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Red Eyes

~Nr.1- the night of moonset
von

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Seelensammler

Der Raum drehte sich, Schatten wirbelten umher und verschlangen noch so grelle Lichter. Wie eine schwere Last drückte die Luft auf die Lunge und jeder noch so kleine Atemzug forderte schmerzvoll seinen Tribut. Die Gliedmaßen waren schwer wie Blei, die Muskeln taub durch die Peinigung der aufgerissenen Hautschichten, welche klaffende Zeugen der letzten Tage waren und still ihre Geschichte erzählten. Eine Geschichte von Monstern, welche sich aus den Tiefen der Dunkelheit erhoben, Rösser wie auch Kameraden Skrupellos wie Viech abschlachteten und deren düsteres Heulen einem das Blut in den Adern gefrieren ließ sobald man es aus der Ferne vernahm und ihre massiven Körper durch den Nebel schimmern sah. Dies waren keine harmlosen Erinnerung, welche immer zu von Wunden,Narben und Brüchen wach gerufen worden. Auch die Fieberträume, das Schüttelfrost, das Erbrechen im Halbschlaf und die Schockzustände hatten ihn die letzen Tage und Nächte lang heimgesucht, seine Seele geschädigt, den Mut auf grausame Art und Weise zermalen und die Angst mit den Bildern der vorrangegangenen Ereignisse gefüttert.

Und nun lag er hier, auf einem Strohbett, eingehüllt in das Fell eines Schara-an-kus, mit eingewickelten Wunden und Gelenken, einem kühlendem Lappen auf der Stirn, während nur das Feuer einiger weniger Kerzen den Raum erhellten.

Mühsam legte er den Kopf zur Seite, ließ den Blick Gedanken verloren schweifen.

Überall trafen seine müden Augen auf Bandagen, Lappen, Gefäße,Kräuterreste und Messer, welche überall verstreut auf dem Boden lagen. In der Mitte des Raumes qualmte noch ein Rest Asche in einer Feuerstelle, über der ein Kessel, aufgehängt, an einer armseligen Halterung baumelte.

Langsam und schleifend nahm der Raum Gestalt an. Wobei nach längerem Hinsehen klar wurde, dass es gar kein Raum war. Sondern ein Zelt!

Bilder schossen an die Oberfläche, Erinnerungen an Schreie und Klingen und tosendes Kampfgebrüll traten wieder aus ihrem Gefängnis hervor. Salvon riss die Augen auf und unterdrückte einen Schrei, als er sich versuchte ruckartig aufzusetzen. Jedoch von dem plötzlichem Schmerz und der Erniedrigung gebannt, ließ er seinen erschöpften Körper wieder langsam sinken und richtete den Blick an die Zeltdecke.

„Von den Toten wieder zurück, mein Herr?“

Salvon neigte den Kopf und starrte in die Richtung, aus welcher die Stimme zu kommen schien. Erst auf den letzten Metern erkannte er Idoras. Dichte Augenringe zeichneten seine Gesichtszüge und tiefe Narben enstellten sein, sonst so jugendhaft wirkendes Aussehen.

„Ich hatte schon die Befürchtung, ihr würdet niemals mehr aufwachen.“ Idoras kam näher und setzte sich neben seinen Komandanten auf das Strohbett. Mitgenommen sah er ihn aus trüben Augen an.

„Le..Levias?“ Idoras machte eine Schweigegeste und lächelte leicht.

„Dem geht es soweit gut. Er ist vor Sorge fast gestorben, als Halon und ich, euch wieder ins Lager brachten.“

Salvon rang sich ein schmerzhaftes Lächeln ab. Sogar sein Gesicht war vollkommen mitgenommen. Die neuen Hautschichten spannten sich wie ein Netz. Straff und kaum beweglich. Bewegte man seine Gesichtszüge, würde selbst der tapferste Recke sein breites Grinsen aufgeben und bewegungslos liegen bleiben. Die baldige Genesung, regungslos, abwartend.

„Ruht euch nun weiter aus. Calemas wird sich um euch kümmern. Und das mindestens so gut wie ich!“ Idoras legte den Kopf schief und schaute Salvon mit seinem Blick, aus einer Mischung von Hoffnung, Mut und Loyalität seinem Herren gegenüber an.

