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DRAMA!

Autor:  Teilzeitheldin
Okay - bevor's weitergeht mit "Transmediales Erzählen im Comic", widme ich nen Eintrag meiner zweiten großen Leidenschaft neben Comics.

Period Drama!

Es passt eigentlich überhaupt nicht zu dem, was ich selbst als Autorin zeichne oder erzähle. Es passt nicht zu meinen Lieblingsgenres in Film und Fernsehen. Es passt nicht zu meinen anderen Hobbies oder zu meinem Geschmack.
Aber ich LIEBE Period Drama!

Deshalb heute meine persönliche Liebeserklärung an diese High End-Kitsch-Literatur und ihre Verfilmungen.



"Period Drama" bezeichnet eigentlich einen Roman oder ne Novelle (bzw. dessen Verfilmung), die in einem bestimmten historischen Zetrahmen stattfindet. Meine bevorzugte Unterkategorie ist das 19. Jahrhundert.

Was macht Period Drama so toll?

Jede Generation hat ein "Heroic Age". Ein Heroic Age ist ein Zeitalter vor der Gegenwart, das quasi romantisiert wird und von zeitgenössischen Autoren gern als Schauplatz von Storys verwendet wird. Wie z.B. das Mittelalter für uns ein Heroic Age ist - man bedenke mal all die Fantasywerke, die in einem mittelalterähnlichen Setting spielen.
Das Heroic Age ist für den modernen Menschen nicht ganz greifbar, regt aber die Fantasie an. Es liegt so weit zurück, dass niemand mehr sich dran erinnern kann, besteht aber noch im kulturellen Gedächtnis der Gesellschaft. Jede Zeit hat ihr eigenes Heroic Age. Im Mittelalter war z.B. die Zeit der Völkerwanderung das Heroic Age des Mittelalters.
Es gibt sogar ne Faustregel, wie lang das jeweilige Heroic Age immer zurück liegt. Aber so genau erinner ich mich gerade nicht mehr an die Vorlesung.

Jedenfalls kann man beobachten, dass mein bevorzugtes Period Drama Jahrhundert wahrscheinlich gerade auf der Schwelle ist, unser neues Heroic Age zu werden. Man denke an Filme bzw. Romane wie "Der Sternwanderer", die frühneuzeitlich anmuten.
Ich für meinen Teil hab irgendwie ne Abneigung gegen mittelalterliche Fantasy und steh viel mehr auf die (um den Dreh rum) viktorianische Ära.

Period Dramen aus der Zeit sind einfach High End-Romance. Darüber zu lesen, welche Sorgen und Nöte, Hoffnungen, Träume und Ängste die Menschen damals hatten, ist einfach faszinierend. Und aus ihrer Prosa kann man viel eher darauf schließen, als aus neutraleren Quellen. Außerdem fragt man sich automatisch "Wie werden die Menschen in 200 Jahren mein Zeitalter sehen? Wenn ich so lange tot bin wie die Helden meiner Lieblingsbücher und ihre Autoren? Werden die sich denken 'In was für wilden, barbarischen, unterentwickelten Zeiten haben die nur leben müssen?' oder werden sie Twilight als Klassiker der Literatur einordnen...?"

Besonders die Romane weiblicher Autoren sind unheimlich auf das Innenleben der Protagonisten bezogen. Das ist wie die textuelle Entsprechung von Shojo-Rasterfolie. Es ist faszinierend zu lesen, wie die widersprüchlichen Gefühle einer Anne Elliot erzählt werden, wenn sie ihre verlorene Liebe wieder trifft. Oder das stolze, aufrechte Naturell von Jane Eyre, wenn sie von Thornfield flieht. Insgesamt wird so viel mehr auf das Gefühlsleben der Figuren verwand, wird der Mikrokosmos der gesellschaftlichen Kreise und der darin waltenden Figuren beleuchtet.
Und wenn man fertig gelesen hat, entdeckt man meist die Leitidee des Autoren und kann schließen, welche Figur welchen Schlag Mensch oder welche Idee verkörpert hat und was der Autor damit bei seinen zeitgenössischen Lesern vermitteln wollte.


