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Deutschstunde: Die Leiden des jungen Werther (1787)

Autor:  Xx_Ai_xX
Brief vom 16.Julius

"Ach wie mir das durch alle Adern läuft, wenn mein Finger unversehens den ihrigen berührt, wenn unsere Füße sich unter dem Tische begegnen! Ich ziehe zurück wie vom Feuer, und eine geheime Kraft zieht mich wieder vorwärts - mir wird's so schwindelig vor allen Sinnen. - O! Und ihre Unschuld, ihre unbefangene Seele fühlt nicht, wie sehr mich die kleinen Vertraulichkeiten peinigen. Wenn sie gar im Gespräch ihre Hand auf die meinige legt und im Interesse der Unterredung näher zu mir rückt, daß der himmlische Atem ihres Mundes meine Lippen erreichen kann: - ich glaube zu versinken, wie vom Wetter gerührt. - und, Wilhelm! Wenn ich mich jemals unterstehe, diesen Himmel, dieses Vertrauen -! Du verstehst mich. Nein, mein Herz ist so verderbt nicht! Schwach! Schwach genug! - und ist das nicht Verderben?

- sie ist mir heilig. Alle Begier schweigt in ihrer Gegenwart. Ich weiß nie, wie mir ist, wenn ich bei ihr bin; es ist, als wenn die Seele sich mir in allen Nerven umkehrte. - sie hat eine Melodie, die sie auf dem Klaviere spielet mit der Kraft eines Engels, so simpel und so geistvoll! Es ist ihr Leiblied, und mich stellt es von aller Pein, Verwirrung und Grillen her, wenn sie nur die erste Note davon greift.

Kein Wort von der Zauberkraft der alten Musik ist mir unwahrscheinlich. Wie mich der einfache Gesang angreift! Und wie sie ihn anzubringen weiß, oft zur Zeit, wo ich mir eine Kugel vor den Kopf schießen möchte! Die Irrung und Finsternis meiner Seele zerstreut sich, und ich atme wieder freier."

Wilhelm laß eben diesen Brief und berichtet Werthers Mutter davon.

 

Mutter: Oh Wilhelm, tretet ein! Habt ihr wieder eine Nachricht von Werthern? Was schrieb er?

Wilhelm betritt das Zimmer und schließt andächtig die Türe.

Wilhelm: Eine Nachricht? Nein, ich komme aus freien Stücken.

Mutter: Wie?

Wilhelm: Atmet tief. Ich sorge mich um Werther, die Vernarrtheit zu dieser Lotten scheint ihm nicht zu                                         bekommen...

Mutter: Dieser Werther... was enflammt ihm sein Herz auch immer wie ein Streichholz und erlischt in naher                             Zukunft nicht...

Wilhelm: Er sieht, wie immer, den Wald vor lauter Bäumen nicht: Sie  ist vergeben! Was denkt er sich nur                                  dabei?

Mutter: Was schrieb er noch?

Wilhelm: Dieses Weib scheint auch nur mit ihm zu spielen, hier die Hand an der seinen, dort der Fuß unter                              dem Tische...

Mutter: Ach weh mir!

Wilhelm: Setzt euch! Ich bin am gedenken, wie Werthern zu antworten, ohne vorzuschreiben, sodass sein                              kindisches Gemüt nicht durchgreift. Wo er doch endlich wieder zur Ruhe gekommen ist in seinem                          Wahlheim. Und doch, so kann es nicht weiter seinen Lauf nehmen, wenn er erwacht aus seinem                             Traume, sucht er wieder aufs Neue, wer weiß wohin es ihn verschlägt.

Mutter: Ist es ohm so schlecht, wenn er Erfahrungen in der weiten Welt sucht? Lasst ihn den Schmerz                                 sammeln und lernen, damit erträglicher zu werden...


Wilhelm: Das ist eure Antwort? Nun, wenn dem so sei... ich werde Werther beruhigende Worte schreiben und                     warten - Einen schönen Abend noch Mutter*.

Mutter: Lasst mich die nächste Antwort wissen! Hustet schwach und winkt Wilhelm aus dem Zimmer.



* Werthers Mutter hat keinen Namen im Stück  und so nennt Wilhelm sie eben auch so.


 


Geplant war eigentlich kaum etwas hierbei, ich wollte einfach nur genauer zeigen, wie sich Menschen mit dem Einschätzen anderer doch irren können. Schließlich wird diese Liebe Werthern zum Verhängnis und sein neuer Weg ist der Selbstmord.


Wer das hier liest hat Langeweile!!! Cya, Ai~



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