„Muskat?“ Das Wort floss nur zäh dahin, wie glibberiger Morast. Idoras blickte traurig drein und senkte schweigend den Kopf.

„Er kämpfte tapfer an euer Seite, Herr. Mit Hufen und Zähnen.

Tapfer hatte er euch gegen eine Gruppe Zyráght verteidigt, solange es ihm sein Körper gewährte. Doch für jeden gefallenen Gegner kamen drei neue. So hat es uns Levias erzählt. Auch er hatte sich zu euch durch gekämpft und seine Klingen gegen diese räudigen Bestien erhoben. Und er berichtete uns, bis ins Detail, am Abend danach davon. Er erzählte von einem Hengst, rostbraun wie Bronze, mit einer schwarzen Mähne und einem sanftem Blick und einem Herzen, dass seinem Herren treu bis in den Tod geblieben ist.“

Salvons Augen wurden glasig. Er drehte den Kopf langsam weg, vergrub ihn in dem Federkissen, aus dem schon die Schäfte der weißen Vogelpracht herrausstachen. Er schloss die Augen. Niemand sollte sehen wie ihn seine Gefühle überrannten, sein Herz schmerzvoll klagte, sich seine Lunge zusammen krampfte und leise Tränen sich ihren Weg über seine Wangen bahnten. Idoras sah seinen Freund mitfühlend an.

Er wusste wie sich Salvon jetzt fühlte, auch er hatte Verluste erlitten. Und auch wenn er Salvon noch nicht einmal mit Herr ansprechen musste, so drehte er sich um und verließ das Zelt. Ließ Salvon mit seiner Trauer allein.

Zeigte den Respekt den man seinem Bruder gegenüber immer schuldig war, egal als ob Bauer, Soldat – oder als Held.
 


 


 


 

Die Tage vergingen qualvoll langsam und jedes Wesen, egal ob Mensch oder Tier fühlte, wie die Dunkelheit auf die Gemüter der Kameraden drückte und ihre Hoffnungen stetig dahinschwanden. Zu Anfang hatten die Männer noch Umrisse in der Nähe erkennen können, oder einen Nebel freien Platz gefunden. Doch auch diese Phantome waren nun der völligen Dunkelheit gewichen. Als das Licht verschwand, verschwand auch alles Leben in dieser Gegend. Pflanzen verdorrten, der Boden riss auf, Bäche und Seen trockneten bis auf ihren Grund aus und die Tiere verschwanden. Keiner wusste ob sie geflüchteten waren, weil sie die drohende Gefahr gewittert hatten, oder ob sie dem Bodenkriecher zum Opfer gefallen waren. Der Bodenkriecher war nicht nur ein einfacher Nebel, welcher sich wie ein schwarzes Leichentuch über Berg und Tal, Ebene und Fluss ausbreitete. Nein. Der Bodenkriecher war viel mehr als das. Er war ein Bote, ein Vorbote des Unheils, welches sich hinter seinen Nebelschwaden verbarg und nur darauf wartete frei gelassen zu werden. Kadaver und Leiche, egal ob Wesen des Lichts, oder Ausgeburt der Hölle, beide verschlang er und gab sie nie wieder frei. Darum gab es auch nie Friedhöfe an den Plätzen wo sich eine Schlacht ereignet hatte. Er säuberte sie sehr, sehr sorgfältig. Jedoch ob er in der Lage war auch lebendiges Fleisch in den sicheren Tod zu reißen, wusste man nicht. Aber sicher war, dass man das Glück nicht herausfordern sollte, besonders wenn es sich auf den Bodenkriecher bezog. Den der Bodenkriecher war eben nur ein Vorbote...
 