Oh.
Und das jetzt nur am Rande:
Ich hab mir diese Woch endlich die "Sturmhöhe" von Emily Brontë gekauft. Und bei einer Ausgabe war doch tatsächlich ein Sticker mit dem Werbeslogan "Das Lieblingsbuch von Bella und Edward aus Twilight!" drauf.
Ich glaub, es hackt.
Ernsthaft!!
Dann hab ich per Google herausgefunden, dass ein Zitat von Wuthering Heights (Sturmhöhe) in Twilight auftaucht. Und zwar plus minus ein paar Zeilen folgendes:

(Cathrine zu Nelly über Heathcliff)
"Der eigentliche Sinn meines Lebens ist er. Wenn alle Menschen zugrunde gingen und er allein bliebe übrig, dann lebte auch ich weiter; blieben aber die anderen verschont und er würde vernichtet, so würde die Welt für mich kalt und fremd..."

Dann gehts noch etwas weiter und Cathrine beschreibt Heathcliff als sowas wie ihr "Ich" außerhalb ihrer selbst. Heathcliff als ihr Seelenverwandter und Teil ihrer selbst.


Wenn Wuthering Heights Frau Meyer zu Twilight inspiriert hat, dann hat sie entweder nur den Umschlag gelesen, oder war während der Lektüre high.
Anders kann ich mir nicht erklären. Cathrine und Heathcliff sind irre. Wirklich wahnsinnig. Zwischen ihnen existiert keine richtige Liebe - es ist Besessenheit.
Sie sind voneinander besessen und können sich einerseits nicht voneinander abwenden, verletzen sich aber andererseits unablässig gegenseitig. Cathrine heiratet einen anderen - den sie übrigens auch liebt - und Heathcliff heiratet dessen Schwester nur um dann systematisch alle zu vernichten und zu erniedrigen, die er für sein Schicksal verantwortlich macht. Cathrine stirbt, weil sie sich in einen selbstsüchtigen, hysterischen Anfall hineinsteigert und sich absichtlich krank macht, um ihren Mann und Heathcliff zu bestrafen. In der Sturmhöhe gibt es keine Liebe ohne Leiden. Die Liebe fesselt die Figuren aneinander, bis die sich vor Schmerz selbst verletzen und alle um sie herum. Die Liebe ist eine Kette. Eine Handschelle. Eine monströse Besessenheit, die allen den Tod bringt am Ende. Der einzige, der einigermaßen frei ist, ist Cathrines Ehemann, der Freude an seiner Tochter findet und schließlich mit sich im Reinen ist. Aber auch nur, weil seine Liebe keine Besessenheit war und er Cathrine nach ihrem Tod gehen lassen kann.
Heathcliff dagegen bildet sich ein, von ihrem Geist verfolgt zu werden und übt grausame Rache an allen, bis er irgendwann in den Wahnsinn getrieben vor Erschöpfung stirbt.
Er gräbt übrigens zwei Mal während des Romans Cathrines Leiche aus.
Wie man aus diesem Roman eine Stelle raus reißen und in eine seichte Schnulze wie Twilight stecken kann, um ein bisschen was über romantische Liebe rumsülzen zu könnnen, ist mir ein Rätsel.
Wuthering Heights ist nicht romantisch. Es ist ein grotesker Abriss der Besessenheit und der schrecklichen Folgen, die der Wunsch nach Rache und unerreichbarer Gerechtigkeit den Menschen bringen kann. Besessene Liebe zerstört dich, wahre Liebe kann loslassen.
Hätte Frau Meyer den Roman verstanden, hätte sie ihn niemals zitieren können.

Soviel dazu.
Falls sich jemand für das Thema interessiert, verlinke ich euch einen tollen Blog:
http://enchantedserenityperiodfilms.blogspot.com/
Da gibts auch jede Menge weiterführender Links.

Bücher, die ich empfehlen kann:

Pride and Prejudice
Persuasion
Sense and Sensibility
Mansfield Park
Emma
Jane Eyre
Wuthering Heights
North and South
The Picture of Dorian Grey

Und dann gibts noch diesen Youtube-Kanal, der ein paar schöne Vefilmungen hat:
http://www.youtube.com/user/PeriodxDrama
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Datum: 27.06.2011 17:39
Ist Rupert-Penry Jones nicht heiß oder unser Colin Firth *_*
*saber* xDDDDDDDDDDDDD

Jane Austen lebe hoch!!!!!! *///////////////*
~I can see Angel wings on your shoulders~


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