doch alleine~
Aber ja, ich war ja eh immer nur der Streber. Dabei hab ich nicht wirklich was für die Schule getan, hm... seltsam. xD
In Situationen, in denen ich falsch liege, habe ich eine starke Tendenz dazu, erst einmal trotzig zu reagieren und zu versuchen, die Sache so zu drehen und wenden bis ich dennoch im Recht bin - egal wie aussichtslos. Wenn ich das bemerke, versuche ich im Idealfall natürlich dies zu unterlassen und zuzugeben, dass ich im Unrecht bin. Aus Fehlern lernt man für bekanntlich.
Doch manchmal "gelingt" mir dies nicht und ich beharre weiter auf meinem Standpunkt so schwachsinnig es doch erscheinen mag [hey, was wäre der Mensch, könnte er immer rational handeln?].
In meinem Fall tippe ich auf einen unheilvollen Mix aus unangebrachtem Stolz [auf eine gewisse Art und Weise kränkt es mich manchmal, wenn mein Wissen/Denken in Frage gestellt wird] und Sturheit bzw. Unflexibilität im Denken. Wobei letzteres wohl der wirklich ausschlaggebende Punkt ist - ich bin in meinen Ansichten und vorallem Denkensweisen einfach zu schnell festgefahren. Mir gefällt dieses "Eigenschaft" selbst nicht und versuche sie so gut wie möglich zu ändern.
Wie es da bei anderen aussieht weiß ich nicht, ich kann nur spekulieren.
Vom Unterricht her kenne ich das Phänomen, dass du beschrieben hast. Z.B. in meiner früheren Klasse gab es einen Jungen, der schlechthin als Streber verschrien war. Nachdem ein Lehrer bei der Rückgabe einer HÜ verkündete, dass nur ein Schüler eine 1 geschrieben hatte und daraufhin den Namen des zuvor beschriebenen Jungen nannte, folgte ein Stöhnen seitens der Klasse und Sprüche wie "ach, der schon wieder", "ist ja nix Besonderes" etc..
Muss ich erwähnen, dass der jeweilige Schüler sowieso nicht all zu beliebt war? Dies hängt nicht unwahrscheinlicher Weise damit zusammen, dass er generell in seiner Art als 'seltsam' angesehen wurde und immernoch wird.
Es gibt aber auch Schüler, die es sich anscheinend leisten können, sich zumindest hin und wieder 'besserwisserisch' zu äußern. Das habe ich zum Beispiel letztens während einer Gruppenarbeit bemerkt. Eine Schülerin fragte eine andere, ob das Wort 'Auflösung', welches sie aufgeschrieben hatte, in diesem Zusammenhang wirklich korrekt war. Mit einem Schulterzucken gab die angesprochene Schülerin zu, dass sie sich nicht sicher war. Als ich sie später fragte, ob es das Wort 'Normengläubigkeit' tatsächlich gibt - ich fand und finde es eben seltsam, bei Gelegenheit schlage ich mal nach, ob dies nun ein Neologismus ist oder nicht - und bekam zur Antwort nur ein Grummeln, einen bösen Blick und darauffolgendes Ignorieren meiner Beiträge.
Es gibt mir wirklich zu denken - ich diskutiere in jeweiligen Situationen durchaus mit mir selbst, ob ich eine Person nun korrigieren sollte oder nicht, angeschnauzt wird wohl niemand gern - ob manch eine Person nicht einfach lieber unwissend und somit 'im Recht' bleibt. Vielleicht ist diese Sicht etwas pessimistisch, aber wenn's die Person glücklich macht ;)
Edit:
Zur Verachtung des 'Strebertums':
Wie wäre es mit folgender Begründung [das absolute Nonplusultra :D] - die dauernd kommt, wenn jemand kritisiert, ob konstruktiv oder nicht sei dahin gestellt - Neid.
- Mark Twain
Kritikergilde
Und ebenso wieder mal der Spruch "Niveau sieht nur von unten aus wie Arroganz". Und genau das könnte es sein, dass die Leutchen dich in solchen Momenten für arrogant halten, weil sie vermutlich glauben du willst mit deinem Wissen prahlen. Dass du zeigen möchtest "wie toll" du im vergleich zu anderen bist. Das muss nichtmal Tatsachen entsprechen. Man ist ja nicht vielseitig interessiert, um mit seinem Wissen zu glänzen sondern weil man WIRKLICH Interesse an den Dingen hat.
Manch anderer versucht dagegen eher irgendwas "besser" zu können als andere, oder was tolleres zu besitzen oder zu sein als andere, nur wegen des Status in der Gruppe.
Und genau diejenigen missverstehen das dann schnell.
Hatte auch mal Probleme mit einem Ex-Freund gehabt, der wohl glaubte, ich würd mich für was besseres halten weil ich Abi hab und mich für dieses und jenes interessiere, wärend seine Welt aus Arbeiten-Geld-Vergnügen bestand (zumindestens hab ich da nicht viel mehr von mitbekommen).
Deswegen würd ich sagen: es ist einfach ein simples Kommunikationsproblem.
Ich glaub das gabs mal so eine Theorie dass man Sätze auf vier verschiedenen Ebenen verstehen kann. Hab das jetzt nicht so genau im Kopf, aber wenn jemand auf "Sachebene" etwas sagt, aber die Zuhörer das aber auf "Beziehungsebene" deuten, dann ist klar dass das nicht funktioniert.
Ich merk das immer wieder dass irgendwas in meine Sätze reingedeutet wird, was da so nicht drin stand. Problem ist, dass ich das dann auch nicht immer merke, dass jemand was auf "Beziehungsebene" gedeutet hat, und ich dann die folgenden Angriffe nicht zuordnen kann, die für mich "völlig aus der Luftr gegriffen" erscheinen, wärend es für das Gegenüber eher eine Selbstverteidigung war.
Ziemlich schwierige Sache, denn das kann je nach Person recht schnell zu nem Teufelskreis werden