Salvons Wunden schlossen sich schnell unter Calemas sorgsamer Aufsicht und dem gutem Bündel Kräuter, welche er am Tag essen musste oder welche als Pasten, eingehüllt in Bandagen, seine Verletzungen bedeckten. Levias hatte nur halb soviel ab bekommen und war demnach auch schneller wieder bei Kräften. Tatkräftig wie eh und je, half er beim zusammen tragen der Überreste aus dem Lager, beim fangen der Pferde und beim beerdigen der wenigen Kameraden, welche man vor dem Bodenkriecher hatte retten können. Keiner von ihnen wusste wieviele Tage bereits seid der Schlacht vergangen waren, jedoch glaubte Levias ganz schwach die runde Scheibe der Sonne direkt über ihm zu sehen, als er gerade dabei war eines der Gräber mit Erde zu füllen und einen seufzenden Blick Richtung Himmel schickte. Der Schweiß stand ihm auf der Stirn, bedeckte Nacken und Oberkörper und sein Hals war trocken und seine Augen geschwollen. Jeder Augenblick den

er durch die Dunkelheit spähen musste, reizte seine Sehnerven bis an die Grenze ihrer Belastbarkeit aus. Er begang sich langsam sogar zu fragen, wie lange es noch dauern würde, bis er vollkommen erblindet sein würde. Schon von vielen Leuten hatte er gehört, dass sie oder ihre Gefährten durch den Bodenkriecher erblindet waren. Falls diese Männer wirklich im Nebel gewesen waren, hätten sie jedoch bestimmt auch noch andere Verletzungen davon tragen müssen. Arakir hatte es zum Beispiel noch viel schlimmer erwischt. Ihm war die Fähigkeit zu Hören genommen worden. Seine Gehörgänge hatten dem hohem Druck in der Luft nicht standhalten können und sein Trommelfelder zerbartsen, eins nach dem anderem.
 

Nun saß der sonst so fröhliche Bogenschütze nur noch da und betrachtete stumm und mit Trauer erfüllter Miene seinen Bogen. Ein Bogenschütze ohne jegliches Gehör, ohne Sinn für seinen Pfeil und den Wind und seine Umgebung, war im Kampf nicht nur nutzlos, sondern geradezu verloren.

Egal was kommen würde, Levias würde, sobald sie die nächste Stadt erreichten, eine Bibliothek aufsuchen und mehr über den Bodenkriecher in Erfahrung bringen. Wie weit er wohl schon vorgedrungen war? Wieviele Städte und Ländereien hatte er wohl schon in seine tödliche Umarmung gezwungen und sie seinen Kindern ausgehändigt? Levias schmerzte der Kopf vor lauter Fragen, als er plötzlich zusammen zuckte, herumwirbelte

und Iduhá fast mit seiner Schaufel erschlagen hätte.

Mit weit aufgerissenen Augen und rasendem Herzen sah er seinen Komandaten geschockt an. Dieser hatte die Arme schützend vor sich erhoben und spähte nun zwischen ihnen hindurch. Mit Wasserkrügen bewaffnet, wie man sah.

„Pass auf du! Ich bin gewappnet! Mach dir nicht auch noch das letzte Wässerchen zum Feind!“ Levias lachte und ließ die Schaufeln sinken.

„Ja,ihr habt Recht Herr. Davon haben wir hier ja schon reichlich genug.“ Sein Blick wanderte umher. Überall begannen die Kadaver der gefallenen Zyráght bereits im Boden zu versinken. Der Bodenkriecher sich langsam und genüsslich ihrer Innereien und Hüllen bedienend.

Dem einem Zyráght fehlte ein Kopf, dem anderem ein Bein und dem dritten die Augen. Einige waren sogar ihren eigenen Artgenossen zum Opfer gefallen. Oder dem Hass der wütenden Soldaten, deren Raserei, durch den Anblick ihrer gestorbenen Genossen, nur noch mehr angefächert wurde, bis er schließlich in gnadenloser Blutrunst endete. Hass,Wut und pure Verzweiflung hatten auf diesem Schlachtfeld getobt und in Grauen erregendem Ausmaße ihre Spuren hinterlassen.

„Sie waren alle tapfere Männer gewesen. Allein sich auch nur einer ungezählten Menge dieser Bestien gegenüber zustellen, mit nicht mehr als ein paar hundert Soldaten und noch weniger Pferden, ist eine Heldentat.“

„Gewiss. Und noch offensichtlicher ist das Ergebniss der Zerstörung, welches diese Geschöpfe hinterließen.“

Iduhá seufzte tief. Sein Inneres war schon seid Tagen kalt gegenüber all den Gefühlen, die er sonst so sehr geliebt hatte.

Jedoch noch kälter war der Gedanke an die Brüder und Schwestern, die Frauen und Kinder, denen noch klar gemacht werden musste, dass ihre Väter hier, auf dieser Ebene von Cocan, ihr Leben ließen um das ihrer Liebsten zu retten, ebenso wie das von noch vielen hunderten Unschuldigen mehr -wenigstens für eine kurze Zeit.

Wer von ihnen mochte schon zu sagen, wieviele etliche Kriege und Schlachten noch gefochten werden mussten, jetzt da die Schwarz Kutten ihre Finger wieder in dem Gespinde des Schicksals werkeln ließen.

Einhundertzwanzig Soldaten zählte das Heer von Kavadon noch. Und tägliches wurden es weniger. Iduhá schüttelte den Kopf, jedoch vergebens. Die Bilder der vorrangegangenen Tage hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt und würden noch so manch schlaflose Nacht mit sich bringen.
 

„Wohin soll es nun gehen, Herr?“

„Der General will auf dem schnellstem Wege nach Cocan und von dort aus beritten nach Sterda. Er will die Nachricht über den Zusammenstoß persönlich an den König übermitteln.

Ebenso wie er selbst die weiteren Befehle aus Sterda ausführen will. Calemas ist stark beunruhigt über den körperlichen Zustand des Generals. Er sagt seine Wunden würden sich viel zulangsam schließen, und alte wären wieder aufgerissen. Allein diese andauernde Blutung, bringe Mogan in einen durchaus bedrohlichen Zustand.“ Levias sah seinem Gegenüber besorgt in die Augen. Im Lager war der, immer zu währende, schlechte Zustand des Generals kein Geheimnis. Beim Abendmal waren Mogans große Taten ein immer wieder kochender Kessel. Die Ereignisse seiner Vergangenheit waren ebenso legendär wie gefährlich. Und wie gefährlich sie waren,zeigten die sich nie schließenden Wunden auf seinem Körper. Dutzende vergiftete und um das Doppelte gerissene Rillen überdeckten seinen Rücken, seine Brust, Arme wie Beine, vom Gesicht ganz zu schweigen. Einige Soldaten erzählten sogar, dass sich unter der Augenklappe Mogans, ein schimmelndes Auge befinden würde. Andere berichteten von einer leeren Augenhöhle und wieder andere von einem eingesetztem Airiki-do-Sin-Auge.

(Airiki-do-Sin= Vogel ähnliches Wesen; klein; in den Schneeregionen angesiedelt) Ein Airiki-do-Sin-Auge...

Sicherlich nicht gewöhnlich, diese Vorstellung. Aber vielleicht

der Grund weshalb die Leibgarde des Generals keine Soldaten, sondern der beste Heiler des Landes war.

„Bei Sonnenaufgang soll es losgehen. Kram dein Zeug zusammen und kümmere dich um deinen Freund.“

„Was? Morgen schon? Ja aber die ganzen Verletzten! Es sind kaum noch Pferde übrig! Wie sollen wir sie jemals nach Cocan schleppen? Geschweige den nach Sterda? Und das an einem Stück?“ Levias war entsetzt. Das war ein Ding der Unmöglichkeit. Und erst recht der Unmenschlichkeit, diese armen Verletzen in ihrem jetzigem Zustand nach Cocan zu schleppen. Wenn sie Pech hatten mussten sie von dort aus auch noch nach Sterda reiten. Ein sicheres Todesurteil für so manch Soldat, welcher die Schlacht gerade so überlebt hatte.

„Geh früh schlafen, pack deine noch vorhandenen Sachen und kümmere dich um Salvon. Den Rest erfährst du Morgen.“ Mit diesen Worten drehte Iduhá ab und schritt geradewegs in den Nebel hinein, Richtung Lager. Mit einem unverständlichem Gemurmel, war er wenige Augenblicke später auch schon aus Levias Sichtweite verschwunden.
 

Wenn ich es doch nur selbst wüsste alter Freund...wenn ich es doch nur selbst wüsste...



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  sunshishi
2008-05-14T17:58:22+00:00 14.05.2008 19:58
Inhaltlich wundervoll^^

Grammatikalisch noch stark bearbeitungsfähig. Mir sind einige Rechtschreib- und Kommafehler aufgefallen.

SuShi


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